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Sächsische Volkszeitung : 23.12.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192412236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19241223
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19241223
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-12
- Tag 1924-12-23
-
Monat
1924-12
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 23.12.1924
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Die»»täg,^en 23. Dezember 1324 «r. 296. Sette » M MsIiMW im Nmemitt Nach Lei» vom Reichs,i»anzi»i»isterium herausgegebenen Ausweis über die Eingänge von Steuern, Zöllen und Abgaben wurde» im November an fortdauernden Steuern 521.0g Mil lionen Reichsmark und in der Zeit vom 1. April bis Ende No vember insgesamt 3077.85 Millionen Reichsmark vereinnahmt bei einem Voranschlag für 1823 von l108 Millionen Reichsmark. In, einzelnen sind bisher an Einkommensteuern bereits 1111,51 Millionen Reichsmark eingeganaen. während der Voran schlag für das gesamte Jahr nur 1311 Millionen Reichsmark vor» sah. Die allgenieine Umsatzsteuer iytt bereits 1213,5 Milli onen Reichsmark erbracht, gegen 1200 Millionen Reichsmark des Voranschlages. An Pcrsonalbesörderungssteuern sind 111,11 Mil lionen Reichsmark gegen 110 Millionen Reichsmark des Voran schlages und an Güterbeförderungssteuern 108,13 gegen 120 Mil lionen Reichsmark eingegangen. Stark zurückgeblieben sind un ter diesen Steuern nur die erhöhte Umsatzsteuer mit IM Milli onen Reichsmark gegenüber einem Voranschlag von 180 Milli- nen. die Grunderiverbssteuer mit 16,82 gegen 150 Millionen und die Börsenumsatzsteuer mit 70.08 geaen 150, sowie die Wertpapier steuer mit 2,39 izegcn 6 Millionen Reichsmark. Die einmaligen Steuern stellten sich im November auf 8,71 Millionen Reichsmark und in der Zeit vom 1. April bis Ende November aus 57.52 Millionen Reichsmark geaenüber einem Vor anschlag sür 1021 von nur 30 Millionen Reichsmark. Von Zöl - l e n und V e r b r a u ch sst e n e r n sind an verpfändeten im No vember 129.00 Millionen Reichsmark und in der Zeit vom 1. Avril bis Ende Novenrber 811,21 Millionen Reichsmark bei einem Vor- an'chlag von 1017 Millionen Reichsmark eingeganaen. Den Vor anschlag überschritten baben die Zölle mit 193,97 Millionen Reichsmark bei einem Voranschlag von 160 Millionen Reichsmark und die Biersteuer mit einem Eingänge von 133.83 Millionen Reichsmark geaenüber 126 Millionen Reichsmark im Voran schlag. An sonstigen Abgaben sind von April bis November 5.73 Millionen Reichsmark eingeaangen, wovon 5 68 Millionen Reichs mark Brotversorgungsabgabe sind. Veranschlagt waren 17 035 Reichsmark, Im Ganzen sind im November ausgekommen 672 06 Millionen Reichsmark und in der Zeit vom 1. April bis Ende November 1657,98 Millionen Reichsmark. Völkische Verkehrsformen Im Lager der Ludendorsf-Leute herrscht seit der letzten Wahlkampagne und katastrophalen Niederlage der Deutschvölki schen ein wilder Bru-derstreit. Welche Formen die Feindseligkeiten tm eigenen Lager angenommen haben, zeigt der folgende Bericht des Münchener Hakenkreuzblattes „Der Nationalsozialist" vom 13. Dezember: Ein Ueberfall Am Donnerstag, den 11. Dezember. ILIO Uhr vormittags, wurde Hermann Esser. <Herausgeber des Hakenkreinblattes „Der Nationalsozialist") aus dem Wege zur Geschäftsstelle in der Thierschstraße in der Nähe der Herrenschule von einem Mitglied des völkischen Blocks angefallen und misshandelt. Der Täter, der als Rohling bekannte Anton Lehner. wohn haft in Haidlmusen. Mctzstraße 8, gab an. sich dafür rächen zu wollen, daß Esser den seinerMtigen Sektionsführer von Haid hausen, Riedelsheimer, vor ihm gewarnt habe. Richtig ist. daß Esser als Vorsitzender der G. B. G. vor Monaten Riedelsheimer gegenüber, der unterdessen zum völkischen Block übergetreten ist. erklärte, daß er nicht wünsche, daß notorische Raufbolde und zweifelhaste Subsekte wie Lehner in der G. B. G. gesehen wer den. Gegen den Rohling, der eine besondere Zierde der völkischen Partei des Herrn Sesselmann zu sein scheint — er hat auch als Knüvpelgardist des Abgeordneten Sesselmann in der bekannten Sektionsversammlunq im Hofbräuhaus eine hervorragende Rolle gespielt —, wurde Strafanzeige erstattet. Fch habe mit Rücksicht auf obenstehcndcn Vorfall heute neuerdings bei der Polizeidirektion um Ausstellung eines Waf fenscheines nachgesucht und gebe hiermit bekannt, daß ick im ge gebenen Falle von nun an rücksich' s von der Waffe Gebrauch machen werde. Am 11. Dezember. Hermann Esser. Aus -er katholischen Welt Bor -er Eröffnung -er Heiligen Pforte Nom. 18. Dezember 1921. Bekanntlich beginnt das .Heilige Jahr (Anno Santo) ain 21. Dezember mit der seierliche,, Eröffnung der .Heiligen Türe sPorta Santa) in den vier Patriarchalbasiliken Roms, St. Peler, St. Paul, San Giovanni und S. Maria Maggiore Die seiarlicho Handlung sinket in St. Peter statt, wo die .Heilige Türe vom Heiligen Vater selbst geössnet wird. Die Heilige Türe bleibt außer im Jnbiläumsjahr stets geschlossen. Ihre Oessming versinnbildlicht den Beginn des .Heilige» Jahres; mit des en Ende wird iie auch wieder geschlossen. Die Eröffnnngs- ze>ei„onie der Heiligen Türe wird in folgender Mise am Nach mittage des 21. Dezember stattsinoen: Der Heilige Vater erscheint, in einen Sänfte getragen, die Kerze in oer Hand, ninaaben von Kardinalen und dem gesamten piävjtsiche» Hose in der Vorhaste der Äasitika, wo ihn dp. Gläubigen und di« Würdenträger erwarten. Nachdem der Pavst den b?re'>tgcistellte» Thron bestiegen hat, wird er mit einem weiße» liebe«gewande betleidet. Die Kerze in der Hand schreitet er znr-Heiligen Türe und schlägt mit dem goldene», vom katho lischen Welkepiskopat ihm überreichsten Hammer dreimal gegen die Mauer der Heiligen Türe, zu jedem Schlage eine liturgische Versttel anstiiniiicnd, die der Chor beantwortet. Darauf besteigt der Heilige Vater abermals den Thron »nd stimmt einen Pialm an, während de bereits vorher losgelöste Mauer auf einem bereitgpstolltc'n Wagen fortgefahren wird. Ter Papst kielt «in Gebet vor „nd kehrt dann, das Tedenm ansttmmend, zur Porta Santa zurück. Beim zweite» Vers tritt er in die Basilika ein, gefolgt von den Kardinalen, Bischststen, dem ganzen Hofstaat und allen Anwesenden. In k>:e:em feierlichen Anacnblicke läuten die Glocken von St. Peter »no aller anderen Kirche» Roms. Der Hammer nno die Maurerkelle, die der Papst bei lstest»! besonderen Anlaß benuNe» wird, ,i»d kostbare, ans Gold, Elfen bein und Edelsteinen hergestestte kleine Kunstwerke. Ans den, Hammer befindet sich in lateinischer Sprache d-e Jistchrist: „Ave- rite mihi vortas justitiae." („Osstnet mir die Tore der Ge- rechtiakckt.") Die Maurerkelle träist die Worte: „CollocamnS lapidem eum Inenndstcste." („Wir le-e» den Stein mit Fröhlich, keil hin.") Beü-e Werkzeuge zeigen serner die Aufschrift: Anno juviloei 51L XXV. Die zweite Derleklnq -er IiibttüumsbuNe Wie auch bei fricheren Jubelfeiern, fand die zweite Verle sung der päpstlichen Büste über die Verkiindioung des Jubel- sahres mit oroßer Feierlichkeit statt. Im Thronsaas des Vatikans versammelten sich die Prälaten und llfsiciale und übrigen Kle riker. welche den Ritus der zweiten Kundmachung der Büste aus- zusiihren hatten, darunter der Erzbischof von Laodicea, Moretti, Uditor der Anostoliscken Kammer, ferner die Prälaten der Avo- stolischen Kammer uitter Führung ihres Dekans. Msgr. Giusti- niani. außerdem die Ud'tnre» des Tribunals der römischen Rota. Ebenso war der päpstliche Zeremonienpräfekt Prälat Resviahi mit mehreren Zeremoniaren anwesend. Um ZL11 Uhr begab sich Papst Pius XI. umgeben von seinem geistlichen und weltlichen Hofstaate, in den Thronsaal. Die beiden jüngsten Uditoren der Nota näherten sich alsdann dem päpstlichen Throne, »nd Msgr. Manucci, der ältere vo» beiden, erbat vom Papste die Genehmi gung. zur zweiten Verkündung der Iubiläumsbulle für das Hei lige Jahr 1025. Nachdem der Papst die Genehmigung hierzu er teilt hatte, hob er das Zusammentressen der zweite» Verlesung mit dem Sonntag Gaudete hervor, auf welchen die Kirche jenes freudige Wort anwendet: „Gaudete, iterum dico gaudete: Domi nus eniin prope est." („Freuet euch, und abermals sage ick, euch, freuet euch, denn der -Herr ist nahe.") Doppelt nahe ist der Herr, wo Weihnachten zugleich die Oeffnunq der Porta Santa anzeigt und das Hl. Jubiläum verkündet: „Hunc Iubilaei annnm remis- sionnls ac veniae." („Dieses Jubeljahr des Nachlasses der Sn:: den und der Verzeihung.") „Ein Jahr des Sündennachlaises," sagte der Papst, „ein Jahr der Vergebung und der Verzeihung, der heiligen Freude iin Herrn, nach Jahren so großer Trübsal? und so großen Unglücks, die wir erlebt haben, können wir gerade heute iin Hinblick auf das HI. Jubiläumsjahr die Worte wiederholen: „Laetati sumns in eo, pe quod contristati sumus." („Wir sind froh in dem. durch das wir betrübt gewesen sind.") Nachdem der Papst den Apo stolischen Segen erteilt hatte, begab er sich in seine Gemächer zurück. Die Prälaten »nd der übrige Klerus verließen alsdann den Thronsaal und begaben sich ln den Portikus der Kalhedrale von St. Peter. Kav. Benaglia trug die Bulle, der gaine Zug war begleitet von der Schweizer Garde und zoa durch die Türe an dem Reiterstandbild Konstantins d. Gr. ein. Dort, zu Seite» der Bronzetür, waren zwei Kanzeln und daneben Bänke ausgestellt für den Generaluditor, die Prälaten der Avostolischen Kammer, das Domkapitel, den Klerus und das vatikanische Seminar. Zwei Uditoren der Rota verlasen alsdann von den Kanzeln in la teinischer und italienischer Sprache die Bulle Danach gingen die Prälaten, das Kapitel und die übrige Geistlichkeit von St. Peter sowie die Seminaristen zur Anbetung des Sanktissimnms in die Gregorianische Kapelle. Nach Beendigung der feierlichen Zeremonie läuteten die Glocken von St. Peter. In den übrigen Patriarchalbasiliken Roms fand ebenfalls die zweite Verlesung der Iubiläumsbulle statt. X Ein« axfsehenerreoende Konversion. Vor kurzer Zeit wurde in der Hanskapelle der Accademia dei Nobill Ecclesiastisi ln Rom der protestantische Geistliche Artur Murray Dole, ehemals Pkarrer zu Ladbroke und Radbourn. durch»Msgr. Barton Brown in die katholische Kirche ausoenommen; am glei- chen Tage noch erhielt er das Sakrament der Firmung durch Erz bischof Zonalst und wurde vom Heiligen Vater emvfangen. Der Konvertit war von 1889 bis 1891 Kaplan der anglikanischen (vro- tesiantischen) Benediktinerinnen zu Mailing, welche gemeinsam mit den Benediktinern von Calden im Jahre 1913 zur katholischen Kirche zurückkehrten. Sein Nachfoloer in jenem Amte ivar Reo. Morley Richards, der gleichfalls Katholik wurde, und als Domi nikaner starb. Poslpakeiverkeftr mit Vem Aus!an- Vom 1. Januar 1925 an ermäßigen, sich die Gewichtsfrei gebühren i,n Postpaketverkehr mit dem Auslände für alle Gewichtsstnsen „m 25 Centime?. Ausgenommen von die'ec Ermäßigung find nur Pakete nach Betschnanaland lbrit. Schukgebiet), Rhodefia, Südafrikanische Union und Südwestafrika, soweit sie dahin auf de», Wege über Hamburg „nd Südafrikanische Union oder auf dem direkten Wege über Hamburg befördert wer den, ferner nach den Vereinigten Staaten von Nordameritn (wo für schon ohnehin billi ere Gebülren gelle») und dem Gebiet der Freien Stadt Danzig. D'e Gebühren für Pakete nach dem Sa.ar- gcbiet ändern sich wie folgt: Für Artete M , „ilogramm 0,50 Fr.. Sv-'rrgnt 1,00 Fr, dringend 1,50 Fr., dringendes Sperrgut 3,00 Fr. Für Pg.ete über s bis 5 Kilogramm 0,85 Fr., Sperrgut 1,70 Fr., »ringend 2,55 Fr., oringenoes Sperrgut 5,10 Fr. Für Pakete über 5 bis 10 Kilogramm 1,90 Fr., Sperrgut 3,80 Fr., dringend 5,7. Fr., dringende; Sperrgut 11,10 Fr. Für Pakete über ,0 bis 15 Kilogramm 3,65 Fr., Sperrgut 7,30 Fr., dringend 10,95 Fr., dringende; Sperrgut 21,90 Fr. Für Pakete über 15 bis 20 Kilo- grainm 1,90 Fr., Sperrgut 9.80 Fr., dringend 14,70 Fr., drin gendes Sperrgut 29,10 Fr. Die dent'chen Gebührenanteile für Postsrachtstücke sind eben falls entsprechend herabgesetzt worden; nähere Anskunit erteil te» die Postanüatt'n. bmcl ürstenhos ° mprigl ttcstel der Leiprtg besuchenden Natbolrken 7»le Limmer mii iiait- und Nlarmwaster ,o linder Ereile Mäßig N°.,sere„rl3le Die Macht -er Drei Ein Roman aus dem Jaure 1955 Von Hans Dominik. bin : '922 bp Ernst Keils Nachf sAng Scherl), G H. Leipzig — Nachdruck verboten. <71. Fortsetzung.) Wahrend sich die Arrzte bemühten, Ctirus Stonard ins Bc- wnßt'ein ziikiickziirufe», übernahmen d'e vier Staatssekretäre sie Lenkung oes schwanke»»«» Staatsschlffes. Dr. Glossin saß in seiner Neuyorker Wohnung „no über- schlug die Ergebnisse seiner politischen Tätigtest. Seit acht Tagen war er in Amerika uno hatte keine Stunde seiner Zeit verloren. Mit den Führern der Sozialisten und mit denen der Ptutokrateil hatte «>' verhanoelt, Arbeiter und Milliardäre waren der Herrschaft des Diktators gleichmäßig müde. Leise Schwan kungen oes sonst so festen und zuverlässigen Bodens deutele» auf kommende gewaltsame Ausbrüche. Noch setzt wunderte sich Tr. Glossin über die Vertrauens seligkeit, mit der die Parteiführer der Sozialisten und 'Auto kraten ihm entgrgen gekommen waren. Wer gab denen denn den Beweis, daß er wirklich von Cyrus Stonard abgefallen sti? Was wußten die Tölpel von der unbekannten Macht? Bon allem, was zu erwarten war? Dr. Glossin kannte die Plan« der Roten und der Pluto- kraten und hatte ihr« Chancen genau erwogen. Beiden Parteien würde die Revolution ziveifellos glücken. Aber j„ beiden Fällen würde der Erfolg kein vollkommener sein, würde es im weiteren Versauf unbeoingt zum Bürgerkrieg kommen. Machten die Rote» die Revolution, würden der Westen und ein Teil der Mittelstaaten sich dagegen erheben. Machten sie die Weißen, würde umgekehrt der Osten rebellieren. In den Vereinigten Staaten gab es aber noch eine dritte Partei, deren Mitglieder sich einfach als „Patrioten" bezeichnest«. Eine Partei, für die Dr. Glossin bis vor kurzem nur ein Achsel zucken übrig hatte. Die Partrioten waren so unzeitgemäß, die Politik nur des Vaterlandes „nd der alten amerikanischen Ideale halber zu treiben. Freiheit des einzelnen und des ganzen Staatswesens. Abschaffung aller Korruption. Jnnehaltung von Treu und Glauben bei allen» auch bei politischen Abmachungen. Das Programm der Patriotenpartei bestand aus idealen Forde, rungen. Deshalb hatte sie Cyrus Stonard auch gewähren lassen hatte sie ebenso wie Glossin für ungefährliche Schwärmer ge» halten- Erst vor fünf Tasten war der Doktor mit William Baker, dem Führer der Partei, in Verhandlung getreten. Nachdem er in Erfahrung gebracht, daß die Roten und die Weißen am glcj- chen Tage losschlagen wollten. Er hatte die Partei zum Handeln anfgepeitscht. Er hatte sich mit Mr. Baker eine lange Nacht, hindurch eingeschlosfen, einen vollständigen Revolutionsplan mit ihm entworfen und in allen Einzelheiten ausgearbeitet. So raffiniert uno wirkungsvoll, daß dem Parteiführer vor der teuflischen Schlauheit oes Arztes graute. Rur über die Belmndlung und Beseitigung de» Diktators waren sie nicht einig grworoen. Glossin war für Lufttorpedos anr daS Weiße Hans. Mr. Baker war gegen fedes Blutvergießen. Cr verkannte die großen Verdienste de- Präsiic.it TiliatorS „in die Union nicht. Cn>'ns Stonard sollte weg, sollte de, Macht beraubt werde», aber ohne Schaden an Leib und Lebe» z„ nehmen. Damals... setzt vor fünf Tagen... hatte Mr. Baker eine kurze Zeit überlegt, batte nngedeutet, daß er einen Weg finden würde, hatte den Weg selbst verichwiegen. Von Tag z» Tag waren seine AiG.mtunge» zuversichtlicher geworden. Aber di« Tag« waren auch vststrichcn. Tie Z'it drängte. Heute schrieb man den fünste-i August. Am siebenten wollten die Weißen und die Roten lo;sch!ng'n. Es war Z-it. Höchste Zeit! Und die'er Ideologe, dieser Baker, spielte immer noch den Geheim nisvollen. Dr. Glossin sprang wütend auf. ES mußte z„m Ende kom men. So oder so. ES war »in die achte Abendstunde, als er den Vroadwa» erreichte und sich in e neni der Wolkenkratzer in die Höhe fairen ließ. Er trat in> einen einfachen Burcanranm im 32. Stock. E'iien spärlich und nüchtern ausgestatteten Geschäfts raum. Nur eine Person war darin. Ein hochge,»achsener Fünf ziger mit ergrautem Vollbart und Haupthaar. William Baker, der Führer der Patrioten. „Sie komn en, Herr Doktor?... Um so besser, da brauche ich nicht nach Ihnen zu schicken." „Ich komme, Mr. Baker, weil die Zeit uns nick dm >' "'(» brennt. Ich bestehe darauf, daß mein alter Vorsitz'»: vn wird." „Es wird nicht »ölig sein." „Bitte... sprechen Sie deutlicher." Der Parbeijflihrer schritt schiveigend zu eine, Tür zu», Nebeziranm und öffnete sie. Eine dritte Person trat ein. Trotz des Zivils ersannt« Dr. Glossin Oberst Cole. den Konimandeur des LeibrozimentS. Er kannte den Obersten seit Jahren, und der Oberst kannte ihn ebenso. Glossin war starr. Sein« gewohnte Sell'sth'se. >, - ver sagte. „Sie... Oberst Cole?" Baker nickte. „Sind Sie zufrieden, Herr Dokter?" Verwirrt drückte der Doktor die Hand, die der ß r :ü chm bot. Das war also der Trumpf, den Baker so lange znrücigeya^ ten hatte. So mußte per Plan gelingen. „Heute abend um elf Uhr auf die Sekunde wird die Aktion der Partei in allen Städten der Union beginnen. Um zehn Uhr löst das Regiment Cole die alten Wachen im Weißen Hause ab. Alles Weitere besprechen Sie auf der Fahrt. Jetzt fort!" Ein kurzer Händedruck. Tr. Glossin fuhr mit dem Oberst bis auf das Dach des Wolkeinkratzers. Das Flugschifs des Kom mandeurs nahm sie auf. Tie Dämmerung des Somrnerabends lag über der See, als das Schijf den Kurs auf Washington nahm und die Bai von Nenyork überflog. Statrn Island, Sandy Hook die Einfahrt zum Neuyorker Hafen. Dr. Glossin und Oberst Cole standen am Fenster „nd blickten ostwärts über die Sec. Da zog es in einer unendlichen Linie heran. Panzer und Panzerkreuzer, Torpedoboote „„d Torpedosäger, Flugtaucher »nd Untcrscep.anzer. ES rauschte durch die Sec, deren Wogen sich vor dem Bug der kompakten Masse ausbäumten und in stiebendem Schaum zer- flockten. Es kam mit einer Geschwiiidiakeit von viele» See meilen in der Stunde durch die Finten dahergerast. D-e ,ckwe>en Panzer standen halb ichies, den Bug hoch über den Wogen daS Heck ko lies in der S e, daß das Wasser dahinter' einen Berg bildete. Es war ein seltsames und ein grauenvolles Schauspiel. Diese Schiffe sichren nicht mit eigener Kraft. Sie sichren »ber- hanpt nicht, wie Sch'lsfe zu fahre» „»legen. In regelmäßigem Abstaiia n»d in Formationen. Ihre eisernen Körper hingen zu sammen, wie etwa eine Gruppe von Psahlniuscheln, die ein Fischer vom Grunde losgeriisen hat »nd durch das Waiser schleift. An den Settenwänden des erste,, schweren Panzers klebten, ans dem Wasser gehoben, drei Torpedoboot', wie die jungen Mulche!» an den Schalen der alten. Ter zweite Panzer haftete, um ein Drittel seiner Länge „ach Backbord vorgeschoben, am ersten Sck'lachi'chiisf. So folgte sich die ganze gewaltige Schlachtslvtte, zu ei„rm cinzieen, regellosen Block vergnirlt, vo» einer unsichtbaren, un widerstehliche» Gewalt durch die Fluten ge-jsse». « An allen Masten, von der sausenden Fahrt über de» halben Atlantik zersetzt und arg mitgenommen, aber noch erkennbar, der Union Jack, die in hundert Seeschlachten bewährte Flagge Englands. Erst auf der Höhe von Sand» Hook mäßigte sich das Tempo oer wilden Fahrt. Langsamer, aber immer noch ver kettet und verquirlt zog die glähmte Flotte durch die Land enge in die Bai vo» Nennork ei». Dr. Glossin trat einen Schritt vom Fenster zurück und preßte den Arm des Obersten Col«. So stanocn sie «nd starrte» aus daS Schauspiel da unten irärend das Flugschifs seine» Weg „ach Washington verfolgte. Sic sahen die gelähmte Flotte klein und kleiner werden, sahen sie als einen Punkt im »»sichere» Licht der wachsende» Täiiimeruiig verschwigide». Sie starrten noch immer ans den Fleck, wo sie ver schwand, als längst nichts mehr z„ sehe,, war. Nach langem Schlveigen sprach der Oberst: „Was war das? Habe ich geträumt?" „Was Sie sahen, war grause Wirklichkeit. DaS Wirke» oer gehet»,insvollen Macht, mit der Cyrus Slonard spielen wollt-." Dr. Glossin sprach. Bon Dingen, von denen Oberst Cole bis zu düstein AugMblick keine Atmung gehabt hatte. Bon ver unbekannten Macht. Von ihrer Gewalt. Bon ihren Drohungen und Verboten. Bon der Unmöglichkeit, sich ihr z» widarsetzen. Je weiter der Doktor kam, desto mehr sank der Oberst in sich zu sammen. Er sprach während der Fahrt kein Wort meyr und zog sich in Washington schweigend in sein Tiemstziimnpr zurück. Um zehn Uhr wurden im Weißen Hause die Wachen des Regonents Howard durch Offiziere und Mannschaften des Regi ments Coke abgelöst. Obckristi Cole nahm den Bericht seines Wachtoffiziers teilnahmslos entgagon. So blieb er ,itzen. bis Glossin, die Uhr in der Hand, zu ihm ins Zimmer trat. „Herr Oberst, was zeigt Ihre Uhr?" Lang,am. fast schwerfällig zog der Oberst dl« eigene Uhr. „Zehn M'nnten nach zehn." rrH"ud des Obersten zitterte. Dr. Glotzin blickte spöttstch aus oe„ alten Offizien'. „Herr Oberst Enkel" Die Stimme Blossins drang ßhneidstid durch die Stille. Der Oberst sprang aus. „Ich bin bereit." (Fortsetzung folgt.)
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