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Nummer 275 - 23. Jahrgang «mal wöchtl. Bezugspreis: f.Novbr. 2 R->M. anS'chl. «estcllgcld. Berechnung der «n,e»a»n «ach Rent-.Mari. Preise: Tie ?>ngejpaitene Petitzeile 30 L>, f- Famtlteiv u. Vereinsanz.. Gesuche 20 H> Die Pettt'Meklamezeil, 89 mm breit. 1 Ossertengebühr für Selbstabholer 2Ü.L,. bei Uebersendung d d. Bost außerdem Porto- zuthlag. Preis s. v. Einzelnummer 10 Renten-Mennig. Lchhäjtiicher Teil: Jose, F o b m a n n. Dre» den. SöckW-e Freitag, 28. November 1924 Im Kalle höherer Gewalt erlischt sed« Verpflichtung aus Lieferung sowie Srslillung v. «nz.-Aufträgen u Leistung v. Schadenersatz Für undeutlich u. d. F-rntpr. übermittelte Anzrtgen übernehmen wir keine Ver antwortung. Unverlangt etngesandte u. mit RückvocUs nicht versehene Manullrivte werden nicht aufbewahrt. Sprechstunde der Redaktion S bis 6 Uhr nachm«,tagS, Hauptschriftleiter: Dr. Aoses Albert. Dr,«de«, der »iiu,N«»rn «»»»<e«»».-a und >,«ik und Meelaa, ear»nt«-vuibdnul«r«t«mbtz> »rr»den.U. l«. »olbetnllras,, es. sternrul S»M. PoN- ickieirionioDreSde» 147M k'ür ckristlicke Politik unä Kultur UtedaM»» »er -»«»»»Nun, Dre-dei, «tt. 1V Holbetnstrcche»6 llernni' »2722 und »»KM Von Seipel zu Ramek Die Wahrheit über Dr. Seipels Rücktritt Zg —Wien. 25. November 1024. Was Lp diesen Tagen die Presse des In- uird Auslandes über den Rücktritt Dr. Seipels von der Kanzlerschaft zu berich ten wußte, beruht durchwegs auf falschen Informationen. Sie stammen aus jüdischen und sozialistischen Redaktionen und fan den selbst in der bürgerlichen und christlichen Press« Eingang. Der Zweck aber war nur, die christliche Partei zu spalten und eine neuerliche Koalition mit den Großdeutschen unmöglich zu machen, evtl, gar einer schivarz-roten Koalition die Wege zu ebnen. Obwohl heute noch die Wahrheit über die ganze Krise Knlissengeheimnis ist, vermag man doch schon klarer zu sehen, evcnn auch selbst im Lager der Chrisittchsozialen die Aussagen und Urteil« auseinandergehen. Hie Föderalisten, hie Zentra- listen, ein jeder sucht seinen Standpunkt als den einzig richtigen darzustellen, keiner sieht in sich selbst die Schuld der Krise, die schließlich aus sich selbst geworden zu sein scheint, wenn man das Für und Wider gehört hat. Die Gründe des Rücktrittes Dr. Seipels sind viele, cs können im Rahmen dieses Artikels nur die wichtigsten hcrvor- gehoben werde». Vorerst ist es der sehr bedenkliche Gesund heitszustand. Dr. Seipel ist nicht mehr der. der er vor dem Attentat oder gar vor Jahresfrist war. Er ist ein Mann mit einem Defekt und halber Gesundheit wie er selbst sagte. Die Zuckerkrankheit hat sich seit seiner Verwundung eher verschlech tert als aebcssert, täglich erhält er eine Fnsnlininjektion, muß strengste Diät einhalten. alle Speisen und Getränke bekommt er abgewogen bezw. abgemessen. Seine rastlose Schaffenskraft hat darunter schwer gelitten. Wenn Dr. Seipel auch scherzend den Attentäter Jaworek als seinen Lebensretter bezeichne!«:, da er sonst unter der Last der Arbeit, der Verantwortung bei steigen- der Verschlechterung seines Zustandes zusammengebrochen wäre, so ist er trotzdem ein schwer leidender Mann, der wohl außer stande ist, die große Verantwortung als Kanzler zu tragen, sei es denn, er wagt sein Leben. Er, der ganz Oesterrolcher, ganz Staatsmann von großem internationalen Zuschnitt ist, wollte selbst dieses für sein geliebtes Vaterland in die Schanze schlagen. Kein persönliches Opfer scheute er. Der Eisenbahnerstreik sagte diesem Retter Oesterreichs, daß Kräfte am Werke sind, die das Saniernngswerk gefährden könn ten. Der Eisenbahnerstreik an sich ivar nur der äußere Anstoß, daß die Regierung ihren Abschied gab, es war vielmehr der Geist, der es möglich machte, daß es zum Ausbruch des Streikes kam. Es ging den Oesterreichern offenbar wieder einmal zu gut, eine große Portion Sorglosigkeit l>atte Platz gegriffen, man mar sich nicht mehr bewußt, daß man noch mitten im Saniernngswerk war, bas Opfer forderte. Politisches Demagogentnm der Sozial demokraten stellte Forderungen an die Regierung, wie Einsüh- rnng der Alters- und Fnvaliditätsversichcrung, Erhöhung der Arbeitslosenunterstützung nsw., ohne im mindesten um die finan zielle Deckung besorgt zu sein. Diese demagogischen Fordern», gen. die schließlich nur zur Auffrischung des sozialistischen Wohl standes dienen sollen, denn an den Ernst derselben dürfte man selbst im roten Laaer nicht glauben, iibertruaen sich auf die Be völkerung, auf die Privatwirtschaft Alles farberte, alles wollte die Sanierunasopfer abschijtteln. Zn etivas mußte man das Verlangen stillen, vor allem gegenüber der Privatwirtschaft, die teilweise zum Weißbluten verurteilt war. Es entstanden Gefah ren für das Werk Seipels. Es mußten neue Sicherheiten geschaf fen werden. Diesmal sollten oic Länder zum Aderlaß Kamme», die bisher infolge Fehlens eines Bundesfinanzqeseszes einer auto nomen Steuergesetzgebung sich erfreuten. Diese sollte verschwin den oder zumindest unter Kontrolle des Bundes gestellt werden, umso mehr, als auf der letzten Völkerbundstagung Oesterreich dringend nahegelegt wurde, die autonomen Länderverwaltungen abzubauen. Finanzminister Dr. Kienböck schlug eine völlige Aenderung des Steuersystems vor, bas auf der früheren kaiser lichen Stenergeseßgebung fußen sollte, das Umlagesystem sollte wieder in Geltung kommen. Die Länder sahen darin sowohl eine Kürzung ihrer Rechte, als auch eine schwere finanzielle Schä digung. Es sei betont, daß dte Vertreter der Länder keine Er weiterung ihrer Machtstellung forderten, schon garnicht an einen Staatenbund dachten, der eigentlich praktisch besteht, verwahrten sich aber energisch dagegen, daß ihre Rechte beschnitten werden sollten. Ein bitterer Kampf zwischen gemäßigten Zentralisten und Föderalisten war heraufbeschworen Daß die Bereinigung dieser Frage notwendig ivar, dafür ist der Name Seipel und Kienböck Beweis genug. Dr. Seipel stand bei den Verchandlungen mit den Landeshauptleuten und den Landesfinanzreferenten im Hintergrund, deckte aber'vollständig die Forderungen des Nun- desfinanzminister Dr. Kienböck, der das eigentliche Eyekntiv- organ der Sanierung war und ohne den diese wohl nie hätte durchgefiihrt werden können. Nur er ivar es. der, trotzdem er Wiener ist. stets das harte „Nein" saaen konnte, der auf nichts einging. ,vas nicht im Rahmen des Genfer Werkes vorgesehen war. Cr war es, der mit rauher Hand alle notwendigen Spar- Maßnahmen durchfiihrte, er war die rauhe Schale des Seipel- schen Sanierungswerkes, Seipel und Kienböck wurden auf diese Weise untrennbar vereinigt. Da man Kienböcks Finanzvor schläge abmies und bis zu einem gewissen Grade vielleicht ab weisen mußte, traf man auch Seipel. Die Länderoertreter gehören nun zu allem Glück oder Un glück fast ausnahmslos der christlichsozialen Partei an. So wur- Aufhebung -er Aussuhrlaxe W« Mr den -«-WliMn MMMklW London. S7. November. Wie von zuverlässiger Stelle verlautet, ist bei den Verhandlungen zum Abschluß eines deutsch englischen Handelsvertrages eine Formel gefunden worden, durch die die Erhebung einer Mprozentigen Ausfuhrabgabe aus deutsche Waren durch eine andere Methode ersetzt worden ist. Grosz- britannlen ist ferner bereit, den deutschen Banken wieder zu gestatten, in London Filialen zu errichten. Auch können deutsche Seeleute wieder in der britischen Handelsmarine Stellung nehmen. Die Zugeständnisse heben die letzten Kriegsbestimmun gen gegen Deutschland aus. Zum Problem der Ausfuhrabgabe deutscherseits ist der Vorschlag gemacht worden, die eignen Zahlungen für Rech nung der Mprozentigen Abgabe, die von den einzelnen Kanslen- ten geleistet werden und mit Schwierigkeiten und Unannehmlich keiten für den Handel verbunden sind, durch eine Pauschal zahlung der deutschen Negierung abzulvsen. Diese Zahlung würde an den Reparattonsagenten geleistet werden, ein Ver fahren, das sich schon aus dem Grunde empfiehlt, weil die Mög lichkeit besteht, daß bei dem gegenwärtigen Verfahren der Rege lung der Abgabe bei jeder einzelnen Transaktion England mehr an Reparationen erhält, als England in einem Jahr nach dem Dawcsplan znsteht. Man nimmt an, daß man ans dieser Grundlage zu einer Einigung gelangen wird, da sich der deutsche Widerstand gegen die Mprozentige Reparationsabgabe in der Hauptsache gegen ihre schikanöse Handhabung richtet. Gilbert, der mit der Reparationskominission diese Frage der Mprozenti gen Einfuhrabgabe auf die deutsche» Waren am Freitag erörtern wird, besteht nach einer Meldung der „Westminster Gazette" anf einer wörtlichen Anwendung des Dawesplanes lind verlangt, daß alle von Deutschland gezahlten Summen, seien sie nun in bar oder in Form von Sachliefcrungen durch die Hände des Nenara- tionsagentcn laufen müssen. Er sei diejenige Persönlichkeit, die diese Suimnen mit Zustimmung des Ueberweisnngs- oder Trnns- ferkomitees zu verteilen habe. Derzichlek auch Belgien? Köln. 27. November. Wie die „Kölnische Zeitung" von halbamtlicher belgischer Seite erfährt, beabsichtigt d e belgstcb: Negierung, ans die Mprozcntige deutsche Einfuhrabgabe zu ver zichten. Und Frankreich? Paris. 27. November. Die Darstellung der französischen Morgenpresse von dem gegenwärtigen Stande der dent'ch fron züsischen Wirtschaftskoiiserenz könnte de» Eindruck erwecke», daß eine Unterbrechung in den Verhanolnugen cingetreten sei. Diese Darstellung ist nicht richtig. In den nächsten Tagen wird das ursprüngliche Programm wteocr aulgenonimen ne den, nach, dem die kurzfristig geladenen Sachverständige» der deutschen Schwerindustrie in Paris eingetraffen sein werden. Am Freitag werden die deutsch französischen Wirtichaft?- delegationcn zu einer Vollsitzung zniammentreten, in der die Aussprache über die Frage der Schwerindustrie begonnen werde» soll. Die deutschen Sückverstüiioig-n iind zum größten Teil gestern abend in Paris "getrofseu. Sie werden heute srüh einen Meinungsaustausch mit ihre» srnnzösvchen Kollege» vor nehmen und diesen am Nachmittag und Freitag früh Ort- setzen. Das -eulsch-schweizerische Abkommen unlerzeichnet Berti». 27. November. Das deutsch-schweizerische Abkomme» über die Einfuhrbeschränkungen ist »»„mehr vvn der Reichs- regierung und von oer schweizerischen Reg ecuna ^.euchmigt wor den. Im Auswärtige» Amt hat darnuivin beute zwischen dem ReiichSininister des Aeußeren Tr- Stresemann und dem schweizerischen Gesandten Dr Nu-ke nacht ein Notenaustausch stattgeknnden, demzufolge da? Abkommen «nach Mlauf der darin vorgescbcnen Frist, also am 10. Dezember 1924 i,r Kraft tc-tt. MiMiWiiiereiir i>ek«erirn »mW! London. 27. November. Die tziii.rnzfvnferenz in Paris wirb sich erheblich verzögern. In dem Sviiderfriademsverirag zwischen Amerika und Deutschland ist nämlich eine gemischte Kommission vorgesehen, die die Kriegsentschädigung«» se.ststellen soll die Deutschland an Amerika ^n zahlen hat. Jetzt mutz zunächst abgewartet werden, aus weiche Weis« diele Frage ae. regelt wird. „Daily Telegraph" meldet, daß die Teilnahme! Amerikas an der interalliierten Fi»ai>zmi»is>erlo»sern,, zwilchen London und Washington erörtert werde. Amerika rerlaiwt inr srch Neparationsanteile und die Vergütung der Besatz,„igStosien. London, 27. November. „Times" meldet, bisher sei »och kein Datum für die Konferenz der alliierten Finanzministee i» Paris festgesetzt worden. Die britische Negierung wüniche, das, die Konferenz so bald wie möglich stattfind:. Andere Regierun gen hätten aber ihre vorbereitenden Arbeiten noch nicht abge schlossen. Es verlaute daß Eburchill nicht beabsichtige, a»s der Konferenz auf eine sofortige Erörterung der Frage der rater- alliierte» Schuld en zg dringen. — „Dailn Mail" hält eine Erörterung der interalliierten Schulden an? der Konferenz für wahrscheinlich. Mm Ker t>!e Meiiszei! Vor einer neuen Verordnung. Berti». 27. November. Bekanntlich batte dir Reichchirhe,ts- minister in der ersten Otzioberkälste an de» Neichswirtschastsrat den Antrag herangebracht, die Frage der Verkürzung der Arbeitszeit in ununterbrochenen Betriebe» mit der Sonn tags» rb eit (^vibosen, Kokereien und Glasfabriken! an? Grund des Paragraph 7 der Arbeitszeitverordining dringlich zu ver handeln und zu der Verordnung, die zugunsten der in den ge. nannten Betriebe» beschäftigten Arbeitnckhiiicr 'schon bald er gehen soll, Stellung zu nehme». Ei» vom Neichswirtschnfls- rat eingesetzter Ausschuß hatte nach Besichtignngsr«i'!em im Rnhrgebiet und nach Oberschlesie» in Aussicht genommen, das Ergebnis seiner Untersuchungen in einer sür den 25. >,»c> M. November anberauniten Sitzung abschließend zu erörtern. Dazu ist es nicht gekommen, 'nachdem n:ne Anträge auf Erweiterung der Untersuchung an Ort und Stelle ringegangen waren, ob- wohl der Vertreter des ReichsarbeitSmiiiisterinms die Bitte um Peichlennigung wiederholte. Entgegen dem Bol»»: der Arbeit- liehniervertretcr glaubt d e Mehrheit des AuS'chnsses, diese An träge nicht ablehnen zu dürfe». Wenn auch h ecdnrch eine ge- wisse, Verzögerung bedingt ist, wird das ReichsarbeckS- »linisterinm nm Beschleunigung der Angelegenheit bemüht bleibe». RevchSarbcitsministcr Brau ns hat sich in einer Versamm lung in Osnabrück zur Arbeitszeitfrage geäußert. Der Minister führte etwa folgendes ans: .Es ist nicht wahr, dast der Acht stundentag allgemein abge'chaft wäre. Die Mehrzahl der Ve>> triebe nnd annähernd die halste der Arbeiterschaft werden auch heute nach normalerweise acht Stunden am Tags beschäftigt. Tie einsch»eide»dsle„ A ende r nnge » mußten i» der Schwereisenindustrie vvrgcnvmmen »>erden. Aber gerade b er waren bei der Eigenart der Betriebe nnd angellchtsi der furcht baren wirtschaftliche» Notlage (Mienin Vertrages die Verhält- nvfx besonder? zwingend. Die Relchsreglsrung hat die damalige Arbcitszeitvorordnnng stets als Notverordnung angesehen. Tie Ist deshalb anch, trotz der gegenwärtigen Lage, im Laufe dieses Jahres mit den Nach barländern ins Venehmen getreten, um über eine vernünftige Anwendung des Washingtoner Abkommens eine Verstand,'»»g' herbeizusiihren, die auch der ungeheuer geschwächten deutschen Wirtschaft die Anwendung dieses Abkommens noch ermöglichen soll. Auch steht Abhilfe für die Schwerstarbeiter in den ununter brochenen Betrieben mit Sonntagsarbcit unmittelbar bevor So bald der Neichswirtschastsrat sein Gutachten, uin dessen Beschleu nigung er vom Reichswirtschastsminister gebeten worden «st. ab gegeben haben wird, soll die entsprechende Verordnung anf Grund des Paragranh 7 des Nrbeltszeltgesetzes erlassen werden. Die neuen Arbeitszeitgesetze, welche die Verordnung vom Dezember 1928 ablösen sollen, sind im Reichsarbeitsministerium ln Vorbe reitung und werden vom neuen Reichstag zu erledigen sein." den die Differenzen, die in allen Belangen nur sachlicher Natur ivaren, in die eigen« Partei des Kanzlers getragen. Da sich das Schwergewicht der Ehristlichsozialen. namentlich seit dem Um stürze, von Wien auf die Länder verschoben hatte, hatten die Zentralisierungsbestrebungen der Wiener eine Mehrheit gegen sich, die jedoch bis zum letzten Augenblick nicht an den Ernst der Demission glaubte, zumalen Dr. Seipel die neuerliche Designie- rung zur Regierungsbildung übernommen hatte. Eine Abstim- mnng im christlichsozialen Klub, ob eine Koalition mit den So zialdemokraten angestrebt werden solle, wurde einstimmig abge lehnt. Doch scheint lediglich Parteidisziplin gegenüber Dr. Sei pel das Abstimmnngsresultat diktiert zu haben, denn Dr. Sei pel ist gegen jede Koalition mit den Sozialdemokraten, und wäre sie noch so lose. Dieser Auffassung stimmen auch die Wiener Parteigänger bedingungslos zu. während In den Ländern die Opportumtütspolitik die Oberhand zu l>aben scheint, die eine schwarz-rote Koalition für das Sanierungsiverk für vorteilhafter hält, als die unglückliche und schwache Zivilehe mit den Groß deutschen. So traten auch noch andere Meinungsverschieden. Helten auf, die zum Teil weit zurückreichen. Dr. Seipel sah aus all diesen Vorgängen und Strömungen keine Gewähr für seine Politik, er sah. daß er de» Ländern nicht so entsprechen könne und dürfe, wie diese es wünschten. Kien böck war erledigt und mit Ihm Dr. Seipel, der sich bei allen maß- gebenden Faktoren erst versicherte, daß sein Rücktritt das be gonnene Rettiingsmerk nicht störe, daß die Krone stabil bleibe. Und als er diese Versicherung hatte, gab er das Steuer des Staatsschiffes ab, nicht um das Schiff zu verlassen, sonder» nm hinabzusteigen in den Kesselraum, woselbst d'e Feuermäuner müde und sorglos geworden sind, müde die emen, weil der Ha fen nochjnicht erreicht ist. sorglos die anderen, weil sie das Schiss im guten Kurse mußten. Fn diesem Augenblick zeigte sich wie der die überlegene Größe dieses Mannes, der ein Programm ge worden ist, das ans Jahrzehnte für Oesterreichs Politik richtung gebend sein wird. Heilige Stille erfüllte den Raum, wo Dr. Seipel seinen unabänderlichen Beschluß zum erstenmal knndiat. Selbst die härtesten Politiker konnten die Tränen nicht verber gen, als das Tragische Wahrheit wurde daß Oesterreichs größter Staatsmann seit Jahrzehnten das Staatsruser niederlegte. Alle Bitten, alle stürmischen Vorstellungen ivaren vergebens. Dr. Seipel blieb bei seinem Entschluß, stellte sich aber im übrigen der Partei vollständig znr Verfügung, alle Differenzen übe»