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Sächsische Volkszeitung : 11.02.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192502116
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19250211
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19250211
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-02
- Tag 1925-02-11
-
Monat
1925-02
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 11.02.1925
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Die masurischen Seen Zum Ivjährlgen Ge-ächlnis -es 7. bis 21. Februar 191S 1. Die Kerbslschlachl 8» Jahre hindurch, von 1893 bis 1913, im Hochsommer, in der Sauregurkenzeit, wenn sich kein Mensch etwas Bösen ver sah. traten in aller Stille heimlich wie die Feisthirsche, abwech selnd in Petersburg und Paris, die russischen und französischen Generalstabsofsiziere zu einer geheimen Sitzung zusammen und berieten, wie man dem deutschen Gegner strategisch die Schlinge um den Hals werfen könnte. Die Protokolle über diese Sitzun gen sind bekannt geworden und lehren auch den Verstocktesten, an „die Schuld Deutschlands am Weltkriege" zu glauben. Punkt 2 des Protokolls, z. B. vom 18. 8. 1911, betrifft die Mobilmachnngsfrage und bringt „mit allgemeiner Zustimmung" die Meinung zum Ausdruck, bah „die Mobilisierung der deutschen Armee" Rußland und Frankreich verpflichtet, alle ihre Kräfte gleichzeitig bei der ersten Nachricht von dieser Tatsache zu mobi lisieren." Dieser Punkt wiederholt sich in jedem Protokoll und kennzeichnet die Harmlosigkeit der Anfrage, welche der Kanzler Bethmann-Hollwcg, das Mädchen aus der Fremde, am 31. Juli abends, nachdem tags vorher bereits die russische allgemeine Mobilmachung angeordnet war. an die französische Regierung richtete, ob nämlich „Frankreich in einem russisch-deutschen Kriege neutral bleiben" wolle. Poincare wird Mühe gehabt ha ben, sein Gesicht wieder in ernste Falten zu bringen, als er die treuherzige Antwort erteilte, „Frankreich würde das tun, was ihm sein Interesse geböte." Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß seit dem Jahre von Algeciras, 1996, die gleichen geheimnis vollen Zusammenkünfte alljährlich auch zwischen französischen und englischen Generalstabsossizieren stattfanden, und daß unser leitender Staatsmann trotzdem bis zum letzten Augenblick glaubte, England werde sich an einem Kriege gegen Deutschland nicht beteiligen. — Punkt 3 des russisch-französischen Protokolls betrifft jedesmal die strategischen Grundgedanken und lautet: „In Uebcreinstimmung mit der Meinung ihrer Vorgänger nehmen die Teilnehmer in allgemeiner Uebereinstimmung an, das; Deutschland den Hauptteil seiner Kräfte gegen Frankreich an setzen wird und gegen Rußland nur einen minimalen Teil seiner Truppen übriglassen. Der russische Generalstabschef nimmt an, daß die vom russischen Generalstabe getroffenen Maßnahmen die Deutschen veranlassen iverden, auf ihre östlichen Grenzen minde stens 5 oder 6 Korps, wie es der französische Generalstab wünscht, zurückzuhalten." Es ist bemerkenswert, wie gut der russische Generalstabsches über die deutschen Absichten unterrichtet war. Tatsächlich war in Aussicht genommen, daß 12 Divisionen, also 6 Korps, nördlich Thorn gegen Rußland versammelt werden sollten. Aber der Ausfall der für das Elsaß bestimmten 6 italienischen Divisionen zwang den deutschen Generalstabschef, der Ostfront 3 Divisionen zu nehmen, so daß ihr nur 9 verblieben, mit denen der russische Feldzug zunächst zu bestreiten war. Jedenfalls war der deutsche Generalstabschef nicht in gleicher Weise über die russischen Ab sichten unterrichtet. Mit 300 000 Mark jährlich, welche für den Nachrichtendienst bis zum Jahre 1912 ausgeworfen waren, wo aus Drängen Ludendorffs der Betrag auf 450 000 Mark erhöht wurde, war allerdings wenig auszurichten gegenüber Rußland, das im Jahre 1912 13 Millionen und im ersten Halbjahr 1914 26 Millionen Rubel für den gleichen Zweck verwandte. Nachteilige Folgen haben die Mängel des deutschen Nachrichtendienstes nicht gehabt, da bereits in der Schlacht bei Tannenberg das gesamte Material der russischen Spionage in deutsche Hände fiel. Und «im Jahre 1910 war es immerhin gelungen, einen Grenzschutz befehl der 26. Division in Koivno zu erhalten, aus der die Auf stellung zweier Armeen gegen Ostpreußen, der Njeinen- oder Wilnaer Armee und der Narew- oder Warschauer Armee, zu er sehen war. Es mar klar, daß die schwachen deutschen Kräfte nur dann Aussicht hatten, glücklich zu operieren, wenn es ihnen gelang, eine der beiden russischen Armeen zu überraschen und zu schla gen, bevor ihr die zweite zu Hilfe kam. Es war weiter klar, daß die masurischen Seen als natür liches Hindernis von 70 Kilometer Ausdehnung die beiden rus sischen Armeen notwendig trennen und daß in dieser Gegend notwendig die Schlachtfelder liegen mußten. Und es ivar endlich klar, daß die beiden russischen Armeen planmäßig, die Wilnaer von Osten nach Westen, die Warsä-auer von Süden nach Norden, operieren und versuchen würden, die deutschen Kräfte zwischen sich in die Mitte zu bekommen und ein zukesseln, wofür wiederum die Gegend der masurischen Seen mit aller Wahrscheinlichkeit in Betracht kam. Darnach war es nur eine Frage von wenigen Tagen, bis die entlegenen und unbekannten masurischen Seen vom Kamps getöse widerhallen und in allen Erdteilen in aller Munde sein würden. General Shilinski, der Oberbefehlshaber der Nordwestfront, der frühere langjährige Generalstabsches der russischen Armee, hatte im Hinblick auf die beiden ihm zur Verfügung stehenden Armeen die Vorhand und konnte dem schwachen deutschen Geg ner das Gesetz des Handelns diktieren. Generaloberst von Pritt- witz, der Oberbefehlshaber der deutschen Kräfte, der 8. Arinee, mußte seine Entschließungen von den Bewegungen des Gegners abhängig machen, hatte aber den Vorteil der inneren Linie. Die ain 13. 8. von General Shilinski ausgegebene Direk tive gin dahin, daß die Wilnaer Armee, die 1., unter General von Rennenkampf, am 17. 8. die Grenze überschreiten und auf die Linie Insterburg-Angerburg. nördlich der masurischen Seen, Vor gehen sollte. Die Warschauer Armee, die 2.. unter General Sam- sonoiv, sollte zwei Tage später die Grenze überschreiten, die ma surischen Seen südlich umgehen, nach Norden einschwenken und in die Linie Rastenburg-Seeburg, rechtwinklig zur 1. Armee, ein- rückcn. In diesem Winkel hoffte man die deutsche Armee zu manöverieren. Die Direktive für die 1. Armee wurde befolgt. Zivar stie ßen ihre in breiter Front vorgehenden drei Korps, fünf Schützen brigaden und fünf Kavallcriedivisionen am 17. 8., dicht hinter der Grenze, bei Stallupönen, auf das ostpreußische 1. Korps, das General von Francois eigenmächtig, voll Tatendrang uns voll Eifer, ostpreußischen Boden vom Feinde nicht betrete» zu lassen, ohne Vorwissen des Armeeoberkommandos 40 Kilometer vor die Armeefront vorgeführt lzatte. In dem sich entwickelnden Gefecht erlitt die russische 27. Infanteriedivision durch die 2. Infanterie- Division eine schwere Niederlage und eines der besten russischen Regimenter, das 105., unerwartet in Rücken und Flanke ange griffen. wurde säst vollständig vernichtet. Indessen war cs nur eine Frage von Stunden, bis dieses vereinzelte deutsche Korps überflügelt und geschlagen oder gefangen war. Aber durch die Munitionsanforderung für die schwere Artillerie des 1. Korps war Generaloberst von Prittwitz aufmerksam geworden, und hatte sich von dem Geschehenen Kenntnis verschafft. Mit Hilfe von Telephon und Telegraph und des im Auto zum General von Francois geschickten Generals Gruncrt gelang es. das 1. Korps rechtzeitig zurückzunehmen. Wenn auch das Gefecht bei Stallu pönen keineswegs im Sinne der deutschen Führung lag, die iin Gegenteil die 1. russische Armee ungehindert vormarschieren lassen wollte, um sie auf der Angerapplinie, in Höhe der masu- risclzen Seen, zu schlagen, bevor sich die 2. russische Arinee fühl bar machte, so dürften doch die Schläge, welche General von Francois, eine überragende Führernatur, bei Stallupönen geführt hat, dazu beigetragen haben, den General von Rennenkampf in seiner vorsichtigen und zaudernden Haltung zu bestärken, welche die späteren glücklichen deutschen Operationen möglich gemacht hat. Bei der 2. russischen Arinee wurden die Direktiven Shi- linskis nicht in gleicher Weise befolgt. General Shilinski selbst hatte seine Direktive etwas geändert, indem er, um die beabsich tigte Umfassung der deutschen Armee, falls sie etwa nach der Weichsel entschlüpfen wollte, „zu einer weiter ausholenden zu machen", den Westflügel der 2. Arinee eine mehr westliche Rich tung nehmen ließ, worin er sich mit dein Wunsche Samsonows begegnete, der gleichfalls eine mehr westliche, allerdings gefähr liche, ihn von der 1. Armee entfernende Richtung anstrebte, um der Bahnlinie Warschau—Mlawa näher zu kommen und den Nachschub für seine Armee zu erleichtern. Aus der Marschrich tung hinter den masurischen Seen entlang nach Norden auf Ra stenburg—Seeburg wurde eine nordwestliche Marschrichtung auf Ortelsburg—Neidenburg—Soldau, wo nur ein deutsches Korps, das 20., unter General v. Scholze, Wache hielt. Dieser Anmarsch wurde zunächst von den deutschen Fliegern nicht bemerkt, weil die Russen so vorsichtig waren, in der Nacht zu marschieren und am Tag zu ruhen. Deshalb wandte die deutsche Führung alle ihre Aufmerksamkeit der Arinee Rennenkampf zu, welche sich bis zum 19. 8. an die Angerapplinie herangcschoben hatte. Ge neraloberst v. Prittwitz hielt den Augenblick zum Schlagen für gekommen und gab seinen drei Korps den Befehl zum Angriff am 20. 8. früh. Wiederum ivar cs General von Francois, dessen 1. Korps den nördlichen Flügel der Armee bildete, welcher den Angriff um 4 Uhr früh eröfsnete. Er hatte seine 2. Division einen Nacht- marsch von 15 Kilometer in die Flanke der Russen aussühren lassen und griff die gegenüberstehende russische 28. Division über raschend und umfassend an. Dein erfolgreichen Vorgehen der 2. Division schloß sich die 1. Division, welcher die russische 29. Divi- sion gegenüberstand, an. Indessen kam der Angriff ins Stocken, Zurückgehende Teile der 1. Division wurden von der Artillerie der 2. Division für vorgehende Russen angesehen und beschossen. Eine islanik entstand. Das Signal „Das Ganze Halt!" und das Eingreifen der Führer brachte die Weichenden zum Stehen. Ge neral v. Francois schob den weiteren Angriff auf und erteilte um 4 Uhr nachmittags den Befehl zur „Gefechisrast". 10 Geschütze und 6000 Gefangene waren eingebracht. In der Mitte der Front trat das 17. Korps unter General von Mackensen morgens gleichfalls zum Angriffe an. Seine bei den Divisionen hatten einen Nachtmarsch von 25 Kilometer hinter sich. Trotzdem ging der Angriff zunächst rasch vorwärts. Gegen mittag kam er gegenüber der 25., 27. und 40. russischen Division zum Stehen. Gegen 3 Uhr nachmittags begannen rückwärtige Bewegungen und um 3 Uhr meldete General von Mackensen an das Armeeoberkommando, das Korps sei geschlagen und die Lage ernst. Den Südflügel der deutschen Front bildete das 1. Reserve- Die Soldaten -erKaiserirr Roman von Julia na von Stock hau>en (11. Fortsetzung.) , „Ich habe ihn um mein Reich verlassen — nun tröstet und stärkt mich seine Liebe nimmer — die Liebe meines Reiches — wo ist sie? Wo ist der Trost und die Stärke meiner Krone, die ich um seine Liebe eintauschte? Ich bin allein mit dem goldenen Reifen, der schwer um mein Herz geschmiedet ist —" Sie ließ die Arme von ihm — sie sank in sich zusammen und, noch immer schluchzend, barg sie ihr Gesicht in den Händen, damit er ihre tiefe Qual nicht sehen möge. » » » Das trübe Licht des Winternachmittags quoll fahl durch die Gassen. Von den Augustinern hatte eben die Vesper geläutet. Im Burghof begegnete Graf Silva Tarouca der Gräfin Anna Maria von Haydt. Sie sah kaum auf, da sie ein paar Warte mit ihm sprach: ungeduldig bohrte sie mit der Spitze ihres violetten Lsderschuhes im dünnen, kernigen Schnee. „Es ist jour d'appartement heute abend bei der Königin", meinte Silva Tarouca: „sind Sie anwesend?" »Ja," sagte die Haydt und sah gegen die Gaffe, von wo zwei Herren näherschritten. „Wie sehr Sie Ihrer Mutter ähneln," sagte der Graf. „Sie haben ihre ganze Grazie geerbt, nur war ihre Mutter schwarz wie alle Carracioli. Ihr Haar aber ist goldig rot. nur die Augen sind dunkel. Wissen Sie, daß Sie sehr schön sind?" Die Haydt lachte, lachte hell und triumphierend: Man war so oft in mich verliebt, daß ich daraus Schlüsse ziehen kann." „Und Sie selbst?" forschte er kühn. , „Fühlen Sie sich schon so alt. daß Sie sich solche Fragen erlauben, Graf?" „Da ich Ihre Mutter zur Sarabande führte und mit Ihrem Vater gegen die Türken ritt, muß ich diese Frage leider bejahen." „Waren Sie dabei, als mein Vater siel?" „Nein, — aber ich kenne sein Grab." Die Haydt lächelte weh: „Wo liegt meine Mutter — wo mein Vater? Wo werde ich liegen? Das Leben spielt uns hart mit!" „Sie waren bei den Augustinern?" zerriß der Graf das Schweige». „Sind Sic so fromm?" „Die Sitte ist fromm," lächelte malitiös die Haydt, „und ihre Majestät ist fromm. Was bleibt uns?!" Sie hob die Schul tern und raffte den Nerzpelz enger. „Ihr Temperament scheint nicht nach vielem Beten zu verlangen?" „Ein gutes Pferd ist mir lieber als eine Betbank, da haben Sie recht, „man cher". Aber adieu, ich muh gehen, sonst ver- zürne ich mich mit Madame Etikette!" Der Gras nahm ihre Hand empor und küßte ihr feines Gelenk. Sie schritt behend die Treppe hinauf, trippelnd folgte ihr die Kammerjungfer. » » * Die Königin arbeitete. Auf ihrem Schreibtisch brannten Kerzen, die siegreich gegen das trübe Nachmittagslicht ankämpf ten. Die Königin las und unterbrach sich manchmai mit kurzen Bemerkungen an den Freiherrn von Cetto. — „Bitt' Sie, Cetto. drei Jahre geht der Prozeß! Das ist ja hirnrissig! Ich werd' grob kehren in den Gerichtskanzleien, der Schlendrian muß mir weg!" Sie las weiter. „Der staat liche Goldscheidcr hat gestohlen, und Weib und Tochter haben ge hehlt! Das Urteil! Der Mann auf Tod, die Hehler auf Zwangs arbeit! Ah, da ist die Revision! Der Mann Zwangsarbeit, die Frau Landesverweisung, die Tochter zwölf Karbatschcnhiebe! Drei Jahre waren sie schon arrestiert! Das hätt' man auch so gleich urteilen können! Das Urteil ist zu mild! Man muß diebische Beamte derb abstrafen: sie sind ein Krebsschaden, aber ich approbiere aus purer Gnad." Sie tauchte die Feder ein und unterschrieb: „Der Tochter die Karbatschenhiebe nachzusehen." — „Der Domherr Herr von Springen prozessiert mit seinem Bruder um ein strittig Erb, das Gericht hat ihn abgewiesen, nun wendet er sich an die hochgnädige Majestät," las Cetto. „Geb Er!" Sie prüfte nach, schrieb dann: „Approbiere das Ur teil!" Und an den Rand „Er soll nicht Schätze sammeln, die Rost und Motten fressen! Er soll auf einen Schatz im Himmel trachten!" Korps unter General von Below. Es hatte am 19. 8. den ganze» Tag an der Angerapp geschanzt. Abends kam der Befehl zum Vormarsch. Nach einem beschwerlichen Nachtmarsche im Be griffe. in nordöstlicher Richtung vorzugehen und das 17. Korps zu entlasten, wurde es vom Armeeoberkommando im Hinblick auf zwei i» Goldap, in der Flanke des Korps, gemeldete russische Korps um 10 Uhr vormittags angehalten. Die 11 Kilometer lange Marschkolonne der 1. Reserve-Division war am Wegesrande bei drückender Hitze zu kurzer Rast niedergesunken, als sie von der russischen 30. Division in die Flanke getroffen ivurde. Der Angriff ivurde abgeschlagen. Ebenso gelang es der Schwester division, einen Angriff der 40. russischen Division abzuweisen. Das Korps war erfolgreich und zu neuen Taten am nächsten Tage bereit. Aber im Ganzen war die Lage undurchsichtig. Die Mitte geschlagen, der Nordflügel von Rückschlägen heimgesucht und nur der Südslügcl intakt. Kein Wunder, daß beim Armeeober kommando in Nordenburg eine besorgte Stimmung Platz griff und die Aussichten für eine Fortsetzung des Kampfes trübe erschie nen. Und da schlug auch schon die Bombe ein: Um 147 Uhr abends kam vom 20. Korps die Meldung, daß die russische Warschauer Armee in Stärke von 4—5 Armeekorps gegenüber der Front Soldau—Ortelsburg die deutsche Grenze mit ihren Ansängen überschritten habe! Generaloberst von Prittwitz versammelte so fort die Herren seines Stabes und erklärte ihnen: „Sie wissen, daß die russische Warschauer Armee uns, wenn wir den Kamps sortsetzen, in den Rücken marschiert und uns von der Weichsel abschneidet. Die Armee bricht deshalb die Schlacht ab und geht hinter die Weichsel zurück." (Fortsetzung folgt.) AINWW-MOM 1» W» LM» (Nachdruck verboten). Vor einiger Zeit hielt der deutsche Luslschisskomman'mit Bruns in der geographischen Gesellschaft in Oslo einen Vor trag über die von ihm geplante Polarexpedition mit dem Luft schiff. Zwei Jahre hat ein deutscher Ausschuß, dem die ersten Wissenschaftler c.ngehöreu, die Frage der Durchführbarkeit einer solchen Expedition geprüft und ist zu dem Ergebnis gekommen, daß mit einem genügend großen Luftschiff von etwa 150 000 Kubikmeter (der „Z. R. 3" besaß etwa 80 000), das eigens sür eine Polarexpedition eingerichtet ist. die Ue'oerquerung des ewigen Eises kein unwissenschaftliches Wagnis mehr darstellt. Die Lö sung der arktischen Probleme, besonders wertvoll für die Meteoro logie und die Goegraphic, aber auch noch sür eine Reihe anderer Wissenschaften von großem Interesse, wird nach Ansicht des wis senschaftlichen Ausschusses, die sich eingehend mit den Brunsschcn Plänen befaßte, von dem Luftschiff, wahrscheinlich nur von dem Luftschiss, geliefert werden können. Der größte Erfolg des deut schen Luftschiffers und zugleich der glänzendste Beweis sür die Durchführbarkeit seiner Pläne ist, das; sich Fritjof Nansen, der große norwegische Polarforscher, in der obenerwähnten Sit zung der geographischen Gesellschaft bereit erklärt hat, sie wissen schaftliche Führung dieser Expedition und den Vorsitz des vor- bereitenden wissenschaftlichen Ausschusses zu übernehmen. Einige Tage später sprach Bruns in Kopenhagen vor Mit gliedern der Luftverkehrs-Konferenz. Mitgliedern der dänischen Staatsregierung und nordischen Wissenschaftlern über die ver kehrstechnischen Früchte, die eine oder mehrere glückliche Polar- expeditionen im Luftschiff zeitigten. Die Expedition soll bewei sen, daß gerade die Arktis wengistens im Frühjahr sür das Luft schiff besonders glückliche meteorologische Verhältnisse bietet. Und ivenn es auf Grund der während der Expeditionen gesammel- ten Erfahrungen und nach Ausbau des meteorologischen Sta tionsnetzes im Polarbecken möglich sein wirb, jenes weite Gebiet der Erdkappe, jene Brücke zwischen Europa und dem pazisischen Ozean, die mit keinem anderen Verkehrsmittel als dem Luftschiss zu befahren ist, mit einer Luftschiffverkchrslinie zu überqueren, so würbe dies ein Erfolg von unschützbarer Tragweite sein. Der Dampfer braucht von Hamburg nach Yokohama 36 Tage im günstigsten Falle; nach San Franziska ist man mindestens 18 Tage unterwegs. Ein modernes Verkchrslustschiff, wie cs heute ohne Schwierigkeit zu bauen ist, überwindet die Strecke von Amsterdam über Kogcnhagen—Leningrad—Archangelsk—Bering straße—Aleuten—Pctropawlowsk—Nokolzama in 7 Tagen. Eben lang — besser ebenso schnell — fährt es nach San Franziska. Da bei führt die Linie nicht auf dem kürzesten Wege — einem größten Kreise — sondern ist aus meteorologischen und fahrtechnischen Gründen so gelegt wie angegeben. Was dieser gewaltige Zeitge winn bedeutet, braucht nicht noch eingehend erläutert werden. Der Weg zur Verwirklichung dieses Projektes führt über die wissenschaftliche Erforschung der Arktis und diese ist nur mög lich mit einem Schiss genügender Größe und geeigneter Einrich tung, und nach Ausbau der Funkstationen am Rande des Polar beckens, die sür die Navigation unerläßlich sind. Bei dem Aus maß des Brunsschcn Projekts ist die Expedition frühestens im Vorsommer 1927 zu erwarten. Aber auch nach glücklich durch- gcführtcm Polarflug wird es noch lange dauern, bis genügend Erfahrungen für eine Verkehrslinie gesammelt sind. — Doch bei der jetzt immer mehr fühlbaren Verlegung des Schwerpunktes wirtschaftlichen und politischen Geschehens vom Abendland nach dem Pazificbecken, wird einmal die Zeit kommen, in der Luft schiffe, ewiges Eis überfliegend. Passagiere und Post in 7 Taaen, ja vielleicht in noch kürzerer Zeit von Europa an die Ostküste Amerikas und nach Japan tragen. Cetto nahm einen neuen Akt: „Die Stadt Braunitz kommt darum ein, daß die gnädige Majestät ihre Kleiderordnung gegen das Tragen seidener Röcke von Bürgersfraucn und goldener Litzen, Pelz, ausgeschnittener Kleider und.alcsanziger Farben sowie sonstigen Älamodenkram approbiere!" Lachend las die Königin, schrieb: „Genehmige nicht! Der Magistrat wird mit seiner Ordnung das Frauenvolk doch niemalen zur Vernunft exerzieren." „Die Zunft der Tabatieremacher bittet alleruntertänigst —" An der Tür klopfte es zaghaft, der Page trat ein. „Was gibt's?" ..Allcrgnädigste Majestät! Ein Kurier des Generals Gra fen Browne bittet untertänigst in dringlichster Angelegenheit —" „Er soll zu Khcvenhüllcr! —" „Dero Majestät, der Graf Khcvenhüllcr bittet des gleichen —" „Item: er soll eintreten!" Der General trat ein. dicht ihm folgend kam der Kurier, ein jüngerer Offizier, verstaubt vom Ritt, vom scharfen Wind das Gesicht gerötet und Schneeflocken im Husarendolman! Der General rief, ohne auf die Genehmigung zu warten: „Euer Majestät, Krieg! Der König von Preußen rückte in Schlesien ein und steht vor Glogau und Breslau!" Die Königin erblaßte. Sie richtete sich aus: „Red Er!" ^ Der Kurier meldete: „Euer ruhmreicher und erhabener Majestät Diener, der General Graf Browne, meldet allerunter»^ tünigst, daß am 18. dieses Monats preußische Husaren unter dein Prinzen Leopold von Dessau die Stadt Glogau umzingelten und sich anschickten, sie zu belagern. Der König Friedrich marschierte in Eilmärschen über Schweidnitz gen Frankenstein und von dat auf Euer Majestät getreue Stadt Breslau. Mein Herr Generals Graf Browne vereinigte seine an Zahl geringe, aber an Tapfer^ keit und Treue große Mannschaft und bezog hinter der Neiße) festes Quartier! Er bittet um weitere Befehle und entbietet Euer Majestät seine tiefste Huldigung!" „Das ist doch ganz unerhört!" rief die Königin. Sie wa» aufgestanden und durchmaß erregt das Gemach. „Krieg! Alsa Krieg! Was sagt Er. Khevenhüller?" (Fortsetzung folgt.)
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