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Nummer 272 — 23. Jahrgang 6mal tvöchtl. Bezugspreis: f. Novbr. 2 R.-M. auskchl? Bestellgeld. Berechnung der «nzelgen nach Rtnt.-Mark. Preise: Die emgespaltene Petitzeile 30 H. f. Familien- u. VercinSanz., Gesuche 20 Die Pet't-Reklamezetl« 8S mm breit. 1 Ofsertengebühr für Selbstabholer 20 L,. bei Uebersendung d. d. Post außerdem Porto- Zuschlag. Preis f. d. Einzelnummer 1« Renten-Pfennig. Geschäftlicher Leitr Z»<ef Fohmann. Lragd«». ÄickiWie Dienstag, 25. November 1924 Im Kalle höherer Gewalt erlischt lebe Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung v. Anz.»Aufträgen u Leistung v. Schadenersatz Kür undeutlich u. d. Fernlpr. übermittelte Anzeigen übernehmen w«r keine Ver antwortung. Unverlangt etngefandte n. mit MSpor'tt nicht versehene Manuskripte werden nicht aufbewahrt. Sprechstunde der Neoaktton 5 bis 6 Uhr nachmittag-, La.umhLriftlett«r: Dr. Joses Albert. Draaden d»» »ächNfchen und Druck und V«»la», Caionla-Vuibdnickeret G " DrkSde»<A. is. -oldetnstrahe es. klemmt Mr», lcheckiontoDresden » . NttN« M UM ' Ak Bkll der Null ' IU iieue Mi! Redaktion Dresden ktton der Sitckisischr» >U»lISz«ttuna A. 18 Hotbetilstratzeta. gernrui S27SL tt„d »1888 Bawwins GswaüpoMK MW des WWen ZMSs? Paris. 24. November. »Expreß Telegraph" meldet aus Kalro, daß dl« ägyptische Regierung zu einer Beantwortung der zweiten britischen Note zusammengetreten ist. Man er wartet den Rücktritt des Kabinetts. Englands Forderungen London, 24. November. Tie englische Note, die gestern abend der ägyptischen Regierung in Kairo durch Lord Allenby über reicht wurde, hat folgenden Wortlaut: „Der Gencralkomiiiissor des Sudans und Sirdar der äghv tischen Armee, der gleichzeitig «in hervorragender Offizier der englischen Armee war, ist in Kairo ermordet worden. Die Negierung Seiner Majestät betrachtet dieez, Mord, der voll ständig der ägyptischen Negierung zur Last fällt, als da? not wendige, natürlich Ereignis einer fortgesetzten Reihe von Feino seligkciten gegenüber der britischen Negierung und den britischen Untertanen in Aegypten und im Sudan, die von der gieglerung Eurer Hoheit nicht getadelt wurde, sondern durch d'e Org-mUnti- oncn, die in enger Verbindung mit dieser Regierung stehen, noch genährt wurde. Deshalb verlangt die Regierung Seiner Majestät, daß di« ägyptische Negierung zunächst eine weitgehende Entschuldi gung für die begangene Untat abgibt. 2. wird gefordert, daß die Untersuchung zur Ermittlung der Täter des Verbre chens mit der äußersten Energie und ohn« Rücksicht auf Pse- sonen und ohne Ansehen ihres Standes ausgenommen wird. 3. Wird von nun an jede politische D em o n st r a t i o n untersagt und rigoros unterdrückt werden. 4. Ist eine Entschädi gung von einer halben Million Pfund Sterling an die Regierung Seiner Majestät zu zahlen, k. Wird innerhalb von 24 Stunden der Rückzug aller klm-pHsche«, Lsslzlere und »ein ägyptischen Re gimenter ans dem S n d a n ««geordnet. 6. Ist ein zuständiges Departement zu ernennen, damit die Regic'riing des Sudans das Bewkssernngsgebiet in Gezira z>ergrösert. 7. Wirb die Unterlassung aller Opposition gegenüber de,, Wünsche:, Gesuch' Majestät Regierung, die sich auf den Schutz fremder Jntck' ssen in Aegypten beziehen, gefordert. ZagMl Paschas EinrvSn-e abgelehrN London, 24. November. Nach Meldungen aus Kairo Hai sich Haglnl Pascha heute mittag znm englischen Oberbom- inandierendci, Lord Allen by begeben „ud ihm die No!e de>' ägyptischen Regierung ans die englische Note überreicht. Die ägyptische Regierung verwirft folgende Pnukle der englischen Note: Punkt 8 (Rückzug der ägyptische» Offiziere und Truppenteile aus dein Sudan, der iinnerhalb 24 Stunden erfolgen solch Punkt 6 (Bewässerung eines beliebig großen Gebotes bei Gc- zira durch die sudanesische Negierung). Punkt 7 (Einstellung der Opposition gegen Maßnahmen der englischen Negierung betrefsemv den Schutz fremder Interessen in Aegypten). — Di« ägyptische Note führt ans, daß die Forderung der englischen MgKirung betreffend die Zurückziehung ägyptischer Truppenteile ans den, Sudan eine Verletzung der Verfassung beide,,ie. nach der König Fuad der Oberko»,»laudierende der ägyptischen Ar »ich ist. Die ägyptische Regierung lehnt jede Verantwortung für die Ermordung des Sirdar ab, doch bewilligt sie die englische Forderung einer Entschädigung und Zahlung einer Entschädigung von 500 000 Pfund Sterling. Einige Stunden »ach Erhalt der ägyptischen Antwort hat Lord Allenby seinerseits eine neue äußerst scharfe Note an das ägyptische Kabinett gerichtet. In dieser Note heißt es, baß die Regierung deö Sudans angesichts der Weigerung des ägypti schen Kabinetts, die englischen Forderung«»' heioeffoiid Punkt 8 und 6 der englischen Note anzunehmen, Anweisung erhalt«'!, hat, de» Rückzug der ägyptische» Offiziere und der ägyptische» Truppen zn veranlassen. Außerdem ist die Regierung des Sudans angewiesen worden, das Gebiet bei OKzira nach Gut dünken zn bewässern. Die englische Note sagt daun weiten: Ew. Exzellenz werden in, gegebenen Augenblick e>iah ren welche Maßnahmen ergriffen werden angcisichts der Ver weigerung der Forderung betreffend den Schutz fremder' Inter essen stattzngebe». Swenge Mahnahme« Kairo, 24. November. In Kairo sind bisher zwei Personen verhaftet worden, die der Teilnahme an der Ermordung des Sirdar verdächtig erscheinen. I» Alexandrien kam es wie der zu größeren englondfeindlichen Studentenkrindgebungen, worauf die britischen Truppen einen Umzug durch die Straßen veranstalteten. Aus Gibraltar wird gemeldet, ein Bataillon Infanterie habe Befehl erhalten, sich am 20. dieses Monats nach Aegypten ein,zuschissen. — Der Gouverneur von Mansurah ließ gestern mehrere an englandseindlichen Kundgebungen betei ligte Personen durch Peitschenhiebe bestrafen. MW MS W WW London, 24. November. Die kräftige Sprache in C h >, in- berlnins Mitteilung an Rak.'wski bat in den hiesigen Svwietkreijen Ueberrasrhnng hervor,«rufe». Man glaubt nicht, daß die Russen einen Abbruch der gegenwärtige.,, Beziehungen wünschen. Es wird die Hoffnung zu», Ausdruck gebracht, o.iß vernünftige Handelsbeziehungen möglich sein würde». Pari-, 24. November. Nach der in Paris erscheinenden Emi- granteil-Zsitnng wird der für Paris bestimmte russische Bot schafter Krass! „ in Begleitung von etwa 20 Personen am kommenden Diensiag in Paris cintresse,,. Belgrad, 24. November. In politische» Kreisen verlautet, daß die t s ch e ch i s ch e Regier nng den Oiegierungem der klei nen Entente den Antrag gestellt habe, bis zu», Jahresschluss^ die russische Sowjetunion anzuerkennen. Diese Frage müsse eno- gültig liquidiert werocn, um die Stabilisierung der politische» Verhältnisse in Europa zu ermöglichen. Falls die Regierungen, der kleinen Entente diese,, Antrag nicht annehmen sollte», wird die tschechische Regierung gesondert mit der Sowjeitreigickrung i» diplomatische Beziehungen eintrete». Es ist nicht anzunah- men, daß sich die anderen Staaten der klei.ickn Entente damit einverstanden erklären iverde». Südslawie» beabsichtigt sei nerseits eine Aktion zn unternehme.,>, um die Frage der Aner kennung SowjetriißlaiidS zunächst zu vertagen. »»Die Gerechligkeil beiseiie geschoben" Ei» französisch?» Urteil über de» Liller Spruch. Paris, 24. November. „Oeuvre" beschäftigt sich heute mit dem Fall Nathusins. Das Blatt befürchtet, daß durch die in Deutschland liervorgernfene Erregung die Gefühle des Krieges wieder lebendig werden. Es schreibt: Das Kriegsgericht in Lille hat nach Ansicht aller derer, die der Verhandlung ge folgt sind, den General Nathnsins ohne genügende Beweise' verurteilt. Wir haben keine gute Meinung von unse ren Kriegsgerichten, und wir würden es gerne sehe», wenn ihr Ruf nicht über die Grenze» liiiiansdringe» würde. Das Kriegsgericht in Lille hat alles beiseite geschoben, was die Gerechtigkeit erfordert. Es war zudem besonders schlecht be raten, denn General von Nathnsins ist rheinischen Ursprungs und hat, wie Zeugen bekunde», in Diedenhofen die Erinnerung ziirückgelassen, daß er ein ehrlicher und guter Mann war. In politischer Hinsicht ist die Ungeschicklichkeit, die begangen wurde, ernst. Herriot konnte' sie nicht verhindern. Wird ec wenigstens das Unrecht durch Begnadigung wieder gutmachen können? Zürich, 24. November. Die ,.N e u c Züricher Zeit u n g" erblickt in dem Liller Urteil einen »iiglückseli.gsn ZwisclMnflcitl, der allen denen, die das Werk der deutsch fraiizösiscichn Verstand, g»»g pflegen wollen, ganz erheblich die Arbeit ersclnvero» müsse. Tie Einzelheiten, die man lös jetzt von den» Prozeß vernommen habe, ließen die ganze Prozedur in keine», sehr günstige» Licht erscheinen. Die „ N a t i o n a l - Z e i t» » 0 " schreibt, ersichtlich habe das französische Kriegsgericht in Lille sich auSschlleßlich von der Absicht leiten lasse», mit seiner Verurteilung recht zu be halten, und sv habe cs schlimmes Unrecht verübt. Man könne nur wünsche», daß eine gute Geste HerriotS dem alten General leine Freiheit wiedergebe, Fraiik c'pb, von dem Odin,» dieser NachtSbengnng reinige und seine» Militär? nicht gestatte, da? gerade jetzt sich bessernde Verhältnis zwischen Frcmlkeich und Deutschland »enerdings zn vergiften. Das kranke Oesterreich Zg—Wien, 23. November 1024. Oesterreich ist schwer krank, darüber können selbst die überraschenden Sanierungserfolge nicht hinwegtäuschen. Die letzten Tage haben das deutlich bewiesen. Nicht genug, daß die österreichische Wirtschaft innerhalb dieses Jahres bereits drei ge waltige Streiks über sich ergehen lassen mußte, ein vierter sollte den Reigen für dieses Jahr ivahrscheinlich beschließen. Nach län geren Verhandlungen Leber Gehaltsfovderungen trat die deutsche Verkehrsgewerkschaft der österreichischen Bundesbahnen von ihrem nationalsozialistischen Flügel majorisiert am 8. dss. Mts. in den Ausstand, der sich schließlich die sozialdemokratische und christliche Eisenbahnergewerkschaft aus Solidarität anschloß, ob wohl bis dahin bei diesen beiden Organisationen keine Streik lust bestand. Generaldirektor Günther von den Bundesbahnen, der für diesen selbständigen Wirtschaftskörper die Verhandlungen mit den Personalvertretern führte, demissionierte schließlich, als kein Nachgeben der Gewerkschaften zu erzielen ivar, mit der Begründung, daß durch die Forderungen der Eisenbahner die Sanierung der Bundesbahnen ernstlich gefährdet sei, und er die Verantwortung nicht tragen könne. Daraufhin trat auch das Kabinett Seipel zurück, das in der Gefährdung der Bundesbahn- saniernng schließlich auch eine des Staates erblicken mutzte, zu malen die Bundesbahnen von jeher ein Schmerzenskind der Re gierung waren. Bis aus die Privat- und Lokalbahnen ivar der Streik ein vollständiger. Ein rasch einsetzender Nahverkehr mit Last- und Personenkraftwagen sorgte dafür, daß die Schäden des Eiseiibahnerstreikes sich nicht katastrophal ausivirkten. Sym pathien fand der Streik in der Bevölkerung absolut keine, zumal die Berechtigung desselben nicht «inzusehen war, da die Eisen bahner im Vergleich zur großen Masse der Bevölkerung sich we- lentlich besser standen. Indes wurden am 10. dss. Mts. durch Vermittlung des Ge neralsekretärs der christlichen Geiverkschasten Dr. Krogner die Verhandlungen mit der Generaldirektion der Bundesbahnen wieder ausgenommen, die zn einem überraschend günstigen Resul tat für die Eisenbahner führten, so daß am 13. dss. Mts. der Verkehr auf allen Linien der Bundesbahnen wieder ausge nommen wurde. Durch diese Zugeständnisse ist der „demissio nierte" Generaldirektor Günther der Regierung eigentlich in den Rücken gefallen, nachdem er dieser gegenüber von der Unmöglich keit der Zubilligung sprach und selbst zu den äußersten Konse quenzen griff und dann auf einmal Zugeständnisse machte, die selbst die Eisenbahner verblüfften. Stuf Grund dieser erhalten die Eisenbahner bis Ende dieses Jahres eine Remuneration von 48,6 Bezüge des Märzgehalteg vom Jahr« 1022. der bisher als Grundlage für die Indexberechnung diente. Auch die Nacht dienst- und Reisezulagen wurden im Sinne der Forderungen ab 1. Oktober erhöht, ferner wurde die Bemessungsgrundlage des Nuhegenusses auf Oü Prozent erhöht. Schließlich wurde den Eisenbahnern zugestanden, daß die bereits in Verhandlung ste hende definitive Besoldungsordnung sich rückwirkend bis 1. Ok tober erstreckt, wonach die aktiven Eisenbahner, wie die nach dem 1. Oktober 1023 pensionierten 11 sogenannte Märzbezüge als dauernde Lohnerhöhung erhalten, ivas etwa 6 Prozent ent spricht. Die Bundesbahnen erfahren dadurch eine schwere Bela stung. Da aus der Staatskasse hierfür keine Mittel mehr zur Ver fügung stehen, die Bundesbahnen aber im Voranschlag für das nächste Jahr ohne Rücksicht auf die gegenwärtigen Zugeständ nisse immer noch ein Passivum von 225 Milliarden Kronen aus- weisen, wird die Rechnung die Bevölkerung bezahlen müssen. Nun aber wurde bereits für Neujahr eine Erhöhung der Per- sonentarife um durchschnittlich 3V Prozent angekllndigt, wodurch die Fahrpreise der Friedensparität nahezu gleichkommen. Auf die Mehrkosten aus den letzten Zugeständnissen ist dabei noch nicht Rücksicht genommen, die durch Ersparnisse gedeckt werden sollen. Da das Budget ohnehin schon stark gedrosselt ist. dürfte es ohne Schädigung des Verkehres kaum möglich sein, weitere Sparmaßnahmen zu treffen. Handel und Industrie befinden sich in einer nicht zu verkennenden schweren Stagnation, so daß das Heer der Arbeitslasen gewaltig wieder anwächst, die Teuerung nimmt ihren weiteren Lauf. Gehälter und Löhne der Masse haben noch lange nicht die Friedensparität erreicht, dagegen ist der Unterhaltsaufwand längst über diese hinaus, und nun gleicht sich auch das Verkehrswesen den Berhältnissen an. Das Publi kum ist heute nicht mehr zahlungskräftig wie ehedem, desglei chen auch die Privatwirtschaft nicht, so daß ernste Volkswirt schaftler an eine Fehlrechnung der Generaldirektion glauben. Wie berechtigt der Rücktritt des Bundeskanzlers Dr. Sei pel ivar, ersieht man daraus, daß die Bundesangestellten bereits mit Neid auf die nunmehr bester besoldeten Eisenbahner schielen und die Postangesteilten sogar ermutigt wurden, die Erhöhung der Wirtschaftsprämien mit einer Frist bis 10. Dezenrber zu for dern, anderenfalls sie mit allem Nachdruck, und mit allem Ernst diese zu erreichen wissen werden. Es galt der Regierung ein Prinzip zu ivahren, und es wurde in ihren Kreisen verlautet, daß evtl. Forderungen der Bundesangestellten keine Berücksichti gung finden könnten, da sonst das Sanierungswerk nicht be endigt werden könnte. Die Regierung ist an das diktierte Nor malbudget gehalten und hat keinerlei Spielraum, derlei For derungen zu entsprechen, anderseits ohne strengste Durchführung des einmal angenommenen Normalbudgcts es kein Aufhören der Kontrolle, der Hörigkeit unter dein Völkerbund, kurz keine Selbständigkeit gibt. Im Zusammenhang damit tauchte auch die alte Streitfrage des Streikrechtes der Staatsangestellten auf. Die Gründe der Demission der Regierung Dr. Seipels liegen in der Hauptsache aber viel tiefer und zwar in der Partei des Kanzlers selbst, der Streik ivar lediglich äußere Ursache und brachte gaiy; unvermittelt das Problem des Jahres 1020 — Fö deralismus oder Zentralismus — wieder ins Rollen. Es gilt die Verfassung, die ein Stückwerk und dazu noch ein höchst unvoll ständiges ist, in Bahnen zu lenke», die durch weitgehende Erspa rungen — Abbau der Landesregierungen — das Sanierungs werk stützen soll. Die Verfassung ,var seinerzeit «in Kompromiß zwischen den Wiener Zentralsten und den Föderalisten der Län der. in, weiteren Sinne ein Kompromiß zwischen Sozialdemo kraten mW Christlichsozialen. Da hierzulande ein Bundes finanzgesetz noch nicht besteht, behalf man sich mit dem sogenann ten Abgabenteilungsgesetz, wonach bas gemeinsam eingehobene Steuererträgnis nach einem bestimmten Schlüssel auf den Bund, die Länder und Gemeinden aufgeteilt wurde. Das Sanierungs merk stellte in letzter Zeit allerdings derartige Ansprüche an das Staatssäckel, daß cs den« Ftnanzminister Dr. Kienböck nicht mög lich ivar, den Länderantetl zur Auszahlung zu bringen und so mit den Ländern heute bereit» 700 Milliarden schuldet, auf die diese nicht verzichten können.. Wien hingegen, das die Stenern selbst einhcbt, hat sich seinen Anleii jeweils gleich bei der Uebcr- weisung an den Bund abgezogen und zwar in doppelten Quoten, zufolge seiner Stellung als Gemeinde (Bundeshauptstadt) und als Land. Da sich zu allem Unglück fast alle Steucrkraft in Wien konzentriert, ergibt sich, doß Wien ft! der Berteilungs- quote für sich beansprucht, während aber der Bevölkerung in den Ländern wohnt. Dieses MißverlMtnis hat bereits zu den größten Schmierigkeiten geführt und die diesbezüglichen Ber- liandlungcn konnten, trotzdem sie nun schon ein Jahr dauern, zu keinem gedeihlichen Ende geführt werden. Bundeskanzler De. Seipel erklärte sich mit der Neubildung der Regierung nur ein verstanden, wenn zuvor diese Schwierigkeiten bereinigt seien, d. h. eine straffe Zentralisierung Platz greife. Vom Gesichtpunkte der Wirtschaft, der Sanierung und einer einheitlichen Verwaltung kann in Oesterreich nur eine Zentralisierung befürwortet werden. Nun stehen in Oesterreich aber die Dinge derart, daß der Wasser kopf Wien mit seinen zwei Millionen Einwohnern ganz der roten W,llkürl)srrschast zum Opfer gefallen ist, während di« Länder christlichsozial orientiert sind. Bei einem Zentralismus wird den Sozaldemokraten in die -Hände gearbeitet, dies »mso- inehr, da man sür die nächsten Wahlen befürchtet, daß di« So zialdemokraten bei der impopulären Saniernngspcklitik dev