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Sächsische Volkszeitung : 28.12.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-12-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192412282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19241228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19241228
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-12
- Tag 1924-12-28
-
Monat
1924-12
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 28.12.1924
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Sir. 299, beite'ß E" d.": . > . z..:.be> 1'.!'I Sl>>0 Kvitttckei' Lerckmock ^vürriqes ^romci neue vvNe ^ ^ k^oi^mo te^MLAk^ . /s/e/7?6E//e/< 6 » /s/e^ lÄL//?e/ <3 » 5x-c//i/Z ßtu^ eckikmlk Firma: ^ienwl. Tobak- u. Ocza^ettenfob^'k ^eniclre^bb. k-iuczo LS^.VnLsciLN säst »och In höherem Maße als Paris für Frankreich Die unga- risöM Blätter sind In der Form glänzend redigiert, der ungarisch« Leser ist oft recht verwöhnt, er verlangt schnellste Nachrichten- lieserung und feine Stilform. Die ungarischen Zettungen haben bedeutend mehr Redakteure, als deutsche Blätter; es ist kein« Seltenheit, daß ein Blatt 40 Redakteure hat. Budapest zählt «ine Menge von glänzend ausgestatteten Museen aller Art. Unter dem schlichten Namen Landwirlschasls- museen bietet sich eine Sammlung dar, wie sie wohl in Europa selten zu sinden ist. Dort wird dem Ungar aus zahlreichen cm- schaulichen Karten, aus den Ausstellungen der Früchte und son stigen Erzeugnissen einzelner, jetzt getrennter Länder, so recht klar, was man ihm geraubt hat. Auch hier hört man nur das eine Wort: NieinalsI AM Me» Rom, 87. Dezember. Achmed Zogul ist an der Spitze seiner Trugen in Tirana eingezogen. Die Regierung Fan Noli hat sich aus Durazzo zurückgezogen. Wien, 87. Dezember. Nach einer von der Neuen Freien Presse veröffentlichten Mitteilung des hiesigen albanischen Kon sulates wird die Einnahme von Tirana durch di« albanischen Auf ständischen bestätigt. Valona sei zur provisorischen Hauptstadt Albaniens erklärt worden. Paris. 87. Dezember. „Chicago Tribun«- meldet aus Du razzo. die Aufständischen in Albanien hätten nach der Einnahme von Tirana den zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilten Mör- der eines Amerikaners in Freiheit gesetzt. Der amerikanische Ge- sandle Hobe unverzüglich dagegen protestiert. Spanien beschränkk sich auf die Küste Marokkos Paris, 87. Dezember. Pr'mo oe Rivera hat einem Vertreter brr „Chicago Tribüne" in Tanger erklärt, daß er vor Mitte Januar nicht nach Madrid »urücktehren werde. Spanien werde künftig nur noch dir Küstengegrnden besetzt halten. Ter Rückzug der spanischen Truppen könne nicht als eme Verletzung des spanisch-französischen Abkommens ausgelegt werden. Pcimo de Rivera betonte weiter, der Rückzug gehe einzig und aUez» Spanien an. Frankreichs Interessen würden nicht berührt. Primo de Rivera ist überzeugt, daß di« Franzosen von einer internatio nalen Aktion absrhen werden. Spanien ziehe seine Truppen nach der Küstengegmd zurück. Es sei zu bedenken, daß Spanien ^st seit wenigem Jahren das Innere des Landes besetzt batte. Spaniens Protektorat sei bisher nie angezweiselt worden, und wenn man es jetzt tng, so sei es zu spät. Spanien werde auch weiterhin seine Oberhoheit über das ihm zugrsprochene Gebiet ausüben. Ti« Verwaltung würde aber lediglich auf dir Küsten- gegenden beschränkt werden. Einhettskurzfchrist und Reichsbeamke Berlin, 87. Dezember. Der Rcichsministcr ves Innern hat nach Verhandlung mit de» Spitzenorganisationen folgende Richt linie für die Verpflichtung der Reicbsbeaniten zur Erlernung der C i n he i t s ku r z s ch r i f t bekanntgegcbe,,: I.Von den am 1. Oktober 1025 oder später in den Neichsdienst eintreteiidcn Beamten, die ihre Eingangsstellung von Be soldungsgruppe 4 an auswärts haben, ist bei Eintritt in den Vorbereitungsdienst die Kenntnis der Einheitslurzschr'ft sNr. 5) zu verlange». Die --Versehlungen" Deutschlands kl» MiOnier Mi» I» Win? Paris, 87. Dezember. Die Botschafterkonferenz tritt heute zur Prüfung des letzten Halbmonatsberichtes der Kontrollkom mission und des von Marschall Fach erstatte!«» Gutachtens zu sammen. Aller Voraussicht nach wird sie aus Grund der Prü fung dieser beiden Dokumente die Verfehlungen Deutschlands seststellen und gleichzeitig entscheiden, in ivelcher Form und wann der deutschen Regierung diese Feststellungen sowie der ossizielie Beschluß, Köln am 10. Januar nicht zu räumen, m!t- geieilt iverden soll. Die Verlängerung der Besetzung Kölns wurde, wie sich aus dem französischen Standpunkt ergibt, nicht deshalb beschlossen, weil der allgemeine Bericht der Kontrast. Kommission noch nicht erstattet werden konnte, sondern iveil der Halbmonatsbericht auf angebliche weiiaeheude Sterfehinngen Deutschlands schließen laßt. In unterrichteten Kreisen wird an genommen, daß die drei verbündeten Regierungen auf den Rat der Botschasterkonserenz dafür sind, eine Kollektivnoie an Dentschiand zu richten und wahrscheinlich gieich-ettig ihr« Berliner Baischaster mit einem gemeinsamen Schritt bei der Reichsrcgierung beauftragen werden. Der Einspruch der öfsent- lichcn Meinung Deutschlands wegen einer Verlängerung der Be setzung Kölns gibt der Morgenprestc Veranlassung, die Versch lungen Deutschlands in großer Auimachung zu berichten. So meldet der Petit Parisien, daß die Kontrostkommission in Berlin erneut lOOGck Gewehre, Kanonen und Maschinengewehre ent deckt hat. j?) Nach seinem Bericht hat nach dem Mali» General Walch, der Boi-sitzende der Konirostkommission in den Krupp- werken 37 000 Geweiir- und Maschinengewehrlöuse.ausqefnndsn. lieber den Inch'ik des Gutachtens des Marschall Fach ver lautet folgendes: Es erscheint ausgeschlossen, daß Deutschland bis zum 10. Januar 1025 die Abrüstungsklauscln des Versailler Ver trages getreulich erfüllt Hai. Die militärische Leistungsfähigkeit Deutschlands sei obne iedew Zweifel seit September 1923 durch die nachstehenden Punkte verstärkt worden: 1. Reorganisierung des Oberkommandos. 2. Neubildung des . weiten Gencralstabos. 3. Einstellung und Ausbildung der Freiwsten. 4. Verstärkte Werbetätigkeit der Geheimvcrbnndc. Weiler wird behauptet, daß in der Durchführung der Entwaffnung Deutschlands keine nennenswerten Fortschritte erzielt worden seien, obwohl ande rerseits die Rüstungen keine offensichtlichen Vermehrungen er fahren hatten. Ebenso habe d!« Prodnktionsfähigkeit van Kriegsmaterial in einem weilen Maße nach zugenommen. Die militärische Ausbildung der deutschen Jugend in den milttüri- schcn Eehcimverbändcn habe einen sehr großen Umfang ange nommen. Ueber die Ausführung der fünf Punkte, die die Botschafter« Konferenz von Deutschland fordert, enthält der Bericht folgend» Angaben. 1. Die Reorganisierung der Staatspolizei ist bei weitem noch nicht durchgesührt worden. Einerseits wurde nicht die Zahl der Mannschaften verringert, sondern es sind auch Reserven aus- gebiidet worden. 2. Die Umwandlung der Munitionsfabrik:» in Fabrikation mit Friedensproduktion ist nicht allgemein durch, geführt worden. In mehreren Munitionswerken wurden weder wesentliche Einschränkungen noch neue Zerstörungen vorgenom men. 3. Tie Kommission war nicht in der Lage, eine Liste der verbotenen Schriften zu erhalten 4. Ebenso konnte sie nicht durchsetzen, daß ihr die Dokumente über den Stand des Kriegs materials im Jahre des Waffenstillstandes überreicht wurden. 6. Deutschland hat seit 1922 keinerlei Maßnahmen ergriffen, um die Neichsgesetze mit den Vorschriften des Versailler Vertrages in Einklang zu bringen. Die interalliierte Kontrollkommission sei in verschiedenen Punkten auf Widerstand gestoßen. Trotzdem habe die Kontrollkommission bedeutsame Verfehlungen fest- gestellt, wobei sie von nur geringen Verstößen überhaupt absehe. Berlin, 27. Dezember. Halbamtlich wird mttaeteiit: Es kann nur immer wieder mit aller Bestimmtheit erklärt werden, daß bei den fast 1800 Kantrostbesuchen, die bisher erfolgt sind, niemals überzählige unzulässige Waffen, sei es bei der Reichs wehr. sei es bei der Polizei, gefunden worden sind. Paris, 27. Dezember. Radio dementiert offiziell die Wolsst sche Meldung. wonach im Laufe von 1800 Konirostbesnchen keine versteckten Waffen entdeckt ward"» seien. In verschiedenen Gegenden seien insgesamt 30—40 000 Gewehr- und Maschinen- geivehrlänfe in der letzten Zeit entdeckt worden. Amerikas Wunsch nach Einigung N?»tzork, 27. Dezember. Wie die „Associated Preß" aus Washi» ton melde:, vertraut Coolidge daraus, daß zwi'chen Deutsch, leud und d"n Alliierte,, hinsichtlich der Räumung des Brücken lapfes von Köln eine befriedigende Regelung erreicht werden wird. Tie'es Vertrauen gründet sich auf die Ge'chicklch- keit, die die europäischen Negierungen in den vergangenen Mo naten b"i>n Abschluß von Abkommen für ihre eige„e Wohlfahrt gezeigt haben. Amerika habe kein offizielles Interesse an oer Frage der Räumung, und demzufolge sei auch keine amerikanische Aktion zu erwarten. Indessen hätten die Bereinigten Staaten en allgemeines Interesse an allem, was das Wohlecgche-n Europas berühre und demgemäß würden die offiziellen Stellen '»offiziell ihre besondere Ausmerksamleit den Maßnahmen des Vot'chaflerrates den Sckilußberichten der Militärkontzroll- wmmission zuwenden. Für die am 1. Oktober 1925 vorhanden Beamten gilt fol gendes: n) Tie Beamten, hie eine Kurzschrift ans Grund einer bereits bestehende,i dienstlichen Verpflichtung beherrjchr» haben sich bis zum 1. Oktober 1025 die Kenntnis der E,n- heitslurzschrifr (Nr. 5', anzircigne». Trete» die Beamten nach dem 1. April 1925 in den ReichSdienst ein, so habe» sie zur Erlernung eine halbjährige Frist. b) Tie Beamten, die z„r Beherrschung einer Kurzschrift bisher dienstlich nicht verpflichtet sind, haben sich, osecn sie am 1. April 1926 das 30. Lebensjahr noch nicht voll- endet haben, bis zu diesem Tag« die Kenntnis der Ein- heitSkurzschrift (Nr. b) anzueigne»; haben sie am 1. April 1926 das 30. Lebensjahr bereits vollendet, jo ist ihnen die Erlernung der Einheitskurzschrift anzucmpsehlen. 3 Tie Angestellten» insbesondere die Kanzleikräste, sind darauf ausmertsam zu niackic,,, daß vom 1. Oktober 1925 ab in, Be- hördeubetneb die Einheiskurzschriftt verwendet und ihre Kennt- vis kNr. 6) insbesondere bei dcn Angestellten des Kauzlei dienstes vorausgesetzt wird. 4. Tie obestcn Reichsbehörde,, oder die von ihnen ermächtigten Nachgeordneten Behörden könne» Ausnahmen und Erleich- ter„nr,en von den Vorschriften zu 1 bis 3 zulassen. Sie können insbesondere Gruppen von Beamten und Angestellten die nur wenig zu schreiben oder Akten »sw. zu lesen gaben, von der Erlernung der Echheitskiirzschrift befreien. Aus d>e Kriegsbeschüdigien ist angemessene Rücksicht zu nehme». 5. Unter „Kenntnis der Einheitslurzschrift" ist die Fähigkeit zu verstehen, in der Einbettskurzschrift gut leserlich zu schrei- den und in dieser Handschrift Geschriebenes zu le^en; «ine be stimmte Schretzbgeschwindigkeit wird nicht ge,ordert. 6. Soweit di« dienstlichen Vcdiirsnistc cs erfordern, bleibt es den obersten RerchSbehörocn oder den von ihnen ermäch tigte» Nachgeordneten Behörden unbenommen, weitergchende Anforderungen in der Kenntnis der Einheitsknrzichrift an die Beamten und Angestellten ihrer Geschäftsbereiche, ins besondere für Neneinstcllnngcn im Kanzleidienst zu stelle». 7. Die m.Hörden haben die Bestrebungen der Beamten und Angestellten, die Einheitsknrzschrjst zu erlernen, möglichst zu fürder». Der Fall Kulisker Berlin. 27. Dezember. Wie der „Montag" meldet, wurden die Nachforschungen im Falt Iwan KutiSker, dessen Verhaftung wir bereits meldeten, auch während der Feiertage fortgesetzt. Die Staatsanwälte Dr. Kußmauil und Tr. Caspare sind unablässig bemüht, die verschlun genen Fäden der einz'lncn Transaktionen zu entwirren. Am Heiligabend ergab sich die Notwendigkeit, de» ältesten Sohn ocs Generaldirektors Kritisier zu verhaften. Es ist der 22jährigs i» Licbau geborene Alexander Kutisker, der als Pro kurist ini Bankhause C. von Stein angestellt war» und in der Roustraße, Kolonie Grunewald eine Villa bewohnte. Von h-ier aus wurde er am Heiligabend von dem Sonderdezeroenten in das Untersuchungsgefängnis nach Moabit gebracht. Außer Alexano-r Kutisker wurde der frühere Prokurist der Stein-Bank, der 45 Jahre alte Alfred Blcy aus der woslarerstraße in Cbarlottcnburg verhaftet. Nach seinem Ausscheiden aus der Stein-Bank trat er als Geschäftsführer >n das Unternehmen des Genecalöirrttors Blau, die „Blau, G. m. b. H., ein. Ferner wurde ei» anderer Angestellter der Blau, G. m .b. H., der 62 Jahre alte Major a T. Karl Rother sestgknommen. Nother war früher in der „Wilinva", den, Massen- und MunitionsbeichasfungSamt, tätig. Genrealdireltor Blau lieferte bereits währeno des Kri--„rs Hrcres- materlal, »nd kam so mit Rothrr in Bcrbinoung. Nach der Auf lösung der „Wumba" trat Rother als Buchhalter in die „B!ar G. m. b. tz." ein. ' ch Schweres Bauunglück ln Königswusterhausen. Beim Bau des Mittelmaste» für die neu« Aniennencmiage bei der Hauptfunksteile Königswusterhausen stürzte Mittwoch mittag tzl Uhr rin bei der Montage benutztes sogenanntes Fahrgestell, auf dem sich zehn Personen befanden, aus noch unausgeklärter Ursache aus 20MeterHöhe herab: Von den zehn Arbeitern wurden fünf schwer veletzt; einer starb nach kurzer Zeit, die anderen vier Schwerverletzten haben Arm. und Beinbrüche erlitten, doch besteht nach ärztlicher Meinung keine Lebens gefahr. Wetlerberlchl -er Dres-aer WeNerwarl» Wetterlage: Dom westlichen Europa rückt ein Warm, luflgebiet mit starkem Barometers«!! gegen das kontinental-euro. pritsche Hochdruckgebiet an. Es muh daher damit gerechnet wer- den, daß sich di« Druckverteilung über Europa bald so umge stalten wir-, daß die Warmiustmassen auch über Mittel- und Südeuropa zur Herrschaft gelangen und hier unruhige Witterung mit Niederschlägen Hervorrufen werben. — Witterungs aussichten für den 28. Dezember abends bis 89. Dezember abends: Kali bei sehr unruhigen westlichen Winden, Bewölkungs zunahme, Witlerungsumschwung innerhalb der nächsten 48 Stun den zu erwarten. MÄIM MWWreinim 'Der Weg »ach Dover. — Donna Diana. — Heimliche Braiitkahrt,) Mährend es zu Ostern üblich ist, ans dem Theater das Fest mit seriöser Kunst zu feiern, hat sich für Weihnachten all- »öl,Ich die Lustspielpreniiere als willkommene Festgabe heraus- gebildet. Ob das in jeder Beziehung richtig ist, mag dahingestellt 'leiben, eine gewisse Berechtigung kann aber dieser Gepslogen- hcu nicht abgesprochen werden. Das deutsche Weihnachten ist nun cinmal das Fest der Freude. Und wenn diese Lustspiele auch lüusllerisch erfreuen töuuen, dann hat man im Sinne des dcut- jch.n MilplachtsscsteS würoig gefeiert. Von allen drei Dresdner Sckianlvielbühnen kann man das Heuer niit Vergnüge,, reg!- stricren: Die ilasjische Koni!?, oas historische Lustspiel und die moderne, phantastisch ausgepichte Gejrllschastskomödie haben viel Freude ausgelüst. Zuerst die Gesellschaftskomödie im staatlichen Schau spielhaus. Ten „Weg nach Doper" scheine» in Eng land, wen» man dckn englischen Lustspieldichter A. A. Milne Glauben schenken darf, recht viele jnnge Pärchen zu gehen Co viele, daß sich die Tätigkeit eines Mr. Latimer lohnt. Um diese Tätigkeit und ihren Erfolg geht das ganze Stück. Dieser LaNnicr, ein reicher Mann, hat nämlich die Marotte, alle fläch- t'gen Pärchen anhalten und auf sein Schloß bringen zu lasse». Dort genießen sie einige Tage seine splendide Gastfreundschaft nnu — salpen gewöhnlich hernach getrennt nach Hause, wo sie zumeist reumütig in die Arme der Eltern oder des Gatten zu- rülkkehren. Tem edlen Menschenfreunde kommt es dabei be sonders daraus an, daß seine Schützlinge nicht jene Unbesonnen heit begehen, die ein Zurück erschwert, wenn nicht gar unmög lich gemacht. Und der Zeitpunkt dazu, die unterbrochene Flucht, ist offenbar gut gewählt, denn bevor Dover, der Ausgangspunkt zur Freiheit erreicht ist, gibt cs noch Rettung. Mr. Lateiner stellt die Flüchtlinge einander i„ der Unsumme ihrer mensch- lichen Schwäche» vor. Er weiß, daß cs snr gewöhnlich nur ein Rausch ist, der z„r Entführung drängt, und daß ein solcher Rausch gar rasch verfliegen muß, wenn das Ideal in c,n realisti scheres Licht gerückt wird. Das Stück hat den Charakter eines moderne,, Märchens. Seine Moral liegt klar zutage. Lattmer ist ein liebenswürdig-sarkastischer, in abgeklärter Geistigkeit turm hoch über seine» Opfer» stehe,,oer Wohltäter, den eine gewisse spielerische Freude zu seinem Lebenswert gebracht hat. Seine „Opfer" sind leichtfertige, unbedachte Menschen, die am Ende heilsroh sind, von Latimer an ihren, unglückseligen Beginnen gehindert worden zu sein. — Die Aufführung (Regie: Meyer) zeigte ein glänzendes Lnstipiclensemble, Mehne,rt voran als Latimer. Solche gütig-sarkastische Rollen spielt ihm zur Zeit kein anderer „ach. Frau Verden und W > erth, Frau Schaf fer ,,„d Paulsen waren die beiden Pärchen, Meyer ein köstlicher Diener. Leider litt die Erstausführung — es handelte sich um die deutsche Uraufführung — unter einer Verlangsamung des Tempos, die stellenweise das Gefühl der Länge auskommen ließ. Ter Ersolg war stark. , Die gleiche vorzügliche Lustspiel-Qualifikation kann man in gewissen Grenzen auch oem Neuen Theater zusprechen das mit einer allerliebsten Neubelebung des bekannten spani schen Lustspiels Donna Diana anfwartete. Dis liebens würdige Stück hat schon verschiedene Generationen erfreut, war aber i„ letzter Zeit nur noch auf Tilettantenbühncn zu sin den. So hat es unsere heutige» Menschen in der Darstellung guter Schauspieler säst wie ein echter Mokiere berührt. Der hat übrigens auch das spanische Original wirksam bearbeitet und auf seiner und Gozzis Uebersctzung fußen noch die späteren Bearbeitungen von Schreyvogel uno West. Das neckische Intrigen spiel mit seiner launigen und treffliche» Liebessophistit, in der die Liebe einen so drollige» Triumph feiert, ist so außrrordent- l'ch sympathisch, weil es trotz seiner absoluten, kindliche» Harm los,gkcit eine Lustspielstimmnng ohne jeden toten Punkt a»f- kommcn läßt. Kläre Rafael-Kristl gab die: kapriziöse Ticel- Heldin zum Entzücken, die drei Prinzen Ware» Rafael, Jahn nno Kiillmann. Rocholl war der echte Graziös» des «lt- spanischen Lustspiels. Die beiden letzteren gestriezt noch beson ders durch ihre groteske, tänzerstche Eleganz. Mit im Bunde I waren di« Damen Langenbruch. Spall, Lutz »nb Otto Otbert. Das Bühnenbild hätte ich mir wirksamer denk?» können. Der Lenz ist da! Da« heißt, der neueste Lenz. Im Reu» stüdter Schauspielhaus nämlich, wo daS Lustspiel, „Heimliche igrautsahrt" von Leo Lenz zum ersten Male gegebem wurde. AuS hier nicht näher zu erörternden Gründen will Charlotte Helene, die Tuodezsürsnn von Schön« bnrg-Lichtenau ihrem Nachbarn, dem von Schönburg-Waloen« fels, eine Lektion geben. Diese bringt rS mit sich, daß die beiden Kontrahenten in Moritzburg in Adam» Gasthof unerkannt zusanr- mentrafsen, allwo sie vom Theaterdirektor Camillo Enterlrin sich engagieren lassen. Diese Vorsicht ist nötig, denn der allmäch tige Brühl hat einen Steckbrief gegen den Waldenfetse.r ertasten, der seiner Ianina SobieSka nachstellt. Um Vieser Polin willen spicltt auch Charlotte Helene mit. Die Schlieben und Meysch» und nicht zu vergessen Baker «dam in Moritzburg gebe» dazu das nötige Lokalkolorit. Fürst und Fürstin treten mit kolossal«« Ersolg bei einem Brühlschrn Repräsentationsabend aus, er wird von der Sobieska verraten, von Brühl verhaftet und von So phie Helene, die erst am Schluß ihr Inkognito lüftet, wieder be freit und — geheiratet. Dieses Histörchen — ich weiß n cht, ob es der Dichter irgendwo aufgestöbert, oder ob er «» srei erfunden hat — serviert er mit ausgesuchter Liebenswürdigkeit, wie er das ja von jeher vorzüglich verstanden hat. Und beim große« Publikum wird er damit zweifellos sein Glück machen. Di« Feiertagsbesucher waren sich jedenfalls einig darüber, w ein „scheenes Schtick" lange nicht gesehen zu haben. Aber Leo Lenz ist Schablonendichter geworden. Er klebt am Vorbilds der Schönthane «„d Kadelburg», machte einen Brei an» Humor und Sentiment, aus Entsagen und Sichkriegen, daß für di« Poesie wenig Raum bleibt. Wer di« Entwicklung dieses D'chtecS verfolgt hat, für den ist er eine Enttäuschung. — Ueberraicht hat mich Anneliese Würtz, »er ich so viele Register nicht zugetraut hätte. Ihre Fürstin war «in lieber, beherzter Kerl, fesch, frech, und doch voll Anmut und Serie. Stöger gab den leidenschaftlich-verbohrten Fürsten überzeuge,id. Unter den tris ten kleinen Rollen kiel Jähnia als Gastwirt Adam angenehm auf. Das Stück wird wohl auch dank dieser Ansftthrung nicht so rasch vom Sv'elplan vtrsckwinoen. Franz Zicklsr
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