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Nummer 278 — 23. Jahrgang 6inal wöchtl. BrzngötirriS: f. Dezber. 2 R.-M. aussckl. »estellgeld. Berechnung der ««neigen nach Rent.-Mark. Preise: Tie e«ngeipalte„e Petitzeile 36 f. Familien« «. BereinSanz., Gesuche 2V H. Die Petit-Reklame,eil« «S mn> breit, 1 Ossertengebühr für Selbstabholer 26 H. bei Uebersendung d. d. Bost außerdem Porto« zuschlag. Preis s. 6. Stiizelnummr, 16 Renten-Psennig. «eschästlicher Letlr Jajes Fohmana. Dr««L«» Siickllscke Dienstag, 2. Dezember 1924 Im Falle höherer Aeivalt erlischt jede BerpstichMni auf Lieserung sowie Erfüllung v. An,-Aufträgen » Leistung v. Schadenersatz Für undeutlich u d. Fernlvr libermittelte Anzeigen übernehmen wir keine Be» antwortung. Unverlangt etngesandte u. mit Riickportl nicht versehene Manuskripte werven nicht aufbeivahrt Sprechstunde der Reoaktion S bis 6 Uhr nachm i/tag«. HauptlchrifUetter: Lr.JosetLtbetzt.Lr««deH voirsmülna der «üchfische» v»lk,««ie«i»> >md «»,,« and «Verlag > Sazonl-.vmddniiker«« «mbH. »rk»den-N. l», »oiveinlirahe 4«. gernr,,« »27LS. P»kt- il»e-k<ottloDre«U>en «47S7 Kür ckrlstlicke Politik unä Kultur Nedaktiou der Sächsische» ^oli-zeituug krerden.?!. IS -öolbelns>ras,e«8 gecurio 8272L „»»> MS3S Wer hat die konfessionelle Schule gefährdet? Die deutschnationale Presse läßt im Wahlkampf wieder ein mal ihre „katholischen Seiten" ausgiebig zu Worte kommen, und lässt von diesen Leuten besonders auch stets aufs neue die Behauptung ausstellen, das böse Zentrum sei an der der zeitigen Fassung des Artikels 146 Absatz 2 der deutschen Neichs- versassung schuld, durch den die konfessionelle Schalle nur be dingt gesichert ist. Man rechnet auf Gedächtnisschwäche der Leserschaft und stellt dann gar die Deutschnationale Partei als die besondere Hüterin des Gedankens der Konfessionsschule hin. ^s dürste deshalb von Wichtigkeit sein, noch einmal den parla mentarischen Werdegang -es betreffenden Artikels darzulegen: Die Sozialdemokraten und Demokraten, die in der Natio nalversammlung über die Mehrheit verfügten, wollten in Weimar die konfessionelle Schule ganz beseitigen. Durch den Einfluh des Zentrums kam es aber dann in der ersten Ab stimmung über die betreffenden Verfassungsartikel zu einer For mulierung, die die Bekenntnisschule zwar ermöglichte, in der Hauptsache aber die Entscheidung den Ländern überließ, was in manchen Gegenden praktisch doch ihre Beseitigung bedeutet Hütte. In der zweiten Lesung drückte das Zentrum folgende Fassung durch: „Ob und wieweit die Volksschulen innerhalb der Gemeinden für alle Bekenntnisse gemeinsam oder nach Bekennt nissen getrennt oder bekenntnisfrei (weltlich) sein sollen, ent scheidet der Wille der Erziehungsberechtigten, soweit das mit einem geordneten Schulbetrieb zu vereinbaren ist. Das Nähere bestimmt ein baldigst zu erlassendes Reichsgesetz. Bis zum Er lass dieses Gesetzes bleibt es bei den bestehenden Vorschriften." Nach dieser Fassung standen also die Bekenntnisschule, die Simultanschule und die weltliche Schule gleichberechtigt nebeneinander, die Einwirkung der Landesparlamente war ausgeschlossen, es muhten alle Erziehungsberechtigten befragt werden. Dem Zentrum gelang es, die Sozialdemokraten für diese Fassung zu gewinnen, weil mittlerweile die Demokraten wegen der Unterzeichnung des Friedcnsvertrages aus der Regie rung ausgeschieden waren und das Zentrum sich gegenüber der Sozialdemokratie in einer stärkeren Position befand. Die Deutsch nationalen stimmten gegen diesen Zweiten günstigeren Schulkomprom ih. Ihr Red ner. der liberale Pfarrer a. D.. Dr. Traub. führte dazu aus: „Wir haben uns in unserer Fraktion im wesentlichen dahin ge einigt. daß wir die ursprüngliche Fassung, wie sie in der Vor lage der Verfassung steht, für besser halten als das, was in dem Komvromih vor uns liegt." Als Grund gab er an. dah die für die Bekenntnisschule günstigere Fassung „den Anlah zu einer vollständigen Zertrümmerung eines einheitliclfen nationalen Schulwesens geben könne." Der deutschnationale Abg. Dr. Phi lipp erklärte überdies: „In manchen grundsätzlichen Din gen sind wir ja mit den Demokraten in der Schul frage einig geworden: Mr werden uns deshalb mit ihnen auch bei der Abstimmung im wesentlichen aus den Boden der Vorlage stellen, wie sie uns der Verfassungsausschuh entgegen- gcbracht hat." — Diese Vorlage war die für die Konfessions schule ungünstigere. Auch die Sozialdemokratie stimmte nicht geschlossen für die günstigere Fassung und die Haltung der dafür stimmenden sozialistischen Abgeordneten verursachte einen Sturm der Ent rüstung gegen dieselben im sozialdemokratischen Lager, so. dah die Knappe Mehrheit, die bei der Abstimmung sich ergeben hatte, bei der dritten entscheidenden Abstimmung durchaus unsicher war. So muhte schließlich das Zentrum, um nicht alles zu ge-- fährden und die erste schlechteste Fassung Gesetz werden zu las sen, sich mit der heutigen Form des Artikels 146 Absatz 2 be scheiden: „Innerhalb der Gemeinden sind indes auf Antrag von Erziehungsberechtigten Volksschulen ihres Be kenntnisses oder ihrer Weltanschauung einzurichten, soweit hier- durch ein geordneter Schulbetrieb, auch im Sinne des Absatz 1 nicht beeinträchtigt wird. Der Wille der Erziehungsberechtigten ist möglichst zu berücksichtigen. Das Nähere bestimmt die Lan- desgesctzgebung nach den Grundsätzen eines Neichsgesetzes." Danach muh also die konfessionelle Schule in sedem Falle von den Erziehungsberechtigten beantragt werden. Immerhin ist. wenn die Erziehungsberechtigten auf dem Posten sind, die konfessionelle Schule gesichert. Es kommt auf die entscheidenden Paragraphen des zukünftigen Reichsschulgesetzes an, wie die Möglichkeiten zur Stützung der konfessionellen Schule sich im einzelnen gestalten und wie der Ausdruck „geordneter Schul betrieb" definiert wird. Di« logische Schlussfolgerung aus diesen Tatsachen muh für alle, die die Bekenntnisschule wirklich stützen wollen, das Ein treten für die Zentrumspartei sein, die die Vorkämpferin sür die konfessionelle Schule gewesen ist und Immer bleiben wird, »nährend die Deutschnationalen mir als Hilfstrnppen in Be ttacht kommen und nicht einmal als zuverlässig, wie jdie erwähnten Vorgänge beweisen und »vie sich auch aus der kritischen Stellungnahme der Deutschnationalen vor drei Jahren zur Frage der konfessionellen Lehrererziehung ergibt. Die Deutsch« Bolkspartei schickte damals «ine Dame vor, Aufbauarbeit und Saboteure MW Seil Im Mlen Wie! Essen, 1. Dezeinber. Um Mitternacht wurden die Uhren im neubesetzten Gebiet, die bisher noch die französische Zelt angaben, auf in itteleuropäische Zeit eingestellt. Um denselben Zeitpunkt trat auch der neue deutsche Fahr« plan in Kraft, der zum Teil wesentliche Veränderungen gegen bisher aufweist. Die Wartezeit an den Grenzstationen sowie das Umsteigen fallen von nun an fort. Der deutsch-englische Vertrag vor dem Abschluss London, 1. Dezember. Die deutsch-englischen Handelsver tragsverhandlungen sind im wesentlichen abgeschlossen. Selbst die Frage der Reparationsabgabe wird in Kürze gelöst sein, soweit die beiden Länder Deutschland und England in Frage kommen. Die letzte Entscheidung trifft der ReMrations- agent. In Kreisen der deutschen Delegation ist man über die zuvorkommende Art, in der die Verhandlungen eng- lischerseits geführt wurden, sehr befriedigt. Die deutschen Agrar zölle sind nicht erörtert morden. London, 1. Dezember. Man erwartet, dah die deutsche Negierung ihre Vertretung bei den Handelsvcrtragsverhandlun- ge» ermächtigen wird, dem Kompromih zuzustimmen, dah die 26prozentige Abgabe von Deutschland periodisch in Pauschalsum men bezahlt werde. Die Bezahlung habe in Psund, nicht wie Deutschland es vorziehen würde, in Mark, zu erfolgen. Reichskanzler Marx fttr gerechte Deamlengehäller Düsseldorf, 1. Dezember. Bei seiner gestrigen Anwesen heit in Düsseldorf wurde dem Reichskanzler in einer beson deren Festversammlung der katholischen Beamten- und Lehrerschaft, an der die Vertreter der Behörden teil- nahmen, durch den Bezirksvorsitzenden Studienrat Dr. Nell eine kunstvolle Ehrenurkunde überreicht. Der Reichskanzler nahm die Gelegenheit war, eindringliche Worte an die Beamtenschaft zu richten. Er wies auf die lebenswichtige Bedeutung der Bc- amtenbesoldung, für die Existenz des Reiches hin. Er stellte eine seweilige Anpassung der heute immer noch nicht genügen den Besoldung bis an die Grenze des Mögliche» in Aussicht. Ein amerikanisches Artel! über die Zenirnlnsparier Das in Regina, Sask., Amerika, erscheinende deutsche katholische Blatt „Der Katholik" bespricht in einem Ar tikel seiner Nummer vom 26. Oktober die Auflösung des Deutschen Reichstages und die bevorstehenden Neuwahlen. Den Ausführungen seien folgende Worte, die gewiß für viele deut sche Zentrumsfreunde eine Ermunterung im Wahlkampfe sein werden, entnommen: „Nach der von Erfolg gekrönten Politik des katholischen Reichs-Kanzlers Marx sollte man erwarten, dah das Zentrum mindestens wieder in alter Stärke in das Parlament zurück- kehren würde. Ja, wenn alle deutschen Katholiken, wie es ihre heilige Pflicht ist, die Nationalisten auf der Rechten und die Sozialisten auf der Linken liegen liehen und den geraden Weg der Mitte, der vom Zentrum vorgezeichnet ist, ein- schlügen, dann könnte das Zentrum sogar noch weit mehr Ab geordnete in den Reichstag entsenden. Diese Partei Hütte für wahr nach ihrer uneigennützigen und mühevollen Arbeit für das Wähl des gesamten deutschen Volkes einen solchen Machtzuwachs redlich verdient. Wir deutschen Katholiken im fernen kanadischen Westen haben im Geiste die Prü fungszeit des deutschen Stammesvolkes mitempfunden und mit getragen, und verfolgten mit aufrichtiger Bewunderung das opsermütige Wirken der unserem Herzen nahestehenden Deutschen Zenkrumspartei, die mir als das große Erbe des deutschen Ka- tholikensührers Win dt hör st auch heute noch verehren." Amerikanische Kilse für -euische Aoi Neuyork, 1. Dezember. Das Weihnachtsschiff für Deutsch land verlieh den Neuyorker -Hafen mit Gaben für bedürftige Witwen und Waisen, vor allem Kleidungsstücke und Lebens mittel. Frau Elisabeth Boldt vom Deutschen Roten Kreuz be gleitet die amerikanische Führerin des Schiffes Miß Pomeroy von der Gesellschaft der Freunde in Philadelphia. Der Dampfer, den dte Damen benutzen, ist ein Schiff der Hamburg-Amerika- Linie. Sie MMWle -er MWllmAr »»Wahlarbeii" -er valerländlschen Verbände Leipzig, 1. Dezember. Nach einer Meldung der „Leipziger Neuesten Nachrichten" sprach am Sonntagvormittag Georg Bernhardt in Weihenfels in einer Wahlversammlung, die in der Hauptsache von Nationalsozialisten besucht war. In der Aussprache wurde Bernhardt vom Führer des Höllischen Wehr- wolses Schütze aufgesordert. die Beleidigungen, die er in Halle und anderswo gegen die vaterländischen Verbände ge- äuhert hat, zurückzunehmen. Bernhardt tat dies nicht, woraus ihn Schütze ohrfeigte und als Lump und Ehrabschneider be- zeichnete. Es entstand daraufhin eine allgemeine Holzerei, die mit der behördlichen Schließung der Versammlung endete. Kerrivk wegen seiner Denlkchfrelm-lichkeil ausgepfifsen Paris, 1. Dezember. Herriot ist heute nicht nur in Saint Die', sondern auch in Epinal ausgepfissen worden. Als er heute morgen in Saint Die' eintraf, um an einem demokratischen Bankett, das die Freunde des neuen Akademikers Pirard gegeben hatten, teilzunehmcn. mar die Stadt nicht, wie das sonst bei Empfängen in Frankreich üblich ist. aefiaggt. Beim Verlassen des Bahnhofes wurden Ruse lau!: Nieder mit Her- riot! Von Saint Die' begab sich Herriot nach Epinal. wo Ser Unzufriedenheit noch stärker Ausdruck gegeben wurde. Auf dem Bahnhos in Nancy hatten sich einige tausend Personen, dar unter Mitglieder der republikanischen Iugendliga, zusammen gerottet, um Herriot bei der Durchfahrt zu belüstige n. Die Behörden veranlahten im letzten Augenblick eine Abänderung der Fahrtrichtung. Als ein anderer Zug einlief, in dem die Menge Herriot vermutete, kam es zu lärmenden Kundgebungen und zu erregten Zwischenfällen. Bei dem Bankett der republikanischen Partei in Epinal führte Ministerpräsident Herriot in einer Rede aus. er arbeite für den Frieden und dafür, daß dieser Friede der ganzen Welt gegeben werde. Frankreich wolle nieder Eroberungen nach An nexionen. Es verlange nur seine Sicherheit. Tie Aufgab« Frankreichs fei. die Wege zu zeigen, die zur Organisation de« Friedens führten. Ein anderer Franzose habe einmal gesagt, i«t führe Krieg. Er aber wolle sagen, ich führe Frieden. Die Finanzkonferenz im Fannar London, 1. Dezember. Wie die „Times" meldet, wird die Konferenz der alliierlen F i n a n z m i n i st e r iu Paris über die Verteilung der Einkünfte der RulirbekHung und über die An- wndung des Tawesbrichtes in die'em Jahre nicht mehr statt- fuiden, sondern sie ist bis Ende der erlern Januarwoche ver schoben worden, um den Sachverständigen mehr Zeit zu geben, einen einheitlichen Bericht vorznbereiten. Wie bereits gemeloet, wird nicht erwartet, dah Churchill bei dieser Konferenz auf eine sofortige Erörterung der Frage der i n t e r a l l ie r t e n Schul den dringen werde. ES scheint geht angenommen zu werden, daß die französische Regierung selbst in der Frage der sranzönschen Schulden an die amerikannche Negierung herantritt, um bessere Zahlungsbedingungen als die Großbritannien !m Jahre IZZo ge währten für sich zu erhalten. Die Franzosen wünschte» nicht nur eine Vernündernng der Zinsen, sondern auch Zugesiä-wiiüse hinsichtlich d er Rückzahlung des Kapitals. Die Kämpfe ln Kharlrim London, 1. Dezember. Wenn bisher mitgeteilt wurde, daß nur ungefähr 206 Mann Sudantruppen an den blutigen Vor gängen in Khartum deteiligi waren, so ist diese Nachricht um so ausfälliger, als das englische Kabel durchschnitten sein soll. Kairo ist auf Funkmeldungen angewiesen. Diese kommen aber nur verstümmelt in Kairo an Aus diesen un- vollständigen Nachrichten geht hervor, dah die Lage im Sudan keineswegs geklärt ist. Der S u d a n - E x p re h z u g, der gestern von Kairo abgchen sollte, wurde nicht ad ge lassen. Die Meldungen, dah die Regierung Herr der Lage sei, müssen angcziveifelt werden. Jedenfalls handelt es sich bei der Schie ßerei lediglich um sudanesische Truppen. London, 1. Dezember. Wie die „Times" aus Kairo be richtet, hat die ägyptische Regierung auch den Rest der in der britischen Note vom 23. November enthaltenen Beding»««, gen angenommen. Die entsprechenden Dokumente seien gestern in Kairo ausgetauscht worden. Die britische Besatzung der Zollgebäude in Alexandria wird sobald «vie möglich zurück gezogen werde». MorgenIusammentrtttdesengttschenPartaments London. 1. Dezember. D.iS neue Parlament tritt morgen ur Wahl des Sprechers zusammen, als welcher Whitley in Ans icht ge>« .'Minen ist. Die feierlich« Eröffnung oes Par laments findet morgen in einer Woche statt. Frau von Kulessa, die Vorsitzende des Deutschen Lehrerinnen vereins. die sich für die siinultane Lehrerbildung ausfprach. Wenn ich über den Vorkämpfer direkt unterstützen kann, mache ich nicht erst einen Umweg über die Hilfstruppe. Für den überzeugten Anhänger der Bekenntnisschule kommt deshalb zur konnnenden Reichstagswahl keine ander« Partei !a Be tracht, alL da, Zentrum. >ovle »I«, äuen voi» sssutunreinisUellcn. Ueutnuszciilüxen, vie biillcken, ÜMesser binnen, kickein, Pusteln urv. versciivin. <>en liui-ck tüziiciien Ledisucl« 0er eeilten HeLeipfei- -H'eLiichnxkLi.-Hije von » v», N»,»«ii»«n> >> » Odeieii ru iivden.