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Sächsische Volkszeitung : 26.02.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-02-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192502260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19250226
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19250226
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-02
- Tag 1925-02-26
-
Monat
1925-02
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 26.02.1925
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Donnerstag, den 20. Februar 1925. Rr. 17. Leite 3 Tagesneuigketten Dgx Zwischensatt im Tschekaprozetz Erdbeben in Belgien und Holland Lüttich. 25. Februar. Am Montag, kurz vor Mitternachts wurden tu cuiem großen Teil der Provinz Limburg n,,d im Tal des Geer 50 Sctunven lang von kräftigen »»terirdilchew Grolle» begleitete Erdstöße veelpiiet. In einzelnen Lörser» wurden Möbel und andere Gegenstände stark erschüttert oder nmgcworfen. In Lanaeken, wo der Erdstoß besonders >iestlg war, wurden in mehreren Häusern Risse hervorgerujen. — Auch »> Man strich wurden Erdstöße von geringerer Hestizkeit verspürt. Slürme ln Frankreich» England und Oesterreich Wien, 25. Februar. Uebcr Sud steter mark sind schwere Unwetter „iedcrgegangen. In den Gemeindeir Mureck und Schulz bach lwbcn bei einem heftigen Gewitter Hagel »ud Blitzschlag großen Schaden angerichtet. Durch de» heftigen Eisgang der Bäche und Flülse sind viele Brücken sortgerissen oder jchivrr be schädigt worden. London, 25. Februar. In Großbritannien herricht« stürmisches Wetter, .Hagel und Schnee; teiltveise hatte der Wind eine Stärke von 00 Stundenweise». Tie Userdesestigungen »n Folkestouc und Tower sind von dem hohen Seegang« übcrspült. Paris. 25. Februar. An den Küsten Frankreichs wütet seit gestern ein heftiger Sturm, den» bereits verschiedene Tainpfe'- zum Opser gesalle» sind. Ter belgische Dampfer Armesticc ist gestrandet. Man weiß noch nicht, ob bie ReltungSarbeitcn ge lungen sind. Ter spanische Dampfer Golimers, der eine Kohlen ladung an Bord hatte, strandete ebenfalls. Ei» anderer spa nischer Tampfer Rucda ist bei der Insel Tc Re gestrandet. In Eoncarne.ru sind vier französische Fischdampser zusammen- gestoßcn. Die Besatzungen tonnten gerettet werden. Schiffe in Not Aus Hamburg wird gemeldet: Tie Besatzung des Motor- ichisses der Stinucs-Liilie» „Oberschlesten" unier Führung des Kapitäns Tegeler hat die Mannschaft des italienischen TampserS „Ernesioge" »n Aegäischen Meer gerettet. Tas itaiieil'sche L.hiff ist verloren. Tie gesamte Mannschaft ist inzwischen an Bord des deutschen Tampfers wohlbehalten »i Batum gelandet worden. — Aus Reykjavik wird gemeldet, daß die isländische Sch,s,er- flotte in den Hafen zurückkehrte, nachdem sie vergeblich nach zwei isländischen Schiffen gesucht hat, die seit dem Sturm der vorigen Woche nicht wieder gesehen wurden. Man muß daher anuchmen. daß diese beide» Schisse verloren gegangen sind. Es f«„i> dies das Schiss „Lofiur" mit 30 Isländern und „Robert" mit 20 IS (andern und sechs Engländern an Bord. Neue Lawinenvpfer Nus Jnnsbrnck wird gemeldet: Unweit der Alcherbüttc im Paznanntal wurden drei Skifahrer aus Tentschlaud von einer Lawine verschüttet. Einer wurde gerettet, zwei sind vermutlich tot. Tie Verschütteten sind zwei Tainen. Am Kalte,,- bürg fArlberg) wurden sechs Skisahrer aus Oesterreich von einer Lawine fortgerissen. Einer ist tot, dis übrigen wurden ge rettet. — Tas Dorf Psctders im Pajjeiertal wurde von Lawinen stark beschädigt. ft Stapellaus. Der für eine Fahrt »m die Welt be stimmte 20 VOO-Toniiendcimpser der Cuiiardünie „Corinthie" ist, wie aus London gemeldet wird, am Dienstag in Barro w in Furneß, vom Stapel gelaufen. ft Zugzusammenstoß in Amerika. Bei einem Zusammen stoß zweier Züge aus der Strecke Philadelphia—Washington wur den zwei Passagiere getötet und etiva 20 verletzt. ft Ein brennender Schleppdampfer. Die Spandauer Feuer wehr wurde am Montagvormittag alamiert und zwar handelte es sich um einen brennende» Schleppdampfer „Eintracht", der am Bollwerk der Havel lag. Der Dampfer stand in Hellen Flammen. Die Feuerwehr mußte sich vorübergehend zuriickziehen, da sie aus den glühenden eisernen Platten des Schisses nicht arbeiten konnte. Das Schiss brannte vollständig aus. Als Ursache des Feuers vermutet man, daß ein Maschinist aus einem eisernen Ose» große Kohlenstückc fallen ließ. Die Besatzung des Schisses versuchte zunächst selbst, den Brand zu löschen, muhte aber doch die Feuerwehr benachrichtigen. Der Sachschaden ist sehr er heblich. Drei Opser einer Granate. Ein schwerer Unglücksfall er eignete sich in Schwanbeck (Kreis Osthavettand), wo zivei Land arbeiter von einer Granate zerrissen und ein weiterer schwer ver letzt wurde. Die drei Arbeiter waren mit dem Streuen von Dünger auf einem Acker, der sich in der Nähe eines Munitions- schnppens aus der Kriegszett befindet, beschäftigt. Sie fanden bei ihrer Arbeit eine 10.5-Ze»timeter-Schmefelgranate und ein Stahlstück von einer anderen Granate. Mit diesem Stahlstück Berlin, 25. Februar. Der Vorstand der strafrechtlichen Ver einigung tritt an» Mittwochvormitlag 11 Uhr zusammen, um dann gemeinsam mit de» Verteidigern aus dein Tschekaprozctz sich zum Reichsjustizininisler zu begeben. Die Anwälte wollen gegen die Maiidatsentziehung, von der Rechtsanwalt Dr. Sam- t e r, wie wir gestern meldeten, durch de» Präsidenten des Staats- gerichtshofes betroffen worden ist, Protest erhebe» und zwar soll es sich hierbei nicht um eine Sympathiekundgebung für den be tressenden Anwalt handeln, sondern um einen Protest, der aus prinzipielle» Gründe» ersolgt. Leipzig. 25. Februar. In der gestrigen Nachmitlagssitzrnig gab Rechtsanwalt Dr. Rosen seid im Rainen der Gesamt- verleidigung eine Erklärung ab. in der um Vertagung der Ver handlungen ans Donncrslagvarinittag ersucht wurde, da die Ver teidigung bei de» zuständige» Stelle» wegen der Vorgänge am Vormittag vorstellig werden wolle. Reichsanwalt Dr. Ne»- m a ii n erklärte hieraus, bei den Maßnahmen des Vorsitzenden l)aildele es sich nicht um eine Frage der Verwaltung, sondern um eine Rechtsprechung, auf die von keiner Seile ein Einklntz ausgeiibt werde» könne. In, Namen der von ihm vertretenen Behörden bitte er, den» Antrag nicht stattzugeben. um nicht den Eindruck zu erwecken, als ob richterliche Entscheidungen einer Korrektur unterzogen werden könnten. Nach Inständiger Be ratung wird der Antrag der Verteidigung aus Aussetzung der Verhandlungen abgelehnt. Rechtsanwalt Dr. Rosenfeld gab hierauf die Erklärm.g ab. daß die Verteidiger, soweit sie nicht als Offizialverteidiger durch besondere Bestimmungen gebunden seien, der Verhandlung vor Erledigung der Verhandlungen mit den zuständigen Stellen iin Augenblick nicht iveiler beiwohnen könnte», und daher den Saal verlassen würden. Sie würden jedoch die Verteidigung bei- behallcn und am Donnerslagsrüh wieder zur Stelle sein. Sämt liche Verteidiger, mit Ausnahme der Rechtsanwälte Dr. Golo- stei» und Dr. Schümiche». verließe» den Saal. Auf Antrag des Rcichsannialts Dr. 'Neumann ivird die Verhandlung bis morgen vormittag unterbrochen, um inzwischen Offizialvertei diger zu bestellen. Vorher gab der Angeklagte Mayer zugleich in» Aus trage der Angeklagten Kuhls, Intors und Hall»» die Erklärung ab. daß sie mit einem Offizialverteidiger keinerlei Besprechungen abhalten und jede Aussage verweigern wurden, falls sie ilne Wahlverteidiger nicht bekommen würden. » Einbruch bei Dr. Rosenfeld Berlin. 25. Februar. In der Wohnung des Reichstags- abgeordneten Dr. Kurt Rosenfeld, Berlin, Holsteiner Ufer 20. der zur Zeit als Verteidiger im Tschekaprozeß in Leipzig tätig ist, wurde in der Nacht zum Dienstag ein Einbruch verübt. Die Täter, die die Verdi,idungstnr nach den Schlafräuinen der Fa milie abgeschlossen halte», um ungstört arbeiten zu können, ver suchten vergeblich, einen im Schreibtisch befindlichen Tresor zu erbrechen. Infolgedessen zertrümmerten sie den ganzen Schreib tisch und nahmen das Stahlfach mit, ebenso wertvolle Teppiche und sonstige Wertgegenstände. Isaak Barmal aus der Kasl enilassen Berlin. 25. Februar. Der 21>ührige Student der Handels hochschule in Wien, Isaak Barmat, ist «ns Beschluß des Kaminergerichis gestern abend aus der Haft entlassen worden. Isaak Barmat hatte, wie von seinen Verteidigern geltend gemacht wurde, mit den Geschäften seiner Brüder nie etwas zu tun ge- l>abt. Er ivar zur Zeit der Verhaftungen nur nach Berlin ge kommen, um die Weihiiachlsserien im Kreise seiner Brüder zu verbringen. klopfte» sie nun ans die 10.5 Zentimeter-Granate los, wodurch sic zur Eplosion gebracht wurde. Die Wirkung war entsetzlich. Alle drei Arbeiter wurden von de» Sprengstücke» getroffen. Der Arbeiter Kraflschick war sofort tot, der Arbeiter Oiischa erlitt so schwere Verletzungen, daß er im Kraiikenhausc verstarb. Der dritte Arbeiter, namens Sadol, dürste am Leben erhalten bleiben. — Eine neue Heilmcthrde der Fettsucht. Wie der erste Asiistent der ersten Wiener medizinischen Klimt, Professor Tr. Eppingcr, in der Gejellschajt der Aerzte aiisfirhrte, hat das Novasuol, ein Ouecksilbrrpräparat, das bisher als Anti.-- liletiknm verwendet wurde, nunmehr auch ein neues Anwen dungsgebiet gefunden: tzochgrädigc Fcttlucht, bei der die starte Entwälserung mit Novasuol erzielt wird, auch eine bedeutende Abinageruug zur Folge hat, bclonders wc,,,, sie mit kochsalzarmer T>är verbunden ist. Es wurden die Bilder vvn zw-' sctt- iüchtigen Männern gezeigt, die nach kurzer Novasuolbelchud- lung um 20 Kilo abgeuvmmcu haben, ohne Schädigung ihres sonstigen Vesindens. — Was Nciitzirk verzehrt. Phantastisch sind die Lebens- n.ittelnieiigei!, die täglich „ach Renyork gebracht werden niülsen, damit bie Riesenstadt sich ernährt. TaS Gewicht lämtlicher Lebensmittel zniainiiiengenoinmen macht täglich 250 000 Zent- n e r (nach deutschem Gewicht) ans. Davon sind 35 000 Zentner Fleych und Fische, 70 000 Zentner Brot, Mehl und sonstige Körnersrüchte, Köriirrfruchtiiahrung, 30000 Psund Gemüse, -10 000 Zcnlner Milch, Eier und Kaie, 40 OM Zentner Früchte. 15 OM Zentner Zucker, 30M Zeniner Kaffee, NM Zentner Tee. I» einem Iabre macht das 80 Millionen Zentner an?. Auf de» Kopf der Bevölkerung entfallen also jährlich 10 Zentner Lebens mittel, das sind vier und ein dr'ttel Pfund täglich. As Minlmbnis ier Wimr ÄteisnMil Weimar, 25. Februar. Nunmehr liegt das vorläufige G e > a m t e r g c b n i s der Kreiswahlen aus sämtlichen Thüringer Kreisen vor. In den noch ausstehendcn Kreisen habe» erhalte»: Kreis H > l d b u r g h a u > e n : Kommunisten 1, Sozialdemo kraten 2, Pöllgclze 2, Teutiche Volkspartci 3, Landbnnd 7 Sitze. Kreis Rudolstadt: Kommunisten 2, Sozialbemolraien ö, Landbnnd -1, Bürgerlich-wirtschaftliche Einheitsliste 4 Sitze. Landkreis Gotha: Kommunisten 4, Bürgerlich Wirtschaft liche Bereinigung 4, Sozialdemokraten 2, Landbnnd und Na tionalsozialisten 5. Landkreis Eilen ach: Vereinigte bürgerliche Parteien 8, Svzialdcmotraten 4, Kommunisten 1. Kreis Saalfcld: Sozialvemoirateii 0, Koinmiiiiistcn 1, Kreisbürgerbiivd 8. Temnach haben die Bürgerlichen 8 Sitze erhalten und die Linksparteien 7 Sitze. Bisher ivar das B-» häilm'ü umgekehrt. Landkreis W eiinar : Nationaler Einheiisblock 0, Sazial- demvkrnlen 2, Konnnnnisteil 1, Mittelstandslis!« einen Sitz. S o n d c r s ha u > e n : Land». 4, Sozialdemokraten 3, Böe- gcrliche Einheitsfront 2, Wirtschastsltste 1, Kommniiistc,, 1. Jena. 25. Februar. Bei den Stadt-, (Gemeinde- und Kreis- ratswnhlen in Thüringen sind im ganzen bislscr gezählt worden 202 «>tze der bürgerlichen nno 257 Sitze der Linksparteien. Im ganzen sind abgegeben 412101 bürgerliche Stimmen n»d 328 57 t Liiiksstimmen. Von -en Alifräumungsarbetten Berlin, 21. Februar. Der preußische Barmat- aussch » ß beschüstigte sich gestern mit verschiedenen Schreiben, u. a. von dem Mchsischcn (gesandten in Berlin, Dr. Gradnauer, und dem früheren Reichswirtschaftsminister Robert Schmidt, die sich gegen verschiedene der bisherigen Zeugenaussage» wen den. — Fra» Birk, die 1919 im Büro des Reichspräsidenten als Stenotypistin von Franz Krüger beschäftigt war, erklärte, sie >>abe auf Krügers Anweisung die Empfehlniigsschreiben für Lar- mat ohne Kopie geschrieben. Ans eine Frage des Abg. Dr. Tee» berg (Dn.), ob auch Abgeordneter Heilmann einmal dabei ivar, erklärt die Zeugin, daß sie Heilmann nicht kenne. Als sich dam, Abg. Heilmann unter «»gemeiner Heiterkeit vorstellt, erklärt die Zeugin, daß er nicht bei diesen Besuchen zugegen gewesen sei. — Weiterhin wurde der Geiverkschaflssekretär Baumeister ver nommen, den der frühere Reichslagsabgcordneie Davidsohn als Gewährsmann benannt hatte. Laumeister erklärte: 'Meine Beziehungen richteten sich lediglich auf Sklarz. Ich kene Barmat nicht, ich habe niemals mit ihm in Beziehungen gestanden. Ich habe damals mir schriftliche Niedcrlegnugen gemacht, die ich Herrn Sollmami gegeben habe. Seit sechs Jahren habe ich keine Zeile inehr geschrieben. Ich weiß positiv über den Fall Barmat nichts. Berlin, 24. Februar. (Drahlberichl). Wie die „B. Z." er fährt, Hai der Reichskanzler a. D. Bauer auch sein Amt als stell vertretendes Mitglied des Staatsgerichtshoses zum Schutze der Republik niedergelegt. Lküringsr Vslci 8c>nnlges lleim. Vermuten, kslkons, Osrien mit V/iese sekr rollige Osge. nskesm 'Vslcke. bietetsngenekmen 8o«nn»sr-Nuk«nN»sN Die Soldaten der Kaiserin Roman von Julirna von Stock hauien (24. Fortsetzung.) „Er tanzt gut," lobte die Königin heiter. „Nicht war, er wird Audienz haben wegen dem Freikorps, das er uns stellen will!' Er hat Leben und Feuer." „In der Tat," meinte der Neipperg, „er ist hinreißend in seiner Verve!" „Wir estimieren solck-e Männer;" hell sagte es die Königin. „Er ist Wittmann, nicht wahr?" Der boshafte Neipperg witzelte: „Seine Frau, glaube ich, starb an ihm!" „Nicht doch," verteidigte Khevenhüller: „Sie hat sich „encanailleus" benommen. Er ist Dero Majestät sehr »irritiert." Die Weite des schimmernden Samtes gebauscht, flog Anna Maria von Haydt vor ihrem Partner. Aus silbernen Füßchen schwebte sie, leicht wie eine Blume, um ihn. Der Trenk ließ die goldenen Sporen klirren; die Faust in der Hüfte, stampfte er den Takt. Den Kopf leicht gebogen, tiefen Glanz in den Augen, schimmernd die Lippen, tanzte Anna Maria. Der Jubel der Geigen trug sie über goldene Wolken. Die Arme gehoben, lang sam in feierlicher Drehung, wie eine Betende, glitt sie dahin. Der Trenk kniete, den Kopf zurückgeworfen, die Hand aus dein Her zen, huldigend vor der Frau. — Die Frau lächelte! Ausschrien die Geigen. Die Paare flogen. Rasen ergriss die Haydt; von innerer Flamme geschleudert, brannte sie tanzend empor. Wie Feuer umloderte sie die Werbung des tanzen den Trenk. Noch einmal flohen die Tänzerinnen — sloh Anna Maria, süß träumend Uber goldenen Wolken .... Der Primas ritz den Bogen Uber die Saiten; aufschüumend jauchzte» die Geigen. Die Tänzer knieten, es kniete der Trenk. Hochoufgliihend stürzte» die Tänzerinnen, stürzte Anna Maria in des Geliebten gebreitete Arme. Dan standen die Paare unbewegt; tiefe Verbeugungen rauschten vor der Majestät nieder. Langsam und zeremoniell zogen die Kavaliere die Hand ihrer Dame an die Lippen. Der Trenk küßte die Hand der Haydt — die Haydt sah ihn an — er sah die Haydt. O selige Insel Lytheriens. rose»- und lilienüberschiittet. Wer erblickte die Gestalt des Gottes, der säiattendunkel über blumenbekränzten Festen auswuchs: Eros Thanatos! » » » „Freu' Er sich, Alter!" Der Trenk schlug derb mit der Hand auf des Kainmerpanduren Schulter: „Bald sind wir reitend gegen die Bayern! Gott segne die Königin!" „Gott segne!" murmelte Ianlio. „Werden schönes Fräulein rote Augen weinen, wenn großer Herr reitet!" Er legte den diamanibesetzten Dolman um des Trenk mächtige Schulter». „Väterchen Ianko, was weiß denn Er?" fragte der Trenk lachend. Verschmitzt grinste der Pandur, zog den langen Schnauzbart durch die braunen Finger: „Halten zu Gnaden, großer Herr — is sich Königin wunderbare Majestät — is sich edles Fräulein wunderbare Frau! Großer Herr soll weihe Lilie heimsühren, große Herrin aus Pancraz! Halten zu Gnaden, großer Herr, dein Ianko kecke Reden —!" Ter Trenk zog die Lippe ein: „Du redest über deine» Ver stand hinaus. Brüderchen. Die weiße Lilie würde übel lachen über Pancrazer Bären!" „Gnädiger Herr, halte» zu Gnaden. Würde Ianko Hin- Knien vor die große Herrin, würde Herrin bitten mit aufge hobenen Händen, würde erzählen von alte Haus, wo sich so einsam ist. weil gnädige Herrin Mutter tot; ewig Licht leuchte! Wo Hunde und Bären heulen, käme weihe Lilie, käme Hern», würden sie gezähmt ihre Hände lecken! — Gnädiger Herr, halten zu Gnaden! Gnädiger Herr würde froh werde» mit schönen, edlen Fräulein, wie junger Bursch, wo sich zum erstenmal liebt! Bitte sehr, nicht karbatschen alte Ianko für dummes Reden!" Der Pandur kniete nieder und heftete die Rubinschnallen an des Herren Schuhe. Der Trenk packte den Alten um Schöps, der, am Wirbel zum roigebänderten Zopfe geflochten, über den runden, rasierten Schädel hing. „Ianko, kennt Er so wenig Seinen Herrn? Ianko — wir und heiraten? Ianko. meiner Seel', zähl' Er die Weiber, die ich hätte ehelichen können! Ianko 1 Er hat die Herrin-Mutter gekannt! Ianko. Gott hüte uns vor dein Eheweibc!" „Halten zu Gnaden. Herr — waren alle mehr Disteln wie Rosen: bitte tausendmal Vergebung für freche Rede. Herr! Aber edles Fräulein ist schöne, weiße Lilie!" Wieder spürte der Trenk das seine, geheimnisvolle Bren nen, das ihm die Unberührtheit der Haydt einslößte; Chisurcht vor der stolzen und vertrauenden Leidenschaft des Mädchens. „Lilien soll man nicht brechen, Ianko!" Der Alte sah seinen Herrn von unten herauf an. Der Trenk las ihm seine Gedanken von der Stirn: „Brachst sie gestern nit — brichst sie heut oder morgen — der Ehering n.acht's nit!" Der Trenk wurde zornig. „Gott straft dein Maul!" herrschte er. Der Padur schwieg. „Darauf, daß Er mich schon in den Windeln herumschleppte, braucht Er keine Freiheiten ziehen I" Der Pandur schwieg. „Red' Er, in Tcusels Namen!" „Halten zu Gnaden," sagte der Pandur unterwiirsig, „große Herren wollen Diener hören, aber wen» Diener gleiches sagen, wie Herren denken, zürnen Herren! — Hallen zu Gnaden? Zürnen große Herren aber auch, wenn Diener anders denken! — Halten zu Gnaden!" „Ianko," lachte der Trenk, „Teuselsbrudcr, bist spintisic» lichen Hirns. Wir müssen reiten, Ianko, sonst erstick:» wir in diesem Wust von Festen, Politiken und Praktiken!" „Reiten is gut, Herr!" Der Pandur heftete die großen russischen Ordenssterne an die Brust des Herrn. „Weißt noch, wann wir uns den holten?" Der Pandur grinste: „Gott erhalt? gnädigen Herrn! — Bis alter Ianko stirbt, vergißt er nit, wie großer Herr über die Sturmleiter hinaus nach Choczin hincingestürmt ist!" „Ein heißer Tag damals." erinnerte der Trenk; „hcißere werden kommen. Die Kampagne wird hart werden." „Großer Herr gehen zu der Majestät? Was spricht sich Majestät?" „Ich will dir etwas sage», Ianko, aber wenn du ein Wort davon vorzeitig über deine Lippen rinnen läßt, mag's dein letztes sein: Heute geh' ich die gnädige Königin killen, mich ein Frei korps Panduren bilden und sichren z» lassen. Bcrstehst du, aller Freund, was das heißt?" Der Pandur schnellte aus' „Herr — ist sich Herr Oberst von Regiment? Sind Panduren königliche Soldaten wie Husar und Dragoner? Heilige, schwarze Mutter von Kasan! Ijt'-s möglich? — Herr is sich großer Herr — herrlicher — wunder barer Herr! — Eljen, Eljcn, gnädiger Herr!" „Du freust dich, Ianko?" „Küsft die Händ' und Fuß', Herr! Wir sind Soldaten der Königin wie Husaren und Dragoner, und nit mehr Packeseln von Troßknecht, nit mehr „pcmdurisch' Hund' und Tollpatschen", großer Herr!" „Es ist wahr," lachte der Trenk, „ihr werdet handfeste Mannschaft sein!" „Herr." und der Pandur fletschte die Zähne, „Königin Theresia ist gleich wie Gottesmutter Maria, aber Feinde wer den wir zerreiße» wie hungrige Wölfe. Werden vernichte» wie Jener dürren Kukurucz." Der Trenk lachte unmäßig. „Recht so, so recht so. Alter! Die Königin hat viele Feinde; aber sie soll zum längste» bedroht gewesen sein. Wir werden die Königin glorreich erretten!" Er brach ab. Er schmuiizeUa- „Rote Kappen werdet ihr tragen über de» geschorene!» Köpfen und gelben Dolman. Wißt Ihr, wie ich Euch nennen werde?" — und laut lackend: „Die „Kapuziner des Todes". Was grinst du, Väterchen Ianko?" sFortsetzung folgt.)
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