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Sächsische Volkszeitung : 19.11.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192411196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19241119
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19241119
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-11
- Tag 1924-11-19
-
Monat
1924-11
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.11.1924
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„Politik vom Geiste her" Die Methoden des ungeistigen Wahlkampfes sind nicht un überwindbar und jeder entschlossene entgegengesetzte Versuch kann aus Erfolg rechnen — das bewies wieder einmal der für die Stadt Bonn neue Versuch, den der Akademikerausschutz der dortigen Zentrumspartei mit einem Vortrags- und Aussprache abend machte. Im Mitetlpunkt stand ein Vortrag des best- bekannten Romanisten und Publizisten Professor Dr. H. Platz über das strittigste Thema der politischen Gegenwart: „Politik vom Geiste her". Der Redner sammelte zu einem eindrucksvollen Bild« die Zeichen der allgemeinen Zerrissenheit und Zerfahrenheit aus allen Gebieten des geistigen Leben im abendländischen Kultur bereich Die Trennung von Religion und Leben ist ihr tiefster Grund und brachte jene ungehörte Horizontlosigkeit, ja Verach tung der übergeordneten Tendenzen, der Idee», die den Heuli gen Durchschnittsmenschen kennzeichnet. Woher kam sie? Als natürliche Folge der Ohnmacht des Positivismus, der in der zweiten Hälfte des IS. Jahrhunderts so ziemlich alle Gebiete des geistigen Lebens und Kulturschassens, nicht nur in Deutsch land, dort aber in ausgeprägtem Matze, eroberte. Positivismus ist die Auffassung, die nichts mehr meiaphnsisch verankern will, sondern alles, nur in seiner Tatsächlichkeit sehen will. Alan weigerte sich, die Dinge von oben zu sehen und glaubte von un ten her ein neues Weltbild schaffen zu können: statt der frühe ren irgendwie noch festgehaltenen Gesamtschau suchte man be- wutzt in der Beschreibung. Interpretation und Zusammenfas sung von Tatsachen sein Genügen und blieb stehen bei der Be achtung und Berechnung der Quantitäten statt der Qualitäten, der Bedingungen statt der Kräfte, der Beziehungen statt der Wesenheiten. Alle akademischen Berufe sind i» diese Bewegung hineingeraten und machten diese Wendung mit. — Zu einer ernsten Gewissenserforschung wurde Platzs feine Analyse, der je weils besondere» Form positivistischer Geisteshaltung, die sich eingenistet hat in der Mentalität der Philologen. Historiker, Juristen, Mediziner, Naturwissenschaster ja selbst Theologen. . . Datz die Politik von diesem positivistischen Ungeist nicht verschont blieb, zeigte Platz um heutigen Typ des Politikers, der ganz Lcistungssanatikei, Willensmensch. Tatmcnsch gewor den ist. ohne dabei die grosse Linie die leitende Idee, die welt anschauliche Zielsetzung bei'.ubeholtcn' Das wurde verhäng nisvoll für die Antzenpolitik. die einseitig von wirtschaftspoli- tischem Expansionsgeist ge ei'ct war und uns bei der nichtdent- schen Welt völlig diskredicrt hat. Und verhängnisvoll für die Inncnvolitik, sofern dort eine Verknöcherung der Beamtenschaft formal-juristische Engs'nnigkelt. kleinbürgerliche Interessenwirt- schast vorwaltend wurde. Und das Partcileben ist aus der spießerischen Enge der ideenlosen Macht- und Krippenkämpse noch nicht herausgekomme»! Also auch hier in der Politik dasselbe, was wir im all gemeinen lwnstaiicren: Das Leben ist abseits von den alten tra genden Zusammenhängen seinen eigenen weltlich-sachlichen Weg gegangen. Zutiefst, weil deutsche Philosophie, die Fichte und Hegel, den Deutschen auf sein autonomes Ich ve"wiesen haben, ihm die Pflege der „Innerlichkeit" einseitig zur Aufgabe stellten, so datz die Besinn ichen re!» nach innen lebten, wahrend die Tatmenschc», die Politiker, allein der Alach! leben konnten, sich Macclüavelli näherten .... Wie ist der Positivismus in der Politik zu überwinden und der Weg von der Ideenlosigkeit zur Ideenhaftlgkeit wieder zu finden? Nur dadurch, datz der starke Glaube an Zwecke und Ideen wieder auflcbt und daraus ein tiefes Verantwo>'tlich- keitsgefühl erwächst. Wir sehen vielversprechende Anfätzc in der deutschen Jugendbewegung — nicht blotz der katholischen —, die bcharlich aus neuen Wegen zur Idee, oder wie sie sagt, zum Wesensbild der Dinge zu kommen trachtet. Besonders zwei Ideen müssen — mit ihr. da wir hierin von ihr fernen kön nen! — wieder neu gesehen und tiefer erlebt werden: Die des Menschen und der Menschheit. Datz der Mensch wieder als Wunder des Geistes erlebt wird, als T'äger und Darsteller eines geistigen Sinnes wirksam wird, und daneben die Universalität des Geistes, die den Begriff der Menschheit parallel geht, das ist eine entscheidende Forderung, von deren Erfüllung cs ab hängt. ob künftig wieder Geistigkeit und Menschenwiirdtgksit in alle Bezirke menschlichen Lebens und Handelns hineiu- kommt. Der Politiker mutz so in jedem politischen Kleinpro blem den tragenden grötzeren gethigen Zusammenhang erfassen, seine so leicht im Stosslich-Speztalistischen zerslatternde Arbeit muh einheitliche Richtung holen aus geistesgeschichtlicher Be« finnung heraus aus dem Ganzen der geschichtlichen Geisteswelt und der Menschheitskultur. Vor allem aus der vaterländischen, und dem grötzeren Kreis, der abenoländischen Entwicklung. Der Politiker, der doch Lebensverhültnstse der Menschen gestaltet, mutz oas Ahnungsvermögen haben sür alles, was aus Geist und Wert geboren ist. er mutz sich orientieren an oer Vorzeit, da mit er in der Jetztzeit zu unterscheiden vermöge zwischen Wahrem und Falschem. Echtem und Unechtem. Und so die un aufschiebbare neue Wendung vom Sachlichen zum Menschlichen, vom Mechanistischen zum Persönlichen, vom Positivistischen zum Metaphysischen vollziehen lernt! Letzten Endes aber ist alles Menschenwirken eine Hinsührung der Menschheit zu Gott und die Verwirklichung eines göttlichen Weltplans In solcher gei stigen Hinordnung erst kann und soll das Individium, die Fa milie. aste wirtschaftlich-soziale Organisation alles Staatswest'N seine ordnungsgemätze Entfaltung finden. Damit also Politik wieder vom Geiste her Bedeutung gewinne ist sie letztlich am Geiste Gottes zu orientieren, der im Sitte,igcsetz sich enthüllt! Deshalb mutz nicht alles einseitig ethisiert oder Klerikalisiert werden' Aber immer den Weltzwcck des Gottesdienstes vor Augen hoben, das ist zutiefst Politik vom Geiste her. ganz ab gesehen von der Entscheidung der politischen Fragen im einzel nen! So verfährt der begnadeie Politiker. Reickskanzfer Marx wird deshalb von uns so verehrt, weil er von dieser tief sten Verantwortung dem Höcksten gegenüber hat und als charis matischer Führer im Chaos dieser Zeit empfunden und gerühmt wird, nicht bfotz bei uns im Lande! — — Die sehr tiefgehenden Darlegungen führten zu einer ziem- l'.ch regen Diskussion, die im ganzen durchaus klar und konkret blieb. Sie verriet deutlich, ivie notwendig immer wie der solche Besinnung auf die letzten geistigen Kraftquellen auch des politischen Getriebes ist, das gegenwärtig in die Sphäre des Geschäftlichen hinabgesunken ist. Manche Verlautbarungen mutelen fast an wie ein ungewolltes Bekenntnis von Aulge- rüttelten, die mit gewisser Uebcrraschung sich vor solche Höhe politischer Wesensschau gestellt sahen Alan knüpfte mit präg nanten Fragen an verschiedene der leitenden Gesichtspunkte des Vortrags an: ob die Gesamtauffasiuug des Vortragenden nicht zu idealistisch sei und nicht ein unerreichbares Idealbild zeichne? Was sür die Verwirklichung solcher Gcisteshcütnng wenn nicht von den Aelteren so doch wenigstens von den Kommenden, zu erwarten sei? Welche Bedeutung hier dein Geschichtsunterricht der Jugend zukomme? Ob nicht die Idee der Nation vergaste» schiene, die doch zur Schicksalsidee geworden und die Ereignisse der Vergangenheit und jüngsten Gegenwart beherrscht habe? Interessieren mag die A nIwort von Professor Platz auj die wichtigste» der Fragen: Tie gültige Idee der Nation hat eben nicht geherrscht im Ist Jahrhundert, der „Nationalstaat" der landläufigen Auffassung war ein Willenswefen. das einen durchaus nicht-geistigen Charakter an sich trug und einer Ein ordnung in eine höhere geistige Gesamtheit svottetc. Datz nur eine Reform des Geschichtsunterrichts die Denkweisen refor mieren kann wird allgemein zugegeben und ebenso bei allem Metyodcnstreit. im einzelnen, datz statt der bisher überwiegen den Kriegsgeschichte eine mehr geistes- und kulturgeschichtlich« Behänd ung einsetze» mutz. Was die ..Erneuerung durch di« Jugendbewegung" angeht, so mutz diese nicht ganz treffend« Fragestellung dahin gewendet werde»- datz es sich nur darum handein kann, datz Impulse von solcher ..Bewegung" her über nommen werden und in sich mehrenden kleinen Kreise darauf hin die Dinge anders, und bester als bisher, gemuht werden! Es zeigte sich gerade in Born, datz das Ziel solcher Abende: Gelegenheiten zu persönlicher Fühlungnahme. Aussprache und Verständigung über politische Arbeitsmethoden und dringend« Gegenwartsinterelscn zu werden, einem seelischen Bedürfnis gerade der von den Nationalegoisten vieluwworbenen Akadc- wikerkreise entspricht und richtig gesehen worden ist. Diese« Weg dürfte überall, ivo eben möglich, begangen werden. D ny auf der Stufe des „Gebildeten" stehe», heilst ein schwer verpflich tendes g r ö tz c r e s Matz von Perautworluug empfinden und entschlösse» trage» mit aller Kouseyueiiz der Tat! Dr. R-r. Wir brauchen einen Reichstag, der ersprießliche Ar beit leistet fllr das Volk. Fort mit der unfruchtbaren Opposition von rechts und links. Stärkt die Mittel Reichslurnzler Marx. M WWll WM» unimiMter Gegen die 28 Unentwegtenl Dresden. 18. November. Der sozialistisch« Bezirksparteltag sür Ostsachscn hat laut „Dresdner Volkszeitung" mit 90 gegen 8 Stimme» eine Ent- schlletzung angenommen, die sich scharf gegen die Haltung der 28 sozialdemokratischen Landtaqsabgeordneten richtet, die sich in der Landtagssitzung vom 8. d. M. sür die grotze Koalition ausgesprochen hatten. Der Bezirksvorstand wird verpflichtet, die Abgeordneten des Bezirks Ostsachsen, die gegen die Landtags auslösung gestimmt haben, nach dem Parteistatut von ihrem Ab- geordnetenpostcn abzuberufen. » „Lügen haben kurze Beine!" Das zeigt obige Meldung wieder einmal in neuem Lichte, die keine» Zweifel mehr daran IM, wie sich die gefeierte „Einheit" des Leipziger Parteitages in Wahrheit darstellt. Niemals stand die Sozialdemokratie eini ger und geschlossener da als auf diesem Parteitag, so ungefähr äußerte sich triumphierend Herr Fleitzner in Leipzig. Nach dem fressenden Bruderzwist im eigenen Lager kann man sich einiger- nmtzeii einen Begriff davon mache», wie Herr Fleitzner, der Führer der Radikalen, sich di« «Einigkeit und Geschlossenheit" vorstellt. Der Bezirksparteitag stellte ferner auch die Kandidatenliste für den Wahlkreis Oftsachsen auf. Die Einigkeit kommt hier darin zum Ausdruck, datz man auf dieser Liste an aussichisreicher Sielle nur Namen findet, die echt und derb und sozialistisch im Sinne des Herrn Arzt sind. An der Spitze stehen die folgende» „namhaften" Kandidaten: Hermann Fleitzner, Toni Sender und Richard Schmidt, Amtslxmptmann in Meitze», Hermann Krätzig und Johannes Schirmer. Amtshauptmann in Freiberg. Die linkssoziali-stische Presse Sachsens ist ernstlich ein geschnappt über eine Feststellung, datz hinter den 23 gemäßig te» Sozialdemokraten im Landtag die Gewerkschaften mit ihren Führern und fast sämtliche in höheren Staatsstellen sich befind liche Genossen stechen. Sie glauben ihr Gewissen damit zu be ruhigen. datz sie von den Hunderten sozialdemokratischen Bürger meistern. Amtshauptleuten. Ministerialbeamten usiv. ganz« drei Namen herausgreifen, die brav genug waren, mit den Links radikalen zu schwimmen. Warum verschweigt die sozialistische Presse die T«tsaei>e. datz dieser Tage unter Leitung des früheren Ministerpräsidenten und jetzigen Kreishauptmanns Buck eine Zu sammenkunft von 200 führenden Parteigenossen staitfand. die sich voll und ganz hinter die Politik der 23 Gemntzigten stellten und die damit nichts anderes tat. als der „Vorwärts" in einer parteioffiziösen Erklärung des Reichsparteivorstaubes, wonach die Disziplinbrecher bei den 17 oppositionellen Radikalen zu suchen seien? Datz die Mehrheit der Radikalen auch in den Parteiver- sammlungen nicht so überwältigend ist, wie es gern dargestellt wird, ergibt sich aus einem Bcschlutz der Plauener SPD.-Orts- gruppe, wonach ein Antrag aus Ausschlutzverfahren gegen die Abgeordneten Schnirch und Schurig nur mit 118 gegen 58 Stim men angenommen wurde. Tagesneuigkerlen s Ein schweres Autounglück ereignete sich Sonntagnachi auf der Chaussee von Oberneck nach Breslau. Der dem Direktor des Thalia-Theaters Stössel gehörige Wagen fuhr gegen einen Bretterzaun und wurde völlig zertrümmert. Der Intendant der Breslauer vereinigten Theater Paul Barilay wurde aus dem Wagen geschleudert und erlitt schwere Kopf wunden. Der Chauffeur und ein Neffe Barnays blieben unver letzt. f Englische Lustschissahrtspliine. Die Pläne der englischen Regierung über den Ausbau des Luftverkehrs innerhalb des Reiches werden von der Oefsentlichkeit mit grossem Interesse verfolgt. Der Sachverständige für Luftverkehrsangelegenheiten Stur gab weitere Einzelheiten bekannt. In Kairo soll ei» Ankermast errichtet werden. Man ist auch mit der Ausarbei tung von Plänen sür die Luftverbindung mit Indien und Australien beschäftigt und hat eine Luftverbindung zwischen Kairo und dem Kap in Aussicht genommen. Das alte Zeppe- iinluftschiff R 33 soll wieder in Stand gesetzt werden und dem nächst eine Probefahrt machen. f- Aus Spiel wird Ernst. Zwei Knaben eines Fabrik arbeiters auf dem Bahnhof Hatzfurt bei Bamberg gerieten unter rollende Baumstämme, auf denen sie gespielt hatten. Beide Kinder wurden zu Tode gedrückt. f Auf eine Mine geraten. Das esthische Kanonenboot „Meeme" wurde beim Absuchen eines Minenfeldes von einer Mine berührt, die explodierte und das Boot zum Sinken brachte. Zwei Man» der Besatzung wurden getötet und sünf verletzt. P Aus Notwehr erschossen. In Berlin wurde gestern abend gegen 7 Uhr an der Ecke der Kronen und Markgrafenstratze ei» Iiiweleiihäudler von drei angetrunkenen Arbeitern über fallen und zu Boden geschlagen Der Ueberfallene zog seine» Revolver, tötete einen der Angreifer durch einen Herzschutz und verletzte einen anderen durch zwei weitere Schüsse. Der dritte Angreifer, der unverletzt blieb, wurde verhaftet. Der Ueber- sallene, der nach Bekundung zahlreicher Zeugen die Schüsse i» der Notwehr abgegeben hatte, wurde nach der polizeilichen Ver nehmung wieder entlassen. s Ein Schwesternpaar z»>» Tode verurteilt. Vom Schwur gericht in Greifswald wurden die 2tjül,rige Lisbeth Alm und deren Schwester, die Mjälirize CieArud Alm weze» Raubmordes zum Tode verurteilt. Beide bauen am 20 Marz die 56jährige Frau Butter erschlagen und beraubt. Sie ermordeten die Fr.ui, bei der !ie i» Stellung waren, nachdem sie vorher mit dem Schlächter Erdbäcker ziüamme» gezecht hatten. Als d-e Iran im Bette lag, sckstngcn die Mädchen mit einer Art ans ihr Ovst'r en, »nd ver'charrten später die Leiche. D'e Ermordete ist wne Verwandte dcö belgischen Kunst»«ilers Professor Lei!her. oen » Besitztum ln Wyk auf Rüge» sie verwaltete. Ter Schlächter Erdbäcker, der gleichfalls angcklagt war, ivurde frcigestr schon!. 1' Der nardbölnnilchc KlaSarlieitcrstrük kelee'ogt. Die in Stein'chönan, dem Sitze des Industriellenverbandes gepfloge nen Besprechungen Wege,« Beilegung des GlaSarbeiterstreikS hat ten Erfolg. Die Arbeiter nehme» die Arbeit wieder ans. die Industriellen sind bereit, nach Arbeitsaufnahme i„ weitere Ver handlungen einzntreten. Die Minimallöhne n>erden de» Eüektiv- löhnen cmgcpatzt. Die Arbeit ist bereits in vollem Gange. Der Streik währte drei Wochen und hat — gerade vor Weihnächte» großen Schaden angerichtct. Ms W NW-8eIl In Neste» Dresden, 18. November. Die rührig« Max Reger-Gesell- scl>aft, deren Vorsitzender Fritz Busch ist. l>atle für ehr drittes Fest, das unmittelbar nach der Strautzwoche stattfand, einen un glücklichen Zeitpunkt gewählt. Wer das Dresdner Publikum kennt, weitz, datz es im allgemeinen nur auf Sensation oder mühelosen Genuh reagiert, und so konnte es nicht iveiter in Erstaimen setzen, datz autzer dem Konzert m der Staatsoper die beiden anderen Veranstaltungen schlecht besucht -varen. Dieser Fehlschlag ist sehr bedauerlich, denn er schadet dein Ansehen der Musikstadt Dresden. Und gerade bei dein Neger-Fest nmren die Aufführungen vortrefflich. Fritz Busch brachte in dein Opernhauskonzert neben der nicht zu Negers besten, aber zu seinen eingänglichsten Werken zählenden „Lustspielouvertüre", serner die „Romantische Suite", vielleicht Rogers bestes Orchcster- n>erk, und das Violinkonzert. Die Aufführung wag: ausgezeich net. Fritz Busch hat sich bei diesem Konzert selbst übertroffe». Und sein Bruder Adolf Busch holte aus dem Konzert alles her aus, was in ihm an tiefer Empfindung und blühender Melodik schlummert. Auch die beiden anderen Konzerte, die Roger als geistlichen und Kammerkomponiisten zeigten, standen auf höchster künst lerischer Stufe. Zwar hatte Karl Straube i» letzter Minute ab gesagt, aber es ivar gelungen, in Fritz Heitmann einen Or ganisten zu gewinnen, der meisterhaft die gewaltigste der Neger- schen Orgelkompositionen, die Fantasie und Fuge über das Bach- Thema, und die eindringliche für Negers Art charakteristische Fantasie über „Wachet auf — ruft uns die Stimme" inter pretiert«. Dazwischen spielte Adolf Busch Präludium und Fuge aus op. 117 in D-Moll, di« in ihrer schlichte» Art beinahe an Bach geinahnt. Der vortreffliche Bremer Domchor unter Leitung des sicheren Eduard Köhler steuerte sünf geistliche Ge säuge aus op. 138 bei, di« tiefen Eindruck hinterliehen. Das letzte Konzert brachte schlietzlich die beiden Quartette op. 54 und op. 109, die vom Busch-Quartett hinreitzend schön gespielt wur den, sowie die Bachvariationen für Klavier, in denen sich Rudolf Serkin als berufener Interpret Negers erwies, der das schwie rige Werk init restlosem Gelingen zu Gehör brachte Das Fest zeigte aufs Neue. welck>e antzerordentlichen Werte in der Kunst Negers schlummern und wie natmeudig cs gerade unserer Zeit ist, datz durch die Tätigkeit der Reger-Geselischafl wieder und immer wieder auf die verborgenen SckMze der Regerschen Kunst hliigowiesen wird. Anlätzlich des dritten Max Neger-Festes fand im „Italieni schen Dörfchen" die satzungsgomätze dritte Mitgliedervexsamin- lung der Sieger-Gesellschaft se. BZ unter dem Ehren vorsitz von Frau Dr. Reger statt. Generalmusikdirektor Fritz Busch eröffnete als erster Vorsitzender die Versammlung, be- grühte von den auswärtigen Ehrengästen besonders Herrn Adal bert Lindner, den ersten Lehrer und Biographen Max Negers, und erstattete Bericht über die günstige Entwicklung der Ge sellschaft im letzten Jahre. Die Mitgliederzahl beträgt 1900. Unter mehreren Angeboten für die Veranstaltung des nächsten Neger-Festes wurde Essen als Festort bestimmt. Die Versamm lung war auhergewöhnlich gut besucht. Eine neue Slaalliche Gemäldegalerie ln Dresden Die unglücklichen Raumverhältnisse der Staatlichen Ge mäldegalerie sind bekannt. Besonders die sogenannte „moderne Abteilung" wartet seit Jahren auf ein ihr angemessenes Haus. De» erfolgreichen Bemühungen des M u s e u m ve r et n s ist cs jetzt gelungen, wenigstens für das nächste Dezennium einen einigermatzen guten Kompromitz zu finden: Das zuletzt vom ehe maligen sächsischen Kronprinzen bewohnte Palais an der Bür- geriviese ist erworben und zu einer Filialgalerie umgewandelt worden. Die Sächsische Ballgesellschaft hat auf eigene Kosten einen sehr geschmackvolle» Umbau der Inuenräume vorgenom me», so datz Direktor Posse von Ber Staatlichen Gemälde galerie Bildcffckte erzielen konnte, die diese neue Galerie autzcrordentltch sehenswert machen. Da der Plan für einen Neubau der „modernen Abteilung" keineswegs aufgehoben ist, hat man mit kluger Berechnung für die neue Filialgalerie eine Auswahl derjenigen seltenen oder weniger seltenen Stücke aus allen Zeitabschnitten ausgewählt, die bisher in den Depots la gerten und von denen nur Eingeweihte Kenntnis hatten. Werke der italienischen Schule des 16. Jahrhunderts und des beginnen den 17. Jahrhunderts füllen die unteren Räume, dazu eine Reihe von Kabinetten, die in schöner Entwicklung die Dresdner Malerei des 19. Jahrhunderts aufzeigen. Schlietzlich noch einige Räume für neueste Erwerbungen, die auch die Möglichkeit von wechselnden Sonderausstellungen bieten. Im Oberstock hält der grotze Fesisaal. vorzüglich geeignet auch sür intimere Vor träge. die Mitte zwischen einer Flucht von Sälen, in denen wie der Vertreter italienischer Meisterschulen und des 1v. Jahr hunderts untergebracht sind. Achenbach. Kreis. Kiehling, Lcn- bach, v. Stuck mit längst berühmten Stücken, um nur einige wenige Namen zu nennen. Die neue Galerie wird mit ihren etwa 250 Bildern, teilweise Im allergrätzten Format, wieder eine neue Anziehung für Dresden bilden Zudem hoffte man, für die im Jahre 1920 geplante grotze Internationale Kunst- ausstellnng hiermit einen neuen geignete» Rani» gefunden zu habe», der nicht nnwescntlich zur Erweiterung dieser grotz- zügigen Ausstellungspläne mit beitragen dürfte Heinrich Zerkaulen.
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