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Sächsische Volkszeitung : 07.11.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-11-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192411077
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19241107
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19241107
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-11
- Tag 1924-11-07
-
Monat
1924-11
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 07.11.1924
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zrettag. den 7. November .'Sä-!. . N 258. Seite Sport und Spiel Zur Wanderheimweihe in Sitzenroda am 28. Okkober Der Frühzng »och Dahlen (Strecke Leipzig- Dresden) brachle Jngcndkraftler »nd Jngendkrastlerinnen aus alle» Ab teilungen des Bezirks Leipzig mit. Wo geht es hin? Mich Sitzenroda heißt es - nur wollen unser neues Wan der be im einweihen. Die 1>/,stündige Bahnfahrt hatte manche-, Bein einscklafen lasten, aber dennoch, es geht hurtig an die Wanderung. Viele Wege sichren nach Rom, die'er Spruch wurde beherzigt, und so zogen denn in verschiedene» Griivpe» und auf verschiedenen Wegen katholische Wanderer ans Sitzenroda zu. Die einen nahmen ihren Weg oarcb das romantische Quel- -ental: andere wieder wunderten die Torgauer Chaussee ent lang u. s. f. Der Heimwart war mit einigen seiner Getreuen schoit Sonnabend gefahren, Federbette» gibt es dort allerdings nicht, aber eil« gutes Strohlager, ans dem es sich auch gut schlafen läßt — „Wanderart". Jedenfalls hatten sie alle gut ausgeschlafen, als es sriih um 5, Uhr hieß „Ans, wir müssen '„r heiligen Messe nach Thalnmenhain". Dort wird um 3 Uhr heilige Messe in der Schloßknvelle des Schloßherrn Ba ron von Schönberg gelesen. Nachdem sie nun so ihre Sonntagspslicht erfüllt hatten, tonnten die anderen, welche schon in Leivzig dem Goitcck-dienste beiacwohnt hatten, erwartet wer den. Endlich erschien die erste Gruppe, dann die zweite und dritte. Der Heimwart wurde arg bedrängt und hatte alle Hände voll zu tun, um alle zu b-friedigen. Es herrschte ein reges Leben und Treiben. Eine fröhliche, eine katholische Jugend hatte ihre» Einzug genommen. Den Mittelpunkt des Tages bildete die Weihe selbst, welch vom hochw. Herrn Bezirlsprgses Kaplan Franz vor- genonunen wurde. Herzliche Worte rickckccke er all alle Teil nehmer und sprach dabei vom sittlichen Wert, von der Einheit innerhalb der D. I. K. Eine große Familie nannte er sie, die D I. K., die alle Stände in sich vereinigt. Unvergkse» aber auch blieben die Worte d-s Elbkreisleiters Engelhardt- Schork, der in schlichter Wanderkleidnng mit seiner Gemah lin erschienen war. Ist Wandern eine Svortart, und was hat sie mit der D. I. K. zu tun? Als deutsche Jngendkrastler, als katholische Wanderer zieht es uns mit Gewalt ans her Stei»wüste der Großstadt hinaus in Gottes freie Natur. D>ese Gewalt ist die von Gott eingesenkte Liebe zur Heimat. Liebe zu allem, was Gott wachsen und leben läßt. Bielen bleibt es ein ewiges Ge heimnis, was die Natur an Pflanzen, Tierarten und Lebens- gcwohnheiten bietet. Ehrsnrchtsvolle Freude muß uns erfüllen vor der Größe und Erhabenheit aeS gottgewollten Natnrwal- tens. So legte der Redner die Ideale des katholischen Wan derers klar, indem er gleichzeitig Glückwünsche dec Reichsoe» bandslcitung und des ElbtreiscS überbrachte. Dem Hei,»wart Wolfgang Greifs, sowie Benno Förster, Paul Menten, Hans Tbiel, Erich Kriebitzsch und Willu Madeja, welche in ganz uirzer Zeit durch selbstlose Arbeit das Heim eingerichtet haben, überreichte er als Anerkennung ein Bewährnngszcichen für Wan derer. Mit dem Liede „Rosenkranzköntgin", de», sich das Leip ziger Veztrkslieb anschloß, endete die feierliche Weihe. Danach ging es in geschlossenen Reihen mit flatternde,, Wimpeln zum Gutsbesitzer Wolf, zu dessen Besitzung das Wanderheim ge hört. Kaplan Franz stellte in einer kurzen aber kürzlich ge haltenen Ansprache das Heim unter seine,, Schutz. Freudig bankte Herr Mols für die ihm cntgeaengebrachten Ovationen. Ja, eine Kundgebung sür den katholischen Gedanken war es, eine frohe, fröhliche und bekennermntige katholische Jugend war in Sitzenroda eingekehrt. Im Helm gibt'S Kaffee und Kuchen, auch Vilttersemmeln »sw. Das schien alle gelockt zu haben, denn bald war jede Ecke besetzt. Einige mußten sogar auf der Bobentievve Platz nehmen. (Denen solls aber am besten geschmeckt haben, denn dort wurden die größten Portionen verteilt.) Alles war gesättigt, und hinaus ging es wieder, ans die am Heime liegenden Wiesen und Maldn>ege, wo Mander-, Ge lände- und Schlagballspiele in verschiedene» Grnpve» stattfan- dcn. Auch ältere Jngenbführer waren niitgelomme,,. Mitten im fröhlichen Treiben der Jugend gedachte,, sie, die immer noch jungen Alten, ihrer Jugend, die sie in einte besseren Zeit ver lebten. « , » Und das Wand er heim, das „Heideröslein in der Dah- lener Heide" wird es genannt. Weitab von der Großstadt, ivcit entfernt vom Getriebe der Arbeit steht es, »ingeben von der teuren Heimat Pracht, ein Kleinod in Gottes Schöpsermacht. So schildert es treffend der Kreisleiter in seinem Artikel „Deutsche Jngendkrast und Wandern" in Nummer II der „Elb warte". Sehen wir „ns in, Innern um. so fällt sofort der Herrgottswinkel in der linke,, Ecke auf. Ein ZeiMn, daß wir „nS bei katholischen Wanderer» befinden. Die Wände weiß, als Abschluß eine Ichmale Kante. Sieht mau näher hin, ist es eine Eichblattgirlauos mit dem immer wiederkchrende» D.-J.-K. Abzeichen. Ter Sockel ist mit Rupfen bespannt. An den Fenster» schmucke Gardine» Die Einrichinng besieht ans Tiicheu, Bänke», Schemel» und Regalen mit diversen, Geschirr Auch ein Berliner Ofen mit Kochgelegenheit ist vorhanden. Im anderen Ran», ist ein großes Strohlager, sowie die Klei- 6» derablage. Die Jnstandsetznng der übrigen Räume soll bal« vor sich gehen. » « » Das ist es, das Wanderhckm der Deutschen Jngendkrast Filmoveratenre haben es in. Bilde seügehalten. Mit de». Dum kelmerden wird es auch im Hei», langsam wieder lebendig Lieder und frohe Wanderwcisen Hort man erschallen. I», g«. »intlichen, familiäre» Beisammensein vergeht di« Zeit, »m tz Ubr heißt eS „Sich marschsertig machen". Unter den Klängen „Muß t denn z„», Städtelein hinaus" wurde Sitzenroda wieder verlasse». Ein herrlicher Sternhimmel wölbte sich über die rüstig Dcihinschreitenden. Nach Zstündiger Wanderung wurde an: Bahnhof Dahlen hciltgemcicht. Das Dampfroß brachte' alle »ach ll'istttndiger Bahnfahrt „ach Leivzig zurück. So endeis ein denkwürdiger Tag, welcher einen meckeren Markstein in der Geschickte der Leipziger Deutschen Jngendlraft bildet. Herzlichen Dank an dieser Stelle aEen treuen Mitarbeitern. Ihr aber, katholische Eltern, hättet euch auch hier w eder v>„ den, Geiste einer katholischen Jiigendbewegnng, der Deutsche» Jngendkrast, überzeugen können. „Heil dir! du wandernb« lalbo- lisch« Jugend!" Paul Meuten. Deulsche Iuqendkrasl Am 16. November 1924 findet in Leipzig der erste Kreistag der D. I. K.. Kreis Elbe, statt. Am selben Tag« begeht auch die Da me „a b te i l u n g Leipzig-Mitte ihr zweijähriges Bestehen festlich in den unteren Sälen des „Allge meinen Turnvereins" in der Leplaystraße. Di« Krelslagung be ginnt bereits nachmittags 2 Uhr und ist alles so eingerichtel, daß all« Kreistagteilnehmer abends an der Feier der Damenabtel- lung Mitte teilnehmen können. Aus dem Programm hierzu sei besonders ein Phantasiereigen l-ervorgehöben. Ueberhaupt verspricht die Veranstaltung dem Programm nach einen glänzen den Verlauf. P. M. Leichka'hlellk Mißglückter Bestleistungsoersuch von Pürsten. Pürsten unternahm im Duisburger Stadion einen neuen Bestleistungs versuch über 26 Kilometer, der unter Aufsicht der Deulsche» Sportbehörde stattfand. Der Versuch mißglückte, da trotz guter Form Pürstens der stark,e Wind die Leistung erheblich beein flußte. Er lief folgende Zeiten: 8000 Meter in 10 :02, 5000 Meier in 16 : 56.2. 7500 Meter ln 25 : 44, 10 000 Meter in 84 : 89. 15 000 Meter in 52:43,8, 20 000 Meter in 1:10:56,6. In der Stunde legte er 16,970 Kilometer zurück. Paddock und Murchfson auf der Weltreise. Am 1. Januar werden die beiden bekannten amerikanischen Sprinter Paddock und Murchrson eine Reise antreten, die fast durch die ganze Welt geht, und auf der die Amerikaner mit de» besten Läufern Zusammentreffen wollen. Die Reise geht von San Franziska aus nach ben Hmoai-Insel» und den Philippinen und führt dann über Japan, China, Australien, Neuseeland, Indien, Südafrika, Italien. Frankreich, Deutschland, England nach den nordischen Ländern Schiveden. Norwegen und Dänemark. MM! die MW M! Solange das deutsche Volk zu parlamentarischen Körperschaften wählt, hat es sicher keine für lins wichti gere Wahl gegeben, als die am 7. Dezember. Alle Par teien rüsten mit Macht. Keine aber kann mit so frohem Mut in die Wahlschlächt gehen, wie das Zentrum. Die Zentrumspolitik hat sich als die allein mögliche und als erfolgreich bewährt. Sorge jeder zu seinem Teil dafür, daß sie nach dem 7. Dezember kraftvoll wcitergeführt werden kann! Tagesrrenigketten Alreuzenlhüllung auf -em K-ipikol Roni, 5. Noorniber. Die KreuzenthUilung auf dem Kapitol erfolgte Dienstag m 10 Uhr, ivührend von de» Befestigungen des Monte Mario Koiionen schlisse ertönten. Im selben Augenblick läuteten die Wecken „ich Tausende von weißen Tauben wurden frei gelassen. Die Menge, ivelche den Kapitolplatz ansüllte, sank in die Knie und stimmle das Tedeum an. Der Platz war den ganzen Tag vcm de» Volksmassen umlagert, welche de», »e„ aufgerichteten stcen, die Ehre erwiesen. Das altehrwürdige vergoldete Kreuz auf den, Kapitol war dclnmntlich 1871 nach dem Einzug der Italiener in der ewigen Sic,dt auf Betreiben der Freimaurer entfernt worden. Ein l>al- des Jahrhundert lang lag es in einer Rumpelkammer. Ver schiedene Versuche, die in den letzten Jahrzehnten unternommen werden ivaren, um den früheren Zustand wiederherzustellen, waren von der Stadtverwaltung vereitelt worden mit der Be gründung, daß der Turm des Kapitols baulich nicht mehr ge eignet sei. um das Kreuz wieder dort aubringen zu können. Nun prangt das alte Wahrzeichen der Bedeutung Roms für das Chri stentum wieder an seinem Ehrenplatz, nachdem es durch seine jüngste Beschicht gleichzeitig di« Weihe eines Sombols der Aus sichtslosigkeit des Kampfes der kirchensei-udliche» Mächte gegen den Felsen Petri erhalten i>at. Rückgang -es Kochwasfers Köln. 8. November. Der Wasserstand des Rheins war in den Abendstunden 8.80 Meter. Er ist seit 3 Uhr unvoeändert. Für das ganze Viertel am Rhein ist ein Fahrdienst organisiert. Eine große Anzahl von Kähnen dient zur Beförderung der i» den überschwemmten Straßen wohnenden Bevölkerung. Die Brücke im Deutzer Hafen ist überschwemmt. Infolge plötzlichen Versagens des elektrischen Stromes konnten die elektrischen Pumpen nicht mehr arbeiten. Das Mehgelände ist bisher unge fährdet. Oberbürgermeister Dr. Adenauer richtete in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Provinziolausschusses der Nhein- provinz an den Reichskanzler, den Reichsminister des Innen,, den preußischen Ministerpräsidenten und den preußischen Minister des Innern folgendes Telegramm: „Die Hochwasserkatastrophe ln der ganzen Rhein provinz hat größten Schaden verursacht. Ich bitte dringendst, eine Notstandsaktion wie im Jahr« 1920 einzuleiten und öffentliche Mittel zur Beseitigung der Schäden bereitzustellen" Der vberpräsident der Rheinprovinz hat mit dem Regie rungspräsidenten und dem Oberbürgermeister van Koblenz die vom Hochwasser bedrohten Stadtteile von Koblenz besucht. Anfall -es Leipzig—Berliner D-Zuges Leipzig. 6. Novenrber. Wie wir von bcchnamtlicher Seite erfuhren, ist am Mittwoch dem früh 5.02 vom Leipziger .köanpt- i-cküchof «Mahrenden D-Zug Nr. 21. München—Leipzig-Berlin, kurz vor Wittenberg a. d. Elbe, das er fahrplanmäßig »m 6,09 ,Im? Aufenthalt zu durchfahren lxrtte, ein Unfall zugestoßen. >er leicht schlimme Folgen nach stch ziel-en konnte. Zwisckzen Praia» und der Wittenberger Elbebrücke wird der Verkehr neue» Erdarbeiten gegenwärtig eingleisig aukrechterhalten. Aus insher unbekannter Ursache eutgleiste auf dieser Strecke der Lenker der D-Zug-Maschine in voller Fahrt. Der Zuafühccr bremste mit aller Geivalt und brachte den Zug zum Elchen, ehe größeres Unglück geschah. Personen ivrirden zum Glück nicht verletzt. Den Sozius erschossen Radiumbad Oberschlema, 6. November. Der 41jähcige Kaufmann Gustav Scherzer aus Zwickau hat aus der Haupt straße vor Hergerts Schanßwückschaft den Fabrikbesitzer Otto «chachner, Mitinhaber der Fa. Schlesinger Hierselbst, er schossen. Die Ursache der Tat sind persönliche und geschästiiche Differenzen. Nach der Tai begab sich Scherzer arif das Gemeinde amt und sagte zum Bürgermeister, daß er soeben Schachner er schossen habe. Er versuchte, sich dann selbst zu erschießen. Die Waffe wurde ihm aber vom Bürgermeister obgeiiommen. Schcr- zer wurde de», Amtsgericht Schnceberg zugeführt. — Schachner war 58 Jahre alt und verheiratet. Razzia an -er Grenze Warnsdorf, 6. November. Nachdem bei der Handhabung der G,enzsr>erre in letzter Zeit ein Auge zugedriickt würbe, gab es letzten Sonntag an der Warnsdorf—Großschönouer Grenze plötzlich eine Razzia auf ausiveislose Grenzülrerschreiter u. zwar von sächsischer Seite. Man tat nichts Unrechtes, aber inan l-and- «O AM: .MMW" Ein Hexenmeister ist er doch, dieser Richard Strauß. -<renn er auch die Konjunktur ausnützt. Er weiß genau, wie das Kunstbarometer steht. Auf dieser Keuntis baut sich auch seine neueste Musikkomödie auf. Und er weiß genau, daß in dec Ge- lellsckast so'» bißchen Familienklatsch eine begehrte Ware ist. Da,,-»! kramt er in seinen eigenen Memoiren herum »nd seht mit derben, farbige» „nd knavven Stricken einen ehelichen Zuckst ans die Bühne. Zusammenstöße, wie sie wohl in jeder Ehe, wie cke wcckil alltäglich Vorkommen. Tie ganze Sache ist harmlos ge fügt. ohne lange auf die Knnstsnche zu gehen, so ganz ans der Wirklichkeit herausgeredet, wie der Schnabel gewachsen ist. Denn in, täglichen Leben redet man auch nicht in gebundener Form oder im Zuschnitt der „Schönen Literatur". Man stelzt nicht ans edler Stilistik und mit poetischem Flusse herum, sondern steht feg ans den Sohle» und Absätzen einer bürgerlichen Umgaiigs- lürciche. Und so redet auch das Tertbuch des „Intermezzos". Tlccmß weiß genau, daß er damit sofort die Verbindung der Handlung mit dem Publikum hrrgestellt hat. Das Interesse sür eine Familienszenc ist sofort geweckt. M ancher mag schon c», eine solche Idee gedacht habe», mancher hat sie auch schon aus die Bühne gebracht. Aber schwülstig, mit Philosovhie „nd Geist,-eichelel, als pathalogisckie Studie oder sonst irgendwie mit einen, Kuustüberguß. Strauß macht die Sache anders. Er ver steh! eben den Kram. Er lässt einfach aste Kunst »nd Philosophie bestecke und spricht die landläufige Unterhaltung. Und schon geht der Laben! Man muß eS eben verstehen. Das berühmte Ei dcS „och berühmteren KolumbuSI Und was ist an der Handlung Irgendwie BedoniungsvolleS? Vichts. Rein gar nichts. 92V» Seite» u», eine Verwechslung der Namen Storch und Stroh. Dazu müssen 13 Verwandlungen herhalte». Auch eine Frisicrszene, eine Rodelszene, ein Ball beim Grundlseewirt, eine Skatpartie, ein« in Tränen aufgelöste Äccktin am Bette des einschlafendeu Sohnes, ein Wintcrsturm im Prater. Also die reichhaltigste Speisekarte eines Familien- films. Nee, wie interessant! Also, ganz wie im Kino. Doch mm endlich einmal her mit dem Inhalt! Also staunt! Hof« kavellmeister Storch geht auf Konzertreisen. Nach Wien. Die Nallin tröstet sich im Rodelsport und lernt babei infolge einer Kollision den Baron Lummer kennen. Sie sorgt für seine Unterkommen und freundet sich mit ihm an. In die behagliche Piche platzt ein Brief hinein. Storch als Ehebrecher. Grund zur Scheidung. Depesche nach Wien. Dort höchste Aufregung» Dann aber kommt durch den Kapellmeister Stroh Licht in die Angelegenheit. Storch ist unschuldig. Stroh gibt der Gattin dm Grundlse«! die nötigest Aufklärungen. Storch kehrt zurück, und die Aussöhnung erfolgt. Ganz wie in der Operette. Strauß kann also nicht wie .Hans Srchs sagen: „Euch wird eS leicht, mir macht ihr's schwer!" Denn schwer hat er sich i», Ausbau der Handlung nichts gemacht. Aber auch den Zuhörern macht ers nicht schwer. Und hier liegt wieder der Hase in, Passer! Straus, kennt den Geschmack seiner Zeitgenossen. Läßt er sich doch selbst durch die Fra» mit de» Worten persiflieren: „Er hat, glaube ich, doch jüdisches Blut in de» Adern!" Er verschont die Tbeaterbesucher mit Problemen, martert dl« Nerve» nicht mit Folierszenen, zieht keine Messer, läßt keine Pistolen knallen. Er bereitet ben Zuhörern ein Amüsement. Niemand braucht sich die Kopfncrve» anzustrengen. Richard Strauß ist doch ein Hexenmeister. Und die Sache ist trotz ihrer Alltäglichkeit ganz reizend >,»d liebenswürdig, »nterhattsa», und zündend. Es ist eben mit gangbarer Ware das beste Geschäft zu machen. Und in diesen, Sinne paßt Hans Sachsens andere? Mort: „Eine Meister- weise ist gelungen, von — Nürnbergs großer Poet wird mir die kleine Variante nicht irgendwie Nachträge» — Richard Strauß gedichtet und gesungen." Man muß eS eben verstehe». DaZ berühmte Ei des noch berühmteren Kolumbilsl Nun Hai ja Strauß die Meise nicht gerade gesungen. Son dern er hat sie — soweit mir noch die Zahl erinnerlich ist — 85 Instrumenten in den Mund gelegt. Dabei ist er von ae», Gedanken ansgegange», durch größte Sparsamkeit iu der Pol„- phonie die Singstimmcn nicht z»z>,decken. Das ist ihm auch gelungen. Er macht auch den Versuch ans dem gesungene» Worte unauffällig inS gesprochene übcrzngehe,, „nd »mgekestrl. Er findet also gewissermaßen einen neuen Stil. Dadurch verfällt aber der musikalische Dialog in Einförmig- und Gleichf.örmigksiP die ans die Dauer ermüdet. Um die Ermüdung abznschwüchen, verbindet er die einzelnen Szenen durch sinfonische Zwischenspiele, in denen er die Stimmungen der einzelne» Situationen in seiner meisterlichen Orchesterlechnik blendend ansinalt. In der Wahl der Motive ist auch nicht gerade allzu peinlich gewesen. ES schwimmt da manches Banale und Triviale herum. Und nament lich der Walzer der Grundlballszene ist verteufelt viel Operetten- Musik Und dazu nicht einmal der besten. Viel Außergewöhnliches ist ihm nicht eingefallen. Strauß scheint sich ausgeschrieben zu haben. Da» sprühende Lebe», die sonnige Lebenslust, die aus dem „Rosenkavalier" herausjauchzt, ist in, „Intermezzo" kaum noch ,u spüren. Man wird ab und zu noch daran erinnert. Aber auch nur erinnert. Das »,»sikalisch beste Stück ist nach meinem Empfinden der Schluß der fünften Szene mit de», darauffolgende!» Zwischenspiel. Die Situation hält i», „»lsikalische» Charakter am besten die Skatpartie fest. Und demnach fesselt diese Musik, die den absteigende» Strauß beleuchtet. Da» macht eben wieder das Bluffen und Blenden einer bi» in» äußerst« raffiniertem Beherrschung dr» Orchester». Hier ist Strauß Sieger gebliebe», »r versteht «ben mit den Mitteln der Orchestertechnik in einzig artiger Weise zu brilliere» Und so ist man berauscht und be fangen. Man denkt garnicht weiter darüber nach, daß der musi kalische Gehalt nicht allzu reichhaltig ist. Das Branden und und Wogen und Fluten reißt mit fort. Aber dann, wenn man zum Nachdenken kommt, wen» man sich aus dem Rausche wieder heransrettet, bann sieht man sich doch die Sache etwas nüchterner an. Aber was Hilst die nüchterne Betrachtung. Straus; ist doch ein Hexenmeister. Er versteht zu zaubern. Das berühmt« Ei des „och berümhieren KolumbuSI » Freilich braucht das „Intermezzo" eine Gehilfin, um die Zauberkünste ausführen zu können. Versagt diese, dann dürste der Erfolg nicht so billig sein. Strauß hat eine glän zende Gehilfin gefunden. Lotte Lehmann. Beinah« möchte man sich frage», ob sie es nicht war, die dem „Intermezzo" die erfolgreiche Aufnahme verschaffte! Man kann Wien um dies« Künstlerin beneiden. Nicht nur, daß sie entzückend singt, son dern auch, daß sie dieser nervösen, aber in ihrer Nervosität doch so liebenswürdigen Frau Hoskapellmeister, so viel srauliche An- mul, soviel silbrige» Glanz, soviel Reiz und Charme gibt. Zniu Zaubern gehört aber auch meistens »och eine blendende Um rahmung, die mit den Hexenkünsten nicht durchschaut werden. Nun, die haben wir in erstklassigster Aufmachung. Dafür sorgt unsere Kapelle. Man muß es hören, wie unler Fritz Busch die Stranßsche Musik anfleiichict, strahlt und gleißt. Fürwahr, ein prunkvolles Miesenseucrwcrtl Die übrige» Rolle», dir fast Evi- sodencharakter tragen, waren aufs Beste besetzt mit Jos. Correck (mit einer Stranßmaske), Liefet von Sch» ch, Theo Strack (der jedoch als 22jähriger eine jugendlichere Maske haben müßt« „nd auch etwas gar zu ungelenk stckelt). Robert Büssel, Sl'r. Haberko r n, Hanns Lange, Ludwig Ermold, A. Schöpf- I i», und Willi Bader. Alois Mora hatte für eine Darstellung gesorgt, die voll echter LebenStreue und außerordentlich reich an familiären und gesellschaftliche» Zügen war. Namentlich di« Slatvartie konnte sich in der Wirklichkeit nicht echter abspielen. Adolf Mah » ke und Georg Brandt waren die Schöpfer mole rischer Bühnenbilder, die teilweise dec Straußsche« Villa in Garmisch nachgebildet waren. * ^ ^ Die Aufnahme hatte UrausführungScharakter. Man rief Strang. Busch, Mora und alle Darsteller oft. unzählige Male oft hervor. Das „Intermezzo", zu dem auch ein eigeiwr Vorhang gemalt worbe» ist, wird sicherlich aus lange Zeit dem Spielplani erhalten bleiben. Es ist ein Werk. da», rein äußerlich genommen, anf die Besucher eine Zugkraft ausübt. Strauß hat sich in ihm erneut al« großer Kenner für Bühnenwirksamkeit erwiese«. Auch da» ist eine Kunst, die «ur wenige könne». Nur wenig« verstehen eben mit dem berühmten «t de» «och berühmter«,» Kolumbnö) etwas ^ anzufange« " Otj» doMein.
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