Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 10.12.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-12-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192412108
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19241210
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19241210
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-12
- Tag 1924-12-10
-
Monat
1924-12
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 10.12.1924
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Glit t wach, den 10. Dezember 1924 Nr. 285. Seite 3 Tagesneuigketten Dereinzette Jusammenslötte am Wahttage Berlin, 9. Dezember. Auf dem Kurfürstendamm kam es in den späten Nachmiltagsstunden des Wahltages zu blutigen Zu sammenstößen zwischen Reichsbannerleuten und Andersgesinn ten. Als der Versuch gemacht wurde, von einem Auto die schwarz- rot-goldene Fahne Herunterzureiszen, kam es zu erregten Aus einandersetzungen und heftigem Handgemenge. Viele Personen wurden leicht verletzt. Schließlich gelang es der Schupo, die Strotze zu sperren. — Kurz nach 1 Uhr mittags begegneten sich an der Arnswalder Ecke Braunsbcrger Strotze ein Auto des Reichsbanners Schivarz-Rot-Gold und «ln Fuhrwerk der na- tionalsozialistischen Freiheitspartei. Es kam zu scharfen Aus einandersetzungen. die zu Tätlichkeiten ausartete. Ein neun jähriger Junge geriet unter den Wagen und trug innere Ver letzungen davon. In den übrigen Teilen der Stadt kam es im Laufe des Tages zu kleineren Reibereien. — Auch in anderen Städten, z. B. in Leipzig und Görlitz, kam es zu kleinen Zusammenstößen. In der Wahlnacht kam es in Frankfurt« M. zu einem blutiger, Zusammenstoß zwischen Reichsbannerleuten und Deutsch- völkischen. Vier Leute vom Reichsbanner wurden von 50 Völ kischen überfallen, di« mit Messern auf die vier Männer losgin- gen. Der Arbeiter Grün vom Reichsbanner wurde durch einen Messerstich in den Rücken so schwer verletzt, datz er In das Kran kenhaus gebracht werden mutzte. -- InHalle kan, es zu einem Zwischenfall. Stahlhelm- und Hitler-Leute ließen Dutzende von Lastautos durch die Straßen fahren, um die demokratische Wahl propaganda zu stören. Neun schrvarz-weitz-rot geschmückte Last- Autos fuhren vor dem Gewerkschaftshaus vor. Dort stand nur ein schwach besetzter Wagen des Reichsbanners. Dle Stahlhelm und Hitler-Leute zertrümmerten diesen Wagen und gingen dann zuri Sturm auf das Gewerkschaftshaus vor. Sie zerschlugen alle Fensterscheiben der im Gewerkschaftshaus unter gebrachten Buchhandlung. Dle Polizei säuberte schließlich den Platz und nahm verschiedene Verhaftungen vor. Brennender Dampfer Stettkn. S. Dezember. Am 4. Dezember traf der auf der Reise von Schweden nach Stettin befindliche Dampfer Klara Kunstmann sKavitän Block) im Skagqerrak den schwedischen Dampfer „Siri" bei gewaltigem Orkan in hochgehender See brennend an. Bei der Annäherung des Stettiner Dampfers ging die Mannschaft des schwedischen Dampfers in zwei Rettungsboote. Das ein« von ihnen, das mit dem Kapitän und sechs Mann besetzt war. kam durch die sehr hochgehende See außer Sicht. Es gelang ab-r. die Insassen des anderen Bootes zu retten. Dle Geretteten sind mit dem heute eingetroffenen Dampfer Klara Kunstmann hierher gebracht worden. Der Dainpfer „Siri" ist bald nach der Bergung der Schiffbrüchigen untergegangen. Demonslrattonen gegen ein Todesurteil London. 0. D?.,ember. Szene», wie in einem modernen Lchauspiel, spielten sich am Sonntag m Hüll ab, als bekannt unrde. daß der Minister des Innen« die Begnadigung des zum Tode t'.-nirteilien Anstreichers William Smith verweigert holte. Von morgens bis abends fanden Riesendeinonstrativuen holt. Die Demonstranten zogen nach einem freien Platz, in dessen Milte die alte Mntier des Bernrteiltzen kniete und beiete. Von i r begab sich die Menge „ach dem Gcksäugnis, das von starken Postzeitruppen geschützt werden mußte, da bereits Anstalten zn c-ncr Art Aastillensturm getroffen wurden. Während des ganzen Togos ist eine Flut von Telegramme»! an den König und oen Minister des Inner,, abgegangen, um die für Montag auberaumle hiunchtnng z„ verhindern. Die Gattin des! Bürgermeisters von bull hat ei» Telegramm an Johnson Hicks gesandt. Ferner ist ein Aufstand der gesamten Arbeiterschaft iw Hüll geplant, falls nickt Smith begnadigt wird. Infolge dieses Druckes der öffent lichen Meinung hat der Minister des Innern sich veranlaßt ge sehen, vier Parlamentsmitglieder von Hüll zn empfangen. Smith iuirde seinerzeit zum Tode verurteilt, weil er ans Eifersucht seine Want ermordete, angeblich, weil sie freundschaftliche Beziehun gen zu einem alte» Manne von 82 Jahren unterhalte,, habe. Tie Wettere Reichswahlkreise (Die Ergebnisse der Wahlkreise 2, 4. g, 7. 11. 12. 18. 19, 22. 28, 27, 28, 2V, 3V und 34 brachten wir bereits gestern.) vstpreutzen. sl. Wahlkreis). Ein Bezirk fehlt noch. Dnat. Vv. 386 076 <398 411), Soz. 205 319 <186124). D. Vp. 88 781 <85118). Komm. 79 567 <119188). Zentrum 77 467 <8S20l), Rat- soz. 60 910 <87 438,. Dem. 39 266 <36263), Wirtsch. 8924 lohne Vcrglelchszcchlen). Dsoz. 7599 <27 690), Unabh. Soz. 1929 <ohne Verglcichszahlen), Ausw. 1677. Potsdam 2 <3. Wahlkreis). Soz. 239 491 <157 746), Dnat. 250 928 <223 979), Zentrum »1364 <29 «16). Komm. 103 429 ,114 974). D. Bp. 77 403 <92 595). Natsoz. 25 918 <80 597), Dem. 113214 <67 933), Wirtschp. 31 235 <34 527), Dsoz. 1050 <40 135), D Hann. <Welfen) 344 <—). Frankfurt a. d. O. s5. Wahlkreis). 16 kleinere Orte feh len noch. Abgegeben wurden 834976 <817 544), davon erhielten Dnat. Vp. 319 611 <331396). Soz. 233 293 <164 136). D. Vp. 90 732 <65 383). Zentrum 52776 <81848), Dem. 38 809 <35 198), Komm. 36 484 <55 958), Natsoz. 20 659 <46 550), Wirtsch. 17 790 <19184), Dsoz. 10 531 <24 612). Poln. 5587 <6610), U. Soz. 2405 <6443). Oppeln <9. Wahlkreis). Vorläufiges Endergebnis. Zen trum 21716« <192 821), Dnat. Vp. 115 389 <81 342), Komm. 65 746 <76 284). Poln 41469 <36 079), Soz. 36238 <19 385), D. Vp. 15153 <11 854), Dem. 12 940 s7817), Natsoz. 7880 <11825). Wirtsch. 7610 <6681). Magdeburg <10. Wahlkreis). Borläufiges Gesamtergebnis. Saz. 351 878 <269 674). Dnat. Vp. 209 191 <200 900). D Vp. 139 316 <125 969). Dem. 62 229 <69 696)- Komm. 46 336 <88 160). Wirtsch. 30 708 <—). Natsoz. 27 348 <43 162). Zentrum 17 639 <15 899). Schleswig-Holstein <13. Wahlkreis). Vorläufiges End ergebnis. Abgegeben wurden 706082 gegenüber 750 618 Stim men. Davon erhielten Dnat. Vv. 252 610 <232 776). Soz. 239 087 <187 021). D. Vp. 112 832 <90 579). Dem. 66 487 (60 700). Komm. 51758 <76 985), Natsoz. 20 591 <55 403). Südhannover-Braunschwelg. <16. Wahlkreis) Es fehlt noch Kreis Northeim sowie drei weitere Stimmbezirke. Soziald. 369 552 <304 483), Dnat. Vp. 166 079 <152 828). D Vp. 145 230 <136 346), Deutschhannoveraner 117 861 <139 538), Zentrum 81 891 <48 341). Dem. 46 451 <44603), Komm. 44 387 <83 218), Natsoz. 30 607 <77 168). Westfalen-Nord <17. Wahlkreis). Vorläufiges Ergebnis. Soz 237 366 <189 495). Dnat. 175 869 <155 879), Zentrum 384 629 <386 481). Komm. 68 418 <102 725). D. Vp. 104 015 <101329), Nat- soz. 13 596 <37 153), Dem. 37 669 <38 689). Wirtschp. 9631, Sonstige 45726 ,56 823). Westfalen-Süd <18. Wahlkreis). Soz. 317 410 <205 430) D.- Nal. 152 229 <157 221). Zentrum 389 761 <333 674), Komm. 155 390 <279 296), D. Bp. 164 056 <150 442), Natsoz. 14 305 (10 097), Dem. 70 509 <57 958). Wirtschp. 18 429. Köln. Im Wahlkreis 20 liegt das vorläufige Wahlergebnis vor. Es fehlen fünf Bezirke der Stadt Köln. Aboegeben wur den für Zentrum 446 810, Soz. 138184, Komm. 78 826. D. Bp. 71167, Dnat. Vp. 66 312. Dem. 32 457, Wirtsch. 29 003. Wirtschp. f. Volkswohlfahrt 9879. Natsoz. 5187. Koblenz-Trier. <21. Wahlkreis). Es wurden im ganzen 532 890 (557 7.01) Stimmen abgegeben. Davon erhielten Zentrum 21« 811 <223 142), Soz. 89 070 <47 652). Duat. Vp. 45 307 <40 181), D. Vp. 44 311 <55 047). Komm. 22 988 <33 354) Dem. 17 586 <10 385). Bauernliste 14 128. Wirtsch. 13 065. Düsscldors-West (23. Wahlkreis). Zentrum 332 178 <366 120) Saz. 107 161 <79 184), Komm. 95 594 <142 217), Dnat. Vp. 87 229 <81 027). D. Vp. 73 856 <«G."19), Dem. 26 900 (21 610) Wirtsck. 26 897. Natsoz. 7270 <19 794). Württemberg <31. Wahlkreis). Vorläufiges Gesamtergeb nis. Zentrum 278 »8» <288 861). Soz. 240 823 <102 163), Bauer», bund 211265 <238 590). Duat. Vp. 129 486 ,121 543). Dem. 128 763 (115 319), Komin. 96 167 <138 990). D. Vp. 67 645 <53 561), Natsoz 2ü 280 <50 786). Baden <32. Wahlkreis). Vorläufiges Endergebnis. Zen trum »13 6,9 (»28 648), Soz. 198 504 <142 801). D. Vp. 97 732 <74 887), Dem, 92 555 (73 882), Dnat. Vp. 88 884 (75 835). Komm, 64 923 <95 564), Landbund 58 607 (71387), Nat, 2t 100 (45 049). Hessen-Dacmstadt <33. Wahlkreis). Soz. 222 892 <181 364), Dnat. 48680 <37 632), Zentrum 99 484 <981»0). Komm. 33 638 <57 679). D. Vp. 73 517 <66 375), Natsoz. 8212 <17 893), Dem. 53 963 <45 726), WiUlchp. 5737 (7387), Landliste 78 648 (87 673), Mecklenburg <35. Wahlkreis), Soz. 147766 <120 125), Dnat. 113 956 (116 185), Zentrum »685 (2683). Komm. 26 378 <48 560>. D Vp. 45 069 <35 247), Natsoz, 51 866 <92 889), Dem. 26142 <22 264), Wirtschp. 12 460 <4337). Hagen (Stadt). Zentrum 942t (8717), Komm. 7019 (11 588 , Dnat. Vv. 6461 !6899), So-,. 6067 (3012,, D Vp. 5671 555153 Dem. 4591 (6172), Unabh. Soz. 800 (1327), Natsoz. 70l ^'287>. Freiburg i. Br. (Amtsbezirk einsckl. Stadt). Zentrum 25 374. Soz. 12128. Dem. 5761, Duat. Vp. 5244, Komm. 2912 Landbund 2486, Wirtsch. 2470. Stuttgart. Amtl. Endergebnis. Soz. 42 306 (31952), D»aU Vp. 34 996 (32 879). Dem. 27 796 (25 301), Komm. 28 171 B ! l >6), D. Vp. 16 204 (14 021), Natsoz. 5300 (11868), Landbund 2150 (2418). Karlsruhe-Stadt. Soz. 17 900, Dnat. Vp. 9900 B700), Zentrum 11109 (14 700), Komm. 4700 (6000), D. Vp. 15 600 (13 800). Natsoz. 1200 (4500), Dem. 6100 (57003 Kobiirg Stadt und Land. Soz. 15 218, Dnat. 2288, Natsoz. 6118, Dem. 1032, Komm. 1420, D. Vp. 969, Bayr. Vp. 539. Ma n-, Stadt. Soz. 21 947, Zentrum 1371«. Dem. 7230, D- Vp. 2982, Dnat. 2662, Komm. 1781. Mannheim-Stadt. Soz. 38 675, D. Vp. 19 014, Zentrum 18 735, Komm. 18 738, Dem. 11598, Dnat. 6911, Wirtsch. 2932, Natsoz. 2130. Magdeburg Stadt. Varl. Endergebnis. Soz. 72 850, D. Vp 27197, Dnat. 26 469, Komm. 7634, Dem. 101t?, Zentrum 3779 (3400), Natsoz. 2822. Heidelberg Stadt und Sand. Soz. 15 979, Zentrum 12 731, Dem. 8858, D. Vp. 7139, Dnat. 7441, Komm. 4869, Natsoz. 2595.' Slattslisches über die Relchslagswahl in Erfurt Namen der Paitc! Stimm'iizadl 4. ai 7. DM. Alsa Znw. Abg. in Prozenten V. S. P. D. 7 83» 13 189 5 331 — -l- 88 Proz. Deutschnational IN 961 12 786 1805 — -i- 18 Vroz. Zentrum 3 298 3 881 385 — -I- 12 Vroz. Kommunisten 14 274 13 341 — — 6.5 Vroz. Deutsche Volkspar lei IN 391 12 793 2 492 — -l- 2.5 Proz. Völkische 9 387 4 228 — 5159 — 55 Proz. Demokraten 2 847 2 91« 63 — -1- 2,5 Proz. Wirtschastspartei 5 991 8 72« — 271 — 4.5 Proz. Mieterpartci 3 958 2184 — 1774 —44.5 Proz. Gewühlt ist für den Reichstag Reichspostminister Dr. Hösle, für den Landtag Lehrer Dietrich-Halle. Empörung über die Verurteilung ist daraus ziirUckziifnlne», daß das gleiche Gericht, das Smith zum Tode pcrnrtcilte, einen Gatteumörder mit 10 Jahren Zuchthausstrase davonkommeu ließ. Die eigene Mutter beraub! und ermordet Hamburg, 9. Dezember. Einen Raubmord an seiner Mut ten der an Roheit seinesgleichen sucht, beging in Hamburg ein 22jähriger junger Mann. Er versetzte vor einigen Tagen in Hamburg Schmucksachen. Da das Geld aber bald aufgebraucht war, faßte er den Plan, einen großen Raubmord auszufiihrc». Als Opfer erkor der Unhold seine eigene Mutter. Er spaltete der kränklichen Frau mit einem Beil den Schädel, schleppte die Leiche in ein dunkles Schlafzimmer und wickelte den Kops in Tücher, die mit Petroleum getränkt waren. Das Bett zün dete er an, damit durch den Brand die Spuren seiner grausigen Tat vernichtet würden. Tann alarmierte er die Feuerwehr. Da sich aber das Feuer infolge der abgesperrten Luftzufuhr nicht entfachen konnte, entwickelte sich nur starker Rauch Der Mör der sagte der hcrbeieilenden Wehr, daß sich seine Mutter noch in der Wohnung befinde. Als die Feuerwehrmänner die Tür öffneten, lohte der Brand auf. Sie erkannten aber doch sofort, daß die Frau ermordet war. Der Mörder wurde verhaftet, leugnete aber entschieden, und erst nach längerer Zeit legte er ein umfassendes Geständnis ab. In seinen Taschen fand man wertvolle Silber- und Goldwaren, die seiner Müller gehörte». 4 Zwei jugendliche Banditen verkästet. N»S Innsbruck schreibt man »ns: In de-, letzten Wochen wurde der deutsche Teil der ucneii Provinz Obecetsch iu Schrecke» versetzt durch eine ganze Reihe von Untaten, Raub, Mocd, Einbrüche. I» Innsbruck wurden die Banditen endlich von der Polizei fcstgeuonimen. ES sind zwei junge Burschen im Atter von 15 und 19 Jahre». Adolf Brannhofer (er nannte sich bei der Verhaftung Oberst,ibrr ans Berlin), 15 Jahre alt, und Rudolf Madl, 19 Jahre alt, in Brär gkMienlttMWsl P. Zarin«» An seinem 50. Geburtstag hatte P. Hartman» von An der Lau Hochbriinn O. F. M. in München unter rauschendem Ver se.» die Uraufführung seines Tedemns dirijgiart. ES war un lebten Jahre seines an Erjolgen so reichen Lebens und woh! der Höhepunkt seines schon lange einem schweren Herzleiden abgernngenen Schaßens. In aller Welt hatten seine Töne be geisterten Widerhall erweckt von Jerusalem bis Rom, von Pe tersburg bis Wien, von München bis Neuyork. Könige, Kaisar und Päpste haben OrdenSstsrne auf das schlichte Mönchsgrwand gehestet» und di« BegNsterung der mnsikali-chcn Weit halt« keine konfessionelle Grenze. Und dennoch ist mit dem Tode des geistlichen Tondichters sein Werk verstummt. Ich habe in oen I» Jahre» im In- und Auslands nicht eine «einzige AnMhrnng stsisielleil können. Der Krieg entschuldigt viel, der Krieg entschul dig! nicht alles. Nichts entschuldigt uns heute, wen» wir nicht! ernstlich vrrsuchcn, oen deutschen Meister der drohenden Ver« geüenhert zn entreisten. — 1863 in Saturn als Sohn eines alten Adelsgeschtechtes geboren, fand seine musikalische Bega bung frühzeitige Ausbildung auf der Musikschule in Bozen. Ter 16jährige beschloß, ins Kloster zn gehen. In Salzburg war der als Erfinder des Pansymphoniknins berühmt» Franziskaner- pater Peter Singer sein Lehrer, später in Innsbruck oer ttomponist Pembauer. 1886 zum Priester geweiht, wurde P H.tmaiin Organist in Lienz (Pnstertal) und Rendite (Lech), wo selbst er seine ersten Kompositionen schuf. Reise» dienten seiner weiteren musikalischen Ausbilldnng. 1893 wurde er Organist an der Erlöserkirche zu Jerusalem; nach Rom berufen wirkte er als Chordirektor des Klosters Ara coelr und als Direktor des Konservatoriums zu Santa Chiara. Seit 1906 gehörte er de,n Franziskanerkloster St. Anna in München an, baS er nur nocy zu Konzertreisen uns -n einer längeren Amerikatahrt ver lassen hat. Mit Litaneien. Messen, Orgelsonatcn ist er in oen ersten römische» Jahren hervorgetreten. 1899 schuf e>- sein erstes Oratorium Petrus, das in Rom in der Kirche des heiligem Karl uranfgeführt wurde und seinen Ruhm weit verbreitete. ES folgten Franziskus, Abendmahl, die sieben Worte am Kreuz. Tod des Herrn, Tedeum. Nennen wir die Uraufführungsortei Aon,, Petersburg, Würzburg, Neuyork, Amberg, München, so ist damit nur eine kleine Zahl der großen Städte des In- und Auslandes genannt, die sich für P. Hartmamis Kunst einaeietzt haben. Haben zum Beispiel dir alten Tonarten der klastrschen Vokalperiode des 16. Jahrhunderts unter diskrete« Einführung des ChromaS in der Christuspartie glückliche Verwendung gesunden, so hat P. Hartinann auch an dm Errungenschaften der neu.zeL» tigen inusikaltschen AuSorucksmittel voll«» Anteil genommen. Frei- lich blieb sich der geistliche Tondichter gegenüber der iveltlichen Kunst seiner anderen Einstellung bewußt. Händel hat über seinen Messias gesagt, er wolle nicht ergötzen, sondern bessern, nno P. Hartmann hat es oft ausgesprochen, daß ihm die Musik nur Mittel sei, den Hörern seine religiösen Gedanken kund zu tun. Wo er deren bedurfte, versügte der Künder des ästhetisch Mystischen über üppige Farben, baute gewaltige Fugen und beherrschte mit dramatischer Wucht den mächtigen Apparat des modernen Orchesters und der Ehormasseu. >' L. G. Osterla „der. Mil« Mt Nemissmce (Alexander VI. — Justus II.)* Angeregt durch Leopold v. Rankes großzügige Darstelln»,. der „Römischen Päpste in oen letzten vier Jahrhunderten", hat vor rund drei Menschennlteen Macanlay die überragende Bedeu tung der Papstgeschichte eindringlich und geistvoll betont. Aber Ranke so wenig wie GregoroviuS, v. Renmonl »her Ereighwn schildern das Papsttum in seiner ganzen Erscheitumg und unter Vciziehung des gesamten Qnellc-nmaterialS. Erst Lud wig bo,r Pastor hat das gesamte Wirke» der einzelnen Päpste, ihre Stellung in dee Mltpoutik, ihre Bedeutung für das »ullirrleben, ihre religiöse und kirchliche Tätigkeit in den Mittelpunkt seiner DarstsUuug gerückt, und zwar mit >ouoe- räner Beherrschung des umsaugreicheu Onellcnmalcrials und unter erstmaliger Benutzung der handschristlichen Schätze des Päpstlichen Gcheim-Rrchivs. Mit jedem weiteren Bande und jeder neuen Auslage tritt des Verfassers umfassende Forschung »nd »icistcrhaste Gestaltung, dis sorgfältige kritische Verarbei tung, der Reichtum neuer Aufschlüsse, das besonnene, maßvolle Urteil, die ruhige, klare, frijsche, lebendige, ja fein ziseliert« Sprache von plastischer An>chaulichkcit aufs neue zu Tage. — Ein glänzender Beweis sür die auf Erweiterung und Beriiesmiq des Textes bedachte umsichtige und rastlose Weiterarbeit des Verfassers ist die vorliegende 5.-7. Auflage des dritten Bau- des. Durch Heranziehung der gesamte» seit 1899 erschienenen einschlägigen Literatur ist dieser Band vollständig auf den Stand der gegenwärtigen Forschung gebracht. Die hochbedeutsame Zeit- epoclw der Ne n a rfs a n c e, vorab der Hochrenessanee, eine Zeit stärkster Spannungen religiöser, geistiger, politischer Natur, mit * Geschichte ber Päpste seit dem Ausgang de» Mittelalters. Mit Bcuiitzung des Päpstlichen GehennarchiveS und vieler ande rer Archive bearbeitet von Ludwig Freiherrn von Pastor. Dritter Band: Geschichte der Päpste im Zeitalter der Renaissance „on der Wahl Innozenz' VIII. bis zum Tode Julius' II. 1184 bi» 1513. 5.-7., vielfach iimgearbeitz-te und stark vermehrte Auslage. Groß- Oktav. Erste Abteilung: Innozenz Vlll. und Alerander VI. (I-XX u. «56 S) G.-M. 14,1«: in Leinwand G.-M. 17,4«. Zweite Abteilung: PiuS III. und Julius II. (XVlll u. 51« S.) G.-M. 10.20: in Lelu.v. G.-M. 13,20. Freiburg i. «r. 1924, Herder dem ganzen wilden Wirr,narr sich befehdender Eristenzcn, Par teien und Staaten (Kirchenstaat, Venedig, Mailand, Neapel) mitsamt der katastrophalen französischen Invasion von 1191 ist nmsasseild und klar geschildert,'wobei der Verfasser den düster» Schatten dieser Kultnoepochr (eine Fürsten, Humanisten, eine» großen Teil des Klerus bis in die höchsten Regionen erfaßte sittliche Verderbnis) ergänzend »nd berichtigend viele Lichtsei ten gcgcnnberstelll. Auf dem so gezeichneten Hintergründe haben sich die vier behandelten Pontijsikate (Innozenz VIII., Alexan der Vl, PinS Ol, Julius li) wirlung^voll av. Das Hanvt- intereise kvn-.entriert sich seit jeher um die Gestalten Alexanders V>. und Julius' II. Ter großen Schwierigkeit, der neiketn und komplizierten Ausgabe, den beiden genannte» Päpste» „ach allen Seiten hin gerecht zu werden, ist der Verfasser meisterlich Herr geworde». Das Pontifikat Alexanders VI., wohl die dun kelste Partie der Papstgeschichte, die ganze Unwnrdigtc-it dieses Trägers der Tiara, sein widerwärtiger, extremster NepotiSinnS findet an Pastor seinen unbestechlichen Beurteiler: dabei leuchtet ans Pastors psychologisch vertiefter Darstellung einerseits das Politi'ch-Menschtiche, anderseits das Sakral-Priestcrlicbe, das jrd.m Inhaber der päpstlichen Gewalt anhaftet, deutlich ans: so w> d die Darstellung der Erhabenheit der Institution des Paesl>um-s wie der Person des jeweiligen Inhabers gerecht. Durch einen im päpstliche» Geheim-Arckiiv neu ansgefiindenen Rest der Pri vatkarrespoudcnz Alexanders VI. gewinnt sein Bild au weitcr'r Schärfe: diese authentischen Akten zeigen» auf wie schwachen Fußen die neuerdings in Italien »nd Spanien unternommene» Rettungsversuche des sittliche» Verhaltens des Borja-Pnpstes stehe». Mit nicht geringer Umsicht und Gewandtheit, aktenmästig und mit psychologischem Fcinblick sind Persönlichkeiten gezeichnet wie der diabolisch-geniale Cesare Borja, der hochbegabte »nd „mora- linfrrie" Machiavelli und zahllos« andere Humanisten, Fürste», Kardinale, politische Abenteurer und Coudottieri »sw-, »iebt zu letzt der gewaltige Bnßprediger von Florenz, Savonarola, der bis heute die Geister aufwühlt und scheidet. — Nach umfangreicher als der dem Borsa-Papst gewidmete Rau»« ist die Darstellung Julius' II.. einer der glänzendsten Gestalten aus dem päpstlich'» Throne. Julius II., ein Titanmcharrkter vo»! größter Kühnheit, ist nicht bloß der machtvolle „Wiederherstcller des Kirchenstaates", ländern auch des päpstlichen MSzenates". In diesen beide» Punkten beruht seine weltgeschichtliche Bedeutung. Obwohl mehr Herrscher und Feldherr als Priester, hat Julius II. doch seine kirchlichen Vbliegenl^it-ei, treu ersiillt und eine nicht nnbedeu- tende inner-kirchliche Tätigkeit entfaltet. Sein unvergänglicher Ruhm bleibt die großartige Förderung der Kunst: die nnsterb lichen Schöpfungen Bramantes, MicktztlangeloS. Nassaels stellen unbestritten den Höhepunkt des künstlexischan Schaffens dcr Renars,a»cezeit dar. Mit besonderer Sorgfalt und Umsicht, mit sichtlicher Wärme und in gehobener Sprache hat Pastor diese Seite des päpstlichen Wirken» z„r Darstellung gebracht.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)