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Nummer 279 — 23. Jahrgang kmal wöchtl. Bezugspreis: f. Dezber. 2 R.-M. ans'chl. Bestellgeld. Berechnung der Anzeigen »ach Rent.-Mark. Preise: Ti- eingest-altene Petitzeile 30 -A, f. Familie»« u. Vereinsanz., Gesuche 20 H. Die Petit-Reklamezeil« 89 mm breit, 1 stL. Offertengebühr für Selbstabholer U bei lleberseiidung d. d. Post außerdem Porto« ,Uschlag. Preis s. ». Einzelnummer 10 Renten-Psennig. »eschästlicher Teil: Josef F o h m a n n, Dresden. Mittwoch, 3. Dezember 1924 Im Falle höherer Gemalt erlischt lebe Verpflichtung aus Lieferung sowie Erfüllung o. Anz.-AnftrSgen ». Leistung v. Schadenersatz Kür undeutlich u d. Fernlvr. übermittelte Anzeigen übernehmen wir keine Ver< antwortnng. Unverlangt eingesandte n. mit Rückvorttz nicht versehene Manulkrlvte werden nicht aufbewahrt. Sprechstunde der Redaktion S bis 6 Uhr nachm i/tagS. Hauptschriftleiter: Dr. Josef Albert. DrsSde», Dolfszelmna veschäftsstelle der Sächsischen Volk-»»!«»»« »nd lkruie und Verlag: Taronia-Buchdrulkerei GmbH.. krcSI>e»-A. W. eiolbeinstrauc 4V. gernrnl 32VL. Poll- >checkmmo4 rebl-e» 14707 k'ür ckristlioke Politik unä Kultur Utedattion der Sächsische« V»lIS,«t1»»g LreSdeu - A. io. Holbclnstrastetd gernrio 827L2 unb M-M Enlwannung im Westen Die Bedeutung -er kommenden Wahlen Von Adam Sieger wald. Jeder, der die außen- wie innenpolitische Entwicklung Deutschlands im letzten Jahre voruriellsfrei betrachtet, muß er kennen, daß es mit uns vorwärts geht. Mit der Ein- sühnmg der Rentenmark vor rund einem Jahre ist nicht nur wirtschaftlich wieder einigermaßen fester Grund unter unsere Füße gekommen. Millionen hocken auch ihr seelisches Gleich gewicht wiedererlangt. Von ungefähr derselben Zeit an geht in der Außenpolitik der Weg ins Freie; gewiß ist es nur ein langsames Vorwürtskommen, aber man merkt doch, das; man allmählich festen Boden unter den Füßen bekommt, und man sieht, wie in der Welt die Haßatmosphäre gegen Deutsch land im Schwinden begriffen ist und sich dafür die Idee vom Ausbau Europas durchsetzt. Diese Idee vom Aufbau Europas hat ihren wirtschaftlichen Niederschlag gefunden in dem Dawes-Gutachten. Gewiß bringt dasselbe schwere Lasten für uns, aber es ist doch wenig stens ein Weg. der einen Ausgang zeigt aus der wirtschaftlichen Versklavung Deutschlands. Und es ist klar, daß ein geschlagenes Volk immer eine» Weg ans der Hölle der Hölle selbst vorziehen wird: daher war die Annahme der Ausnahmegesetze durch den Deutschen Reichstag eine dringende Notwendigkeit. Der Pakt von London war für uns ein Erfolg. Wer bas leugnet, weiß nichts von jenen Kräften, die Bismarck einmal als Imponderabilien der Politik bezeichnet hat. In London hat Marx durch seine Persönlichkeit sich eine Art Wc l t s ym pa th i e geschaffen, und dieser Umstand allein hat den Entgiftungsprozeß des Weltlgrsses gegen uns um sin Gewal tiges beschleunigt. Dieser moralische Erfolg hat zugleich eine Ebene geschaffen, auf der der Primat der Außenpolitik auch für uns Deutsche wieder wirksam werden kann. Was das wert ist, wird uns erst die Zukunft zeigen. Bei näherer Betrachtung obiger Gedanken ergibt sich, daß die Führung der Politik durch die Mitte, die diesen Er folg errang, auch in Zukunft fortgesetzt werden muß. Stabilität und Kontinuität, das sind zwei fundamen tale Forderungen, die die deutsche Politik der Zukunft unter allen Umständen beachten muß. Diese Forderungen legen uns weise Klugheit und Mäßigung auf und warnen uns vor den Ertrcmen. Man kann nicht schon wieder Schwerter schmieden, wenn man selbst noch aus tausend Wunden blutet. Ms Thiers nach der französischen Niederlage von 1870 das Wort prägte: Immer daran denken, nie davon sprechen!, das man heule so gern in nationalistischen Kreisen zitiert, da hat er fürwahr anders gehandelt als heute so manche Kreise in Deutschland. Er hat in aller Stille für den inneren Wiederaufbau der Nation ge arbeitet. die wirtscliaftlichen Kräfte des Landes in zäher Arbeit zur Blüte gebracht, und so. innerlich gesund geworden, konnte Frankreich bald wieder auch nach außen Ansehen und Achtung verlangen lm Konzert der Völker. Das kann uns heute Vorbild sein. Nicht laut den Mund aufreißen, nicht hadern, sondern ar beiten, im Innern einig werden, das ist beste nationale Aufbauarbeit. Auch die Extreme von link» retten uns nicht. Jene, die mit immer neuen Mitteln auf immer neue Krisen hinarbciten. treiben Zerstörung als Handwerk. Aber auch jene, die immer wieder rufen: „Nie wieder Krieg!", und dabei sich nicht scheuen, die Freiheit tausendfachen Mordes des ungeborenen Lebens zu fordern, untergraben den Lebenswillen eines Volkes, schlagen Wunden, die viel schlimmer sind, als sie je ein Krieg schlagen kann, und leiten den sicheren Untergang eines Volkes in die Wege. Was uns allein Helsen kann, ist die Politik des Aus gleichs. Christentum und Nation müssen dieser Politik Leitstern sein. Christliche Kulturgüter sind zu wahren, um mit ihnen das Leben der Nation wieder aufzubauen. Nur so kommt eine neue Milte für uns; und nur so die Wieder gewinnung eines ersten Platzes in der Welt. Darum heißt es am 7. Dezember: Die Mitte stärken! „8uctit nur die Oe,'8ter 2U verwirren, 8ie ?u befriedigen i8l 8ebwer!" 6», alte tteeept deiee, die im drüben ti'scben vollen, wird guck im geAenvttitigen V/skIksmp>e wieder angewandt. Tenleumswüklerl Lokalst wirklieks ^ukklZeung in Stadt und l^anäl Ule Politik unserer Partei Kat sick Mneend goreckllertiet 6s suckt äie TentrumsverssmmiuligenI l.sst aufmerksam dis..Läcksisctie Vvlksreitunx- uncl sorgt tür ikre weiteste Verbreitung! Probesendungen an uns aukgegebene Adressen Icostonlrei! M AM her m München, 2. Dezember. Zu den stärksten Eindrücken, die die bayrischen Minister ans ihrer Pfälzer Reise empfunden haben, gehören die außerordentlich zahlreichen Beweise treuer Anhäng lichkeit der Pfalz an das Deutsche Reich. Besonderer Dank und besondere Anerkennung wurde der bayrischen Staatsregierung dafür ausgesprochen, daß sie trotz schwerer Bedenken für die Annahme der Dawesgesetze eingetreten ist und damit der Pfalz bedeutsame Erleichterungen geschaffen hat. Die Pfälzer Reise gewahrte den beiden Ministern tiefe Einblicke in die Wirtschaftsiwt. unter der die Pfalz gerade ge genwärtig zu leiden hat. Die Minister sicherten der Psalz be sondere Fürsorge im Rahmen der der bayrischen Staatsregicrung zur Verfügung stehenden Mittel zu. Zk. FMS k-G! WM Berlin. 2. Dezember. Die „Zelt" meldet: Der Ober- Kommandierende der belgischen Vesatzungsarmec hat dem Relchs- ministec des Innern Dr. Iarres nunmehr amtlich mitgeteilt, daß er die Amtsgeschäfte als Oberbürgermeister der Stadt Du > sburgvon dem Augenblick an übernehmen könne, in dem er sein Amt als Relchsminister ausgibt. Mainz, 2. Dezember. Die Rheinlandkommission hat be schlossen, den ersten Beigeordneten der Stadt Mainz. Ober bürgermeister und Präsident des hessischen Landtages Ade lung die Rückkehr und Wiederaufnahme seines Amtes zu er lauben. Reichsbahn und Besatzungslruppen Berlin, 2. Dezember. Heute finden in Mainz zwischen der Reichsbahn-A.-G. und den Besatzungstruppen Besprechungen über die Vorrichtung der Eisenbahntransporte für die Be satzungsbehörden und die Truppenteile statt. Rach dem Lon doner Abkommen hat die Reichsbahn bekanntlich das Recht, für Leistungen, die den Besatzungstruppen für Personen- und Güter transporte zugute kommen, auch eine angemessene Entschädigung zu verlangen. In den Mainzer Besprechungen, bei denen die Reichsbahn-A.-G. durch die zuständigen Dezernenten vertreten sein wird, soll die Höhe dieser Entschädigungen festgesetzt werden. Stk AM M Paris. 2. Dezember. Nach dem „Temps" werden bei der Zusammenkunft zwischen Chamberlein und Herriot an diesen! Donnerstag folgende Verhandlnngsgegenstände zur Sprache kommen: 1. Genfer Protokoll. 2. Konferenz der interalli ierten Finanzminister. 3. Räumung der Kölner Zone zum 1V. Januar 1828 und 4. Orieulfragcn. Das Blatt weist erneut mit großem Nachdruck auf die Möglichkeit eines englisch-fran zösisch-belgischen Desensivabkommens hin. das im Rahmen des Genfer Protokolls denkbar sei. oder aber einen außerordent lichen Ersatz dafür bedeuten würde. M Sie Ms ttk WM» KM Frankfurt, 2. Dezember. Die „Frankfurter Zeitung" meldet aus London: Der Appell des ägyptische» Parlaments an den Völkerbund ist von Lloyd George befürwortet worden. Lloyd George macht die Einschränkung, daß der Völkerbund die ägyptische Frage unter dem Gesichtspunkt der Unantastbar keit des englischen Standpunktes uniersuchcn müsse. Berlin, 2. Dezember. Nach einer Meldung aus London ist allem Anschein nach in Kairo ein Anschlag auf Lord Allenby vereitelt worden. Zwei Aegypter. über deren Per sönlichkeiten nichts näheres bekannt ist. hatten sich im Garten der Residenz versteckt und wurden von den Posten entdeckt, die auf die beiden Männer feuerten. Diese flohen, schwammen über den Nil und entkamen. Kairo, 2. Dezember. Die Minister für Unterricht und Erziehung und für öffentliche Arbeiten sind ohne Angabe der Gründe z u r ii ck ge t r e t« n. Der Rücktritt des Verkehrs ministers wird erwartet. Ziwar Pascha hat die durch den Rück tritt der beiden Minister froigewordenen Posten sofort wieder besetzt. Pafik Rifat Pascha wurde zum Kultusminister und Falek Enan Bey zum Minister für össentiidie Arbeiten ernannt. London, 2. Dezember. „Daily Mall" berichtet aus Alexandrien, daß die britischen Truppen in Stärke von 3000 Mann gestern eine Parade abgehalten l-abei, in einem Um sange, wie man ihn seit Kriegsende nicht mehr in Alexandrien gesehen habe. Man kann die britischen Flottcnstreükräste nun mehr wieder als eine absolute Sicherheit gegen alle Schwierig- kcite» in Alexandrien ansehen. Ausführlich dürste zwischen Chamberlein und Herriot die Räumung der Kölner Zone besprochen werden. Eine Entschei dung in dieser Angelegenheit sei aber, so schreibt Daily Tele graph, von verschiedenen Punkten abhängig. Vor einer Lösung dieser Frage mutz der Bericht der militärischen Kontrollkom mission abgewartet werden. Deutschland hat. wie aus dem Be richt des Generalagenten hervocgeht, seine finanziellen Verpflichtungen pünktlich erfüllt, und es bleibe nur noch die Feststellung übrig, ob cs auch den militärischen Verpflich tungen »achgekommen sei. Ein gerechles Kriegsgerichlsnrwil Köln. 2. Dezember. Das hiesige englische Kriegsgericht verurteilte den Schottländer Korporal George Halliday wegen Ermordung eines deutschen Mädchens aus Köln zu 18 Jahren Zuchthaus. Der Oberkommandierende hat das Urteil bestätigt. Paris, 2. Dezember. Die dentsch-französilche Wirtschafts konferenz ist gestern nachmittag 3 Uhr unter Heranziehung von Sachverständigen -der eisenverarbeitenden Industrie, der Elektro technik und des Maschinenbaues zu einer zweistündigen Voll sitzung znsmnmengetreien. Greifbare Ergebnisse wurden nicht erzielt, doch schreitet die Ang! eichung der beiderseitigen An sichten auch weiterhin günstig fort und die allgemeine Stimmung ist ziemlich gehoben. Heute findet eine neue Vollsitzung unter Heranziehung der Sachverständigen der Schwerindustrie statt. London. 2. Dezember. Die Meldung, daß die Handelsver- lragsverhandlnngcn mit England abgeschlossen seien und die Unterzeichnung am Dienstag erfolgen soll, eilt den Tatsachen vor aus. Es ist richtig, -aß über alle Streitfragen eine grnndsätzlidw Einigung erzielt worden ist, so daß man mit dem baldigen Ab schluß der Verliandlnngen sicher rechnen kann Die schwierigste Streitfrage, die Regelung einer 26pro,zentigen Abgabe auf die deutsche Einfuhr nach England ist durch eine vorläufige Vereinbarung gelöst. Es bleiben noch eine Reihe von technischen Einzelheiten zu erledigen, was noch einige Tage in Anspruch neh men dürfte. Ein wichtiger Befchlutz zur Auswerlnngsfrage Berlin, 2. Dezember. Das Kammergericht hat einen Be schluß gefaßt, wonach der § 7 der ersten Durchführungsverord nung zur 3. Stenernotverordnung, der die Aufwertung der per sönlichen Forderungen, von einigen Ausnahmen abgesehen, ans 18 Prozent beschränkt, für ungültig erklärt wird. In der Be gründung wird gesagt: Der 8 7 der Durchführungsverordnung bestimme das Gegenteil von dem. was der 8 2 der 3. Steuernot- verordnung festlege, nämlich, daß hier die allgemeinen Vorschrif ten, d. h. die Vorschriften des allgemeinen bürgerlichen Rechtes Platz greifen sollten, ans denen sich die Aufwertung rechtfertige. Damit sollten nach der Absicht der 3. Stenernotverordnung anders als Lei den dinglichen Forderungen, deren Aufwertung ans 18 Prozent beschränkt wird, der Behandlung der persönlichen Forderungen frei« Bahn gelassen werden. Paris, 2. Dezember. United Pres; meldet ans Wa'hington: Die Einberufung der zweiten AbrüstnngStonser-enz hängt von dem Anssall eines angenblütli-h unternommen«-» Meie.ungSanS- tmischeS zwischen England und den Vereinigte» Staa ten ab. Staatssekretär Hughes sei überzeugt, das; «ine von dem Völkerbund einbernsene Konferenz nicht dazu fnbr-en könne, einander widerspreelwndc Ansichten der verschiedenen Mächte aus- zngleichen. Er sei der Ansicht, daß Ergebniiie n„r in Form von Abmachungen zwischen einigen der bedeutsamsten Mächte >ich er zielen lassen. Präsident Cool idge und StaatSsetvelär Mel lon würben die Mächte zu einer Konscc-enz einladrn, sobnch die Umstünde es erlauben. Wahrscheinlich würde das erst gegen Ende de-S nächsten Jahres geschehen. Nenyork, 2. Dezember. Tie Botschaft des Präsidenten an die Kammer wird Amerikas Zustimmung zum internationa len Gerichtshof und znin Genfer Protokoll enthalten, aüe Botschaft wird außerdem der» Kongreß empsehlcn, die Kommission kür Rückzahlung der Schulde» noch über den 9. Februar hinaus im Amte zu belasse». Noch keine Enlfcheidung in der Schuldenfrage London, 2. Dezember. Nach einer Reute-rineldung ans Washington hat Sehatzsckretär Mellon am Schluß seiner gestri gen Rede in der Schuldenfundiernngskoinmission erklärt. Laß in der Fundierung der französischen Schulden noch le.nr Entscheidung getroffen sei. Frankreich wünsche aber ein Ab kommen zu erzielen. Die Besprechungen zwischen Mellon und dem französischen Botschafter Jujserand werden fortgesetzt. Das Kabinett Calles in Mexiko Meriko. 2. Dezember. Präsident Calles gab bekannt, daß Sacnz im neuen Kabinett Staatssekretär für auswärtige Ange legenheiten und Alberto Tani Schatzsekretär bleiben werden. D« Völkerbun-sfragen