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Ans aller Well Tie cndgülligen Verlustzahlen der sapanischen Erdbeben katastrophe. Der japanische Statistiker Imamura verössent- lichl jetzt die endgültige» Zahlen über die surchtbaren Verluste, die die Erdbebenkatastrophe vom 1. September 1923 verursacht hat. Es hat wohl früher schon furchtbarere Erdbeben gegeben, wie z. B. in Alaska 1889 und in Ehina 1929. Was aber die Zer störung von Tokio und Aokohama zu dem schrecklichsten Unglück der Weltgeschichte machte, war die riesige Ausdehnung der Heuersbrunst: die nur durch die überwiegende Zahl der Holz bauten in den beide» Städten möglich war. Die Gesamtzahl der Toten beträgt 99 331. die der Verwundeten 103733, die der Verminten 13 479. Tie Zahl der Toten in Tokio belief sich aus 59 065 in Hokohama auf 23 440. Zum Vergleich werden die Verluste bei anderen Katastrophen angeführt. Das Erdbeben von Messina sonderte 100 000 Opfer, das in China 1920 180 000, das in Japan 1703 200 000, das in Indien 1737 300 000 Tote. Ter Prozentsatz der Verluste zur Bevölkerung beträgt für Doko- hama 5 5 Prozent, für Tokio 2,7 Prozent Aber in Messina waren die Verluste 10 Prozent, in Easamicciola 1883 70 Prozent, in Neapel 1857 90 Prozent, in Lese 94 Prozent und iir Lapelle sogar 97 Prozent. Der Sachschaden in Japan wird auf die unge heure Summe von 20 Milliarden Goldmark geschätzt. — Die Entwicklung des Rundfunks In Deutschland. Die Tcilnehmcrzahl im ganzen Reiche am Rundfunk war bis Ende November 1924 aus 462 900 gestiegen. Nach Angaben im „Rund- sunkverkchr" verteilt sich die Zahl der angemcldstcn Hörer und deren Zunahme im November vorigen Jahres aus die einzelnen Ccndcbezirke wie folgt: Berlin 186158, Zunahme im November 37 686: Hamburg 66 839 s10 780>: München 61409 (12159): Leipzig 40021 (7056): Frankfurt a. M. 38444 (5232): Bres lau 35 020 (4794): Stuttgart 15 637 (3461): Königsberg i. Pr. 10 282 (2132): Münster i. Wests. 9009 (2985). Im Monat Novem ber sind demnach insgesamt 86 285 Teilnehmer neu hinzugekom men: das entspricht einem durchschnittlichen täglichen Zuwachs von 2876 Neuanmeldungen. Der Sender in Münster ist erst im Oktober vorigen Jahres in Betrieb genommen worden. In zwischen dürste die halbe Million der insgesamt eingetragenen Hörer bereits erheblich überschritten sein. — Wie Meister Spitzweg sterben wollt«. Karl Spitzweg war nicht nur in seiner Malerei ein rührend feinsinniger Poet, sondern zeigte auch in den zahlreichen Scherz- und Gelegenheits gedichten, mit denen er seine Freunde oft erfreute, sein liebens würdiges poetisches Gemüt. So beschreibt er in einem dieser kleinen humorvollen Gedichte wie er am liebsten sterben würde: Es lautet: Oft denk ich an den Tod, den herben. Und wie am End' ich's ausmach'?! Ganz sanft im Schlafe möcht' ich sterben — Und tot sein, wenn ich auswach'! Aus der Zenlrumsparkei Ein Ienlrumsanlra«, über die Srnkeschüden Der Hauptausschuß des Preußischen Landtags beschäftigte sich mit dem Antrag Dr. Porsch und Gen., Drucksache Nr. 3H über die Ernteschäden. Der Antrag wurde einstimmig an genommen hinsichtlich Punkt 1 und 2, Zu Punkt 3 wurde die Fassung angenommen, dass die Rückzahlung der gewährten Kre dite hinausgezogen werden soll, bis die Landwirtschaft zur Rück zahlung in der Lage sei. Die Zinsen sollen sür die letzten Kre ditnehmer die gleichen sein. — Dann wurde hierzu noch beschlos- Dm Solöaken Ser Kaiserin Roman von Julia na von Stockhausen <10. Fortsetzung.) „Warum dann", fragte die Königin, „bedrohen seine Trup pen Unser Land Schlesien?" .Euer Majestät zürnen mir nicht, wenn ich sage, dass mein Herr König von seinem Schlesien spricht, als von einem Lande, das einst seine Altvordern besaßen." „Auch Unsere Ahnen besahen Schlesien und mit größerem Recht." „Herr Graf von Gatter." mischte sich nun Franz Stefan ein, .Sie werden mir zugcben müssen, das; die Drohung Ihres Königs, seine Truppen in Schlesien cinriicken zu lassen, kein Beweis treuer Freundschast sür die Königin ist. Macht man sich Freunoe, indem man mit Knütteln dreinschlügt?" „Durchlauchtigster Großherzog." sagte Goller höflich, „die Absicht meines Herrn ist nicht, mit Knütteln dreinzuschlagen." „Wie," fragte Maria Theresia, „ist denn sein Verhallen nicht, wie wenn man einem eine Ohrfeige gibt und dann sagt: Sei nicht bös, es geschah nicht in schlimmer Absicht?" „Dero Majestät, dieser kleine Teil von Schlesien wird weinen König reicher, aber Dero Majestät nicht ärmer mache»; er wird ein Ausgleich von großen Qualitäten sein." Darauf Franz Stefan: „Soll ich also, um Ihren, König gcsällig zu sein, meinen Acrmel in Stücke reißen?" „Es handelt sich nicht um einen Aermel, Dero Gnaden — nur um einen Knopf!" „Dennoch ist es peinlick), fehlt irgendwo ein Knopf, Graf Gatter." „Legen Sic Ihre Hand darauf. Durchlauchtigster Groß- herzog — Dero Mejestät — es handelt sich um die Großmut, Ihr Land vom Kriege zu bewahren." „Herr Graf von Gatter." sagte Maria Theresia. „Sie reden sehr gut. Der König von Preußen wußte wohl, wen er Uns sandte — und dach können Sie Uns Schlesien nicht ab- redcn." „Darf ich Dero Majestät einen Vorschlag unterbreiten? Mein Herr wird Dero Majestät eine hohe Summe (Oeldes auf Schlesien wie auf ein Pfand leihen — dieser Ausweg würde niemand kränken noch entehren." Dies wollen Wir Uns überlegen, Graf von Götter." sagte die Königin. „Sie solle» wisse», daß Wir zwar de» Frieden, aber auch Unsere Länder lieben, und daß Wir eher den Krieg als eine wehrlose Beraubung erdulden " Sie lächelte stolz und gewinnend: „Graf von Götter!" und bot ihm die Hand zuni Kusse. „Welchen Lauf die Angelegenheiten auch nehmen," fügte Franz Stefan hinzu. „Ich werde immer die gleiche Hochacktung für den König von Preußen hegen, der mich seiner Kurstimme für die Kaiserwahl würdig finden wird. Wenden Sie sich zu weitere» Verhandlungen an die Minister!" „Ich danke, durchiauchtester Großherzog: das ist mir ein gutes Zeichen." „Auch ich hasse, Graf Gatter, aber cs ist sehr schwer, diese Hosfnnng zu realisieren." Das Kreuz im Kolosseum Auf Anregung des früheren popolaren, letzt fajchiststche,, Abgeordneten MarUre wird sich der Min fterrat in einer seiner nächsten Sitzungen mit der Frage der W ie d e r a n f r j ch t un g des Kreuzes >m Kololsen», beschäftigen. Ta Musso lini und der neue Unterrichts,ninPtcr Fedcle de,, Wunsch sehr beifällig ansgenomnien haben, ist zu erwarten, daß das Mils'onS- frcnz noch während dtcles Jubeljahres seinen ehrwürdigen Platz wieder estiiiehinen wird. Während eines anderen Jubeljahres, 1750 unter Benedetto XIV., wurde das ichlichte, aus zwei Baum stämmen gezimmerte Kreuz in der Mitte des Kolosseums aus gestellt, auch in den Rische» der alten Mauern die Kre„zweg- statione». Ter berühmte Franziskaner Leornardo da Porto Mnarizio predigte im Kolosseum und hatte einen ungeheuren Zulauf. Papa Lamvertl hatte gerade ihn wegen icines hejl'g- mäspgen Lebens und seiner hinreißenden Beredsamkeit ausge- wählt, um während des Jubeljahres >» den Straßen and auf de» Plätzen Noms z„ predigen und zur religiösen Einkehr anf- znforderii, die von den, von Frankreich anSgehenden, geistreichen Frivolitäten Voltaires und dem Rationalismus der Enzyklo pädisten als etwas Uebcrwnndenes, Lächerliches hinz-'stnlt wurde. Um das schlichte Kreuz >n« Kolosseum scharten sich Tausei,de von Pilgern und nahmen religiöses Gefestigtst'.,, mit in ihre Heimat Bis 1874 blieb das Kreuz auf de», Boden, der ,o viel ch-ist« li.hc? Märtyrertum geschaut hatte. Man sieht es noch ans den Stichen von Pirancsi. Als dann die archäologische» Arbeite»« „n Kolosse,,m vorgenomiiien wurden, mußten die Kreuzweg« stationen und auch das Kreuz weiche», das gerade st, der Mitte ausgestellt war, die frcigelcgt wurde, um einen Blick die unterirdischen Räume des alten Amphilheatru», Flaoin», zn öffnen. Tas Kreuz ist der sehr alten Eonfratcrnitüt der Am.mN dr Gesu e Maria in Santa Anastasia, der Titularkirche des Kardinals Fanlhaber, anfbewahrt worden, und später, als die Konfrater,,ität die lleine Kirche San Francesco da Paolo vi der Nähe von S. Pietro in Bincoli, mit dem Blick ans das Ko losseum, erhielt, dort gehütet worden. In derselben schHchte.it Form >oll es nun wieder an seinem ursprünglichen Platz aus gestellt werden. sen. die Staatsregierung zu ersuchen, die Bemühungen des Neichslankpräsidenten z» unterstützen, die dahin gehen, die I Reichsbahn zu veranlassen, nicht ihrerseits sür ihre verfügbaren Gelder neue Bankinstitute einzurichten, sondern diese Gelder über die Staatsbank lausen zu lassen, damit auch diese wieder teilweise der Landwirtschaft zur Verfügung gestellt werden kön nen. Es beteiligten sich an der Aussprache vornehmlich Be richterstatter Abg. Niehl, die Abgg. Schmelzer, Dr. Groß, Frei herr von Wangenheim, Dr. v. Winterselo. Das Ienfrnm bearilragl ein Derwahrungsgefetz Ein von Fehrenbach und Frau Neuhaus (Westfalen) mit Unterstützung der gesamten Zentrumssraktion im Reichstag ein- gcbrachter Antrag ersucht die Reichsregierung, baldigst den Ent wurf eines Verwahrungsgesetzes vorzulegen, nach welchem Per sonen, die wegen geistiger Minderwertigkeit nicht nur eine Gefahr für die Allgemeinheit bedeuten und meist selbst elend zugrunde gehen, sondern auch dem Staat und den Kom munalverbänden fortgesetzt erhebliche Auslagen anferlegen, nicht ß Verlag VeS Diblkographlschen SnstttutS kn Leipzig - I Wittiam Marshalts ! j Bilderatlas zur Tierkunde j - mit beschreibendem Text. Zweite Auflage. Mit vielen Holz» - - schiiltieir und Atzungen nach Zeichnungen und Photographien - - von Ludwig Beckmann, Malter Heubach, Robert V - Kretzschmer,LhristIanKröner,WllhelinKuhnert, ß Gustav Mutzet, Friedrich Specht u. a. ß ErsterTell:7lkedereTiere,2nsckten. (JnVorbereit.) ß I ZwetterTell: Fische, Lurche und Kriechtiere. Mit ß - 262 Abbildungen. 2» Halbleinen gebunden . . 6 Rm. - V Dritter Teil: Die Vögel. Mit 2-j6 Abbildungen. 5 ß In Halbleinen gebunden 6 Rm. ß - Vierter Teil: Die Säugetiere. MitZ26 Abbildungen, ß - 2» Halbleinen gebunden . 6 Rn, ß - Zu beziehen durch jede Buchhandlung ^ mehr in Gefängnissen. Arbeitshäusern. Irrenhäusern usw. »nter- gcbracht, oder der Landstraße oder der Prostitution überlassen, sondern in menschenwürdiger Weise verwahrt werden, unter produktiver Verwertung ihrer ost sehr beachtenswer ten Leistungsmöglichkeiten. » SchHg'swalde. Tie hiesige Ortsgruppe der Zeutru.nspartes hielt am Freitagabend ihre diesjährige Generalver'ammlang ab. Mneralstkrctär Tr. Desczyk, Dresden, sprach über „T>e gegenwärtige Aufgabe der Z e n t r 11 in s p .1 r t.' >" Er zeigte, wie durch die Wahl am 7. Dezember im Reiche und ick Preußen alle Entlcheidnnge» von den Stimmen der Ze,-.tr„ms- fraktione» abhängcn. Bei dieser Sachlage ist daS Zentrum den härtesten Angriffen anSgeletzt. Ansgabe der Abgeordueie» wird es sei», unbeeinslußt von solchen Angriffen die wirtschafiSpostt!- schcn Entscheidungen der nächsten Monate so zu gestalten, daß der innere Friede in Tentlchland nicht gefährdet wird. Ausgabe der Wählerschaft aber ist es, sich in lückenloser Ein'-gleit yrnter die Männer ihres Vertrauens zu stellen. — In der A»e->praehe ergriff Pfarrer Mott das Wort und wies darauf hin, das; d:b gegen die Zentrumspartei erhobenen Vorwürfe sich .'.ach immer in ein Nichts aufgelöst haben. Tie ZentruniSpartei ,e, noch heute die Partei der Windthorst, Malinckrvdt und Reichen uierger. Solange die Zentrnmsführer dis feste Fundament der einstuNichen Weltanschauung für ihre Parte, bewahrte», könne nichts das traditionelle vorbildliche Zusammenarbeiten zwischen Wählern und Parlamentariern, in der Zcnirumöpartei erschüttern, iwiliner in re, snsvi er in mocko — fest in der Sache, aber n ild in der Form würde das Zentrum überall seine Anschauung vertc'ten und zur Geltung zn bringen wissen. — Nach Schluß der A.iS- Iprache wurde die Wahl des Vorstandes vorgenommen, deren Ergebnis wir noch berichten werden. Die Königin hob in stummer Mahnung die Hand. Da ent ließ Franz Stefan den Gesandten. Der Gras ging. „Mittag," sagte Franz Stefan und gähnte hungrig. „Nydcn macht mich immer hungrig. Prediger in der Fasten möcht' ich nit sein! Frau Königin von Ungarn, warum seid Ihr so still?" „Müd' bin ich, Franzl." Er nahm ihren Kopf zart in seine Hände und küßte sie ans die Augen, auf den Mund, küßte sie, wo es ihn Heute. „Du riechst nach Tinten und Papier, wie ein Sekreta,ius, Theres! Grauslich! Heut nachmillag fahren mir auf den Kah lenberg, dich lüsten, sonst setz: du Staub an. Ja, ivas hast denn heut?" brach er verwundert ab. „Mir ist so sonderbar," stöhnte sie zurückrsinkend. „Franzl, Franzl, bis du da? Wo? Gib mir deine Hand — die andere auch! Mir ist so bang. Laß mich nicht allein, Franzl, mir ist bang! — O Jesus!" Und sie sank mit einem gebrochenen Seufzer zurück. Toderschrockc» warf sich Franz Stefan vor ihr nieder, sprang ans. riß die Schelle, schrie nach den Kammerfrauen, zerrte am enggeschniirten Mieder der Ohnmächtigen. Im Nu füllte sich das Ziinmer mit Frauen und Pagen. — * * * Irgendwo brannte ein kleines Feuer, dessen Flammen der Wind hin und her bog: rund um das Feuer lag Schnee; das flache Feld, die niederen Hügel, müde kleine Büche und zer brochene Häuser, alles deckte tiefer Schnee. Ein grauer, er starrter Himmel, der noch immer leise Schneeflocken niedcr- sandie, wor über dem Lande. Am Feuer lagen Menschen, einer ein Soldat, der andere ein Weib. Beide schienen zu Tode er schöpft und müde, doch froh, mit letzter Kraft das wärmende Feuer erreicht zu haben. Und da war nock etwas Schreckliches: die Schneedecke lag dünn und unregelmükig, und so konnte man die Umrisse von Leibern erkennen. Viele Tausende und Tausende von toten Menschcnleibern lagen umher, die der Schnee weiß sinkend be deckte. Ein Arm oder ein Dein brach manchmal noch hervor, oder ein Helmbusch und ein Muskctenlauf, von starrer Faust umklammert. — Ter Mann und die Frau sprachen leise miicinander. Die Wärme des kleinen Feuers hatte ihre todmüden Körper hierher gekrackt, und sie kauerten beisammen. Trotzdem schien eine tiefe, baßerfnllte Kluft zwischen ihnen zu liegen: sie starrten sich wie böse Tiere an. „Sic sind tot." sagte der Mann, „alle sind tot" „Ja," sagte die Frau, „du bist allein Lbriggeblieben." „Das ist wahr." meinte er, „aber dir geht es nicht besser." „Es gibt keine Menschen mehr," klagte die Frau; „wenn das Feuer eriisckt. sterben auck wir. du und ich." Beide sckwiegen. Das Gesicht des Mannes stand scharf gegen den blassen Himmel: spitz sprang die Nase vor. Stirn und Kinn flohen zurück, tiefe Falten krümmten seinen Mund. Sie war bleick und müde: ihr Gesicht war alt und erschöpft, aber einst mnkte sie schön gewesen sein. Das Feuer brannte ganz nieder. Bald mußte es erlöschen. Aber keiner wollte sich der letzten Waffen berauben, der hölzernen Musketenschäfte, um die Flamme zn entfachen. „Du wirst erfrieren," sagte der Mann, „wie ich! Sterben wir!" Da geschah etwas Wunderbares. Das Herz der Frau, das schon ganz erstarrt gewesen war, begann wieder zu schlagen» leicht und warm. Und in dem beseligenden Gefühl, das ihr das neue'wachte Leben schenkte, nahm sie ihre Muskete und legte den hölzernen Schaft in die Flammen, die sofort wieder koch aufschlugen. Der Schnee schmolz dahin, vom Himmel kam Helles Licht, mehr und mehr. Noch immer saß der Mann am Feuer, aber die Frau war ausgestanden, sie wuchs froh und stark in den kommenden Tag. Sinn legte auch der Mann seine Waise ineoer. In diesem Augenblick sproß die Erde voll neuem Gras und Irischem Korn. Vögel sangen, und oon fern her kamen die Stim men froher Kinder. Im blassen Himmel stand nun sie Sil houette des Mannes, groß, unbewegt und fern Die Frau ? umd aufrecht auf der Erde — und wie sie die zarten Kii>d">su :n hörte, breitete sie weit die Arme ihnen entgegen — u». oie Kinder kamen tröstend zu der Einsamen. * * * „Sie erwacht!" rief der Hosmedikus van Swieten. „Ge schwind ein Gläschen Muskatellerwein! Tut ein wenig zersto ßenes Gold hinein, das gibt Kraft! Nehmt das Essigiucy , eg, Madame! Noch ein Kissen, Madame, hier, nnicr Sero Majestät Rücken!" „Theres, liebste Theres!" flehte Franz Stefan, ihre kalten Hände in den seinigen reibend. Maria Theresia öffnete die Augen; ein wenig Farbe kam in ihr weißes Gesicht. „Friert —" murmelte sie halbwach und schloß die Augen wieder. Der Leibarzt flößte ihr den Wein ein, der sie schnell belebte. Sie kam völlig zu sich, richlcie sich aus und sah erstaunt umher. „Kalt ist's! — Legt Holz in den Kamin! Warum macht ihr so einen Wirbel? Ja, warum bin ich denn ausgezagen? Ach so! Ich — war ich ohnmächiig? Aber nein! — W'r hat denn den Essig gebracht? Psui Teufel, tut das Zeug hinaus! Und ich will eine Enveloppe!" Franz Stefan lachte erleichtert: „Eine Kerze n acht' ich brennen, daß du mir wieder gesund bist!" Die Königin sah ernst vor sich hin: ein erschreckter Aus druck ivar in ihrem Gesicht. „Franzl. Komin!" rief sie und streckte ihre Hand suchend aus. Er winkte, daß man sie allein lasse. „So ist's gut," seufzte Maria Theresia. „Komm der, Franzl — du, komm — ich Hab' etwas Schreckliches gesehen — oh, furchtbar — oh —I Wie war es doch? Komm ganz nah. mich friert noch immer! — Da war ein schrecklicher Mann und eins Frau, die war ich — und cs schneite, schneite immerzu aus die toten, toten Menschen, die da lagen — und dann - ?" Sie brach in ein leises, hilfloses Weinen aus. „Franzl — warum bin ich so verlassen? Lieb — Lieb du! Ich bin doch noch jung und will fröhlich sein und ein wenig Fugend haben, nur ein wenig. — Warum martert man mich so? Da innen martert es schrecklich — Franzl — o" — und schluchzend streckte sie >hre Arme aus. „Ich mutz so stark sein — und dabei erstarrt mir mein Herz — Hab' mich lieb, ein klein wenig lieb Hab' mich? Ach. versteh' mich doch! Laß mich nicht allein — Franzl, du!* Sie umschlang ihn mit beiden Armen, sie suchte mit zitternden Lippen seinen Mund. Er tröstete sie bedrückt und ängstlich: sie aber in ihrer Not bebte und schluchzte und war todeinsom und verlassen, denn seine Worte schlugen keine Brücke zn ihr. (Fortsetzung folgt.)