Volltext Seite (XML)
Donnerstag, den 18. Oktober 1924 Nr. 241. Seite 7 Dresden krWlung -er 4. JeuWen Leinen- und WiischeWu Dresden, 15. Oltober. Am gestrigen 14. Oktober vormittags wurde die sämtliche Räume des Städtischen Aus stellungspalastes füllende 4. Deutsche .Leinen- und Wäscheschau feirlich eröffnet. Ansprachen hielten Ministerialrat Michael vom Wirtschaftsministerium an Stelle des dienstlich verhinderten Wirt schaftsministers, Kreishauptmann Burk für die Kreishauptnianil- schast Dresden, Bürgermeister Tr Külz als Vertreter der Stadt, Syndikus Müller für den Jablikantenverband und Professor Dr. Kästner für den Klein- und Einzelhandel. An die Er öffnungsfeierlichkeit schloß sich ein Rundgang durch die Aus stellung, die ein übersichtliches Bild von dem Wiedererstarken der einschlägigen deutschen Industrie bietet. Abends 8 Uhr fand in: AuSsteUnngspalast ein Begrüßungs- und Empsangsabend statt. Tie Leinen- und Wäscheschau, die aus allen Teilen Teutschlanvs reich beschickt ist, dauert bis zum 17. Oktober. : Kapellmeister Karl Pembanr hat das Oratorium von .Hermann Suter: Le Landi, dem oer Sonuengcsang des San Francesco d'Assisi zugrunde liegt, für ein Konzert des Sin foniechores und vas Weihnachtsspiel Heilige Nacht nach der Dichtung von Ludwig Thoma mit der Musik von Matthaeus Römer für eine Veranstaltung oer Gesellschaft zur Er haltung der Musik in der Hofkirche angenommen. : Rückkehr der Ferlenklnder aus Holland. Vom Karilas- verbnnd wird uns mitgeteilt, daß seine letzten, inHolland »n- tergebrachlen Erholungspsleglinge Freitag, den 17. Oktober, hier auf dem Hanpldahnhose, 1412 Uhr mittags, eintressen sol len. Die Angehörigen werden ersucht, ihre Kinder daselbst in Empfang zu nehmen. : Brotpreisermüßigung. Von heute Mittwoch an stellt sich in Dresden und Umgebung der Preis für ein vierpfündiges Brot 1. Sorte auf 72 Pfg., für ein Brot 2. Sorte aus 64 Pfg. : Wohltätigkcitskonzcrt Dresdcn-Jriedrichstadt. In dem Be richt über das Wohltätigkcitskonzcrt in Drcsdcm-Friedrichstadt ist insofern ein Fehler unterlaufen, als nicht Herr KammecmusikuS Braun den Klavierpart im Beethoveil-Trio spielte, sondern oie vorzügliche Konzertpianistin Fräulein Maria Dunik, die sich, wie, schon so oft, auch hier mit ihrer hohen Kunst in den Dienst der guten Sache gestellt hat. : Luftpost Dresden—Berlin. Die Nachrichtenstelle der Ober postdirektion teilt mit: Die Luftpost Dresden—Berlin verkehrt seit 13. Oktober mit folgenden Zeiten: 8,15 vorm, ad Dresden, 9,35 vorm, an Berlin: 2,30 nachm, ab Berlin, 3,50 nachm, an Dresden. Die Schlußzeite» für Auflieferung von Postsendungen sind beim Postamt 24 (Hauptbahnhof) auf 6,30 Uhr vorm., Post amt 1 iPostplatz) auf 6.50 Uhr vorm.. Postamt 6 lAlberlstraße) 6.40 Uhr vorm., Postanit 25 (Neust. Bahnhof) auf 6,65 Uhr vorm., Postamt 30 sBunsenstraße) auf 7,15 Uhr vorm., Postamt 31 (Ka- ditzer Straße) auf 7,45 Uhr vorm, festgesetzt. Außerdem können gewöhnliche Briese noch 10 Minuten vor dem Start des Flugzeu ges bei dem Flugleiter in Kaditz aufgeliefert werden. Der Flug Dresden—Berlin hat Anschluß an den Postflug Berlin—Danzig- Königsberg lPr.) : Dresdner Verkehrsverein. Zu den beiden Verkehrs tagungen. di« der Verkehrsausschuß Donnerstag, den 16., nach mittags 3 Uhr und Freitag, den 17., nachmittags Uhr im Sitzungssaale des Verwaltungsgebäudes der Iahresschau, Lenne straß« 9, 1., abhält, sind — worauf zur Vermeidung von Irr- kümern besonders hingewiesen sei —, auch die Dresdner Mit glieder des Verkehrsvereins eingeladen und willkommen. Die Besprechung der Verkehrsbelange von Dresden und den Orten seiner näheren und iveiteren Umgebung ist gemeinsam, und macht ein zahlreiches Erscheinen der Mitglieder sogar sehr er wünscht. : Zweite Mitteldeutsche Funggefltigelschau Dresden 1924. Vom 7. bis 9. November findet in den städtischen Ausstellungs- l>allen am Stübelplatz eine Iunggeflii gelschau statt. Zur 2. Iunggeflügelschau erwarät man besonders rege Beteiligung, zumal sehr viele Medaillen und hohe Ehrenpreise zur Belohnung des Züchterfleißes zur Verfügung stehen. Neben einer reichen Anzahl Privatehrenpreisen sind von der Stadt Dresden, vom Landesverband Sächsischer Geflügelzüchtervereine und vom Bund Deutscher Geflügelzüchter Ehrenpreise gestiftet. Mit der Iung geflügelschau ist eine Abteilung für ältere Tiere und eine In dustrieabteilung verbunden. Meldepapiere durch die Gartenbau- zentrale Rich. Kröhl, Dresden-A., Iahnstrahe 1. Leipzig ) Ein Ehrenmal in der Leipziger llniversität. Am Moutag- bormittag fand der Antransport oes über 100 Zentner wiegen den Stcinblockes statt, der in der Wandelhalle der Universität zu einen« Denkmal für die gefallenen Angehörigen der Leipziger Hochschule anfgerichtet wirb. Der Stein ist aus drei Seiten mit Theater und Musik Neues Theater. (Zum e-rsten Male: „Die chinesische Pein- zessin", ein lustiges Spiel nach Gozzi von Waldsried Burggraf.) Das Märchen von der Prinzessin mit den drei Rätseln, die dem Freier de,« Tod bringe», hat wohl der alte Gras Gozzi am er folgreichsten behandelt. Schiller hat es gewiß Poesie- und gehalt voll gestaltet, den gewünschten Erfolg aber nicht erzielt. Jetzt hat »iln Burggraf (nicht Burkhard, wie wir gestern irrtümlich meldeten) dem alte» Gozzi ein neues Gewand angezogen, das den Charakter der Hanswurstiade trägt und die meisten Begebnisse direkt ins -Publikum, dieses als partem pro toto nehmend, hineinschleudert. Man kann wirklich nicht sagen, daß der Scherz mißlungen wäre. Man hat über gelungene Zeitwihe und Ex tempores sich weidlich amüsiert und es gar nicht für nötig gehalten, daß die Hanswurste andauernd »m Entschuldigung für ihr Be- ginnen bitten und darauf Hinweisen, daß man ja „nur ein Thea ter" sei. Aber neben diesen Hanswurstiaden und Possen galt «s doch anch, das Märchen zu erhalten, das nicht so ganz sinnlos ist und bei Schiller euie immerhin nicht unbeträchtliche Wirkung er- . zielen kann. Die vorjährige Neueinstudierung im Staatstheater besweist das zur Genüge. Man denke sich nun im Moment auf , eine Possenszene blitzartig-plötzlich strahlende Verse und roman- " tische Märchengeschehnisse folgen. Das ist ungefähr so, wie der Wechsel von saurem Hering und Schlagsahne. Damit verdirbt man sich den Magen. Das Publikum ivar auch auf den Hering ein gestellt, weshalb die Poesie des Märchens wirkungslos ver puffte und stellenweise sogar langweilte. Mit Gozzi halte danach der Erfolg nichts mehr zu tan. Burggraf erntete ihn dafür in reichem Maße. — Die Aufführung leitete Robert George, der immer nur gelegentlich einmal in Dresden auktaulbienoe Spielleiter. Eo sorgte für flottes Spiel, ebenso wie L. Lustig für eine nette, kleine Jllusionsszenerie gesorgt hatte. Bon den Darstellern traten die ulkigen Hosschranzen Roch oll, Kull- mann, Strom u. Sivenack als Träger der Possenhandlung am meisten! hervor. Die Prinzessin gab Trude Epalkc. Ihre Kunst des Märchenstils trat in dieser Umgebung freilich zurück. Irena Zeißig und Lisa Helwig waren zwei hübsche Skla- Vinnen. Den sieghaften Prinzen spielte Rolf Jahn, der neue Liebhaber des Ensembles, ei» sehr versierter Darsteller. Ot- ^ b «rt und Taube waren die Könige, Rafael hatte sich felbst- § los der undankbaren Rolle Berachs unterworfen. Dora Fel. k"" h ejt n, in voriger Spielzeit Debütantin, ist eine talentierte Künst- lern, mit vornehmem Humor. Ans ihr wird sicher eine gut» Lust- j . lpi5lsonheefte. . 1. »rohe- Philharmonisches Konzert. Wenn Klangfchönhelt und Krastfülle schon an und für sich einen Erfolg bedeuten, so hat Professor Jsai Dobrowen gestern im Gewerbchanssaate »inen den Namen der gefallenen Dozenten und Studenten bedeckt. Ter Text der Stirnseite laiiter: „Im Weltkriege starben für Deutsch lands Bestand und Ehre 1396 Männer von dieser Universität." Die Uebergabe des Steines soll am Tage des Rektorwechsels, am 31. Oktober dieses Jahres erfolge». ) Ersolgreiche Razzia. In der -(acht zum Sonnabend wuroe durch etwa 60 Polizeibeamte eine Razzia durch die Räume des Haicptbahnhofes, die Umgebung des Bahnhofes, sowie oie Stra ßen und Gäßchen der inneren Stadt abgehalten. 87 Männer und Frauen wurden anfgegriffen und mit Kraftwagen nach dem Polizeipräsidium gebracht. Nach zwei Stunden wurde die Razzia wiederholt und weitere acht Männer festgenommen. ) Das verschmähte Amt. Der zum Kreishauptmann von Leipzig berufene frühere Ministerialdirektor Lempe, dem «in längerer Urlaub gewährt worden war, hat jetzt nach Ablauf desselben sich geweigert, sein Amt in Leipzig anzutrcten und hat beim Ministerium um Versetzung iu ein Amt in Dresden gebeten. Aus Sachsen <) Bautzen, 16. Oktober. (Bewerbung um den Bürger meisterposten. — Wiederkehrende Kultur.) Um die offene Bür germeister- bezw. Etadtratsstelle in unserer Stadt, die gemein sam öffentlich ausgeschrieben wurden, sind insgesamt 76 Be werbungen aus den verschiedsten Städten Sachsens und auch aus Preußen eingcgangen. — Im Kriege und der Nachkriegszeit war es aus Sparsamkeitsmaßnahmen erforderlich, die Beleuchtung auf dem Straßen und Plätzen auf ein Minimum zu beschränken. Von jetzt an soll die Beleuchtung anniihernd im früheren Um fange wieder aufgenommen werden. Es handelt sich hier nur um ein in Tätigkcitsetzen von bisher toten Beleuchtungskörpern, also um keine Neuanschaffung. Zu den bisherigen elektrische» Bogenlampen kommen in der Stadt noch 17, während 7 die Nen'sche Promenade beleuchten sollen. Ferner kommen 35 Gas lampen zu den bisherigen, die sich auf die verschiedenen Straßen und Plätze verteilen. Die Bewohnerschaft wird die vennehrte Beleuchtung gewiß lebhaft und mit Dank begrüßen. <) Bautzen, 15. Oktober. (Mißverständnis.) Ei» Vorkomm nis, das die Aufmerksamkeit aller Feuerwehrkreise ans sich len ken dürfte, trug sich bei dem am letzten Sonnabend in der Hohl- feldschen Möbelfabrik in Großpostwitz ausgebrochenen Schaden feuer zu, das bekanntlich ein großes, viele Betriebsabteilungen enthaltendes Fabrikgebäude, völlig in Asche legte. Der Zufall wollte cs, daß für diese Tage eine große Alarmübung der Freiwilligen Fenerwe.hr Großpostwitz angesetzt war, so daß bei dem Großseuer-Alarm am Sonnabend viele Feuerivehrleute an- nalime», es handle sich um den geplanten Alarm und ihre Dispositionen danach einrichteten. Auch viele Nachbarwehren rück ten infolgedessen nicht aus, so daß das Feuer bereits weit vorgeschritten war, als bekannt wurde, daß tatsächlich ein Ernst fall vorlag. Der Brandschaden würoc wahrscheinlich nicht den Umfang erreicht haben, wenn dieses Mißverständnis nicht ein- getreten wäre. 0 Borna, 15. Oktober. (Ein Auto in Flammen.) Aus der Fahrt von Leipzig nach Chemnitz platzte in der Nähe von Froh burg an einem Auto der Vorderreifen. Der Wagen fuhr in den Straßengraben und stand im Augenblick in Hellen Flam men. Dm orei Fahrgäste konnten sich durch Abspringen retten, mußten aber ihre mitgesührten Sachen im Stiche lasse», die verbrannten. () Bad Gottleuba, 15. Oktober. (Besichtigung.) Vor der am Donnerstag von ^1 bis 3 Uhr mittags stattfindenden Be sichtigung der großen Heilstätte der Landesversicherungsanstalt i» Gottleuba hält im großen Saale der Heilstätte der Präsident der Landesversicherungsanstalt Landtagsabgeordneter Tempel (Dresden) einen kurzen Vortrag über den Aufgabenkreis der Landesvcrsicherungsanstalt. () Chemnitz, 15. Oktober. (Chemnitzer Straßen« Zwischenfälle.) Am Sonnabendnachmittag wurde auf der Dresdner Straße im Stadtteil Hilbersdorf ein sieben Jahre alter Knabe von einem Motorradfahrer angefahren und auf die Straße geworfen. Der Knabe erlitt am Kopse eine erhebliche Verletzung, die ihm von einem Arzte verbunden wurde. Aus dessen Veranlassung wurde er nach dem Krankenhanse gebracht. — In der Nacht zum Sonntag gerieten auf der Kreherstraße mehrere Mitglieder von zwei Fechtverbindungen miteinander in Streit, der schließlich in Tätlichkeiten ausartete. Weil dabei die Ruhe in erheblicher Weise gestört und ein Menschenauflaus hervorgerufen wurde, wurden die Beteiligten zur Feststellung ihrer Personalien nach der nächstgelegenen Polizeiwache gebracht. Am Sonntag früh stießen an der Ecke der Dresdner und Für stenstraße zwei Personenkraftwagen zusammen, wobei Sach schaden heroorgerilfe», Personen aber nicht verletzt wurden. 0 Chemnitz. 15. Oktober. (SSchstscher Knnstgewcrbctag.) Am 18. und 19. Oktober findet in Chenmitz der 2. Sächsische Kunst- gelwerbetag statt. Mit ihm ist die Feier des 40jährigen Be stehens des Chemnitzer Kunstgewerbevcreüis verbunden, di« am Sieg auf der ganzen Linie errungen. Gerade in unseren Tagen, da die moderne Musik in krankhaften Zuckungen liegt und sich in Auslösung und Zersetzung besindet, ist eine gesunde und kraft strotzende Musik wirklich wohltuend und befreiend. Und für diese hat Dobrowen reichlich gesorgt. Sein slawisches Temperament drängt ihn außerdem dazu, eher noch etwas anfznlegen als weg- Kuwifchen. In der H-Moll-Sinfoiüe (2.) von Borodin war er in seinem richtigen Element. Rasse, leidenschaftlicher Tharakter, Feuer und Draufgängertum boten ihm hierbei ihre Dienste. So stand das Werk wie aus einem Stück gegossen da. Es riß >mt fort nnd fesselte bis zum Schlußakkord. Diese Sinfonie ent behrt wohl der großen Linie, aber eine herrliche Melodik, eine interessante Rhythmik »nd geschickte Orchcstertechnik ziehen uns in ihren! Bann. Hier ist Trotz und Ungestüm, Aufjauchzen und Ausbrausen. Der letzte Satz spricht ausgelassene Lebenslust. Ein Werk ohne Grübeln und Philosophiere», ganz Naturkrast »no Freude am Musizieren. Nicht so gut lag dem Dirigenten die Ouvertüre zu Benvento Cellint von Berlioz. Solist des Abends war Friedrich Brodersen. Er lieh seine prächtige Stimme und seine tief schürfende Gestaltungskraft oer Arie des Renato aus dem Vertuschen „Maskenball" und drei Wolf,che,i Liedern. Man zwang ihm noch zwei Zugaben von Wolf ab: „Heimweh" und „Der Musikant". Dobrowen war ihm ein ziel- bewußter Begleiter. Die Philharmoniker lösten ihre Aufgaben aufs beste. Solist und Dirigent fanden begeisterten Beifall, in den sich anch die Philharmoniker riiiichließen könne». Nur einen Wunsch hätten wir. Dobrowen möchte sich nicht so einseitig für 'fremde Musik interessieren. Er darf nicht außer Acht lasten, daß er die Konzerte in Deutschlano leitet. Wir werden in letzter Zeit schon allzu stark von fremder Musik überschwemmt. Hoffentlich besinnen sich auch einmal die Konertbesucher darauf, daß sie Deutsche sind, und daß sie für ihre Musik den nötigen Stolz ausbringen. —Ist—' Palmen garten. Erich Reichelt sang zu eigener Be gleitung Lieder von Schubert, Brahms, Hugo Wolf nnd Italic- nisches. Wenn auch auf diese Weise die Eingebungelt für die mustkalifche Unterstützung am Flügel sicherlich in engster Verbin dung mit der gesanglichen Linie stehen, so muß doch vor dieiem Brauch i»r Konzertsaale gewarnt werden. Es erweckt zwar den intimen Hauch gemütvoller Hausmnsik. Zumal, wenn oer Saal verfinstert wird, und eine Stehlampe in Riescnformat igeen traulichen Schein um Sänger und Flügel verbreitet. Aber allerlei Gefahren ruhen in dieser eigenen Begleitung. Ganz besonders möchten Wik aber dem Künstler «brätelt, in Zulunft wieder zu Italienern zu greifen. Erich Reiche« grstel sich übrigens auch in Verschleppungen, maniriertem Bortrag und in zu-dickerc Ton gebung. Gelegentlich machte» sich auch starke Unreinheiten be- merkbar. ES mag fein, daß viel Schuld daran war, das, sich der Sänger diesmal in Bravour-Mätzchcn gefiel. Da man aber Dereinsveransralkungen Dresden-A. F r e > I a g, den 17. Oktober, abends 8 Uhr. im Ge- sellcnhaus. 2. Stock, Konferenz des Valksvereiiis Dresden. Altstadt. Besprechung des zu veranstaften- den Gemeindeabends. Dazu sind Vertreter aller zur Hof» Kirchen-Pfarrei gehörige» Vereine eingeladen. Katholischer Lehrer-Berei» Dresden. Freitag. 17. Oktober, 6 Uhr abends. Grüne Straße: Vortrag von P H. Schmitz, Düsseldorf. Religiös-wissenschaftliche Borträge. 7 Uhr nbends, Hofkirche. P. Schmitz: „Nom oder Moskau?" Deutsche Iugendkrast. Bezirk Dresden. Am 2. November Be zirkswetturnen, am 5. November Schauturnen im Eeselien- haus. 17. Oktober in den Räumen der Gesellschaft „Eintracht" abge- halte» wird. Sonnabend vormittag 10 Uhr wird im Saale des städtischen Museums am Thcatcrvlatze der Kunstgeuicrbelag er öffnet. Den ersten Vrrtrag hält Dr. Günther Freiherr oon Pechmann-München über „Qualität, Stil und Export". Nachmit tags 5 Uhr wird die Mitgliederversammlung abgehatten, drr sich nbends ein Beisammensein im Ratskeller anschließt. <) Döbschütz, 15. Oktober (Leichtsinnige Spielerei.) Am Sonnabend ereignete sich hier ein Unfall, der einen belciliglen Knaben, dem 12jährigen Walter Brecker, das rechte Auge kostete. Die Kinder spielten mit Pfeil und Bogen, wobei ein Pseil, an dessen Spitze eine Nähnadel besestigt war, in das Auge des unglücklichen Knaben drang. 0 Frauenstem. 15. Oktober. (Schwerer Unfall eines Else» paarcs.) Der Pächter der Mahlmühle und Bäckerei in Nojsan, ein erst seit wenigen Jahren verheirateter junger Mann, nnuoe in Gegenwart seiner Frau von der Transmission ersaßt. Tie Frau, die ihren Mann zurückreißen wollte, wurde von den Füßen ihres Mannes wieoerholt getrosten und blieb bewußt los liegen. In der letzten Nacht ist die Frau gestorben. Ter Mann hat so schwere Verletzungen erluten, daß an seinem Auskommen gczweiselt wird. Schirgiswalde, 15. Oktober. (Politisches Liebeswerben in Schirgiswalde.) Vergangene Woche hielt der Inngdcutsche Orden und zwar die Gefolgschaft Kirschau im Erbgericht zu Schirgiswalde einen deutschen Abend ab. der zugleich Werbe- abend sein sollte. Zahlreiche Einladungen waren dazu ergangen. Die Besucher gehörten aber nur einseitig bestimmte» Krisen an. Den Eindruck einer Volksgemeinschaft erweckte die Versamm lung nicht. Die ausgestellten Tischreihen waren gut besetzt, zum großen Teil auch von Kirschauer Besuchern. Schwarz-wciß-coie Aufmachung und mystische Gebräuche umrahmten einige Bor träge über die Ziele und Bestrebungen des Ordens. Ans den Vortrügen fei besonders hervorgchoben, daß der Inngdo im 11. August keinen Feiertag erblickt, sich aber als Verfassung-;!reu bezeichnet. Wie sich diese Verfassungstreue auswirkt, wurde nicht gesagt. Ein weiterer Widerspruch ist die Bemerkung, daß alle Konfessionen dem Orden willkommen seien, daß er kon fessionelle Duldung pflegt, aber nur solche Deutsche in seinen Reihen duldet, die Rom über das Vaterland stellen. Daß gerade in Schirgiswalde der Referent darauf hinwies, daß die Katho- liken so „zahlreich" im Orden vertreten und gut ausgehvbcn seien, war ein taktischer Kniff. Zu verstehen ist aber nicht sein ungeschickter Hinweis auf die Romtreue der deutschen Ka tholiken und die geschmacklose Bemerkung, daß alles Undeulsche ins Feuer geworfen werden soll, wie es Luther mit dcr Bann bulle getan hat. Die Toleranz des Iungdeutsche» Ordens, über haupt seine Katholikcnfreundlichkcit ist also sehr durch sichtig. Die Rcichsbannerorganisation wurde'wiederholt des Klassenkampses beschuldigt. Statt der Völkerversöhnung wurde der Haß gepredigt. In der Erziehung des Volkes zum Haß gegen unsre Feinde scheint der Orden seine ehrlichste und vor nehmste Aufgabe zu erblicken. Katholische Besucher dieses Jung- deutschen Abends verhielten sich meist reservier. Es schien bei ihnen das Gefühl vorhanden zu sein, daß der Orden mit christ lich katholischer Liebe und mit Toleranz nichts zu tun hat. Für die katholische Jugend erübrigt sich der Inngdo auch vollständig. Alle seine guten Bestrebungen vertritt genau so der Windt- horstdund. Während der Inngdo mehr ein gesellschaftlicher Zirkel deutschnalionalistischer Jugend ist. stellt der Wiudi'wrst- bund die rcalpolitische Schulung in den Vordergrund und be schäftigt sich vorwiegend mit positiver Arbeit. In Schirgis walde wollen wir uns hüten, aus dem einen Extrem ins andre, aus dem Regen in die Traufe zu fallen. Beide Extreme, das von links und das von rechts scheinen sich um die Gunst des Schirgiswalders zu bemühen. Allenthalben wird im Deutschen Reiche, ja in ganz Europa die Politik der Mittelparieien als die einzig richtige anerkannt und unser Reichskanzler Marx als Führer des Volkes geschätzt. Die Einwohner non Schirgis walde besitzen so viel Urteilskraft, daß sie schillernde Seisen- blasenreden nicht für Wirklichkeit halten. wirklich bei diesem Sänger schon oftmals viel Geschmack hat sest- stellen können, so möchten wir ihm doch empfehle», wieder auf den natürlichen und ungekünstelten Weg zurückzukehreu. ,ck>. ' Anläßlich der Firmung in Dresden-Löbtau vcraustalteie oie dortige Gemeinde am gestrigen Dienstag im Saale des Geielieu- hauses zu Ehren des hochwürdigsten Herrn Bischofs einen schlickten, aber uns so gehaltvolleren Gemein deabend. Ter Kirchen- chor erwies sich auch hier als das Rückgrat der Gemeinde! Mit dem „Lobe den Herrn, meine Seele" von Stein leitete ec oen Abend ein, »vorauf Pfarrer Schindle r de» hochwürdigsten Herrn Bischof in seiner herzlich-kernigen Art willkommen hieß. Und dann nahm der Bischof das Wort, sprach Worte höchster Anerkennung für das religiöse Leben gerade in der Gemeinde Dresden-Löbtau, für den rührigen Gemeindepsarrer, das Vorbild aller Kirchenbauer für die mutigen katholischen Jnngsrauen, die sich nicht icdcnen, dnrch ihre Medaille am blauen Band offen und frei ihren Glauben zu bekennen. Des Bischofs Augen leuchteten, als er seinen dankbaren Herzensgefühlen Ausdruck gab einer Gemcinde gegen über, die mit irdischen GlückSgnteru wenig gesegnet ist, als er die Gemeinde ermunterte, anch weiterhin dem Ausbau des Vcretns- iebenS die ganze Kraft zuzuwendeu. Und als der Bischof schjoß, Ichol: ihm! ein selten herzlicher Beifall entgegen. Ter Gesel.en- hanssaal ichant augenblicklich noch etwas trüb und finster ans. aber eS lag doch wie eine Feierstimmung auf allen Gesichtern, wie ein Nachwirken des FirmungstageS, und die musikalisch« Legende St. Odilia von August Reiser in ihre» schlichten Aus- drncksformen in! Bild, Sprache und Musik paßte in diese Stim mung. Das Einfache fehlt dem modernen Mensche». Und das gab oie Darstellung des Lebens der heiligen Odilia, der Patronin des Elsaß, die nnc das Jahr 700 lebte. Blindgeboren, soll iie von ihrem Vater, dem Herzig Etticho verstoßen worden lei», aber bei dcr Taufe im Kloster Palma das Augenlicht erhalten haben. Wieder zurückgekehrt, gründete sie aus ihrem väterlichen Schloß Hohenburg ein Kloster, wo sie auch starb. Dieses von Legende« stark überwucherte Heiligenleben bildet den Gegenstand der Dar stellung: 5 lebende Bilder, die mit Geschick von Frl. Fischer geleitet waren (bei den primitiven Mittel», die vorhanden sind, eine besondere Leistung) hcransgehibcn aus de», veNa,notorische« Teil, de» Frl. Weih recht ansprechend wiedergab, »ud dem musi kalischeil Teil, bei dem dcr Kirchcuchor eine nicht leichte Auf gabe zu bewältigen hatte. Unter der Leitung des Herrn Lehrer Beite! gab er schöne Beweise seines Könnens. Ebenso Frl. Schley als Soprani Kistia und Herr Lehrer Rückl als Baritonsolist- DI« Begleitung! am Klavier lag in den bewährten Händen de« Herrn Lehrer Wincierz. Wen» auch schlicht und einfach, hinter solch einem Gemcindeabend steckt mehr Tiefe und Liebe als hinter 'manchem ichiUerndcn Fest. M. D.