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Sächsische Volkszeitung : 25.01.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-01-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192501255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19250125
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19250125
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-01
- Tag 1925-01-25
-
Monat
1925-01
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 25.01.1925
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S l>»tag, den 2',. Januar 1925. Nr. 20, Leite 1§ M M »ei »e» M Ammer» Neue Forschungen und Ergebnisse (Nachdruck verbalen ) Sie Farb«r«lime AerdmeMs Ein Europäer, der nie in der neuen Welt gewesen ist, kann sich keine Vorstellung von der Schärfe machen, mit der die Wei ßen in den Vereinigten Staaten den Unterschied zwischen sich selbst und denjenigen, die sie als Farbige bezeichnen, betonen. Merkwürdigerweise ist es nicht das indianische Blut, mit dem man sich nickt vermengen will. Man kan» zum Beispiel, wie der Boxer Dempsey, Indianer blut in den Adern haben und doch in den Kreisen der Weihen verkehre» und als vollkommen gleichwertig mit diesen betrachlet werden. Aber sofort erhält die Sache ein anderes Aussehen, wenn Negerblut zum Vorschein kommt. Neger, auch Leute, die nur einen ganz geringen Prozentsatz Negerblutes besitzen, wer den unbarmherzig aus der Gesellschaft der Weihen ausgestohen. Seinerzeit muhte Noosevelt seine ganze Popularität in die Wag schale werfen, um sich gegen den Sturm der öffentlichen Mei nung zu behaupten, der entstand, als er den Negerpädngogeil Baoker T. Washington ins Weihe Haus zu Tisch lud. Es gibt Staaten in der nordamcrikanischen Union, in denen eine Che zwischen Weihen und Negern strafgcsetzlich verboten ist In anderen Staaten bestehen keine bestimmten gesetzlichen Ancrd- nungen, die sich gegen solche Eheschlichungen wenden, aber die össentliche Meinung äuhert sich in solchen Fällen durch nächtlich Entführungen, Geihelungen. Teeren und Federn usw. in nicht mißzuverstchender Weise. In den Südstaaten Ser Union sind diese Dinge viel ärger als in den Nordstaaten, aber für ganz Nordamerika gilt als selbstverständlich, das; das im Staatsgrund gesetz niedergelegte Prinzip, vor dem Gesetz seien alle amerika nischen Bürger ohne Unterschied des Glaubens, der Nasse und der Abstammung gleich, keine Bedeutung hat. wenn es sich um Neger handle. In den Grundgesetzen vieler' südlicher und süd westlicher Staaten sind Bestimmungen vorhanden, die es ermög lichen, die Neger politisch zu degradieren und dort wird dies auch unbarmherzig ausgenutzt. In den Nordstaaten ist es, wie ermähnt, besser, aber doch nicht so, wie es nach unseren Begriffen sein mühte. Dies beweist der schon gemeldete Fall des Herrn Leonhard Nhinelander. Dieser Herr Nhinelander gehört einer alle» und schwerreichen Neuyorker Familie an und wird ein Vermögen von etwa hundert Millionen Dollar erben. Er hei ratete vor mehreren Wochen ein bildschönes Mädchen, das einer armen und sehr einfachen Familie entstammt. Sie hieh Alice Bcatrice Jones. Der Vater ist Kutscher und verrichtet allerlei Gelegenheitsgeschüfte. wie das Tragen von Paketen, Feilbieten von Lebensmitteln usw. Die Familie Nhinelander war über den Schritt des jungen Nhinelander entrüstet und geriet in die höchste Empörung, als sich herausstellte, dah Papa Jones ein Farbiger aus Britisch-Westindien ist. Nicht, daß der Mann aus West indien kam, sondern dah er ein Neger ist, wurde unangenehm empfunden. Die Tageszeitungen bemächtigten sich des Falles und die Familie sowie Bekannten bemühten sich, die jungen Ehe leute voneinander zu scheiden. Anfangs wollte Nhinelander nichts davon hören, aber jetzt hat man ihn für die Ansichten seiner Verwandten gewonnen. Er hat das Begehren aus Ehe scheidung eingebracht, und zwar auf Grund der Tatsache, seine schöne Frau habe ihn betrogen, indem sie ihm vor der Eheschlie ßung ihre Negerabstammung verschwieg. Papa Jones läßt sich jedoch nicht so leicht verblüffen. Er hat über den Fall ein sehr weises Wort gesagt: „Hat er denn keine Augen im Kops", fragte er. „Jeder kann es doch an ihren Haaren sehen, daß sie eine Farbige ist. Warum sollte gerade er es nicht bemerkt haben." Die verschmäbtc Frau ist fest entschlossen, das Scheidungsbegeh ren zu bekämpfen. Sie behauptet, Nhinelander werde von seiner Familie versteckt gehalten. Sie zeigt jedem, der Interesse hat, einen Brief ihres Mannes, itz, dem dieser schreibt: „Schätzchen, ich hoffe, daß du den Prozeß gewinnen wirst. Nimm den besten Advokaten, den du bekommen kannst". Die „Enl-erkung" von Weehawken Wie das „trockene" Amerika in Wahrheit aussieht. In Amerika ist bekanntlich der Genuß von alkoholischen Getränken durch einen Zusatz zur Verfassung verboten. Dieses Gesetz hat zwar den Handel mit Alkoholika sehr eingeschränkt — sehr viel mehr, als Leute glauben, die für ein paar Monate hinübergehen und dort ihre Informationen von Klubs und aus Häusern reicher Import- und Exportherren holen — aber er ist noch recht beträchtlich und hat sich der strengeren Durchführung gegenüber immer mehr organisiert. Die Gewinne, die dabei ge macht werden, belaufen sich wohl auf Hunderte von Millionen Dollar, die zum Teil als Bestechungsgelder an die Polizei, an die Prohibitionsbehörden, an Politiker fließen. Diese Organisation übt ein Schreckensregiment in ihrem Bereich aus. Wehe demjenigen, der über ihr Treiben bei den Behörden Anzeige erstatet. Ein „Kängeruh"-Gericht der Schmuggler verhängt über ihn die Todesstrafe oder Mißhandlungen und Martern verschie denen Grades und verschiedener Art. Diese Schmuggler sind eine wilde Gesellschaft, ein Menschenleben gilt ihnen sehr wenig. Weehawken ist einer der Plätze blühendsten Schmuggel handels. 'Es liegt auf der Westseite des Hudson, gegenüber Neu- york, etwa in halber Länge der Insel Manhattan, eingebettet in die dort schon ziemlich wilden Palisaden. Der Ort ist nicht groß: Berliner Theaterbries Man kann nicht gerade behaupten, daß dieser Berliner The aterwinter reich wäre an großen und großartigen Bühnenlei stungen. Wenigstens bisher noch nicht. Und auch die letzten Wochen vor und nach Neujahr waren verhältnismäßig arm an be deutsamen Theaterereignisjen. Die große Masse wird nach wie vor in erster Linie von Ser Operette und noch mehr von der Revue der guten Bühnenkunst entfremdet. Erst vor wenigen Tagen konnte die Revue „An alle . . .". die tagtäalich im Großen Schauspielhaus, das 5000 Menschen faßt, aufgesührr wird, ihre hundertste Aufführung anständigen. Die Theater sind daher, was Besuch angeht, nicht allzu verwöhnt uns versuchen durch recht häufigen Spielplanwechsel immer erneut das Interesse des Publikums zu gewinnen. Dabei geht es sehr oft nicht ohne be denkliche Konzessionen an den Publikvmsgeschmack ab. Und was an wirklich Wertvollem bleibt, ist bei aller Intensität des Thcaterb'etricbs nicht allzuviel. Unstreitig das interessanteste Bühnenerlebnis Lot Max Rein hardt, der in seinem neuen kleinen Theater „Die Komödie" des vielgenannten und vielgespiclten Italieners Luigi Pirandellos „Stück, das gemacht werden soll", zur Aufführung brachte In vielen deutschen Städten waren schon Ausführungen dieses bizarr betitelten Bühnenmerkes („S e ch s P e r s o n e n s u ch e n e i n e n Autor") vorangegangen. Berlin wurde aber für sein langes Warten auf die Bekanntschaft mit dieser inzwischen zur europä ischen Berühmtheit gelangten Schöpfung Pirandellos reich ent schädigt. Denn Neinhardt setzte sein ganzes starkes Können und überdies noch die besten Kräfte seines Ensembles dafür ein und brachte so eine famos gelungene Ausführung zustande, die Schein und Wirklichkeit spielerisch sicher mischte und doch bei aller Re alistik der Bühnenprobenumwelt und Phantastik der zur Ver lebendigung drängenden Dichtergeschöpfe stets den tragischen Un tertan durchschimmern ließ, der dem sich hinter der grotesken Fassade bergenden-Grundgedanken zu eigen ist. Die gute Be setzung mit Lucie Höflich, Max Gülstorf und vor allem Max Pal lenberg als Theaterdirektor und die Regie Max Reinhardts liehen die Aufführung zu einem Erlebnis werden, Las auch äußerlich sich als starker Erfolg auswirkte. In einer Sonntagsmorgenseier der „Volksbühne" kamen zwei Einakter zur Uraussührung, die sich als recht verschieden im Die Ausgrabungen in Aegypten, die vor über zwei Jahren zum ersten Male in der gesamten zivilisierten Welt ungeheures Aussehen hervorriefen und, allein Anschein nach, auch jetzt wie der neue Funde und Schütze zutage fördern, lenken nicht zuletzt das Interesse auch auf die musikalische Vergangenheit dieses Landes. Viele Geschichtsschreiber haben Aegypten, dies älteste Kulturland und Kulturvolk der Erde, als die „Wiege der Ton kunst" bezeichnet. Allerdings besitzen wir heute kaum ein ein ziges altes ägytisches Musikstück, keine Spur irgendeiner Noten schrift (während man zum Beispiel babylonische Notenschrift ge funden und sogar entziffert hat), auch keine „Traktate" und theo retische» Abhandlungen über ihr Musik, — wenn inan von eini ge» diesbezüglichen Stellen und Anspielungen bei Herodot, Plu- tarch, Plato und anderen klassischen Schriftstellern absieht. So stützt sich unser „Kenntnis" des Musiklebens im allen Aegypten in der Hauptsache auf Vermutungen und wissenschaftliche Kom binationen, tveniger auf bestimmte Argumente. Neuerdings hat allerdings eine Fachzeitschrift eine Reihe fesselnder, wenn auch nicht durchweg neuer Untersuchungen veröffentlicht, auf die wir später zurllckkommen werden. — „Bereits auf den ältesten Grabgemälden der Aegypter," sagt schon der verstorbene Mufiksorscher Karl Storck in seiner zwei bändigen „Geschichte der Musik", „aus einer Zeit, die mehr als vier Jahrtausende vor Christus zurückliegt, findet man Abbil dungen van Harfen und Lauten, woraus hervorgeht, daß die damaligen Bewohner des Nillandes bereits die wichtigsten Formen der „Saiteninstrumente" entwickelt hatten... So gab es hier die verschiedensten Arten von Lauten. Harfen („Tebuni"!, Leiern, Flöten, allerlei Schlaginstrumente, die beim Gottesdienst gebräuchlichen Rasseln („Sistrum") und Trompeten, deren lauten, schrillen Schall Plutarch einmal mit dem „Geschrei eines Esels" vergleicht..." Mit Recht hat Karl Storck daraus hingewiesen, daß man aus den Gemälden, mit denen die alten Aegypter die Gräber, die „Wohnstätten" ihrer Verstorbenen ausschinückten, er sehen kann, welche Nolle die Musik bei ihnen auf allen Gebieten des Lebens spielte, bei Freude- und Trauerfesten, bei Hochzeiten, Begräbnissen, Gottesdiensten, Kränungsseiern. „hachofsiziösen" Ordensfesten und ausgelassenen Gelagen... Ja: „die Aegypter hatten sogar den Humor des Musizierens erkannt, so zeigt ein Rapyrus in der Bibliothek zu Turin das Bild eines ergötzlichen Tierorchesters, bei dem eine Katze ihre Gefühle der Doppelslöte anvertraut, ein Krokodil die Laute schlügt, außerdem ein Esel sich als „Harfenist" betätigt..." Den Glauben an den göttlichen Ursprung der Musik im ägyptischen Mythus hat der oben erwähnte Forscher mit Recht betont. „Der Gott Thot" gilt als Erfinder der Leier, und in den 42 Bänden seiner „Offenbarung" finden sich auch zwei „Bücher des Sängers". Diese Bücher enthalten Hymnen, die in erster Linie von den Priestern beim Gottesdienst gesungen wurden. — Tie ägyptischen Könige hatten für ihre Palast- und Tempelmusik anscheinend schon eine Art „Int'mdanten", der den klangvollen Titel „Vorsteher des königlichen Gesangs und aller schöne» Ver gnügungen des Königs" führte... Die religiösen Feste der Aegyp ter waren in hohem Grade auch Volksfeste, zu denen ost Hundert tausende in riesige» Prozessionen herbeiströmten, in deren Nuf- -ug vor allem die Musik eine wichtige Rolle spielte. So erzählt Herodot vom Feste der Königin Bast in Bubastis, zu dem oft au die 700 000 Menschen zusnmmenkamen: „Nus den Schisse» besanden sich Männer und Weiber... Da haben die Weiber Klappern in den Händen und schlagen die Klapperhölzer anein ein paar Fabriken, die Fähre nach Neuyork. und Ein- oder Zwei-Familienhäuser, wie sie der Amerikaner liebt. Vater Be »nett ist der einzige Priester im Ort. Cr bemerkte, daß die Kneipen Tag und Nacht. Sonntag und Werk tag offen blieben: vor Einführung der Prohibition waren sie wenigstens am Sonntag und nach 1 Uhr nachts geschlossen ge wesen. Er versuchte zunächst, die Schließung der Kneipen durch zusetzen: vergebens. Die Schmuggler und Kneipenivirte fühlten sich unter dem Schutz derPolizei durchaus sicher. Daher ent schloß er sich, im öffentlichen Interesse, trotz dringender Gefahr für Leib und Leben, zu handeln. Es war keine Frage, wo und wie er die Verbrecher finden würde; das war öffentliches Ge heimnis. In den frühen Morgenstunden der Nacht wurde er ans Telephon gerufen: man teilte ihm mit, daß eben wieder unter Polizeischutz eine Ladung Schnaps gelandet werde. Vater Bennett zog sich an und trat aus dem Haus. Er fand dckrt zwei Polizisten, die ihn zu überreden suchten, zu Hause zu bleiben: er aber ließ sich nicht zurückhnlten. Bevor er zu dem Pier kam, versuchte ihn ein anderer Polizist zurückzuhalten: Vater Bennetts Ant wort die Aufforderung, mit ihm zu kommen. Vater Bennett ging allein weiter. Er kam zum Pier. Eines der Schnellboote der Schnapstlotte lag dort, schwer beladen: Lastnutomobile warteten. Eine Anzahl Männer standen beisammen, einige unter ihnen Polizisten. Vater Wert herausstellten. Des jungen Alfred Brusts „S ü d seespi c l" erwies sich als eine Folge kleiner und kleinster Szenchc», die in ihrer Aneinanderreihung Stimmung. Gebräuche und Liebeserlcb- nis unter Südseeinsulanern verdeutlichen sollten. Das Können des Dichters ist hier aber über den Versuch nicht hinausgediehen und im Skizzenhaften steckenaeblicben. — Obgleich auch des Ame rikaners Eugene O'Ncill Einakter „ll n t e r d e m kari b ischen Nt and" recht handlungsarm ist und sich in Zustan-dsschildernng erschöpft, war hier dach ein weit reiferes Können zu spüren. Die Stimmung einer Tropennacht auf dem Vevdeck eines Tramp dampfers wird verlebendigt, Sehnsüchte der Matrosen, die dumpf von langer Seefahrt sind, zucken auf und zerlodern in Taumel oder in quälerischen Bekenntnissen, während unaufhörlich von der nahen Küste her der einförmiae Sang und Trommelschlag der Neger ertönt. Dramatisches Können gab hier verdichtete Im pressionen und ballte sie mit sicher abwägender Dynamik zu ein drucksvollem Stimmungsreiz. Unter der Regie Erwin Piscators errang sich das zweite Stück einen starke» Erfolg und konnte dem abendlichen Spielplan eingereiht werden. Eine Silvesterübcrraschung nicht gewöhnlicher Art bot das Staatliche Schauspielhaus, indem man in der Titelrolle des alt bewährten Schwankes „Charleys Tante" statt wie sonst eine» Komiker die erste Schauspielkraft des Ensembles Werner Krauß zu sehen bekam. Der Scherz gelang vollauf und fand in der Silvcsterstimmung auch viel Beifall. Aber man sieht doch einen so hervorragenden Schauspieler lieber in anderen als Schwank rollen und ist froh, daß nur einmal im Jahr Silvester ist. wo es schließlich auch einem Wallenstein erlaubt sein soll, sich in Char leys Tante zu verwandeln. . . Recht interessant waren zwei fast gleichzeitig erfolgte Neu einstudierungen «in und desselben Shakespeareschen Lustspiels: kurz nacheinander brachte sowohl Las jetzt unter der Direktion Rotter stehende Lessingtheater als auch das Staatliche Schillerthe- atcr „Der Widerspenstigen Zähmung" heraus. Im Lessing theater führte Georg Altmann Regie, der eine neue Bühnenein richtung des Stückes geschaffen hatte und Musik, die aus Shake speares Zeiten stammte, verwendete. Mit Hilfe der Drehbühne, die buntfarbige Bauten zierten, wurde ein schneller Szenenwechsel erreicht und ei» slottes Tempo ermöglicht. Den recht guten Ab sichten der Regie stand hier aber eine nicht ganz einwandfreie Besetzung hemmend im Wege. Denn mit Maria Carsten war das widerspenstige Küthchen nicht sehr glücklich besetzt, und auch der ander oder spielen die ganze Fahrt hindurch aus der Flöte..., und die übrigen Männer und Frauen singen und klatschen in die Hände oder tanzen..." Auch daß bei diesen Prozessionen sehr nahe beim Musizieren ost das Trinken war. bezeugt übrigens Herodot in ironischer Weise: „Sehr ausgiebig und lärmend war die Musik bei Leichenseierlichkeiten mit ihren betäubende» Lärm orgien, ihrem Paukenspiel und vicltönigei» Gerassel . . ." Außer bedeutenden Forschern, wie dem Franzosen G. Villo- teau, den Deutschen Kiesewetter. Ambros und Sachs hat auch der verstorbene Hugo Riemann sich mit dem mutmaßlichen Stand der alten ägyptische» Musik beschäftigt und zum Beispiel mit Recht betont, daß in diesem Lande einer uralten, wett über die altgriechische Btntepcriode zurückrcichende Kultur die Musik zu einer Zeit, als Europa sich noch im Zustande völliger Barbarei befand, schon weit vorgeschritten gewesen sein muß. — In einer neuen interessanten Abhandlung in der „Neuen Musikzeitung" (Stuttgart! weist nun Mathilde v. Leinburg dar auf hin, daß die ältesten, lange Zeit ausbewnhrt und auch durch die mündliche Ueberlieserung erhalten gewesenen nltägyptischen Gesänge, die bis in die Steinzeit zurückreichen. Schöpfungen der Isis waren, wie Platon, ein Schüler von Sechnufis (On. Helio- polis) sagt. An musikalischen Symbole» der alten Aegypter führt die Forscherin in der Hieroolyphenschrift ein tnbaartiges Instru ment. das die Priester an den Mund setzten („Zauberslöiel"). Sehr häufige Hieroglyphen sind ferner der Harfenspieler und die kauernde Frau, die die Hondvauke schlägt. — Die Instrumente spielten eine so große Nolle im Leben der Aegypter. daß sogar Menschcnnamen oft darauf Bezug nahmen: so hieß eine äthio pische Königin „Lautenschlägerin", eine andere „Zitherspielcrin" -- Wird mau nun auch freilich nie ergründen können, wie die altägyptische Musik geklungen hat — cs sei denn, daß irgendein günstiger Zufall einmal Reste einer „Notenschrift" ans Tageslicht bringt — so kennt man doch, wie in der erwähnten Abhandlung betont wird, genau die Gottheiten der ägyptischen Mmik. To galt in Herwovolis, der „Urhauptstadt" Aegyptens, der Gott Dhnli- Hermes-Thot lange Zeit als der „Erfinder" der Grammatik und der Musik, dann auch Hathar-Isis, die Gemahlin und Schwester des Osiris, die die „Herrin des Harfen- und Leicrspiels" war. — Nach der Ansicht des Aegyptologen Lauth verbanden die alte» Aegypter mit der Göttin Hathor-Isis den Vegrisf der Pierzahl (wie auch aus alten Abbildungen und Stellen bervorgeht), und damit den Begriff der Harmonie des Akkordes (Grundton, Terz, Quint, Oktav)..., wie es in einer der an die mächtige Göttin gerichteten Hymnen hieß: „Wir bejubeln die Weltardnerin (Har- moni) ewiglich. Wir musizieren vor deinem Angesicht, wir sin gen deinem Wesen, es erfreut sich dein Herz an unserer Leistung ...Du bist die Herrin der Hymnen! Höre unsere Lobpreisungen! Unser oojerspiel gilt deine»! Wesen, unser Tanz deiner Majestät! Du bist die Herrin des Sislrums, die Herrin des Jubels, die Gebieterin des Tanzes, die Gebieterie des Gesanges, die Herrin der Gaukelei, die gebietende Herrin des Pseisens. — Kommt her bei und laßt uns ihr die Harfe und Leier tönen machen, laßt uns ihr die Trommel und die Pauke rühren, ihr zu Ehren Gau kelei und Tanz ausführen und tanzen ..." Das ist in großen Umrissen, was wir von der Musik der alten Aegypter wissen. Allzuviel ist es nickt, aber vielleicht för dern die Ausgrabungen in Aegypten doch noch irgendwelche musikalischen Dokumente zutage, die Licht in das geheimnisvolle Dunkel der Jahrtausende alten ägptischen Kultur werfen... Bennett trat zu ihnen. Seine elektrische Taschenlampe blitzte einem der Männer ins Gesicht. Ein wilder Fluch war die Ant wort. Dann aber sah der Mann, daß er einen Priester vor sich hatte. Er zag nun eine Rolle von 1000-Dollarscheinen heraus und bot sie dem Priester an. Der Priester wies ihn lächelnd ab. Der Mann versuchte nun den Priester zu bestechen mit An gebot von Schnaps, kistenweise, und als das nichts half, mit dem Angebot von Champagner. Vater Bennett blieb zwei Stunden, Er sah, ivie der Schnaps vom Boot in die Lastautomobile geladen wurde, unter Bewachung von Polizisten, er sah. wie diese Auto mobile, von Polizisten begleitet, absuhren; er konnte auch den Namen des Bootes lesen: Torothy. Am nächsten Morgen stand Vater Bennett vor den Behör den. Er erzählte, was er gesehen hatte: er kannte die Leute teil weise bei Namen: einige waren Glieder seiner eigenen Gemeinde. Die Justizbehörde mußte handeln, und sie handelte rasch. Dis Anklage des Priesters bildete nur den Ausgangspunkt für viel« Anklagen: auf Mord. Gewalttat. Seeräuberci und Landfriedens- brnch. Vorläufig sind etwa ein Dutzend wegen dieser Verbreche» angeklagt: doch zweifellos ist dies nur der Anfang. Die Frag« ist. wird es gelingen, die eigentlichen Hintermänner, die großen Händler und Geldgeber und die Politiker zu fassen? Zunächst dachte man sogar daran, über die ganze Küste den Belagerungs, zustand zu verhängen, um die Terrorisierung der Zeugen zu ver hindern. Petrucchio von Theodor Becker war kein reines Vergnügen, weil die Stargeivohnhciten des sicher guten Darstellers ihn hinderten, sich zum Vorteil des Ganzen den übrigen Mitspielern anzupasscn — Beschwingter und bewegter war die Aufführung im Schiller- theater, die Dr. Ludwig Berger leitete. Hiernach möchte man ein besseres und uns innerlich mehr ansprechendes Lustspiel-von Sha kespeare einmal von Berger inszeniert sehen, dessen Haupt interesse seit längerer Zeit aber schon dem Film gilt. Bei ihm war Carl Eberl der Petrucchio. der mit überlegenem Können ein guter Partner war für Agnes Straub, deren Widerspenstige die eindrucksvollste Leistung des Abends war. Sie zeigte mit der glänzenden Darstellung dieser Rolle erneut, wie weitgesteckt di« Grenzen ihres reichen Könnens sind, das allerdings vielfach »ich) sosehr aus Instinkt als aus Intellekt seinen Ansporn und Auf trieb zu Höchstleistungen bekommt. Im übrigen brachten die Theater die gewohnte Unterhal- tungs-, Durchschnitts- und Importware, die immer noch ihr Publi kum findet, über die es aber nicht zu reden verlohnt. Wenn die augenblickliche Hochsaison der Bälle wieder etwas abebbt, stehen einige neue Aufführungen besserer Qualität wieder zu erwarten. So ist man trotz der fortgeschrittenen Theaterspielzeit doch noch nicht ganz ohne Hoffnungen. H. H. B.
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