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Sächsische Volkszeitung : 08.01.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-01-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192501081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19250108
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19250108
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-01
- Tag 1925-01-08
-
Monat
1925-01
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 08.01.1925
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Nr. 5, Seile 5 Donne.slag, de» 8. Januar 192ü. Vom deutschen Föderalismus Von rlntverfit«tspr»f«ff»r Prälat Dr.Georg Schreib«»» M.d.V. Dc> Föderalismus gehört nach wie vor in die politische Dl-..'sichre des Dentschlums. Niemand vermag ihn zu besei- Haen. Auch nicht jene nnitarischen Weilen von genossenschaft lichen Reichsvevbäuden. die heute säst jeder Berufsstand zeitigt. Der politische Föderalismus ist vielmehr geschützt durchs die Grnndgewalten germanischen Wesens. „Bis in die tiefsten Wur zel» des germanischen Stammes geht das Bedürfnis nach individueller Selbständigkeit, die so wenig -deali- üisch ist mit der modernen, wesentlich generalisierende!', und n'welliercnden Freiheit, das; man sie weit eher als einen Gegen- satz derselben bezeichnen darf. Während der Germane stets den N k zeiit ans die Besonderheit legte, streben die Romanen nach der Verallgemeinerung, ivie deren Urbild das Nöiuertuin die Völker der lialbeu Erde zertreten, um denselben ihren Stem pel auszndriickcn." Mit diesen Worten hat kein Geringerer als N»gnst Rczchensperger Grundprizipien der politischen Seinslehre der Deutschen berührt. Aber über den Begriffsinhalt dieses Föderalismus werden die Anfsassungen stets weit auseinander gehen. Was wir theore tisch und praktisch brauchen, ist eine vornehme und weitherzige Verständigung: sie ist um so leichter gesichert, wenn man dem Föderalismus eine grundsätzlich hohe Wertung cntgegenbringt. Ebenso benötigen wir erber auch eine gedankliche Vertiesnng in das Problem, die sich gleichzeitig nicht scheut. die praktische An wendbarkeit auf die Reichsverfassung und — was viel wichtiger ist — aus die Reichspolitik zu untersuchen. An einer theoreti schen Durchdringung dieser Frage fehlt es in politischen Kreise» weithin. Wird doch eigentlich gar nicht genügend beachtet, dag der Begriff und der politische Seinswert Föderalismus zurzeit eine starke Krisis durchmacht. Nicht wenige treten in der Tn! in eine unzulässige Begrisfsverengung ein, wenn sie Föde ralismus mit Rückkehr zur Monarchie gleichstellen und darin die vornehmste föderalistische Forderung sehen. Umgekehrt glauben wiederum andere dem Föderalismus deshalb das Lebensrecht ab- sprecken zu dürfen, weil die Dynastien gefallen sind. Sie sagen nämlich, das Staatsgesühl der einzeinen Länder des Reiches sei lediglich von den Dynastien entwickelt und entbehrt nach dem Fortfall der Dynastien seines weithin sichtbaren Trägers und auch eines bedeutsamen schöpferischen föderalistischen Prinzips. In diesen Kreisen beruft man sich gern aus Bismarcks Wort „Es sind nicht Stammesilntcrschiede. sondern dynastische Be ziehungen, auf denen die zentrifugale» Eleinente ursprünglich beruhen." Es ist allerdings für den gesunden Föderalismus sehr ge fährlich, ihn mehr oder minder nur auf dynastische Voraussetzun gen und Träger zu stützen. Ebenso einseitig aber ist es, lediglich den Stammesgedanke» zur Begründung heranzuziehen. Der Bau des deutschen Territorialstaats weih nichts davon, datz der Stamm Eckstein und Ansgangspunkt seiner Machtentwick lung und seiner Geschehnisse gewesen ist. Aber auch der Wiener Koiigretz und die nachfolgende politische Geschichte bis zum Welt krieg hin haben den Stamm nicht als politisches Leitmotiv in das Spiel der Kräfte eingesetzt. Wer aber den Stamm als das allein oder fast allein berechtigte organisatorische Prinzip des deutschen Föderalismus der Zukunst ansprcchen will, mutz sich darüber klar sein, daß er damit die bestehenden deutschen Gliedstaaten samt und sonders zerschlagen bezw. umbilden mutz. Dieses Un ternehmen würde übrigens, um cs durchführen zu können, ein hochentwickeltes S t a m m e s g e f ü h l voraussetzen. Für dieses sind viele bedeutsame Ansätze vorhanden, aber keineswegs jene Vollreife, die für diese» Versuch unerläßlich wäre. Der Föderalismus stützt somit seine tiefste Berechtigung vielmehr auf Grundzüge des germanische» Wesens und gleich zeitig auf seine geschichtliche Entwicklung. In ihm spricht sich das Gewordene, die Ueberlisferung. das große Erlebnis von Jahr hunderten als eine ungeheure Lebensmacht aus. Starke Ueber- lieserungswerte sind aber nach wie vor für ein hochstehendes Volkstum unersetzlich und unentbehrlich, eine Lehre, die der So zialismus stets verkannte. Im Föderalismus werden im beson- deren die Kräfte einer historisch geformten Landschaft wirk sam, mit ihren Burgen und Schlössern, mit ihren Städten und ihrem Bauerntum, mit ihrem charakteristischen Gewerbe und Flutzbild, mit ihrer Hochschulkultur und Presse, mit ihrer Bil dung und Güterivirtschast. Es gibt also neben dem Reichs gedanken und der Volkseinheit eine Art engeres, politisches Hei matgefühl und eine politische Heimatkultur und diese kommt im Föderalismus zur Darstellung und Pflege. Im besonderen wirbt für den Föderalismus seine kulturelle Plastik. So ist seine Lebensdauer stark unterbaut. In diesen Einzelstaaten kündigt sich mit der Gewalt eines nicht bloß physikalisch-biologischen, sondern auch geistig-kulturellen Gesetzes das Gesetz der Erhal tung der Kraft und der Energie an. Aber gleichwohl darf dieser Föderalismus nichts Starres, nichts Verknöchertes und lediglich Konserviertes werden. Er mutz sich elastisch und aufnahmefähig, triebkrüstig und schöpfe risch halten. Immer wieder hat er seine Beziehungen zum Reichsbewutztsein und zum Geiste des deutschen Gesamtvolks tums nachzuprüfen. Sie unterliegen stetem Wechs el. Es ist unmöglich, sie lediglich in Bersassungsparagraphen festzuhallen. Es ist vielmehr gut, wenn die rechtlichen Beziehungen von de» ost viel wertvolleren Imponderabilien des Vertrauens, der Mit teilsamkeit. des gegenseitigen Verstehenwollens und des deut schen Gemeinschaftsgedankens getragen werden. Vor allem wird der Föderalismus den grössten Wert darauf legen müssen, außenpolitisch zu sehe». Hier liegen für ihn ernste Ge fahrenquellen, lediglich innenpolitisch zu werten und zu urteilen. Als Deutschland um 189» zur Weltpolitik überging, hat der Föderalismus seine Beteiligung an diesen neuen Aufgabenkreisen oft nur zögernd, ost allzu vorsichtig zum Ausdruck gebracht. Wie mühevoll vollzog sich z. B. an manchen Hochschulen der Glied staaten die Einstellung auf Auslandswissenschaft. Missionswissen- schast, Weltwirtschaft nsw. Man lehnte es vielfach ab, nach „preußischem Muster" zu arbeiten und übersah, datz auch Preu ßen bedeutsam föderative Ausgaben zugefallen sind. Wie zurück geblieben ist ferner durch manche Hemmungen, die von Preutzen kamen, In vielen Beziehungen die Kulturpolitik und Kultur- propaganda des Auswärtigen Amtes. Andererseits hat auch das Reich föderative Kraftquellen, z. B. bei dem Aufbau von Eisatz- Lothringen nicht immer außenpolitisch zu iverten verstanden. Im besonderen wird der Föderalismus in den nächsten Jah ren de» stärksten Wert daraus legen müssen, immer wieder, un erbittliche Ersordernisse der deutschen Auslandspolitik in seine politische Berechnung einzustellen, oder aber er wird in seiner innerdeutschen Wertgellung starke Einbutzen erleiden. Die kata strophale 'Niederlage der deutsch-hannoverschen Abstimmung ist unter anderin ein lebhafter Ausdruck dafür, datz es sich bitter rächt, wenn man versucht, in Zeiten außenpolitischer Hochspan nungen und ernstester Gefährdung der Grenzlande gliedstaatliche Neuorganisationen vorzunehnleu. Angesichts des autzenvoliti- schen Atniosphärendruckes, der eine starke Vollzugsgewalt des Reiches verlangt, ist es im übrige» unmöglich, schlechthin zu Bismarcks Aersassungsmaximen zurückzukehren, die über dies die Wiedereinsetzung der preußischen Hegemonie bedeuten würden. Das Rad der Zeit lässt sich nicht mechanisch zurück drehen. Und solange Reparationspolitik getrieben werden mutz, ist mit dein Primat der Autzenpolitik Ernst zu machen. An dererseits soll gern zugegeben werden, datz die Weimarer Ver fassung nicht so gedeutet und gehandhabt werden darf, datz ihre Anwendung eine stete Quelle der Beunruhigung für die Glied staaten wird. Die Freude am Reich darf nicht verloren gehe». Ferner dürste sich über eine Revision von Einzelheiten der Ver fassung oder über die Zuerkeiinuiig in einer gewissen, jedoch vor sichtigen Anlehnung an Bismarcks Reservatrecht, ivas den Staatscharakter der Länder bctrijst. einmal debattieren lasten. Leichter allerdings dann, wenn die Kritik an der Weimarer Ver fassung die Formen des Matzvollen nicht überschreitet. Dem Föderalismus sesbst obliegt als eine seiner Hauvtans- gaben die Vertiefung seiner Theorie und seines Wesens. Genus; hat das geographisch-politische Gefüge der Gliedstaaten, das »ns der Wiener Kongretz und das Jahr 1866 gebracht hat, eine zähe Lebenskraft erwiesen. Auch das Jahr 1618/19 änderte an der äußeren Form der Organisation, d, h. an der Grenznmschrei- biing der Gliedstaaten, von Thüringen, Koburg und Pyrmont abgesehen, nichts. Das war auch gut so. Im besonderen hat die preußische Klammer sür das Norddeulschland und West deutschland der letzten Jahre sich überaus bedeutsam erwiesen. Sie hat wesentlich das Reich beieinander gehalten. Aber so stark diese historische Beharrung und das Gewicht der Tatsachen sich geltend macht, es fragt sich sehr, ob sie nicht einer höheren Entwicklungsstufe einmal weichen wird, in denen neben historischen Ueberlieserungen auch stäinmische, kulturelle, wirt schaftliche Elemente sich durchsetzen. Allerdings erfordert eine Neuorganisation ein Geschlecht voll hoher staatsbürgerlicher Bil dung, ferner die vorhergehenden Ueöerwindnngen von Zerrissen- heile» »nd Spannungen, die dem Deutschland von heute das Gepräge ailsdrücken, nicht zum iveiiigsten auch die Entwicklung eines hochstehenden Stammes- und Landschaftsgcfühls. Also weitgehende Vorarbeiten n»d seelische Umbildungen sind zu leisten. Als ein gerade in Westdeutschland wirkender Poli tiker habe ich in diesen Zusammenhängen allerdings eines mit altem 'Nachdruck zu erkläre»: Solange es nach ein besetztes Ge biet gibt, solange ferner der Saarstaat an Deutschland nicht zn- riickgegeben ist, solange hat praktisch jede Neuglie derung des Reiches zu unterbleiben. Man mutz selbst die westdeutsche Politik der letzten Jahre mitgelebt haben, um den ilngeheureu Ernst und die Dringlichkeit der Königs- winter Beschlüsse (1921/1922) zu verstehen, in denen die Vertrauensleute des Zentrums, der Sozialdemokratischen Par tei, der Deutschen Volksparlei, der Deutschnatianalen Volkswir te! und der Demokratischen Partei erklärten, „datz sür die Dauer der Besetzung rheinischer Gebiete jede Abstimmung auf Grund des Artikels 18 der Reichsverfassung auch nach Ablauf der in Artikel 167 vorgesehenen Sperrfrist im Rheinland nicht statt- siiiden darf. Wir erwarte», datz auch in andere» Landesleilen mit Rücksicht aus die Lage des besetzten Gebietes Abstimmungs- bestrebungen bis zu diesem Zeitpunkt ruhen, wenn nicht über haupt die Sperrfrist aus gesetzlichem Wege verlängert wird." Das ist ein sehr eindeutiges und zugleich ei» gesundes Bekennt nis zum Primat der Autzenpolitik und zu Gesamtdeutschland. MMe SieilmWioiiille im SS.gchrhmderl Ost ist es beklagt worbe», aas: Deutsche, die nach Nordamerika ailSivaudern, dato völlig in ver angia imeritauischc» Umgebung aufgeheu „nb jo ihr Deutschtum vertieren. Das wirt>a»lste Wege» mittel ist die Anfiedluiig einer größere» Zahl von Familien in ge schlosscuen Siedlungen, wir dies, abgesehen von de» Wolgaden-sty?». >n Sndbrasilie» der Fall ist, dessen dealsche Kolonisten sei! stur hundert Jahren ihr Deutschtum rein erhalten haben. Eine» inter essanten Fall dieser Art finden wir seit etwa 20 Jahren in Kanada: es handelt „m die St. Peter-Kolonie in der Provinz Saskatchewa n und deren Mittelpunkt, die V e » c d i > > i uerabtcr St. Peter. Mittelalterliche Kolonisntion-:iä>ig- kett scheint hier wieder lebendig geworden zu sein. Tie Kolonuai'an und Ehrisiiniiisieruug der bahrische» Ost- u»d Südinark ow heu tiecu Tculjchöstcrr.i!) zur Karolinger,;?°t giug ja b kaimt ich in der W-ste vor sich, datz tu dies?» damals »och stawuchni uud heidnst ye» Gebieten eine Reihe von »lästern gegründet wurden, um d e Herrn» dau» bajmvarstchc Bauern als colonia augeiicdelt wurden, die >>» Verein mit den Mönchen das Land kultivierte» und schließlich auch die ansässige Bevölkerung dem Christentum und Deutschtum ge wannen. Das bedeutendste dieser Kolonisationsklöster in »er Ost mark war K r c m s m ü ii st e r, >m Süden In ui che r. leHinich liegen die Verhältnisse bei der St. Peter-Abtei, »ar das; es sich lster lim d>e Besiedlung einer vorher fast unbewohnte» Gegend handelt Bis 1602 war die Gegcno noch Wildnis: da wurde in diestnir Jahre die Eiscubahn von Winnipeg nach Regina und etwas wäcer nach Pnnce Albert seniggestestt. Um nun den Einivandererstrow. der größtenteils auS Tcnt'chen bestand, in geordnete Bahnen zu lenken, beschloß die St. Johannes Abtei in Evllcgcville kMinuc- svta U. S. AI, eine Gründung des Erzavtes Bonisaz Wimmer rvu St. Vinzenz (Pa), der von Metten aus den Benediijincc- vrde» in Nordamerika eingesührt batte, in dem neu erschlagenen Gebiet ein Kloster als festen Mittelpunkt zu errichten und um dasselbe herum katholische deutsche Auswanderer anznsievekn. Pater Bruno Dörfler brachte im Oktober 1902 die ersten 23 Än>i..s!ce Ui die iienzugründeiide St. PeterS-Kvlviiie, bis Dezember hatten sich schon 1000 Personen „ m Heimstätten in der Po lo » > e beworben. Ein Vertrag mit dem Diözestanbubos sicherte den Benediktinern die Seelsorge für die ganze Kolonie. Diese ist in den 20 Jahren mächtig gewachsen und zählt 20 P sar - ceicil mit 10000 Seelen. Ter .Hauptort ist aaS Slästth-n M ü n st e r, wo auch die Abtei liegt, daneben gibt es Dörfer mit ven echt deutschen Namen Engelseld, Humboldt, Loeseld, Annalicim, Wiiidtborsr, Breme», Fulda »sw. 1909 bauten die Mönche eine prächtige Kirche, 1911 wurde das Kloster Abtei, Pater Bruno Dörfler der erste Abt. Nach dessen Tod 1909 wurde Pater Michael Ott zu seinem Nachfolger gewählt. 1921 wurden dem Kloster zur Anertennnng seiner Verdienste von Papst Benedikt XV. die Rech-e ct»cr Abtei nullius verliehen, d. h. der Abt hat zugleich die bischös- l'chcu Jurisdiktivnsrechte über die ganze Kolonie. Anker St. Peter besitzen nur noch 10 Abteien von 160 Klöstern deS Vencvlk- tiiierordenS dieie Auszeichnung. Abtei und Kolonie stellt so wak» hafl ein KolönisativnSttoster dar und bildet eine deutsche Enklave ui englischer llmgebnng. Tie Patres der Abtei geben auch ein Wochenblatt in deutscher Sprach? heraus, die das modenie Binde mittel vieler patriarchalischen Grotzfainitie bildet. Ten „St. Peters- Boten", redigiert von Pater Jv'ef Sitienancr, eine»! geborenen Münchener. Seit drei Jahren unterhält die Abtei auch eine MUtellchnte. Tie Vcreinstätigkeit ist blühend. Mehrere Mate h,,t auch schau ein „Katholikentag" sür die ganze Kolonie stattgesuudcu. Vierhundert Jahre Franziskaner in Amerika 192t jährte sich zum SO». Riale der Tag der ersten Anknnst von Franziskanern unter Anführung von P. Martin de Laien- cia i» Mexiko und damit in Nordamerika überhaupt. Diese Franziskaner, welche die Geschichte als die zwölf Apostel von Mexiko bezeichnet, traten am 25. Januar 152-t von San Lucar de Barreineda im südlichen Spanien aus die Reise nach der neuen Weit an uud kamen am 12. Mai nach dem Hasen San Ina» de Uiua, am folgenden Tage aber »ach der Stelle, wo sich heute die blühende Stadt Vera Cruz befindet. Einen Monat später wurden die zwölf Franziskaner van Cortez bet der Stadt Mexiko bewillkommnet und am 13. Juni, dem Feste drs hl. Antonius von Padua feierten sie ,znm ersten Riale in Mexiko, wie überhaupt in Nordamerika, ein limitiertes jeier- liches Hochamt. Cortez geleitete sie dann nach Tezcuco. unge fähr 35 Meile» von der Hauptstadt entfernt, wo sich ein Jahr vorher drei inoffiziell aus Flandern «»gekommene vlämische Franziskaner niedergelassen hatten. In dem Palast eines früheren Indianerhäuptlings fanden die zwölf Apostel Mexikos ihr Unterkommen und verbrachten die nächsten zwei Wochen daselbst in Gebet und Betrachtung. Am 2. Juli, dem Feste der Heimsuchung Mariä, hielten die spanischen Franziskaner ein Kapitel ab in dem ihnen von Cortez in der Hauptstadt zur Ver fügung gestellten Kloster, wohl die erste offizielle Beratung von Dienern der Kirche, die in Amerika gehalten worden ist Die Mach! der Drei Ein Roman ans dem Jahre 1955 Von Ha»S Dominik, üvi'vnghl 1923 by Ernst Keils Rnchf. (Aug. Scherl), G ,» b H.. Leipzig. — Nachdruck verboten. (81. Fortsetzung.) „Jane?"... T'ana Iprang auf. „Arme Jane! Ich will Euch zu ihr führen." Langjaul und zögernden Schrittes ging sie vor den beiden Männern nach der Vlutbuche hi», bei der sie Jane wußte. Bei dem Klang der nahenden Schritte blickte Jane empor. Ihre Augen wanderten von dem einen zum anderen. Dann erkanntö sie Atma, sprang auf uud lief ihm entgegen. „Atma! Atma! Tu... du hier?" Glück »nd Frende strahlte aus ihren Miene». „Atma, du bist hier? Wo ist Silvester? Wo hast du Silvester?... Wann lommt er?... Wann holt er mich?" Atnia stand unbeweglich. Mit beiden Armen hatte er die Gestalt Janes aufgefangen, als sie ihm entgegenlief. Sir hing an seinem Halse. Er hielt sie nur noch mit der Linke» nm- jckliiiigen. Drückte die Linke fest auf ihr Herz, während er mit der Rechten das zarte blonde Haupt auf seine Schulter niederzog. ihr langsam über Stirn mio Augen strich. Langsam, wie schwere Tropfen fielen oie Worte von seinen Lippen: „Silvester... dein Mann.. .Ist tot." Jane zuckte Mammen. Regungslos lag sie da in Atmas Arm, ließ sich von ihm zu der Bank führen, saß immer noch in seinem Arm neben ihm. „Silvester Bursfeld ist tot." In der Stille des Herbstmorgens drangen die Worte bis a» das Ohr Dianas, die sich an den Arm ihres Gatten klam merte. Und noch ein drittes Mal wiederholte Atma die traurige Knude, während feine Linke das stockende Herz Janes znsniu- iilei,preßte. „Silvester Bursfeld, dein Gatte, ist tot." Jane Bursfeld hörte die Worte, ohne ,^u weine», zu Nagen. Langsam hob sie ihr blasses Haupt, starrte m ven joniiigen Himmel, blickte, sann und hörte, was Atma sprach. Von der letzten Stunde Silvester? iprach Atma. Wie ihm der letzte große Wnrs gelungen. W>c er seine Entdeckung zur höchste» Vollendung gebracht. „ Tie starre llnbewegthcit Janes wurde durch ein lestes Zittern erschüttert. Weiter sprach Atma. Das; Silvester dahingegaiige» iei, die letzte Botschaft Janes in» Herzen. Wie sie ihn fände», >m Tode noch ei» Lächeln ans den Lippe», den Depes.he„stcejf?„ in den erstarrten Händen. Jane hörte es, und ihr starrer Blick leuchtete auf. Ihre Lippen zuckten noch, ihre Mienen wnrde» ruhiger. Atma iprach» und langsam ließ der Druck seiner Hand auf ihr tief und gleichmäßig pochendes Herz nach. „Sein Name und sein Rus leben in deinem Schoß fort. Sorge sür Silvester, indem du sür sein Kind sorgst und lebst.. Er ließ seine Arme sinken. Frei stand Jane vor ihm. Doch sein gewaltiger Einfluß wirkte weiter. All ihr Fühlen, clle ihre Gebauten konzentrierte er auf das keimende Lebe» in ihrem Schoß. Ein Lächeln trat auf ihre Züge. Ihr Antlitz gewann die zarte Röte wieder. So schritt sie an Soma Atma vorbei. So a» Lord Horace und Lady Diana vorüber dem Schloß zu. In den Armen Atmas hatte sie das Furchtbare des ersten Schmerzes überstaiiden. Ihr künftiges Leben, ihre ganze Zu kunft war dein Erben Silvesters, dem Erben der Mach! ge weiht. Diana Maitland sah Jane ans das HauS zuqehe,,. Sie zitterte unter dem Eindruck der Szene. Sie halte gefürchtet, Jane weinen, Jane niederbrechen, Ja»e sterbe» zu fchca. Uno sah sie ruhig »na gefaßt sortschreiten. Sie fühlte die eigene» Knie wanken und stützte sich fester aus den Arm ihres Gatten. Atma schritt langsam Ju»e Bursfeld »ich. Er kam ,u, Lady Diana und Lord Harare vorüber. Sein Schritt verzögerte sich Er blieb stehen. Sei» Blick umfoßte die Gestalt Dianas, wie er vorher ans der Janes geruht hatte. Voll össnetcn sich seine Lippen. Glan; strahlte aus seinen Blicken. Langst,,» sprach er... stockend, abgerissen, wie von einer sreinde» Macht getrieben: Gesegnet ist das Haus. Tie Erben zweier Geschlechter werden >» seinen Mauern geboren... Sorgt sür sie!... Hütet sic!..z Sie tragen die Zukunft... das Schicksal bestimmt sie zu .. Großem ...!" Er ging weiter... „T'ana! Was sagte der Inder? . . . Was meinte er . . Zwei Erbe»!" Diana Maitland hatte den Blick zu Boden gerichtet. Load Horace zwang sie mit sanfter Gewalt, den Kopf zu erheben, ihn aiiznsehe». „Zwei Erben! Diana! WaS meinte Atma?" „Er sah und sagte, was ist." » „Diana!" „Horace!" ES waren nur zwei Worte, zwei kurze Namen. Aber in ihnen lag ihre Zukunft. So zärtlich »nd behutsam führte Lord Horare Lady Diana dem alten Stammschloß der Maitlands zu, als habe er den kostbarsten Schatz im Arm. » Dreifach hatte das Schicksal Glossin getroffen. Ehrlos, mgchtkvs „nd niittellos mußte er die Staaten verlassen. Z„ spät begriff der sonst so Schlaue, daß die Zeit sür die Methoden und die Moral der Gewaltherrschaft vorüber war, diß Männer mit anderen Grundsätzen das Negiernngssteuer ergriffen hatten. AnS der Macht war er gestoßen, die zwanzig Jahre sein Element war, ohne die er nicht leben und atmen zu können glaubte. Die Millionen, die er in den Jahren der Macht errafft »na an sich gebracht hatte, waren ihm genommen. Gerade so v cl blieb ihm nach oen Wort?» und dem Willen William Bakers, daß er bei England nicht zu betteln brauchte, um sein Lebe» z„ friste». So kam er nach Englana zurück. Am Morgen nach jener Sturmnacht, in der die empörten Pitrioten ihn ans Washington verjagten. Nur noch ei» Gefühl hielt oen Willen zum Leben »n ihm aufrecht, fesselte ihn an das Leben. Seine Liebe zu Jane Bursfeld. Jane war t,n Hanse der Maitlands. Sollte er sich seht, e>n verfemter Flüchtling, dort zeigen? Sollte er vor Lord Ho- »arc hintrcte». das Mädchen, das er dort als seine Nichte gr- tasse», zurückverlangen? Diese Fragen waren heikel. Zuviel war seit oem Tage, an ven, er das Versprechen erhielt, geschehe». Dir n»bec>!»nte Mackt war anfgetreteii. und ihr Austreten hätte den Sturz des Tütators wohl auch ohne Glossin bewirkt. Der Umstand innßte auf di? Größe der englischen Tanlbartcit verringernd wi''icki. lFortsetznng folgt.)
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