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Sächsische Volkszeitung : 17.09.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192409172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240917
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240917
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-09
- Tag 1924-09-17
-
Monat
1924-09
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 17.09.1924
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Oeskerreichischer Brief Aus dem Parlament — Elektrifizierung -er Bundesbahnen — Wirtschaftliches — Fremdenverkehr Zg.-Wien, am 13 September 1924. Nach kurzer Ferienzeit trat am 2. d. M. der Nationalrat zusammen, um den durch die Opposition der Sozialdemokraten im Juli verhinderten Zolltarif der Erledigung zuzusühren. Ruhe und Sachlichkeit zeichneten diesmal die Verhandlungen aus, bei denen es gelang, auch die Agrarzölle durchzudrücke», die Gleitzölle sind und auf dem Preise der Wiener Produkten börse für kontinentalen Weizen basiere». Der neue autonome Zolltarif, der hauptsächlich den bevorstehenden Handelsvertrags- Verhandlungen dienen soll, ist nicht ein reiner Schuhzoll für Industrie und Landwirtschaft, sondern kann mit Recht auch als Fiskalzoll angesprochen werden, da der finanzielle Effekt zu einem nicht geringem Teile ins Staatssäckel wandert, um einerseits die Verminderung einiger Steuern im allgemein volkswirtschaftlichem Interesse ermöglichen zu können und um neue Sicherheiten für das Gleichgewicht des Staatshaushaltes zu erhalten, zumal die Steuereingänge bei der schweren Krise, in der namentlich die Industrie sich befindet, nicht die ver anschlagte Höhe erreichen dürften Ganz besondere Verdienste »m das Zustandekommen des Zolltarifes erwarb sich der Be richterstatter. der christlichsoziale Abgeordnete Heinl, ohne dessen zäher Taktik derselbe wohl nie zustande gekommen wäre. Der Zolltarif soll gleichzeitig mit dem deutschen Handelsverträge im Oktober in Kraft treten. Der Vertrag mit der Tschechoslowakei soll unmittelbar darauf folgen. — Mit dem Zolltarif wurde vom Nationalrat auch das handelspolitische Ermächtigungsgesetz ver abschiedet, durch das der weitere Ausbau der Handelsvertrags aktion Oesterreichs auch für die Zeit der Unterbrechung der Tätigkeit des Nationalrates verfassungsmässig ermöglicht und beschleunigt werden soll. — Nach Annahme dieser beiden Ge setze wurde der Nationalrat abermals vertagt und dürfte erst in der ersten Oktoberhälfte einberufcn werden. Die Elektrifizierung der Bundesbahnen ist bereits soweit gediehen, das; die Strecke Innsbruck!—Landeck und Stainach—Irdning—Attnang—Puchheim vollkommen dem elektrifizierten Verkehr übergeben werden konnte. In Bälde wird auch die letzte Teilstrecke der Arlbergbahn von Laudeck bis Bludenz elektrifiziert sein. Gleichzeitig wird an der Elektrifi zierung der Semmeringbahn gearbeitet, die den Strom von dein steiermärkischen Großkraftwerk in Teigitsch beziehen wird. Durch Zusammenschluß des Teigitschwerkes mit dem Nieder österreichischem Großkraftwerk soll auch die Elektrifizierung der Bahnstrecke Wien—Spielfeld—Straß ehestens durchgeführt werden. Ein Projekt, an dem auch Deutschland interessiert ist — die Tauernbahn —, an dem zwar schon seit zwei Jahren gearbeitet wird, scheint trotz aller Interventionen namentlich der Kärntner durch das neue Semmeringprojekt immer mehr in den Hintergrund zu treten. Die Tauernbahn, die die direkte Verbindung Berlins mit Triest und Venedig wie überhaupt die Verbindung Deutschlands mit dem Süden und Slldosten über Salzburg ist, gehört zweifellos zu den verkehrsreichsten Strecken Oesterreichs, so daß es nicht einzusehen ist warum diese Linie immer wieder anderen gegenüber zurücktreten muß, nachdem die Elektrifizierung s. Zt. den Kärtnern als Dank für die heldenmütige Verteidigung der Heimat und die günstig aus gegangene Volksabstimmung versprochen wurde. Oekonomische Gründe können kaum in Frage kommen, da man sonst die Elektrifizierung der Salzkammergutbahn schon gar nicht hätte durchführen können, deren elektrischer Betrieb bei dem geringen Verkehr weit kostspieliger ist als der frühere Dampfbetrieb. Das Gespenst der Wirtschaftskriese. die hierzulande wie im deutschen Nachbarreiche vornehmlich eine Kreditkrise ist. will nicht weichen und findet sowohl in der ständig steigenden Zahl der Arbeitslosen wie in der derouten Lage der Börse ihren sichtbaren Ausdruck. Erschwerend tritt eine Teuerungs welle hinzu, die in der Reihe der täglichen Bedarfsartikel bereits 26 Prozent beträgt. Die ungebührliche Höhe, die selbst die allgemeine Teurung nicht rechtfertigen kann, sondern in gewissenloser Spekulation gipfelt, ist den evtl. Tatsachen, die sich aus dem Zolltarif ergeben werden vorausgeeilt. Der neue Zolltarif wird aber im Durchschnitt nur eine Teuerung von höchstens 3 Prozent rechtfertigen. Die Folge der Teuerung sind Lohnforderungen, die vielfach die Höhe der Friedenslöhne bis 2V Prozent übersteigen. Von den Industriellen wird die Not wendigkeit einer Lohnerhöhung wohl anerkannt, sind jedoch soweit es sich wenigstens um Exporteure handelt nicht in der Lage derselben zu entsprechen, da sie sonst bei dem ohnehin schweren Konkorrenzkampfe völlig erliegen würden. Einer Ver teuerung der Produktionskosten können sie unter diesen Um ständen nicht zustimmen und wären zu einer Lohnerhöhung nur bereit, wenn sich die Arbeiter zu einer Intensivierung der Arbeit verstehen würden. Die Arbeiterschaft erblickt darin einen An sturm gegen den Achtstundentag. Es soll jedoch in Oesterreich mit Rücksicht auf die ungemein schwierige Lage nichts anderes vorübergehende Tatsache werden, als was in Deutschland unter ähnlichen Verhältnissen mit stillschweigender Billigung der Sozialdemokraten ohne Beseitigung des Achtstundentages zur Notbrücke zu besseren Zeiten geworden ist. Da der Sinn der ganzen Politik der österreichischen Sozialdemokraten fast aus schließlich nur der eigene Vorteil ist, wurden die Lohnfor derungen in der Hauptsache ein Prestigekampf um den Acht stundentag, der wie das Beispiel des Streickbeschlusses der Wiener Metallarbeiter zeigt zu einer schweren und verhängnis vollen Krise ausartet. Daß Praxis und Theorie bei den hiesigen Sozialdemokraten vielfach zwei grundverschiedene Dinge sind, hat sich erst in letzter Zeit wieder gezeigt. Die steigende Teuerung machten sich die sozialdemokratischen Hummerbrotwerke zu nutze, die in ihrer Branche den Bogel abschossen und wie das Untersuchungs ergebnis ergab den Laib Brot um 270 Kronen zu teuer ver kauften. Daraus erklärt sich auch, daß die sozialdemokratische» Blätter gegen den Brotwucher kein Wort der Entrüstung übrig hatten, im Gegenteil noch für diese Parasiten Worte der Ver teidigung fanden. Bei der Untersuchung kam zu Tage, daß gerade die sozialdemokratischen Hammerbrotwerke es waren, die seit Jahren preistreibend auf dem Brotmarkte wirkten. -- Die am 8. d. M. geschlossene Grazer-Messe, die in der Haupt sache eine Jagd-, Fischerei- und Landwirtschaftsausstellung war. konnte einen vollen Erfolg verzeichnen. Noch günstiger dürste die am 7. d. M. eröffnete 7. internationale Wiener-Herbst-Messe abschneiden, die sowohl hinsichtlich der Beschickung als auch hin sichtlich des Besuches alle Vorgängerinnen übertrisst. Bemer kenswert ist die starke Beteiligung Deutschlands so wohl in bezug der Zahl der Aussteller, als auch der der Be sucher. Es konnten auch bereits in den ersten Tagen »ennens- werte Geschäftsabschlüsse beobachtet werden, so daß man bezüg lich der Erfolge trotz der verminderten Kaufkraft des interessier ten Publikums gute Hoffnung hegt. Die vom Nationalrat beschlossene Geldiustitulszentrale scheint ein totgeborcncs Kind zu sein, denn alle Bemühungen, ihr Leben zu geben, scheiterte», da der Staat über Weisung des Generalkommissars des Völkerbundes hin, der übrigens alle Sympathien in Oesterreich verloren hat und mit der Regierung in letzter Zeit von einem Konflikt in den andern gerät, eine finanzielle Beteiligung ablehnen mußte und das gleiche die Postsparkasse tat. Das Privatkapital hat daher das Interesse verloren und vielleicht auch nicht die Möglichkeit das gesamte Gründungskavital im Betrage von 200 Milliarden aufzubringen, so daß die Geldinstitutszentrale wohl ein Luftschloß bleiben dürfte. — Eine erfreuliche Tatsache brachte die Halbjahrsabrech- nung trotz aller ungünstigen Berichte des Generalkommissars ans Tageslicht. Darnach betrugen die Ausgaben des Staates im ersten Halbjahr 1924 46419 und die Ausgaben 4637 Mil liarden Kronen, so daß der budgetmäßige Abgang nur 104.9 Milliarden Kronen beträgt und um 201,7 Milliarden Kronen günstiger ist als im Neformplan vorgesehen war. Dieser bedeu tende Erfolg ist umso bemerkenswerter, als in den Erfolgziffern auch außerordentliche einmalige Ausgaben, z. V. Tilgung eines Teiles der Darlchensschuld an die Nationalbank, Tilgung der tschechoslowakischen Saldierungsschuld der Bundesbahnen und der alten Südbahnschuldcn, Einkauf von Silber zur Ausprägung der Silbermünzen enthalten sind, die nicht zur laufenden Ge barung gehören, sondern eine Verminderung des Schulden standes, bezw. eine Vermehrung des Vermögens bedeuten. Oesterreich ist zufolge seiner zahllosen Naturschönheiten, die in der mannigfachsten Art vorhanden sind ein aus gesprochener Fremdenverkehrsstaat, dessen Bevölkerung zu einem beträchtlichem Teile davon lebt. Trotz der schlechten Witterung, die in allen Teilen des Landes während des ganzen Sommers vorherrschte, war der Fremdenverkehr ein derart starker, wie ihn die österreichischen Länder noch nie gesehen haben, so daß ohne längere vorherige Anmeldung cs unmöglich war Unterkunft zu finden und der Fall sich ereignete, daß in einer Landeshauptstadt der städtische Arrest zeitweilig obdach losen Touristen Nachtquartier war. Der Besuch der Seengebiete ließ allerdings ein wenig zu wünschen übrig, dagegen waren die Bäder wie Gastein, Ischs usw. schon im Mai für die ganze Saison beseht, sehr gut besucht waren auch die Touristenorte. Die Durchschnittspreise betrugen etwa pro Kopf und Tag 100 000 Kronen. In den Seengebieten ist allerdings die sonst ziemlich gut besuchte Nachsaison fast gänzlich ausgeblieben, so daß säst alle Hotel und Pensionen bereits geschlossen haben. War in den Ländern Salzburg. Tirol und Vorarlberg für den Fremden verkehr alles ausgcboten worden, denselben klaglos und so bequem wie nur möglich zu gestalten, mußte man namentlich in Kärnten die- Erfahrung machen, daß demselben noch viele Kinderkrankheiten anhaften und noch vieles geschehen muß, um als Fremdenverkehrsland voll zur Geltung zu kommen, einen Ruf, den das Land schon ob seiner einzigartigen prachtvollen Secngebiete und der gewaltigen Kontraste zwischen wildzerklüs- tcter Hochgebirgslandschaft und anmutigen burggekrönten Waldcshügeln verdienen würde. kMli» NW Ml -ie MW Me Der in Freiburg wohnende General v. Gallwitz hat bei Gelegenheit der 25. Wiederkehr der Gründung der katholischen deutschen Studentenverbindung Ripuaria in Freiburg i. B. eine Rede gehalten, in der er aus seine Tätigkeit als erster Kom mandeur des Feld-Artillerie-Regiments Sir. 70 in Freiburg und den Ersatz hinwies, den die Ripuaria dem Regiment gestellt.- Er sagte u. a.: „Lassen Sie mich Ihnen, den Mitgliedern einer katholischen Verbindung, sagen, daß im Felde den Sinn des Heerführers nicht nur Kampsideen und Sorgen für die Truppen erfüllt haben, sondern auch andersartige Empfindungen das Herz durchzogen. Mit welcher Befriedigung empsand ich den Einfluß des Kriegs lebens als einigender Kraft! Im gemeinsamen Quar tier, im Graben, in der umschlingenden Kameradschaft des Kampfes lernten sich die verschiedenen Klassen aber auch die Konfessionen besser verstehen und würdigen, als unter den mancherlei trennenden Einslüssen der Alltagsarbeit. Ich gedenke mit Freude der Wertschätzung, die sich unsere Feldgeistlichkcit erwarb, der warmen Anerkennung unserer pflegenden Brüder und Schwestern, von der wohlwollenderes Urteil auch auf unsere Kirche als solche überfloß. Von dem damals Erworbenen ist viel verloren gegangen — ich lasse ununtersucht, warum? Aber eins glaube ich bei Ihnen nach Ihren Grundsätzen und der warmen Betonung in den hier gehörten Reden voraussetzen zu dürfen: daß Sie Wiederaufleben jenes V e r st e h c n w o l l e n s, jenes volksverbindendcn Geistes wünschen und erstreben. Hier für stehen Ihnen die besten Mittel zur Verfügung, wenn Sie den hehren Leitsternen folgen, die Ihnen Leuchte und Wegweiser sind: Katholisch und Deutsch! Unserer Religion wird von mancher Seite der Vorwurf gemacht, sie hemme den nationalen Gedanken, sie wäre international eingestellt. Das trifft nicht zu, wenngleich die weltumspannende Organisation der Kirche hier und da einen mehr äußerlichen internationalen Zug auf weist Im Wesen ist aber die Kirche im besten Sinne über national: sie leitet den Sinn des einzelnen und die Einstellung der Völker aus den materiellen Interessen des Daseins hinaus zur gemeinsamen Unterordnung unter jene metaphysische Macht, die alles lenkt. Zu dieser Krone lausen ausstrebend alle Linien aus dem geistigen Getriebe der Völker zusammen. Wie unsere religiöse Auffassung sich über die Diesseitsbelange eingehend wölbt, ebenso steht innerhalb des Volkes über Ideen und Handeln der einzelnen, der Stände, Berufe und auch der Kon fessionen der nationale Gedanke. Und in dem Maße, in dem wir Menschen im Erdenleben vorwiegend zur Beschäftigung mit weltlichen Dingen gezwungen sind, drängt sich für alle genann ten Klassen Notwendigkeit und Macht jener einigenden Trieb kraft, des nationalen Empfindens und Betätigens auf. Wenn Sie in solcher Auffassung Ihre Leitsterne ansehen und ihnen folgen, wird die Richtung Ihres Lebensweges nicht fehl gehen." Es fällt nicht schwer, schreibt mit Recht die „K. V. Ztg." bezeichnende Vergleiche zu ziehen zwischen dieser sympathischen, dem versöhnlichen Geiste gewidmeten Rede und den Reden des Mannes, der heute den Kardinal Faulhaber und morgen den Kanzler Marx in Worten angreift, die wohl „völkisch" sein mögen, die sich aber im Munde eines Feldherrn wie der Tanz auf einem Lcichenacker ausnehmen. Und dazu noch jener ge hässige Brief an die Versammlung des Ev. Bundes in München. — Entdeckung eines Natur-RIesen-Dampfkessels. 76 Meilen nördlich von San Franziska, in Sonoma Country liegt ein Landstreifen, der frühere vulkanisches Gebiet gewesen war. Man nennt dort diese Gegend, die ein Areal von 4000 Ar hat. „Geysers". Man hat nun hier im Innern der Erde einen Niesen kessel entdeckt, der einem Dampfkessel vergleichbar ist. Am frühen Morgen steigen hier überall vom Boden her Damps- wolken auf. Die ungeheure Hitze, die hier ausströmt, hat das Gestein an den Ritzen und Gängen, die nach außen führen, zu Asche und Schlacke verbrannt. Bei diesen Ausströmungen zittert die Luft, wie in glühender Mittagssonne und aus dem Innern ertönt ein Geräusch, als ob hier Tausende von Kochhüfen in Tätigkeit seien. Auf der Oberfläche kann man ohne Gefahr gehen, nur wenn man einige Meter in die Tiefe gräbt, kommt man sofort auf eine Temperatur von 300 Grad. — Die Gelehr ten haben nun festgestellt, wie dieses Naturwunder zu erklären ist. Viele tausende Fuß unter diesem Kessel findet sich nämlich eine schwammige Masse, die durch unterirdische natürliche Röhren mit Seen verbunden ich, durch welche Wasser einströmt. Unter dieser porösen Masse liegt Lava geschichtet, welches die Verdampfung des Wassers herbeiführt. Ein Gelehrter machte nun in der letzten Zeit verschiedene Versuche, die dahin zielen, diesen Riesenkessel zum Antrieb von Maschinen praktisch zu ver werten. Die Versuche werden aller Voraussicht nach von Erfolg gekrönt sein. Man teuft Schächte in die Tiefe ab, durch welche der Wasserdampf ans Tageslicht gefördert werden soll. Mit diesem herausströmcnden Wasserdampf wiederum sollen Dyna mos in Tätigkeit gesetzt werden, durch deren Kraft endlich Elektrizität erzeugt werden soll. Verantwortlich für den redaktionellen Teil: Dr. Joses Albert Dresden. — Für den Inseratenteil: Josef Fobmann. Dresden. Katholische Kirchenmusik Ein Nachtrag zur Akadcinikcrtagung. Einen wesentlichen Teil der Tagung stellten die Arbeits gemeinschaften dar. Unter ihnen verdiente besondere Beachtung die über katholische Kirchenmusik. Professor Herm. M n I l e r - Paoerborn leitete sie. Zur Beratung stand die Kirchen musik der alten Meister iNümische Schule), sie neuere Kirchenmusik, der Choral nno das deutsche Kirchenlied. Zur Tarbivtnng der Weise,n und Gesänge hatte genannter Vortragende eine Anzahl Tarnen und .Herren ans Paderborn mitgebracht. Unterzeichneter Quinte nur der lebten Vorführung beiwohnen. Ans der großen FulK deutscher Lieocr fanden die eigenartigsten nähere Berücksich tigung. Zurzeit dürfte, Herrn. Müller wohl einer der znver- Msigste» und gründlichsten Forscher auf dem Gebiete des Kirchen liedes sein. Tcmznfolge wäre c-Z oringcnd notwendig gewesen, Dirigenten und Mitglieder von Kirchcnchörcn zur 'Abendzeit Irgendeines Tages vnrch Zuhilfenahme von Dirigenten recht zeitig einznlaocn, um den zunächst Beteiligten Anregung. ourch (Beispiel zu geben. Tie Klagen, daß cS anders gchanohabt wurde, woonrch der Zusammenhang von Akademischer Tagung y»d kirchlicher Bolksgesangpslege unmöglich gemacht worden war, dürsten nicht ganz unbegründet sein. — Was die Wiederbelebung des Kirchenliedes nilbelangt, so dürfte es sich empfehlen, zu jgeeigncter Zeit — vielleicht für oen kirchlichen Festkreis je ein mal — einen k i r ch c n m u s i k al i s ch c n Abend iinGottcs - b ause zu veranstalten, an dem die ausgewählten Lieder — seien es bisher nngesnngenc des Tiözeian-Ge'angbuchcs, oder bisher noch ^ganz fremdgebliebcnc — vom Kirchenchore einstimmig mit Orgel jeder im vierstimmigen gemischen Chor ohne Instrument künsl lerisch vorgelragen würden. Der Gemeinde müßte G tegenheit gegeben sein, die Texte an den Kirchentnren zu lause». In alter Zeit stellte Voltsgesang zur überwiegenden Haupt sache das dar, was wir Keule schlechtweg Musik nennen. Heute ist ihre Tarstellnngsmvglichkeit wesentlich erweitert. Daher auch zum Teil die Verarmung ocs Volkes am Liedgesang. Ihr kann ans dem angegebenen Wege doch einigermaßen gesteuert weroe». Ein Lied, das gefällt, singt die Gemeinde bald mit. — Viel leicht wird ans der nächsten Hanplocrsammlung des denischnr Cäcilienvereins im Sommer 1926 Gelegenheit geboten, einer Anssührnng von weniger oder noch nicht betanntcn Kirchen- noern beiwobncn zu können: aber nur mit Texten, sonst frlili der geistige Zusammenhang. Auch würde es sicher begrüßt worden, anbei zu erfahren, wo diese Lieder länslich erworben werden können. — Auf jeden Fall waren sämtliche Nachmittage, wenn man sicheren Urteilen folgen darf, — anregend, fördernd und kunstgeschichtlich wertvoll. Dr. Hugo Löbmann. Biicherlisch Wilhelm Schäfer, Die moderne Malerei der deutschen Schweiz. (Aus der Sammlung: Die Schweiz im deutschen Geistesleben. Band 2 der illustrierten Reihe. Gebunden 2.70 Mark Grundzahl.) Verlag H. Hassel, Leipzig. 'Die bekannte Schweizer Sammlung ist in den Anfängen ihrer illustrierten Reihe um ein sehr wertvolles Buch bereichert worden. Wilhelm Schäfer, einer der populären Darsteller, die immer sachlich sind swie wenige gibt es!) widmet Böcklin, Welti, Hodler, Buri und Ansiet besondere Kapitel, in denen er den Leser mit den Wissensbesonderheiten dieser genialen Künstler vertraut macht. Naturgemäß nimmt Hodler den breitesten Raum ein. Sehr lehrreich ist das Kapitel über die „Gegen wart". mit großer Liebe für die derbe, echte Schweizer Kunst geschrieben. Dem schriftstellerischen folgt ein reicher Bilderteil mit 49 Reproduktionen und Drucken bedeutender Werke. Auch hier sind Hodler, Bnri und Amiet am meisten vertreten Zck. Rudolf Reinhard, Weltwirtschaftliche und politische Erd kunde. Verlag Ferdinand Hirt in Breslau, 3. Auflage, 187 S., Großoktav, Preis geb. 4 Mark. Der bestens bekannte Breslauer Verlag hat sich durch seine staatsbiivgerkundlichcn Verlagswerke einen wohlklingenden 'Namen erworben. In diese Reihe gehört auch Reinhards welt wirtschaftliche und politische Erdkunde. Im ersten Teil behan delt der Verfasser die geographische Giiterlehre und dann den Verkehr. Er weiß geschickt Statistiken zu benutzen und den Stoff durch reiches Kartcnmatericll zu vertiefen s127 Karten und Skizzen). Vieles davon bietet Reinhard zum ersten Male. Für die Art der Darbietung muß man Reinhard danken, und man möchte nur wünschen, daß gerade dieses nunmehr in 3. Auf lage vorliegende Werk weiteste Verbreitung finden möchte in allen Volkskrcisen. Jeder Geogrcwbielehrer findet hier ein rei ches Stoffmatcrial znsammengestellt, das gut und nutzbringend verwertet werden kann. Es gibt ja so manches, was im moder nen crkundlichen Unterrichte ohne Schmerzen preisgegcben wer den kann. In der politischen Erdkunde spricht Reinhard von der Bevölkeruna der Erde und dann von der geographischen Slaatenkunde. Wer diesen Teil aufmerksam durcharbeitet, dem werden mancherlei Krisen politischer und wirtschaftlicher Art klar, die wir in den letzten 40 Jahren erleben mußten. Man kann Reinhards Buch geradezu als eine Enzyklopädie der wirt schaftlichen und politischen Erdkunde ansprechen, als ein Buch, das geschrieben werden mußte. Daher sei es allen irgendwie Interessierten wärmstens empfohlen, besonders auch pädagogi schen Arbeitsgemeinschaften und Volkshochschulen. Uns ist kein bessres Buch auf diesem Gebiete bekannt. Fr. G. Martin Andersen Nerö, Stine Menschenkind. Roman. Fünf Teile jetzt in einem Band aus Dünndruckpapier. Geh. 10 Äoldmark, geb. 13,60 Goldmark. Verlag Albert Langen in München. Das im vorigen Jahre von uns ausführlich besprochene Buch des begabten Dänen war in fünfbändiger Ausgabe ein Monstrum und verkaufte sich nicht ganz leicht. Der Roman hat aber viele Menschlichkeitswerte und oeshalb ist seine Neuausgabe in einem Bande auf Dünndruckpapier (842 Seiten) nur zu be grüßen. In diesem Gewano wird er auf manchen Geschciik- tisch ernster Menschen fliegen, für die allein der Dichter fein Werk schrieb. Ick. Erinnerungen an Marie Antoinette von Fra» v. Camvan. (Deutsch von H. Vielhaber.) Mit 24 Abbildungen. Preis geheftet 6, Leinen 8, Salbleder 15 Mark. Verlag Jul. .Hoff man», Stuttgart. lieber Marie Antoinette, die unglückliche französische Königin, ist entsetzlich viel zusammengeschriebcn worden. Teils für, teils Wider. Die Geschichtsschreiber ihrer Zeit verwarfen die Köni gin fast einstimmig. Das ist begreiflich. Heute neigen wir weit eher dazu, sie für weniger schuldvoll zu halten. Ihr tragischer Untergang nach unsäglichen Qualen hat Maria Antoi nette bei Dichtern von ieher zur Märtyrerin gestempelt. Inter essant zunächst ist die Schilderung der Dulderin aus der Feder ihrer langjährigen Hofdame und Vertrauten Mme. Campan. Wenn das Werk der Campan bisher noch nicht in deutscher Ueber« setznng erschienen war, so mag das daran liegen, daß man nicht besonders viel davon gehalten hat. Man weiß auch heute nichts ob man der Autorin in allem, was sie zu sagen weiß, Gl indem schenken soll. Höflingsliebe ist bekanntlich wandelbar und unsere heutige Zeit hat so manches häßliche Beispiel dazu geliefert«^ Man weiß aber nicht, ob die Intelligenz der Campan groß genug war, die Dinge mit der richtigen Einstellung zu sehen. Uudj sicher ist es Hiltgart Vielhnber zu danken, wenn die öentschL Ausgabe ein höchst lesenswertes, geistig reifes Buch geworden ist? oas seltsame Streiflichter auf das sterbende Rokoko wirft. Zck
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