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Sächsische Volkszeitung : 27.11.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192411273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19241127
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19241127
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-11
- Tag 1924-11-27
-
Monat
1924-11
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 27.11.1924
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Bei MM MM NM ill SWO Äon WalterBähr. Krähe» fliegen nm de» .Hohen Schwarm, genau wie vor Jahrzehnten, als inie zum erstenmal ein verrunzeltes Spital« weiblei» den Turmschlüssel anvertraule, „nd ich von den. Resten der sogenannten Sorbenbnrg hinabstannte auf das sreundlichck Saatfeld, die steinerne Ehconik Thüringens. Damals sprühte die uralte Saalestadt noch nicht von der industriellen Betriebsamkeit wie heute: kein lärmender Fremdenstrom dnrchspülte die Straßen, „m sich in den Garnsdorfer Berg zu ergießen, wo Allm,itter Natur >n einem verlassenen Ltergiverk stille Wunder gewirkt bat, wo sie Stollen und Hohlen mit einen« Farbe „brokat bekleidete, den die Gegenwart in den „Saatfelder Fcengrotten" bewundert. Das Auge, das von der Saalcbrücke flussauf- und niederwärts in Fernblicken geschwelgt hat, weilt mit Behagen auf dem grauen Saal- oder Engclstor, das breithüftig inmitten der St rage steht. Wer altes mag unter seinen Bögen hindurchgcschrittetn sein seit lener gelegne!«» Zeit des Mittelalters, die uns aus der Saalfelder Hoszschnihschule mit goldstrohenden Schnitzaltären beschenkte, ank denen inbrünstige Gottesverehrung der glühenden Pracht die selige Einfalt gesellte! Ir» Weitergehen strichelt die Hand die Bau- formen der Stadtapotheke, in der Hochrenaissance und Barock har monisch zusammenklingen. Lustig scheppert die Torglocke, die den Besucher über eine steil« Trsppenspindel hinauf im Obergeschoß anmeldet, in dem Jntarsicntüren auf weiträumiger Diele kostbar bestückte Zimmer erschließe». Der idhllische Marktplatz, einer der schönsteil Mitteldeutschlands, läßt uns an Hermann und Dorothea denken, ohne oatz er mit Goethes herrlichem Gedicht ursächlich ver bunden ist. Die boppeltllrige St. IobanniSkirche, an der fünf gotiscvc Mcnschenalter bauten, bleibt eh und merkwürdig mit dem Strin- relief des legendären St. Gshils«», der ein so besonderer Heiliger war, daß er eine Jungfrau gewesen ist und heilige Kümmernis genuant wurde. Die fromm: Tochter eines heidnischen Königs von Niederland weihte sich dem Gottessohn. Ter himmliiche Bater ließ ihr, die unvermählt z» bleiben wünschte, einen Mannes bart von Wangen und Kinn hinabwachsen, lästige Freier zu ver scheuchen. Darob kreuzigte der erzürnte leibliche Vater die eigene Tochter. Ein fahrender Spielmann tröstete sie in ihren großen Schmerze» mit süßem Geigcnspiel. Sie warf ihm zum Dank einen güldenen Pantoffel zu. Seitdem ward sie vom fahrendem Volk als St. Gehilfen verehrt, wobei das weiblich langwallsndr Gewand minder als der männliche Bart für die NamenSsindung beachtet wurden. Am Westrand des Markts rinnt in sanfter Biegung ein dreigeteilter Stratzenzng von Norbwesten nach Südosten durch zwei Tore, aufrechte Wahrzeichen des altein Siedlungskernes. Kann« eine anders Stadt gewährt solch reizvollen Durchblick nach zwei Seiten. Ich trete durchs obere Tor heraus auS einer Vergangenheit von deren Rnnenzügen ich das Auge der S-ele gewaltsam abwendsn muß um das gegenwärtige Ziel in der Knochstraß« z» erreich.». Bald schrillt die Klingel im Oberstock eine 'renndlichen, landhaus- artige» Gebäudes, zwei Frauenhände um' icßon znm Willkomm- gruß die meinigen, zwei dunkle Augensterne glänzen unter weißem Haar, ich stehe vor Mart he Renate Fischer, der Dich terin Thüringens. Ein behaglicher Sessel nimmt mich ans. dem Schreibtisch gegenüber, auf dessen von Papieren und Mcher» bedeckte Platte ein Kruzifix»-) herisiederlieht, vvn welkem Blninenkräiizlein umrahmt. Dahinter, anf dem Fensterborb, steckt Wolfgang der Einzige von Weimar nachdenklich die Rechte in den Ansschnitt des hochzugeknövften Nockes. Wir plaudern vom Wetter, der Zeit und den Menschen, von Büchern und Zeitungen, Gerechten und Ungerechten. Immer sngevdlichcr wird die junge Siebzigerin, deren Hohr, schlanke Gestalt die Jahrzehnte nicht gebeugt haben; immer strahlender wird der Glanz ihrer Blicke immer Heller die Stimme, klingender das Lachen, lustiger der Schalk in den Mundwinkeln. Von seltsamen und seltenen Dingen hör« ich, von heiterest und tiefernsten, von solchen, di: leuchtend in beschattete Tage gMe», von solchen, die spukhaft finster durch Helle Stunden ge spenstern. Hier wollen Erdspiegellsnte der Zukunft Geheimnisse entreißen, und ihre Wissenschaft drückt sie, wie d'e Kette den Ge- fangenen. Dort beten heilige Bäiieristnvn todkranke Gläubige gesund und erschauern bleich und zitternd unter dein Mühen zaube rischer Gnade. In jenem Darf hat jemand de» Drache», den zniragenden, der ihm den zeitlichen Beuch mehrt, auf Kosten deS Hochzeitlichen. Im Nachbarort krümmt sich ein anderer unter den Fängen seines bösen Bruders, des abträglichen Drache», der ihm dnö Bieh absterben läßt, der ihn »in Grund »nd Boden betrügt der ihn in die äußerste Armut, das verachtetste Elend hinans- stößt. Und alles das lebt, geistert, liebt und haßt, hofft und bangt an den b lühenden Ufer» der mittlere,l Saale, in den ab wegigen Seitentälern, »m die waldbestandeiien .Höhen. Das zieht den bunten Schicksalen nach, ans der braunen Ackerscholle, durch das wogende Korn, gleitet ilußabmärts mit dem Flößholz, führt ans breiter' Landstraße, pilgert über schmale Fußsteige, sitzt auf herrischen Bauernhöfen, duckt sich unter niedere,,» .Häuserdach, p istcrt zwischen den Rädern der Fabrite», singt im Sominerhanfetn a»s nionderhelltcn Tvrfgassen, jauchzt zur Kirchweih, klagt, rannt wispert anf dem Toienncker. Und ihr, der Gestalierin und Kündigen,, des drängenden anellenden, vielfarbigen thüringische» Lebet,-) sitze ich gegenüber und lausche verhaltene» Atems ans das, was sie mir aus Jugend tagen aiivertraut, was in der köstlichen Erzählung vom „ersten Schleier" widcrklingt, was die Erinnerung an ihr natnrnahes Leben ans märkischem Heimatboden verklärt. Dabei saugt sich «in Gedanke in mir fest, wühlend, bohrend: Eine Fremde, eine Mär kerin, niilßte in das grüne Herz Deutschlands verschlagen werden, die Nichtthüriugerin mußte der Welt verkünde», was Thüringen ist. von seinem Reichtum 'mußte sie erzählen, nicht nur dem der landschaftlichen Schönheiten, nein, auch dem der eige„wüchsi,M, bodenständigen Menschen und Schicksale, innig verbunden mit der großen Mutter Deutschland und dennoch sonderartig !m Umriß und Ausdruck. Als ich von Marthe Renate Fischer schieb, bestätigte sich mir, was mir ihr Werk längst offenbart hatte, wußte ich unum stößlich gewiß: einer Dichterin saß ich gegenüber, die Heimat« öraues Lantl Wolken in ckämmernäer Nöte vrok'n ilver llem einsamen feill, wie ein Mann mit tranrister flöte Seht äer Irerdst llurch Ule welk. v» kannst seine Nähe nicht fassen» Nicht lauschen cter Meloüie; UuU rlochr tn «tem fatiten verblassen ver fetlier suhlst ltu sie. üef.in rmelg künstlerin ist im edelsten Wortsinn, die Menschheitsdichterin gro ßen Zuschnittes ist, Geistesgeschwister der Ebner-Cschenbach, der Handel-Mazzetti: Erbin und Weiterfükreri» des Werkes eines Wilhelm Raabe, eines Gottfried .Keller. Ein langer Z»g von Gestalten wehte aus dem Dämmer des frühen Abend-) an mir vor über: Ich erkannte die Mutter ans den „Aufrichtigen", die schwer den Nacken beugte: da lachte d'« Fahne,iträgörin in „Aus stillen Winkeln" dem Tooe entgegen; da zwitscherte die Liebe-SsüZe „ank den, Wege znin Paradies": da baute Toska ihr Haus und ein fremdes Glück zugleich, da zwinkerten die Svitalniänner auf der ..letzten Station" tn die späte Sonne. „Die Blöttnerstochter" kämpfte um Stolz, und Demut. daS ^Vatenktnd" ging den Dornenpfad rum Glück, eine aanze Dorr gemeinschaft zog die Lebensstraße. auf Gedeih n»d Verderb mit einander verbunden, die „kleine Helma Habcrmann" wählte zwischen Herz und Pflicht. Vor 'meinen Augen erstand in sehen und klaren Zügen der Dank für da) „schöne und furchtbare Buch" den Marie von Ebnec-Eschenbach der Meistererzählerin Thürin gens für den gewaltigen Roman: „Die a„S den» Drache,,hauS" schwesterlichen Herzens gespendet hatte. Schon sanken der Hohe Schwär», und da) Tnnnpaar von St. Johannis unter den Gesichtskreis, als mir noch oaS Ohr klang von de», neuen Werk, das dir beznade!«! Seelenkünstlerin gegenwärtig schafft. Es wird der vergessenen Helden des letzten WeltbrandeS gedenke». „Ter Feldgraue spricht", soll es heißen. Zu der suchenden Seele eines Kriegsbeschädigten wird sprechen die Heimat, die lebendige so gut wie die leblose: der Wald, die Berge, die Saat, der Stein werde» «ine Zunge erhalten. Möchte ihre Sprache vernehmlich werden für alle, denen gegeben ist, in der Abkehr vom Alltag sich an wahrhafter Meisterprosa zu stärken für das kommende Morgen! M MMM Von Oskar Maria Gras. *f Erstmalig berichtet eine salzburgische Klostenilkniide au» dem Jahre 1554 von einem Hieronymus Gottbreit. der vom Teufel besessen gewesen sein soll. Das ganze Geschlecht ist nicht in gerader Linie zu deuten. Ein Otto Gottbreit, seines Zeichens Stellmacher, wird in einer fichtelgebirgischen Kirchenhandschrift 1702 erwähnt. Von ihm heißt es. er sei Pietist gewesen und habe merkwürdige Sym pathie-Heilkünste ausgeiibt. Ungefähr ein Bierteljah,hundert später lebte in Passau der ebenso berüchtigte wie berühmte Roßtäuscher Miachel Gott breit. Ihn soll der Husschlag eines ungarischen Rappe», eines jener bösen Pferde von denen der Bauer gemeinniglich zu sagen pflegt, sie hätten den Teufel im Leibe, getötet haben. Und noch heute zeigt man die Stelle, wo der Roßtäuscher so grauenhaft endete. Es ist schwer zu sagen, ob der Vater Joseph Gottbreits, ein schwarzmüldischer Bildschnitzer und Uhrmacher, dessen Fami lie und Haus durch einen Bergsturz vernichtet wurden, wahrend der siebenjährige Knabe sich in dem eineinhalb Stunden ent fernten Dorf befand, ein Nachkomme Michaelis ist. Man er zählt sich von dem Bildschnitzer, er sei ein religiöser Grübler gewesen und habe sich viel mit Somnambulismus beschäftigt, eine Eigenschaft, die sich in Joseph in unverminderter Stärk« fortpflanzte. Der elternlose Knabe wurde nach dem Unglück vom Stell macher Johannes Kraidcr ausgenommen und erlernte das Handwerk seines Pflegevaters. In den Feierstunden schnitzt» er Figuren und Köpfe, die den Kreis seiner inneren Vor stellungen seltsam verdeutlichten. Des öfteren, an den Sonn tagnachmittagen. kam ein Bauernssohn mit seiner Liebsten in die Stellmacheriverkstätte. drückte Joseph etliche Gulden in di» Hand und sagte: „Schnitz uns. daß die Alten glauben." Und am andern oder übernächsten Sonntag konnten die Besteller das Stück haben, stellten es heimlich in die Stube des Braut vaters und erhielten die Einwilligung zur Heirat. Beim Hoch zeitsmahl saß dann stets der junge Bildschnitzer am Tische der Bermählten, und Kraider war meistens so betrunken, daß er laut und geräuschvoll zu erzählen begann, was er Schnurriges aus Gegenwart und Vergangenheit wußte. Einmal aber in seiner Trunkenheit redete der gesprächige Stellmacher etwas von Gottbreits wildem Kaspar, der nach wüstem Streit sein Vaterhaus verließ und ins Französische hineinwanderte, und von dem man seither nichts mehr wisse. Einige Dörfler cntsannen sich noch und nickte» schweigend mit den Köpfen: die Mehrzahl der Gäste aber lauschte gespannt und bemerkten nicht, wie Joseph mitten im Gespräch aufstand und verschwand. Am andern Tag erzählte sich das ganze Dorf vom Ver schwinden des Bildschnitzers, und niemand konnte Auskunft geben, wohin er sich gewendet hatte. Später e.suhr man, daß er mit der großen Armee nach Rußland gez-srn sei, und von da ab verlor sich jede Spur für die Schwa -Wälder. Erst ein einhalb Jahrzehnt später tauchte Joseph im Südbayerischcn wieder auf. und niemand wußte, woher er gekommen war. Er fuhr mit seinem Weib und einen Knaben im Planwagen durchs Land und verkaufte auf Dörfern und Gehöften seine Geräte. Am Abend eines brennenden Augusttages des Jahres 1827 kam er in einem oberbayerischen Weiler an, spannte seine Mähre aus, band sie an einen Baum und ließ sie grasen. „Will schau'», ob Ich Haber Krieg'", rief er in den Wagen, ging breitspurig auf eines der armseligen Bauernhäuser zu und klopfte an die Türe. Als sich niemand sehen ließ, lugte er flüchtig durch die Fenster, umschritt das Haus und rief nach dem Bauern. Aber alles blieb still. Der Stellmacher trat in die niedere, düstere Küche. Fliegen summten in Schare» Eine Katze sprang vom Herd und schmiegte sich an den Fuß des Eintretenden, miaute gedehnt und streckte sich etliche Male. Joseph wollte sich eben auf die Bank niederlassen, als er auf einmal im Dunkel der Ofen nische den erhängten Bauern gewahr wurde. Ruckhaft schnellte er empor, rannte aus dem Haus und meldete seine Entdeckung *) In der Sammlung „Der Bienenkorb" (Herder, Frei« bürg i. Br.) ist eine Erzählung von O. Graf „Der Traum- deuter" eingerciht (je nach Einband G.-M. 1-, 1.20 oder 2.50). Darin ist die Geschichte einer Familie geschildert, in deren Schicksal Echlafwaicdel, Zweites Gesicht, Hellsehen und düstere Ahnung eine unheimliche Rolle spielen. Das Nachstehende ist den ersten Seiten des Büchleins entnommen. Die Macht der Drei Ein Roman aus dem Jayre 195k Von Sans Dominik. Topyright 1922 by Ernst Keil» Nachf. (Aug. Scherl), G. m. b. H„ Leipzig. — Nachdruck verboten. (50. Fortsetzung.) Die folgenden Sekunden brach.«» noch «ln halbes Dutzend gleichartiger Meldungen. Bis Admiral Main den ungleichen Kampk aufgab und mit dem Neste seiner Schisse »ach Nordosten entfloh. Admiral Morston sammelte den Nest seines Geschwad rS und setzte den Kurs ans den bisherigen Standort der englischen Flotte. Nach beendetem Kampf war eS Seemannspflicht, Uebcrlebende zu retten. Auf halbem Wege, anf der Höhe von Sydney, kamen ihm N-Boote entgegen. Hundert U-Boote. In Kiellin'e zogen sie in Ueberwcstserfahrt daher. Große, schwör gepanzerte Kreuzer von einer Art wie sie Australien nicht besaß. Sie fuhrchl schnellt und waren im Augenblick heran. Es konnten Feinde sein. Aber keinem Menschen kn der australischen Flotte kam dieser Gedanke. Sie all«, von den Cchisfskommandanten bis zu den einfache» Kanonieren, erblicktet» >» diesen Booten die Erretter vom sicheret«, Untergang und be grüßten sie mit brausendem Cheer. Da ging am Heck des ersten Bootes ein rötlicher Ball «mvor, breitet« sich im Winde aus und zeigte das Sternenbanner der amerilknischen Union. Ameri kanische N-Baote hatten unter der Führung des Admirals Willcox eingegriffen. Unbekannt mit den letzte» EntlchlieHmigen von CvruS Stonard, sah Willcox die australische Flotte im Kampfe mit der englischen Uebermacht. Mochten da Politiker treihem Iva? sie wollte». Der Seebär Willcox wußte nur, daß Australien Nächstens amerikanisch werden würde. Das hatte ihm genügt. Die australische Flotte lies in den Hafen von Sydney. Die amerikanische U-Boot-Flotte folgte nach einer plötzlichen Ent schließung des Admirals Willcox. Der meinte, daß es Zeit sei, daS warme Eisen zu schmieden, und kümmerte sich den Teufel um diplomatische Gebräuche und Abmachungen. Die Kunde von dem Gefecht und dem Eingveifepr der ame rikanischen Hilfe war den Flotten drahtlos vorausgeeilt. EiirS bange Stunde hindurch hatten i» Sydney die Hälstev unter den« schweren Feuer der kämpfenden Flotten gebebt. Dann kam die Erlösung. Hilfe und Sieg Lurch die Amerikaner. Da schlug die bange Stimmung in baS Gegenteil um. Die Ainerikaner. die setzt im Hafen lagen!, die in einzelnen Trupps an Land kamen, wurde!» )ntt Hellem Jubel begrüßt. Niemand in ganz Sydney dachte mehr sm di» TageSarbeit. Bon dichten Scharen war«!,, dt« Straßen schwarz, während die Häuserfassnden im Flaggenschinnck verschwan den. Einer der wenigen, die nicht an diesem allgemeinen Jubel teilnahmen, war der australische Prem ec Mr. Äpplöliee. Der Staatsmann dachte an die Zukunft und fuhr bet MaeNeills, dem englischen Gesandten, vor. Nicht ohne sich einen bestimmten Plan zurechtgemacht zu haben. Der Engländer empfing ihn hochmütig und kalt. DaS Er staunen zu deutlich zur Ähan tragend, als baß es für ganz natür lich gehalten tverden konnte. „Was wünschen Sie, Herr Ministerpräsident? Ich glaube kaum, daß wir uns wach dieser Affäre noch etwas zu sagen haben." Mr. Applebee war auf den Empfang gefaßt. „Gestatten Sie, daß ich anderer Meinung über d e Vorfälle bin. ES war der englische Admiral, drr die Feimselin sei: ten rr- öffnete und den ersten Sclmß auf unsere Flotte tat. Ank unsere kleine Flotte, die sich in diesem unglücklichen Augenblick in offen sichtlicher Meuterei befand. Sie dürfe» überzeugt sein, daß ich diesen Flaggenunfug genau so verurteile wie unter Admiral Mo- rison. Der ganze Unsinn gehr von einem als Trinker bekannten Kapitän aus, der heute noch seines Amtes enthoben werden soll. Doch dieser Umstand rechtfertigt daS schroffe Borgeihen Ihres Admirals nicht. Was ist dabei heranSgekommen? Gerade das vor dem ich heute vormittag warnen zu müssen glaubt«. Ein Eingreifen Amerikas an unserer Seite. Aber trotz aller dieser Vorfälle... höchst bedauerlichen Vor fälle, die uns und Ihnen Menschenleben und gute Schiffe gekostet haben, hoffe ich immer moch, daß sich die Affäre in friedliches Weise beilegen las'en wird. Ich habe nach Ihrem«. letzten Besuch auf Mittel und Wege gesonnen, dem Parlameditsbetschluß di« Spitze abzubrechcn. Ich hoffe, solche gefunden zu haben, und wäre un tröstlich. wenn die Verständigung jetzt scheitern sollte." MaeNeills horchte anf. Eine Möglichkeit, den Parlanrettt»- beschlnß zu inhibieren? DaS gab der Sache «ine neue Wendung. Er erwiderte, er wolle umgehend drahtlos Instruktionen «einer Regierung einholen. Mr. Applebee war noch keine Stunde von dieVnr Besuch zurückgekehrt, al» er den Gegenbesuch MaeNeills empfing. Di« englische Regierung bestehe auf restlose Aufklärung der Vorfälle. Danach würde sie ihr« weiteren Schritt« «lnrichte». Mr. Applebee atmete auf. Das hieß, a»S den« Diplomati schen in die tägliche Gebrauchssprache übersetzt, daß auch England die Sache nicht übers Knie brechen wolle. Restlos« Aufklärung... das waren wenigstens vierzehn Tag«. Mehr hatte Cyrus Stonard. nicht verlangt. Er schüttelte dem Engländer beim Abschied mit ostentativer Herzlichkeit die Hand. Mr. MaeNeills fuhr im Kraftwagen nach seinem Hotel zurück. Am Vrinz-AlsteL-Park geriet da» Anto in den Strom der singende», johlende», flaggenschwingendün Menge. DaS Ge dränge zwang den Chauffeur, ianqlam zu fahren. Ein australi scher Matrose, ein Sternenbanner in de»- Rechten schwingend, sprang auf daS Trittbrett. Ließ die Flagge wehe». „Hallo, Boys, drei Hurras für Nncle Sam!" V!elta»se»dstimm>g wurde der Ruf von der Menge ausgenom men und rollte wie ein Donnenvetter die breite Straße entlang. Da fühlte MaeNeills, daß Australien für England unwiederbring lich verloren sei. Der Führer hatte sich durch den Mcknschenstrom gewunden, die ruhige Seitenstraße erreicht. Fahr zu, Chauffeur!" Kurz und scharf rief eS oer Engländer und warf sich in da» Kissen zurück. » » « Die gespannte politische Lage nötigte auch de,, Vierten Lord der Admiralität seinen Landaufenthalt für »»bestimmte Zeit zu unterbrechen. Lord Harare Maitland war mit Familie und Dienerschaft in sein Stadthaus übergesiedelt, «in einfaches, aber geräumiges Palais a„S der Zeit des dritten Georg. Kanin zehn Minuten von der Admiralität entfernt. Eine kleine Gesellschaft der nächsten Bekannten saß dort um den Teeti'ch versammelt. Lord Harare kam auS einer Sitzung. In diesem Kreise durfte er sich ziemlich frei, äußern. „Die Ansichten im Kabinett waren geteilt. Einige meiner Kollegen hoffen Immer noch, daß sich ein Kr'Og... der Kri«g, der um Englands Schicksal geht... vermeiden läßt. D'e Ent scheidung liegt beim Parlament, das morgen ziisammenicitt." „Eine bange Nacht fiir alle, die mit ihre,»! Pinie für da» Vaterland eintreten müssen." Einer der Gäste hatte es gesagt. „Noch eine lange, bange Nacht!" Lady Diana flüsterte es mit bewegter Stimme. 2 e blickte geistesabwesend vor sich hin und rührte mit dein kleinen Silber« löfsel mechanisch in der Teetasse. Lord Horace betrachtete sie mit forschendem Vkick. Seit Tagen siel ihm eine Veränderung an ihr anf, für die er kein« Erklärung fand. Was konnte die ruhige, gefestigte Natur seiner Frau so außer Fassung bringen? Der drohende Krieg?... Mtziig tvahrscheinlich! Was sonst? Lady Diana atmete, wie von einer Last befreit, auf, il) dies Gäste sich empfahlen. Lord Horace sah, wie gezwungen das Läckelik tvar, mit dem sie sie verabschiedete. Vergeblich wartete er auf ihre Rückkehr. Die Lady hatte sich in ihre Räume zurückgezogen." Der Bescheid wurde ihm anf sein« Frag«. So ivar «ö iynz. unmöglich, dem Grunde dieser Veränderung näherzukomme,,. ES. hieß wohl zu warten, bis seine Gattin freiwillig spreche» wärd-Hl (Fortsetzung folgt.)
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