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Sächsische Volkszeitung : 27.11.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192411273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19241127
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19241127
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-11
- Tag 1924-11-27
-
Monat
1924-11
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 27.11.1924
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Die grofie Linie des Zentrums in außenpolitischen Fronen hat zum Er folge geführt. Nicht mit Säbelgerassel kommen wir nach dein verlorenen Weltkrieg vorwärts, sondern nur mit einer Politik der Verständigung und Völker- Versöhnung. Was das Zentrum tat, das war und ist deutsche Befreiungspolitik im besten Sinne des Wortes. Der Befreiungskampf galt und gilt heute noch in erster Linie dem besetzten Gebiet; er gilt aber auch dem gan. z e n deutschen Volke. Diese Politik ist eine wahr haft deutsche und vaterländische. Wo alle anderen Par teien gewankt und geschwankt haben, stand das Zentrum fest! Seine Politik führt uns aufwärts und vorwärts! Darum haltet sie hoch und wählet Zentrum! Tagesneuigketten Z. R. III — „Los Angeles" Die Taussahrt. Nenyork. 26. November. Von Lakehnrsi zur Taufe auf- gestiegen hat Z. R. 3 nach glücklich verlaufener Fahrt über Philadelphia und Baltimore nm 1 Uhr mittags amerikanischer Zeit Washington erreicht. Da die Taufe erst um 2.30 Uhr statt- fiudet, kreist das Schiff vorläufig über dem Kapitol. Auf dem silberglänzende» Rumpf prangen in rot-wciß-blauen Buchstabe» die Worte „LoS Angeles". Auf den Dächern aller Häuser haben sich grosse Menschenmengen versammelt und jubeln dem Schiff begeistert zu. Auf dem Flugplatz, wo die Taufe stattsindst, Und unzählige Antos angefahren, und eine ungeheure Menschenmenge erwartet die Tgnfe. Auster der Familie des Präsidenten wird das gesamte Kabinett an der Feier teilnchmcu. Neunork, 26. November. Die Landung des Z. N. 3 In Washington war schwierig und konnte erst mit zweistündiger Verspätung vollzogen werde», nachdem das HeliumgaS nnsaS- lassen worden war. Kapitänlcutnant Flcmming stand mit sei nen Ratschlägen der amerikanischen Besatzung des Zepvelins dauernd zur Verfügung n»d übte mit seiner grossen Erfahrung das Kommando aus, obwohl er es offiziell nicht inne hatte. Seine Leistungen wurden von den Amerikanern an Bord hoch anerkannt. Sofort nach der Landung wurde die Taufe durch Frau Coolidge vollzogen. Sie «zog an einer Schnur in der Kajüte des Schiffes. Darauf öffnete sich im Vorderteil eine Luke, ans der ein Taubenschwarm heransflog. An den Füsteu der Tauben war die bekannte Wcihnachtsbotschaft sestgebnndeu. Frau Coo- Pdge sagt: „Ich taufe dlch Los Angeles." Präsident Coolidge, der mit zahlreicher Begleitung erschienen war, hielt keine Ansprache. Das diplomatische Korps war bei dem Tauf akt zahlreich vertreten. Die Menge der Zuschauer war riesig. Sofort »ach der Taufe flog das Schiss kurz nach ü Uhr ameri kanischer Zeitrechnung nach Lakchnrst zurück. Währeud das Wetter tagsüber schön gewesen war, hatte kurz vor der Lan dung ein starker Wind eingesetzt, der die Landung verspätete. Konkurrenten Flettners? London, 26. November. Zwei Brüder Scotter aus Hüll und Neivcastle sollen, wie aus Hüll gemeldet wird, alle Patente der Rotorschifferfindung für sich beanspruchen, soweit England in Betracht kommt. Sie behaupten, am 26. Juni 1916 ihre Nokorschisfsorsindniig in England zum Patent angemeldet und am 26. Februar 1917 das Patent darauf erhalten zu haben. Neue Erdbeben in -er Türkei Paris, 26. November. Havas meldet aus Konstautinopel, das; sich ln der Gegend von Kara-Kissar neue Erdbebenstöße er eigneten. Der Sachschaden soll sehr beträchtlich sein. Es hat 30 Tole gegeben, austerdem zahlreiche Verwundete. Die Regierung und das Rote Kreuz sandten eine Hilfsexpedition aus. Die Stadt ohne Licht Aus Landsberg Warthe) wird uns geschrieben: In Landsberg (Warthe) gab es in dein Gleichklang der Tage eine Sensation. Abends l^6 Uhr erlosch plötzlich in der ganzen Stadt das elektrische Licht, und der Straßenverkehr wurde mit einem Schlage völlig lahmgelegt. Die Wagen stauten sich aus den Hmiptverkehrsstrcrsten. überall standen die Wagen der elek trischen Straßenbahn still, und die Fahrgäste stiegen ärgerlich ans den lichtlosen Wagen in die große Dunkelheit hinein, zu der sich noch ein dichter Nebel gesellte. Am schlimmsten ging es aber auf dem Hauptbahnhofe zu, ans dem die Züge in die im Dunkel» liegenden Hallen elnfuhren. Die Reisenden hatten es nie i i >c',i mit ihrem Gepäck vorwärts zu kommen, denn man kcna. ? nicht drei Schritte weit sehen. In der Porhalle und an den Schaltern bewegten sich Taschenlaiernen wie große Leuchtkäfer. In den Geschäften, die nicht so schnell eine Er satzbeleuchtung beschaffen konnten, verschwand in der Dunkel heit mancher Gegenstand. Es war ein unheimliches Bild — Versailles — ein Ein bemerkenswertes französisches Urteil Durch die Veröffentlichungen der Dokumente des fran zösische» Botschafters Louis bat ein Buch vermehrte Bedeu tung bekommen, das an sich selbst schon bedeutsam genug war durch seine für die Franzosen geradezu neuen Gedankengänge, aber gerade wegen seiner Neuheit mit erbitterter Feindseligkeit in Frankreich bekämpft wurde. Es heißt La vtctoire (Der Sieg) und stammt von dem jungen französischen Diplomaten Fabre - Luce, der von 1918—1921 hintereinander im Pariser Auswärtigen Amt, in der französischen Botschaft in London und Im französische» Ministerium des Innern gearbeitet hat. Sein neustes Werk La victoire — er hat nämlick trotz seiner 25 Jahre schon drei andere veröfsentlicht — erschien Im April 1924 in Parts, Edition de la Nouvelle Revue Francaise. Die Jugend des Verfassers, der aus den ersten Pariser Gesell schaftskreisen hervorgegangen Ist. überrascht zunächst, doch durch seine Beziehungen hat er die günstigsten Gelegenheiten, die Männer des Tages in ihrer Arbeit zu beobachten und die unmittelbarste Kritik über sie zu hören. Sein Buch hat zwei Abschnitte: 1. Wie der Krieg ent stand, 2. der verfehlte Friede. Im ersten Abschnitt wird, wie das „Hochland" im Spitzenaussatz seines November-Heftes aus- sührlich darlegt, gezeigt, daß die Anklage gegen das Deutsche Reich auf Alletnschuld am Weltkriege „sich auf höchst mangel hafte, anfechtbare Beweisgründe stützt", die Schuld des Deut schen Reiches und Oesterreich ist mehr Ungeschicklichkeit als Absicht; die wirklichen Hetzer, die zum Kriege trieben, waren diese dunkle, stille Stadt, und alle atmete» aus, als plötzlich das elektrische Licht wieder aufslammte. Eine Frau zum Tode verurlettk Königsberg, 26. November. Das Schwurgericht Königsberg hatte in seiner Sitzung vom Dienstag sich mit einer Anklage wegen Mordes zu beschäftigen. Der Vorarbeiter Borchardt aus Wachsnicken ivar mit einer Tochter der angeklagten Theresia Pa wels verheiratet, die im vorigen Jahr starb. Nach deren Tod war di« Angeklagte als Wirtschafterin bei BorciMdt tätig. Am Abend des 23. Juli ist Borchardt nach Genuß von Kartoffel puffern. die mit einem weißen Pulver bestreut ivaren, erkrankt und später unter Bergiftungserscheinungen im Krankenhaus ver storben. Di« chemische Untersuchung ergab, daß der Tod durch Vergiftung mit Arsenik lierbeigeführt worden war. Bei der Vernehmung gab die Angeklagte zu, die Kartoffelpuffer mit einem Pulver bestreut zu haben, aber nicht ln der Absicht. B. zu töten. Der Verstorbene habe früher bei Erkrankungen ein derartiges weißes Pulver genommen, und auch an dem betreffenden Tage habe er wieder über Schmerzen geklagt. Als sie ihm am Abend die Speise vorlegte, habe sie zufällig das Pulver gefunden; in dem Glauben, es sei das von Borchardt selbst gebrauchte Pulver, habe sie davon etwas aus die Kartoffelpuffer gestreut, ohne gewußt zu haben, daß es Arsenik ist. Im Laufe der Verhandlung wurde die Angeklagte jedoch des Mordes überführt und für schuldig befun den. Das Urteil lautete entsprechend dem Antrag des Staats anwalts auf Todesstrafe. Die Verurteilte nahm das Urteil ge lassen an. -f Die Berliner Oper in Amerika gehört. Beid dem letzte Nacht in Neuyork vorgenommenen Versuche einer transatlan tischen Radioübcrmittlung anläßlich der Internationalen Ra- diowoche gelang es mit Hilfe von sieben Superheterodynen- Nöhren die Berliner Opernvorstellung anzuhören. Ferner wurde das gesamte Programm einer weiteren deutschen Station ausgenommen; es konnte aber nicht festgestellt werden, von welcher. s- Munitionsexplosion in Kowno. In einem Munitions lager am Rande der Stadt Kowno ereianete sich eine heftige Explosion. Die genaue Zahl der Opser steht noch nicht fest. Bis her wurden acht Leichen ans dem Schult herausgewaen. Man vermutet, daß cs sich um einen kommnnisrischen Anschlag handelt. Deulsche Kredilgek-che im Ausland Wir haben schon einmal an dieser Stelle ans die dearschH, Kreditgesuche im Ausland hingeiviesei!, die durch d e Tätigkeit wilder Agenten, sei eS ans deutscher, sei es ans ansländckchsr Seite in diesen Dingen obwalten. tzllckt nur, daß von den verschieden sten privaten Seiten, namentlich ans der Industrie, aber auch der Bankwelt an alle möglich?» Stellen des Auslandes, nainelitlich an vwlland, England und Amerika Gesuche nm Gewährung von Krediten gelangen, auch deutsche Kommunen, Stäille und Ge meinden und Verband? haben sich mit solchen Gesuch«», an das Ausland gewandt. TaS ging soweit, daß amtlich eingegrisfen werden mußte. Inzwischen haben di« Bemühungen, eine Zentralisierung der Kreditgesuche, sowohl seitens oer deutschen Wirtschaft, wie seitens der kommunalen Vertretungen zu gewisse» Erfolgen geführt, aber restlos ausgeglichen sind oie Schwierigkeiten noch nicht. Man ist daher unter Unterstützung der maßgebende» amtlichen Kreise gegenwärtig damit beschäftigt, in Verbindung mit den PertrStun- Leipziger Straßennamen Straßennamen sind oftmals sin Kennzeichen für die geistige Haltung der BürgersäM. Alte Straßen sind vielfach nach den anliegenden Kirchen, Märkten, Schulen, nach Orten, zu denen sie oft sehr iveitläuflg führen, benannt: neuerdings werden ganze Stadtviertel nach einheitlichen Gesichtspunkten bezeichnet, wie das Mnsikviertel beim Gewandhaus in Leipzig, das französische Viertel (70er Krieg). Südviertel (Männer der Befreiungszeit) oder die bevorzugtesten Straßen nach Fürstlichkeiten: Kaiser Wilhelm, — Kaiserin Auguste. — Kroprinzstraße usw. Natürlich kommen bei Straßenbenennungen auch manche Wunderlichkeiten mid — Absichtlichkeiten vor. So l>at sich Mün chen nach Meinung der Leipziger Neuesten Nachrichten (Nr. 297) «in« schwer« Unterlassungssünde gegen Len kürzlich verstorbenen Dichter Ludwig Thoma, dem Mitarbeiter des „Simplizissi- mus", zu schulden kommen lassen. „Wann aber," so fragen die „Lelpz. N. Nachr.", „schwingt sich die Münchner Stadt zu dem Entschluß auf, den alkbayerischen Dichter m einer Ludwig-Tho- Matratze auch äußerlich zu ehren?" Nun darf man die Gegenfrage stellen, warum sich die Lelpz. N. Nachr. um Münchner Straßennamen kümmern? Als Leip ziger Bürger habe ich aber zweifellos das Recht, mich um Leip ziger Straßennamen zu kümmern. Wenn man das tut, macht man eigenartige Beobachtungen. Es gibt In Leipzig «In paar bayrisch« Straßennamen: die Nürnberger, Hofer unü Bayersch« Straße. Letztere Ist noch dazu falsch bezeichnet: gemeint ist Bayrische Straße (wegen des Bayrischen Bahnhofes). Aber sie erinnert doch ivenigstens an Bayern. Hof und Nürnberg wer- den auch noch gewürdigt. Slber München!? Ja nicht. In Mün chen gibt es eine Leipziger Straße. Leipzig hat seit rund einem Dutzend Jahren eine Russen- Stvaße. auch eine Preußen-Straße, wegen der Beteiligung der Russen und Preußen an der Völkerschlacht. Eine Oesterreichcr- Straße gab es zur Völkerschlachtdenkmalsweihe und Hundert jahrfeier der Völkerschlacht in Leipzig. Die Oesterreicher, di« da mals in Leipzig waren, konnten hier die fein« Unterscheidung, die unter den siegreichen Gegnern Napoleons in Leipzig gemacht ivurde, aus Leipziger Straßennamen herauslesen. Jetzt, in letz- ter Zeit, ist (auch noch während des Weltkrieges) beim neuen Tierärztlichen Institut eine Ocsterreicher, Tyroler, Steyrer und Kärntner Straße entstanden. Es ist selbstverständlich, daß die Geschichte Leipzigs und Sachsens in den Leipziger Straßennamen ausgiebig berücksichtigt ist. Merkwürdigerweise ist nicht berücksichtigt: LudwigRich - ter, dessen Name in ganz Deutschland bei jung und alt, vor nehm und gering einen Hellen Klang hat. Wohl gibt es eine Nichterstraße, nach einem Leipziger Ratsherrn benannt. Aber das wäre kein Hindernis für eine Ludivig-Richter-Straße. Hat Leipzig doch sechs Wilheimstratzen. drei Wiesenstraßen, drei Teich- strahen und drei Schulstraßen. Selbst wenn Ludwig Richter kein Sachse wäre, wenn seine Kunst nicht gerade vom Leipziger Verlag aus ins deutsche Volk getragen worden wäre und noch wird, wenn nicht gerade Leipzig eine be vorzugt« Hüterin von Ludwig Richter-Schätzen wäre. So gut wie Schenkendors oder Rückert oder Uhland mühte eine deutsche Stadt Ludwig Richter ehren, besonders aber die Stadt der säch sischen Landesumversität, die Ludwig Richter zum Ehrendoktor ernannt«. Dr. Rcch. Stein. Aus den Dresdner Konzertsälen Im Februar dieses Jahres hörte ich bereits Frieda Kwast - Hodapp. Man muß immer und immer wieder sagen: Lin« Vollblutkinstlerm, die Kraft und Leben tn ihrem Spiel« hat und anderseits so viel frauliche Weichheit und Wärme. So er schien LisztS H-Moll-Sonate nicht Kur im metallischen Pan zerkleide, wie man sie zumeist zu hören brkommt, sondern man hörte auch die Weichheit ihres vollendet«» Anschlages aus die sem markigen Werke heraus. Auch Beethovens Es-Dur-Sonats erstand unter ihren Händen zu klassischer Größe. Ich würde« ihr jedoch nicht empfehlen, die Verlangsamung des McinnettS zur Norm zu machen. Ihr geistvolles, perlendes, impulsives und glitzerndes Spiel, umrahmt von abgeklärter Ruhe, zieht die Zuhörer dauernd in ihren Bann. — Für Hermann DrewS nahm von vornherein ein, daß er die 39 Variationen Bachs, die sogenannten Goldbcrgvariationen, im Palmcngarten spielte. Man hört diese- Werk nur äußerst selten, und es dürfie auch nur wenig Pianisten geben, die diese Variationen beherrschen. Und noch dazu aus dem» (Gedächtnisse. Denn die Durchführungen verfehlter Friede Poincare, Delkasse, Iswolsky, Sasonoff. Bekanntlich hat Poincare sofort nach seinem Amtsantritt Dclcasse zum fran, zösischen Botschafter in St. Petersburg ernannt: der bisherig« Botschafter, der eingangs erwähnte Diplomat Louis, wurde so wegen seiner Friedensliebe abgehalflert. Poincare ist überall der Treibende: er will den Krieg. Das Deutsche Reich will ihn nicht, treibt vierzig Jahre lang Friedenspolitik und hätte mit seinem starken Heer wahrlich den Krieg nichi zu fürchten brauchen. Freilich, 1914 sind die Kräfte durch die An zettelungen Poincares für uns Deutsche zu ungünstig verteilt: wir sind eingekreist. „Deutschland und Oesterreich — sagt Fabre-Luce — haben die Gesten ausgesührt, die den Krieg möglich machten: die Triple-Entente aber jene, die ihn zu einer Sicherheit machten." Der zweite Abschnitt betrifft den „verfehlten Frieden", wie Fabre-Luce Versailles nennt; es wird klargelegt, wie von seiten Poincares gegen wirkliche, echte Friedensbedingun gen angekämpst wurde. Auch die Ruhrbesetznng wird ver urteilt. Das Gerede von einer unmittelbaren Bedrohung Frankreichs durch Deutschland sei nichts als Propaganda. Das Buch von Fabre-Luce erschien im April und sagte voraus, daß die französischen Wahlen am 11. Mai neue Männer gemäßigier Richtung ans Ruder brückten. Diese Vorhersage ist eiugctrossen. Auch das ist eine Empfehlung des Buches, das weithin bekannt zu werden verdiente. Hoffentlich bricht sich die Wahrheit durch solche Stimmen wie die von Louis und Fabre-Luce immer mehr Bahn. —n. »«»IW» ^ gen der Industrie und der Wirtschaft wie der Großbanken di«! Voraussetzung für eine solche zentrale Behandlung der Kreditgesuche zu schassen. Nur dadurch ist eS ja auch möglich, einmal die Kreditwürdigkeii der Gesnchsteller, andererseits aber auch die Ver wendung der Nuslandsgelder zu wirklich produktiven Zweck?» zu kontrollieren. Der bisherige Zustand hatte schon dazu geführt, daß eine starke Zurückhaltung, ja, ein offenes Mißtrauen gegenüber beutsclM Kreditgesuchen, auch den unbedingt berechtigten, vom Ausland entgegengcbracht wurde. Auch vom Standpunkt der deutschen Währung aus ist es un erläßlich, daß die ausländischen Krcditgelder nicht zu einer Ge fahr für die Erhaltung der Währung werden. In dieser Hin sicht obliegt der ReichSbank und der Reichsregierung eine ernst» Pflicht, der mit allem Nachdruck nachzukommen, beide Instanzeck absolut entschlossen sind. IS Waftlvorschlüge in Chemnitz - Iwiürau Der Kreiswahlausschuß im 30. Reichstagswahlkreise hielt am Montag eine kurze öffentliche Sitzung ab. um sich noch mals mit den beiden Wahlvorschlägen zu beschäftigen, deren Zulassung er in der am Tage vorher stattgefundenen Sitzung abgelehnt hatte Der Krelswahllelter war inzwischen mit dem Reichswahlleiter telephonisch in Verbindung getreten und der Bericht über diese Unterredung führte dazu, daß der Ausschuß seinen Beschluß aufhob und die Zulassung nun nicht mehr beanstandete. Es handelte sich wie hier wiederholt sei, um die Wahlvorschläge der Deutschsozialen Partei (Partei der Aufwertung) und des Relchsbundes siir Aufwertung. Die betreffenden Listen erhielten die Nummern 13 bezw. 14. Es sind also damit 1b Wahlvorschläge vorhanden. Reichskanzler Marx hat den Reichstag aufgelöst, weil er keine iragsülnge Re- gierunge Mehrheit mehr hatte. Das bisherige Kabinett war aus den drei Mittelparteien (Zentrum, Deutsche Volkspartei und Demokraten) zusammengesetzt und diese hatten nur 137 Abgeordnete hinter sich. Der Reichstag aber zählte 472 Abgeordnete. Hinzu kam, daß die stän dige Krisenmacherin, die Deutsche Volkspartei, unbedingt ans der Regierung ausscheiden wollte. Reichskanzler Marx versuchte, den deutschen Parteihader zu überwinden und die große Volksgemeinschaft zu schassen, indem er die Dentschnationalen und die Sozialdemokraten in seine Regierung ausnahm. Das haben die Dentschnationalen verhindert. Sie wollten die politische Macht an sich rei ßen. Das kannte die Regierung ans außen- wie innen politischen Gründen nicht mitmachen, und so blieb nichts anderes als die Reichstagsauflösung übrig. Jetzt gilt's, die Politik Marx zum Siege zu führen; wer vernünftig denken kann, Wählt Zentrum? > N3ut3U8scnlaj;en, vie kiütcken, ^ firmen, kickeln, Pusteln usv. verscim--.' äen durch tiixlicken Lehrstück der 2c. .c von »«rzcm««» 6:1?a, :: » llde-iU! r>> ticbm diestr Kompositionen bieten außerordentliche Schwierigkeiten, be sonders schon beshnlb, weil sie aus den einmannalige,, Flügel» übertragen sind. Wer nur zukört, dem entgeht viel von den Schwierigkeiten, wer aber nachleien kann, dem wurde der Ge nuß deS ZukörenS noch; bedeutend erhöht. Auch bei der Wieder gabe der Sonate für Hammerklavier von Beethoven erwies sich Drelvs als ausgezeichneter Pianist. —ist-- Einerp wenig einträglichen Genuß bracht« der Liederabend von Adele Becker. Ich will gleich vorausschicke!», daß d:g Stimme wohl ganz gut gebildet ist, daß der Ton auch mühelos ansströmt. Aber die Tongebung ist an und für sich schon sehr flach. Höchst verwunderlich ist es aber, wer einer noch Io gänz lich unfertigen Sängerin den gefährlichen Rat gegeben hat sich an die Oesfentlichkeit zu wagen. Wenigstens hätte- man di« Kritik mit einer Einladung verschonen sollen. ES ist wirklich kein Vergnügen, sich mit einer Sängerin befassen zn müssen, die infolge einer starken Nervosität Textrvrschiebungein vor- nimmt und zu nervösem Husten gereizt wird. Ein künstleriichsr Bortrag ist unter solchen Umständen natürlich auSgeichlassen. Adele Becker soll sich zunächst Im HauSkreise versuchen, »nd wenn sie dann nach einigen Jahren fertig sehn wird, wieder einmal einen Versuch im Konzertsaal« mache». Vielleicht gelingt er ihr dann besser. Jetzt heißt es: Hände weg vom Konzert- Podium, dafür aber fleißig studieren! Staatsthcater. In der „Boheme" sang Lotte Leh. mann die „Mimi". Die Charakteristik dieser lieblichen Mäd- chcngestalt ist an und für sich von sester Prägung. Aber dies schließt nicht aus, daß eine impulsive Darstellerin tbr doch persönliche Züge geben kann. Und das tat Lotte Lehmann. So gab sie der Mimi im «ersten Bilde «ine viel herzhaftere Rate als es sonst geschieht. Sie strich das krankhaft Mimosenhafte und trug dafür Herzlichveit, Schlichtheit und eine natürlich« Mädchenhaftigkeit auf. Im zweiten Bilde gab sie einer stillen Fröhlichkeit Ausdruck. Darm» bekam ihr Spiel im dritten Bilo« eine tief erschütternde Wendung, als sie ihr Schicksal erfährt. Daß ihre Stimme in dcr Pnecini-Mnstk schwelgt, ist selbstredend. Obwohl sie nicht ganz disponiert erschien, denn die hohen Tön« im 1. Bilde saßen nicht ganz sattelfest, sondern vibrierte» leicht, Für Pattiera sang Max Hirzel den Rudolf. »-lst-—
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