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Sächsische Volkszeitung : 15.10.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192410154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19241015
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19241015
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-10
- Tag 1924-10-15
-
Monat
1924-10
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 15.10.1924
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Mittwoch, den 15. Oktober 10 :4 Nr 210. Stzite k IWeDikWi unt MDMer (Schluß.) Polizeipräsident Thomas. Genosse Thomas, srühcrer Staatsamvalt, wurde rum Po lizeipräsidenten „ach Dresden berufen. Ursprünglich machte er in Radikalismus.' Als seinerzeit die Berlin adln »ge» mit den Kam- ninnlsten über die gemeinsame Regicrnngskoalition nicht schnell genug vorwärts kanien, schimpfte er gegenüber Bekannten über d>e nnvcrantnwrtliche Haltung der Sozialdemokraten, die eS zu keiner proletarischen Eiiiheitssrvnt kommen ließen. Anch in seinen dienstlicheil Ansprachen steckte er stets den radikalen ossi- zierSfeindliche» Nepiiblikaner heraus. Tnpisch war sei» 'Aus spruch gegen d>e Ossiziere: „Die Kerle müssen alle heraus!" Als Polizeipräsident von Dresden wurde er der Spielball in den Händen einiger Politisierenden Beamtenvcrtretcr, die rasch nach einander befördert wurden. Die Disziplin geriet ans oen Hund. Für'seine radikale Gesinnung wollte er natürlich eine euiipre- lliende Beloiinnng liaben. Er betrieb beim Minister Lipinski die Entfernung des Präsidenten der StaatSpolizeivee'waltnng, um sich an diese Stelle zu setzen. Erst nach dem Rücktritt Lipinskis gelang ihm das. Als er in die StaatSpolizeweiwaltung ging, nalnii er eine Anzahl mittlerer Beamte» mit, die er als seine Politnche» Vertranten in de» einzelne» Abteilungen nnterbrachte, damit sie die höheren reaktionären Beamten bespitzeln i Ulten. Run betrieb er seine Hölierstellnng mit dem Ziel, als Ministe rialdirektor einer Polizeiabteilnng ins Ministerium berufen zu werden. Hier war ilnn aber der junge Günther im Wege, der sich als sein Vorgesetzter anfspielte. Eine heftige Gegnerschaft zwischen beiden entstand, und als Thomas mit seinen Bestre bungen beim Minister Liebmann keine» Erfolg sah, schwenkte er in seiner Gesinnung um. Ans einen Verdacht hin, das; er ge heime Schristslücke an die bürgerliche Presse verraten habe, wurde er seines Postens von Liebmann enthoben. Der ehemals radikal sozialistische Thomas ging nun zum WehrkceiSlomnian- dcnr Müller und brachte es durch seinen Stellung-SW-chsel fertig, dast er wieder, gegen den Willen der Negierung, als Präsident der Staatspolizei eingesetzt wurde. Jetzt zeigte sich sein richtiger Eharaktcr. Fast alle Beamte», die als Sozialdemokraten be kannt waren, wurden in irgendeiner Weise g maßregelt. Selbst langjährige Freunde, u. a. sein Duzfreund, ObcrregiernngSrat Wacker, — ein guter Mensch nno ehrlicher Republikaner — wurden deshalb vom Wehrkrei-Skominnndenr ihre? Postens ent hoben, weil sie einst die Befehle des Thomas anSgesührt hat ten. Im übrigen wurden seine Trabanten, die er znr politischen Kontrolle der reaktionären Offiziere mitgebracht hatte, »N Hand- tlmdrchen alle wieder Anti-Sozialdemokraten. Ministerialdirektor Dr. Lcmpe. Der Fall Lempe, se'»e Versetzung als Kreishanptmann von Leipzig, wird gegenwärtig zum Gegenstände heftiger An griffe gemacht, und doch hat seine Versetzung mit politischen Dingen nicht das mindeste zn tan. Lempe ist, das must an dieser Stelle offen gesagt werden, nicht ans Drängen der bürgerlichen Parteien versetzt worden, sondern weil immer mehr sichtbar tvnrde, dast er sür den Posten nicht genügend geeignet war. Anch znr Zeit der Negierung Zcigner wurde allen Parteigenossen, die in>t Lempe als Vertreter der Regierung im Rechts- oder Finanr- anSschnsse zu tu» hatten, bewußt, dast Lempe seine Vorlage» sehr mangelhaft vertrete. ES ist zudem ein offenes Geheim nis, dast der Minister Liebmann nach eigener Bekundung LempeS diesen in wichtigsten Fällen gar nicht fragte, obwohl er Ches der Personalabteilung war. Ebenso ist bekannt, dast zum Bei spiel der junge Günther auf eigene Faust drei höhere Beamte entfernte. LiebmannS Wertschätzung gegenüber Lempe must sehr gering gewesen sein, denn Lempe hat sich mehreren Parteigenos sen gegenüber ausgelassen, dast t„ letzter Zeit die Zeigner-Regie- rnng ans ihn überhaupt nicht hörte. Sein Mangel an geeig neten Fähigkeiten trat aber offen im Veamtenabbaugesetz zu tage. Dieses Gesetz war sei» ureigenstes Gebiet, denn es be traf die Staatsverwaltung und die Personen in der Staatsver waltung. Noch niemals hat aber ei» Regierungsvertreter in «iner Gesetzesvorlage so ossensichtlich versagt, wie Lempe im Per- sonnlabbaugesetz. Nicht nur nicht» dast er über die Stellung der Regierung (Reichs-) zn bestimmten Frage» keinen Ausschluss geben konnte, so dast die Sitzung der Ausschüsse vertagt werden mustte, sondern dast anch dort, wo von ihm vielfach Auskunft verlangt wurde, diese direkt falsch oder irrig gegeben wurde, so dast untergeordnete Beamte wiederholt erklären mnstten: ..Sie ver zeihen, Herr Ministerialdirektor, dast ich einmal die Sache hier erkläre." Der Eindruck, den diese Unfähigkeit unter den eigenen Parteigenossen machte, war so stark, dast man bereits nach die ser Vorlage die Unmöglichkeit, ihn an seiner Stelle zu erhalten, rinsah. Dazu kam, dast nun auch die Vertreter der Koalitions- Parteien austraten und den Nachweis führten, dast Lampe völlig ungeeignet sei. Lempe beherrschte weder das Personalwescn, noch den Staatsorganismns. Wenn ein Minister in diesen Frage» jedoch keinen fachlichen Berater findet, leidet seine Stellung am meisten. Nun soll billig zugestanben werden, dast Lempe als AmtShauptmann äußerst brauchbar war, wie er nach Auffassung der Kenner sich auch für den Posten eines Kreishanptmanns eig nen dürfte. Das schließt aber nicht aus, dast für das A»s- gabengebtet im Ministerium ihm die Fähigkeiten ermangeln." Die Sixtinische Kapelle W>e schon gemeldet, berührt die Sixtinische Kapelle be> ihrer Konzertreise durch Deutschland anch mehrere sächsische Städte. Sie wird am Mittwoch, den 15. September in Ehem- nitz im großen Saale des lausmännischen Vereinshauses und am Donnerstag, den 16. September tn Dresden im Ge werbes,auSsaale anstreten. Nachstehende geschichtliche Daten über die Entwicklung dieses berühmten Musikinstituts dürsten daher von größtem Interesse sein. Unter allen mnsikalischen Akademien dürfte die Sixtinische Kapelle tue älteste und berühmteste sein. Man geht wohl nicht fehl, wenn »tan ihre ersten Anfänge bis auf Papst Gregor den Großen zurückdatiert (gest. 601). Dieser sammelte als erster alle Blüten choraler Kunst von Syrien bis Mailand und sormte daraus nach einheitlichen Stilprinzipien einen Antiphonari»- Eanto — e>» Einhcitsgesangbnch. Dast der vielseitige große Papst das alles nicht selbst tun konnte, ist klar. Er hatte dafür sein Knnstinsritnl, seine Sängersckmle. Die päpstliche Kapelle spaltete sich dann im Laufe des Mittelalters unter Papst Six tus IV. (117t bis 1181) in zwei Ehorinstitnte: die Sixtinische Kapelle, nach ihrem Begründer genannt, und die Kapelle von St Peter, nach Julius II. Capelia Julia geheißen. Die Six tinische Kapelle hatte — nach den Untersuchungen HäberlS in der Broschüre: „Die römische Schola cantorum und die päpst lichen Kapellsängcr bis znr Mitte des 16. Jahrhunderts" — bet ihrer Gründung 1180 nur 12 Sänger, entsaltete sich aber rasch und erlebte von 1500 bis 1600 ihre Glanzzeit. Nach den« Tode Leos X. 1521, der mit verschwe,,oerischer Freigebigkeit der Kunst gedient hatte, ist die Kapelle ungefähr 26 Mann stark Auch Knaben werden genannt. Nach dem Saceo di Roma, der furchtbaren Verwüstung Noms durch die Horden des Prinzen Bourbon 1527, und der daraufhin einsetzende» Pest war die Kapelle ziemlich versprengt, und es stellte sich die Notwendigkeit heraus, >» Frankreich und de» Niederlanden Singer anzu- werben. Jur Jahre 1556 ist die Zahl der Sänger an, 16 ange- wachsen, wird aber Plötzlich ans 21 reduziert. In dem sür diese Verfügung in Betracht kommenden „Motu proprio" Inline lll. kommt zum Ausdruck, dast i„ Rom und Italien ein Mangel sei an guten Stimmen. Bei den Ausnahmen in die päpstliche Kapelle spielten »ich! bloß allgemeine Mnsiklenntnisse bis zur Fähigkeit, selbst eine Mess« oder Motette zu schreiben, sondern auch gesangtechnische Schulung eine Rolle, ferner wnrden hohe Protektionen anfgebvten, um in diese begehrten Posten hinein- zukomnien. Tatsächlich strebten fast alle große» Kompomsien des 16. Jahrhunderts in Italien und den Niederlanden danach, Sän ger der päpstlichen Kapelle zu werden. Beispielsweise gab Pa- lestrina 1555 den Kapellmeisterposten von St. Peter ans, um in die Sixtina anfgenvmmen zn werde». Freilick, konnte er als Verheirateter nicht aus die Dauer darin geduldet werden. lieber alle Ereignisse führte dieser glänzende Kic henchor ei» Tagebuch, das heute zu de» nächtigsten Quellen zur Er forschung der Musik des 16. Jahrhunderts gehört. Wie die römische Konipomstenschule »ach den, Jahre 1601» allmählich an Bedeutung verlor, so anch die päpstliche Kapelle. Immerhin aber vererbte sich i» dieser mnsikalischen Körperschaft der Geist deS 16. Jahrhunderts bis in die neueste Zeit hinein. Für den Vortrag alter, a rapella-Mnsik dürsten heute ,wct> die römischen Traditionen am meisten maßgebend ,ein. Die eigentliche Six tinische Kapelle trat im letzte» halben Jahrhundert säst nicht mehr aus. Was man in Rom hörte, war die Kapelle von St. Peter. Nun hat Monsignore Rasfaele C. Easimiri, an. alter rirchenmnsikalischcr Tradition ankbanend, ans den besten Sängern von Sixtina San Pietro Valieano, San Giovanni. Laterano und Santa Maria Maggiore eine »e»e glänzende Ka pelle znsammengestcllt, die unter de», Name» Siriinij.her Elwr tn Nom bei großen Anlässen das altehrwürdige .Institut der Stxtina vertritt. Der Ehor ist bereits in England, der Schweiz und Holland mit großem Er,olg ansgetrete», und man darf seinem Auftreten in Deutschland mit größter Spannung ent- gegensehen. MMlenlmng der lichMen nmbWeli BenllMrdtinde Der „Verband katholischer Vereine erwerbstätiger Frauen und Mädchen Deutschlands" sowie der „Katholische Verband der weiblichen kausmünnischen Angestellten und Beamtinnen Deutsch lands" veranstalteten vom 5.— 7. Oktober in Berlin ihre D e l e g i e r t c n 1 a g u n g c n, die von zahlreichen Delegierte» aus ganz Deutschland außerordentlich gut beschickt waren. Der Hl. Vater hatte de» Ergebenhcitsgruß der Verbände mit herz lichen Worten und Segenswünschen erwidert. Ganz besonders warm und ermunternd war auch das Schreiben Sr. Eminenz, des Hochwürdigsten Herrn Kardinals Bertram gehalten. Behör den und Organisationen hatten ihre Vertreter entsandt. Den gemeinsamen Auftakt für die Tagungen beider Verbände bildete eine wohlgelungene F e st v e r s a m m l u n g, bei der Musik direktor E. I. Müller aus Köln über „Die Musik im Leben des werktätigen Volkes" sprach. Nach einem feierlichen Hochamt wurden am 6. und 7. Oktober die amtlichen Beratungen, die Sonntag begonnen hatten, sorlgesührt. Die äußerst anregenden Aussprachekreise der einzelnen Berufsorganisationen fanden in getrennten Sitzungen statt. Den Höhepunkt der Tagung bildete eine gemeinsame Kundgebung der Verbände, welche den Zusammen bruch und den Wiederaufbau des Wirtschaftslebens sowie die Notwendigkeit der katholischen Aktion zum Gegenstand der Erörterungen hatte. — Sämtliche Referate gingen weit über das Maß des Durchschnitts hinaus, ebenso be wegten sich die Diskussionen auf der Höhe, lieber die Zer rüttung des Wirtschaftslebens hielt ei» meisterhaf tes Referat Herr Ministerialdirektor von Schönebeck, Lich terfelde. Seine Ausführungen klangen in der Ueberzeugung aus, daß nur im Geist der ewig christlichen Sittengesetze die Reformarbeit für das Wirtschaftsleben geleistet werden kann Das Korreferat des Herrn Pfarrer Nase, Lankwitz, ging von der Zerstörung des Gemeinschaftsgeistes durch Kapitalismus und Klassenkamps aus und betonte den Gedanken der Standes gemeinschaft innerhalb der einzelnen Berufsstünde. Der Verbandspräses, Herr Erzpriester Beyer, Lichter felde, behandelte sodann den Kampf gegen die Grund sätze und Bestrebungen des Verbandes. Er schilderte die Entwicklung auf sozialem Gebiet, die Leo XH1. zu seinem Rundschreiben Uber die Arbeiterfrage, der Enzyklika „Rerum Novarum", veranlaßt hatte, auf deren Boden sich im Jahre 1912 der gesamte deutsche Episkopat mit dem Fuldaer Pastorale gestellt hatte. Auf dieser Grundlage ist das Programm der katholischen Arbeiter und Frauenvereine aufgebaut und an diesen Grundsätzen wird auch heute noch sestgehalten. Der Gegensatz zu andern Organisationen entwickelte sich nicht aus den von den katholischen Verbünden vertretenen Ge danken heraus: „Alle menschlichen Handlungen sind dem über natürlichen Ziel des Menschen untergeordnet. Rein wirtschaft liche Maßnahme» gibt cs nicht!" — Für diesen Grundsatz sonne für die von den Päpsten bis in die neueste Zeit hinein sest- gehaltenen Richtlinien der Enzykliken Rerum Novarum Leo XUl. und Singular, guadam Pius X. habe» die Berussstände gearbeitet und gekämpft und unter schwersten Opsern sich dnrch- gerungen. Sie haben es dabei nicht versäumt, sür die wirtschaft liche Besserstellung ihrer Mitglieder Sorge zu tragen und sind besonders gegen die die Gesellschaft schädigenden Auswirkungen der Berufsarbeit der erwerbstätige» Gattin und Mutier einge treten. Herr Erzpriester Beyer schilderte die schweren Hem mungen, die den Berufsverbünden ans Grund ihres konsejsio- nellen Charakters und ihres treuen Gehorsams gegenüber den päpstlichen Weisungen gemacht worden sind. Er warnt zum Schluß eindringlich vor dem Machtstandpunkt und den wirt schaftlichen Klassenkümpfen, die den Ausbau verhindern. Herr Verbandssekretür Richter, Berlin, sprach über die Standesgemeinschaft als Grundlage des Wie deraufbaus. Ausgehend von dem einzig richtige» Grund gedanken der mittelalterlichen Znnslorganisalionen, die Arbeit geber und Arbeitnehmer (Meister, Gesellen, Lehrlingct zu einer Gemeinschaft vereinigten und dadurch die tragende» Säulen des Gesellschafts- und Wirtschaftskörpers bildeten. Die Verbandsleiterin Fräulein von Schal scha sprach über die Aufgaben der Frau beim Wiederausbau des Wirtschaftslebens. Sie schilderte, wie durch das Schwinden von Christentum und Sitte und durch das Eingehen auf die moderne» Emanzipationsbestrebungen auch die Frau ihren Anteil an der Schuld des Zusammenbruchs hat, wie sie dadurch ihrem natürlichen Berufe der materiellen und geistigen Mutterschaft untreu wurde. Die Folgen machte» sich in furcht barer Weise dadurch fühlbar, daß der Familienbode», ans dem die für das Volkstum und das Volksglück segensreichen Ströme flössen, völlig vernachlässigt wurde und aus ihm die Keime der Minderwertigkeit, des Verbrechens und Elendes wucherten. Rückkehr zum Mutterberus und zur Heilighaltung der Ehe muß die Parole sein. Die gegenwärtige durch zum Teil sehr unge rechte Entlassungen und Abbauverordnungen eingetretene Krise muß einen Wendepunkt für die Frauenberussarbeit dar- stellen und die Frauenarbeit in solchen Berufen verstärken, welche der Eigenart und Hauptberufung der Frau entsprechen. Immer aber muß in diesen Zeiten der Not die Frau nach dem Äorbild Mariens sein eine opferwillige Erlöserin und Dienerin der Menschheit. Endlich sprach »och Herr Iustizrat Dr. Gör- res, Berlin-Lankwitz, über die vom Hl. Vater gewünschte katholische Aktion, die in Italien, Spanien und Oester reich bereits eingeführt worden ist. verantwortlich für den redaktionellen Teil: Dr. Josef Albert Dresden. — Für den Inseratenteil: Josef Iohmanv, Dresden. Die Macht -er Drei Ein Roman aus dem Jahre 1955 von HanS Dominik. Copyright 1922 by Ernst Keils Nachf. (Aug. Scherl), G. m. b. H, . Leipzig. — Nachdruck verboten. < f16. Fortsetzung.) ES lag eine ganze Geschichte in dieser Frage. Wie viele Mochten hier gewesen sein, denen man den Ausgang verwei gert hatte. Glosstn warf der Negerin einen Blick zn. Ganz langsam Hab er den rechten Arm. Die Schwarze krümmte sich vor dem drohenden Schlage. „Ich sage dir. du schwarzes Vieh, die junge Dame ist Meine Nichte. Wehe dir, wenn du..." Er ließ den Arm sinken und schritt hinaus. » » » S>e saßen auf der mit Waldrebe umsponnenen Veranda »e» Truworhanses am Torneaelf. Durch Ranke» und Reben »tng die Aussicht auf den hunoert Meter tiefex dabinströmen- ien Fluß und die gegenüberliegenden, mit Tannen vestandenei, Berge. Zu dritt saßen sie hier: Erik Trutvor, der Schede, Soma Atma, der Inder, und Silvester Bnrsfeld aus deutsche?» Blute. In diesem Hause war Silvester heimisch. Hier war er zu sammen inst Erik Trnwor ausgewachsen, und die alte,, Mauer,, hatten die Spiele der Knaben und die Arbeit der Jünglinge gesehen. Bis dann die Stnöienjahre Silvester nach Deutsch land führten, seine Jngenieurtätigkeit ihn in Europa und Ame rika nmhertrieb. Erik und Silvester widmeten sich der Technik. De Art ihres Studiums, die Weise, wie sie die Wissenschaft trie ben, war von Anfang an versch'eden. Silvester versenkte sich schon als Student tn die physikalischen Probleme. Er trieb t»e Wissenschaft um der Wissenschaft halber, von einein uner sättlichen ForschnngSdrang beseelt. Im Gegensatz dazu betrachtete Errl Trnwor die Technik von Anfang an nur als ein Mittel zum Zweck, da» manschliche Lebe» leichter und angenehmer zu gestalten, neue Lebensmöglichkeiten zu schassen. D«ese verschiedenartige Auffassung der beiden Freunde kam «uch äußerlich zum Ausdruck. Silvester blieb fünf Studie,,- fahr« ln Charlottenburg. Erik Trnwor studiert« bald in Char- lottenbnrg, bald >n Genf, Paris und Karlsruhe^ Etwas anderes kam hinzu, Erik Trinvor war ein reicher Erbe. Silvester Burs- als Pflegesohn »n da» Haus Trnwor ausgenommen, war ohne Vermögen. Als Olaf Trnwor bst Angen schloß, bot Erik seinem Freunde die Hälft« der Erbschaft an. Silvester schlug es auS. Er nahm nur, was er noch während der Studienzeit für seinen Lebensunterhalt benötigte, und außerdem das Aner. bieten, das TruwvrhauS jederzeit als sein Vaterhaus zu be trachten und zu benutzen. Atma hatte seinen Lteblingsplatz ans einem Divan km Hintergründe der Veranda eingenommen. Dort saß er und gab sich seine» Meditationen hin. Erik Trnwor und Silvester saßen vorn an der Brüstung an einem Tisch. Pläne, Zeichnungen und Schriftstücke bedeck ten die Tischplatte. „Ueber unsere Arbeit hörte ich noch kaum, wie dn Erik, dich mtt Atma zusammengefunben hast. Atma, der in Pankong Tz.' mein Mitschüler war, plötzlich mit dir zusammen, in LmiiaiS! Nur >„ dem Strudel der Ereignisse konnte ich es als etwas Selbstverständliches hinnehmc,, „W«e ich Atma fand? Wie Atma und ich dich fanden? Eine wunderliche Geschichte. Im Frühjahr kam ich nach Pan kong Tzo. Kuansar erinnerte sich meiner „och. Er führte mich zum Abte. Jatschu, et» Greis von unbestimmbarem Alter, emp fing mich, blickte mich starr an und sagte: „Das ist der Dritte." Aus einem Kästchen nahm er diesen Ring und schob ihn mir auf den Finger." „Jatschu »st... er muß jetzt.. Silvester versuchte das Alter auszurechnen. Er war beinah« neunzig, als ich von Pankong Tzo fort- gtng. Er muß weit über hundert sein." „Mag sein. Er gab mir den Ring und deutete auf Atma. Atma wußte, daß dn den gleichen Ring von ihm hattest. Er sagte, wir müßten dich suchen... Ich wollte dich Wiedersehen. Atma sagte Amerika. Wir gingen nach den Staat««. Atm» sagte Trenton. Wir fuhren nach Trenton. Wir fanden dich nicht, aber wir fanden Jane Harte. Sic war über dein Verschwinden besorgt. Atma fragte sie. Du weißt, wie «r zu fragen versteht. Ueber Zeit und Raum hinweg. Mit geschlossenen Augen las sst aus weiter Ferne das Urteil, da» über dich gefällt war. M»t vier Worten sagte s ie, wo deine Aufzeichnungen lagen. Das ander« war leicht. Joe Williams, einer der zwölf Zeugen, wurde im Gasthof in Sing-Sing von uns gefunden. Für tausend Dollar gab er mtr seine Zeugenkarte. Mir, dem wißbegierigen Fremden, der eine Elektrokution mitansehen Ivol.t:. Ich kam in das Gefängnis. Atma hielt im Krasdwagen vor der Türe. Das war alles." Silvester ergriff die Hand Erik Truwors und drückte si« innig. „Für mich wirklich alle», Erik. Kamt ihr nicht, so war ich verloren. Durch Jane... durch meine Jane habt ihr mich gefunden." „Durch dein« Jane? Was ist dir Jane Hart«?" „Meine Verlobte, mein alles!" Erik Trnwor hörte schweigend zu, was Silvester erzählte. Wie er Jane kenne» und lieben gelernt Doch er vermochte «S inchr, sich am Glück des Freundes mitznfreue,,. Unbewußt emp fand er, dast Silvester sich nicht voll der großen 'Ausgabe, dem wetteren Ausbau der Erfindung, widmen könne, wenn er durch Gedanken und Sorgen um sein« Verlobte abgelenkt wurde. Sein Blick suchte Atma. Ein stmnmeS Zwiegespräch der Augen. Atma nickte und wandte sich Silvester zu. Trnwor sah, wie hinter der gefurchten Stirn d«S Inders die Gedanken arbeiteten, bas Hindernis aus dem Wege zu räumen. Er sah, w^ Silvester die Hand an die Stirn preßte, als wollte er eine fliehende Erinnerung festhalten... D>« hypnotisch« Kraft AtmaS siegte über di« Kraft de« Lieb«. Erik Trnwor brach das Schweigen. „Zurück zu unserer Arbeit! Ich habe deine Pläne gesehen und beim Berechnungen untersucht. Gib mir deine Erläuterungen dazu." Silvester Bnrsfeld blickte mit der versonnenen Miene b«S Gelehrten auf die vor ihm liegenden Papiere. „Es tst das Problem der telenergetischen Konzentration, dessen Lösung mir gelungen ist Nimm an, ich hätte hier in unserem Hause ein« Maschine, die tausend Pferdestärken leistet. ES ist Nar, daß ich di« Energie hier an O«t und Stelle zu allem möglichen verwenden kann. Aber eS war bisher kein Mittel bekannt, diese Energie an einem Punkte in beliebiger Entfernung konzentriert wirken zu lassen. Bei jedem Versuche, d>e Energie auszustrahlen, erfuhr sie eine der Ausbreitung ent sprechende Schwächung. Ein zwingender Grund liegt natürlich nicht vor. ES muß den tausend Pferdestärken ganz gleich sein, ob sie hier ober an irgendeinem andere» Punkte der Erde zu« Wirkung kommen." Er»k Truwor unterbrach ihn: „Wenn wir hier eine Million, wenn wir hundert Milli onen Pferdestärken hätten, so könntest du sie auf jedem Punkt« der Erde in Erscheinung treten lassen?" (Fortsetzung folgt.)
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