Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 28.10.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192410288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19241028
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19241028
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-10
- Tag 1924-10-28
-
Monat
1924-10
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 28.10.1924
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Tt»n»l«tz, den 28. Otttober !v2-t Ar. LSI. Seit« 8 land zu befreien, sondern such die friedlich« EnlnKcktung Teussch !onü» und der Welt zu sichern. Drei Fragen bewegen die Außenpolitik unteres Landes und der ganzen Welt: D» »eparationssrag«. Die ist dnrch den Abschluß des Londoner Bertrames und durch die Inkraftsetzung dieses Vertrages durch die Reparntisnskommrssion endlich in die Bahn einer ruhigeren, leidenschaftsloseren Entwicklung gebracht. Sle isl mit dein Londoner Vertrage nicht zmn Abschluß gekommen. Der Vertrag birgt in sich den Keim, der zu Verbesserungen, zu vollkoinmneren Lösungen drängt. Wir haben die Hoffnung, daß unsere Derlragsgegner in n«uen Verhandlungen den -iertrag nackpriiscn. wenn die Unmöglichkeit seiner Ausführung sich heransslelll. Sagt doch auch das Gutachten der Sachverstän digen selbst am Schluß des ersten Teiles unter 17: „Wir müsse» schließlich betonem daß unser Pia» zwar keine Lösung der ganzen Repnrationssrage versucht, wozu er sa Mich nicht berechtigt ist, wohl ober eine Regelung ahnen laßt, da seine Durchführung sich über einen genügend langen Zeitraum erstreckt, um das Vertrauen wieder herzusteilen: gleichzeitig ist er geeignet, «in endgültiges umfassendes Ab kommen über alle Neimraiions- und vernxindt« fragen zu erleichtern, sobald die Verhältnisse dies ermöglichen." Die Ad r üst u n gs sra g e. Sie ist zur Zeit nur em- seilig gelöst. Die besiegten Staaten Hoden abgerüstet bis zum äußersten: die Siegerstvaten mögen nun ans Werk gehen. Sie haben bei der L. VölkerbunLsoersammlung in Gens diesen Wil len einmütig bekundet. Deutschland hofft auf die Ausführung dieses Willens, tveil es nur so den Frieden der Well gesichert glaubt. Die Bölkerdundssragr. Deutschland anerkenn! die hohe sittliche Id«, di« einem Völkerbund« zugrunde liegt. Es sieht dt« Unvollkommenheiten des mit dem Versailler Vertrag geschaffenen Völkerbundes, Wenn es trotzdem entschlossen ist, diesem Völkerbünde deizutreten, dann wird es bestimmt durch seinen Willen zum Frieden und durch seine Hoffnung auf Gc- rechligkeit im Völkerleben. Deutschland wird als Mitglied des Völkerbundes für Recht und Gerechtigkeit Kämpfen, für sein eigenes Volk und für alle Völker dieser Welk. Deutschland ist zur loyale» Mitarbeit tm Völkerbund bereit, aber auch zur ern sten Mitbestimmung der Geschichte der Welt aus dem Wege des Friedens entschlossen. Ich kann mich nicht enthaften, mit aller Entschiedenheit zu betone», daß der Gedanke des Völkerbundes ein echt christlicher ist. der den besten Traditionen des Zentrums voll und ganz entspricht. Ich kann es nur bedauern, wenn der Gedanke recht oft in Kreisen ernster, christl:ci>er Männer und Frauen nicht aut der Wärme und der Würde behandelt wirs, die er voll und ganz verdi«nt. Dabei sollen die Mängel des bis» herigen Versuchs, der aber durchaus der Hebung und Verbesse rung fähig ist, in keiner Weise verkannt werden. 8iIM UM« Die äußere Grundlage des deutschen Staats.vesens und der Staatsordiiimg ist die Weimarer Verfassung, die wir als rechtmäßig und im Gewissen verpflichtend anerkennen. Die inneren Voraussetzungen sür das Gedeihen des deutscizen Staats- wesens hängen gewiß entscheidend von der Entwicklung unserer Auhenpolilik ab. Es ist aber ohne Zweifel, daß auch im eigenen Volke die inneren Voraussetzungen für die Staatsordnung noch nicht genügend entwickelt find. Dazu ist ein Eemeinschastsmille notwendig, den man nicht machen kann, sondern der sich von innen heraus entwickeln muß. Mil der Weimarer Verfassung wollten wir die äußere» Voraussetzungen sür die Verwirklichung dieses Gemeinschastswillens schaffen: So fassen wir den Sinn der Demokratie auf, die die Weimarer Verfassung konstituiert hat. Wir wollen nicht die Borherrschast eü.,r Kräftegruppe, son dern das Miteinanderherrschen aller gesunden Kräfte des Volkes. Mit vollem Recht hat der Parteworstand in seiner Entschließung voni 31. August dieses Fohres in Hannover gesagt: „Das Ziel der Deutsch«» Zentrumspartei bleibt nach wie vor die Schaffung einer wahren Volksgemeinschaft, i» der ai!« nationalen, sozialen und kulturelle» Kräfte des deut schen Volkes zur fruchtbaren Auswirkung gelangen können." Das sind wahrhaft goldene Worte. Das ist die Darstellung einer idealen Demokratie, sowie sie den Zenlrumsgrundsätzen und Zeniruiusgedanken entspricht. Wenn eine Pariei in der Lage und befähigt ist, den demokratischen Gedanken möglichst voll kommen auszubildsn und zu verwirklichen, dann ist es gerade die Zentrumspartei. Ist dem aber so, dann wollen wir uns auch des Gedankens freuen und osfen z» ihm bekennen. Es koinml mir ost vor, als halte man das Bekenntnis zur Demokratie für gleichbedeutend mit dem zur Republik Das ist keineswegs der Fall. Die Zentrumspartei hat seit je ihre Ehre darin gesehen. Verfassungspartei genannt zu werden und zu sein. Deshalb bekennen wir uns zur Weimarer Ver fassung und verwerfen jeglichen ungesetzliche», insbesondere ge waltsamen Versuch zur Aenderung derselben. Wir erkennen des halb die Republik als die verfassungsmäßig begründete und ge schützte Staatsform an. Wir verlangen von jedem Zentrums anhänger. daß er sich aus den Boden der Verfassung stellt. Da mit aber wollen und dürfen wir nicht einen Gewissensdruck aus- nben. Wenn jemand die Monarchie als die bessere Staatsform erachtet, so darf er deshalb nicht als geringerer Zentrumsmonn geachtet werden. Tie inner« Einstellung muß dem Gewissen des einzelnen Überkassen .»erden. Unbeici)adet derselben ist er aber auch im Gewissen verpflichte!, die Verfassung als rechtlich bin dend anzuerkennen. Unser großer Führer Windthorst soll auch in dieser Beziehung für uns Vorbild sein! — Die vielfachen An griffe gegen den Bestand unserer Verfassung lassen es aber auch als Pflicht des Zenlrumsanhängers erscheinen, sich opferfreudig und stark zur Verfassung zu bekennen und, wo es augehk, auf ihre Vorteile und Vorzüge gerade im Sinne unserer Grundsätze hinzuweisen. Die demokratische Idee der Volksgemeinschaft stößt leider aus fast unüberwindliche Schwierigkeiten infolge der inneren Struktur des deutschen Volkes. Bei der Verwirklichung des hohen und idealen Zieles der Schaffung der großen Volksgemein schaft anläßlich der letzten Regierungsbildung baden wir diese Schwierigkeiten wieder bis ins einzelne kennen gelernt. Und doch liegt in dem Streben nach der großen Volksgemeinschaft im wahren Sinne des Wortes die große Ausgabe und das große Ziel der Deutschen Zentrumspartei klar nusgedrückt. Echten Zentrumsgeist verriet der jüngst unternommene Versuch, die Par teien von Scheiüemann bis Hergt in einer Regierungsgemein schaft zusammenznfasscn. Am kleinen Geist der Parteien ist der Gedanke gescheitert. Mo liegen die Schwlerigkeiien? Zutiefst In der Verschiedenartigkeit der Weltanschau ungen nicht nur der Konfessionen, zu denen unser Volk sich bekennt. Hier ist die Kluft am größten, weil es im Weltcm- schmilichen keine Kompromisse gibt. Mit den Weltanschauungsgruppen hat die deutsche Politik als mit etwas Gegebenem zu rechnen. Und doch, diese ver schiedenartigen Weltanschauungen wirken und leben in einem Volke, in einem Staate, sie werden getragen von Deutsck)en, von Menschen, dir einer Art und einer Kultur sind. — Es ist daher eine innere Notwendigkeit, daß dies» iveltanschaulich verschie denen Menschen sich im Politischen zusammensinken und zu- sammemvirken. Di« Parteien sind Träger oder besser auswir- kend« Organ« der verschiedenen Weltanschauungen. Der äußere Ausdruck de» Zusammenwirkens der etnzelnen Parteien sinid di, virschl«d«nen Koalitionen, die wir in der deutschen Politik wirksam gesehen haben. Koalitionen als Arbeitsgenreinschasten. Koalition«,, dienen nicht nur der Ucberwlndung der Weftanschau- Wir rmö der Parteitag Von Abg. A n Es isl gut, daß er gekommen istl Die politische Luannung droußen im Lande ist stark. Nachdem nun auch der Reichstag auigriöst wurde, ist das Bedürfnis nach politischer Aussprache und neuer politischer Zielsetzung besonders stark. Dir Zent r umspc> rlei ni uß einig bleibe»: auch muß sie in erster Linie die politische Führung im Reiche in der Hand bei-aften. soll nicht die mühevolle politische Arbeit der letz ten Jahre umsonst getan worden sein. Die Erhaltung eines In sich einigen Zentrums ist deshalb eine Staalsnot Wendig keit. Dieser Tage sagte mir ein namhafter protestantischer In dustrieller: „Das Zentrum -vird die Schwierigkeiten schon meistern. So lange das Zentrum im Reiche das Heft in der Hand hat, werden wir »ich, schlecht regiert!" Das sind ehrende Worte für die Zcn- iruiuspartei' So denke» viele Andersgesinnle im Lande: ei» Grund mehr, daß wir selbst die eigene Partei hochhallen »nd schätzen' Der Reichskanzler Marx, hat die Parole der Schaf fung einer parlaineniarischen Volks- und Arbeitsgemeinschaft herausgcgeben und die Zentrumsfraktion des Reichstages hat alles versucht, um diese Arbeitsgemeinschaft zustande zu bringen. Der Versuch mißlang. Umsomehr haben wir allen Grund, den Gedanken der Volksgemeinschaft in der eigenen Partei zu hegen und zu pflegen. Wir wolle» und müssen den andercu Parteien iiierin ei» gutes Beispiel geben. Der kommende Parteitag muß daher ein in sich einiges Zen trum zeitigen. Wir kommen zu dieser Einigkeit, wenn der Ausgangspunkt unserer politischen Arbeit die christlichen Grundsätze sind, oie seither der Partei Richtung und Ziel gegeben haben. Diese Grundsätze drillen auch zum Ausdruck, daß die Zentrumspartei die deutsche Versassungsparlei ist und bleiben muß. Mag darum der einzelne Parteiangehörige in der Republik oder in der Monarchie sein Staatsidea! erblicken, als Partei haben wir den heutigen Staat als den Träger d«r öffentlichen Ordnung und Sicherheit zu stützen und ihm bei dem Wiederausbau der deutschen Wirtschaft und Volksgemeinschaft nach besten Kräften zu Helsen. r c - Stuttgart Ausgehend von dem Gedanken der deutschen Schicksalz verbundenheit und Volksgemeinschaft, die siir uns im Zentrum in des Wortes reinster Bedeutung chrisliiä-e, nationale Politik, ver ständnisvolles Hand-in-Handarbeilen aller Siändc und Berufe ist. fordern wir, daß wirklich ausgleichende Gerechtigkeit geübt wird. Deshalb muh die Partei sich darin einig sein, oder werben, daß die Wirtschafls-, Sozial- und K ui-' turpolitik in sittlichem Ernst und sozialem Geiste d»rci»ge- führt wirb, mag die Reichsregierung zusammengesetzt lein wie sie will. Die staatliche Sozialpolitik muß sür uns das Mittel des Ausgleichs entgeqenstehender Interessen wie einer ge rechten Verteilung des össentftchen Besten bleibe». Die Kui- turpolilik muß di« religiösen, geistigen und sittlichen Kräfte unseres Volkes schützen und erneut in den deutschen Ländern zu Entfaltung bringen. Die seelische Not unseres Volkes ist min destens so groß wie die leibliche. Keine andere Partei ist so wie das Zentrum berufen, gerade auf dem kulturellen Gebie! Führer zu fein. Endlich sei auf die auswärtige Politik hingewiesen. Das Zentrum war und ist der Träger einer verständigen Erfüllungspolitik. Es arbeitete seit Jahren daran, den Weltenhaß abzubauen und neue Grundlagen für den Verkehr der Völker untereinander und miteinander zu legen. Damit leistet cs auch dem besetzten Gebiet die besten Dienste. Das Rheinland und das Ruhrgebiet dürfen nicht zu einer Nepara- rloilsprovinz werden. Das ganze Deutschland hat den Weltkrieg verloren und deshalb muß auch das gesamte deutsche Volk und nicht nur ein Stand ober die Bevölkerung eines bestimmten Ge biete«, zur Lastentragung herangeholt werben. In all diesen großen Fragen der Politik kann und muß die Zentrumspartei zu einheitlicher Auffassung kommen. Sind wir ober im Grundsätzlichen einig, so werben wir uns nicht wegen taktischer Frage» auseinanberreüen können. Die jetzi ge Tagung hat bi« Aufgabe, mit der „F l ü ge l po I i t i k" im Zentrum, die sich an einzelne Namen führender Persönlichkeiten knüpft, Schluß zu machen und der Weit ein einiges, starkes, deutsches Zentrum zu zeigen. Das er wartet di« treu« ZentrirmswWcvschaft von ihrem Parieitag. Wiederaufbau und Katholizismus Bon Dr. A. Flüglrr, Dresden, Landet Vorsitzender der Sächsischen Zenirumtparlei Schluß Gerade die katholische Kirche ist es gewesen, die die ethischen Pflichten des Arbeitgebers gegenüber den wirt schaftlich Schwächeren — den Arbeitnehmern — in sehr scharfer Weise betont hat. Ich erinnere nur an die Encyclica „rerum novarum", die in eindringlichster Weise den Schutz des wirt schaftlich Abhängigen, die Pflichten des wirtschaftlich Stärkeren diesem gegenüber hervorhcbt. Schließlich ist es eine Auswirkung des sozialen Geistes, der ganz naturgemäß dem katholischen Ethos innewohnt, wenn ein Bischos Ketteler den sozialen Gedanken mit so großer Stärke vertreten hat zu einer Zeit, wo der Sozialismus eben ansing, seinen Ruf der reinen Nega tion in die Gesellschaft zu schleudern. Gerade aus sozialem Ge biet hat auch in Deutschland die Vertretung des katholischen Volksteils in derPolitik ein großes Ruhmesblatt erworben. Wie unendlich viel hat ein Mann wie Hitze getan si!. die soziale Gesetzgebung, sozial im besten Sinne des Wortes. Len Männern, die aus katholischen Boden stehend gerade in dieser Frage ihre ganz'' Persönlichkeit eingesStzt haben, und die unend lich vie! zur wirtschaftlichen Wohlfahrt, zur geistigen Entgiftung deigetragen haben, ist das gesamte deutsche Volk zu größtem Danke verpflichtet. Die Dankbarkeit kann sich aber naturgemäß nicht darin ausprägen, daß mir nunmehr zufrieden tßie Hände in den Schoß legen und den Dingen ihren Lauf lassen. Die ungeheuren Um schichtungen und Verschiebungen, die die Kriegs- und Nachkriegs zeit gebracht hat, stellen uns vor neue gewaltige Ausgaben, die im Geiste des aktiven und op 1 i m i st i s ch e n Ka tholizismus gelöst werden müssen, unendlich viel Liebe und Verständnis wird dazu gehören. Unendlich viel Liebe, uni nicht selbst de» dem Verhalten weiter Teile der Bevölkerung zu verzweifeln und unendlich viel Verständnis, das diese Liebe nährt. Keine Enttäuschung, kein Radikalismus von der einen oder andere» Seite darf uns davon abhalten, tatkräftig an dem sozialen Wiederaufbau unserer Gesellschaft mitzuarbeiten und durch Opfer sinn dahin zu streben, daß die Leute, die heute in maßlosem Haß Staat und Gesellschaft bekämpfen, wieder zurückgesührt werden. Dle Kirche, der Priester und der Laie haben hier gewaltige Aufgaben, die aber gelöst werden müssen, wenn für unsere Gesellschaft und den Staat ein fester Grund geschaffen werden soll. Wir haben nach der Revolution in Deutschland die poli tische Demokratie bekommen. Wir dürfen uns aber nicht darüber täuschen: Demokratie ist zunächst Inhalt, nicht Form. Wir haben Republikanische Monarchien und monarchische Demokratien: das sind Formen. Beide können inhaltlich demo kratisch sein, wobei ich keineswegs verschweigen will, daß eine gedankliche Demokratie naturgemäß in einer Monarchie ge fährdeter sein kann als in der Republik — wohl gemerkt sein kann, nicht zwangsläufig sein muh. Der tiefste Grund- zugder wahren Demokratie ist schließlich die recht- liche Gleichheit der Menschen, die selbstverständlich nicht nur ans dem Papiere stehen darf. Diese rechtliche Gleich heit ist aber im tiefsten verankert in unserer katholischen Lehre, schon wegen der Z w e ck b e st i m m u ng jedes ein zelnen Menschen im tiefsten verankert und in der Tatsache, daß in jedem Menschen der Funke Gottes lebendig ist: die un sterbliche Seele. Es kann keine Menschen geben, die nach dem Recht dazu bestimmt sind, die minderwertigen zu sein. Jeder muß dasselbe Recht und dieselbe rechtliche Möglichkeit haben, das zu werden, was der andere st: ob seine Fähigkeiten Ihm das gestatten, ist natürlich eine andere Frage. Aber daraus kommt es nicht an, nur da» ist wesentlich, daß ein Konservativis mus— der Gegensatz der Demokratie — Im üblen Sinne des Wortes nicht tatsächlich Kasten und Klaslen schasst, zwischen ungen, sondern sie wollen der Bewältigung vaterländischer Aus gaben in praktischer Zusammenarbeit dienen. Koalitionen sind darum nicht unsittlich, falls es sich um den Willen zur Zusammen arbeit handelt. Es kann auch nicht die Idee des Christentums, des Katholizismus sein, sich abzuschNeßen gegenüber den ande ren WeltansüMuungsgruppen: cs liegt vielmehr gerade in der Idee des Christentums, des Katholizismus, gegeniibcr allen Wir. rungen irdischer Unvollkommenheit Kräfte zuisammenzustihren, die an sich auscinvnderstreben. So bekennen wir uns in voller Verantwortung vor unserem Gewissen und vor unserem Herr gott zu der Idee der Arbeitsgemeinschaft im politischen Leben als einer politischen Notwendigkeit angesichts der Zerrissenheit des deutschen Volkes, weil wir so unklarem Volke und Vaterland« am besten glauben dienen zu können. Wir dürfen nicht grundsätzlich das politische Zusammen- gehen mit Rechtsgerichteten verweigern, wofern diese nur die Verfassung als rechtsverbindlich ansehen. Wir verwerfen aber ebenso wenig grundsätzlich ein Zusammengehen mit der sozial- demokratischen Partei, da es lediglich geinÄnsames Erstreben po- litischer Ziele olpie irgendwelche« Aufgaben weltanschaulicher Grundsätze bleutet. Die Schwierigkeiten der inneren Gemeinschaft unsere» Vol ke, liegen auch in der sozialen Struktur Deutschland«. denen eine Verbindung webe, umerssch noch äußerlich existiert Der Willezur U n t e r d r u ck u » > de» anderen, um allein zu herrschen, kann nicht christlich sein. Gerade auch in der Frage der Demokratie muß unsere katholische Lehre die höchsten Im- pulse geben, sie kann sie umso mehr geben, als in einer christ lichen Demokratie eine Beschränkung der Ausgaben des Kaiho- liken es nickt mehr geben darf. Nur in einer wahrhaften Demo kratie — diese Erfahrung haben wir in Deutschland doch schon reichlich gemacht — ist die Möglichkeit gegeben, daß der Katho lik rückhaltlos den ihm gebührenden Einfluß einnimmt und be anspruchen kann. Wie wollen sicher nicht, daß irgendeine andere Konfession irgendwie benachteiligt wird, was wir aber wollen und wollen müssen, ist die restlose Gleichberechtigung mit diesen, ist die Möglichkeit, daß die Gedanken des Katholizismus ebenso wirksam vertreten werden können wie die anderer Kon fessionen, daß schließlich auch Männer, von katholische:» Geist« erfüllt, ebenso wie andere in dem Staatslcben den Platz zu beanspruchen haben, der ihnen Kraft ihrer Fähigkeiten gebührt. Erreichen wir das und erreichen wir das auf die Dauer, so ist damit der Einfluß der katholischen Ideale im deutschen Volke gesichert. Dle Arbeit, die diese Männer leisten, ist und wird nicht schlechter sein als die, die die anderen leisten. Wir nehmen sogar für uns- in Ansoruch, daß sie vielfach im Interesse des Bolks- ganzen besser sein wird, weil sie in dem katholischen Ethos ver ankert ist, das sich in ihrer Arbeit natürlich auswirken muß. Man lasse das Wort ultramontan endlich beiseite, denn nm diesem Worte will man doch nichts anderes andeuten, als daß der Katholik in seinem vaterländischen Empfinden und in seinem Verantwortlichkeitsgefühl Staat und Gesellschaft gegenüber hin ter anderen, die seine Weltanschauung nicht teilen, zurückbleibl. Für uns ist Vaterlandsliebe wahrhaft Pflicht, nicht Pflicht als irgendein verschwommener Begriff, sondern als Gebot im Höchsten verankert, und ich habe die Meinung, daß eine solche Auffassung der Pflicht bedeutend höher steht als die, die etwa nur auf Zweckmäßigkeitsgriindcn — weil ick etwa die Macht im Staate habe und besondere Vorteile von ihm habe — oder in Opportunttätsgründen basiert. Die Katholiken haben es im Weltkriege und tm Ruhrkampfe gezeigt, wie sie ihre Pflicht cmfsassen und man darf wohl sagen, das; sie gut bestanden haben. Allerdings eins wollen wir offen sagen: der Staat ist für uns nichr der präsente Gott und soll nicht der Allmächtige sein und ist nicht das Höchste. Aber das Vaterland ist ein Be griff. der innig mit dem katholischen Bewußtsein zusammen hängt, und der uns Pflichten auferlegt, auch dann, wenn der Staat in irgendeiner Form oder wegen irgendeiner Regierung uns nicht gefällt. Noch nie waren Katholiken Hochver räter, selbst wenn sie von einem Staate oder dessen Regierung noch so schlecht behandelt worden sind, sie waren immer dtt treusten. Das zu bedenken wäre gut gewesen in Zeiten, als wir noch eine Monarchie hatten und das zu bedenken wäre gut M die Leute, die heute glauben, den Katholizismus und den Katho liken schmähen und als nicht deutsch hinstellcn zu dürfen. Unsere größte Synthese ist nicht der Staat, unsere grüßt« Synthese ist der Katholizismus. Er saßt alles zusammen, »1 umfaßt den Individualismus in den richtigen Grenzen, er um faßt auch den Sozialisnius in den richtigen Grenzen, er ist auch die Synthese sür all unser Handeln, den schließlich dieses fest in jedem einzelnen Fall durch die ungeheuere San des Katholizismus und durch die Lehre dieses bestimmt sein, gewaltigen Kräfte, die in dem Katholizismus sind, di« analysieren und trennen sondern zusammenfassen, find wah staatoerhaltende und wiederausbaucnde Kräfte, die jedem Si und jeder Gesellschaft nur Gutes bringen können. Soziale Verschiedenheiten sind nichts Neues in der West: , wirken umso schärfer, je größer die Not ist. Im deutschen voll Ist die soziale ZerrtssenlM miss schärfste zuoe spitzt. Di» nen sozialen Gruppen werden durch Organisationen gefaßt, die geschlossen oder in Untergruppen aufgetetlt'im s«l sten Machtkämpfe mitzeinander ringen. Die schMen M Kämpfe werden wir in unserer irdisch?» Unvollkommenheit nie beseitigen können, nur eine seelische Neuordnung der Men schen könnte hier Wandel sä)affen: dessen ist sich auch dt« in des sozialen Frage nur am Aeußeren arbeitende Politik bewußt, Ihre Aufgabe tst es, die Gegensätze abzumildern, dt» Kämpfe tn ihrer Schärf« abzuschwächcn. Die Politik ist tet, di« materielle Lage des Volkes bessern zu Helsen, dem Stande seine eigene Ausgabe zu belassen. Die Grurrpen legen sich viÄsach — zu Nutz oder Unnutz, da» nicht entscheiden — das Geioand einer Weltanschauung um, umso stärker ihren Machiwtilen betätigen zu können. So grei fen sozial« unb weltanschaulich« Kräftegruppen in unsichtbar^ Gliederung ineinander über. Die sozialen Gruppen spamre» auch die Parteien für ihre Zwecke an. Co erklärt sich der Weisen«« charakter mancher deutschen Partei, bft mefto'ftchnAichM Fck natismus und soziale« Alach tstreben in sich vereinigt. (Schluß folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)