Volltext Seite (XML)
Sonntag, den LI. Dezember 1024. besonders nationale Bedeutung haben, da sie die Rheinland« als einen integrierenden Bestandteil des großen deutschen Baier- londrs zeigen wird, mit dem es di« gemeinsame Geschichte, Sprache, Wirtschast und Kultur untrennbar verbindet L (c7l/L7/,'e^ 6sb/>?e/ <3 ^x-7d//L// /O o! /! Ot'isntciliLctNS iQbak- ukici ß ß Liocu"Lttseifc>ds'il< ,>ie»ikclLL"ß ^ ^nlg. t-tiuqo ^iLt-2. lDs'SLctSri ß Gin französisches Jeuanis für Deuischlan-s ehrliche Abrüslung Paris, 20. Dezember. Der Mitarbeiter der „Ere Nouvelle" hatte sich angesichts der fortgesetzten Nachrichten, die nationalisti« sche Blätter über die deutsche Bewaffnung veröffentlichten, bei einer hohen militärischen Persönlichkeit erkundigt. Die „Ere Nouoelle" hat auf Grund der ihr gewordenen Mitteilungen fol gende Feststellungen gemacht: 1. Das deutsche Oberkommando, das vielleicht von demselben Geist beseelt und nach den Grundsätzen, wie 1914 ge leitet wird, ist nicht auf der gleichen Grundlage ausgebaut. 2. Die 200 000 Mann der Reichswehr und Polizei können im Höchst fälle, wenn di« Mitglieder der militärischen Organisationen her- angezogcn werden, Million Mann mobil machen. 3. Dieses Heer ist augenblicklich nichtmit dem genügenden Kriegsmaterial oller Art vcrscl-en. 4. Die Mobilisierung und Konzentrierung, die vielleicht theoretisch vorbereitet werde, sei in der Praxis nicht durchführbar. Die „Ere Nouvelle" schlicht: Die wenigen, di« Panik sehen und von einer krankhaften Angst erfüllt sind, dürfen nicht »vei ler die öffentliche Meinung beunruhigen. Weihnachlspause in de» Wirischasls« Verhandlungen Rom, 20. Dezember. Infolge der Weihnachtsunterbrechung der Konferenz ist di« deutsche Delegation gestern nach Berlin zu- riickgefahren. In gutunterrichteten Kreisen wird bekannt, daß «in« grundsätzliche Verständigung mit den Italienern erreicht iverden konnte, wonach beide Länder sich gegenseitig da. Meist« begünstigungsrecht gewähren. Paris, 20. Dezember. Die beiden als Delegierte für die Großeisenindustrie in Paris weilenden deutschen Sachverstän digen Fritz Thyssen und Direktor Bruhn von der Direktion der Kruppschen Werke hatten gestern vormittag eine Unter redung mit dem Ministerialdirektor Seydoux. Sie bezog sich, wie Havas zu wissen glaubt, auf die augenblicklich geführten Verhandlungen, u. a. auch aus Len Abschluß eines Schienen stranges. Die -eulfche Dölkerbundsnoie überreicht Paris, 20. Dezember. Havas meldet aus Genf, daß der deutsche Konsul Aschmann gestern nachmittag dem Generalsekre tär des Völkerbundes die Note der deutschen Negierung über reichte. Ter Völkerbundsrat. der sich offiziell mit der Frage der Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund zu befassen haben wird, dürste kaum vor Ende Januar zusammrn- treten. Erske Reichslaqssihung 5. Januar Berlin, 20. Dezember. Die Eröffnungssitzung des Reichstages hat der Reichstagspräsident Wallraf nunmehr endgültig aus Montag, den 5. Januar 1825 festgesetzt. AM« des bWWMMMIS Mttl München, 20. Dezember. In der heutigen Nachmittags- sitzung des Verfassungsausschusscs des Landtages unterzog der sozialistische Abgeordnete Hocgner das Konkordat noch einmal einer eingehenden Kritik. Man ist allgemein der Ansicht, daß die Verzüge im Landtage eine Mehrheit finden werden, erteilt. ' ' ' Die Landessynode der evangelisch-lutherischen Kirchen rechts des Rheins hat gestern dem Vertrag mit dem Staate Bayern mit 71 gegen 19 Stimmen ihre Zustimm u » g erteilt. Betvährunasfrisl für Killer und Fechenbach München, 20. Dezember. Vom Insiiziuinisteriuin wurde gestern unter Milderung der Strafen die Strafvollstreckung gegen Mühsam, Sauber.Karpf und Olschewska un terbrochen und ihnen für den Rest der Strafen Bewährungsfrist bewilligt. Es sind dies die letzten Festnngsgcsangenen der Räte republik, die feit 1919 sich ununterbrochen in Festungshaft befinden. Ferner ist sür Fechenbach, Gar gas und Lembke Bewährungsfrist sür den Rest ihrer gleichzeilig gemilderten Strafen bewilligt worden. — Das oberste Landesgericht hat die Beschwerde der Slaatsanwallschast vom 29. September d. I. gegen den Beschluß des Landgerichts 1, durch den Hitler und Kriebel Bewährungsfrist bewilligt wurde, heute verworfen. Es erhalten also beide sür den Rest ihrer Strafen Bewäh- r u ngsfri st. Dagegen wurde vom obersten Landesgericht der Beschwerde der Staatsanwaltschast gegen die Bewilligung einer Bewährungsfrist für Dr. Weber stattgegcben. Ein Gnadengesuch sür Zeigncr. Wie die Blätter melden, ist dem sächsischen Iustizniinistcr vom Verteidiger des früheren Ministerpräsidenten Dr. ^eigner im Aufträge von dessen Ange hörigen ein Gnadengesuch zugegangen, das der Prüfling des Iustizministers und der Entscheidung des Gesamtministeriiuns unterliegt. Berufung lm Fülle Arzl Dresden, 21. Dezeinbor. lDrahtbericht.) Gegen den Spruch der Disziplinarkammer im Falle des Abgeordneten Arzt wird, wie wir aus Anfrage von zuständiger Stelle hören, Berufung an Hen Disziplmarhoi eingelegt iverden. ^ . Nr. Lt», Sette » Kehraus im Sächsischen Lan-kag Dresden. SO. Dezeimb« Zu der letztem Sitzung vor vÄ» Feiertagen hatte sich der Landtag selbst noch 21 Punkte auf di« Tagesordnung beschert. Eine falsche Spekulation auf die Vernunft der Redner und die Ausdauer der Abgeordneten, die alles andere, ausgerechnet vor Weihnachten, lieber mögen, als diesem Leerlauf der Parlaments- n.iihle zuzuhören. Zunächst freilich konnte man fast meinem, daß doch mal Vernunft in das Wallothaus an der Brühljchem Terrasse eingezogeu wäre, denn zwei Regierungsvorlagen über die weitere Verlängerung der Wahldauer der Mitglieder des Landes- lulturrates uno oie Bewilligung von Staatskrediten zur Be- schaisfding von Saatgut und Düngemitteln sür di« Teile der sächsischen Landwirtschaft, die durch die Negenperiode im August uno September 1924 besonders schwer geschädigt sind, wurde ohne Ausnahme sofort vom Landtag« angenommen. Indessen, naive Gemüter, die an eine gewisse Vernunft auch im iächsischen Parlament glauben, wurden bitter enttäuscht. Schon die zweite Beratung über die Steuerermäßigungen war eine Katastrophe. Stundenlang hat man sich schon einmal im Landtag darüber niit.'c- halten, stundenlang hat der Ausschuß das Gleich« hören müssen, was jetzt wieder vorgebracht wurde. Und nicht ein neuer Gedanke, nicht ein« einzige neu« Wendung wurde verspürt. Und Finanz« minister Dr. N«i»hold traf den Nagel auf den Kopf, als er dem Kommunisten Edel da- spöttische Wort Goethes zuries: „Du mußt es dreimal sagen", wobei er den Spott etwas weiter ansspann und Herrn Edel zu verstehen gab, daß auch dessen dreimalige Wiederholung nicht ein Funken Einsicht und Verminst zutage ge fördert hätte. Interessant wurde di« Aussprache nur durch einen Streit, der in der überflüssigen Weise zwischen den bürger lichen Parteien entfacht wuroe. Die Deutschnationalen haben Anträge eingebracht, die bei ist» jetzige» Mehrheitsvcrhältnisse,, i,,i Landtage zwar keine Aus sicht aus Erfolg haben, aber nach außen gut wirken. Das ver- anlaßte den Volksparteilrr Blüher, in pointierter Form oarauf hinzuweise,i, baß Politik die Kunst des Möglichen wäre, und es nicht darauf ankäme, recht schöne Anträge zu stellen, ,o»oern möglichst schnell der Wirtichaft zu helfen. Für agitatorische Gründe könnt« man kein Verständnis aufbringe», zumal, wenn aussichtslose Anträge «ingsbrocht wiiroen. Im übrigen ivlle die Materie iin Januar gründlich behnndelt werden, während es h-er darauf ankämc, schleunige Arbeit zu leisten, ohne damit der endgültigen Regelung, die natürlich noch anders sein müßte, vorzngreifen. Es ist kein Wunder, daß bei diesen Beratnngs- gegenständen die Gegensätze innerhalb der sozialistischen Fraktion ausemanoerprallte», dis nicht nur von den Rednern ansgetragrn wurden, sondern sich lebhaft und auch sozusagen in rauhen aber herzlichen Soldatentönen auf den Sitzbänken weiter fortspanneik. Es muß aber doch besonders bemerkt werden, daß der Abgeord nete Fellisch, der als Amtshauptmann schon manches gelernt zu haben scheint, dem Linkssozialisten Edel bescheinigte, daß dspen Ausführungen mit Sozialismus nicht das Mindeste zu tun hätten. Er nannte diese Ausführungrn blutigen Dilettantismus, zumal Herr Epsl noch nicht zu der Reife gediehen wäre, zwischen poli« tisch.it und wirtschaftlichen Gründen zu unterscheiden. Aber man sprach, und immer hatte jemand noch etwas zu sage», wi rr gern loS werden wollte, aber leineswegS mehr neu oder unbekannt war. Schließlich vergnügte man sich noch bei einer sehr langen Abstimmung, wobei auch namentliche Abstimmungen nicht fehlten, um dann schließlich dis Anträge gegen die Radikal« sozialisten und Kommunisten anzunshmen. Eine Rsih« von Anträgen der Deutschen Volkspartsi über btc Bsamtenbesoldung und Beamtsnrechte wurden schneller er ledigt, während es bsi einem kommunistische,, Antrag auf Auf hebung dss Ausnahmezustandes und bei dem denischnationalsil Antrag, das Verbot dss Wasfentragens der Militürvereinr jaiort ansz»yebr.n, zu lebhafteren Auseinandersetzungen kam. Tie Herren Abgeordneten redeten und redeten, und der Zeiger rückte weiter und weiter. Allgemach verkrümelten sich die Abgeordneten, die noch heute in ihre Heimat zuriickwollte.n, und nur ein kleines Häuslein zierte noch wie einsame Säulen die Abgeordnetensitz«!. So wuroe schließlich der Antrag angenommen, daß das Verbot des Wasfentragens der Militärvereine sofort auszuheben wäre. Und nun hagelte cs von kommunistischen Anfragen und Anträgen über Drangsalierungen und Mißhandlundlungen »sw., die die sächsische Polizei den armen Komiuunisten angetan haben soll. Es ist auch geradezu schrecklich, was man den Kommunisten alle« uachsagt. Ta gehen sie spazieren, denken an weiter nichts Böses, und plötzlich fliegen Fensterscheibe» entzwei, Türen werden demoliert und großer Schaden angerichtet. Da gehen sie harm los über die Straße und finden unterwegs mit einem Male ver wundete Leute liegen, deren sie sich wie der barmherzige Sama riter annehmen. Es kommt vor, daß Polizeimanistchasten zu fällig von „unsichtbaren Geistern" überrumpelt werden. Frei lich, die Herren Führer, wie die Abgeordneten und andere Unter offiziere Moskaus, sind niemals dabri- Das kostbare Leben ist mehr wert. Im Landtage bringen die Kommunisten mit rühren der Unschuldsmiene ihre Klagen vor. Auch Regierungsvertreter antworteten, was jo Regiernngsvertreter zu antworten pflegen, denn was oie Regierung tnt, ist inimer gut. So ging auch dieser trostlose Tag zu Ende. Die Abgeord neten sind jetzt tn den Ferien, und der Landtag liegt einsam bis z»m zum 14. Januar. Das ist das Vernünftiast«. Die Schulferien für 1925 Die Schulferien für das Schuljahr 1925/20 sind in Sach sen wie folgt festgesetzt worden: Osterferien: 1. bis mit 16. April: Pfingstferien: 29. Mai bis 6. Juni: Sommerferien: 11. Juli bis 17. August: Herbstferien: 25. September bis 8. Oktober, und Weihnachtsferien: 23. Dezember 1925 bis 6. Januar 1926. Schüler, die nach Erfüllung ihrer Schulpflicht am 1. A prII in das Eriverds- oder Berufsleben übertreten wollen, sind — gleichgültig ob bei Uebertritt aus der Volksschule oder einer höheren Lehranstalt — alljährlich spätestens am 21. März aus der Schule zu entlassen. SW MM« D,r neue Bürgermeister von München. Zum ehrenamtlichen Oberbürgermeister wurde der Kandidat der Bayrischen Bolks- partet Scharnagel, Bäckermeister in München, gewählt. Bulgarische RrgernngSaiistrSg« für Deutschland. Die bul garische Regierung hat bei der Vergebung von Eiscnbahnmaterial in Höhe von 21 000 Tonnen sämtliche Aufträge an orutsche Firmen vergeben. Der Vizepräsident der italientlchcn Kammer zurückgctrric». Gestern wurde In der Kammcr wiederum das Nücktrittsgesuch Giuntas als Vizepräsident der Kammer vorgebracht. Mussolini gab deutlich zu verstehen, daß alle Faschisten aus Gründen der Disziplin für die Annahme der Entlassung zu stimmen hätten. Tie Entlassung Giuntas als Vizepräsident wurde daraus einstimm'g angenommen. ge'.gner bleibt unter Anklage. Wie dl« „Rassische Zeitung erfährt, ist das LauoesverrntSversahren gegen Zeignev nicht ein- gestellt worden. Sine Rundfunk - Volkshochschule ln Leipzig Leipzig, 20. Dezember. Gestern nachmitlag wurde in den Räumen der Mitteldeutschen Rundfunk-A.-G. ein^ Volkshochschule eröffnet, die in dankbarer Verehrung sür den Organisator des deutschen Funkwesens Staatssekretär im Reichspostministerium, Dr. Bredow den Namen Hans-Bredow- Schule führen wird. Der Staatssekretär war selbst anwesend und ergriff als Erster inmitten der Präsidenten der Oberpost direktionen Erfurt, Halle, Leipzig und Chemnitz, der Oberbürger meister der Städte Erfurt, Jena, Halle, Leipzig und Weimar sowie der Mitglieder des Direktoriums der Rund funkgesellschaft das Wort. Er wies in seiner Ansprache vor allein aus die Aufgaben des Funkwesens für die Volksbildung hin. Zunächst iverden wohl zwei Kurse abgehalien werden, der eine über Elektrotechnik von Professor Dr. Bangret in Chemnitz, der andere über Charakterköpfe aller Zeiten von einer Reihe von Autoren, die noch bekamitgegebeii werden. Später sollen sich Sprachkurse und anderes Wissenswerte anschllcßen. Nach Schluß der Rede Dr. Bredows wurden Begrüßungen der Sprechstellcn in Chemnitz, Dresden, Weimar und Berlin ausgenommen. Um 4 Uhr war die Feier beendet. Derurleiller kommunistischer Prvpagan-ifl Leipzig, 20. Dezember. Vor dem Staatsgerichtshof zum Schutze der Republik hatte sich gestern der verantwortliche Schriftleiter der „Belgischen Volksstimme" ln Remscheidt wegen zweier Artikel zu ve,-antworten, die in der Nummer vom 18. August d, I. erschienen ivaren und in denen zur Revolution auf- gesordert wurde. Der Angeklagte und der Verteidiger Dr. Horst- marin aus Düsseldorf gaben zu. daß das Endziel der Kommuni stischen Partei der Umsturz und di« gewaltsame Aenderung der Verfassung sei. Der Begriff der Revolution sei jedoch in seinem Inhalt veränderlich. In der allgemeinen Weltlage seien zurzeit die objekliven Voraussetzungen sür eine Revolution gegeben. Es fehle aber das subjektiv« Bereitsein der Massen zur Revolution. Daher verstehe die K. P. D. zurzeit unter revolutionären Kämpfen die Propagierung von legalen Teilzielen. z. B. Er- Knsbennsnre»», k>üks!ücks1srrckei», feäenksrtenrssOken Sekülermsppen 7. Mdsrt, vsutrsn I-suengrsden 10 * beriiruk 107» oberung der Gewerkschaften, Betriebszellenarbeit usw., die dar auf gerichtet seien, die Massen zur Revolution reif zu machen. Der Vertreter der Reichsanwoltschaft beantragte auf Grund des Hochverratsparagraphen des Strafgesetzbuches ein Jahr Festungs- ^rft. Das Urteil Kautet« wegen Vorbereitung eines hochver räterischen Unternehmens nach 8 86 des Strafgesetzbuches in Tat einheit mit Unterstützung einer staatsfeindlichen Verbindung nach 8 7 des Gesetzes zum Schutze der Republik aus fUnsMonate Gefängnis und 50 Mark Geldstrafe. Die Geldstrafe und ein Monat der Freiheilsstrafe wurden aus die Untersuchungshast an gerechnet. * Zu dem Verzeichnis der Geschästsaussichtcn !,» Freistaat« Sachsen ist der 7. Nachtrag, abgeschlossen am 5. Dezember d. I. erschienen. Er kann zum Preise von 20 Pfg. zuzüglich Porto von der Handelskammer Dresden, Albrechtstroße 4, bezogen werden. * Goldmarkumstrllung der Sosag. In der am 18. Dezem ber abgehaltenen Aufsichtsratsitzung der Gasversorgung Ostsachsen N--G. wurde die Goldmarkbilan» auf den 1. Oktober 1923 vo-- gelegt- Der Buss'chtsrat beschloß, einer an» 31. Januar nächste» Jahres einzuberufenden Generalversammlung die Umstellung des 4M 000 000 Papiermark betragenden Aktienkapitals im Verhält nis 200:1 auf 2 300 000 Goldmark vorzuschlage». Wetterbericht -er Dresdner Wetterwolke Witterungsaussichten für den 21. Dezember abends bl« 22. Dezember abends: Vielfach Nebel und Hochnebel seiriförmig graue Wolkendecke) örtlich Nebelnäffen, Temperaturen voran« derlich um den Gefrierpunkt sckwankend, schwache Lrlibrive- gung, bei späterem Ausklaren wieder Frost. Das Postamt — Die Geschwister Erstausführung im Neustädter Schauspielhaus. Rabindranath-Tagore war ein« Zeit lang der kom mende Mann. Dieser Dichter sollte eine Brück« bauen zwischen Orient und Okzident. Dort blühende Freude am Dasein mit leiser Wehmut über das Schicksal, hier die Sehnsucht noch dem Edlen und Großen. Zwischen diesen Gegensätzen vermag Tagore nicht zu vermitteln, weil ihm die Kraft der Ueberreugunq fehlt. Seine Bühnenwerke insonderheit sind nicht geeignet, bei uns viele Freund« zu erwerben. Man kann sie sich vorstellen auf einem indischen Freitheater mit Seidentüchern und Lam- pions. Aber in Deutschland ist das etwas anderes. Man kann nicht gut behaupten, daß die Darstellung gestern abend beson ders kurzweilig geivesen wäre. Das Postamt ist der Ort, von wo dem armen, ärztlicherseits zum Stubenarrest verurteilten Ainal die Erlösung kommen soll durch den Brief des Königs, der ihn zu höherem Tun beruft. Dieser Amal kann wohl als Verkörperung der menschlichen Seele gelten: Nimmt man ihr die Freiheit, so geht sie zugrunde. Das menschliche Leben in seiner Blindheit, In seiner Kerkerqual wird ausgetan: symboli stisch, doch nicht zwingend. Wir kennen wohl den Spiegel, doch wir wollen ein Ziel. Immerhin fesselt das Werk. „Die Geschwister" von Goethe sind oft auf dem Spiel, plan ehrgeiziger Liebhabertheater zu finden; sie sind mehr ein, reizvolle, liebenswürdige Angelegenheit, als das „klassische Mei sterwerk", als das sie oft angesprochcn werden. Das Stück ge- hört zu jenen Dichtungen, die Goethes große Freundin. Frau von Stein, direkt angeregt hat. Das Glück dieser idealen Freundschaft und die aus ihm herausklingende seelische Ruh« spricht aus den „Geschwistern". Ihre Aufführung ist immer eine dankbare Gelegenheit. Im ersten Stück betonte man den Märchengel-alt. Fast die einzige Möglichkeit, zu einem Ziel zu kommen. Ader diese, Märchen verwirrt die Nachdenklichkeit der Zuschauer, auf die e» recht ivesentlich ankommt. So blieb nur etwas Schönes, etwa» Lyrisches, nichts Greifbares. Für den zarten Knaben Amal ist Hanna Ianthos di« rechte Darstellerin. Das Kindllchkluge trifft sie ausgezeichnet. Albert Willi und Max Iähnig „gestatten" z» sehr. Das ist im Interesse dieser Dichtung nicht gut. Die übrigen Episodenfiguren ivaren trefflich besetzt. Di« Geschwister waren bei Steiner, Annemarie Frey und Raabc. spieisrohcn und ge« umiidten Darstellern, in den besten Händen. F r a n z Z t ck l e r. Wir machen hiermit unsere Leser auf den unserer heutigen Auslage beiliegenden Prospekt „Das Leben Jesu in Palästina, Schlesien und anderswo" von Joses Willig, erschienen bei Iosri Kösel und Friedrich Pustet. München, ansmerksam.