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Sächsische Volkszeitung : 24.10.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192410241
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19241024
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19241024
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-10
- Tag 1924-10-24
-
Monat
1924-10
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 24.10.1924
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wickell sich wieder von vielen Einflüssen beherrscht, neu. Stünde man auf dein Standpunkt Spenglers, so müßte ein hoffnungs loser Pessimismus das deutsche Volk befallen. Einem sol- cheu Pessimismus können sich aber gerade die, in denen Kräfte der katholisc!)c» Weltanschauung wirksam sind, niemals hin geben. Ihre Aufgabe besteht vielmehr darin, eine.'.um Abstcrben reife Kultur in ihrem Sinne zu erneuern und mit neuem, ge sunderen Leben zu erfüllen. Jede Lehre und jede Weltanschau ung, insbesondere aber die katholische, deren objektive W'hrkeir mir für sie beanspruchen, muß. falls sie lebendig .st, werbend wirken. Sie kann sich weder mit den vorhandenen ?,ustäuden, wenn diese ihrer Lehre widersprechen, absindcn, noch sich auf de» jeweiligen Kreis der Gläubigen beschranken, Jede starke Welt anschauung ist Kamps ruf, Kampfruf nicht in dem Sivne cines gehässigen Kampfes gegen Andersdenkende, sondern ein Nus zum Kamafc für die eigenen Ideen ind Ideale. Es wäre eine vollständige Verkennung der im Katholizismus ruhenden Kräfle. die nach Gestaltung drängen, wollte man in beschau- sicher Ruhe und in der eigenen Gewißhe't des Heils den Dingen ihren Laus lassen. Das märe ein müder Katholizismus, der dies !äie. Er kann sich mit einer sol chen Beschaulichkeit umso weniger zufrieden geben, als ihn die A uße» we!! zwingt, zu den brennenden Fragen klare Stel lung zu »ahme». Die Entwicklung zum modernen Staat, der an keiner Erscheinung, die irgendwie für das Ge- sellschaslsieben von Bedeutung ist, Vorbeigehen kann und will, zwingt den Katholiken geradezu, die Kultur und die Gesellschaft des modernen Staates so zu beein flusse», wie cs seine Ueberzeugung bedingt. Wie stark der moderne Staat in für die Kirche außeror- dcnlüch nächtigen Gebi -ien eingegriffen hat, dafür bieten die Schulen das beste Beispiel. Die erste Kulturarbeit auf dem Gebiete der Sechule hat die Kirche geleistet und lange Zelt hatte sie, auch nachdem der Staat die Schulen übernommen Halle, einen sehr maßgebenden Einfluß auf sie. Es ist ein ungeheurer Frevel uns «ine Versündigung am Volke, wenn man in der Schule die gewaltigen sittlichen Kräfte, die der Katholizismus enthält, nicht zur Auswirkung kommen läßt. Ich habe vorhin von dem Begriff der Persönlichkeit gesprochen: für die Entwick lung der Persönlichkeit sind gerade die frühesten Jahre des Le bens von entscheidender Bedeutung, Wollen wir Persönlichkeiten wieder l^ranbilden in unserem deutschen Vaterlande, dann kann die Schute nicht unberücksichtigt bleiben. Sie hat vielmehr den hohen Beruf, an der Ausbildung von Persönlichkeiten in dem Sinne, wie oben bereits gesagt, entscheidend mitzuwirksn. Wenn aber von einer Persönlichkeit nur bei innerer Ausgeglichenheit und Harmonie die Rede sein kann, dann kann dos wichtigste und bestimmende Gebiet des menschlichen Lebens und menschlichen Handelns nicht beiseite geschoben werden — dl» Religion, Die erste und größte Zweckbestimmung der katho lischen Kirche, die Menschen zur Seligkeit zu führen, ver langt von ihr mit gebieterischer Notwendigkeit, daß sie sich des Einflusses aus die junge» Herzen nicht begibt, daß sie um jeden einzelnen Menschen, um jede einzelne Seele ringt. Sie darf und lronn deshalb nicht ruhig zusehen, wie eine angeblich gott - freie Schule den Samen vernichtet, der von »acholischen Eltern in Los Kindes Herz hineingelegt worden ist, denn schließ lich ist die gastfreie Schule die gottlose Schule, die gegen das, was göttlich ist, vorgeht nicht nur unter Neutralisierung der iv eltanschaulichen Fragen, sondern zwangs läufig uitter offener Kampfstellung gegen sie. Genau so gut wie man unter der voraussctzungslosen Wiffen- schost eine Wissenschaft versteht, die den Begriff Gott nicht kennt, die infolgedessen zu Schlüssen kommen muß, die göttlichem und natürlichen Recht widersprechen, genau so muß man eine Schule^ die nur eins religionslose Moral kennt, als eine Kampfanstalt aster derjenigen betrachten, die den höchsten Begriff und den höchsten Impuls des Handelns überhaupt aus dem Leben der Gesellschaft und des Einzelnen ausschaltcn wollen. Der Kampf um die Schule, so wie er sich heute abspiett. und der noch lange nicht abgeschlossen ist. ist letzten Endes ein Kampf gegen die höchste A in e ck b e st i m in u n g der Kirche. iFortsetzung iolat-s Verantwortlich lür den redaktionellen Teil: Dr. Aases Albert Dreiden — Für den Inseratenteil: Josef Fahmann. Dresden Die Macht der Drei Ein Roman aus dem Jahre 1955 Von HanS Dominik. Copyright 1922 bh Ernst Keils Nochf. (Aug. Scherl), G. m. b. H.. Leipzig. — Nachdruck verboten. <24. Fortsetzung.) Die Geschichte seines Geschlechtes. Auf vergilbtem Per- gament die handschriftlichen Auszeichnungen feiner Ahnen und Urahnen. 'Znnickgehend bis in das zehnte Jahrhundert Jede große curapästche Bibliothek Höste diesen Folianten mit Gold anfgHvogen. Er schlug die alte so oft gelesene Stelle auf. In diesem Teile war der Foliant lateinisch geichrieben. Ein schwer fälliges. frühmittelalterliches Latein. Der Schreiber brauchte lateinische Morte, aber altnordischen Satzban. Er schilderte die Ereignisse, die sich zweihundert Jahre früher, um die Mitte des zehnten Jahrhunderts, begeben halten. ,.Da schickten die Slawen von Sonnenaufgang eine Ge sandtschaft zum Stamme Ruriks. Die sprach: Sendet »ns Män ner, die u»S beherrschen, denn wir können unS nicht selbst regieren. Keiner will dem anderen gehorchen. Zwietracht ver heert da? Land ..." Ein Trnwor war damals nach Rußland gegangen. Männer ans Nordland hatten das zwieträchtigs Slawenvolk regierh und geeint. Vor lausend Jahren. Die Weltgeschichte wiederholt sich nicht wörtlich. Aber sie wiederholl sehr oft ein altes Thema mit freien Variationen. Die Eintragungen in diesem Buche gingen bis in die Gegen wart. Als letzte Bemerkung stand dort, von Eriks Hand geschrie ben, der Tod Olaf Truwors einge,zeichnet. Seitdem stand das Geschlecht der Trnwor auf zwei Augen. Auf den beiden Eriks, die jetzt suchend in die Helle Nacht blickten, als wollten sie kom mende Jahre durchspähen. Je länger sich Erik Truwor in die Erfindung Silvesters vertiefte, desto gewaltiger erschien ihm die Macht, die sie ge währte. Immer wieder suchte er mit nüchterne» Gründen gegen das Ucberwäitigende ocr Idee anzukämpscii. Es schien ihm unmöglich, daß eine Ersiudung einem einzigen Menschen die un beschränkte Macht über die ganze Welt verleihe,, solle. Und doch gelang ihm die Mioerlegnng nicht Er griff sich an die Stirn, als wolle er einen Traum verjchcncheii, brr ihn narre. Er versnchic es z»m zehnten- und zwölsieinnal von einer anderen Seite ans, und immer wieder brachte ihn die Schlußkctte an das nämliche Ziel. Er konnte der Welt seine Befehle Mitteilen. Elektromag netisch in Form drahtloser Depeichen. Der Strahler ersetzte jede drahtlose Station. Tic Welt konnte seine Befehle mißachte,,. Er konnte Strafen aus die Mißachtung setze», und er war in der Lage, schwer zu strafen. Ganze Negierungen konnte er einäschern. Di« Spreng- siofslagcr feindlicher Stoatcn zur Explosircki bringen. Eisern: Wosfeii elektromagnetisch unbrauchbar machen. Alles konnte er. Nur einen schwachen Punkt hatte sein« Macht. Er war ein einzelner, war ein sterblicher Mensch gegen Millionen anderer Menschen. Ein Schuß konnte ihn töten. Eine Bombe konnte ihn mit seinem Hause vernichten. Ni« durfte er selbst an die Oesfeutlichkeit treten, nt« dursten feine Gegner seinen Aufenthalt ersahren. Sesn« Macht war über menschlich, solange sie geheim blieb und vom unbekannten Ort Besondere Freimarken für das Keillqe Jahr Aus Bitten des Komitees für das heilige Jahr beschloß der italienische Ministerrat, besondere Freimarken für das heilige Jahr hcrauszugcben, welche während der ganzen Dauer des heilige» Jahres Gülügkcil Huben sollen. Es sind sechs ver schiedene Sorten von Freimarken vorgesehen, angefangen bei der 20 Eeniesime-Marke bis hinauf zu der von fünf Lire. Sie wenden aber alle zu höheren Preisen verkauf! werden, so zum Beispiel diejenige von 20 Centesime zu 30 Centcsime und die jenige von 5 Lire zu 7,50 Lire. Dieser Ueberschnß wird von per itolienuchen Negierung dem Komitee für das heilig« Jahr zur Deckung seiner Ausgaben überlassen werden. Vier Frei- uarken werden das Bild je einer der vier größten römischen riechen tragen, die zwei anderen das Bild der Eröffnung und das Bild der Schlnßkeierlichkeiten des heiligen Jahres. X Sankt Petri-Nitter-Orden. Aus dem Katholikentage zu Hannover wurde obiger Orden ins Leben gerufen. Der Gründer nahm scharf Stellung gegen die antiultramontanen Bestrebungen gewisser völkischer und nationaler Kreffe. Als Zweck wird ge nannt: Verteidigung der Rechts des pästlichen Stuhles in aller Öffentlichkeit. Ferner wird sich der Orden dem Laienapostolat widmen. Der Petri-Nitter-Orden ist ein weltlicher Ritterorden, ähnlich dem Deutschherrenorden aufgebaut und teilt das Deutsche Reich in 13 Basteien, a» deren Spitze ein Landeskomtur steht. Die Ordensleitung soll im nächsten Jahre nach Rom verlegt werden. Der Orden ist in 13 Grade eingetetlt und nimmt auch Frauen ans, die sich jedoch nur auf karitativem Gebiete betätigen sollen. Katholiken mit streng päpstlicher Gesinnung können in den Orden ausgenommen werden und zwar als Brüder im Alter von 18 bis 21, als Ritter im Alter von 21 bis 8b Iakren. Auch älteren Katholiken steht der Orden offen, sofern es sich um Leute handelt, welche im öffentlichen Leben eine führende Stellung cinnehmen. Alles Nähere Ist aus den ausführlichen Satzungen, Ritual usw. zu ersehen, welche gegen Einsendung der Unkosten von 1 Mk. vom Sekretariat des St. Petri-Rittsr-Ordens, Han nover, Rconstraße 9. zu beziehen sind. Wie wir hören, soll der Orden im heiligen Jahre das erste Mal an die Öffentlichkeit treten und alsdann die Aufnahmebedingungen erheblich ver schärft werden. Die geistliche Leitung des Ordens liegt in den Händen der Jesuiten. Das Ordenskreuz ist ein weißes acht spitziges Kreuz In blauem Felde X Dir Georgische Kirche wendet sich an den Papst. Bor etwa einem Monat berichteten wir, wie der Vertreter der georgischen Kirche in Westeuropa, Dr. Raphael Iwanttsky-Ingilo sBcrlin) sich an den Völkerbund gewandt hat um Hilfe gegen den Vernichtung-Kamps, den die Bolschewisten gegen die Kirche Georgiens führen. Nun hat derselbe im Namen seiner Kirche sich auch an den Pavst um Hilfe gewandt. Er erwähnt dieselben Tatsachen wie im Schreiben an den Völkerbund, erinnert aber am Schlüsse an die mannigfaltigen und wirksamen Hilfeleistun gen des Heiligen Stuhles in früheren Zeiten. „Auch heute, in dieser traurigen Zeit erwartet das georgische Volk von Ew. Heiligkeit Schutz für seine gemarterte Kirche. Die Augen des georgischen Volkes wenden sich vertrauensvoll nach dem Hl. Stuhle, überzeugt, daß seine strenge und gerechte Stimme jene Barbaren verurteilen wird, weil ihre Werke böse waren. X Dankschreiben des Deutschen Karitasoerbandes an Msgr. Testa. In einem offiziellen Schreiben spricht der Deutsche Kari- tasverbcmd, die zentrale Zusammenfassung der organistecten katholischen Liebestätigkelt, dem außerordentlichen Gesandten des Apostolischen Stuhles für die besetzten Gebiete Monsignore Dr Testa anläßlich seines Scheidens aus Deutschland wärmsten Dank aus für die unermüdliche Sorge, der Not des deutschen Volkes an Rhein und Ruhr Linderung zu verschaffen. Besonders wird aus die Vermittlung reicher päpstlicher Spenden HIngcwiesen. aber auch auf die stete persönliche Hilfsbereitschaft. Mel habe diese Wirksamkeit dazu beigetragen, den Geist der Versöhnlichkeit der beiden Parteien zu fördern und eine fried liche Lösung des Konfliktes herb-.izufiihren. X Benediktineeabtei Grüssau. Der Prior Linus Pro ch aska wurde auf Empfehlung des neuen Abtes nach Ober- schlesien versetzt, wo er eine neue Siedeluna übernimmt. Sein Nochfolger im Priorat ist P. Alexander SchIachta. aus wirkte. Sie wurde angreifbar, sobald die Gegner ihren Sitz und Ursprung errieten. Erik Truwor ließ di« vergilbten Pergamentblätter ves alten Folianten durch die Finger gleiten. Kam vom Pergament zum Büttenpapier und schließlich zu einem Schuß glatten Ma schinenpapiers, den Olaf Truwor dem Buche eingeheftet baste. Wenige Zeilen in der charakteristischen Handschrift seines Vaters: „Mit seltener Hartnäckigkeit hat sich in unserer Fa milie die Sage erhalten, daß ein Sproß unseres Stammes« ver Mest noch einmal Gesetze geben wird. Ei» Harald Truwor hat den Glauben an die Legende Anno 1542 mit seinem Kopf« be zahlt. Ich habe es immer vermieden, von dem alten Svuk zu sprechen. Hoffentlich kommt die Sage setzt endlich zur Ruhe." Erik Truwor mußte trotz seiner ernsten Stimmung lächeln. Es war ihm schon klar, wie solche Sagen sich fortpflanzen. In den Diencrstuben wurde davon gesprochen. So hatte er selbst als Kind davon gehört, und die Erinnerung war bis heute haften geblieben. Auch ohne die Aufzeichnungen seines Vaters haste er darum gewußt. Etwas anderes erschien ihm wichtiger. War die Sage begründet? Bestimmte das Schicksal die Taten und Leistungen des einzelnen wirklich auf Jahr tausende im voraus? Die Frage guältc ihn, und er konnte die Antwort nicht finden. » * , Reynolds-Farm, an drei Seiten von steilen Felsen nnv bewaldeten Anhöhen umgeben, liegt eingebettet in ein Meer vin Grün. Die letzten Bäume oeS Waldes berühren mit ihren Kronen beinahe die Dächer der Gebnuoe. Einzeln« Rinnsale, die ans den Felsen hervorguellen, vereinigen sich nahe oer Be sitzung zu einem stattlichen Bache. Kurz vor der Farm ist er ge- zwungeii, seinen Lauf zu ändern und sich einen bequemeren Weg durch die breiten Wiesenflächen zu bahnen, bi« sich nach der Ebene an die Besitzung anschließen. In einem blaßblauen, leichten Gewände, den Kopf von einem großen Schattenhute überdacht, schritt Jane über den schmalen Brettersteg, der den Bach überbrückte. Leichtfüßig be gann sie die steinige Anhöhe hinaufzusteigen, auf deren Gipfel eine einzelne riesige Buche ihr Blätterdach weit auSbreit'-te. Es war ihr Lieblingsort. Zwischen den rippenartig ausgehenden Wurzeln des gewaltigen Stammes hatte sie ein Plätzchen gefun den wo sie wie in einem Lehnsessel ruhen konnte. Bon hier ans vermochte sie wie ans der Vogelschau Rehnolds-Farin unb die wciic grüne Grasfläche zu überblicken. Wie anders als in Treiston, wo Qualm und Dunst ber großen Staatswerke stets über dem Orte lagen. An den Stamm des Baumes zurückgelehnt, ließ Jane die frische Morgenluft um die Stirn wehen, während ihr trunkenes Auge über die weite grüne Landschaft schweifte. Wie glücklich hätte sie hier sein können. Wie wäre die Mutter in diesem mittleren Klima aufgelebt, vielleicht ganz gesundet... und Silvester?... Wo war er? Lebte er noch? Warum kam kein Lebenszeichen von ihm?... Trübe Schatten senkten sich auf ihre Stirn. Sie atmete unruhig. Ein Seufzer hob die Brust. Mit ganzer Seele klom- merte sie sich an den Gedanken, daß er bald kommen und sie holen möchte. Dr. Glossin?... Gowiß, er war stets liebevoll und zu vorkommend zu ihr. Aber immer wieder tauchten verworren« Gedanken in ihr auf. Beunruhigend, warnend, trübten sie das Gefühl der Dankbarkeit. Der Zwiespalt quälte sie oft so, daß sie den Gedanken erwog, die Farm für immer zu verlassen. Doch wohin? Unb würde sie Silvester finden, wenn sie nicht mehr in Reynolds-Farm weilte? Bon »en Kochschulen Der um die Entwicklung ber Topographie und Karto graphie hochverdiente Generalmajor Dr. Adolf Lamme rer, Direktor des Topographischen Bureaus in München, vollendet am 15. Oktober das 60. Lebensjahr. In Anerkennung seiner Verdienste um das modern« Kartenwesen und wegen feister her vorragenden und ebenso genaue», wie künstlerisch schönen Aus. nahmen historischer Städte und Gegenden von Sjwnien, die er auf Grund seiner Forschungen mii Prof Schulten in den Iabic» 1920 und 1921 machte, verlieh ihm die philosophisch: Fcikuüät der Universität Erlangen di« Ehrendoktorwüvde. — Der Bonner Privatdozent Dr. Martin Honecker ist zum ordentlichen Pro fessor der Philosophie mit besonderer Berücksichtigung der mit telalterlichen Philosophie an der Universität Froidurg ! B als Nachfolger von Prof. Jos. Genfer ernannt worden. -- Dem Pri vatdozenten für Konziliengeschichte und Kirchengeschichlc des Orients in der theologische» Fakultät der Universität Freiburg i. B., Dr. cheol. et phil. Ludwig Mahler, wurde die Amts bezeichnung außerordentlicher Professor verliehen — In M ü n- chen ist Professor Dr. Sich, einer der bedeutendsten Chirurge» und Operateure Münchens, im Alter von 50 Jahren infolge schweren Herzleidens gestorben. — In Brauns ckweig ver schied der Geograph, städtischer Vermessungsdirektor a. D., Paul Kahle im Alter von 67 Jahren. Von seinen Werken, die in militärischen und technischen Kreisen und von Forschungsrcisen- den sehr geschätzt und viel benutzt werden, nennen mir: Landes aufnahme und Generalstabskarten, Die Arbeiten der Königlich Preußischen Landesaufnahme und Die Auszeichnung des Ge ländes beim Krokieren für geographische und technische Zwecke. X Eigenbrötler! Die akademischen Verbindungen Franko-Po russta (Würzburg), Gothia (Berlin), Normannia (Freiburgl, Rivuu ria (Bachen), Sigfridia (Bonn) schlossen sich zum Ring wüleisichast- licder katholischer deutscher Studenten-Berbindnngen (R. V.l zu sammen. Leitgedanke ihres Zusammenschlusses sind die Prinzip'«» virtu», scientia, amicitia. Der Brennpunkt ihres Verbindiings- lebens ist die Eucharistie. In der praktischen Betätigung ihrer Katholizität durch die jährlich dreimalige Generalkommunion ihrer Mitglieder, im besonderen öffentlichen Bekenntnis ihrer Gesinnung durch da? Farbentragen, in der ausdrücklichen Betonung der scientia sehe» die dem Ring angehörenden Verbindungen die Eigenart ihres KorporatlonSlcbens. — Unschwer wird man in dieser „Eigenart" des neuen Verbandes die alte 75jährige Eigenart des Unitas-Berbandes (U. V.) erkennen. Die Eigenart des neuen Verbandes, in der er sich vom U. V. scheidet, liegt nur im Farbentragen. Man darf Zweifel hegen, ob diese Eigenart oie Gündung eines neuen Verbandes rechtfertigt, wo uns doch viel mehr engerer Zusammenschluß auch !m Korporationslcbcn über alles not tut. ' Entschließung des Schulausschusses des Verbandes der Deutschen Hochschulen. Der Schulausschuß des Verbandes der Deutschen Hochschulen ist von jeher der Ansicht gewesen, daß die Frage der Zulassung besonders begabter Immaturer zum Hoch schulstudium von Fall zu Fall geregelt werden sollte: er sieht eine Gefahr darin, daß die bereits ausgesprochene Zulassung be stimmter Fachschulabsolventen zur Ergänzungsprüfung auf Berg- und Textilschulen ausgedehnt werden soll, die nicht einmal Ober sekundareise fordern. Ganz abgesehen von der gänzlich fehlen den Allgemeinbildung, ist auch rein fachliche Ausbildung, die diese Schulen geben, für das Hochschulstudium unzureichend. Diese Stellung des Hochschulverbandes ist umso mehr geboten, als in der praktischen Handhabung der früheren Verordnung ein gutes Abgangszeugnis einer Fachschule von den Vertretern dieser Schule für sich schon als Zeichen besonderer Begabung angesehen wird. Demgegenüber ist zu fordern, daß besondere fachliche Be gabung nur dann anerkannt werden kann, wenn über die Schul zeugnisse hinaus weitere hervorragend fachliche Leistungen auf- gewiesen werden können. X Die staatliche höhere Maschinenbauschulc Hagen i. W. feiert am 1. Dezember ihr lOOjähriges Bestehen. Sie ist ans der früheren Prcwinzial-Gewerüeschule hervorgeganaen. der Vorstufe der Technischen Hochschulen. Die Anstalt möchte bei dieser Gelegenheit ihre früheren Schüler, die heute in den deutschen Industriebezirken. vor allem auch in olwrschlesischen, führend« Stellungen einnehmen. vereinigen und bittet um An gabe der Anschristen an dos Sekretariat -er Schule. Um sich von den Grübeln zu befreien, griff sie zu eine». Buche, das sie der Bibliothek des Doktors entnommen haste, Und begann zu lesen. Doch nicht lange. Dann entsank es ihren Händen, nnd ein wohltätiger Schlummer umfing sie. Sie überhörte die Schritte des Doktors, der nach ihrem Weggänge ge kommen und von Abigail nach der einsamen Buche geschickt worben war. Glossin stand vor ihr und betrachtete entzückt diese wie von Bildnerhand geschaffene Gestalt, dies edel und weich gezeich nete Gesicht mit den rosigen Farben unb dem sanften Mund Er kniete neben ihr nieder, ergriff behutsam ihre Hand und fuhr fort, sie mit seinen Blicken zu umfassen. Dies alles gehörte ihm, wie er meint«. Gehörte ihm für immer. Niemand würve es ihm mehr streitig machen können. Dr. Glossin war ein Mann von eiserner Willenskraft und migckwöhnlicher Beharrlichkeit. Das einzige kraftlose an ihm war sein Gewissen. Tiefere Herzensbedürfnisse haste ex bisher nicht gekannt. Wollte es der Zufall, daß ein weibliches Wesen vorübergeibend oie Leidenschaft in ihm iveckle, hatte er es sich mit allen Listen einer gewissenlose,, Moral willig gemacht. Wären die Mauern von ReynoldS-Far»i nicht stumm gewesen, sick hätten über manch: Tragödie Aufschluß geben können, die irgendwo begann und hier ihren Abschluß fand. Nur eine große Leidenschaft hatte Dr. Glossin in seine», Leben gehabt. Damals, als Rokaja Bnrsfeld seinen Weg kreuzte. Als er Jane Harte zum erstenmal sah» hatte er das gute Medium für seine hypnotischen Versuche in ihr erblickt, «in wertvolles Mittel für die Ausführung seiner Pläne. Nur des halb hatte er ihrem Schicksal Interesse abgewonnen. Bis er sich durch Silvester Bursfeld in ihrem Besitze bedroht sah und die Flamme einer plötzlichen Leidenschaft in dem alternden Mann aulloderte. Oft hatte er seine Schwäche verwünscht, ohne doch dieser Leidenschaft Herr werden zu können. Daß oaS Mädchen ihn, der bem Alter nach recht gut Ihr Vater sein konnte, nicht aus vollem Herzen liebte, ja vielleicht nie lieben würde, wußte er. Aber der Gedanke, Jane sein Eigen zu wissen, ließ alle Bedenken schwinoen. Dr. Glossin beugte sich über Janes Hand, die in oer seinen ruhte, und preßte seine Lippen darauf. Mit einem leich ten Ausrufe des Schreckens fuhr Jane aus ihrem Schlummer empor. In der ersten lleberraschung schenkte sie der sonver- baren Stellung des Arztes keine Beachtung. „Bh, Sie, Herr Dr. Glossin!... Oh, wie freue ich mich, daß Sie gekommen sind. Sie werden mich undankbar schelten, aber ich muß eS Ihnen sagen, die Einsamkeit in RcynoldS^sarin bedrückt mich." „To wünschen Tte, daß Ich häufiger komme, baß Ich länger bleibe... für immer bet Ihnen bleib«, Jane?" Jane senkte errötend den Kovf. Die fürsorgliche Lieb«, die aus den Worten des Doktors klang, setzte sie in Verwirrung. Sie wollte sagen, baß er sie falsch verstanden Hab«, daß si« aus Reynolds-Farm weg wolle. Nno brachte doch die Worte, die undankbar klingen mutzten, nicht über die Lippen Bon seiner Lelbenichaft verblendet, glaubte Dr. Glossin. daß JaneS Zurückhaltung ihr nur als Schutzwehr gegen ein wärmeres Gefühl dienen sollte. „Jane! Darf ich, soll ich immer bei Ihnen bleiben?^ (Fortsetzung folgt.)
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