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Sächsische Volkszeitung : 08.01.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-01-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192501081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19250108
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19250108
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-01
- Tag 1925-01-08
-
Monat
1925-01
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 08.01.1925
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romirr»ta§ den 8- Januar 1925. »Ir. h, Seil, 3 TagesneuigkeUen Nach , IUI Libs Innen be- Lo teilt der Wetterdienst der Deutschen Sc«. dem Slurm Ai,-t,sa«g d»s «ochwass«»» Die Stürme, die i» den letzten Tagen den Weiten und Ro den Europa'- heimsuchten, scheinen grisse» zu sein. waeie mit: ^ . . .. . . r>>- «riien Tage des neuen Jahres brachten Sturm und Regengüsse. .'ei einer Temperatur, die eher herbstlich als w!n- trrttch ist Seinen Höhepunkt erreichte das Unwetter am Sonn ten Ei»' jü'werer Sltirnnvirbcl ist ungeheuer rasch vom Ozean über irnaland nach Dänemark gezogen und ha! an der ganzen Nordserkiiste schweren Schaden angerichtet. Seit Montag ist es stUier geworden, und es kann niit eine», weiteren Absianeu des'Sturmes gerechnet werden. ^ ^ . Auch das H ochmasser in W e ,t d e u t s ch l a n d ist , ,n Sinken begrisse», wie aus folgenden Meldungen hcr- Kcine Hochwassergefahr für Köln. Durch die anhaltende» Regengüsse der letzte» Tage wurde die Befürchtung gehegt, das; der Rhein wieder über seine User tre'rn würde Wie die Hafendireklio» in Köln mitteilt, be steh- jedoch keine Hochwassergefahr. Durch das Montagvormit tag eingetretcne, vorwiegend trockene Wetter sind weitere Regensälle nicht zu erwarten. Aus Mühlheim a. d. Ruhr wird gemeldet: Die Hochwassergefahr im Ruhrtal kann als beseitigt angesehen werden. Das Wasser geht langsam zurück. Auch die Neben flüsse der Ruhr, die Lenne. Ennepe und Volmc. melden ein anhaltendes Fallen des Wassers. Die Beseitigung der Hoch wasserschäden dürste noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Der Schaden lässt sich ziffernmäßig noch nicht seststellen. Im Bezirk Cassel lassen seit Montagnachmittag die Telegramme ebenfalls ein langsames Sinken de- Hoch wassers erkennen. Ueberall war in den Frühstuiiden am Mon tag der höchste Wasserstand erreicht. Baden glimpslich davongekomnicn. Ter seit Tagen wütende Föhn hat in Baden nicht so großen Schaden angerichtet, wie gleiche Erscheinungen in früheren Jahren. Aus dem Hochschwarzwald wird nur geringer Windbruch gemeldet. Auch die Beeinträchtigung des Telegra phendienstes durch den Sturm bleibt in normalen Grenzen. Gröbere Störungen kamen nur im Karlsruher Stadtnetz vor. Hochwasser trat nicht ein. Die weggetauten Rodelbahnen. Im Niese »gebt rge niedergegangene Regensälle und heftige südwestliche Stürme haben sämtliche Schneebestände fast restlos aufgezehrt. Auch aus dem Kamm ist der Sckneebestand bei einer sommerlichen Temperatur von 6 bis 8 Wärmegraden stark zusammengeschmolzen. Die Sport« bahnen sind zum Teil wieder zerstört und nur strecken weise befahrbar. Aus dem Kamm taut es weiter heftig. In Schreiberhau zeigte das Quecksilber am Montag 10 Wärme grade. Slurmschö-en zur See Hamburg. 7. Januar. Wie das „Hamburger Fremdenblatt" meldet, ist der norwegische Dampfer „Erivan" in der Nähe der Kergncleninscln mit der gesamten ans 25 Mann bestehenden Be satzung uiitergegangeit. Fm Auhenl>asen von Reikiavik ist nach einer Meldung desselben Blattes der norwegische Dampfer „In ger Benediete" mit einem irischen Fischdampfer znisammengestoßen und sofort gesunken. Die Mannschaft konnte gerettet werde». Kopenhagen, 7. Januar. Der deutsche Dreimaster „Gustav Stein" aus -Hamburg wurde havariert und nach Friedrichs Hasen riiigeschlevpt. Das FleNnerschiff „Buckau" im Slurm Kiel, 7. Januar. In dem schweren Sturm, der in den setzten Tagen die Ostsee heimsuchte, erwies das Flcttnerschiss „Buckau" seine bisher noch unerprobie Seetüchtigkeit bei schwerem Wetter. Das Schiff erreichte eine Gcschindigkeit von neun Knoten und widerstand allen Böen und Brechern. Die Hanseatische Molorschissahrt-Akt.-Gcs. in Hamburg, der die „Buckau" gehört, will jetzt das Schiss am Donnerstag in den Timst steilen. Die erste Reise soll über Flensburg nach Lübeck und von dort wahrscheinlich nach Schiveden gehen. Zurzeit findet eine letzte Probe »ach Eckernförde statt. Grosse Goldfunde in Sibirien Kopenhagen, 7. Januar. Nach einer Meldung aus Mos kau soll im Aldo», einem Nebenflüsse der Lena, ein Goldfeld gefunden worden sein, das sich über ein Gebiet von mehr als 500 Quadratkilometern erstreckt. Die goldführende Sandschichi liege 2 Meier unter der Erdoberfläche. Die Nachricht über den Goldfund habe eine Völkerivanderung nach der Gegend hervor gerufen. 7000 Menschen sollen schon beim Goldgräber! sein. Praktiken der Opiumschieichhändier Leipzig. 7. Januar. Bor dem Geineinsamen Schöffengericht fand o-ntern.ein interessanter Deirugsprozeh statt, der die Prak tiken der Opiumschleichhändler znm Gegenstand hatte. Sämtliche acht Angeklagten betrieben !m November vorigen Jah res ecken schmunghasten Handel mit Opickm. und zwar üblen sie !h Treiben hauptjüch'.-ch in Hamburg ans. Der Handelsvertreter I ->e! von Wehde und der Kraftwagenführer Ernst Telle aus Leip zig liehen sich von dem Kansmann Fritz Irrgang aus Schiede» ha:fen bei Osnabrück, den sie für ihre Gesckiäfte gewannen hat te", den Betrag van 7000 Mark nusdändigen, um grössere Men gen Opium auizukoufen. Die Angeklagten lieferten aber statt Opium nur eine Zusammensetzung von Schlemmkreide und Kalk, so dah Irrgang bald daraus in Konkurs geriet. Als dl« Betrüger später wieder in Homburg grössere M-ngen Opium an den Mann b-ingen wallten, gelang es Irrgang, sie ssstnehmen zu lassen, v. Weh>. erhielt ein Jahr. Teile eia Jahr drei Monat-, und der en dein Betrüge ebenfalls beteiligte Hübner aus Hamburg drei Monate Gefängnis. Die übrigen Angeklagten, unter ihnen auch Itrgang, wurden wegen unerlaubten Handels mit Opium zu je 100 Mark Geldstrafe verurteilt. Barmai-Auiifker Berlin, 7. Januar. Tie Vernehmung der Brüder Varmat hat noch nicht begonnen.^. Zunächst sind gestern die Aussagen der Ilnterdi'.-clt-orcn de? Konzerns nochgeprüjt worden. In der Angelegenheit Knttsker ist g"ste«n mtt sie rtch- ierl'chen Vernehmung der Heiden Söhne des Generaldirektors Kntitter und de» Prokuristen Bley b-aonvcn worden. Der ver loster« Prokurist der Nolh-R.-G. M.,lss ist auS dcc Hast ent- lassen worden. Ter gestrige Doppclsclbfimord des Bankiers Fr «Müder und seiner Frau ist in der Hauptsache auf die Ver haftung des Prokuristen Wolfs, «Iiir» Stiefsohnes des Bankiers znrii.hwsilhrkii. Sin neues Konvrar Nach Blättrrmelo-.ingeu hat der bekannte Berliner Rechts anwalt Jnstizrat Werthauer den sächsischen Staatsstskus wegen einer Hoaorarsorderung für Nrcktsbcratung in der Auseinander setzung mit dem vormaligen sächsischen Königshaus verklagt. Die honerarfordernng beläuft sich auf nicht w-ngee als »'4 Million Mark, also rin Mehrfaches deS Barherrages, den das vormalige Königshaus auf Grguo der A,irelna»dcrjetzn„g erhalten hat. Die Berufung des Herrn Werthauer als Srch- v'rstäiidlger ist seinerzeit dur chden Ministerpräfidciiten Tr. Zeig- ner erfolgt» n»d zwar ohne Zustimmung des FinoazmuristeriuniS. AuS diesem Grunde hat die sächsische Regierung die Ho„o,'arsmde- rnng des Berliner Rechtsanwalts abyclehiit. Die erste Reichslagssitzung Unser parlaineiitarischer Bertteter im Neichslog schreibt uns Mit allen Anzeichen einer lebhaften Spannung vollzog sich der Zusammentritt des am 7. Dezember neugewähite» Reichstages, der de!« vorangegangenen 5-Monate-Reichs>ag ab- zuivseu beruseii sein wird. Ob ihm dasselbe Schicksal wie seinem Borgänger zuteil wird — wer möchie das heule ein für allemal entscheide»? Das; die wenn auch stark zusammen- geschniolzene radikale Opposition nicht darin denkt, ihre frühere Haltung zu revidiere» und wenigstens die glatte Durchführung der parlamentarischen Arbeiten selbst zu ermöglichen, hat schon der Reichstagsbeginn gezeigt. Line Gruppe von etwa 10—50 Radikale», die ja die Sabotage der Parlanientsverhandlungen sich mit allen Mittel» zum Ziele gesetzt haben, ist ans jeden Fall eine ganz ungeheuerliche Belastung. Wenn auch die Oppo sition der Nalionolsozialislen Kanin mehr entscheidend ins Ge wicht säilt und wenn, wosür schon die ersten Anzeichen sprechen, gerade in diesen Reihen sich doch allmählich die Auffassung durchsetzt, datz »iit diesen Methoden und »och dazu Seite an Seite mit den Kommuniste» kein parteipolitischer Gewinn ein- ztiheimsen ist, so »nutz man doch darauf gefaßt sein, das; cs nur der allerstärksten Zügelsührung durch einen ener gischen Präsidenten möglich sei» wird, die Stimme des Volkes durch die erwählten Vertreter zur Geltung zu bringen. Schon für den ersten Tag, den 5. Januar. Hallen die Kommunisten nicht nur etwa in Berlin, der immer unruhigen politische» Zentrale, vielfältig und systematisch dahin gearbeitet, das; Delegationen mit bestimmtem Auftrag in den Reichstag, in die Wandelhallen und, wenn möglich auch in den Sitzungssaal kommen, uni das schon reichlich bekannte und all mählich langweilig gewordene Radau-Schauspiel anszujvhre», von dein alle, die es jemals milericbtcn, immer nur das sichere Gejühl hatte», datz es sich hier »in eine Schaustellerei, »m eine ekle Heuchelei Handel!. Auch ans den Betrieben des ganzen Reiches hat man solche Deputationen geworben, auch die Erwerbslosen waren mobil gemacht worden, von denen „Räte" »ach Berlin geschickt wurden, und immer wieder fragte inan sich, woher denn die Gelder für diese nicht geringen Auswen dungen kämen! Auch dafür war gesorgt worden, oatz «in den Reichstag herum sich Gruppen bewegten, die den Auftrag hatten, zu demonstrieren, die aber, dank einer außerordentliche» Vorsicht der Berliner Schutzbehörden nicht zu ihrem Ziele käme». Nicht nur der ganze Reichstag und seine Umgebung standen unler besonderen Licherheitsvorkehrungen, sondern auch die ganze Bannmeile um den Reichstag herum, in welcher sich vor allem das Regierungsvieriel befindet, war besonders gesichert durch Berittene, Radsahrende und Polizei zu Fuß, die aus einen erhöhten Alarm zustand gebracht mar. Versuche, trotzdem Züge zu bilden, um vor den Reichstag zu gelange», wurden im Keim erstickt. I» verschiedenen großen Berliner Industrie- Betrieben war aus das Kommando der komniunkstischen Zen trale um 10 Uhr vormittags dte Niederlegung befohlen und zum Teil auch erzwungen worden. Es wurden Reden gehal ten. in denen unter dem Vorwand der Schilderung der sozialen Notlage sogleich die politischen Forderungen, insbesondere der Freilassung der politischen Gefangenen und der Errichtung einer „Arbeiter-Regierung" erhoben wurden. Aber auch diese Aktionen verpufften, weil sich die Mehrzahl der Arbeiterschaft doch den gesunden politische» Sinn bewahrt hatte und die Lockungen der bolschewistische» Werber ablehnte». Es kam dabei teilweise zu stürmischen Auseinandersetzungen, bei denen aber die Kommunisten durchweg ins Hintertreffen gerieten. Im Reichstagsinnern leibst herrschte demgegenüber eine absolute Ruhe. Bis zur Mittagsstunde gewahrte man säst überhaupt keinen Abgeordnelenbesucher im Hause, da Fest- gottesdie nste für die Mitglieder beider Konfessionen nach altem guten Brauch als Auftakt sür die parlamentarischen Arbeiten abgehalte» wurden. Die katholischen Mitglieder der wieder zusammentretenden Parlamente des Reichstages und des Landtages versammelten sich zu einem feierlichen Hochamt in der Hedmigskirchs, die evangelischen im Dom. Das Hochamt in der Hedwigskirche wurde zelebriert von dem Fraklionschef der Bayerischen Volkspartei, Prülolen Leicht. Auch der Weih bischof Dr. Deitmer wohnte dem Gottesdienste bei. Mit den Frakiionschess, den Mitgliedern des Vorstandes waren die Minister und die Fraktionsmitglieder, soweit sie schon in Berlin ringst,ossen waren, zugegen. Erst um die erste Nachmiltagsstunde wurde es lebendiaer im Reichstag. Die Fraktionen traten zu unverbindlichen Be sprechungen zusammen. Einige hielten auch berciis osfizieile Sitzungen ab. Im großen und ganzen stichle inan zunächst ein mal. „Tuchfühlung" zu gewinne». Die entscheidenden Be ratungen wurde» erst »ach der Konstituierung des Reichstages ausgenommen. Im großen und ganzen wird es bei der Bestellung der Geschäftsführung des Reichstages kurz und schmerzlos zugehe». Die Sozialdemokraten erheben als stärkste Fraktion den An spruch aus die Stellung des Präsidenten und haben dafür Loebe benannt. Es gibt keine Partei im Reichstag, die die persönliche» und sachlichen Qualitäten des Abgeordneten Loebe für diese Eigenschaft bestreitet. Loebe hat auch in großen nationalen Momente» immer den richtigen Ton gesunden. Seine Objektivität, aber auch seine Energie, mit der er seinerzeit die ' Konrnniniften-Ttiinulte meisterte, lassen den Parteien, soweit nicht porteipolilische Momente ins Gewicht fallen, die Wahl Loebes zweifellos als eine gute erscheinen. Zu Bizeprüsiden le» dürfte das Zentrum wieder den Abgeordneten Beil stelle», als weiterer Vizepräsident wird ein deutsch- nationaler Abgeordneter i» Frage kommen, der im gegen- wärlige» Augenblick lisch nicht benannt ist. Große kainps- bewegte Anseinandersctzlmgen werden sich wegen der Besetzung des Präsidiums sicher nicht ergeben. Im übrigen wird aber auch der Kampseseiser nicht allein, wie die Ersahrnngen. die inan bisher bei de» Schwierigkeiten der Regierungsbildung gemacht hat, gedämpft sein, sondern auch die unmittelbar vor der Tür stehenden entscheidenden Frage» der Innen und Außenpolitik werden den Zwang zur Arbeit und zur Tat ohne hin nachdrücklich genug fühlen lassen. Die Platzverieilung im neuen Reichstag In der Anordnung der Plätze hat sich eine wesentliche Aenderuug nicht vollzogen. Dadurch, daß die Kominunisten zrisammengcdräugt wurden, die Sozialdemokraten aber zrigc- nommen haben, während im ganzen genommen die beiden Par teien etwa die gleiche Mitgliedcrzahl wie früher haben, war es nicht notwendig, i» den beiden Blocks der Bänke der Linke» eine Acnderung herbeizusühren. Nur sind die Sozialdemo kraten recht tief in die kommunistischen Bänke eingedrrmge». Die Demokraten sind wieder seitlich von den Sozialdemokraten untergebracht. Das Zentrum sitzt nun ivicder in einem eigenen Block, genau in der Milte, genau im Zentrum des Sitzungs saales und bildet eine vollständig, auch äußerlich geschlossene Einheit. An das Zentrum schließt sich dann die Bayerische Volks partei, aber schon in diesem Block sitzen die Abgeordneten der Deutschen Volkspartei. Die Volksparteiler verteilen sich auch »och aus eine weitere Platzgruppe, und zwar aus den Bänken, die bisher die Nationalsozialisten inne Hallen. Diese selber sind nunmehr ganz nach hinten gerutscht zwischen Volkspariei und Deulschnationale. Ihre Sitze beginnen jetzt erst in der siebenten Bank und Lridendorff hat seine» Platz in der zehnten Bank. Ludendorff selbst ist in der ersten Sitzung nicht zu gegen. Er meldet sich nicht beim Namensaufruf. Die Rest- bänke nach rechts füllen dann die Deutschnationalen. Tie kleineren Gruppen sind je nach ihrer Stellung zwischen die Parteien verteilt so zwar aber, daß sie die rückwärtigen Sitze innehabe». Die Zusammensetzung der Fraktionen wird im großen und ganzen eine wesentliche Acnderung gegenüber dein bis herigen Zustand nicht erfahren. Wenn auch »och nicht die Reichstagssraktione» die Konstituierung durchweg vollzogen habe», so ist doch im allgemeinen ein bemerkenswerter Wechsel in der Führerschaft nicht vorzunehmen. Bei den National sozialisten scheidet allerdings der nicht wiedergewählte Abg. Mulle aus. Der Wechsel in der Leitung der deulschnalionale» Neichsiagssraktion — Schiele gegen bisher Hergt — ist ja be reits vor längerer Zeit vollzogen worden. Auch in de» übrigen Parteien werden im großen und ganzen die bisherigen füh rende» Persönlichkeiten wieder zur Führung bestellt. Die Ausschüsse des Reichstages werden erst gebildet, nach dem auch das Präsidium vollständig ist. Indessen haben die Vorbesprechungen unter den Parteien über die Besetzung der Einzelausschüsse staltgesunden, und auch hier wird man sich im große» und ganzen an die biskcrige Uebung halten. Dis Aus schüsse werden im allgemeine» unter derselbe» Leitung stehen, wie das im letzten Reichstag der Fall war. Auch dadurch soll eine Konsolidierung und Beschleunigung der parlamentarischen Arbeiten erreicht werden. Der 4. Insurgenlen-Prozetz Leipzig, 7. Januar. Var dem 4. Strafsenat des Reichs gerichts fand der 4. Prozeß gegen Angehörige des polnischen Jnsurgentenverbandes statt. Zu veraiitworten hatten sich ver Zi garrenhändler Paul Buchta aus Rosdzin im Kreise Kottewitz »nd 15 tveitcre Angeklagte. DaS Urteil lautete gegen B.ichü.1, der eine führende Rolle spielte, auf 3 Jahre Festungshaft und 1000 Mark Geldstrafe, gegen 4 weitere Angeklagte auf 4 Monate Festungshaft und 100 Mark Geldstrafe, gegen die übri gen auf 0 Monate Festung nnd 200 Mark Geldstrafe. Bel Bucht r wurden die Geldstrafe und 4 Monate der Untersuchung anqerrch- net. Sämtliche übrigen Strafen lind durch die Untersuchungs haft verbüßt. Gegen Buchta nnd 4 weitere Angeklagte, die die polnische Staatsangehörigkeit erworben haben, wurde rußer- dem auf Ausiveisung aus dem deutschen Staatsgebiet erkannt. Kleine Nachrichten In Ranzenbach bei Diilenberg verwandte nach der „Vos- sischen Zeitung" ein junger Bergmann zum Ne-ufvhrsschießen Dy- namitpatranen. Der leichtsinnige junge Mensch wurde von einer explodierenden Patrone buchstäblich in Stücke gerissen. Zcim Zusammenstoß zweier Personenzüge auf Mauritus sInsel im Indischen Ozean) wurden drei Personen getötet »nd 60 verletzt. 7 Die Hamburger Auto« fahren wieder. Die Kraft- droschkenbesitzer i» Hamburg haben, nachdem ihnen von der Polizei nrii Entziehung der Konzession gedroht worden ist, beschlossen, den Betrieb In vollem Umfang wieder auszunehmen. -s- Grotzeo Schadenfeuer. Lu« Osterode an, Harz wird gemeldet Emern grivaltigen Schaarnseuer siel die zum Gute Uehrde gehörende Guslavscheune mit »er gesamten Erntevorräten von 280 Morgen Laich zum Opfer. Außerdem befanden sich in der Scheune 1100 Zentner Stroh und eine Dreschmaschi i«. Man vermutet Brandstiftung. Die Polizei hat bereit» drei Jugend liche. di« als Täter in Frage kommen, verhaftet. -f Mord und Srlbstmord bei Vohmk» (Sächsische Schweiz^ Am Sonuabcudnachmittag fand nnn im Lohmener Forstrcviee cin junges Paar erschossen aus, desseu Aufhebung am Sonntag früh erfolgt«. Wie der Arzt Dr. Schölte, Lohmen, seststellt«, muß der Tod der beiden am Sonnabcnvvorniittag eingetrrteck srin. Das junge Mädchen hätte zwct Schüsse im Kopf, der junge Mann «inen Schuß in die Schläfe» so daß anzunehmen ist, daß der junge Mann erst da« Mädchen, dann sich selbst erschossen hat. Wer die beiden sind, konnte noch nicht festgcstellt iverde», doch handelt es sich vermutlich um einen gewissen A. Kaiser auS Stettin» da in dem Hute des jungen, etwa 22 bis 24 Jahre alüen Mannes ein Monogramm A. K., Stettin, »nd in jeincr Arm- baiidnür der Name A. Kaiser cingekratzt war. Sonst waren alle tzrkennuitgSzeichen entfernt, und auch Papiere fand man bei be-de» nicht vor. Sm 8« Ser MeMm Ser MEen Muse Die Frage nach der Uebersüllung der akademischen Be rufe ist nicht nur ständiger Gegenstand Ver Beratungen der Berussverbände, sondern ist auch bedeutungsvoll sür alle Ellern, die Kinder haben, deren Ausbildung aus höheren Lehranjialicn erfolgt. Daher dürste-folgende Uebersicht über den Besuch der preußischen Universitäten vor und nach dem Kriege, die der Amtliche Preußische Pressedienst der „Sta tistischen Korrespondenz", dem amtlichen Pnblikattonsorgan des Preußischen Statistischen Landesamts enmimmt von allgemei nem Interesse sei». Die Gesamtzahl aller Studierende» betrug i.-n^Som- »tersemesler 1913 20 640 ldaruntcr 2102 Frauenj. im Som-.n>-r- semester 1814, 30113 (darunter 2360 Frauen). Vergleicht man hiermit die Zahlen des Sommersemestcrs 1024, so ist zu berück sichtigen, daß bei der Zisser aller Studierende», die sich auf 29 761 belief, die Studierenden der Universitäten Köln und Frankfurt a. M. mit einbegriffen sind, die in den Zahlen von 1913 und 1914 fehlte». Ohne diese beiden Hochschulen waren an preußischen Universitäten im '.ctzicn Sommerseincster 22 0--1 gegen 29 389 im Sommersemester 1923 und gegen 26 >98 im Wintersemester 1923/24 Studierende immairikniiert. Aus der Uebersicht ergibt sich, daß die Gesamtzahl der Studierenden, die im Sommersemester 1923 weit über der Vor kriegszeit stand, seitdem stark z u r ü ck g c g a n g e» ist. Sie steht heule, wenn man Köln und Frankfurt a. AI. hinzuzählt, ungefähr auf der selben Höhe wie in der Vorkriegszeit. Tat- sächlich ist also die Zahl der Studierenden jetzt geringer als vor dem Kriege, ein Rückgang, der zweifellos auf die Verarmung des Mittelstandes zurückzusühren ist. da dieser stets die Haupt masse der Studierenden lieferte. Die Zahl der iveibiichcn Stu dierenden ist zwar seit dem Sommer 1923 zurückoegangcn, ist aber im Unterschied mit den Männern immer noch wesentlich höher als vor dem Kriege, selbst wenn man die Eiudiercndcn von Köln und Frankfurt o. M. fortläßt. Bei der Betrachtung der verschiedenen Fakultäten ist sest- zustellen, daß die Zahl der evangelischen Theologen seit dem Sommer v. I. ständig zurückgegange» ist. die in, letzten Sommersemester nur noch wenig wehr als ein Drittel der Zahl von 191 betrug. Bei den Katholiken ist der Rückgang gegen über der Vorkriegszeit bei weitem nicht so groß, wie bei den Protestanten. Die Zahl der Juristen zeigt neuerdings eine» gewissen Rückgang, ist aber immer noch erheblich höher als vor dem Kriege. Besonders ausfällig aber ist der Unterschied zwischen der Vor- und Nachkriegszeit bei de» Nationalökonomen. Zwar ist die Zahl der Studierenden der Nationalökonomie seil dem Sommer v. I. in raschen, Rückgang begriffen: trotzdem ist sie.
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