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-lummer 119 — 27. Jahrgang H,chkMi 6 mal „Schen». mit den tlluslr. SrattSb,klagen .Dt» »»»' und .Für unlere «leinen Leute', lowl« den TepbeUagen uenno-Blatt', .UnlerhaUung und Wtflen'. .Dt« Well der Lau'. .Aerztttcher Ratgeber'. .Da» gute Buch'. .Filmrund. Ha»'. Monalltcher Be»«,»pr«t» S Mk. elnschl. Bestellgeld. Iwjcluunimer lv Z Sonnabend» u. Sonntagnummer UO z. Hanplichristiriter: Tr.«. DeSezy». Dresden. LüchMhe Sonnabend, den 28. Mai 1928 «erlag»«»», TreSde» «nzeigenpretsei Die lgespaltene Petttzetle :»« ^. Familie». «Helgen ».Stellengesuche »UH. Die Pelttrellamezeil». Uttiruu breit. L Für Anzeigen außerhalb de» Verbreitungsgebiete» 4«^,diePelttrellainezeil« t.«o^.Oflerlengeb.ir« Z. Im Fall« höherer »«Walt erlischt ,ede Verpflichtung aus Lleserung so»«» Erfüllung v. Anzeigen-Aufträgen u. Leistung v. Schadenersatz, Geschäftlicher Lei«: Artur Lenz, Dresden. ^ ^ ^ «eiqawiqer Leu: Artur Lenz. Dresden. oolrsseituna itteschäftSftell«, Drultu.Verlag: «ermanta, A.^». ,ür Verlag und Druikeret,Filiale Dresden, DreSden-A. l. PolicrslraßeN. F«mru»2l0l2. Voltfchecklonto Dresden Nos. Bankkonto Stadtbant TreSden Nr. «171» Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Sächftschen VolkSzettuna DreSden-Altstadl t. Polierstraße 17. Fernrui 2Ml> und 21012. Gefängnisstrafen in Kolmar Der Ausklang des Autonvmislen-Prozeiies — Ein polittsches Urteil Kalmar. 25. Mai. Nach LAstündiger Beratung der Geschworenen im Kal marer Autonomistenprozeß wurde gestem folgende Entscheidung über die Schulüfrage verkündet: Die Frag«, ob ein Komplott gegen die Sicherheit des französischen Staates vorliege, wurde bejaht. Außerdem bejahten die Geschworenen die übrigen Schuldfragen lediglich bei Ricklin, Schall. Faßhauer und Rossö. Die Angeklagten Hauß, Schlegel, Baumann, Kohle. Würß, Heil, Reisacher, Eggemann, Solveen. Stürmet und Schweitzer wurden srelgesprochen. Während draußen aus den Straßen fortgesetzt größter Lärm, Heulen und Pfeifen der vor dem Gerichtsgebäude war tenden Menschenmenge zu hören ist, wird der Gerichtssaol mit sämtlichen Trckünen von der Polizei geräumt und die Aus gänge militärisch besetzt. Die vier Verurteilten Dr. Ricklin, NossS, Faßhauer und Schall befinden sich auf der Anklagebank und warten die Verkündung des Gerichtshofes über das Straf maß ab. Nach längerer Zeit erscheint der Gerichtshof und gibt fol gende Festsetzung des Strafmaßes für die vier Verurteilten bekannt: Alle o»er Angeklagten. Dr. Ricklin, Rosse. Faßhauer und Schall, werden zu je einem Jahr Gefängnis unter Anrech nung der fünf Monate Untersuchungshaft verurteilt. Ferner wird ihnen aus die Dauer von fünf Jahren der Aufenthalt im Elsaß »erboten. Der Präsident gab den Angeklagten bekannt, daß sie innerhalb dreier Tage den Antrag wegen Kassation des Urtei- les beim Pariser Kassationshos einreichen können. Die Vertei digung versucht mehrfach das Wort zu ergreifen, wurde jedoch vom Präsidenten daran gehindert. Die Schluhansprache des Präsidenten an die Geschworenen ging im allgemeinen Lärm unter. Die vier Angeklagten verabschieden sich von ihren Ver teidigern und umarmen sie. Unter großer Erregung leerte sich der Gerichtssaal, während man draußen fortgesetzt noch das Schreien und Pfeifen der Menge hörte. Das Gericht wird noch beschließen, wo sich die Verurteilten während der sünf Jahre des Aufenthaltsoerbotes im Elsaß auf zuhalten Hecken. Wie von der Verteidigung mitgeteilt wird, ,»Verden di» Verurteilten ein Gnadengesuch nach Paris nicht einreichen; dagegen werden sie innerhalb der vorgesehenen drei tägigen Frist Einspruch Leim Obersten Pariser Kassations- Hof gegen das Urteil erheben. Die freigesprochenen Eisüssrr Sr»? lassen noch im Laufe des heutigen Abends das Gefängnis bis auf die beiden Angeklagten Baumann und Köhler, die wegen Spionageverdachts weiter in Haft bleiben. Der Verlauf des Kalmarer Prozesses Hot bewiesen, daß ernstes Material gegen die Elsässer Autonomisten nicht vorzu bringen war. Dennoch ivar von vornherein zu erwarten, daß eine Verurteilung erfolgen würde. Sie mußte aus politischen Gründen erfolgen, um die Regierung nicht bloßzustellen. Der Freispruch der meisten Angeklagten und das geringe Maß der verhängten Strafen zeugen dafür, daß der Gerichtshof selbst seiner Sache nicht sicher war. Der Kalmarer Prozeß ist neben dem russischen Schachty-Prozeß eines der schlimmsten Beispiele für den Mißbrauch, der heute zu politischen Zwecken mit der Justiz in westlichen und östlichen Ländern getrieben wird. Llue Rede Vaul-Voucoins Paris, 23. Mat. Der sozialistische Abgeordnete Paul-Boncour hielt heute in einer sozialistischen Versammlung in Paris eine Rede. Er führte aus, daß die sozialistische Partei nicht unbedingt in der neuen Kammer Opposition machen werde. Sie würde aber dazu getrieben werden, wenn die neue Kammer der Politik von Locarno und Eens sich entgegenstellen und dem von links stehenden Wählermassen zum Ausdruck gebrachten Willen Hindernisse bereiten würde. Paul-Voncour kam im Laufe seiner Ausführungen auch auf den Kelloggschen Antikriegspakt zu sprechen. In der Politik genügten theoretische und sentimentale Versicherungen nicht, wie es die Gefahr mit den Pakten nach Kelloggschem Muster sei. Er befürchte, daß dieser Weg von dem des Völker bundes absühre, den man nicht schwächen, sondern stärken müsse. Auch zu den deuts chen Wahlen nahm Paul-Boncour Stellung, indem er den Sieg der Sozialdemokratie begrüßte, obwohl er, wie er betonte, nicht übertriebener Vorliebe für die deutsche Sozialdemokratie verdächtig sei. Natürlich werde nicht alles mit einem Mal« wie durch ein Wunder geregelt werden. Biele Schwierigkeiten stünden noch zwischen Deutschland und Frankreich trennend im Wege. Die deutschen Sozialisten seien mit Recht auf die Interessen ihres Landes bedacht: sie hätten sich anscheinend bisweilen darüber gewundert, daß er, Paul- Boncour. nicht weniger sich um die Interessen seines Landes kümmere. Der Sozialist Paul-Voncour begrüßt den Sieg seiner deutschen Parteigenossen, der im Interesse des Friedens und der deutsch-französischen Verständigung erfreulich sei, er wähnt dann aber sie Schwierigkeiten, welche dieser Ver ständigung noch hindernd im Wege stünden, ohne sie im einzelnen zu nennen. Wir müssen also wohl annehmen, daß er damit jene Vorbehalte meint, die er in einem sehr merkwürdigen Interview eines Pariser nationalistischen Blattes zum besten gab, nämlich die Notwendigkeit von GegemLlitlln^en und besonderen Sicherungen, die Deutsch land Frankreich gegenüber zu leisten habe, bevor an eine Rheinlandräumung zu denken sei. Paüt-DöN5?ur beendet sich damit im Widerspruch zu seiner Partei, welche sich kanntlich für bedingungslose Räumung aus gesprochen hat, und es wäre zu wünschen, wenn die Partei den deutschen Linkssieg zum Anlatz nähme, um deutlich von Paul-Boncour abzurücken. Wie fest der Komplex der Bünd nisse und Sicherheiten im Kopfe Boncours verankert ist, geht auch daraus hervor, daß er in dem Kolleggschen Pakt „eine theoretische und sentimentale Versicherung" sieht, so lange sie nicht die französischen Alliarrzvorbehalte fixiert und Sanktionsvorbereitungen trifft. Ne Meilsmethode -es russischen Atheismus (Von unserem Vertreter.) Lv. Moskau. 21. Mai. Das erste Jahrzehnt der Sowjetherrschaft in Rußland hat dem Leninismus nicht den vollen Erfolg gebracht. Denn dazu gehört auch dke vollständige geistige, religiöse Um wälzung, die Lenin stets als einen integrierenden Bestand teil des Marxismus angesehen hat. Lenins Forderung nach Beseitigung der Religion als des „Mittels zur Knechtung und zur Ausbeutung" des Menschen ist nicht so rasch durch« geführt worden wie seine Forderung nach Sozialisierung des ganzen wirtschaftlichen Lebens. Eher ist es Lenin gelungen, dem russischen Volke seinen gewohten Wodka vorzuenthalten oder zu entwöhnen, als es von dem geistigen Fusel „zu be freien, in dem die Knechte des Kapitals ihr menschliches Bild untergehen lasten", wie er die Funktion der Religion vergleichsweise näher kennzeichnen möchte. Und er be dauert es in einem Briefe an Maxim Gorki so sehr, daß selbst die freiesten Länder nicht mit der Religion fertig geworden sind. Was aber das erste Jahrzehnt nicht erreicht hat, soll das zweite -Jahrzehnt wenigstens vollbringen. Die athe istische Kampforganisation, die sich S. B. (Sowjet Besbosch- nikow, d. i „Rat der Atheisten) nennt, hat sich in eine straffere Organisation umgeschaffen, wie sich ein Aktien verlag des Besboschnik eine rührige Pressestelle und Publi kationsgelegenheit gegründet, und sie ist jetzt entschlossen, nach mancher Entäuschung, die sie erlitten hat, die Arbeit wieder neu aufzunehmen und die erlittenen Schlappen wieder auszumerzen. Die zehnjährige eigene Erfahrung, die Beobachtung der Methoden der Vorkämpfer für den Gotlesglauven, die Fühlungnahme mit dem internationalen reidenkerbund, alles das soll neue Anregung für den ampf geben. In einem großen „atheistischen Museum" in Leningrad, dem ersten dieser Art, hat man jetzt alles Mate rial gegen Gott zusammengetragen. In diesem Museum geht das Volk aus und ein Tag für Tag, oft 500 Menschen am Tage; in einer wundersamen Zusammenstellung aller Gottheiten (bis auf Mussolini) und aller religiösen Ge bräuche aller Zeiten und Völker wird versucht, die religiöse Kesiiurung zu erschüttern und dem Volke seinen bisherigen Glauben an Gott, göttliche Bücher und hl. Bilder völlig zu verleiden. Durch Vorführung von Greuelbildern und Marterwerkzeugen der Inquisition soll ihnen ein Gruseln vor der Religion beigebracht werden. Beim Be suche ist dem Volke reichste Gelegenheit zu beliebigen Fragen geboten, die in ebenso antireligiösem Sinne beantwortet werden, wie sie meistens auch schon (wohl von eigens dazu bestellten Besuchern des Museums) gestellt werden. Die „Stimme Gottes" wird dem Besucher dargestellt durch aller hand mystische Geräusche und durch Elockengeklingel und Geläute. Es ist ersichtlich, daß durch diese Methode mehr das arbeitende und bedienstete Volk erreicht wird als das Landvolk, das solchen Kulturzentren sich noch fernhält. Für das Land aber hat der Atheismus seine eigen« Methode ausgedacht. Man hat schon längst die Wahrneh mung gemacht, daß dem Landvolks der Glauben schwerer zu verleiden ist als dem Städter. Auf dem Lande, so behauptet man, sitzt die ganze Stärke der religiösen Reaktion, dort ist noch der Einfluß der Kirche und der Priester am unbe rührtesten geblieben, dort haben bisher die Methoden des Atheismus versagt. Darum die erneute Forderung nach Sozialisierung des Dorfes durch vermehrten Eintritt von Armen und Unbemittelten in den Dorfsojus, d. h. den Dorf rat, in dem bisher die reichen, begüterten Bauern (Kulaken) noch eine ziemlich ausschlaggebende Rolle spielen. Es soll aber vermieden werden, dem Volke direkt von der Religion zu sprechen, vielmehr will man durch naturwissenschaftliches senken und durch materialistischen Geist dem Volke den Eottesglauben allmählich und schmerzlos nehmen. Daneben wird aber auch die Gründung von Zellen der Meistens d. h kleiner Gruppen zur Agitation), sowie massenhafte Organisation aller Freidenker auf dem Land« und im Dorfe für notwendig befunden. So hofft man mit der Zeit ganze atheistische Dörfer schaffen zu können. Wie dem Dorfe, so glaubt man jetzt auch der Frauenwelt mehr Aufmerksamkeit schenken zu müssest. Tie Frau ist ja von Haus aus religiöser als der Mann und darum halt sie auch zäher an der Religion fest. Daher soll der Frau gezeigt werden, welche Rolle sie im Christen tum und welche sie im Sozialismus spielt. Hier frei und unabhängig und gleichberechtigt, dort zur Sklavin des Mannes erniedrigt, ausgebeutet und dem Willen des Man nes unterworfen, alles dies dank der christlichen Lehre. Die Frau auf dem Lande soll auch durch das neue sowjetistische Di« heutig« Nummer enthält das St. Benno-Vlatt, des Sonntagsblatt für die Diözese Meißen. System besonders gehoben und wirtschaftlich befreit werden. Die durch den Staat eingeführten Traktoren, Separatoren, «letteischen Kräfte und durch die staatlichen Tooperationen sollen da» Leben der Frau und ihre Arbeitslast besonders erleichtern helfen, so daß sie endlich ihre Antipathie gegen den Kommunismus ablege und aufhöre, in ihrem Hause einen Winkel dem Bilde Lenins einzuräumen, im andern Winkel noch vor dem Ikon (Heiligenbild) ein Lämplein an zünde. Dem noch gläubigen Landvolke aber soll die Reli gion als eine soziale Erscheinung hingestellt werden, die bei der eingetretenen Veränderung der sozialen Verhältnisse heute ihre Rolle ausgespielt habe. Alle diese Fragen über das Verhältnis der Religion zum Leben und zur Wirklichkeit, die Lenin von allen Seiten angepackt misten will, werden zum Zwecke der Agitation zu sammengestellt in zwei Handbüchern, einem für die Hand der Arbeiter, dem andern in veränderter Form für die Hand derBauern , die beide im Verlage des Bes boschnik erscheinen, ie in Anlehnung an bereits erprobte Methoden prinzipiell dem religiösen Leben zu Leibe rücken sollen, und die wesentlichen Fragen des Christentums vom Standpunkt des Sozialismus beleuchten, wie die Frage nach dem Ursprung der Religion, nach der Existenz Gottes, historischen Persönlichkeit Christi, nach Gründung und Ausbreitung der Kirche, die, wie eine beigeleate Karte be weisen soll, in Rußland an vielen Stellen mit Feuer und Schwert ausgebreitet worden fei. Diese beiden genannten Werke, die mit Hypothesen operieren, die von der deutschen Wissenschaft längst überholt sind, werden nicht nur den Propagandisten, sondern auch dem Arbeiter und Bauer direkt selber in die Hand gegeben, und sollen als Volksbücher angesehen werden. Sollten diese Bücher wirklich dieses Schicksal haben, populär zu werden, so wäre es wohl anzunehmen, daß der ungebildete Russe, der mehr seine Liturgie als seinen Glauben kennt, zunächst in einen Zustand der Skepsis dadurch versetzt und schließ lich dem praktischen Unglauben entgegengeführt werden wird. Das zweite Jahrzehnt des Bolschewismus muß es zeigen, wie weit die von den atheistischen Führern Luka- schewski und Zaroslawski geeiteten Agitationen dem reli giösen Leben Rußlands Abbruch tun, und wird auch dar tun. wie weit dann nach Schwinden des Christentums noch die im russischen Volke steckenden toten oder lebendigen Reste des Heidentums wieder aufleben werden. Wl. S. Solow- jeff behauptet, wenn der hl. W l a d i m i r sich nicht beeilt hätte, das Christentum in Rußland einzufllhren, so wäre er selber zum Sonnenkönig des russischen Volkes geworden. Heute aber, wo man sich beeilt, das Christentum in Rußland wieder abzuschaffen, schickt sich ein anderer Wladimir (Jlitsch Lenin) an. der Sonnengott des russischen Volkes zu werden, und dem Schicksal nicht zu entgehen, dem Wladimir der Große entgangen ist.