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Sächsische Volkszeitung : 22.01.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192501226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19250122
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19250122
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-01
- Tag 1925-01-22
-
Monat
1925-01
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 22.01.1925
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Donnerstag, den 22. Januar 1925. Sir. 17. Seit« « Turnen ^ Sporl « Spiel Rasenfpiele Fuhball am katholisch«« v«hr«rsemiaar Dautz«» Nachdem am Sonntag, den 11. Januar 1925, di« 1. und 2. Mannschaft Komb, gegen die 2. Elf des Grotzpostivitzer Sport vereins trotz technischer und taktischer Ueberlegenheit nur ein 3: 3 erzwingen konnte, galt es schon ivieder am vergangenen Sonntag zu beweisen, datz der Futzballsport am katholische» Se minar — langjähriger Tradition gemätz — noch immer blüht. Leider hat die Seminarmannschaft in andere» Schulen der Lau sitz keine Gegner, so datz sie meist gegen körperlich überlegene Mannschaft spielen mutz. K. S. B. trat am letzten Sonntag wie folgt gegen „Bndissa" 3. Herren an: Borsutzki Lepsy Kubasch Pautick Herklotz Schönselder 1 Weitz Dietrich Lorenz Kaliner Nachel Sofort nach Anstotz sah inan ein Spiel zweier gleichwertiger Geg ner. Der hartgefrorene Boden Netz jedoch ein einivandfreies Spiel nicht zu. In der 11. Minute gelang dem Mittelstürmer von „Bndissa" ein Tor. Heftige Gegenangriffe der K. S.-Mannschast wurden ein Opfer der aufmerksamen Hintermannschaft „Bu- dissas." Endlich in der 25. Minute gelang es dem gefährlichen Halbrechte» auszugleichen. Bo» nun ab zeigte sich eine technische lleberlegcnheit der Seminaristen. Ein Durchbruch des Halbrech ten endet in den Maschen des Bndissa-Tores. 2 :1 Doch kurz vor Halbzeit wurde das Ergebnis auf 2 :2 gestellt. Nach Halbzeit konnten beide Parteien noch je ein Tor erringen, um sich dann beim Stande von 3: 3 zu trennen. Ein einwandfreier Sieg der Seminaristen märe sicher gewesen, wenn nicht der Linksautze» durch Abseitsstehen viele Torchancen unterband. Ein Tor des Halblinken wurde wegen Abseits nicht gegeben. Der Schieds richter war dem Spiele ein aufmerksamer Leiter. K. D. I. K. Dresden-Ost (Futzballabteiluna). Am vergange nen Sonntag begegneten sich Hainsberg 1. (Tabellenersters und D. I. K. 1. in einem Freundschaftsspiel. Das letzte Verbonds- spiel verlor bekanntlich D. I. K. mit st: 1. Trotzdem D. I. K. nur mit 8 Mann den Kam-f aüfnahm, gelang es Hainsberg nur das Ergebnis aus 3:1 zu stellen. Das einzige Tor für D. I. 51. konnte der erstmalig neu mitsvielende Mittelstürmer in der zwei ten Halbzeit durch schnelles Nachsehen für seinen Verein buchen. » 13. Turnkreis (Thüringen) Vorschau für Sonntag, den 25. Januar 1925. Handball-Meisterklasse. In Ostthüringen bringt der 25. Ja nuar die Entsclzeidung zwischen den aussichtsreichsten Spitzen anwärtern M. T. V. Zeitz u. K. T. B. Halle. Zeih wird alles daran setzen, seinen Titel -u verteidigen und die Hallenser müssen sich sehr strecken, wenn sie weiter ein Wort in den Entschei dungsspielen mitreden wallen. Das Spiel findet in Zeitz statt. In Halle hat der Turn- und Sportverein den Tv. Götznitz zu Gaste. Beide Mannschaften habe» in den letzten Spielen eine bessere Form gezeigt und werden sich einen scharfen Kampf liefern. Die A. T. G. G"ra fährt mm Nt. T. B Weitzenfels. Nach dom zweifelsfreien Sieg der Geraer am vergangenen Sonntag über die Weitzenfelser Friesen, dürste ihnen auch ein Sieg über den M. T B nicht schwer falle». Gera würde o.-.un immer näher .a» die Spitzenmannschaften heranklettern. In Westthüringe» treffen sich in Mühlhausen die beiden Ortsgegner Turnerschaft und Friese» Das Spiel ist für die Westthllringer Meisterschaft von ausschlaggebender Bedeutung und wird es voraussichtlich einen harten Kampf geben. In alle» übrigen Klassen herrscht am Sonntag Hochbetrieb. Ra-sporl Bezirksversammlung im MiNelbeztrk Vau 77 A. D. U. Trotz ungünstiger Witterung fanden sich die Sportskamera- den recht zahlreich im Ntarbaclrer Schlötzchen ein Stach kurzer Begriitzung durch den stellvertretenden Vorsitzenden. Herrn Pappe, der den Anwesenden di« besten Wünsche für das Sportjahr 1925 entbot, konnte die Tagesordnung schnell abgewickelt werde». Für die geleistete Fiihrerarbeit im letzten Jahre wurde dem ehe- nraligen Vorsitzenden, Herrn Liebke, der Dank des Bezirks aus gesprochen. Ihre Besprechung der Bezirksveranstaltungen im kommenden Sommer nahm längere Zeit in Anspruch. Die iu Aussicht genommenen Fahrten werden, ivenn das Wetter nicht einen Strich durch die Rechnung macht, allgemein Anklang fin den. Mit den Nachbarbezirken soll weiterhin die gemeinsame Durchführung einzelner Veranstaltungen angestrebt werden Für den am 15. Februar stattfindenden Gautag wurden einige An träge besprochen, die in der nächsten Vereinsvertretecsitzung noch mals voriiege». Das illustrierte Erfurt wird auch von den Erfur ter Bundesvereinen tatkräftig unterstützt werden. Herr Wetzei gab noch einige Ueberblicke über die vom Landesverband Thürin gen geplanten Veranstaltungen. Allgemein befremdete die 'Nicht beteiligung des B. D. N. in der Ortsgruppe Erfurt der Deutschen Verkehrswacht. Die Bundesradfahrer müssen dort vertreten sein, was sich bereits aus der in der Sonntagsnummer der „Thür. Allg. Zeitung" veröffentlichten Tabelle ergibt. Die vom Bund Deutscher Radfahrer erhobene Forderung. Radsahrwege zu schas sen, soll tatkräftig unterstützt werden. Wie bereits bei früheren Veranstaltungen, wurde wiederholt auf die Einhaltung der Stra tzenordnung hingewiesen und den Sportkameraden zur Pflicht gemacht, die Verkehrsübcrwachungsorgane zu unterstützen. Am Sonntag, den 22. Februar, findet die nächste Bezirksversamm- lung statt, für deren Ausgestaltung der R. C. Torpedo bemüht bleibt. — Noch Schlutz der Versammlung blieben die Anwesen den noch lange beisammen. Durch stimmungsvolle Zithermufik unterstützt, konnte der gemütliche Teil flott abgewickelt werden Mi! den regelmätzig gutbesuchten Bezirksversammlungen ist der Bezirk in der Lage, auch in der toten Sportzeit mit den S'wrts- kameraden in Fühlung zu bleiben. H-d Boxkämpfe In Dresden. Der deutsche Exschwer- gewichtsmeisterboxer Hans Breiten st rüter tritt bekanntlich am kommenden Freitag in Dresden im Zirkus Carraiani zu einem Rcvanchekampf gegen de» Holländer Ahaus an. Neben dieser Hauptnummer wird dem Publikum auch noch ein Rahmen programm geboten. Der noch sehr jugendliche Berliner Mittel gewichtler Brande! l-r ist noch nicht 18 Jahre alt) boxt gegen Jimmy Dubac, Breslau Dann Kümpfen Harry Stein und der österreichische Fliegengewichtsmeister Sladek Mit beson derer Spannung darf man der dritten Rahmennnnimer entgegen setzen Zwei bekannte Boxer treffen sich: den Engländer Poung Spiers und auch seinen diesmaligen Partner Walter Peters dürste man als vorzügliche Techniker kennen Der Vorverkauf an der Zirkuskasse und im Residenz!,anshans hat begonnen TagesneuigkeNen Flugzeugunglück bei Magdeburg Magdeburg, 21 Januar. Ein Schulflugzeug der Lusirecderet Magdeburg ist gestern nachmittag bei der Landung abgestttrzt. Die beiden Insassen, der in der Fliegerei bekannte Fluglehrer Hans und der Flugschüler Rudolf Riitiger-Meitzen sind tödlich verunglückt. Die Ursache des Absturzes ist nicht bekannt, das Flugzeug völlig zertrümmert. Der rasende Slraslwagenlenker Berlin, 21 Januar Durch die Unachtsamkeit eines Krait- droschkenlenkers ist ein schweres Unglück hervorgerusen worden. Beim Ueberschreitcn des Fahrdammes wurde die 55 Jahre alte Witwe Luise Jahn und ihre Schwester Wilhelmine Mageckord, beide Gartenstratze 15 wohnhaft, von einer Kraftdroschke über fahren und schwer verletzt. Die Witwe starb bereits aus deni Transport nach dem Lozaruskrankenhaus Frau Magerkord hat erhebliche innere Verletzungen sowie einen Bruch der Unken Kniescheibe erlitten, Nach Aussage von Augenzeugen trisst den Wagenlenker die Schuld, der in überschneller Fahrt dahcrkam und im Augenblick des Unfalles die Gewalt über seinen Wagen verlor Die Kriminalpolizei hat den schuldigen Führer in Hast genommen. — Ebenfalls durch die Schuld eines Krastwagcn- lenkers wurde gestern ein Zusammenstotz mit einem Strotzen- bahnwagen herbeigeführt, wobei mehrere Personen durch Glas splitter verletzt wurden. Der Kraftwagenlenker konnte der schnellen Fahrt wegen seinen Wagen nicht mehr rechtzeitig zum Halten bringen und verursachte dadurch den Zusammenstotz. Er l-ntwg sich seiner Feststellung durch die Flucht Wir beginnen in den nächsten Tage» mit dem Abdruck eines «>> Mr« MM der das Interesse aller Leserinnen und Leser finden dürfte. Vorher erscheint ab beu e die kleinere interessante Novelle: Der tolle Invalide Die Sonnenfinsternis am 24. Januar Hamburg, 21. Januar. Zur beobachtung der totale» Son nenfinsternis am 24. Januar hat die Hamburg-Amerika-Li,»« der Hamburger Sternwarte ihren nach Philadelphia fahrenden Dampfer Eiguaria zur Verfügung gestellt. Der Dampfer, oer am '6 Januar mit Professor Schnorr und Dr. Bade an Bord den Hamburger Hafen verließ, wird durch die Tokulitätszone kreuzen und am Finsternistage auf der Zentrallinie gesteuert werden, so daß Beobachtungen an einem Orte von nngesähr 46 Grad nördlicher Breite und 34 Arad westlicher Längs gemach! werden können. Die Beobachtungen, die zur Zeit der Totalität durchgesührt werden sollen, werden sich hauptsächlich auf pyoto- graphijche Ausnahmen der Sonnenkorona erstrecken. Grotzfeuer in Gera Gera, 21. Januar. Mitten in der Stadt brach am Diens- tagmorgen kurz vor 1 Uhr in der Schmelzhüttenstraße ein Feuer auS, das erst sehr spät wahrgenommen wurde und deshalb .einen ziemlichen Umfang annehme» konnte. Lodernde Flamme,, schlugen ans einem Tachstuhl hervor. Der Brandherd befand sich an einer äußerst gefährlichen Stelle, da bei ihm eine große Tnchterei, ein Kohlenlager, eine Scheune und Stallungen, gin Bcnzinlciger, das Lager einer Rohproduktenhandlmig und eine Antogarage aneinanderstoßen. Die Bewohner der gefährdeten Häuser, die infolge der starken Verqualmnng nicht auf die Straße gelangen konnten, hatten tich auf die Dächer geflüch tet. Unter >chn»erigen Umständen mußte die Feuerwehr, die bereits acht Minuten nach ihrer Benachrichtigung an Ort und Stelle erschien, an dir Bekämpfung der Flammen gehen. Ihrer aufopferungsvollen Arbeit gelang es jedoch, in ungefähr andert halb Stundei die größte Gefahr zu beseitige,,. Nach insgesamt drei Stunden konnten die Wehrleute unter Zurücklassung einer Brandwache wieder abrücke». Die EiitstehungSnriache ist bisher nicht bekannt. Auch über den Umfang des angrrichteten Schadens lädt sich noch nickt? Genaues sage». f Torregrossn N-untiuS i» Münch n? Die Meld,»g der ita lienische» Blätter, daß Migr. Torregrossa zum Nuntius in Mün chen ernannt worden >e>, ist noch unbestätigt. f Der Fremdenverkehr in Italien. Nach dem „Nnovo Pae,e" >>nd im Jahre 1923 etwa 700 0l)0 Fremde nach Italien gekom men Davon seien 113 00g Engländer, 97«,BO Franzosen, 88 000 Amerikaner, 69 000 Tenttche und 1l2 (OO Bürger ans den Donaustaaten gewesen. f Ein ..geldbrii'g Ildes" Unternehme». Vtättcrmelduiige» "aiS Augsburg zufolge batte em Reichswchrsoldat der Garnison Nen-Ul>» »nt süns jungen Leute» eine gut auSgestcitieie FaOckmüu- zerwerkstatt errichtet. Er wurde vcrhastet. Tie Polizei biychlag- '.ahmte die Werkzeuge, towie Posten von falschen Zehnre„ten- markicheinen. f N bl über der Elbmündung. AuS Hamburg w'rd ge meldet, daß die Elbmündung und die Unterelbe bis zum Hai» bnrger Hasen seit Sonntag in dichtem Nebel liegen Seit Mon tagabend ist in den Hamburger Hasen lei» von See commendes Schiss mehr ringeln,ifen. Der tolle Invalide Von L. Achim v. Arnim Graf Türande, der gute, alte Kommandant von Marieille, saß. einsanr frierend an einem kalt stürmenden Oktoberabend bei dem schlecht eingerichteten Kamine seiner prachtvollen Komman- dantenwobnung und rückte immer „über n.-d näher zum Feuer, während di: K t chen zu einem großen Ba l i: te: Stca'e r-o ü rollten und je», Kammerdiener Baiiet, der zugleich >ei,i liebster («eg-llschafter war, im Vorzimmer heftig schnarchte. „Auch im süd lichen Frankreich ist es nicht immer warm", dachte der aste Herr und schüttelte mit dem Kopse, „die Menschen bleiben auch da nicht immer jung, aber die lebhafte gesellige Bewegung nimmt so wenig Rücksicht auf da? Atter wie die Baukunst auf den Winter." Was sollte er. der Chef aller Invaliden, dir damals lwährend des Siebenjährige» Krieges) die Besatzung von Marseille und seiner Fort? ausmachtcn, m>t seinem hölzernen Beine auf dem Balle? Neckst einmal die Lentnants seines Regiments waren zum Tanze zu brauchen. Hier am Kamine schien ihm dagegen sein höl-.ernes Bei» höchst brauchbar, weil er den Basset nicht wecke» mochte, um de» Vorrat grüner Olivenäste, den er sich zur Seite hatte Inn- legcn lassen, allmählich in die Flamme zu schiebe». Ein solche? Feuer hat großen Reiz: die knisternde Flamme ist mit dem grünen Laube wie dnrchflochten; halb brennend halb grünend erichnnen die Plätter wie verliebte Herzen. Auch der alte Herr dachte dabei an Jugendglanz und vertiefte sich in den Konstruktionen jener Feuerwerke, die er sonst schon für den Hof angeordnet batte, und spekulierte auf neue, noch mannigfachere Farbenstrahle,> und Tcehungcn, durch welche er an, Geburtstage des KögigS die Mar seiller überraschen wollte. Es sah nun leerer in seine,» Kopfe als anf dem Balle aus. Aber in der Freude des Getingen?, wie er Icho» alles strahlen, sausen, prasseln, dann wieder alles i» stiller Größe leuchten tah, hatte er immer mehr Olivenäste in? Feuer ge schoben und nicht beni-rlt. da? sein hölzernes Bein Feuer gefangen hatte und schon um ein Drittel abgebrannt war. Erst jetzt, als er tiiiswrmgeii wollte, weil der große Schluß, das Aufsteigen von taust,>d Raktten seine EtnbildungSkrast beflügelte und entflammt--, bemerkte er, indem er auf seinen Polsterstuhl zurttcksank, daß sein hölzernes Bein verkürzt sei. und daß der Rest auch noch in besorg- licke» Flammen stehe. In der Not. nicht gleich aufcommen zu könne», rückte er seinen Stuhl mit dem slammcmden Beine bis in die Mitte des Ziinmers, rief sein.'» Diener und dann nach Wasser. M>t eifrigen, Bemühen sprang ihm in diesen, Augenblicke eine Frau zu Hilfe, die, in das Zimmer eingelassen, lange durch -in be- scheidenes Husten die Aufmerksamkeit des Komma,idanlen ans such z» ziehen gesucht hatte, doch ohne Erfolg. Sie suchte oas Feuer mit ihrer Schürze zu löschen, aber die glühende Kohle d-S Beines fetzte die Schurze in Flammen, und der Kommandant schrie! nun in wirklicher Not nach Hilfe, nach Leuten. Bald drangen diese von der Gasse herein: auch Basset war erwacht; der brennende Fuß, die brennende Schürze brachte alle ins Lachen, doch mit dem erste» Wassereimer, den Basset auS der Küche holte, war alles gelöscht, nnd die Leute enipsahlen sich. Tie arme Frau triefte vom Wäger: sic konnte sich nicht gleich vom Schrecken erholen; der Komma,,- dank ließ ihr seinen warmen R.ockelor* uinhkngcn und sin Glas stark;» Wein reichen. Tie Frau wollte aber nicht? nehmen und schluchzte nur über ihr Unglück und bat den Komniandanten, mit ihm einige Worte insgeheim zu sprechen. So schickte er seinen nachlässigen Diener fort und setzte 'ich sorgsam in ihre Nähe „Ach, me», Mann", sagte sie i:i einem fremde,, deutschen Dialekt des Französischen, „mein Mann kommt von Sinnen, wenn er d>e Geichachte hört: ach, mein armer Mann, da spielt ihm der Teufel sicher wieder einen Streichs" Der Kommandant fragte »ach dem Manne, und die Frau tagte ihm, daß sie eben wegen dieses ihre,? lieben Mannes zu ihm getomme». ihm einen Brief des Oberste.» vom Negimente Picarti— zu überbringen. Der Oberste setzte die Brille auf, erkannte das Wavpe» seines Freundes nnd durchlief das Schreiben; dann sagte er: „Also Sie sind jene Rosalie, eine ge- borne Demoissclle— Lili: a„S Leipzig, die den Sergeanten ß Franeoeur geheiratet hat, als er, am Kopf verwundet, in Leipzig gefangen lag? Erzählen Sie, das ist ciue seltne Liebes Was waren Ihre Eltern? Legten die Ihne» kein Hindernis in de» Weg? Und was hat denn Ihr Mann für scherzhafte Gnltrn als Folge seiner Kopfwunde behalten, die ihn zum Felddieuste un tauglich machten, obgleich er als der bravste und geschickteste Ser geant, als die Seele des Regiments geachtet wurde?" — .Gnä diger Herr", antwortete die Frau mit »euer Betrübnis, „meine L>cbe trägt die Schuld von all dem Ungllick, — ich habe meinen Mann unglücklich gemacht und nicht jene Wunde; meine Liebe hat den Teufel in ih» gebracht und plagt ihn und verwirrt sein« Sinne. Statt mit den Soldaten zu exerziere», sängt er zuweilen an. ihnen ungeheure, ihm vom Teufel eingegebene Sprünge vvr- zumnchen und verlangt, daß sie ihm diese nachahme»; oder er Ickneidet ihnen Ge übter, daß ihnen der Schreck in alle Glieder fährt und verlangt, daß sie sich dabei nicht rühren »och regen, und neulich, was endlich dem Fasse den Boden ansschlug, warf er den kommandierenden G.-ne-al, der in einer Assaire* den Rückzug des Regiments befahl, vom Pferde, fetzte sich darauf und nulu» mit dem Negimente die Batterie sort." — „Ein Teufelskerl!" rief der Kommandant. „Wenn doch so ei» Teufel in alle unsere kom mandierenden Generale sichre, so hätte» wir kein zweite? Roß bach— z„ fürchte»- ist ihre Liebe solche Teufelsfabrik, so wünschte ich. Sie liebten unsere ganze Armee." - „Leider im Fluch: meiner Mutter", seufzte die Frau. „Meinen Vater habe ich nicht ge.amit. Meine Mutter sah viele Männer bei sich, denen ich anfwartc,, innßte; das war meine einzige Arbeit. Ich war träunieri.ch „nd achtete gar nicht der freundlichen Reden die er Männer; meine Mutter schützte mich gegen ihre Zudringlichleit. Der Krieg hatte d>e>e Herren, die meine Mutter besuchte,, „nd bei ihr Hasard spiele-— heimlich spielten, meist zerstreut; wir lebten zu ihrem Aerger sehr einsam; Freund und Feind waren »hr darum gleich verhaßt; ich durste keinem eine Gib- bringen, der verwundet vder hungrig vor dem Hause vorbriging. Das tat mir sehr leid, und einstmals war ich ganz allein und besorgte unser Mittag essen, als viele Wagen mit Verwundeten vorllberzvgen, die ich an der Sprache für Franzosen erkannte, die von den Preußen ge fangen worden. Immer wollte ich mit dem fertige» Essen zu — Landschaft Frankreichs. — Fräülein. -ß Unteroffizier. — G-fecht. ** S'«g Friedrichs de» Großen über die Franzosen 1757. — Glücksspiele. jenen hinunter, doch ich fürchtete die Mutter; als ich aber Fco» coenr mit verbundene», Kopfe ans dem letzten Wagen liege,, ge'ehe», da weiß ich nicht, wie mir geschah: die Mutter war vergeben: ich »ahm Suppe und Lössel, „nd ohne »nscre Wohnung ab-,u cktteße» eilte ich dem Wagen nach in die Pleißcnburgf. Ick ,a»d ihn: er ivr.r schon abgestiegen; dreist redete i.h die Ans,ehcr an und nuißt,- dem Verwundeten gleich das beste Strohlager zu erstehen. Und als er darauf lug, welche Seligkeit, dem Notleidenden d>e »>„,,»>- Suppe zu reichen! Er wurde munter in den Angen und schwor mir, daß ich einen Heiligenschein um meinen Kovf trage Ich antwortete ihm, das sei meine .Haube, die sich «m eiligen Bemühe,, „m ihn ausgeschlage». Er sagte, der Heiligenschein komme ans meinen Auge»! Ach, das Wort konnte ich nicht vergebe», »nd hätte er me», Herz nicht schon gehabt, ich hätte es ihm dafür schenken müssen." — „Em wahres, ein schönes Wort!" sagte der Kom mandant, „nd Rosatte fuhr sort: „Das war die schönste Stunde niemes Lebens; ich sah ihn immer eisriger an, weil er behanptet.- daß es ihm wohltue, und als er mir endlich einen kleine» Ring an den Finger steckte, fühlte ich mich so reich, wie ich „och niemals gcweie». In dieser glücklichen Stille trat meine Mutter schellend »nd fluchend ein; ich kan» nicht »achjagen, wie sie mich nannte ich schämte mich auch »i.ht, den» ich wußte, daß ich ick.ildl-»'- war, »nd daß er Böses nicht glauben würde. Sie wollte »nick sort- reißen, aber er hielt mich fest und sagte ihr, daß wir verlob, wären: ich trüge schon seinen Ring. Wie verzog sich das G ciichl niemer Mutter! Mir war's, als ob eins Flamme aus ihrem Halis brenne, und ihre Augen kehrte sie i» sich — sie sah ganz weg, aus; sie verslnchte mich und übergab mich mit feierlicher Rede de,,, Teufel. Und wie so ein Heller Schein in meine Auge» am Morgen gestrahlt, als ich Francoenr gcichen, so war mir jetzt, als ob e»,e schwarze Fledern,uns ihre durchsichtigen Flügeldecken »der Augen legte; die Welt war mir halb verschlossen, und ich gehörte nur nicht mehr ganz. Mein Herz verzweifelte, und ich mußte lache» „Hörst du? Ter Teufel lacht lchon ans dir!' sagte die Matter »ad ging triumphierend sort, während ich ohnmächlig mederstürzte Als ich wieder zu mir gelonimc», wagte ich nicht zu ihr -,n gehen und den Verwundeten zu verlasse», ans den der Vorfall schlimm gewirkt hatte; ja ich trotzt: heimlich der Mutter wegen des Scha dens, den sie dem Unglücklichen getan. Erst am dritte» Tage schlich ich, ohne es Francoenr zu tagen, abends »ach dem Hause, wagt: nicht cmzntlopsen; endlich trat eine Frau, die »ns bedient hatte, heraus nnd berichtete, die Mutter habe ihre Sachen schnell ver- kanst und ie> mit einem srcmden Herrn, der ei» Spieler sein sollte, sortgesahren, und niemand wisse, wohin. So war ich nun v.m alter Welt ausgestoße», und es tat »nr wohl, so entfesselt von jeder Rücksicht in die Arme meines Francoenr zu satten Auch meine jugendlichen Bekannt«»,-» in der Stadt wollten mich nicht mehr kennen; so konnte ich ganz ihm und seiner Pfleg: leben. Für ih,, arbeitete ich; bisher hatte ich nur mit dem Spitze,iklöpvel» z» incinem Putze gespielt; ich schämte mich nicht, diese meine Hand arbeiten zu verkaufen: ihm brachte es Bequemlichkeit nnd Er quickung. Aber immer mußte ich der Mutter denken, wenn >e»tt Lebendigkeit im Erzählen mich nicht zerstreute; die Mutter erschien mir schwarz mit flammenden Auge», immer fluchend vor meinen inneren Augen, »nd ich konnte sie nicht los werden. ch Ehemals die Zitadelle Leipzigs. lForlsetzung folgt.) * Schlasrock.
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