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Wahlkreis Leipzig Burgstädt. Soz. 1246, Dnat. 293, Zentrum 10 (9). D. Bp 558, Kom. 855. Dem. 416. Wirtsch. 638. Nat.-Soz. 50. Völkische 11. Bolksrechtsp. 269. Altsoz. 59. Sachs. Landv. 12. sonstige 7». Coldrtz. Soz. 965. Dnat. 149, Zentrum? (3). D. Vp. 293. Kam 373, Dem. 286. Wirlsch 359. Nat.-Soz. 140. BIK. 6. Volksr. 286, Altsoz. 20, Sachs. Landv. 58. sonstige 35. Hartha. Soz. 1886, Dnat. 262, Z e n t r u m 21 (11). D. Vp. 509. Kom. 835» Dem. 199. Wirtsch. 515, Nat.-Soz. 15, Volk. 6. Volksr. 82. Altsoz. 56. Sachs. Landvolk 130, sonstige 60. Leisnig. Soz. 1736. Dnat. 285, Zentrum 13 (13). D. Vp. 545. Kom. 663. Dem. 147. Wirtsch. 684, Nat.-Soz. 128, Volk. 5. Volksr. 230. Allsoz. 40. Sachs. Landvolk 93. sonstige 41. Markranstädt. Soz. 2501, Dnat. 152, Zentrum 52 (30). T. Bp. 724. Kom. 1,39. Dem. 236, Wirtsch. 415. Nat.^Soz. 27. Volk 12. Volksr 47. Altsoz. 37, Sachs Landv. 37, sonstige 41. Nossen. Soz. 1263, Dnat. 529. Zentrum 7 s5), D. Vp. 289. Kom. 176, Dem. 192. Wirtsch. 497, Nat.-Soz. 32, Volksr. 113, Allesoz. 34. Sachs. Landvolk 29. Oschatz. Soz. 2448, Dnat. 537, Zentrum 33 (28), D. Vp. 687. Koni. 514. Dem. 628. Wirtsch. 693. Nat.-Soz. 40 Volk. 10, Volksr. 158, Altsoz. 32. Sachs. Landv. 56. sonstige 69 Stimmen. Peqa». Soz. 1175. Dnat. 121, Zentrum 13 (10). D. Vp. 3.§. Kom 789. Dem. 240, Wirtsch. 618. Nat.-Soz. 23. Volksr. 229. Allsoz. 2t, Dachs Landvolk 17, sonstige 30 Stimmen. Wahlkreis Chemnitz Glauchau (Stadt). Soz. 6532, Dnat. 909, Zentrum 101 (147),, D. Vp. 1374. Kom. 871. Dem. 679, Volksr. 1015, Linke. Kom. 5d Wirtsch. 2525. Nat.-Soz. 324, Völk.-Nat. Block 24, Christ!.-Net. vauernp. 14. Plaue», Stadt. Soz. 14 393, Dnat. 8670, Zentrum 581 ,641). T. Vv 6191. Kom 10143, Dem. 1752, Volksr. 223, Linke Kom 255. Wirtsch 4099. Nat.-Soz. 7751, Völk.-nat. Block 157, Ckrisll.-nat. Bauernp 193, Volksr. 3071, Mffoz. 901, Hausbes. 99, Tsoz. 41. Schwarzenberg, AmtSbauptmannschaft. Soz. 13 738, Dnat. 4393, Zentrum 127 ( 234). D. Vp. 5376, Kom. 8947, Dem. 1242, Volksr. 210. Linke Kom. 162. Wirlsch. 3355. Nat.-Soz. 2698. Volk. 71. Christl.-nat. Bauernp. 206, Volksr. 1233, Mtsoz. 150, Haushcs. 263, Sachs. Landvolk 1656, Dsoz. 33. Zwickau (Stadt). Soz 15 233, Dnat. 3884, Zentrum 560 (589), D. Vp. 5220, Kom. 4968, Dem. 4021. Volksr. 277. Linke Konn 190. Wirlsch. 1608. Nat.-Soz. 1820. Völk.-Nat. Block 75, Volksr. 1309. Allsoz. 552, Hausbes. 1321, Sachs. Landv. 238, Dtsch.-Soziale 18. Zwickau (Land). Soz. 29 222, Dnat. 2703, Zentrum 128 (215). D. Vv. 3500. Kom. 6321. Dem. 2284. Volksr. 327. Linke Kom. 231, Wirtsch. 6581. Nat.-Soz. 1217, Volk. 56, Christl.-Nat. Bauernp. 201. Volksr. 1263, Altsoz. 391. Dreien und Umgebung Der Wahltag in Dresden Dresden, 21. Mal. Sachsens Hauptstadt bot am Wahlsonntag kaum ein anderes Bild, aks inan cs an sonstigen Regensonnlagen zu sehen gewohnt ist. Lediglich die unvermeidbaren Plakaisteher der Parteien vor den Wahllokalen, ein vor allem um die Mittagszeit etwas regerer Ver kehr auf den Straßen und stärkerer Zustrom nach den Wahllokalen und ab und zu ganz vereinzelt irgendwo ein schwacher, kaum be achteter Versuch, von sahnenbcwehrten Autos herab die Internatio nale oder sonstige erstrebte Partciziele hochlcben zu lassen, ließen das Besondere des Tages erkennen. Gegenüber früheren Wahlen muß man die Propaganda am Wahlsonniag als äußerst gering be zeichnen. Keine einzige Fahne war im gesamten Stadtbild zu sehen außer den regennassen Flaggen der ob des schlechten Wetters unbe- ansprucht an den Landungsbrückcn liegenden Elbdampfer. Soweit sich bis seht übersehen läßt, hat die Wahl einen ruhigen und fricd. liehen Verlauf genommen, sowohl in Dresden als auch nach den bisher eingegangenen Nachrichten tm übrigen Sachsen. Wenn auch der besonder» ln de» frühen Waylstunden heftig niedergehende Regen sicherlich manche Absicht des yrühwählrrS nicht zur Ausführung hat kommen lassen, so wurden doch bereits am Mittag aus zahl reichen Dresdner Stimmbezirken Wahlbeteiligungsziffern von 40 bis 50 Prozent gemeldet. Die Gesamtzisser der Wahlbeteiligung dürste fich in Dresden auf etwa 78 Prozent der Wahlberechtigten halten, eine Ziffer, die zwar sonst im Reiche vielfach nicht erreicht wurde, die aber doch noch eine beträchtliche Gleichgültigkeit politischen Din gen gegenüber zum Ausdruck bringt. Bochum aus der Ausstellung „Dir Technische Stadt" in Dres den. Die Stadt Bochum ist in der Ausstellungsgruppe Hochbau wesen der Dresdner Ausstellung „Die Technische Stadt" mit einem bemerkenswerten Modell des Rathausneubaues vertreten. Das im Rohbau fertiggestellte Bochumer Rathaus wird nach den Plänen von Professor Roth, Darmstadt, auf dem jetzigen Rathausgrundstück zwischen der Allee-, Mühlen- und Albertstraß« errichtet. Das in künstlerischer Vollendung hergestellte Modell läßt die auf ruhige vor nehme Wirkung zugeschnittene Architektur und die außerordentliche Klarheit des Gesömtbaucs erkennen. Es zeigt die machtvolle Wir kung der 23 Meter hohen Hauptfront an der Meestvaße, die eine besondere Ausgestaltung durch den auf Säulen ruhenden östlichen Vorbau, das geschmackvoll bogcnüberwölbte Hauptportol und den westlichen zu den Nachbargrundstückcn überleitenden Vorbau erhält. Stimmungsvoll wird die Wirkung durch den 17 Meter hohen Obe lisken gesteigert, lleberzeugend tritt auch die künstlerische Durchbil dung des EhrenhoseS zutage, dessen geschmackvoller Dachreiter ein von der heimischen Industrie hergrstelltes Glockenspiel enthalten wird. Die monumentale Wirkung der Gesamtanloge wiü> ferner durch die bis zu 20 Meter Höhe aufstrebenden seitlichen Gebäude teile erzielt. Der gewaltige, in Muschelkalkstein ausgeführte Neu bau wird im Jahre 1930 bezogen werden. Neue Konkurse Dresden: Nachlaß Carl Hager sen., Goldorbeiter, Tau. scherstraße 12 (Geschäft Scheffelstraße 15). Anmeldefrist bis 2. Juni. — Nachlaß der Klara Anna Jcntzsch geb. Manisch, Grüne Straße 18 (Geschäftsraum Markthalle Antonsplotz, Stand 128/129). Anmeldefrist bis 28. Mal. — Nachlaß des Kaufmanns Reinhold Paul Schmirgel, Döbelner Straße 100, 2. Anmeldefrist bis 4. Juni. — Annaberg (Erzgebirge): Kaufmann Carl Nebentisch jr., Tannenberg. Anmeldefrist bis 2. Juni. — Kamenz: Fritz Goldberg, Inh. Arno Preß, Kamenz. Anmeldefrist 23. Juni. — Meerane: Mcerancr Mctallwerke» Oschah u. Müller, Meerane. Anmeldefrist 7. Juni. — Ingenieur Louis Emil Oschatz, i. Fa. Mecraner Metallwcrke Oschatz u. Müller, und i. Fa. Emil Oschatz, Meerane. Anmeldefrist 7. Juni. — Chemnitz: Weiß- und Woll- warcnhändlerin Martha verehelichte Hauenstein geb. Schönherr, Chemnitz, Anmeldefrist 29. Mai. — Freital: Glasschleifermeister Richard Adolph, Freital-Deuben. Anmeldefrist 29. Juni. — Riesa: Drogist Max Paul Kreidel, Riesa. Anmeldefrist 5. Juni. — Crim mitschau: Schuhmacher Eduard P. Streicher, Crimmitschau. Anmeldefrist 15. Juni. — Döbeln: Holzhändler Erhardt Merg- ner, Döbeln. Anmeldefrist 30. Mai. — Eiben stock: Bürsten macher Gottfried Herbert Möckel, Schönheide, Anmeldefrist 10. Juni. — Leipzig: Schwenn u. Co., G.m.b.H., Leipzig. Anm. 24. Mai. — Mitteldeutsche Kredit-Genossenschaft, e. G. m. b. H., i. Liqu., Leipzig, Anmeldefrist 24. Mai. — Kaufmann Walter Zachert, Lcip- zig-Lindcnau. Anmeldefrist 24. Mai. — Glauchau: Kolonial- warcnhändler Fritz Hermann Kramer, Glauchau. Anmeldefrist 1. Juni. — Fiedler u Vieweger, GmbH., Glauchau. Anmeldefrist 10. Die Linieniinderung bei der Dresdner Straßenbahn Dresden, 21. Mai. Am Dienstag, den Lll. Mal treten die bereits ange kündigten Aenderungen in der Linlensührung ein. Von der Aenderung «»erden die Linien 1. S, 3, 4. S. 10, 11. 16, 19. 20. 21 und 22 betroffen. Die Linie 8 wird eingezogen. Die neue Route der Linien haben wir bereits ausführlich an dieser Stelle mitgeteilt. Juni. — Kamenz: Molkerei und Kolonialwarenhandlung Wolter Rudolf Thomschke, Kamenz. Anmeldefrist 30. Juni. — Leip zig: Kaufmann Hermann Max Beck. >. Fa. Ovalkunstwerke Veck u. Co., Leipzig-Stötteritz. Anmeldefrist 31. Mai. — Nachlaß Kauf mann und Ingenieur Ludwig Joseph Theodor Schaack, Leipzig. Anmeldefrist 30. Mai. — Nachlaß Kaufmann Albert Haedge, Leip zig. Anmeldefrist 1. Juni. — Pirna: Frau Henriette Williel. mine Minna verehelichte Klug« geb. Lossin, Heidenau. Anmelör, frist 1. Juni. — Brand-Erbisdorf: Schnittwarengeschästs- inhaberin Martha Margarete Emmrich geb. Ritter, Brand-Erbtz- dorf. Anmeldefrist 15. Juni. — Freiberg: Lindner ». Knö del, Freiberg. Anmeldefrist 2. Juni. — Plauen (Vogil.): Hug u. Co., Plauen. Anmeldefrist 5. Juni. — Gardinen, und Wäsche, sabrikant Alfred Edlich, Plauen. Anmeldefrist 5. Juni. — Zit tau: Haus- und Küchengerätehändler Alfons Leder, Zittau, An meldefrist 26. Mai. — Großschönau: Nachlaß Handelsmann Emil Bernhard Fünfstück, Seifhennersdorf. Anmeldefrist 9. Juli. — Reichenbach (Vogtl.): Kolonialwaren- und Lebensmittel- Händler Otto Rudert, Reichenbach i. V., Anmeldefrist 1.' Juni. - Stollberg (Erzgeb.): Deutsche Dasister-Gesellschaft in. b. H., t Liqu., Leipzig-Lindenau. Anmeldefrist 1. Juni Leipziger Sender Dienstag, 22. Mai: 10 00 Uhr: Wirtschaftsnachrichten: Baumwollpreise. Ameri kanische Metallmeldungen des Vorabends. 10.05 Wetterdienst und Berkehrsfunk. 10.20 Uhr: Bekanntgabe des Tagesprogramms. 10.25 Uhr: Was die Zeitung bringt. 11.45 Uhr: Wetterdienst und -Voraussage (Deutsch und Espe ranto und Wasserstandsmeldungen. 12.00 Uhr: Mittagsmusik mit Funkwerbung (Hupseld-Tripho. nola). 12.50 Uhr: Funkwerbenachrichten. 12.55 Uhr: Nauener Zeitzeichen. 13.15 Uhr: Presse- und Börsenbericht. 13.25 Uhr: Funkwerbenachrichten. 14.15— 14.45 Uhr: Leseproben aus den Neuerscheinungen aus dem Büchermarkt. 14.45 Uhr: Wirtschaftsnachrichten: Baumwolle, Landwirischast, Berliner Del Notiz und Berliner Butter. 15.00—16.00 Uhr: Musikalische Kaffeestunde mit Funkwerbnng. 16.00 Uhr: Wirtschastsnachrichten. 1630—17.55 Uhr: Hausmusik im 19. Jahrhundert. (Von 17.M bis 17.55 Uhr: Uebertrogung auf den Deutschlandsender.) 16.50 Uhr (zwischen dem Konzert): Funkwerbenachrichten. 17.55 Uhr: Wirtschastsnachrichten. 18.05—18.30 Uhr: Frauenfunk. 18.30— 18.56 Uhr: Deutsche Welle, Berlin. Lektor Claude (Srander und Gertrud v. Eyseren: Französisch für Anfänger. 19.00—19.30 Uhr: Vortrag des Aerztlichen Bezirksvereins Dres den: „Gesellschaftliche Gewohnheiten im Lichte der Hygiene." (Hygienische Plauderei.) 19.30— 20.00 Uhr: Vortragsreihe: „Auslandsdeutschtum." 1. Vor trag. Dr. Friedrich Metz, Leipzig: „Das Deutschtum in Süd- osteuropa." 20.00 Uhr: Wettervoraussage und Zeitangabe. 20.05 Uhr: Funkwerbenachrichten. 20.15 Uhr: Wagner-Abend. 22.00 Uhr: Pressebericht und Sportfunk. 22.15— 24.00 Uhr: Unterhaltungs- und Tanzmusik. Kaust bei unseren Inserenten! Mädchen im Casv Von Franz Wilhelm Bernetohl. Wenn wir des Mittags auf ein Stündchen in das Cafe kommen, lächeln sie all« drei und grüßen mit einem leichten Neigen des Kopses. Es ist um dies« Zeit meist Hochbetrieb nird sic eilen geschäftig mit Bergen von Kuchen und duftendem Mokka durch die engen Gänge. Sind die Wünsche der Gäste befriedigt, so sitzen sie auf den Hockern vor dem Vüffett und tuscheln. Manchmal aber hängen st« vornübergebeugt, demütig und müde, und starren auf die weiße Schürze, die straff um den mit schwarzem Tuch bekleideten Körper geschlossen ist. Sie müssen zwölf Stunden am Tag in Stickluft und Rauch arbeiten. Auch des Sonntags, wenn blauer Himmel durch di« großen Scheiben lacht. Das ist schwer. Am schwersten aber ist da^ Lächeln. Der Prinzipal will es. Es gehört mit zur Arbeit. Er bezahlt dafür fünfzehn Mark in der Woche. Sonst bekommen sie noch Trinkgeld. Di« Höhe hängt oft von der Dauer, von der Süße, von der Intensität des Lächelns ab. Und abends, wenn sie ihre Barschaft zählen, geschieht ee wohl, daß sie über dieses Lächeln weinen. Die Erste. Wir nennen st« die Großfürstin. Sie ist nicht hübsch, aber ihr Gang, ihr Gesicht, ihre Gesten haben etwas vom Adel einer fürstlichen Erscheinung. Das schwarze Haar ist sauber gescheitelt. Dicht fällt es über die Schläfen und verdeckt völlig die Ohren. In einem kunstvoll geknüpften Knoten, der rund und voll im braunen Nacken liegt, enden die schweren Flechten. Die Groß fürstin ist die älteste. Sie übt so etwas wie Autorität über die anderen aus. Sie spricht wenig und lächelt sehr distan ziert. In dem Blick ihrer matt und müde glanzenden Augen liegt ein Wissen um manche Dinge dieser Welt. Vor etwa zwei Jahren (cs war im Sommer!) kam einmal ein großer, blonder Herr mit Schmissen In das Taft. Er setzte sich täglich in das Revier der Großfürstin (notabene: wir pflegen zu wechseln), bestellte Eiskaffee, den er mit einem Strohhalm nervös trank, zündete sich mit pedantischer Gleichmäßigkeit eine lange schwarz« Zigarre an und blätterte dann in den Zeitschriften. Wenn «r nach einer knappen halben Stund« seine Schuldigkeit beglich, unterhielt er sich länger mit der Großfürstin, als unbedingt notwendig geweschr wäre. Dabei sog er wild an seiner Zigarre, sah unsicher ins Lokal und zerknüllt« den Strohhalm. Ls war immer die gleiche Unruhe. Wir beobachteten ihn zwei Monate, ohne näheres m Erfahrung zu bringen. Meinem Kollegen, einem leidenschaftlicher und verwöhnten Raucher, gelang «» nicht einmal, die Mark« seiner langen, schwarze» Zdrre f elle«. Di« Großfürstin wehrte freundlich, ad^r tzstimmt wenn einmal ein Wortgetändel auf den fremden Gast hinlenkte. Auf einmal blieb er aus. Wir warteten, waren ohne Grund erregt, stellten Vermuntungeu an und erkundigten uns bei den Kolleginnen — selbstverständlich ergebnislos. Die Großfürstin seM lächelte in unnachahmlicher Würde. Uber kurze Zeit darauf wurde sie krank und war vierzehn Tage unsichtbar. Der Prinzipal schimpfte unflätig wie ein Totengräber und schwor, das Mädchen nicht wieder einzustellen. Dann kam sie dock) wieder, unverändert in ihrem Lächeln und in ihrer Haltung. Doch schien uns, als ob der Glanz in ihren Augen gebrochen, als ob ein dichter Schleier darübergebreitet sei, hinter dem das Geheimnis des jungen Mädchens begraben liege. Wir haben nie wieder gesehen, daß die Großfürstin mit einem Manne mehr gesprochen hätte als unbedingt notwendig gewesen wäre. Die Zweite. Me die Großfürstin eigentlich hieß, Zweite hief oben wir nie er fahren. Die Zweite hieß jedenfalls Gert. Sic konnte gar nicht anders heißen, denn sie war schlank, lachte hell und kokett und Log fich wie eine Gert«, wenn ste durch die Gänge eilte. Gert sprach mit einem leichten Zungenschlag. Sie verdeckte das sehr niedlich. Natürlich war sie blond natürlich hatte sie einen Bubikopf, für dessen Pflege sie wahrscheinlich die Hälfte ihres Trinkgeldes anlegte. Gert konnte schmollen. Wer durch Worte oder Gesten knndtat, daß er sie verehrte, bekam ein Stückchen Zucker mehr zum Kaffee. Der Grad ihrer Zuneigung konnte me zu einer Riesenportton Zucker steigen. Man warb förmlich um ihre Liebe. Wer sie aber nicht beachtete, der wurde ge peinigt mit abgestandenem Kaffee, mit schlechtem Rahm, mit einem Existenzminimum von Zucker. Ein solcher Mann konnte nicht Stammgast werden. Dafür sorgte sie. darin hatte sie Er fahrung. Gert war übrigens verlobt. Mit einem Musiker, der die Geige in einem Kaffeehaus des Südens strich. Wir haben sie abends oft im TanLaal gesehen. Dan« strahlte sie und spielte die große Dame. Mit einer Eleganz, die man nicht vermuten konnte. Etmnal hat ste uns ihr« Lebensgcschicksie ählt. (Die Großfürstin hätte das nie getan!) Es ist nichts res damit. Mie vierzehn Jahren begann bereits di« ^ " Was ste mag, sind: D i e D rl t t«. wenn die Großfürstin «in offenes Buch ist (worin man findet), so kann man in dem ihr Mienerffpiel ist es, als frommen Hsiche jene«, die Gett ckb-r ein ikich nur leere, weiße Seiten Antlitz der Dritten lesen. Wenn (es wechselt keineswegs Wr oft), W sehr Name klingt russisch und gibt eine durchaus fatsaie Vorsiel- lung. Sie müßte Selma oder Sigrid heißen, denn der keusch« Rehblick ihrer Ernsten Augen, das flachsblond« Haar, die be hutsam-schwerfällig« Art ihrer Bedienung verraten auf den ersten Blick di« Tochter der friesischen Küste. Wie sie in di« Großstadt kam? Eine sehr einfache Geschichte. Der Kater sinn bei einer Aktion der Rettungsmannschaften am Deich ums Leben. Die Mutter konnte ihren Kindern das Brot nicht mehr schaffen. Mit dem ältesten Bruder, der jetzt ans dem Berg werk arbeitet, zog sie hiecher. Sie paßt nicht in unsere Gegend, sie ist wie eine fremde, kranke Blume, die sich nach dem heimat lichen Erdreich sehnt, daraus sie gewaltsam gerissen wurde. Das alles steht in ihrem Antlitz zu lesen. Mit Männern hat sie nichts zu tun Sie will es auch nicht. Der Bruder sieht abends vor dem CafL und mattet, bis ste kommt. Wir haben in Er fahrung gebracht, daß di« beiden der Mutter alles entbehrliche Geld schicken und schämen uns darob voreinander. Sonja wird nicht ,n der Stadt bleiben. Sie hat es selbst gesagt. Sie will zurück ans Meer. Darüber sind wir traurig. Sie ahnt wohl mit der Klugheit einer Frau, daß zwischen uns ein heimlicher Streit um die größer« Zuneigung ist, aber sie serviert jedem mit der gleichen Aufmerksamkeit den Kaffee und läßt ihre schöne» wasserblauen Märchenaugen nicht ein« Sekunde länger in dem Blick eines ihrer Gäste ruhen. Ein deutsches Institut i« Südafrika. — Die Deutschen der Südafrikanischen Union beabsichtigen, in Paar! bei Kapstadt ein Institut zu errichten, das dazu beitragen soll, der deutschen Kultur in Südafrika zu der ihr gebührenden Geltung zu ver helfen. Das Institut soll zunächst dem deutschen Schulwesen dienen; die beiden ihm bereits angeschlossenen deutschen Schulen ollen zu vollwertigen Anstalten ausgebaut werden und neben ie deutsche Schülerheime treten. Ferner will man in den vcr- chiedenen Orten des Landes Boriräge in deutscher, englischer und afrikanischer Sprache veranstalten, um so die weiteste« Kreis« des südafrikanischen Volkes mit deutscher Kultur in Ver bindung zu bringen, den Deutschgeborenen aber ihr Deutschtum! vertrauter zu machen. Dazu werden auch eine Bücherei und wissenschaftliche Sammlungen beitragen. Endlich beabsichtigt das Inmtut, selbst Forschungsarbeit zu leisten, deren Gegenstand Südafrika, sein Volkstum, seine Geschichte und feine Natur und vor allem die Geschichte des südafrikanischen Deutschtums, di« zum wesentlichen durch Familtenforschuna aufzuhellen ist bilden soll. Das Grundstück für das Institut ist bereits erworben und die Baupläne fertiggestellt. Ostern 1929 hofft man, den Bau beendet zu haben und mit dem Untettcht beginnen zu können. Die Durchführung des gesamten Plans bedarf natürlich der Unterstützung des Mutterlandes; Auskünfte erteilt die Prak tisch« Abteilung der Deutschen Akademie in München, die auch Spenden für da» Institut entgegennimmt.