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Nummer 238 - 23. Jahrgang Sinai wächtl. Bezugspreis: f. Oktober 2 R.-M. ausschl. Bestellgeld. Berechnung der Anzeigen nach Rent-Mark. Preise: Di- erngespaltene Petitzeile 3V f. Familien. ? VereinSanz., Gesuch« 2» H. Die Petit-Reklamezeil« mm breit, 1 Ofsertengebühr für Selbstabholer V0 bei Uebersendung d. d. Bost außerdem Porto« »»schlag. Preis d. Sonntagsnummer 15 Nentenpfrnnit. «eschästlicher Teil: Josef Fohmann. Dregde«. SöckMe Sonntag, 12. Oktober 1324 gm Falle höherer Gemalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung v. Anz.-AustrSgen « Leistung v. Schadenersatz. Für undeutlich u " " ' m wir d. Fernlpr. keine Ber- übermittelte Anzeigen übernehmen antwortung. Unverlangt eingesandte u. mit Rückporto nicht versehene Manuskripte werden nicht aufbewahrt. Sprechstunde der Redaktion S bis 6 Uhr nachmi/tagS. Hauptschrislletter: Dr.gosefAlbert.Dr«Sden, volrsmiung Tageszeitung für christliche Politik und Kultu wcscliäslSsicllc der Sächsischen Volkszeitnug und Druck und Verlag! Saxonia-Buchdruckerel WmbL, A Dresden-»!. IS, Holbeinskratze 46, gemrnl 32722, Polt- ichecklonIoDresden 14707 lliitklklüliiiiii IO VW ' Ae Bell »er M ' Ins neue Leden' Redaktion der Sächsische» wollszell»»» Dresden - »c. IS HolbcuislratzetS gcrnrn 3?7!3 und '!M3N Die Anleihe überzeichnet Stk WzWe Weil 7S Jahre Bonifatiusverein Festrede» gehalten auf -er Jubiläumsfeier -es Dresdner Bonifatiusvereins von Bischof vvr. Christian Schreiber 75 Jahve sind es her, seit in der alten ReiclMadt Regens burg der B o n i sa ti u sver ei n gegründet wurde. In diesen 75 Jahren hat dieser Verein solche Bedeutung erlangt, daß sich wie von selbst in diesem Jahre die Absicht Bahn brach, ein 75jah- riges Bestehen festlich zu begehen. So fand sich anlässlich der Bischofskonferenz in Fulda der deutsche Episkopat am Grabe des heiligen Bonifatius zu einer solchen Kundgebung zusammen. Und wenn mich im übrigen Deutschland dieses Ereignis gesciert würde, dann haben wir in der Diaspora die besondere Pflicht, mitzntun. Denn wer verdankte dem Bonifatiusverein mehr Wohltaten als gerade die Diaspora, und an erster Stelle die sächsische Diaspora, die ganz besonders dem Bonifatius verein heute die Hand zum Danke drücken muß. Der Bonifatiusverein vertritt eine Idee von größter Volks tümlichkeit, er ist geradezu der religiöse Volksverein im katho lischen Deutschland geworden. Es gibt heute keine Diözese, kein Bistum im Deutschen Reich, in dem der Bonifatiusverein nicht schon seit Jahrzehnten eine Heimstätte gefunden hätte. Es gibt auch keinen Stand, in dem der Bonifatiusverein nicht Wurzeln geschlagen hätte. Der Bonifatiusverein ist kein Kampfver- e i n, weil er der Liebe dienen will; er ist auch kein Pro pagandaverein, iveil er unter den eigenen Glaubens genossen viel zu viel Arbeit hat, als daß er nach außen hin Pro paganda entfalten könnte. Er dient dazu, den Katholiken, die in der Diaspora leben, die Möglichkeiten zu schaffen, ihre Pflich ten gegen Gott zu erfüllen. Er will nichts anderes, als den Katholiken in der Zerstreuung zu helfen, daß auch sie ein Got teshaus bekommen, wo sie beten und Gott dienen können, daß sie einen Priester bekommen, der ihnen den Segen der sieben Sakramente vermittelt. Er will weiter den Katholiken in der Diaspora Schulen geben, damit ihre Kinder einen Unterricht ge nießen, der ganz und gar vom katholischen Glauben getragen ist! Diese Idee ist im Bonifatiusverein in den 75 Jahren des Bestehens stets lebendig gewesen. Zum Beweise führte der bischöfliche Redner Zahlen an, die am deutlichsten die hohe Be deutung des Vereins beweisen, der in den 75 Jahren seines Be stehens mehr als hundertMillionen Goldmark bei den deutschen Katholiken gesammelt und den Diasporakatholiken zugewandt hat. Bis zum Januar 1921 sind von ihm nicht weni ger als 4721 Orte unterstützt worden. Die Geschichte des Boni- fatiusvereins ist nichts anderes als die Ausbreitung der Idee der Liebe unter den deutschen Katholiken. Es gibt keine Not religiöser und karitativer Art in der Diaspora, derer sich der Bonifatiusverein nicht angenommen hätte. Für uns deutsche Katholiken ist das Diasporaproblem heute eines der vor dringlichsten, ja das aktuellste aller Zeitprobleme. Ist es doch erwiesen, daß in der Diaspora, insbesondere durch die Misch ehen, der katholischen Kirche jährlich mehr Kinder verloren gehen, at» in den gesamten Heidenmissionen der Kirckie neue Christen zugeführt werden. Es ist darum die zeitgemäßeste aller Aufgaben, daß wir noch mehr als bisher die Idee des Bonisati-us- vereins pflegen. Wir wollen aber heute im Geiste auch hintreten vor das Grab des heiligen Bonifatius. weil die heutige Feier nicht bloß dem Bonifatiusverein, sondern auch dem Apostel der Deutschen gelten soll. Wir wollen an seinem Grabe ihm danken, für die hohen Güter des Christentums und der Katholischen Glaubens- und Siftentehr«, die er uns gebracht hat. Wir wollen ihm danken, daß er unser Volk auch politisch ge einigt hat. Dem Werke des heiligen Bonifatius war es zu dan ken, daß 50 Jahre nach seinem Tode Karl der Große die ge samten deutschen Stämme einig fand und zusammenschließen konnte zu dem großen Deutschen Reich«. Wir wollen ihm dan ken, daß er durch die Glaubenseinigung den Grund gelegt l>at für die glorreiche Geschichte unseres Volkes von Karl dem Gro ßen bis zur Zeit der Glaubensspaltung. Wir wollen ihm ge loben, daß wir diesen Gei st-er Einigkeit auch heute mehr denn je pflegen und entwickeln wollen. Wenn auch heute so viele Glieder unseres Volkes dieser Kirche, die einst der Stolz Deutschlands war, fern stehen, wir wollen nicht vergessen, daß sie Loeden erscheint: OurIitt,c.: August ctee Ltsrke Lin büistenieben sus cier 2eit äes äeutseken ksroclc. 2 Set«, kiit 48 Licktlimektskeln. Oedumien 2t,— 0m. ». SRlItlili. LLLIMBI-K.. N°°,L,Z Kl» WUiises Ilmzlelles Amis Neuyork, 11. Oktober. Wie die „World" meldet, ist der amerikanische Anteil der deutschen Anleihe bereits um eine Million Dollar überzeichnet worden. Neu York, 11. Oktober. Die Zeitungen bringe» längere Artikel zur Ueberzeichnung der deutschen Anleihe. Die „World" betont i» groß ausgemachten Ausführungen, die Ueberzeichnung der deutschen Anleihe sei ei» bisher unerreichtes finanzielles Ereignis, und zwar sei das Ergebnis umso bemerkenswerter im Hinblick auf die antideutsche Gesinnung der amerikanischen Bevölkerung, denn die Anleihe wird in der Hauptsache vo» Privaten, nicht aber von Körperschctt -u ge zeichnet. Ser WW ili LlMii London. 11. Oktober. Die Verhandlungen über die Aufbringung der 800-Millionen-Anleihe an Deutschland sind gestern abgeschlossen worden. Das Protokoll ist von den Ver tretern der beteiligten Staaten unterzeichnet worden. Reuter knüpft an die Mitteilung, daß die Abmachungen zur Aufbringung der deutschen Anleihe unterzeichnet sind, folgende Bemerkungen: Die gesamte Anleihe wird von der Reichsbank ans das Konto des Generalagenten für die Reparationszahlun gen eingezahlt, Frankreich, das sich mil 8 Millionen Pfund an der Anleihe beteiligt, wird während des ersten Jahres Sachlieferungen von 20 Millionen Pfund erhalten. Die eng lischen, französischen, amerikanischen, belgischen und deutschen Bankiers und Beauftragten, waren schon gestern vormittag in der Bank von England zur Unterstützung des Abkommens zu- sammengekommen London. 11, Oktober. Trotzdem über den Inhalt des gestern in London Unterzeichneten Anleihevertrages nichts amt liches verlautet, sind aus gut unterrichteter Quelle doch ver schiedene Einzelheiten bekanntgeworden. Die Anleihe wird zum Kurse vo» 92 Prozent und bei einem Zinsfuß von 7 Prozent aufgelegt werden. Die Anleihe wird nicht vor Pionlag zur Zeichnung aufgelegt werden, auch soll vor Montag keine offizielle Ankündigung erfolgen. Dieser Beschluß ist auf den Wunsch der Bank von England hin gefaßt worden, da die Bank wegen des Wochenendes sich für die Durchführung dieser Maßnahme ein- setzte. lieber die sonstigen Einzelheiten ist bisher nichts zu er fahren gewesen Man ist allgemein davon überzeugt, daß die Anleihe mit Leichtigkeit untergebrachl werden kann. Tie Reparationskommission muß jetzt nur noch ihre Genehmigung zu dem Anleihevertrag erteile», was schon in kürzester Zeit zu erwarten ist, zumal da Owen Ponng sich gestern nach mittag nach Paris begeben hat, um über diese Angelegenheit zn verhandeln. Die Beratungen -er Repko Paris, 11. Oktober. Die RcparativnSkomniission hat gestern abend gegen 9 Uhr falzendes Kommunique veröffentlicht: Die Neparatianskommissian hat heute zwei Sitzungen ab- gehaltcn. In der Margeniitzniig hat die Kommission den Kom missar für die Eisenbahngeselljchast Lesevre vernommen, am Nachmittag Owen Paung, den Generalagenten für Reparations zahlungen, der über den Gang der Verhandlungen betreffend oie 800-Millio neu an leihe Bericht erstattete. Die Kommis- Iwn hat die Bedingungen dieser Anleihe gutgeheißen. ES wurde beschlossen, am 13. Oktober die zweite im Londoner Schlnßproto- koli festgelegte Feststellung vorznnehmen. Die Kommission hat ferner von den Ergänzungen zu Anhang 2. Teil 8 des Ver sailler Vertrages Kenntnis genommen, die von den alliierte» Negierungen in London beschlossen wurden. Weiler hat sie für den Posten des amerikanischen Teilnehmers an bestimmien Sitzungen der Reparationskommissio» Herrn PerkinS berufen. Schließlich hat die Kommission die Ernennung der Mitglieder oes Transferkomitees vollzogen. mit uns aus dem Boden des Gottes- und Christusglaubens stehen: wir wollen dem heiligen Bonifatius heute wieder ge loben, daß wir mit allen diesen einig sein wollen ln der Wah rung der großen Güter des Gottesglaubens, der Ienseitshoff- nun« und der Iesusliebe und Iesusnachahmung, dieser Güter, die durch den Unglauben heute so sehr gefährdet sind. Wir wol len immer wieder betonen, daß in dieser schweren Zelt es wahr haft höchste Notwendigkeit ist, daß alle, die noch gottes- und christusgläubig sind. Schulter an Schulter Kämpfen für diese Güter des Christentums. Wir wollen den heiligen Bonifatius bitten, daß er durch seine Fürbitte es mit uns erflehen helfe, daß wir doch wieder einmal einig werden, ganz und voll einig wer den, so wie der Herr gefleht hat: „Vater, ich will, daß alle, die an dich glauben und an mich glauben, einig sind, so wie du und ich einig sind." Was würde diese Einigkeit im Glauben ei» Segen sein für unser Volk, für unser ganzes innenpolitisches, soziales und wirtschaftliches Leben, aber auch für unsere Geltung gegenüber dem Auslande. Wir wollen nicht verkennen, daß die Weltanschauung aus alle Gebiet« de« öffentlichen Lebens sich t Paris. 1l. Olt'bcr. Gestern habe» im Fiiianzmiliisterinm zwei Besprechungen in der Frage der 800-Milli.nieaa»leihe stait- gesnnden. Die erste dauerte von li bis t Uhr mittags, di« zweite fand im Lause des Nachmittags statt. Zugegen waren Sachverständige der Pariser Großbanlcn. Es galt die leisten Voraussetzungen für die Auflegung dcS französischen Anteils an der Anleihe festznsetzen. Tic französischen Bankiers gaben dem Finanzministerium die Zusicherung, daß sie in der Lage seien, die vvllständige Aufbringung der drei Millionen Pf n n o Sterling zn dem nn'malen Wert zu gewährleisten. TaS Publikum wird in Franken zeichnen, und zwar zn einem Kurie, der nach festgesetzt werden soll. Die Finanziers solle» ver sprochen haben, oaS Pfund mit 85 Franken z» berechnen. - Heute findet ein Ministerrat statt, der »och einmal zur Frage der Beteiligung Frankreichs an der Anleihe Stellung nehmen wird. Ein offizieller Bericht wird herausgegeben werden. Paris. 11. Oktober. Die deutsch-französischen WirlschaftS- be>prechnngen werden heute nachmittag sortge'ept werden, lieber den Stand der Verhandlungen liegen leine zuverlässige,, An gaben vor, da das vor 10 Tagen anSgegebens Schweigegebot streng innegehalten wird. Jinmcrhi» glaubt der „Matin" heute früh an? zuverlässiger Quelle witteilen zn können, das: die gröss ten Schwierigkeiten bereits ans dem Wege ge- räu t sind und die erste und mühseligste Etappe der Be sprechungen znrückgelcgt ist. Sn WWW MW Die Verhandlungen der Parkeien in Berlin Berlin, 11. Oktober. Die Verhandlungen unter den bürgerlichen Parteien haben ergeben, daß eine Stimmung für eine einseitige Erwcile rn» g der Reichsrcgierung nach rechts, nachdem die Volks gemeinschaft nun gescheitert ist, nicht besteh!. Man machte gel tend, daß, nachdem man beide Parteien zu gemeinsamem Schas sen vereinigen wollte, nun nickt eine Partei gegen die andere bevorzugen kann. Unter den obwaltenden Umständen hielt man es darum für zweckmäßiger, die jetzige Negierung bei zu be halten, wobei die Möglichkeit ossen bleibt, die vakanten Posten der Reichsregierung mit neuen Persönlichkeiten zu be setzen. Man mußte sich nun im Lager aller Parteien klar werden, was weiter geschehen soll. Man hatte dem Reichskanzler freie Hand angebote». mit einem Programm vor den Reichstag zu treten und sich dort die Entscheidung zn suchen. Aber auch das nmr schon nicht mehr möglich, weil die Deutsche Volks partei infolge der gegenüber den Deutschnationalen eingegan genen starken Bindungen sich nicht mehr imstande glaubte, »och weiter bei der Negierungskoalition zn bleiben, wenn es nicht gelänge, die Deulschnationalcn für eine Mitarbeit zu gewinne». So wurde die Situation am Abend des Freitag dahin charak terisiert. daß die Führer der Deutschen Voiksparlei als Stim mung ihrer Fraktion, ohne daß allerdings bis dahin ein ossi- zieller Beschluß der volksparteiliche» Reichstagsfraktiou gefaßt worden wäre, dem Zentrum Mitteilen ließen, daß nach ihrer Fühlungnahme mit den Deutschnationalen diese die Richtlinien des Reichskanzlers ohne jeden Zusatz und Aen- derung annehmen würden und bereit seien, aus dieser Grund lage die Regierung zu bilden. Weiter tilgte der Vertreter der Volkspartei hinzu, daß, falls Demokraten und Zentrum jede Verhandlung mit den Teutschnationalcn über die Rcgierungs- beteiligung ablehntcn, die Bolkspartei nicht mehr vor den Reichstag als Regierungspartei treten würde. Es wurde kein Zweisel darüber gelassen, daß das die Demission des Kabinetts bedeute. Man fügte noch hinzu, daß man damit einverstanden sei. daß die jetzige Regierung als Geschäftsministerium bis zur Erledigung der dann notwendigen Neuwahlen weiter amtiert. Damit treiben nun die Dinge der Entscheidung entgegen, namentlich das Zentrum steht jetzt vor sehr schwierigen Beschlüs. sen vo» ganz außerordentlicher innen- und außenpolitischer Tragweite abfärbt und sich geltend macht, und daß ein Volk umso einiger und kraftvoller dastehen wird, se einiger es ist In einer großen lebensvollen wahrhaft beglückenden Weltanschauung. Wir scheiden vom Grabe des heiligen Bonisatius. Noch fällt unser Blick auf «ine Tafel, auf der geschrieben steht: „Hei liger Bonisatius bitte bei Gotl, daß mir alle eins werden in dem Glauben, den du uns gebracht hast!" Es muß die Frucht der heutigen Versammlung sein, daß wir dem Bonifatiusverein noch mehr als seither Herz und Hand öffnen, namentlich mit Rücksicht auf die großen Bedürfnisse unserer sächsischen Dia spora, der ärmsten in ganz Deutschland. Ich will mir Hinweisen auf den S a m me l v e rba n d hier in Dresden, und ganz be sonders aus unser junges St. Benno-Gymnasium, von dem wir uns soviel erhoffen. Von der heutigen Versaminlung muß ein neues Gelöbnis der Einigkeit ausgchen, der Einigkeit mit allen, die noch guten Willens sind, ans dem Boden des Got- tcsglaubens zusammcnznarbeiten. der Einigkeit, namentlich auch unter uns selber! Heiliger Bonisatius, gib. daß wir einig wer den und einig bleiben in dem Glauben, den du uns gebracht hast!