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Sächsische Volkszeitung : 08.01.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-01-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192501081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19250108
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19250108
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-01
- Tag 1925-01-08
-
Monat
1925-01
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 08.01.1925
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tonnerstag. den 8. Januar 1925. -Ir. k. Leite 8 Mariebell kaust ein Kaus Bo» Friede H. Kraze *) »DaS ersteinal, als Mariebell beschloss, ein Hans zu kaufen", «'zählte Xaver Boddien, „nahm ich die Sache tragisch. -- Aller dings, man »ins; die Vorgeschichte kenne». Seit fast zehn Jahren, seit dem Tode de« alten Herrn, führte Mariebcll das Leben eines Zugvogels. Bis Weihnachten hatten w,r sie in Berlin, gerade wie jetzt. Aber nach Epiphanias brauchte s'e Italien. ES konnte übrigens auch sein, bah die Alhambra sie zog oder die grosse Sphinx. Ers^ wenn die Veilchen bei uns zu blühen rmsingen» kam sie zurück. -Sw war dann der Mit ihrer Verwandten und unzähliger Freunde, aus Gütern, au der See. in verschlafene» kleinen Städten. Zhr Notizblock laugte niemals sür alle Einladungen. Sie kennen Manebell." Xaver Bobine» flopste bedächtig die Asche seiner Zigarette «lnem Lanbsro'ch aus Majolika in das lächerlich aufgerissene Manl. „Ja", sagte Güntber Engelbrecht. Sein herbes zusammen- gcichlos>cnes Gesicht wurde jung. „Wir kennen Mariebell! — Aber wie war das mit dem Hauskauf?" ^ Er schien einer heiteren Geichichte entgegenzuschn. Auch Xaver Bobinen lächelte. „Heut steht sich daS sehr ein fach an, mein Lieber. Ich hätte Sie damals an meine Stella gewünscht! — Also: Marirbell war ihres Nomadenlebens ein ti-eiiig müde geworden. Sie dachte plötzlich, wie reizvoll es wäre die Freunde wieder einmal bei sich selber zu haben. Wie in frühe re» Zeiteii Aus Selloien war cS nicht mehr möglich. Ein Vetter mn sebr viele» Kindern brauchte dort jedes Eckchen. TaS Gut ist Masiaeach Za, es war keine Kleinigkeit, ich versichere Sie, bis wir tneie hinreissende Wohnung in dem alten Kavalierhause rm Park entdeckten! Zn der kleine» verträumten Stadt an der Wasserkante Dieses Nest von Klematis» Eseu und Spuk. Wie geschaffen sür Mariebcll. Aus allen Himmelsrichtungen waren wir zusammengeströnit zum Eiiirichte,,. Tie ganze Freundschaft. Sogar Ada Beerenkrenz ans Stoctbolm mit ihrem Riesen von Man». Er konnte schleppen w>e ein Kusse, träger. Und daS war gut. Denken Sie an die Vitrine mit den Wedgewoods und Meißen und Nhinphcnburg und den uttbeichreiblichen Barlachs auS Voltstcot! Und die Truhen mit erlich Zentner,, Eisen als Beschlägen! Oder das Harmonium und der Apostetschrank! Eh' die zur Ruhe kamen bei Mariebell! Allo, zuletzt war doch alles fertig geworden. Aus allen Fen sterbrettern und Tischen standen Primeln und Alpenveilchen. Es war wirtlich heimlich über alles Sagen. Jeden Abend saßen wir vor dem Kami» im grünen Zimmer über den letzten Weihuachts- »larzipan, und Maricbell — o, niemals erschien'sie mir so ganz Mariebell. Ich meine — so ganz ties und geheimnisvoll glücklich, so lief und geheimnisvoll beglückend und zugleich... zugleich ..." Sie schwiege» beide. Etwas schien ihren Brustkasten zu dehne,,. „Nun, und der Hauslaus?" sagte zuletzt Günther Engel brecht, einen serncn, verschleierten Blick in den Augen. „Ja, als es am allerschönste» wzr, und als man dachte, jetzt gebt das so fort in alle Ewigkeit — nun, Sie kenne» Mariebell. In dem sc>!z»lierenden blauen Kimono mit Schwertlilien — wie ei» Geist aus dem alten Japan stand sie eines Abends neben einem ungeheuren knpserncn Becke» vor dem «iainin: ,Kinder', sagte sie feierlich, ,heul abend gibt es eine Feuerzange,ibowle, trotzdem Ostern in Sicht ist. Aber wir müssen Abschied feiern wie an Sil vester. Tenn, liebste Leute, ich zerplatze, wenn Ihr morgen mir iiichc allesamt Lebewohl sagt und mich allein laßt an meinem Schreibtisch!" Nun ce qne Manebell veut — Dien veut. Wir flogen ans am folgenden Tage nach allen vier Winoc». Nur Ada und ihr Packträgermaiin blieben noch eine Nacht — wegen eines Kragen- ninsters von Maricbell, glaub ich. Ich war paeder installiert hier in der Bendlerstraße. Am dritten Morgen, beim Kaffee — ich bin Frühaufsteher, bitte — ich überlege gerade, ob ich von oben oder von unten anfangen fall, meine» Aktenberg ab-,»tragen — Stimmen im Korridor. — klm diese Zeit? Himmel! — Meine alte Hossmann wundert, liebenswürdig, aufgeregt. Und jemand — ich faste an die Stir», — es ist nicht möglich... — Ja, aber es gibt »och eine zweite solche Stimme in der Welt?" ... „Nein," sagte Günther Engel brecht wieder mit diesem zarten Lächeln — „wenn Sie die eine Stimme im Sinne haben — die gibt es natürlich wieder. Aber Sie wollen nicht sagen. Mariebell sei im Korridor gestanden?" „Oh, nicht mehr im Korrivor — in meinem Zimmer bereits. Lachend, beschämt,' mit diesem gewissen, beschwörenden Aus druck und Tonfall. „.Xaver!" — Ich tonnte sie gerade noch 'n einen Klubsessel drücken — „Xaver, ist kein Telegramm sür mich da?" — „Telegramm? — New." — Eie schien trostlos. Sie halte eine nicht mehr ganz einwandfreie Zeitung aus dem Zither,,e„ Handtäschchen. Jemand — wie Mariebcll behauptete — die Vor sehung — hatte ihr ein Paket Blumendünger darein eingewiclett. - 'Aus dieser Zeitung und ohne weitere Einleitung las Mari-lull mir triumphierender Stimme: „Weiße Villa mit fünf Morgen *) Friede H. Kraze ist die Prejsträgerin im Meister novelle,iwettbcwerb, den Velhagen und Klastngs Monatshefte veranstaltet haben. Im Verlage Kösel ist jetzt von ihr ein Nvuellenbuch erschienen, aus das wir nochmals Hinweisen: „Dies war Mariebcll". Das hier wiedergegebcnc Stück zeigt dir mei sterhafte Erzählungskunst und den prächtigen Humor der Dichterin. grossem Obstgarten zu verkaufen. Rennstall, Siälle sür Klein vieh, künstliche Glucke und Hobelbank vorhanden. Nur Selbst- läuser mögen sich vertrauensvoll wenden an..." irgendein pol- Micher Name auf „sty" km Kreise Jnowrazlaw. Mariebelt sah mich an voll glühender Spannung. „Nun — und — Mariebell?" „Xaver, wann können wir fort- Sie wissen das Kursbuch doch answendig?" „Um Gottrsw'llen! Ja, wohin, Mariebell?" „Wohin? — Oh, schwerbeweglicher Männergeist!" Marirb-l« machte ihre spitzwinkligen Augenbrauen, während sie meine müh seligen und geistvollen Notizen über die Algcciras-Akte in Pfennig, große Flöckchen zerzupfte. „Sie fragen noch, Xaver?" Ihre Augen schwammen plötzlich grün, träumerisch. „Weiße Billa! Beoenren Sie, klingt es nicht wie die Ueberschrist zu einem Band Lyrik? — Roter Backstein liegt mir nun einmal nicht. Und dann >— das Land meiner Kindheit?" „Das Land Ihrer Kindheit?" „Aber Mariebell war schon aufgesprungen. Sie llefUi?- geregt hi» und her. Xaver, hörten Sie nie von der Stimme! des Blutes? Ich bin geboren in Jnowrazlaw! Ich hatte eine polnische Amme! — Weiße Villa! — Eine geheimnisvolle, über wucherte Mauer wird um den Garten sein. Und oh, so viele Nachtigallen!" »Ich glaube, die Gegend dort ist wasserarm. Nachtigallen lieben Feuchtigkeit. Mecklenburg hat Nachtigallen!" „Ja, und Störche." brach Mariebcll los. „Und die fettesten Gänse »ach Pommer»!" „Chopin." — Sie legte die Hand auf meinen Arm. „Ich fühle es: in der weißen Villa kommen mir Verse wie Ehopinschs Nocturnes n»v Mazurkas." „Aber ivas mache ich um Gottes willen ohne Ihre Romane, Mariebell? Sie wissen, ich verschenke nur Ihre Romane zu Weih nachten !" „Sie werde» Gedichte verschenken, Xaver! — Und hedenken Sic: eine künstliche Glucke und eine Hobelbank!" Maricbell ver zückte sich. „Sie wollen cigenhänoig die Bretter zu meinem Sarg hobeln?" „Seien Sie doch lieb, schlagen Sie das Kursbuch aus!" Grau" lam wie u„r Frauen sino, zog Mariebell meine schmerzliche Mut maßung gar nicht in Betracht. „lieber Franksnrt?" Sie trommelte leicht auf meiner Schul ter. „Bielleicht Königsberg? Bitte oeu nächsten Zug!" In dielen, Augenblick tlvpfte es. Frau Hoffman» reichte die Post herein. „Verzeihung, Xaver!" Mariebclts Finger warfen meine Briefe durcheinander. „Oh!" Sie hielt ein dickes Kuvert trium phierend in die Höhe: »I. H. Fräulein Maricbell... A tcmpo! Das nenn ich Temperament! Meine Mecklenburger hätten acht Tage überlegt. — Wie entzückend!" — Sie warf verschiedene Photographie» auf den Tisch. Also ein Haus im Gründerstil: Türmchen, Erter, übelster Nenaissanceanfgnß.. Ich schwieg. — „Ja, ja," sagte Maricbell hastig, und als hätte ich heftig opponiert. „Ties und das alles »ins; fort, natürlich. Passen Sie auf, die weiße Billa steckt noch noch darunter. Nur vier Wochen Maurersleute!" „'Ach so!" — Ich rettete mich zu einem zweiten Bilde. ES zeigte eine» fadenscheinigen Trahtzaun. „Nun, die Aussicht zu Weste» hin darf wohl nicht durch eine Mauer versperrt werden! Ter Sonne,iuntergänge wegen! lind sehen Sie doch — eine Ruine?" Mariebell klatschte in die Hände. „Ich wittre Sage! Ritter, Mönche — verbotene Liebe, Blut! Deuten Sie an Elga, Xaver, ich bitte Sie!" Ich dachte an Elga! — Maricbell durchflog den Brief. Es war eine kühne, geniale S-Bkist. „Er muß etwas schreiben, über die Ruine!" mur melte sie. „Darf ich nicht hören, Mariebcll?" Ich sah sie blaß weroe». Wie sie immer blaß wird vor Enipürnng. „Ein Schlachter?" rief sic glühend und tnnllte den Brief auf den Tisch. „Ich denke, jemand ans „sty"? Sind das nicht immer Nachkömmlinge alter Starostc?" „Ich weiß nicht," sagte Mariebcll ungeduldig. „Dieser hat eine Schlachterei. Er hat oie Villa" — sie vergaß das Attribut — „irgend jemand abgetanst, der Bankrott machte. Ta, die Ruine zu Westen hin ist seine Mordstättc." Ihre Mundwi>uel kräuselten sich. „Stellen Sie sich vor — die Schreie!" „Nun, nun, Mariebcll, überall müssen Schlachthöfe sein." „So?" sagte sic gleichgültig. „Nun, bann die Atmosphäre »n August! Er hält sich mir empfohlen mit Salami! — So gebe» Sie doch endlich ein Aktenknvert, Xaver!" Sie stopfte die Photographien ein wie Blutwurst. Oh, Mariebell!" Als er vvr Lachen wieder rede» konnte: „Ter nächste.Haus kauf gab mir nicht mehr denselben Ehok," sagte Xaver Boddien. „Zwar fuhren wir hin, es war im Tanbertal. Aber nach drei Tagen brachte ich Mariebcll mit einer Kniegelenlantzünoung, mühsam in den Zug. 125 halbmrterhohe Stufen führten in ihrem Zukunftsgewese auf und nieder. — Wir mußten jedes Jahr ein b>s zwei Häuser kaufen seitdem. Emmat war es eine ausgebrannte Porzellanfabrik und einmal ei» alter Wrsserliirm. Aber ich bin jetzt immun. Es erscheint mir gar nicht mehr schlimm. Im Gegenteil, nur noch entzückend." Vas Problem tes ilalursarbim Nlms mb seine Lösung Wie sehr das Problem des noturfavbigen Films die Fach, lenke und Erfinder stets beschäftigt hat, ergibt sich allein aus der einen Tatsache, daß aus diesem Gebiete rund 100 Patent anmeldungen aus aller Herren Länder vorliegen. Und gerade der Film, als außerordentlich Ins Kraut und in technische Voll kommenheit gewachsenes Bildunternehmen, macht große Anstren gungen, die den Bilüausdruck einengende Schwarz-Weiß-Grcnze zu überspringen und die letzte Etappe der Natürlichkeit, die der echten, getreuen Farben, zu erreichen. Alle zur Verfügung stehenden Hilfsmittel: die Schärfe der Linse, Präzision der Auf nahmebedingungen, künstlerisch filmische Erfassung des brauch baren Stoffes und seine szenisch-darstellerische Bewältigung haben in den letzten Jahren — siehe Nibelungenfilm, mag man sich zu seiner Eignung stellen wie man will — ungeahnte Fort schritte erzielt, daß man tatsächlich von einer Filmkunst sprechen kann, wobei leider immer noch zugestanden werden muß. wie sehr die weiße Leinewand vom gewissenlosen Unternehmertum verschandelt wird. Doch sind das Fragen des künstlerisch-ethi schen Gewissens. Wie nun, wenn wirklich der Film aus seiner hell-dunkeln Monotonie erlöst märe, wenn sein Geschehen in wirklichen Naturfarben erstrahlen, der Himmel blau lachen, die Nelkenbeete des Gartens purpurn erglühen könnten, und die Inszene von harter Schattensklaverei zu gedämpfter und in timer, farbiger Beleuchtung geführt würde? Tatsächlich steht die Filmtechnik mitten in der Lösung die ser Frage, so märchenhaft das klingt, liegt sie im Wettbewerb mit der Farbenphotographie und dem sprechenden Film weit ln, Vordertreffen; denn ein Wesentliches scheidet beim Film aus: die Uebertragung der Farbe ans das Papier und die Uebersetzung des Akustischen, der Wörter und Töne, in engster Verbindung mit dem Bildverkauf durch den Sprechapparat. Handkolorierte Filme — zuerst in Paris — gab es schon lange. Sie blieben wber naturgemäß in ihrer Kongruenz der Farben an die Ge schicklichkeit und Sorgfalt des Toners gebunden und stellten sich in der Beschaffung unerschwinglich teuer. Aehnlichen Schwierig keiten unterliegt auch das amerikanische Verfahren des Drei- Schichten-Systems, das von vielen chemischen Unberechenbar keiten fBädertemperatur, Dehnbarkeit des Materials) in pein- lichem Maße abhängig und von einer idealen Lösung weit ent fernt ist. („Zehn Gebote", „Die Lotosblume".) Deutscher Erfinderfleiß steht nunmehr am Ziel. Dem Ingenieur Ludwig Horst und seinen beiden Söhnen ist es nach jahrelangem Bemühen und unter Einsatz seines ganzen Ver- mögens durch viele Versuche gelungen, einen farbigen Film her- zustellen, der die Tönung des Objekts naturecht auf die Lein- ivand überträgt. Der Erfinder selbst gab mir gelegentlich eines Besuchs in seiner Berliner Werkstätte die Möglichkeit, sein Ver fahren in Augenschein zu nehme» und mich von dessen srnppan- ter Einfachheit und Natürlichkeit zu überzeugen. Ein kleiner Versuchsfilm zeigte in einer Szene eine bis dahin noch nicht er zielte Wirkung der Lokalfarben, schon fast ohne Schönheitsfehler und Kinderkrankheiten. Wobei zu bemerken ist. daß die chemisch-technische Behandlung des Materials unter primitivsten Bedingungen verlief. Wenn zu dem der Altmeister der Farben photographie, Professor Miethe, dem Erfinder seine sämtlichen, bisher angemeldeten Patente auf diesem Gebiete zur Verfügung gestellt hat. so mag das auch den ungläubigsten Skeptiker be denklich stimmen. Horst steht auf dem Boden des bekannten und im Repro- dnktionsverfahren längst beachteten Drei-Farben-Prinzips, nach dem in den, dem Sonnenspektrum entsprechenden Farben: blau, rot, gelb, sämtliche Naturtöne enthalten sind und von jenen be liebig zerlegt und wieder vereinigt werden können. Das Film negativ hat dabei mit den Farben an sich nichts zu tun. Seine erhöhte Lichtempsindlichkeit dient nur zur Unterstützung der intensiveren Aufnahme. Auch verläuft diese unter denselben Verhältnissen wie bei jedem gewöhnlichen Film, nur mit dem Unterschied, daß bei Horst von demselben Gegenstand und in demselben Bewegungsmoment ein dreifaches, gleiches Bild, jedes durch einen der drei Lichtfilter geworfen, auf demselben Film band in Schwarz-weiß entsteht, das natürlich in dieser Beleuch tungsdisposition zu den Hell-Dunkel-Disferenzen des Objekts unterschiedliche, durch die Farbfilter bedingte Beziehungen unter hält. Horst hat nun an seinem Borsührungs-Apparat eine Ein richtung getroffen, wodurch die drei Bilder aus der Leincwand wieder vereinigt werden, ohne Verschiebung der Ränder, bei drei facher Länge des Films und verdreifachter Transportgeschwin- digkeit. Hier — sonderlich in der Vermeidung der zeitlichen und räumlichen Parallaxe sNand- und Bewegungsverschiebungen) — liegen die epochemachenden Verdienste des Erfinders, der -in sei ner Arbeit in bescheidener Weise nicht die, wohl aber eine Mög lichkeit des naturfarbigen Films sieht und gegeben hat. Es bleibt nur eine Frage der Zeit, das Unternehmen auszubauen. Zudem sind die Einrichtungskosten zur Vorführung verhältnis mäßig gering und sür den kleinen Betrieb erschwinglich. Auch diese Errungenschaft reiht sich würdig an die Großtaten deutschen Fleißes und deutscher Intelligenz und schiebt das Filmproblem aus ein neues Gleis seiner Entwicklungsaussichten. E. S. HsäMZ User VIU--N / kscn- / n-'ü-r ^ MOäskLUL clsr Osans / NE / P-I-- pragsr LtisrKs. cHokt am ULNptvakriliOt Ties atmete der Lehrling aus, schnürte seine» Geldsack zu und gina. Wir sahen ihm nach. Wir sahen uns an: „Wie viele mögen fehle»?" „Mindestens ein halbes Dutzend", sagte mein Freund. ' sagte ich. „Wetten?" wegen." „Um was?" „Fünf Franken." „Abgemacht!" Wir trabten hinterdrein. Wir gingen hinter ihm in de" Schalterraum einer Bank. Wir sahen, wie er seine» Geldsack klirrend aus die Marmorplatte leerte. Wie er zagend Häuschen sormie, immer zwanzig Stück in einer Silbersäule. Wie er zitternd Reihen machte. „Von wem?" schnarrte der Kassierer. „Johannes Stücheli u. Co." „Wieviel?" „Dreitausend", stotterte der Lehrling, „dreitausend Fran ken sollen's sein." „Sollen? — sind! Meinst du?" ,I—j—ja v—vielleicht." „Vielleicht? — Was soll das heißen, he!" Mißtrauen hing aus einmal dick« im Raum. Blitzschnell glitten dem Kassierer die Fünffrankenstücke durch die Finger, rasend zählte er, überholte den Lehrling... hundert... tau fend... fünfzehnhundert... zmeitausendneunhundert — „Na. wie isfis mit dem fehlenden Halbdutzend?" zwinkerte ich verstohlen dem Freund« zu, „ich gewinne." »Abwarten " „Zweitausendneunhundertfünfzig... zweitausendneunhun- dertachtzig", schnarrte der Kassierer. „Verspielt", sagte ich schadenfroh. „Zweitausendneunhundertsünsundneunzig... dreitausend.. dreitausendfünf —" „Auch verspielt", lächelte mein Freund. „Drcilausendsüns?" wiederholte der Kassierer streng, „wie kommt das, he?" „Ich — ich weiß nicht." „Ich weiß es", trat ich vor. Dann erzählten wir den Hergang. Unbehaglich trat der Lehrling von einem Fuß auf den andern. Der Kassierer blieb ungerührt. Gravitätisch legte er drei tausend Franken in die Kaffe. Ein Fünfsrankcnstück blieb auf der Platte liegen. Umständlich wusch er sich die Hände — ein Fünssrankenstück blieb auf der Platte... Steif buchte er den Eintrag in die Kasse — ein Fünffrankenstück lag aus der Platte... Zaghaft schob's der Lehrling weiter zum Kassierer hin. Der brummte: „Gehört mir nicht." „Mir auch nicht", sagte der Lehrling plötzlich sest. Der Kassierer sah meinen Freund an. Der lachte: „Ich — ich habe soeben eins verloren." „Also bitte." „Ich auch", sagte ich. Der Kassierer wurde ärgerlick): „Keine Zeit für Rätsel — der nächste!" Da nahm ich mit der einen Hand das herrenlose Geldstück. Mit der andern grifs ich nach der Hand des Lehrlings. Mit den Augen winkte ich dem Freund. So gingen wir zu dritt aufs Postamt gegenüber. Aha, da lags noch im Papierkorb, das fortgeworsene Postamveisungs- formular. Ich nahm es. Ich glättete es. Im Glätten erzählte ich. Der Lehrling mar verteufelt hell, er verstand sofort und schaute auf das Fünssrankenstück in meiner Hand. „Fünf der verlornen fünfzehn wären also wieder da", sagte er vergnügt, „fehlen noch". Ich legte fünf aus meiner Tasche drauf. „Die bin ich von meiner Wette schuldig", sagte ich „Ich auch", sagte mein Freund und legte den dritten Fünfer drauf. Mit der Postanweisung schoben wir die drei Fünfer in den Schalter. Der Beamte erkannte das Formular. Er nickte be ruflich. Solche Fälle gab es oft. Die Postanweisung aber wurde zurückgeschoben. Der amtliche Finger deutete auf eine Stelle: „Absender?" Da nahm ich die Feder und schrieb: „Der Lehrling von Johannes Stücheli u. Co. mit einem schönen Gruß". Am Abend dieses Tages konnte ich nicht schlafen. Als alter Kaufmann fühlte ich etwas nicht recht abgeschlossen. Ich nahm einen Bleistift. „Gewinn- und Verlustkonto", schrieb ich. Dann rechts darunter: Gewinne: 1. Die Witwe. 2. Das Dienstmädchen. 3. Der Lehrling. 4. Mein Freund. 5. Ich. Dann links darunter: Verlust: Keine. „Merkwürdig", dachte ich, „was es doch sür Bilanzen gibt: Fünfc, die gewinnen, und nicht einer, der verliert?" Und schlief vorzüglich
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