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Theater und Musik Sappho Erstaufführung im Ncustädter Schauspielhaus. Das Grillparzersche Drama ist in Dresden seit vielen, -vielen Jahren nicht aufgesührt worden. Man hat überhaupt in der Kunststadt Dresden herzlich wenig für den großen öster reichischen Dramatiker übrig. Gerade, daß man seit Dezennien einmal an „Des Meeres und oer Liebe Wellen" herangegangen ist, und daß Gastspiele ab uno zu einen Grillparzer auf die Bühne brachten. Grillparzers ganzes Wesen neigte nicht dazu, Popularitätswerke zu schassen. So populär die Person des Dichters auch war, an besten Begräbnis nach dem Bericht Heinrich Laubes mehrere hunderttausend Menschen teilnahinen, sein Werk war sür die Zeitgenossen in gewissem Sinne rhetorisch. Man war es gewöhnt, lediglich Nachdichtungen der klassischen Vorwürfe im Sinne des Dichterwortes vom „griechischen Geist, der sich im deutschen verjüngt hat", zu erleben. Grillparzer stellte nun zwar die Form über alles und behauptete, daß sie allein Wissen überlegen sei und daß nicht die Ideen den eigent lichen Reiz der Poesie ausmachcn, uno wer die Poesie zu sehr vergeistige, der hebe sic auf. Aber das bürgerliche, vom Kothurn befreite Grundmotiv, heiße es Liebe, Güte, Dankbarkeit ooer sonstwie, zieht sich bei diesem durch und durch bürgerlichen Dichter wie ein roter Faden durch das Werk. Freilich sind diese Grund motive zeitlos, uno wenn wir sie „antik" nennen oder genannt haben, so waren wir gar nicht auf dem rechten Wege. Kaum je war ein Dichter weiter davon entfernt, um der „Moral von der Geschieht'" ivegen zu schreiben, als Grillparzer. Er fand am Stoff Moral, er suchte sie nicht. Auch „Sappho" kennt solche Moral. Tie große Dichterin, die ohne irdische Liebe ein halbes Dasein zu sichren glaubt uno ihre Jdealgestalten und Gedanken erleben will, geht an diesem unbestimmten Wollen zugrunde. Weil es ihr nie gelingen kann, ihr Leben, ihr Sein in Kunst uno Glück mit sterblicher Liebe zu umkleiden, weil die Kluft wischen Kunst und Leben ewig klaffen wirb, solange jeder Mensch ein Original ist. Und weil es keine höchste Kunst geben könnte, wenn ein Individuum mehrfach existieren würde. Hiernach wäre die Moral in Sappho das faustische Wort: „Entbehren sollst du, sollst entbehren!" Wer zu deii Sternen greift, wird in die Hölle versinken. Sappho ist ganz gewiß nicht das erfolgreichste Drama oeS Dichters. Danach könnte man dazu neigen, es als sein Bestes zu bezeichnen. Die Charakterschilderungen oer sehnsuchtsersüllten Heldin, des Heißsporns Phaon und der lieblichen Sklavin Melitta übertreffen viele der Grillparzerschen Charaktere. Lord Byron zeichnete nach der Londoner Ausführung in seinem Tagebuch einige Worte auf; sie beurteilen den Wert der Dichtung überaus treffend: „Grillpatzer, ein schrecklicher Name! Aber man wird lernen müssen, ihn auszusprecheu. Das Trauerspiel ist groß und erhaben! Wer ist dieser Dichter? — Ich kenne ihn nicht, aber die kommenden Jahrhunderte werden ihn kennen. Grill- parzer ist groß, antik, nicht so klar wie die Alten, aber sehr klar sür einen Modernen, kurz, ein erhabener, ein wundervoller Dichter..." Die gestrige Erstaufführung unter der Spielleitung oes Oberregisseurs Reitz war sehr gut vorbereitet, und ihre Absicht, die Einheitlichkeit oer Tragödie um keinen Preis zu stören, wurde durch rasche Szenensolge trefflich unterstützt. Aber nach oer stili sierten Bühne sehnte man sich ooch. Sie ist sür bas klassische Drama des Wortes geradezu Notwendigkeit. Die Volksszenen müssen ebenfalls etwas moderner angepackt werden. Sehr stim mungsvoll nimmt sich der griechische Bogen vor dem Aktvorhang aus. Ter Gesamteindruck war nicht ungünstig, und man darf hoffen, daß für weitere klassische Abende der Boden geebnet ist. In der Darstellung sah man viel heißes Bemühen und manches Talent. Vollenoung sah man jedoch nicht. Die Titel rolle ist nicht mehr so dankbar, seitdem das Geschlecht der großen Tragödinne» vom Range oer Pospischil am Aussterben ist, und Jutta Ve rsen mag sich wohl nicht immer glücklich vorgekommen sei». Sie ging mit äußerlichen Mitteln und Rou tine an ihre Aufgabe, fano aber für oie Bedeutsamkeit dieser großen Frau keinen Ausdruck. Ulrich Arie als Phaon gab zwar viel Pathos, doch immerhin kein unschönes. Die Melitta von Antonie Portzehl, anfänglich als Gegenstück Sapphos zu schwach, wuchs namentlich im 4. Akt zu schöner Höhe. Recht angenehm fügte sich auch der biedere Nhammes Albert Willis in das Ensemble ein. Dieser Künstler versagt eigentlich nie uno finoet stets ohne großen Aufwand einen gangbaren Weg. Das Publikum nahm die Premiere „freundlich" ans, d. h. es zrr- klatschte sofort die Stimmung, wie bas in der Neustadt leider Usus ist. Franz Zickler. Reue Musik von Paul Aron. Man war gekommen, uiq Hindemith selbst und seine Musik zu hören. Paul Hindemith. Alles taumelt uni ihn, wie die Falter um eine Flamme. Aber diese Flamme blendet nur. Sie wärmt nicht. Man bleibt eiskalt dabei. Ach, jo eiskalt. Uno dabei stöhnt und rumort sie, tut sich gar gewichtig, reckt sich in Wolkenhöhen, flackert. und zuckt hin und her, knistert, und wenn sie verlöscht, ist, rabenschwarzes Dunkel. Eine enolose Welt von Nichts. Bei. Hindemiths atonaler Tonkunst bleiben der eifrige Verfechter dieser Musikrichtung — Paul Arou — Hindemith selbst als virtuoser Bratschist und Nora Pisling Boas als nicht gerade allzu gute Sängerin beinahe Nebensache. Nebensache sind auch die Titel, ob Sonate, ob Lieder mit Klavier, ob Tanz-' stücke für Klavier, ob Bratsche allein. Vielleicht ersinoet «iuwal ein genialer Instrumentenmacher die sür die atonale Musik gefügigen Marterwerkzeuge. Dann „Heinrich, mir graut vor Dir!" Dan» sind auch die Titel nicht mehr Nebensache. Nur muß ein gütiger Schöpfer anch »och die Kehlköpfe konstruieren, die Hinoemiths Lieder singen können. Vorläufig muß man ,ich aber noch an die Textworte des einen Liedes halte», das Hinde mith vertonte: „Fühle nicht den Grund der Erde mehr, weiß nicht, was das ist." Uno doch weiß man, was es ist. Kinder der Zeit. Einer Zeit, in oer wir leben. Revolution, Um sturz, Auflösung, Zersetzung, Verfall. Gewiß, die atonale Musik ist ein Glied in oer Entwicklung der Musik. Neste von ihr werden sich hinüberretten in ein neues Zeitalter. Aus ihren Trümmern wird eine neue Welt erstehen. Aber nur aus ihren Trümmern. Nicht aus ihren: jetzigen Scheinleben. Auch Hinde miths Musik wird ins Reich der Schatten versinken. Schinerzlos und klanglos. Jetzt rumort sie noch. Rumort wie oczs Prä ludium der Sonate, op. 31. Titel dafür: „Die internierte- Hnmnicl im leeren Benzinfasse." Aber trotz aller Tüftelei und G'spaßigkeit, denn Hindemith will sehr g'spaßig sein, gähnt hinter allem Blenowerk eine endlose Leere. Ter musikalische Befreier ist Hinoemith nicht. Er hängt zu sehr an der Schablone. An der Schablone, über die die Atonalität immer noch nicht hinausgekommen ist. Wir müssen noch warte», Warten auf den Befreier, der uns hinausträgt aus dieser krankhaften Musik, ans diesem verzerrten Tonsystem, ans dieser verschrumpsten Ton welt. —lst- Katk »IünLlin8sv6l'6inl)l'68äen-^6U8t. vsutsclie ^uxenäkrskt Di-e^en-wol-ä Lmlsilliax rum l6.8tl'ftllllx8ke8t am Donnerstag: cken 2. Oktober 1924 m kalikaussasl, Dresden-!4eustadt, Lautrner LtrslZe 35 bestellend in wusste, IrirneriscbenVorlüIirunZen und lanr ^rckanx 7 Dkr abends. Der 0e8smtvor8tantl. klMllNL in der kisrrgelnellirle llrerileii'Stileren ronntsg, Non S. VMobvr 1S2» */i? Dkr Kommunionmesse Reiner kisckOklieben Gnaden. - Dkr Noeksmt mitDredixt des kkocbvv Herrn Liscboks. Nacbmittazs 3 Mir klrmung. Montag, «lsn S. Otttodsr, sdsnrl» S vkr vknkinvkkkikir Z im tkotel Demnitr in Dosckvitr. KsIImllsetiöl XllvtimtM „kscilis" Lnnsdsrg. Montag Nen 29. Sept. sdenUs 8 Uki- im »IKndengsrten" »nläklick cke» 20j3tirigen verleben» de» vlrckencbor» Kommers. 2ur ^ulkakrunA gelangt u. s. vis ksitigs (scilis Oratorium kür 8o!i, gemischten Llior, Klavier und Ltreicborckester mit verbindendem Text von ^.^illberger. Teilung- ickerr Kantor llsose. Stabtgemeinde Schirgiswalde. Quartiergeld-Auszahlung» Die Auszahlung der noch nicht abgeholten Quartier gelder für die in der Zeit vom 6.-8. Sept. hier unter gebrachten Truppen erfolgt bis Sonnabend den 27. Sept. IS24 im Rathaus, Zimmer Nr. 6. Die bis dahin nicht abgeholten Quartiergeldcr fließen in die Stadtkasse. (Wohl fahrt«. und Aiirsorgepflege.) Schirgiswalde» den 23. September 1924. Der Skadlrak. Sitzung Stadtverordnetenversammlung Donnerstag den 25. Sept. abends Punk» 8 Uhr im Sitzungssaale des Rathauses. Tagesordnung: 1. Ortsgeseß über Tagegelder. Reisekosten usw. 2. Einspruch der Beschlußbehörde gegen den 1. Nachtrag zur Lnstbarkeitsslcuerordnung. 3. Neuanschaffung eines Kartenauszuges über einen Teil der Stadtflur. 4. Einrohrung des Wassergrabens beim Türmchen. 6. Gesuch der Freiwilligen Sanitätskolonne Schirgiswalde. 6. Gesuch des Kaiserin-Augnstc-Mktoria-Hauses in Berlin. 7. Gesuch des Paul Siebert und Gen. die Anbringung einer Slraßcnlampe betr. 8. Zwei Anträge der Herren Stadtverordneten Jänchen und Gen. auf a) Bereitstellung von Geldern an die Familienväter zur Beschaffung von Herbstkartoffeln. d) Bewilligung von Mitteln zur sofortigen Fertig, stcllung der Wohnungsbauten. Schirgiswalde, den 22. September 1924. Der stellverkrelende Stadtoerordnetenvorsreher. QKM, L>L8 7HLlil'iA6 Jubiläum von Katlolisches Pfarramt Annaberg i. E. sucht sür l 8jäbrigen anständigen kath. Menschen, gclerutenGärtner, keMIÜWg irgendwelcher Art an Ort mit kath. Kirche. 1747 zum 1. Oktober gesucht. 2o»el Kraus, Bäckerei, ttnnaderg i. k. fasuium^ usZiZaoru asp gszuszvassai ru; sys>8 WklW Wer Wiens! Auf den zwei Lehrerversammlungen des 6. Sächsischen Katholikentages zu Plauen i. V. sprechen: „-4 Sku-ienral Dr. Rotte-Bautzen: Der katholische Lehrer und die Fachpresse Amlsgerichks-irekkor Rupprechk - München: Ingen dernenernng durch das Christentum MoWer Lehrerverbanb NeMMreln Plauen im Freistaat Sachsen des Kath. Lehrerlierbandes Wer vcrbilst jemanden zum ptlllteiÄtiülinii? Gefl. Angebote erbeten unter ..O ll 743" an die Geschäftsstelle d. Sächsischen Bolkszeitung. nis ütDU W FeinskeRomadurkiise, 20 bis 25»/„Fe1t, perPtd. e-5 Pf. Dollsetle Emmenlhaler Käse, per P>d. '.80 Mk. in Postpaketen mit 9 Psd.Netto- gewicht. Porto und Ver packung frei. Gegen Nach nahme bei Alois Elbs, Kitzlegg im Allgäu. :4?i lViklaübvttkn 8tadlm»tralrsn, Kinderbetts» dir. an ?riv. Natal. 6 k krsi kisenmökellakrik 8uk! (Tkllri. Ronntsg, «lon S. olrtabsr 1S24 im katboliscken Qesellenbause, Dresden, KaulkerstralZe 4 bestellend ans N4Z Hmikt - Vllklie» - »IlMk - VM LinIaK >/>6 Dkr Antritt 0 50 lAark keginn >/,7 Olir nxinLvsrrenvns - ?übmngen durcb die Ausstellung: häontag u. breilag ^ nackm. 3 Ulir, Disnslag u. Donnerstag vorm. 10,30 Lonnabend den 27. September Z rom Lekluk an Iskrerrcksu Naekmittags 4 Nkr: 17s« NlnNsr»«»» -:» Dan» im kralan Vogal»«l>iallan mit Preisverteilung MumlnaNon NonkaNi-rel,!»«»»» lIIlIU>i!lIIIIllIIIIIIIIlII>IIIIIIIlIlI»IIIlIttiIIII»,IIlII„„„I„„I„IIUI>lIll»NIlII»> L INeliv - UvrrouLlniinvk ,?zl SulZerst preiswert verkäu!ick HolilLvItt, vresäen. ^otianneRstr. 19 kruvkleiäenöv >D> lckoin loilorla»«» Nruobbaud ist das Lruob- band der Tukunlt, Nin io vr«W«i«n eu sprsobso: jodso Montag, Ostdabostrallo 4, und io Döbau i. 8. jsdso Donoorsta^, ^Itmarkt 9. k>. Wilkvlm Wi«e 8pS2ia1i8t lür ksäorlose kLnäaßSv L07 ^ «mMMsi'MIei'Iis«»!. InNm-II.. tlnmtnl«» Mt! DilWIli Vortsilds>kts LsLUKsqnsIIs in Irllivtaxöv, Ztrömpkeii, 8tMxara6ii KIMS Sll'IIWslIkll'IlSI'Si Il.IlIlll'lvIttll'Sl NuAvuddakts juo^s I-vuto im ^Itsr von 14 bis 25 ckakrso, rvslobv siob -um Ordonsprisstsrstaods ds- rukoo küblso, möAso siob vertrauensvoll wenden an den bo ob würdigen Herrn Direktor der Salesianer von veskts in Ontemalterrdorl bei >Viso lNisdsröstorrsiob). Akskiier Aealn KprrnlMg Donnerstag vis tüdin (7—10s (Anrechtsreihe L> (Volksbühne 1801-1805) Freitag ffsuersrol, losepkslsgends (7) (Außer Anrecht) (Volksbühne 1866-1900) SchlniIpiellMS Donnerstag kleb «Ir läsS (7-10) (Für den Berein Dresdner Volksbühne) (Volksbühne 7001-8020) Freitag Kater bampe (>/,8—10) (Anrecküsreihc ^) UkuWItt Schaulpiklhaus Donnerstag Saopdo D/28) „ ^ sGr.1.901-1400 B.-V.-V.^^ 2,91-140 Freitag klarissas baldes Ssrr (>/,8) ^ sGr. 1.1041-1700 2.141—170 Neues Theater in der Kaufmannschaft Donnerstag (Erstaufführung) Vas glükends Uinmalsins (t/,8> (Volksbühne 1201—1430) Freitag llasglllbsndsUinmsIsins(l/,8) (Volksbiibne 1431-1600) Rksidenz.Theater Donnerstag klarielta (>/z8 ->/z11) Freitag Oer Vetter aus Oingsda (>/,8) Skutral-Thrater Alltäglich '/.8 Uhr Os, grobe internationale Veriels-ffrogramm Königshol-Theater Heute und folgende Tage vi« von der l.iodo leben ('/,8, (Kleine Preise) soblieüt sieb nur der IllttlisMSIoili ü!ll»i,a,o»lrbiii>ö«8 ,a o V/o nocb keine Ortsee- sekSltsstollo orricbtet ist. vende man sieb an die Zentralstelle des Sühnen- volkslnindas Frankfurt a ääaln, Im Laeksenlaxer l