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Nummer 263 — 23. Jahrgang Sinnt wöchtl. Bezugspreis: f Novbr. 2 R-M. aus'chl. Bestellgeld. Berechnung der Anzeigen nach Rent-Mark. Preise: Die eingespaltene Petitzeile 30 s. Familien- u. VereinSnnz., Gesuche 2V H Die Pet't-Reklamezeile 8» mm breit. 1 Ossertengebühr für Selbstabholer 20 bei Uebersenbnng d d Bost außerdem Porto- znschlag PretS t » Etnzrtnummrr ft» «enten-Psennig. ltleichasUrchtr Leit: Iotet Kohmann, Dresden. Donnerstag. 13.November 1924 Im Falle bökerer Gewalt erlischt ,«d« Verpflichtung aus Lieiecung sowie Ersllllung o. Anz-Aufträgen n. Leistung v. Schadenersatz Für undeufftch u d Fernlvr. Übermittelte Anzeigen übernehmen wir keine Ver antwortung. Unverlangt etngesanote u mit Rückports nicht versehene Manultriot» werden nlch» aufbewahrt. Sprechstunde der Stevaktwn b bis 8 Uhr nachmi/tag<. hau^tschrlklietrer: Dr.Ios«i»tbert.Dl«»dea, TaoeSzeit» na k ii r r« r i f> l i rk e P o »i t i t nnd Kultur - NMMW M W«, - «k Bk« M - M «kiik Wen viedakttoa der Lachstfrden ^oltdzerrona ^ Dresde- -l. 16 i>otbeinstrakel^ ernri» Am L»e DilUalur M k'lltt Me!ö»M A Al!?!e» Las moderne Vrole!ar»ak Von Universitätsprofessor Dr. Briefs (Freiburg i. B j Der Name Proletariat ist vor allem seit den November tagen 1S18 der deutschen Oesfentlichkeii recht geläufig geworden. In den Wortverbindungen „Diktatur des Proletariats". „Prole tarische Massen", „Proletarier aller Länder vereinigt euch!" liegt der agitatorische Klang des Wortes l)«ut« noch dein deutschen Bürgersmann unangenehm in den Ohren. Aber nicht auf den agitatorischen Klang des Wortes kommt es uns hier an. sondern mir stellen uns die sachliche Frag«: Was bedeutet der Name Pro letarier und Proletariat? Ist Arbeiter und Proletarier dasselbe? Ist Proletarier und Sozialist dasselbe? Der Name Proletarier kommt her von „Proleiarins". „Pro- letarii" wurden in der Servius-Tulischcn Heeresverfassung des 6 vorchristlichen Jahrhunderts jene Römer genannt, die freie Bürger nur kroft Abstammung, nicht Kraft Besitzes ivaren, also die besitzlosen Abkömmlinge freier Römer. Es gab damals ein« ganze Schicht solcher Leute: sie besaßen nicht die für iene Zeiten nraßgcbende Neichtumssorm, nämlich Grundbesitz, sondern »varen Kleingewerbtreibende, Händler und anderes kleines Volk. Im Laus« der Jahrhundert« wird im alten Nom der Name Proletarius zu einer Schimpsbe-eichnung und bedeutet gewölinlich. gemein, ordinär. Es läßt sich verfolgen, wie di« Bezeichnung dann über ein Jahrtausend lang untergeht, um dann Göhlich im 17. und 18. Jahrhundert lm Zusammenhang mit den humanistischen Studien wieder aufznleben, und -war in der Wort bedeutung einfach, arm. gewöhnlich, ordinär. Dann vollzieht sich das Charakteristische, daß die aufkommende Arbeiterbe wegung dieses ivenig ehrenhaft« gemein« Wort ausgveift und sich selbst dansit bezeichnet. Natürlich ist dieser Vorgang zu nächst demagogisch, entbehrt aber nicht eines tiefen Ernstes und einer tiefen Berechtigung. Bor allem der marxistische Sozialis mus l>at das Wort in Umlauf gesetzt? „Proletarier aller Länder vereinigt euch!": „Die Proletarier k/aben nichts zu verlieren als ihre Ketten!". „Diktatur des Proletariats!", das sind Anwendun gen des Begriffs „proletarisch", die vom Marxismus her ins all gemein« Sprachbewußtsein übergegangen sind. Was ist nun der ernster« Sinn der Bezeichnung proletarisch und Proletarier? Dir kommen dahinter, ivenn mir uns einmal fragen: welche Menschen oder welche Schicht von Menschen wird denn als Proletarier bezeichnet, oder bezeichnet sich selbst als Proletarier? Da wird man finden, daß di« Arbeiter, und zwar in erster Linie die Industriearbeiter als Proletarier bezeichnet werden oder sich selbst als Proletarier bezeichnen. Man spricht auch von Stehkragen-Proletariern und meint damit die untersten Angestelltenschichten In Industrie. Handel und Verkehr. Im Ganzen können wir also saaen. daß die Proletarier Lohnar beiter oder in öhnl'cher Lebenslage dem „Kapital" gegenüber- stehende Ertstenzen sind, Tiber hier taucht die Frage auf, mit welchem Recht hat man denn di« Schickt der industriellen Lohn arbeiter als Proletarier bezeichnet? Es snringt sofort in di« Augen, was sie gemeinsam haben mit jenem Proletariat des alten Rom. Sie sind frei« Bürger wie diese, ober mich besitzlos wie diese. Und nun kommt es darauf an. ob diese Besitzlosigkeit ein« dem modernen Proletarier dauernd oder nur vorübergehend eigne Qualität Ist. Wenn der Arbeiter von heute, was sa denk bar wäre, nur vorübergehend Lohnarbeiter wäre. um. durch Lohnarbeit zu Belitz gelaugt, ln einen höheren Stand zu steifen, daun würde er sich auch zweifellos nicht als Proletarier fühlen Große Teil« der amerikanischen Arbeiterschaft zum Beispiel ver dienen solche Löhn«, daß sie di« begründete Aussicht haben, mit einem Sparkavital noch und nach eine einen« landwirtschaftliche oder bürgerliche Existenz oulzubauen. Nachweisbar sind in Amerika Missionen von Arbeitern zu Besitz gelangt und in bür gerliche Schichten emporgestiegen. Zweifellos ist der Lohnar beiter, für den die Lohnarbeit nur Vorstufe einer bürgerlichen be sitzenden Existenz ist. nicht Proletarier. Daraus können wir den Schluß ziehen: unter Proletarier versieht man jenen Lahnar- beiter, derdauernÄ im Lohnst» st eingebunden bleibt, ja. der seine Lohnarbeltereigenschaft auch vererbt — denn ivenn die Generation der Väter Löhne bezieht, von denen sie Ver mögen nicht bilden kann, dann fängt mich die Generation der Söhne da wieder an. wo die Väter ausgehört haben: bei der Lohnarbeit! In der Dauer und Erblichkeit des Lohn- vcrhältuisses haben wir allein den Tatbestand vor uns, an dem sich ein wissenschaftlicher Begriff des Proletariers und des Pro letariats gewinnen läßt. Die Glcichsehung von Proletariern mit „verlumpt", „verkommen" Ist völlig unzutreffend, sie Ist -ema- gogisch gemeint und trifft allenfalls den Bodensatz der großen Arbeiterbewegung, das sogenannte „Lumpenproletariat." Zwischen dem Proletariat und dem Sozialismus scheinen enae Verbindungen zu bestehen. Ein großer deutscher Sozial- Philosoph. Lorenz von Stein, glaubte sogar beweisen zu können, daß das Proletariat mit Notwendigkeit sozialistisch sein müsse. Auch Karl Marx und der ganze Marxismus war dieser Auffassung. Ein Gelehrter vom hohen Rang« eines Sombart war der Ueberzeugung, daß das Proletariat marxistisch und der Niarxismus proletarisch sei oder werde. Man übersah dabei, daß große Teil« der Arbeiterbewegung — vor allem im Ausland, aber auch bei uns — zwar echt« Proletarier waren, aber nicht marxistischer Art. sondern antimarxistisch 'varen. Di« englische Arbeiterbewegung, ebenso die amerikanische lehnten den Mar xismus ab. In diesen Ländern konnte «r bl» zum Kriege fast Paris, 12. November. Mussolini hat dem römischen Berichterstatter der „ChicagoTrlbune" gegenüber der Absicht Aus druck verliehen, wenn rffckffg anderes übrig bleibt, zum äußersten, das heißt zur Auslösungdes Parlaments und zur Ver kündigung der Diktatur zu greifen. Obwohl nach der Auffassung der öffentlichen Meinung in Italien d'e Erel-misso vom 4. November der faschistischen Negierung seit der Ermordung Matteottls den schwersten Schlaa verletzten, zei-st Mussolini eine unerschütterlich feste Haltung. Er sagte: Ich halte die Faschisten in Schach. Wenn ich ihnen die Zü"el schießen lasten würde, wäre es mit der Opposition aus. Die Vertreter der Opposition wen den sich um Schutzan mich. Eine Prostrammrede Mussolinis Rom. 12. November. Mussolini bat gestern in der Versammlung der Abgeordneten der Knnnnerincs,rhest, au der 325 Abgeordnete und das G samt.ninisteriiini t- l'-uhme», pro grammatische Erklärungen abgegeben, in denen er ergebend über die Tätigkeit der Regierung fest den Schlahe der Par- lanientssitzungen berichtete und die Anginste per Opposition zu widerlegen versuchte. Mnsioliiii glaubt, daß die O>'t»iunq im allgemeinen wieder hergestellt sei und daß d e Rückkehr ,» normalen Verhältnissen allein durch d e Wiedereröff nung des Parlaments und durch d-e Vereidigung der Milir auf den König herbeigefährt sei. Das, was die Onposition unter Wiederherstellung geordneter Verhältnis« verst-he, sei nichts anderes, als der Versuch, eine Mnisierkrsie herbe'zu führen, nm wieder zum alten Parlamentarismus zurückzukehren, der das Leben der Nation schädige. Die Versuche, ans einzelnen Vorkommn-ffen den Instand der Gesetzlosigkeit zu konstruieren, so en „nr ec» politi sches Manöver. Jedes ungesetzliche Vorgehen c'nzelner werde unnachsübtlich durch d'e Gerichte bestraft. Das b-weste d'e Tat sache, daß bisher 530». Faschisten wegen sehr tief beda»ert!ch-»r Vorkommnisse den Gericht»,« zua-siibrt worden se«n. D e Re gierung w-rde baffir sorgen, daß die Ruhe im Lande aul- recht erhalten werde und habe deshalb all« öffentlichen Kuud- grbunaen verboten. Mussolini sprach die Hoffnung anS, daß die Abgeordneten der Kammermehrlieit, anrb d'e N'chtfzschist:-- schen, a.llen Intrigen der Ovposit'on sernbleiben würden, selbst wenn ninerhalb der Kammer eine Umgruppierung not wendig werden sollte. AttUks WMlil In Wnien Berlin, 12. November. General Magaz ruft alle Män ner. die guten Willens sind, da? Vaterland lieben und in Tsi-eue zum Direktorium stoben, ans. »m die Auflösung alles Bestehen den zu verhüten. D'e revolutionäre Bewegung gehe von gewisse» Rechtskräften vereint ni't Separatisten und Sozia listen aus, die sich hinter der französischen Grenze organisieret» Spanien sei in Paris diplomatisch vorstellig geworden. Das Direktorin», sei entschlösse», mit eiserner Strenge vorz»- geben. Magaz äusterte, die Bewegung sei „m ko verbreche rischer, als gegenwärtig Spanien seine beste» Kräfte esiisehe, um das Marokkoproblem z» lösen. — Ter stellvertretende P>-K- sibent des Direktoriums, Magaz, hatte eine laiige Unter redung mit dem französischen Botschafter. Die Madrider Poli zei hat verschi'dene Verhaftungen vorgenommen Paris, 12. November. Haoas meldet aus Madrid: Ein« Verlautbaruno der Regierung teilt mit. daß die Iahresklaste 1924 einberufen wird, um di« Operationen in Marokko fortsetzen zu können. Sek «rz'e MiMii London, 12. November. Der Bollz» gSrat der Arbei terpartei beschlost, um die Spaltung in der Partei nicht zu „er gröüern. Mardonold weiter a!S Führer zu behalten Dock gleichzeitig wurde beschsosien, daß die Gesundheitsrücksichten d-"- chemaligen Ministervräs deuten einen läng«'.«,, Erholungs urlaub notwendig machen. Daher wird Maedonald in etwa tt Tagen zu einer Reise nach Südimerika ailfb'eben. ve e„v„ drei Monate dauern wird. Es heißt, man hal>c Maednield ferner das Versprechen abgezwunaen, keine wichtigen Ent scheidungen zu treffen, ohne die andere,, Fnh> er ve, Parte- w'e Snowden, Henberlon und Thomas zu Rate z» ziehen. Während der Abwesenheit Maedonalds wirb Snowden als stellvertretender Pard-'fübrer amtiere». Ferner wurde beschlossen, die Bartel sämtl-cher Kommu nisten zu entledigen. Der G -werkschaftSkon irest wrd fegt ein« ansgedebnt« Propaganda einleiten, um die Jndnstr ekämvfe in andere Bahnen zu lenken London. 12. November. Reuter meldet aus Ath-n: Nach einer amtlichen Meldung Kam es In Cavalla zu einem ernsten Zu. kammenstoß zwffchen Militär und einer Anzahl komm uni. ktlkcker Arbeiter. Hierbei wurden «in Leutnant geff"i>« e'u OM'ker und 1ü Soldaten verwundet. Di« Soldaten feuerten über die Köpse der Men«, die sich daraus zerstreute. Bal-wkn und Äerrlok Paris. 12. November. N-ch einer Rzdionn-ldnna an? ggn- don rechnet man in Londoner offiziellen Kreise» mit de- ffckkeit einer Zusammenkunft zwilchen Herriot »nd m >'d -> n Eine solche Zn'amnienknnst würde aber erst nach oer Eröffnung des Parlaments stattsinden. Herrlot bat sich gestern zu dem engl-lchen Botstbas er l> Erewe bea-ben und ihm für leine» gestr'gen Be'- ck kür d-e Grüße der englilch-n R'g>eru»g getankt. s,err ot ve- sicherte d-m Bot'chafter, daß die freunds-baf-lichen m , denen Baldwin gestern seiner gedachte, ihn !ehr qsrübrt bät->>, Kein Ssurz -er pvlnissben Reaievnna Frankffirt. l2. November Die „Frankfurter Zeitung" uie> det ans Warschau: Bei der Varkament-zabstimmnng ",f>er den Mißtraiieiisantrig gegen die R-gerung Grabslu e hest o-e Regierung eine Mehrheit von 237 liege» 32 St mmen Gegen sie haben nur die Weißrnsirn. Ukrainer uno Jude» gestimmt Die Deutschen verließen de» Saal. Am die DorherrichaN in China London. 12. November. Wie R-uter aus P-kina e-t-e- im», sich Wuveis» von Ticbifu auf dem Seew-a-' „ach ge» Sü den begeben. Man nimmt an. daß er die Absicht hat. :n der Bai von Haitlchau zu landen, um von dort Lonang »ist !>,-r Eisenbahn üb -r Lunghai zu erreiche». T > changtsoli » bat als Gegenmaßnahme Truppen von Tientsin ans in ',idl->„-r Richtung vorgeschickt, die Wupeifu den Weg verlege» 'ptstn. gar keinen Boden finden. Deutschland war eigentlich das ein zige Land, dessen Arbeiterbewegung, ivenigstcns von außen ge sehen, in den Wirbel des Marxismus hmeingcrisscn ivar. Aber auch hier blieb neben der sozialistischen Arbeiterbewegung eine freie, »ich!sozialistische vorhanden. Vor allein sind da zu erwäh nen die christlichen und die Hirsch-Dnnkerschcn Geivcrkscl-nsten. Der aufmerksame Beobachter konnte aber entdecken, daß sogar auf dem Boden der eigenen sozialistischen Bewegung ein« allmäh liche Absonderung des proletarischen Denkens vom sozialistischen erstarkte. Die freien Gewerkschaften nämlich, ursprünglich eine sozialistische Gründung, mandien sich mehr und mehr in wichti gen Gesichtspunkten vom Marxismus all,. Di« Spannung zwi schen Marxismus und Geiverkschcrftspolitik, deren sinnfälliger Ausdruck der sogenannte Revisionismus ist, führte zu einer fak tischen Trennung der gewerkschaftlichen, im eigenen Sinne „pro letarischen" Politik, von der marxistischen Doktrin und Taktik. In der Frage nach der Bedeutung der Gewerkschaften, ob sie zwecklose Arbeit — „Sisyphusarbeit" — leisten oder nicht, in der Frage des Endziels, des Generalstreiks, des Tarifvertrags, der Maifeier, der paritätischen Arbeitsnachweise usw ergaben sich grundsätzliche Gegensätze zwischen der Sozialdemokra tie und den freien Gewerkschaften. Di« stillen und mitunter auch offenen Auseinandersetzungen zwischen der sozialdemokratischen Partei und den freien Gewerkschaften endigten mit einem Sieae des gewerkschaftlichen Gedanken«. Und dieser gewerkschaftliche Gedanke ist kn Kerne proletarisch, di« Gewerkschaft ist die einzige originale Schöpfung -es Prole tariat«. Dies« kurze Besinn«,^ läßt uns fragen: welche Seite der proletarischen Lebenslage tendiert zum Sozialismus? Welche Setten de» Marxismus widerstreiten der Lebensanschauung und den Zielpunkten des Proletariats? Die Hoffnungslosigkeit, in der sich große Teile des Proletariats jahczehntelaiig befanden, sein« soziale und politische Mlnderberechtigung. das waren die Tat bestände. die die proletarischen Massen dem Sozialismus »ut-ie- ben. Der Sozialismus zeigt« diesen Massen das komm-»de Rc-ck der Erlösung vom Fluch des Kapitalismus, er zeigte ihnen e'm« Zukunft. In der sie freie und gleichberechtiate Mitglieder der ran- zen Gesellschaft sein würden, eine Zukunft. In der ihre Lebens lage gehoben und ihr Recht gesichert sein würde Und vieler So zialismus zeigte ihnen gleichzeitig das düstere Bild ihrer gegen wärtigen Lag« unter der Herrschaft des Kapitals und w-cs ihnen die Notwendigkeit der geschichtlichen Entwicklung zum So-iniis. mus — glaubte wenigstens, es zu tun — auf. Mit der Inbiunst des religiösen Glaubens haben große Massen des deutschen Pro letariats an dieses kommende Reich geglaubt, und dieser Glaube ivar jahrzehntelang ihr Licht in der Finsternis Aber allmählich erstarkte die Gewerkschaftsbewegung und bewies, daß auch schon auf dem Boden der bestehenden wirtscliastlichen und gesellschalt, licken Ordnung di« proletarisch« Daseinslage zu heben und ZU bessern sei. Dasselbe tat di« aulblühende Arbeitergenoslen- schaftsbewegung. Die großen politischen Erfolge der Sozialde mokratie stärkten das politische Selbstbewußlsein und steioerten das politische Gewicht der Arbeiter sogar im Gegenwartsstaate. Immer mehr stieg auch di« soziale Geltung und dag soziale An sehen der Arbeiterschaft. Das alles waren Tatsachen, die den Blick für die Verheißungen des Sozialismus in der Zukunft schwächer iverden ließen, da sie den Energien der junoen Arbci'er- beivegung auf di« Ziele der Gegenwart spannten. Der Sozial!»» mus hatte mit seiner Lehre von der Selbstentfaltung der geschickt» lichen Kräfte ziun kommenden dritten Reich dem Willen, der Kraft und dem Selbstbewuhtsein der Arbeiterschaft keinen ge nügenden Spielraum gelassen; all« Erfolge der Gewerkschalts» beweyimg, aber auch alle Erfolge der sozialdemokratischen Par-c tei nährten und stärkten den Witten zur Tat. zur Selbsthilfe auch im sozialistischen Proletariat. Und indem das geschah, sah inan