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Sächsische Volkszeitung : 25.01.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-01-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192501255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19250125
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19250125
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-01
- Tag 1925-01-25
-
Monat
1925-01
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 25.01.1925
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Sonntag, den 25 Januar 1925. Nr. LO. Seite ü Sü-Meflsach?en Die Regenschauer, die trotz der Kälte — man erwartete eigentlich Schnee datür — am 15. Januar niedergingen, brachten dem Vogtiande Glatteis, das den Verkehr sehr erschwerte. Ver schiedene Unglücksülle waren die Folge. Auerbach und Falken stein wollen aus dem Bezirksoerbande austrrten. Der dahin, gehende Antrag wurde mit 7 gegen 3 Stimmen abgelehnl. — Nus Weida wird gemeldet, datz an der Aeutzeren Greizer «trotze 16 jungen Obstbäume» die Krone abgebrochen wurde. Ein Apfel baum von etwa 10 Zentimeter Stammstärke wurde aus dem Erd boden geriffen. sogar zwei Kilometersteine wurden entsernt. — Ter Instrumentenbauer A. Fischer in Markneukirchen hat nach eigener Erfindung eine Geige hergestellt, die er Copy Quarnerius nennt. Obwohl sie erst im Dezember vollendet wurde, hat die Violine die Vorzüge eines schon im längeren Gebrauche sich be findenden Instrumentes. Man rühmt von ihr den edlen, starken xon. — Auf der Suche nach neuen Steuerguellen wollte man in Dorsstadt eine Lampeusteuer entführen. Aber die Amts- kauptmannschalt erbob gegen diesen Beschlutz Einspruch. — In Reichen buch beschlos; man die vorläufige Schlietzung der Wärmestube. In dieser Stadt wollte auch ein Reisender von einem Unbekannten um Feuer angesprochen worden sein: dieser habe ihm einen Stotz vor dem Magen gegeben, d"r den Reisenden der Bcsiimung beraubte. Als er wieder zu sich gekommen sei, habe er bemerkt, datz er bestahlen worden sei. Jetzt stellte es sich heraus, datz der Uebersall erdichtet war. — In Adorf drangen zwei Bettler in eine Villa und lietzen allerhand mitgehen. Die beiden wurden zwar ergriffen, konnten aber dem Gewahrsam entfliehen. — In Falkenstein ist. wie auch in Plauen ein Milch krieg ausgebrochen. Nun verkaufen die Landwirte die Milch für 30 Pfg. pro Liter, während die Händler 32 Pfg. verlangen. — Im Bezirk der Amtshauptmnnnschast Auerbach wurde die Hunde sperre ans unbestimmte Zeit — ebenso in Greiz — verlängert. — In Greiz stützt die Errichtung eines Ehrenmales für die Gefallenen des Weltkrieges auf verschiedene Schwierigkeiten. Vor allem scheint man sich über die Platzfrage nicht einig zu sein. — Auf einer steifen Stratze Planeus ritz an einem Lastkraft wagen die Antriebskette: infolgedessen stürzte ein auf dein Wagen sitzender Fabrikarbeiter ab. die Pavierballen finit d?nen der Wage» befracktst warf sielen aus den Bedauernswerten, der ziem liche Verletzungen davontrug. — Am 31. Iauuar findet in Planen der Presseball statt: der letzte wurde 1914 abgehalten. — Am 10. Februar wird Paul Keller aus eigenen Dichtungen in Plauen vor lesen. — Der Gedenktag der Reichsgründung wurde In der Hauptstadt des Vogffandes feierlich begangen. In einer grotzen Versammlung sprach ein Berliner Herr, der sich einige Bemer kungen. wie z. B. folgende, nicht verkneifen konnte: Zum 30 Geburtstage verweigerte dem Fürsten Bismarck der „undeutsche" Reickstag den Glückwunsch. „Es mar dieselbe Koalition, die uns seit dem 9: November 1918 beherrscht. Die schwarze, die rote, die goldene Internationale. Der Geist des Ultramantanismus und des Marxismus... hatt-n, Fürst Bismarck die Ehrung zum 80. Geburtstag versagt." — Blauen soll in den Flugverkehr ein- be-ogen werden. Der Flughafen soll bis zum August 1925 fertig- gestellt werden. — In Netzschkau hatten die Stadtverordneten 4090 Mark für eine autze'-o'-dentlicke Weihnachtsbeihilfe, die die Bedürftigen der Stadt erhalten sollten, bereitgestellt. Es blieb Aus den deutschen Parlamenten s v Lrekspsusr ^otorsn«srks Surr» vrsselvn v.m.d.b». kreilsl-polreksppel, LlemrlrsNe 2 WiieMrdMM» »ei Smimiiisleil 7, , Thilringer Landtag. ^ " Weimar, 23. Januar 1925. Als erster Punkt der gestern nachmittag 4 Uhr erössneten Landtagssitzung stand der Antrag der Kommunisten aus Gewah- rung von Strasfreiheit für politische Vergehen zur Bcra- tung. Trotzdem es erst in der vorgestrigen Sitzung zu den schärf sten Auseinandersetzungen zwischen Sozialdemokraten und Kom munisten gekommen mar, wurden die Angriffe dieser beiden Gruppen gegen die Rechtspflege in Thüringen und im übrigen Reiche, »ach einer einheitlichen Linie, wenn auch in der Form verschiedenartig moduliert, vorgetragen. Den Vorwürfen gegen die Rechtsprechung in Thüringen trat der Regierungsvertreter, Ministerialdirektor Dr. Müller, energisch entgegen. ach dreistündiger Verhandlung wurde dieser Gegenstand verlassen und die Regierungsvorlage über die Abänderung der Gemeinde- und Kreisordnung ln erster Lesung behandelt. Der R-gierungsoertreter erläutere die der Vorlage beigegebene Begründung und gab dem Wunsche nach einer baldigen Verabschiedung des Gesetzes mit Rücksicht auf die bevorstehenden Kommunalwahlen Ausdruck«. Von der Linken wurde die Notwendigkeit verneint, die Wahlen im Inter esse einer ungestörten Fortführung der Gemeindcgeschäfte früher ass ursprünglich vorgesehen stattfinden zu lassen. Die schärfsten Bedenken wurden jedoch gegen die Ersetzung des Verhältnis- wahlsnstems durch die Mehrheitswahl bei der Berufung von Ge meindevorstehern usw. erhoben, da dadurch Verhältnisse geschossen würden, die geeignet seien, den Schutz der Minderheiten erheblich zu gefährden. Nach vcrhältnismätziger kurzer und ruhiger Debatte wurde die Vorlage dem Gesetzgebnngsausschuh überwiesen und die Sitzung geschlossen. geMer Mmim uni öchuwll Eine Zentrumsansrage im Preutzischen Landtag. Der Zentrumsabgeordncte Weingutsbesitzer Diel, Burg Lauen, hat an die preutzische Staatsregierung folgende Anfrage gerichtet: Aus Berichten der in- und ausländischen Presse ist zu ent nehmen, datz die Reicksregierung bei Vereinbarung eines vor läufigen deutsch-italienischen Wirtschaftsabkommens Italien im Wege der Meistbegünstigung die gleichen niedrigen Weinzöile zu- gcstanden hat, wie das in dem vom Reichstag noch nicht ange nommenen spanischen Wirtschaftsvertrag geschehen ist. Die erneute Einräumung dieser niedrigen Zollsätze ist ge radezu unfaßbar, nachdem der Reichs- wie Staatsregierung durch die einhelligen Kundgebungen des gesamten deutschen Weinbaus, wie die Nachweisungeil der Fachverbände, erwiesen worden ist, datz der deutsche Weinbau mit seinen Hunderttausenden von Winzersamilien bei solch unzureichendem Zollschutz dem Ruin anheimfallen mutz. Es hätte erwartet werden müssen, datz, wie bei anderen Warcngattunge». so auch bei Weil« Vorbehalte gemacht worden wären. Das ist bedauerlicherweise nicht geschehen — vielmehr das dem deutschen Weinbau im spanischen Wirtschaftsvertrag ge- gesprochene Todesurteil bestätigt worden. Ich frage daher die Staatsregierung: 1. War sie. war ins- besondere das Landwirtschaftsministerium an den Verhandlungen beteiligt und sie der Einräumung dieser niedrigen Weinzö'.le zu gestimmt? 2. War der preutzische Weinbau bei den Verhandln»- gen durch Sachverständige vertreten: bejahendenfalls: haben diese die Regelung für den Weinbau als tragbar erklärt nnd ihr zu« gestimmt? 3. Ist die Staatsrcgieruug bereit, die zum Schutze und zur Erhaltung des preutzische» Weinbaues notwendige» Maßnahmen zu treffen? Welche Maßnahmen hat sic bereits ge troffen und welche weitere hat sie noch in Aussicht genommen? 4. Ist sie bereit, bei der Reichsregierung geeignete Schritte zu unternehmen, um eine weitere Preisgabe des Weinbaues bei den schwebenden Wirtschaftsverhandlungen mit Frankreich zu ver hindern und die bereits getroffenen nachteiligen Vereinbarungen rückgängig zu machen? Milere Aliiräse dn MW» AllMklsi ini MM Die Bahrische Voltspartei brachte im Reichstag nach »'."-twe folgende Anträge ein: 1. Tie Reichsregiernng zn erlncken, ernent Sckriiie zu „ujer- uekmen, »in den deittichen M >>'si » n s g c sc l l sch a s t e » und Missionaren volle Niederlaiinngsjrcikeit un Auslände, iusb.'ion dere in den deutschen Kolonien, ,n sicher» und eine nnzrbein nie Wirksamkeit im Dienst der christlichen Nächücnliebe :n erwog licken, 2. die RerchSregiernng zn ersuchen: a) über oje Wirinug der Verordnung vom 2. November 1923 «ReichSge'enbl I S.1007> und über den Erfolg der bisherigen Tätigkeit der Kartekl- ge richte dem Reichstag eine Dentschrift in Vorlage zn bring?": bi dem Reichstag einen Gesetzentwurf zn unterbreiten, der die wirtschastlicken Schäden des Kartell- und SmidtsatweieiiS zn be seitigen geeignet ist: 3. die Neichsregiernng zn ersticken, mn-n Gesetzentwurf in Vorlage zn bringen, der In Abänderung der Paragraphen 4 und 7 des Krastsahrzeugsteuergesetzes vom g Avr'-I 1922 folgende Bestimmungen trifft: a) für fukrgewerbüche be nutzte Personenkraftwagen bis zn 6 Sitzen wird unter unter allen Umständen der niedrigste Steuersatz von lOO Mark in Anrechnung gebracht, wenn der Steuervslichtige nicht mehr als drei Wagen besitzt iKlcinfuhrunIernehincr) und feinen Unter halt .uisschlietzlich auS diesem Gewerbe bestreitet; b)nir neueinge- stellte Wagen solcher Kleinfnhrunternehmer, die ausschließlich a is dem Fnbrgewcrbe ihre Existenz bestreiten, ist d e „ach dem Geetz vor- zqhlbare erstmalige Jahressteucr ans Ansuchen bis zur Tauer eines halben Jahres zinslos zu stunden. Ferner ist von den Abieordneten Leicht, Dr. Becker sH-iien), Spuler, Fehr und Genossen folgender Antrag eingebracht worden: Bauvorhaben für daS Reich, die erst im Lause des Jahres 1921 vorgesehen und in, ErgänznngSetat dem Reichsrat vor?,.-legt wor den sind, dürfen mit Ausnahme von .in Pan befindlichen Wohn häusern nicht in Angriff genommen werden, bevor nicht Vir Reichs tag darüber beschlossen hat. ein kleiner Restbetrag übrig, der mit weiteren 209 Mark für die Slotslandsarbeiter zur Verteilung gelangt. — In nächster Zeit wird entschieden, ob die Stadt sich an der Mnldentalsperrcn- wasserversorgnng beteiligen will. io. Vermischtes ch Mißhandlung eines Fünfzehnjährigen. Ein scheu tzlicher Fall van Freiheitsberaubung und Mißhandlung eines Minder jährigen hat sich im Memelgebiet zngetrngcn. Der Gutsbesitzer Martin Schakinas und der Palizciwachtmeister Wvlsf miß handelten den 15jührigen Knecht Pctranschkas ans bestialische Weise. So wurde der Junge über 8 Tage in einen Keller ge sperrt. Ter Grund für die Mißhandlung bot die Beschnldigmig des Echakinas, der Knecht habe ihm Geld unterschlage», das angeblich in der Brieftasche des Gutsbesitzers gewesen sein 'oll, die dieser in betrunkenem Zustande verloren und durch dr» Knecht zurückerhalten hat. Pctranschkas wurde von der Poli ei schließlich bewußtlos anfgefunden, im Krankenhaus mußten ihm beide Füße, die im Keller erfroren waren, abgcnoinmen werden. Schakinas und Woiss sind verhaftet wordeiu — Ei» Kirchspiel stiftet einen Riese>kringel. Wer da glaubt, daß in deutschen Landen die idvlüscken Zustande der kleinen Orte, in denen die ganze Einwohnerschaft eins große Familie bildet, ausgestarben sei, der täuscht sich. Beispielsweise hatte sich seit Jahren das ganze Kirchspiel Gnderrup ans der Insel Alscn schon immer darüber geärgert, datz oie beliebte Frau des Kaufmanns Viereck nur Knaben — bisher sieben — zur Welt brachte. Als neulich nun die Nachricht durch das Oe, ichcn ging, sic sei wieder guter Hoffnung, glaubte man c uvas Beton, dcres tun zu müsse» und beschloß, salls diesmal ein Mädchen zur Welt käme, ihr auf allgemeine Kasten einen Kringel zu stiften, so gross, wie man ihn nach nicht gesehen habe. Der Klap perstorch brachte richtig ein Mädchen! Aber woher nun de» Riesenkringel nehmen? Sämtliche Bäcker im Kirchspiel waren nicht fähig, ein solches riesenhaftes Backwerk in einem Stuck fertig zn stellen. Ta kam ein Schlankops ans die Idee, den Kringel in acht verschiedenen Stücken zn backen. Das gcschcch auch. Dann packte man das Monstrum auf einen Lastwagen und fuhr es unter Beteiligung des gesamten Kirchspiels mit Musik vor das Hans des Kaufmanns. WM, fM»« sg ch'ernruf 1078 Der wlle Invalide Novelle von Ludwig Achim von Arnim. (3. Fortsetzung.) Unterdessen waren die beiden Soldaten, mit Aepfeln und Trauben bepackt, m die Nähe des Forts gekommen, aber Iran- cneurs starke Stimme ries ihnen, indem er eine Flintenkugel über ihre Köpfe absenerte: „Zurück!" Tann sagte er durch das Sprach rohr: „An der hohen Mauer werde ich mit euch reden; ick habe hier allein zu befehlen »nd will auch allein hier leben, so lang es dem Teufel gefällt!" Sic wußten nicht, was das bedeuten sollet aber cs >var nichts anderes zu tun, als dem Willen des Sergeanten Folge zu leisten. Sie gingen herab zu dem steilen Abhänge deI Forts, welcher die hohe Mauer hieß, und kaunr dort angelangt, so sahen sie NosalienS Bett und des Kindes Wiege an einem Se le niederst»^»; dein folgten ihre Betten und Geräte, und Fran- coeur rief durch das Sprachrohr: „Das Einige nehmt; Bett, Wiege und Kleider meiner entlansenen Frau bringt zum Kommandanten, da werdet ihr sie finden! Sagt: das schicke ihr Satanas und d esc alte Fahne, um ihre Schande mit dem Kommandanten zu decken!" Bei Uesen Worten warf er die große französische Flagge, die ans dem Fort geioeht hatte, herab und fuhr fort: „Dem Komniandanten lasse ich hierdurch Krieg erklären: er mag sich wafsnen bis zum Abend, dann werde ich mein Feuer eröffnen; er soll nicht schonen, denn ich schone ihn beim Teukol nicht; er soll alle seine Hände ausstrecken, er wird mich doch nicht fangen; er hat mir d-n Schlüssel znnr Pulvertnrm gegeben, ich will ihn ürmichen, und wenn er mich zn fassen meint, fliege ich mit ihm gen H'mmel, vom Himmel in die Hölle, das wird Staub geben." — Brnnet wagte endlich zn reden und rief hinauf: „Gedenket an unser,» gnädigsten König, daß der über Euch steht: ihm werdet Ihr doch nicht widerstreben?" Dem antwortete Francoeur: „In mir ist der König aller Könige dieser Welt, in mir ist der Teufel und im Namen des Teufels sage ich euch: redet kein Wort, sonst zerschmettere ich e„chs" Nach dieser Drohung packten beide stillschweigend bas Ihre zusammen und ließen das übrige stehen: sie wußten, daß oben große Stein massen angehänft waren, die unter der steilen Felswand alles zer schmettern sonnten. Als sie nach Marseille znm Kommandanten tamcn, fanden sie ihn schon in Bewegung, denn Baffet hatte ihn von allein unterrichtet; er sendete die beiden Ankommenden mit einem Wagen nach dem Fort, um die Sachen der Frau gegen den drohenden Regen zu sichern; andere sandte er aus, um dm Frau mit dem Kinde aufzufinden, während er die Offiziere bei sich ver- pinmelte, um mit ihnen zu überlegen, was zu tuu sei Tie Be- sorgnis dieses Kriegsrats richtete sich besonders aus den Verlust des schütten Forts, ivenn es in die Luft gesprengt würde; bald iam aber ein Abgesandter.der. Stadt, wo sich das Gerücht verbreitet! hatte, und stellte den Untergang des schönsten Teiles d>'e Stabt als ganz unvermeidlich dar. Es wurde allgemein anerkannt, daß mit Gewalt nicht verfahren werden dürfe, denn Ehre sei nicht gegen eine» einzelnen Bien scheu z» erringen, wohl aber ein nn- gchcnrer Verlust durch Nachgiebigkeit abzumcnden: der Schlaf werde die Wut Francoeurs doch endlich überwinden; dann ,ol!ten ent- icklossenc Leute das Fort erklettern und ihn fesseln. Dieser Ratschluß war kaum gefaßt, so wurden die beidcu Soldaten ein- gesnhrt, welche Rosaliens Bett und Gerät zurückgeüracht hatten. Sie hatten ein^ Bestellung FrancoenrS z„ überbringcn, daß ihm der Teufel verraten; sie wollten ihn im Schlafe sangen, aber er warne sie aus Liebe zu einigen Tenselskameraden, dir zn dem Unternehmen gebraucht werden sollten, denn er werde ruhig i» ,eurem verschlossenen Pulverturn, ...st geladenen Gewehren schlafen nnd ehe ne die Türe «rbrechen tönnten, wäre er längst erwacht und der Turin mit einem Schüsse in die Pulverfässer zersprengt. „Er hat recht", sagte der Kommandant, „er kann -.,i,ht anders handeln; wir müssen ihn ausl,ungern". — „Er hat den gamen Wmtervorrctt für uns alle hin.ailfgesckasft", bemerkte Benn.t. „wir müssen wenigstens ein halbes Jahr warten; auch sagte er, daß -hm die vvrbeifahrenden Schisse, welche die Stadt versorgen, reich lichen Zoll geben sollten, sonst bohre er sie in dm Grund, und znm Zeichen, daß niemand in der Nacht fahren sollte ohne seine Bewilligung, werde er am Abend einige Kugeln über de» Fluß sausen lassen". — „Wahrhaftig, er schießt!" rief einer der Offi ziere, „nd alle liefen nach einen, Fenster des oberen Stocksverles Welch ein Anblick! An allen Ecken des Forts erössneten Kanonen ihren feurigen Nachen, die Kugeln sausten durch die Lust, in d.'„ Stadt versteckte sich die Menge mit großem Geschrei, und nur einzelne wollten ihren Mut im kühnen Anschauen der Gefahr be weise». Aber sie wurden auch reichlich dafür belohnt, dm» mit Hellem Lichte schoß Francoeur einen Bündel Raketen ans eiier Haubitze in di- Luft und einen Bündel Leuchtkugeln aus eine», Mörser, denen er aus Gewehren unzählige andere nachsandte Ter Kommandant versicherte, diese Wirkung sei trefflich; er habe «s >»e gelvagt, Feuerwerke mit Wnrfaeschütz in die Lust zu tr-ib-n. aber die Kunst werde dadurch gewissermaßen zn einer meteorisch der Francoeur verdiene schon deswegen begnadigt zn werden Diese nächtliche Erleuchtung hatte eine andere Wirkung die wohl in kemeS Menschen Ab icht lag: sie rettete Rvsalien und -hre», Kinde das Leben. Beide waren m dem ruhigen Treiben des Kahnes emgeschlummert, und Rosalie sah in, Traume ihre Mutter von innerlichen Flammen durchleuchtet „nd verzehrt und sragtr s>e: warum sic so l-rde. Ta war'ü als vb eine laute Stimme -hr m d>e Ohren rief: „Mein Fluch brennt mich ww dich, »nd la>,„st du »hu nicht lösen, so bleib' ich eigen allem Bösen." Sie wvltte noch mehr sprechen, aber Rosalie war schon anfgeschr-ckt sah üb-r sich den Bündel Leuchtkugeln im höchsten Glanze, hörte „-'b-'n ..ch einen «chlsfer rufen: „Steuert links, wir fahren sonst ein Zovt >n den Grund, worin ein Weib mit einem Kinde sitzt!" Nnd s.ckon rauschte die vordere Spitze etz,es gioßen Flnßschifses wie e»i gr össneter Walsischrachen hinter ihr, da wandte er sich links, aveo >kr Nachen wurde doch seitSwärtS geriisen. „Helst meinem arme» Kinde!" rief sie, dor Haten etz.eS StangcnruderS verband sie m't dem großen Schisse, daS bald darauf Anker warf. „Wäre das Feuerwerk ans dem Fort Ratonnean nicht anfgegangen," ries d:r eme Schisser, „ich hätte Euch nicht gesehen, und wir hätten Euch ohne bösen Willen in den Grund gesegelt. Warum habt ,br uns nicht abgeschricn?" Rosalie beaniwortete schnell die Frage» »nd bcu n,,r dringend, sie nach dem Hanse des Kommandanten zu brnm gen. Ter Schisser gab ihr auö Mitleid seine» Jungen zmst Führer. Sie fand alles in Bewegung beim Kommandanten; s'.e bat ihn, seines Versprechens eingedenk zn sein, daß er ihrem Manne drei Versehen verzeihen wolle. Er leugnete, daß von wichen vier gehen die Rede gewesen; cs sei über Scherz und Grillen aeklag. worden, — dns sei aber teuflischer Ernst. — „So ist das unr.ctzt am Eurer Seite", sagte die Frau gefaßt; „auch habe ick den Z» stand meines Mannes angezeigi, ,„,d doch habt Ihr ihm einen so gefährlichen Posten vertrant; Ihr habt mir Geheimnis an gelobt, und dock, habt Ihr alles an Basset, Enern Tiencr, erzä!,tt, der uns mit seiner törichten Klugheit nnd Porwitz''gkeit in das ganze Unglück gestürzt hat; nicht mein armer Mann, Ihr leid an allem Unglück schind, Ihr müßt dem Könige davon Rechenichast geben!" — Ter Kommandant verteidigte sich gegen de» Vorwurf, daß ec etwas dem Baffet erzählt habe; dieser gestand, daß er ihn >»l Selbstgespräche belauscht, nnd so war die ganze Schuld ans seine. Seele geschoben. Ter alte Mann sagte, daß er den andern Tag sich vor dem Fort wollte totschießen lassen, nm seinem König die Schuld mit seinem Leben abzn,zahlen, aber Rosalie bat ihn, sick, »icht z» übereilen, er möge bedenke», daß sic ihn schon einmal aus dem Feuer gerettet habe. Ihr wurde ein Zimmer im Hame des Kömmandaitten angewiesen, »nd sic brachte ihr Ki»d -nr Ruhe, während sie selbst mit sich zn Rate ging und »>, Gott Netzte, ihr mizugeben, wie sie ihre Mutter den Flammen „nd ihre,, Mann dem Fluche entreißen könne. Liber ans Knieen ver sank sie in einen tiefen Schlaf und war sich am Morgen fe'ncs Traumes, keiner Eingebung bewußt. Ter Kommandant, der schon früh einen Versuch gegen das Fort gemacht hatte, kam verdcieß sich zurück. Zwar hatte er keine Leute verloren, aber Franeueur hatte so viele Kugeln mit solcher Geschicklichkeit l'nkS und rechts über sie hinwegsanscn lassen, daß sie ihr Leben mir seiner Schonnnx dankten. Ten Fl„ß hatte er durch S'gnalschüffe gesperrt, anch auf der Chaussee durfte niemand fahren, kurz, aller Verkehr der Stadt war für diese» Tag gehemmt, und die Stadt drohte.'wen» der Kommandant »icht vorsichtiger verfahre, sondern wie in Feindesland ihn zn belagern denke, daß sie die Bürger imibset-» und mit dem Invaliden schon fertig werden wolle. " (Fortsetzung folgt.)
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