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Sächsische Volkszeitung : 16.10.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192410163
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19241016
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19241016
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-10
- Tag 1924-10-16
-
Monat
1924-10
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 16.10.1924
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Nr. L41. Seite st Dvnnersiag, den 16 Oktober 1924 3.7.. Z iibtt ^mlisr!i Neu qork, 15. Oktober (Iv Uhr vorm, iiuttel- europ. Zeit). ,.Z. R. 3" hat Boston erreicht. Das Schiss funk». Schiff, Maschinen in Ordnung, an Bord alles wohl. Neu york, 15. Oktober, fFunlrspruch.) Das Luft schiff Z. N. 3 hat um 1 Uhr 29 mitteieucopaischsr Zeit Neuyorlr erreicht. Man nimmt an. das; die Landung in Lakchurst zwischen 3 und 4 Uhr mitteleuropäischer Zeit erfolgen wird. Neuyark. 15. Oittober. (Dcahtbericht.) Tie Ncnyorker Ze: tüngen bringen ausi»:hms!rs sensalionell ansgeschniückte Be- i.chte über die Atlantikiahrt des „Z. R. 3". De» deuischen Lei stungen wird »»eingeschränkte Bewunderung gezollt. Ganze Spalten ive.oen nii: sein Rätselraten darüder gefüllt, wann das Lustschiss in Reuyork cinirefsen wird. Man vermutet die An- knnst zwischen d und 12 Uhr amerikanische Zeit, das ist 2 bis 6 Uhr nochmittags iii.tteleiiropnische Zeit. Bereis zum Empfang Washington, >5. Oktober. In Lakehurst befinden sieh Truppe» jur de» Empiang des Lustschisjes, das morgen früh zwischen 6 bis II Uhr s12 bis 5 Uhr mitteleuropäische Zeit) dort erwartet wird. — Zahlreiche amerikanische Flieger wünschen dem Z. R. 3 eiilgegcnznsahre». Tie Behörden befürchten jedoch, daß sie dem Luftschiff in den Weg kommen könnten. Immerhin haben einige Flieger die Erlaubnis erhallen, aufzustcigen in der Boram-setzung, dah sie sich dem Luftschiff nicht mehr als 1600 Fuß nähern. Boston, 15. Oktober. Das Luftschiff Z. R. 3, das gestern von Nebel und Regenböen eingeschlosse» war, wandte sich nach Norden. Um 4 Uhr nachmittags berichtete es, daß cs gutes Wetter angetrosscn habe und mit 70 Knoten Geschwindigkeit in Richtung ans Sable Island fahre. Dieser Kurs führt das Schuf weit nördlich oon feinem ursprüngliche» Kurs ab. Folgende Standorte des'Luftschiffs wurden von Lakehurst aus bskaiml- gegeben: 14. 10. vormittags: 41 Grad westlicher Länge. 38 Grad nördlicher Breite. 6 Uhr abends: 1800 Meile» von Lakehurst entfernt. 9 Uhr 5 Minuten abends: 30 Grad West, 43 Grad Nord. Nach dein letzten Fuukspruch hoffte das Schiff 1 Uhr nachts Sable Island söstlich von Neuschottland, 60 Grad West, 44 Grad Nord) zu erreichen. Wie die Uebernahme vor sich gehen wir- Berlin. 15. Oktober. Ter Korrespondent des „Lokalanzei gers in Lnkchncst erfährt über die Uebernahme des Z. R. 3, dah in dem Augenblick. wo das Schiff festmacht, Kapitän Steel, der bei seiner Ankunft Kommandant von Lakehurst wiro, Dr Ecken er einen Schein übergibt, Damit geht das Schiss mit alle» Gefahren an die amerikanischen Behörden über, bleibt jedoch noch deutsches Eigentum. Sobald der Einbau einiger per Schiss beförderter Maschinenteile erfolgt ist, krmmt die Marineabnahine- kommissiin und besichtigt gemeinsam mit den deutschen Vertretern das Schiff. Darauf erfolgt ein schriftlicher Bericht an den Marine sekretär Wilbur. Nus Grund dieses Berichtes wird die offizielle Regiernnasqnittnng anf diplomatischen! Wege überwiesen werde». Die deutsche Botschaft wird bei der Ankunft offiziell nicht ver treten sein. Jedoch beabsichtigt der Geschäftsträger Dickhosl, die deutsche Mannschaft in Lakehnrst zu begrüße». Amerikanische Finanzhilfe für Deulschland? Neuyork, IS. Oktober. Unter Führung der Internatio nal Acceptanre Bank Kuhn, Loeb und Co., und des Hauses Dillon, Read und Co., wurde von einer Finanzgruppe zur Finan zierung industrieller Unternehmungen in Europa ein« Organi sation ins Leben gerufen, die den Namen American and „Lon- tinental Corperation" führt und über ein Anfangskapital von zehn Millionen Dollars verfügt. Neuyork, 15. Oktober. Wie von zuverlässiger Seite mit geteilt wird, ist der amerikanische Teil der deutschen Anleihe ins gesamt um mehr als 500 Millionen überzeichnet worden. Iwan Kay schafft deutsches Recht Berlin, 15. Oktober. Ter Vorsitzende des Rechtsausschusses bes Reichstages, der kommunistische Abgeordnete Katz, hatte für gestern vormittag eine Sitzung anberanmt, obwohl in der letzten Sitzung des Ausschusses die Vertreter der bürgerlichen Par teien mit Ausschluß oer Nationalsozialisten erklärt hatten, daß sie unter diesem Vorsitzenden keine Sitzung inehr abhalteu wollte». Heute waren lediglich die Kommunisten und die Sozialdemokraten vollzählig erschiene»-, außerdem der nationalsozialistische Abgeord nete Fahrenhorst, der sofort nach Eröffnung der Sitzung die Beschlußfähigkeit des Ausschusses aiizweifclte. Ter Ausschuß trat jedoch in die sachliche Verhandlung über das Wiederaufnahme verfahren. gegen Urteile der bayrischen Bolksgerichte ein. In zwischen hatte Fahrenhorst de» Saal verlassen. Der Ausschuß verhandelte ferner über den kommunistischen Antrag, wonach die vom Reich Präsidenten erlassene Verordnung vom 17. Juni d. I., betreffend Neuregelung der Rechte der Press«, anfgehvbcn werden soll. Dia An sh ebung der Verordnung irmrde von allen an- wcsenden Ansschußmitgliedern beschlossen. (Also nach Iwan Katz kann ein beschlnßmifähiger Ausschuß Beschlüsse fassen. Un begreiflich ist nur das Verhalten der Sozialdemokraten, die >chein- bar, da der Rechtsblock gar »ich! Zustandekommen will, ihrerseits Die heilige Johanna (Staatliches Schauspielhaus.) Zu allererst scheint es mir nötig, ganz kurz die Hauptpunkte der historischen Entwicklung zu rekapitulieren. Getreu und wahr- hastig. Nicht nach Schitier, noch weniger nach Voltaire. Tie „Jungfrau von Orleans" war alles andere als eine hysterische Schwärmerin. Mitfühlend mit der Not des Landes hatte sie Visionen. Unter anderenl befahl ihr zufolge ihrer Aussagen der Erzengel Mick-ael, Orleans zu befreien und den Dauphin in Reims zu krönen. In Chinon überzeugte sie Karl von ihrer göttlichen Sendung und erhielt von ihm Truppen, um tatsäch lich Orleans zu entsetzen und nun von den Franzosen wie ein überirdisches Wesen verehrt zu werden. Bald schlug sie Talbot aufs Haupt, nahm mehrere Städte ein und wohnte der Krönung des Dauphins zu Reims bei. Ter schwächliche König und vor allem die der Jungfrau abholde Adelspariei gebot den weiteren Plänen Johannas Einhalt, und die in ihrer Bewegungsfreiheit Gehinderte hatte Mißerfolge. Bei Paris wurde sie verwundet, bei Pont-L'Eveqne schwer geschlagen und bei Compiegne gefangen und später den Engländern ,insge liefert, eine Schmach, an die Frankreich immer wieder denken sollte, wen» es die Pucelle als Nationalheilige fe,ert. Die Engländer ließen ihr durch den gefügigen Bischof Lauchon von Rone» den Jnquisitionsprozeß machen und zum Feuertove ver urteilen. Ihre Abschwörnng rettete ihr zunächst das Leben. Da sie aber von ihren Lebeiisgewohnheiten nicht lassen konnte — sie fühlte sich Soldat und trug zum Schutze ihrer Sittsanikeit Mäniierkleidung — und weil sie die Abschwörnng widerries, übergab sie der Bischof den Engländern zur Aburteilung. Am 30 Mai 1431 wurde Jcannc d'Arc öffentlich verbrannt. Sie starb mit rührendem Gottvci trauen. 25 Jahre später wurde ihr Prozeß revidiert und sie für unschuldig erklärt. 1998 wurde die Märtyrerin selig, 1920 heilig gesprochen. Soweit die Historie. Shaw liebt nichts mehr in seinen Stücken, als den -on -er Menschheit verehrten großen Helden die Masken hcriniterzureißen. Das ist den, Zyniker zum Teil vor«, züglich gelungen, aber Jeanne d'Arc war ein untaugliches Ob'-fft. Die Maske fehlt in diesem Falle gänzlich. Johanna -«s j-.» Hpster'-' an i ck. war ein. fr-in» Weltverschirl-ung Englands Indu-lrie sürchlel London, 15. Oktober Gestein abend hielt der Präsident des ReichsverbanSes der cpglischrn Industrie, Sire Erik Gaddes bei euiem Fest essen i» -herffield. das van der dortigen Gruppe der Reichs- orrbünde der cnglischcn Industrie gegeben wurde, eine politisch sehr bedeutsame Rede — Er beschäftigte sich zunächst mit der Frage der Neuwahlen und bedauerte, das; die englische Re gierung in eiiirin Augenblick, in dem alle Aufmerksamkeit aus wirtschaftspolitische Interessen gerichtet sei, cs für notwendig befunden hätte, das Land in Neuwahlen zu stürze». Obwohl die englische Verwaltung ausgezeichnet war. konnte sie in dem gegenwärtigen Zeitpunkt cyne politische Unterstützung einer autorisierten Regierung nicht genügend leisten. Der Redner be faßte sich sodann mit dem englisch-russischen Ver trag. de» er als eine in allen seine» Bestimmungen höchst schwierige Maßnahme angriff, weil einerseits die englischen Steuerzahler kein Interesse daran hätten, gegenwärtig a» aus ländische Mächte Anleihen zu geben, zumal nicht an solche, denen die Heiligkeit des Vertrages nichts gelte. Dann beschäftigte sich der Redner mit der allgemeinen handelspolitischen Lage in Eng land und betonte, daß gegenwärtig Handelsoertragsver- Handlungen zwischen England und Deutschland geführt wer den müßten, und daß diese Verhandlungen durch die Regierungs krise aufs schwerste gefährde! würden, da in der Zwischenzeit Frankreich, sehr zum Schaden des englischen Handels, einen Handelsvertrag durchsetze» könnte, der die englischen Interessen sehr schädige, lieber das Londoner Abkomme» meinte Gaddes: Die Reparationen bedeuten fiir die deutsche Industrie eine Last, wen» sie den Zweck haben, der deutschen Industrie dieselben Lasten aufzuerlegcm die von jedem anderen Lande getragen wür den. Das Londoner Abkommen beabsichtige, eine Stabilisierung der deutschen Währung herbeizusühren, wodurch ein unlauterer Wertbewerb vermieden würde, aus dem die Engländer in den letzten Jahren viel Schaden erlitten hätten und gleichzeitig ver hindere das Abkommen die indirekte Unterstützung der deutschen Industrie durch Inflation des deutschen Ausfuhrhandels. Weiter führte der Präsident aus: In mehrfacher Hinsicht stehen zwar die Schulden der Alliierten zu einander aus sehr verschiedener Grundlage. Es kann aber nicht geleugnet werden, daß das wirtschaftliche Problem dieser großen internationalen Grundverpflichtungen in voller Hinsicht eine ähnliche Wirkung auf die Wechselkurse und den Handel hat wie die Reparations- schulden. Die Nichterfüllung der Zahlungsverpflichtungen durch die Schuldnerstaaten sei darauf ziirückzufiihren. daß sie ihre eigenen Angehörigen nicht genügend besteuern und den Haushalt nicht in Ordnung brächten, während England seinen Verpflich tungen gegenüber Amerika bereits nachgekommen sei. Diese Lage - Wirtschaftskrise die französische Konkurrenz bedeute eine Belastung der englischen Industrie und des eng lische» Handels, die größer fei, als man vertragen könne. Die entwertete Währung der Schuldnerstaaten bringe diesen außer dem einen wenn auch nur zeitweiligen, so doch bemerkenswer ten Vorteil im Wettbewerb gegen England. Außerdem sind ver schiedene dicker Schuldnerstaaten viel bedeutender Konkurrenten scl-iedene dieser Schuldnerstaalen vie! bedeutendere Konkurrenten Lothringen, ein wesentlicher Faktor in der deutschen Porkriegs- konkurrenz, die besonders bedeutungsvoll für Lherssield winen, sind gegenwärtig französisches Eigentum geworden, also Eigen tum eines alliierten Staates, der einen großen Anteil an .Re parationen empsongcn soll. Unter diesen Umstünde» müsse inan sich fragen, ob England es wagen dürfe, diesem Staat noch außerdem eine Unterstützung im Betrage von 55 Millionen Pfund zu zahlen, indem England die Zinsen seiner Schulden be zahlt zu einer Zeit, wo die englische Industrie sich in einem Zustande der Depression befindet. Die englische Steuerdelnstnng ist die höchste der Welt und England weist außerdem mehr als eine Million Arbeitsloser aus. Demgegenüber erhöhen die Alliierten von Tag zu Tag ihre Schutzzölle gegen den eng lischen Handel. Das alles seien schwerwiegende Fragen, die vom Reichs- verband der englischen Industrie erwogen würden und aus die sem Grunde sei der gegenwärtige Ausruf zu Neuwahlen der aller- unglücklichste Moment. Die Neuwahlen seien überflüssig und bedeuten eine Schädigung des englischen Nationalintercsscs. Gaddes betonte, dah er keinerlei Meinung über parteipolitische Fragen aussprechen könne, für ihn handele cs sich lediglich um allgemeine Fragen. Er habe in alle» diesen Punkten Anfrage» an die Regierung gerichtet, um eine klare Antwort zu erhalte». Der Reichsverband der Industrie i» England will über diese Punkte eine klare Aeußerung der Regierung erhalten, da er es nicht dulden könne, daß das lebendige Interesse und die Existenzgrundlage der Industrie Englands angetastet würden. Wider den Vertrag mit Rutzland London. 15. Oktober. Die liberale Partei hat gestern den Wahlfeldzug mit einer Kundgebung in der Queens- Hall eröffnet. Asquith und Lloyd George legten ihr Partei programm dar. Asquith sagte u. a.. die Negierung nehme Neu wahlen unter dem unzulänglichsten und unaufrichtigsten Vor wand vor. Der Fall Campbell werfe Fragen von ernster konsti tutioneller Bedeutung anf. Die wirkliche Ursackw für di-sc un sinnige Neuwahl sei der russische Vertrag, der ein« Kam bination politischer Rücksichtslosigkeit, kaufmännischer Unfähig keit und kindlicher Einfalt sei. zunächst einmal mit den Kommunisten einen Linksblock bilden wollen. Dio Red.) Aus -er Zenkrumsparkei SchirgiSwalde. 15. Oktober. Gestern abend fand in« gr,ßen Saale der Weintraube eine Mitgliederversammlung ver Z e ii t r u ms o r t s g r u p p e statt. Diese Versammlung batte die Ausgabe, endlich die gewünschte Ansklärung über die Zu sammenhänge zu bringen, die zur Abberufung des Bürgermeisters Heßleiii geführt haben. Die rein sachlich gehaltenen Referate der Stadtverordneten Berger uno Gr oh mann bewiesen, daß die Gegenseite freilich allen Anlaß gehabt hatte, die Ansklärung der An gelegenheit in öffentlicher Versammlung durch rücksichtslosen Terror zu verhindern. Durch diese Darlegungen und die Ergänzungen, die in der Aussprache die Stadtverordneten P. Töppel. Essen- bergcr und Kunze, sowie der frühere Stadtv. I. Tövpel gab, ist mit völliger Klarheit bewiese.», daß die Abberufung des Bürgermeisters ans rein sachliche^ Motiven erfolgt ist und im Interesse der Stadt erfolgen mußte. Das in SchirgiSwalde aus- gcgebenc und von der gegnerischen Presse cmfgenomniene Schlag- wort, die Abberufung sei „politischer Natur", ist also nichts als ein billiges Mittel der Hetze gegen die Gemeindevcrtrcter, die nichts als ihre Pflicht getan haben, und die Zeintrumspartei, die in Schir- giswalde trotz aller gegenteiligen Bemühungen weiterarbeilet. — Einen Bericht über den Inhalt der Referate und der Aussprache bringen wir morgen. Folgende Entschließung wurde am Schluß einstimmig angenommen. „Die sehr gut besuchte Ansklärungsversammkung der Zen trumsortsgruppe SchirgiSwalde, am 14. Oktober, spricht den Stadtverordneten, die de» Bürgermeister Heßlein abberusen haben, das volle Vertrauen ans." Bei Helgoland gestrandet. Der nach Hamburg bestimmte englische Dampfer Admiral Hastings ist infolge dichten Nebels bei .Helgoland gestrandet. Von Cuxhaven sind Schlepp dampfer zur Hilfeleistung ausgelaufen. Wetterbericht -er Dresdner Wetterwarte Witterungsaussichten fiir den 15. Oktober abends bis 16. Oktober abends: Weitverbreitet besonders am Morgen Nebel und stellenweise Nebelrieseln, örtlich zeitweise etwas Auf- mes Mädchen mit großen Geistesgaben und einer beispiellosen Energie. Von dieser Seite war der Stoff nicht anzupacken, und nun! legt es Shaw darauf an, sich eine Psyche der Jung frau zu rekonstruieren, die ihn schließlich dazu führt, Johanna als das Gegenteil von einer Heiligen im Sinne der katholischen Kirche hinzustellcn. Nach seiner Schilderung ist sie über die Ge bühr anmaßend, Meisterin d-r Inszenierung, überspannt von ihren nicht einmal logischen und stets von ihren „Stimmen" herrührende» Plänen mit dem Ziele, sich selbst zum Mitglieds der siegreichen Kirche in einer Reihe neben Kardinälen und Erz bischöfen zu machen. Shaw will das nicht anders verstehen und — kann es wohl auch nicht. Ihm fehlt der Glaube und auch die Liebe zu absoluter, dichterischer Schönheit. Freilich wäre es unrichtig, wollte man Shaw virwersen, er hätte lediglich die Fratze zeigen wollet«. Ein wenig guter Wille ist in allen seinen Stücken vorhanden, und oie Handlung des Dramas und die Taten der Jungfrau weichen von der Historie äußerlich wenig ab. Es muß einem Dichter auch zugestandcn bleiben, das Gebaren der Umwelt seiner Heldin zu geißeln, wen» es dazu dient, die Hedlin zu verherrlichen. Immerhin durste Shaw nicht einen Kirchensürstei«, von oem man Näheres gar nicht weiß, zum, Träger seines spottenden Atheismus machen und O«l in ein Feuer gießen, das längst nicht mehr brennt. Das Mit telalter neigte zum Okkultismus. Schuld der katholischen Kirche war es durchaus nicht, daß oicser Auswüchse zeitigte. Und wen» Diener der Kirche hier niid da fehl gingen, sie waren doch Menschen und Kinder ihrer Zeit! Sie waren auch nicht verantwortlich für den Gang der Ereignisse. Am wenigsten aber vermochten sie in die Bolksstsinninng einzugreifen, die nur im dauernden Erfolge die Echtheit der Sendung erblickt. Auf geliässige Schilderungen kommt es Shaw keineswegs an, «na» muß daran gewöhnt sei», den Spott zu ertragen, den der Ire über alles auszugicßen Pflegt. Aber die Ansicht, Johanna habe aus psychologisch erklärlichen, einer eigensinnigen Charakterbil dung und einer herbe», anniaße.nden Veranlagung entsprin genden Motiven gehandelt, sei also im Wahne ihrer göttlichen Sendung vcrblend-t und herrschsüchtig gewesen, wird durch die geschichtlichen Quellen durchaus nicht beiviesen. Wenn schon die Wissenschast in die Dichtung hiiiübersptelen soll — bei Dichtun gen, die mst Herzblut geschrieben find, kann jie es nicht, — da»»« darf nicht vergessen werden, daß weibliche Typen, die heute modern sind, vor 15 Gcuerationeu iioch nicht entwickelt wäre», Stark wird Shaws Johanna erst, nachdem. ihr der heiterung. nachts sehr kühl, tagsüber gemäßigte Temperatur, schwache Lustbewegung. Berliner Börse Mitgelclli von unserem Berliner Bdrsenverireter fDrahwcrlch» Aktienkurse in Billionen Berliner Amfangskurse Dt. StaatSon»««'' f>Pro,.Nci«Souleibe <Pro.-.Neichs"»leil>c Pro,. RcichSanI. 3 Pro,.Rei<heanleik>e Berkel,rsniert« islektr. Hochbahn. . Echantuna . . . - Dt. A>,4ItrnI,en . . VakeNakir« . . . - Hainbnra-CIid . - Hanta ...... Norddeutscher Lloyd Rohland-Lini« . . Bankaktien Perl.HandclSaelelk. Konnnerz- n.Prtdalb. Darms«. ».Rationalb. Deutsche Bank - - Diskonto . . . . Dresdner Bank . . Mitleid. Kredit . . Bergwerksakttei» Bochnrner . . . . Bildern? Ci. Lux. Iksicner Steinkohlen. Geilenkirchen . . . Hagener L°»1ch Hohenlohe . . . . ManncSmann. . . Man?feider. . . . Lberschi. ikilenbed. cberschl. Siienind. Phönix «bei». Branttk. . . Rheinsiaht . . . . Rombacher. . . . 'S. »v. >«.«o. SA> 8«8 wco k2« es« k«v i«o >4-8 db.srs 8«.7S I.k >.?' 28 r? 27,878 zsrs «r >2.2» 4.7b 4.818 S.3 — reHkb 24.875 eZrs 4.87b 8 8 >V.7b >0.2 «r> >2.128 eZ» T«k8 >.k 1.7 k02» «o 8875 br.« 88 8028 b88 »>.b 80.8 48.875 ».« I« «8.2 8 >28 «t,7L 4IL28 18 «o 17.« «7 88 »18 28« 28.878 82.78 82 I«Zt8 I8I28 Nallaktle» DenUcher Kali. Kali McherSIeben «dem. »Iktiea »'.m.tNrAnilinsabrik. »liiala Guano. . . Bad. Anilin . . > Niberieider Narbt». . Goldichmldi DH.. . Sdchs'er Darben . . adin.-NottmeN. . - Oberich'. KokSwerke . Riede' MiaerSW. . . . - «»«ettrtttGtS-«". Akknimikatoren . . A S-. M Beramann . . - - Sicht ». KraN. - - NeNen n. Guilleaume Ge'.«. Eiektr. Uni. . Sch,,cher« . . - . Siemen? n. H»I?ke Linke-HoKmam« . . Maschinen-Aktien Berl. klnb.Makchtnen Berl. 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Aber im Nachspiel, einem echten Shawschen Anhängsel, spottet der Dichter nochmals über die Personen seines Stückes, das wie eine Koinödie ausgeht, nur um kein Gefühl auskoinmen zu lassen, um die ,I>sychologis.he Erklärung" dnrchzudrücken. Shaw hält sich, wie erwähnt, äußerlich treu an die Ge schichte. Aber wie schlimm erfindet er die Charaktere! Welch ein arger Troddel ist dieser Dauphin, der sich aller Persönlichkeit begeben hat! Wo in aller Welt gab eS atheistische Kirchen- fürsten! Unschwer, diese heute nachzukonstruieren. Schon in der ersten Szene, wo Johanna in saloppen Redewendungen von ihrer Sendung spricht, später am Hofe Karls (diese Szenen tragen zum Teil Possencharakter), an der Loire, überall soll mans spüren; an sich gute Menschen gibt es nicht. Schiller idealisierte die Umwelt Johannas, Shaw unterzog sie oer Ast- tagsbetrachtnng von lS22. Schiller meißelte ein festumriss.'nrS Steinmonument der heiligen Jungfrau, das immer leuchtend stehen wird. Shaw macht den Versuch, di« Jungfrau modeln zu sehen und vergißt, daß sie dann ihre berühmte Schönheit und ihren poetischen Schleier verliert. Ein Versuch am untaug lichen Objekt! Denn Schiller hat bereit» gesiegt. Und daS Ideal allein rettet die Welt. Das muß «nan sagen: Dankbare Aufgaben stellt Shaw seinen Darstellern. Die Rolle der Johanna (von Marion Regler gespielt) hat viele seine Züge, die richtig erfaßt, zu großer Wir- kung kommen können. Die Künstlerin traf de» anmaßenden Ton, wie ihn der Dichter vorschreibt, versah ihn aber mit einer sympathischen Dosis Liebenswürdigkeit und war groß und vor nehm in der Tragik. Nächst ihr Decarli und Mehnert, die Kirchensürsten: jener der Eiferer, dieser der Zyniker, beide hervorragend Plastisch im Sinne des Dichters. Dazu eine Menge kleinerer Rollen, »nt« denen der trottelige, doch nicht komische, sondern das Menschlich« klug betonextbe König Pontos, der Bastard SteinböckS,der fanatische Kaplan KleinoscheggS, Müller, Schröder. Wietth auffielen. Ein glänzendes^ Ensemble. Es wurde zum Anwälte der Jungfrau, da es «vHk- die Schärfe Shawscher Tialoglniist hcrausarbesteheZ den Hel- ßenden Spott aber milderte. Kicsan leitete die Aufführung^ Geistig erfaßte er alle». Eine Aufführung, dir zu den Rühmest täte,, Dresdner Kunst zählen müßte, we,m — — wenn ans -nicht Jeanne d'Arc heiliger wäre..! F. ZirkleE^' - .co-eri-i- -.«> ».«,.) '- io"ff,-.-Ap^!.
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