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Sächsische Volkszeitung : 22.01.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192501226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19250122
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19250122
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-01
- Tag 1925-01-22
-
Monat
1925-01
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 22.01.1925
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Donnerstag, den 22. Januar 1925. wird die unausgeglichene personale Zusammensetzung des Kabi netts als solche sür sie keinen Grund darbicten, es zu bekämpfen. In dem Augenblick jedoch, wo die Regierung oder einzelne Mitglieder derselben auf dem Gebiete der Außenpolitik, der Ver fassung. der Wirtschafte-, Sozial- und Kulturpolitik Wege ein- fchlagen sollten, von denen die Zentrumssraktion nach gewissen hafter Prüfung eine Gefährdung der, unter namenlosen Opfern ungebahnten Gesundung der politischen Verhältnisse befürchten muh. wird die Zentrumssraktion sich gezwungen sehen, die psiicht- mähigen Folgerungen zu ziehen. Die von der Regierung abgegebene Erklärung Dielet in ihrem Wortlaut keinen Anlaß zu wesentlicher Beanstandung, wenn sie auch manches unausgesprochen und unausgeklärt läßt, was zu einer endgültigen Stellungnahme zu dem von ihr ent wickelten Programm und zur Abaabc eines vositiven Vertrauens votums notwendig wäre. Wir glauben, daß die Renierung auch ihrerseits wünscht, nicht nur nach ihren gestrigen Worten, son dern auch nach den ihnen folgenden Taten beurteilt zu werden. Die Zentrumssraktion des Deutschen Reichstaoes erklärt sich da zu bereit. Als Vcrfassungspartei trägt sie Sorg« dalür, daß Staatsnotwcndigkciten erfüllt werden. Trotz schwerer Bedenken ist sie dal)cr gewillt, auf Grund der soeben abgegebenen Regie rungserklärung das neue Kabinett seine Arbeit beginnen zu lassen. Müll» und We WMer Berlin. 2t. Januar. In der Angelegenheit Barmat fand mehreren Blättern zukolge tm neuen Berliner Kriminalgericht enie Konserenz der Gläubiger statt. Vertreten waren das N-'ichS- p'stmmisterium, die anderen Gläubiger, >owie die drei verha.r-- ten Brüder Barmat und der Untersuchungsrichter. In einem no tariellen Vertrage ertlärten sich die Barmats bereit, ihr ge jaultes im In- und Anslande befindliches Vermögen der zu gründenden T r e u h a » d g c j r l l s ch a f t zu übergeben. ES soll eine gleichmäßige Befriedigung sämtlicher Gläubiger versucht wer den Zu diesem Zwecke ist beab'ichtigt, gewisse unrentable Be- -lcbe des Barmatkonzerns abzustoßen, andere dagegen »eu zu organisieren und unbedingt weiterzuführen. Au die Svst'e des Verwaltungsrates der Treuhandgesellschast wlrd der Rechtsanwalt Tr Kohlen treten, der Rechtsbeistand des Reichspostmi-uiste- ruin s ist. Berlin, 21. Januar. In den letzten Tagen hat eine ein gehende Vernehmung des bisherigen Neichspostministers Hösle dnrch den Staa! sauwalt stattgefundc». Tr. Höfte belli eitet ener gisch, daß durch seine Tätigkeit in dieser Sache die Geietze verletzt worden seien. Tr. Höste hat seine Wohnung sür eine Durch suchung der Staatsanwaltschaft zur Verfügung gestellt. Ter Präsidnt Hotz von der Oberpostdireltia» Speyer gab der pfälzischen Presse an Hand amtlicher Unterlagen Auf klärung über v> rschiedene Fragen, in denen die Pfalz mit de,,, Rarmat-Konzern in Verbindung gebracht ivurde. Tabei erklärte er, es sei anzunehmen, daß die gestellten Sicherheiten de» größten Teil der Summe decke» würden. Wahrscheinlich könne eine ganze Anzahl der Unternehmungen des Barinat-Koii.'.eriiS wieder slott gemacht werden Kerriols Rußland-Polllik Paris, 21. Januar. Ter Berichterstatter der Finaiizkom- mlssion Simons hat gestern nachmittag in der Kammer seinen Bericht über die Wiederaufnahme der Beziehungen zu Ruß land und die Aushebung der Gelaudtschast beim Vatikan ver lesen. Für d>e Anerkennung Sowjetrußlands, betonte ser Redner seien drei Gründe maßgebend. 1. Tie Notwendigkeit eines po- i'.tiicheil Zusammengehens mii den östliche» Verbündeten Frank reichs. 2. Regelung des Untertnnciwerhältnisscs der zahlrei chen russischen Flüchtlinge. 3. Wiederaufnahme von 130 Mil lionen Menicheu in den europäischen Wirtschastsverbaud. Er verliest dann Auszüge aus dem Wortlaut der Änerlcuuuiig »ad betont, daß sie rückhaltlos erfolgt sei. Ter Einspruch der Sowsetz- regierung, auch die Mongolei und China zu vertreten, wird dem Text der Anerkennung gemäß, zurückgewiese». Tie fran zösische Regierung halte sich wegen der Sowjetpropagauda zurück, für die 2!X> Millionen Rubel jährlich verausgabt werde». Ter Berichterstatter verhehlt nicht, daß niit der Rückerstattung der russischen Privatschuldcu kaum zu rechnen sei. Herriot: Mir dürfen die nicht entmutige», die die schwierige Ausgabe über nommen haben, diese Frage zu lösen. Unser Moskauer Botschafter hat bereits Schritte eingebettet. Tie Ancrtcilmiug der Rechte Frankreichs und der Franzozsn bilden die Voraussetzung für di- Wiederansuahine der Beziehungen zu Rußland. (Lang anhaltender Beifall.) Dresden, 21. Januar 1925. Vor der Eröffnung der eigentlichen Sitzung erlebte der sächsische Landtag noch ein kleines Zwischenspiel, das einer ge wissen komischen 'Note nicht entbehrte. Ter Präsident teilte dem Hause die bereits bekannte Tatsäche mit, daß die kommu nistische Abgeordnete Fron Schlag aus der kommunistischen Fraktion ausgetreten wäre, jedoch ihr Landtagsmandat bei- behielte. Wie inzwischen durch die Presse b» anntgeworden ist, hat Frau Schlag auch ihren Austritt aus der Kommunistischem Partei vollzogen. Die paar Beauftragten Moskaus mußten sich auf höheren Befehl natürlich in die Toga eines Sowjet- Cato hüllen und ließen durch den Abgeordnete» Renner er klären, daß Frau Schlag sich ehrenwörtlich verpflichtet hätte, beim Ausscheiden aus der Partei ihr Landtagsmaudat nieder zulegen. Sie hätte einen schnöden Wortbruch begangen und wäre in die Reihen der Arbeiterseinde eingetrcten. Da die Kommu nisten sich selbst nicht wehr ernst nehmen, so haben mir keine Veranlassung, noch ein weiteres Wort über die Angelegenheit zu verlieren. Tann stürzte sich das Haus in eine ausgedehnte Schul de b a t t e. Tie sächsische Atmosphäre ist zum Brechen geladen. Seitdem die Denkschrift des Kultusministeriums zur Reform der Volksschule erschienen ist, tobt die ganze rote Presse, tobt die sozialistische Lehrerschaft, die sich schämig „Säch sischer Lehrernercin" nennt, gegen den Kultusminister und jede Maßnahme, die die Diktatur des „Sächsischen Lehrervereins" brechen köntc. Darüber sind sich die Herren um Arzt und Weckel ja nicht mehr im Zweifel, daß die schönen Tage, wo der«Sächsische Lehrerverein das Kulturleben eines ganzen Volkes vergewaltigen konnte, vorüber sind, und sie in die Rolle verwiesen werden, die ihnen zukommt. Aber sie wehren sich mit alle» Mitteln gegen ihre Entthronung. Das wäre an sich ihr gutes Recht, wenn ihre Herrschaft innerlich und äußerlich begründet, wenn deren Ausübung so einwandfrei gewesen wäre, daß sie sich zum Segen des Landes ausgewirkt hätte. Indessen, während der vier Jahre der absoluten Herrschaft des Sächsischen Lchrervereins tobte der Fluch des Kul turkampfes, des religiösen Unfriedens durch das sächsiscke Volk »nd ließ die Ocsfcntlichkcit nicht zur Ruhe kommen. Poli tisch maßlos töricht und in falscher Einschätzung der eigenen kulturellen Bedeutung, glaubten sie vom Regenwurmhorizont des Sächsischen Lehrervereins das religiöse Leben ordnen und das ganze Volk in de» spanischen Stiefel sozialistischer Religions- seindschast zwingen zu können. Und erlebten ein Fiasko. Poli tisch und kulturell sind, daran ist nicht mehr zu zweifeln, die schönen roten Tage nicht mir für das ganze deutsche Volk, son dern auch für Sachsen vorbei. Durch den Ausfall der Eltcrn- ratswahlen in Sachsen ist ein sa vernichtendes Urteil über die Die Kal.ung LMek eMi die WelWseMW Berlin, 2l. Januar. sDrahtbericht.) In der heute um 2 Uhr beginnenden Sitzung wird der Führer der Demokra ten bestimmte Fragen an den Kanzler richten. Dr. Luther wird diesen Anlaß wahrnehmen, um in einer zweiten Rede zu den bisher abgegebenen Erklärungen der Fraktionen Stel lung zu nehmen und die Regierungserklärung zu ergänzen. Bo» der dabei erfolgenden Beantwortung der demokratischen Fragen wird es die demokratisch Fraktion abhängig machen, ob sie Stimmenthaltung oder Ablehnung der Billigungserklärung pro klamiert. Ler erlle Lsg der MM Berlin, 2l. Januar. Die gestrige Reichstagssitzung brachte die grundsätzliche Stellungnahme der großen Parteien zu der am Montag abgegebenen Regierungserklärung. Ie ein Redner der SozialdemoNratie, der Deutschnationalen, des Zentrums, der Deutschen Volkspartei und der Kommunisten kamen zu Worte. Die Reden wurden teilweise von außerordentlich lebhaften Zu rufen unterbrochen, der Präsident Lobe, der die Ordnung des Hauses musterhaft wahrte, verteilte reichlich Ordnungsrufe und muhte der kommunistischen Nednerin am Ende das Wort ent ziehen. Abg. Dr. Breitscheid (Soz.) erkannte an, daß die Regierungserklärung an sich wenig An. gtifsspunkle biete. Aber man könne deise Erklärung von der Entstehungsgeschichte der Regierung nicht trennen. Wäre das Proaramm ernst gemeint, dann sei es unverständlich, warum Herr Marx gestürzt wurde. Das Kabinett Luther sei entstanden aus dem Streben der Volkspartei nach dem Bürger block. lieber diese inneren Streitigkeiten habe der Außen minister Stresemann sein eigentliches Ressort vernachlässigt. Man müsse fragen, ob in der Tat ein Kompromiß über die Näumungs- frage vorgcschlagen sei. Für das vertragswidrige Vorgehen in der Kölner Frage sei den Alliierten ein Vorwand geliefert worden durch den kindlichen Unfug, der mit den Zeitfreiwilligen bei der Reichswehr getrieben ivurde. (Abg. Henning, Nat.- Soz., ruft: Kriegen Sie diese Rede von Frankreich bezahlt?" — Abg. Breitscheid antwortet: „Sie Lump!" Beide werden zur Ordnung gerufen.) Vor einem Zollkrieg müsse gewarnt werden, ein solcher Krieg würde lediglich den Freunden Poin- cares Vorteile bringen. — Dr. Luther habe versichert, er wolle kulturlose Politik des Sächsischen Lehrervereins gefällt worden, daß man dem auch nichts weiter hinzuzusetzen braucht. So ist es kein Wunder, daß der größte Toner des ent thronten roten Lchrervereins, der Schulrat Arzt, gestern mit sehr gedämpftem Trommelklang marschierte. Zur endgültigen Abstimmung standen seine beiden Anträge über Wegfall des Religionsunterrichts in den ersten vier Schuljahren und Verweigerung der Untcrrichtsbesreiung der Schüler an staat lich nicht anerkannten Feiertagen Innerlich begründen frei lich — weder pädagogisch noch methodisch — konnte Herr Arzt seine Anträge, die eine Herausforderung der gesamten christ lichen Elternschaft Sachsens sind, nicht. Indessen, eins hat er von der Partei, der er mit gutem Blick sür die Konjunktur seit: dem 9. November 1918 mit aller Hingabe dient, von dieser seiner Partei schon gelernt, nämlich nach dem englischen Muster von Gott zu sprechen, wen» man Petroleum meint. Was man ge meinhin englisch „cant" nennt. Und so kann man sich ein Bild von der „harmlosen Sachlichkeit" des Herrn Arzt machen, als er weniger deklamatorisch und weniger dreist als früher den Bericht über Ausschußberatung seiner Anträge erstattete. Und bei der Abstimmung erlebte man ein Schauspiel, wie man es im sächsischen Landtage noch niemals sah. Die rechts sozialistischen Abgeordneten stimmten mit allen bürger lichen Parteien gegen die Anträge, die in Wirklichkeit weiter nichts sind, als die Forderung auf Wiederherstellung der alten FleihnerschenKampfverordnungen gegen den Reli gionsunterricht in den Volksschulen, die der jetzige Kultus minister Dr. Kaiser gleich nach seinem Amtsantritt aufge hoben hat. Und nun kam der große Wasserfall: Die Aussprache über die sächsische Kulturpolitik, vor allem aber über die bekannte Denkschrift über die Volksschulen, die seine ent thronte Majestät, den sozialistischen Lehrerverein, aufs Höchste „indigniert" hat. Die radikalen Genossen haben nur noch eine zweite Nummer für solche Angelegenheiten, nachdem der einstige „Chef vom Ganzen", Herr Arzt, durch den Widerspruch zwischen seine» Worten und seiner Lebensführung sich selbst matt gesetzt hat. Ach. und Herr Weckel ist nicht einmal cine zweite Nummer, wenn er, der „Führer des darbenden und hungernden Proletariats", auch den schönsten und kostbarsten Pelz unter allen Landtagsabgeordneten sein eigen nennt. Mit der albernen Einleitung seiner Rede, „der Kaiser hatte einst Deutschland ins Unglück gebracht, vielleicht wiirde Herr Kaiser die sächsische Volksschule ins Unglück bringen," glaubte er einen Witz zu machen, den er selbst noch als Witz vorher ankündigen mußte, merkte aber selbst bei seinen Freunden, daß er mit dicker Geschmacklosigkeit das Urteil der Lächerlichkeit Uber sich selbst gefällt hatte. Und nun brachte er einen 25. Aufguß einer Rede seines Meisters Arzt. Kein Zweifel, er brachte etwa die gleichen Gedankengänge zum Ausdruck, wie Herr Arzt sie hundertfach vorgetrageu hat. Aber bei aller politischen Gegnerschaft muß man doch anerkennen, daß an Herrn Weckel gemessen, der Schulrat Arzt von Zeiqners Gnaden ein wahrer Geistesheld genannt wer den muß. Wenn bei Weckels Bemerkung, daß Dr. Kaiser den Echnlsricden gebrochen und den Kampf e»! fesselt hätte, das Haus nicht in ein schallendes Gelächter ausbrach, so mag das ein Be weis dafür sein, ein wie vernichtendes Urteil der ganze Sächsische Landtag über diesen Vertreter des Proleta riats und Inoenderzieher gesvrochen hat. In diesem Zusammen hang darf nicht unerwähnt bleiben, daß der demokratische Ab geordnete Clans als Beauftragter des sozialistischen Sächsischen Lchrervereins sein Sorüchlein herbstete und in die gleiche Kerbe kleb, die die Genossen — der gleiche Faden, nur eine andere Nummer — voroeschlogon Koben. Neberklüssig zu sagen, daß die ernsten und sa-lg-chon j e g e r k schon Herrn Weckel vollständig matt setzten, zumal Siegelt mit allem Ernst die christliche und wirklich erzieherische Schularbeit auseinandersetzte und begründete. Und dann" kam die Generalabrechnung des Kultusministers Dr. Kaiser mit der jahrelangen Mißwirtschaft des Sächsischen Lehrervereins in Sachsen. Wobei er unter anderem folgendes ausführte: Ich freue mich, in aller Oeffentlichleit auf die Angriffe antworten können, die gegen das Dolksbildnngsniinistertzum in letzter Zeit gerichtet worden sind. Nach wie vor must ich ans dem Standpunkt stehen, daß die Veröffentlichung der Denk- Ichrist eine Pslickt der obersten Schulverwaltung gewesen ist. Tic Sorgen un die Vottsschule sind verbreiteter und die bitte ren Klagen über die Schulersolge sind ernster und hänftger, als es eine große Anzabl unserer Lehrer zugeben will. TaS Miß- irauen gegen die Volksschule ist nun einmal seit Jahren da. Olme d as Vertrauen der Elternschaft kann di« Lehrerschcnt keine segensreiche Schularbeit leiste». Tie Feststellung der Wahrh ft seilte niemand virletzeu. Cs herrschen »n» einmal zwei ver schiedene Auffassungen im Volke. Wollen wir die 'ein; Ansfassung ewfach »nierl rücken? Wir müssen die Tinge sachlich erört'rn, sonst Nr. 17. Seite 2 -er Parteien sür die Herstellung der Kaufkraft der breiten Massen wirken. Aber von den neue» Männern könne man nicht viel erwarten. Die neuen Kabinettsmitglieder, Schiele, v. Schlieben und Neu haus. betrachteten die neue Negierung nur als eine Etappe auf dem Wege zur Monarchie (Rufe rechts: Gott sei Dank! Große Bewegung links und Rufe: Jetzt habt ihr euch verraten!) Dieser Ruf sei allerdings die beste Charakteristik des Kabinetts Luther, dem die Sozialdemokratie in schärfster Opposition gegen- überstehen werde. Abg. Graf Westarp (Dcutfchnational) stellte fest, daß das Ergebnis der neuen Regierungsbildung für die Deutschnationalen nur ei» erster Schritt, der Versuch einer endgültigen Lösung sei. Das Vertrauen in die Haltbarkeit des Kabinetts Luther werde im wesentlichen davon abhängcn, ob das Zentrum in.P reutzenan dem Bündnis mit Braun und Severing festhalten werde. Für ihn bestehe kein Zweifel, daß nach Aufdeckung des Korruptionssumpses eine Neuwahl sür die Linke endgültig vernichtend sein werde. Mit eisernem Besen müßten Sauberkeit und Reinlichkeit des öffentlichen Lebens wieder hergcstellt werden. Die deutsche Regierung könne sich nicht durchsetzen, wenn hinter ihr nicht ein starker Wille des ganzen Volkes stehe, der Wille zur Macht des Staates und zur Befreiung von Nation und Reich aus der Knechtschaft. Abg. Fehrenbach (Zentrum) verlaß die Erklärung der Zentrumsfraktion, die wir an anderer Stelle wiedergeben. Nach ihm begrüßte Abg. Dr. Scholz (Deutsche Volkspartei) das neue Kabinett einmal deshalb, weil unser Volk endlich ein mal eine verantwortliche Regierung brauche (lebhafte Zurufe: S i e haben ja die Krise gemacht!) dann aber auch, weil das Kabinett sich auf eine sichere Mehrheit stütze. Auch die Volks partei werde die Täten der Regierung abivarten. Sie wünsche von ihr eine gesunde nationale Realpolitik. Abg. Frau Gohlke-Ruth Fischer (Kommunist) stellte fest, für-die Kommunisten sei die heutige Rede des Grafen Westarp die eigentliche Regierungscrklcjrung. Tie Sozial demokraten spielten mit ihrer Opposition Komödie, genau wie die Rechte Komödie spiele. All die Herren Sklavenhalter wollten nur die deutschen Kleinbürger davon ablenken, daß Deutsch- nationale ebenso wie Sozialdemokraten, sie als Sklaven an das Auslandskapital verkauft haben. Besserung sei nur von dem Klassenkampf des Proletariats zu e-warten und nicht von der Zuchthauspolitik des neuen Kabinetts. Nachdem Fra» Fischer das Wort entzogen war, vertagte sich das Haus aus Mittwoch. I gehen die Angriffe weiter. Gerade im Interesse der Besitzt»'«» I liegt es, daß unsere Volksschule die höchsten Leistungen cn'rvor- ! bringen muß. Wer dis nicht zngibt, verkeimt die Zeichen der Zeit. Unser Volt verlangt von der Volksschule auch ein gewipes Können. Tie Klagen beziehe» sich auch darauf. Ist das Könne» etwas, was völl'g außer Acht gelassen werden darf? Ein gro ßer Teil der Bivölkerung sagt, daß die Ziele der Volksschule nicht erreicht worden sind. Man soll solche Klagen nicht leicht neh me». Wie kann man sagen, daß es sich u»> eine orgnniiterta Hetze handle. W> wir Feister sehen, ist es Pflicht, zu bester», ks kann einer Unterrichtsverwaltuiig nicht einsallen, die Volks schule zu zertrümmern. . Tie Denkschrift enthält die Berichte von Fachmännern und ist versaßt von Fachmännern. Ter Minister nimmt dann S,-l> ln»g zu den- Angriffen gegen die Denkschrift und we,,d-i sich insbesondere gegen die Auffassung des Sächsischen Lehrervcreins lud die „Leipziger Lehrerzcitung". Ter Leprervereiii pect in der Tcnkschrist eine rein parteipolitische- Absicht, die „Leiozi-p'r Lehrerzcitung" erblickt in den Berichten eine systematische Hetze. Was die Nichtbesetzuilg von Vesirksschulratsstetlen betrcg't, >o liegt ein Kabinettsbeschluß vor. Tie Behauptung des Herrn Weckel, daß ich ,-esagt haben sollte, die Bezirksschulräte yätt-e» nichts zu tu», ist ein Märchen. Für alles m den Berichten der Denkschrift kann nicht die Not der Zsit verantwortlich gemacht werden, >o»st müßte jede Schule schlecht sein. Ich erkenne durchaus an, daß in ein'»! ehr großen Teile der Lehrerschaft der alte Idealismus noch 'ebt und er sich ausopfert für die Schularbeit, aber ivaS bc- mängelt wird, ist, daß der Subjektivismus des ein zelnen jichso breit macht. Der Lehrer soll mit seiner Methode nicht eingeengt werden, aber wir habe» auch Lehrer, die aller guten Absicht einfach nicht in der Lage sind, nach bestimm ten Methode», die sie noch nicht erfaßt haben, mit vollem Erfolg ,n unterrichten. Tie Denkschrift enthält Tatsache», die nicht ans der Welt geschasst werden können Ter Minister befaßt sich dann mit den Plänen des Min - sterlums Mit dem verbindliche» Lehrplan allein 'st es nickt getan. Bei den Helfern, die den Bezirksschulräten beigegeben werden sollen, handelt es sich lediglich um die Wi-rksammachnug der einzig staatlichen Schulaussicht, die w:r seit 1871 haben. Es ist nichts Neues, sondern mir der Ausbau einer segensreichen Ein richtung. Wir haben bis jetzt nicht die Absicht, die Helfer höher etnzustuseu als die Lehrer. Parteigenosse» bessere ° Stellungen zu verschaffen, davon kann also keine Rede sein. Tis Pläne kalte» wdcr Kritik stand. Das jetzt so reaktionäre Volksbildungsminr- steril,m ist in viel höherem Maße Volksbildniigsministerium als die Gegner das zugeben." Wir wollen noch ein komisches, aber doch sehr ernstes Mo ment festhalten. Der Kultusminister wies auf die maßlose Hetze des Sächsischen Lehrervereins gegen den Kultusminister hin unk auf Entgleisungen, die sich die rudikalsozialistischen Lehrer in ihrem maßlosen Haß haben zuschulden kommen lassen. Er zog eine treffende Parallele zu der Vergangenheit und zu dem Mini ster Fleißner, ohne allerdings dessen Namen zu nennen, wo Leh rer in die Wüste geschickt wurden, auch wenn sie die Grenzen maßvollster Kritik nicht überschritten hatten. Wer nur im ge ringsten aufzubegehren wagte, der flog, und der „freiheittickpr", sozialistische Lehrerverein klatschte rasend Beifall. Ja, Herr Weckel selbst war es, der bei einem solchen Fall von der An- staiidspflicht des Lehrers und Beamten sprach, der sich anders benehmen müsse als ein anderer Staatsbürger, und der zu die sem Zwecke das Republikschutzgesetz sials eine sehr angenehme Einrichtung lobte. Unter schattender Heiterkeit konnte Dr. Kai ser Herrn Weckel mit seinen eigenen Aeußerungen schlagen, der nicht einmal einen verlegenen Zwischenruf wagte. Die Schlacht ist verloren, die Herren merken es. Deswegen zeugen ihre Rück zugsgefechte von einer Plan- und Sinnlosigkeit, die die Eignung dieser trefflichen Männer zu Volkserziehern hinreichend kenn zeichnen. Wie war es vor Zeiten noch so schön, als der Hobel des Herrn Fleißner im Kultusministerium wirkte und die „reak tionären" — sprich christlichen und nichtsozialistischen — Lehrer aus dem Amte flogen, die natürlich durch die größten Schreier des Sächsischen Lehrervereins ersetzt wurden. Das S?iel ist aus. Wir sind nur neugierig, wie schnell sich die Ueberzeugung all der Herren, die einst mit fliegenden Fahnen in das Meer der Konjunktur segelten, sich umorientieren werden, wenn der neug Wind, der sich aufgemacht hat, Dauer verspricht. Denn es geh§.. nichts über „Ueberzeugungstreue" . .. , Der Mecklenburger Landtag. Bei der gestrigen Scöffiluug des Landtages war eine Neuwahl oeS Präsidiums vorz»nehmen, da man im Dezember vorigen Jahres die Sitzung nicht vertagt, son-, der» Seisioiisschlus; gemacht hatte. Zum ersten Vorsitzenden wurdg Abgeordneter Metterhausen (Tentschnattonal), znm stellvertretenden Vorsitzenden Abgeordneter Schröder (Soz.) wiedergewählt.
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