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Sächsische Volkszeitung : 01.05.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190305017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19030501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19030501
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-05
- Tag 1903-05-01
-
Monat
1903-05
-
Jahr
1903
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 01.05.1903
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Botschaftskapelle dem Gottesdienst beiwohnen und von dort sich in die preußische Gesandtschaft beim Vatikan begeben, um beim Gesandten von Rotenhan das Frühstück einzu- nehmen. Von der Gesandtschaft ans fährt der Monarch nach dem Vatikan zmn Besuche des Papstes und kehrt von dort wieder nach der Gesandtschaft zurück. Am Montag soll n. a. der Empfang des deutschen Künstlervereins und der deutschen Kolonie in der Botschaft stattfinden, während für Dienstag, den 5. Mai, der Ausflug nach der Benediktiner- Abtei in Monte Eassino vorgesehen ist. Hier soll eine Via Trinmphalis errichtet werden. An demselben Tage findet abends der feierliche Empfang ans dem Kapitol durch die Stadt Nom statt. Die Abreise des Kaisers von Rom ist nach den bisherigen Bestimmungen auf den 6. Mai festgesetzt. Der Kaiser wird ans seiner Reise auch vom Reichskanzler Grafen Büloiv und vom Generalfeldmarschall Grafen Waldersee und den EhefS des Zivil und Militär- kabinetts begleitet sein. Tie beiden Prinzen werden Kaiser Wilhelm und König Viktor Emannel bei dem Besuche ans Monte Eassino begleiten. Tie Mönche der berühmten Abtei werden dem deutschen Kaiser getreue Kopien von Doku menten ans der Zeit Friedrichs II. von Sizilien über reichen, welche bisher der Oefsentlichkeit unbekannt ge blieben sind. — Das preußische Herrenhaus hat am Mittwoch seine Sitzungen wieder ausgenommen. Doch war die Mittwochs Sitzung nur kleineren Gegenständen gewidmet. Am Donnerstag kommt das Verwaltnngsdienstgesetz mit dem strittigen 8 4 zur Verhandlung. — Das preußische Abgeordnetenhaus erledigte am Mittwoch zunächst kleinere Vorlagen, darunter den Ge setzentwurf über die polizeiliche Regelung des Feuerlösch wesens in dritter Lesung ohne wesentliche Aendernng, und verhandelte sodann den Antrag Zedlitz (Freikons.) über die Umwandlung der Trakehner Gestntsschnlen in öffent liche Volksschulen. Rach längerer Debatte wurde der Kommissionsautrag, welcher die Regierung ersucht, zu er wägen, ob die Umwandlung der Gestntsschnlen in Trakehnen, Graditz und Beberbeck ohne Verschlechterung der Lage der Schnlinteressenten und der Lehrer durchgefi'chrt werden kann, einstimmig angenommen. Zum Schlüsse wurden wieder einige Petitionen erledigt. Tie nächste Sitzung wird erst am Freitag staltfinden. in der Erwartung, daß inzwischen das Herrenhaus die Verwaltungsdienstvorlage mit der be kannten Aendernng zu 8 l erledigt haben wird. Am Freitag wird dann das Abgeordnetenhaus zu dieser Aendernng Stellung nehmen. — Vizepräsident Dr. Porsch vollendet am !lO. April sein 5,0. Lebensjahr. Ans diesem Anlaß fand am Dienstag abend schon eine intime Feier der Berliner Alten Herren, Inaktiven und Aktiven des Kartellverbandes der katholischen deutschen Studentenverbindungen statt, dessen verdienstvolles Mitglied Dr. Felir Porsch ist. Die ZentrumSfrakti on des Abgeordnetenhauses beglückwünschte den Jubilar, ihren Vorsitzenden, am Mitt woch unter Ueberreichuug einer herrlichen Blmnenspeude. Auch die Polnische Fraktion des Abgeordnetenhauses ließ Herrn Dr. Porsch durch den Mund des Herrn Abg. Szuman warme Wünsche zu seinem „Abrahamsfeste" aus sprechen. Möge der verdiente Zentrnmsführer noch lauge, lauge Fahre der katholischen Sache in Preußen und in Deutschland seine Kräfte, seine reichen Geistesgabcn widmen, gestützt von dem Vertrauen und der dankbaren Anhänglich keit des katholischen Volkes! — Der „Dresdner Anzeiger" berichtete gestern freudestrahlend, daß der Privatsekretär des Abg. Das bach, Herr «tack. jur. Eßler, in der „Franks. Ztg." eilten Artikel gegen den Bischof Korum in Trier geschrieben habe. Zu nächst sagt das Blatt, ohne auch nur den geringsten Beweis für seine Behauptung aufzustellen, Herrn Dasbach und der in seinem Banne stehenden Geistlichkeit passe die Auf hebung des 8 - des Jesnitengesetzes nicht-, er »volle die Erhaltung desselben als nächtiges Agitationsmittel des Zentrums. Es wäre ja möglich, daß eine solche Ansicht genommen wurde. Er sah dort einen Rock, der zweifels ohne einst einem eleganten Herrn gehört hatte, denn er war mit Seide gefüttert und sein Tuch war fein. Auf einer Eckenseite nahe der Tasche war ein Fleck eingesetzt, und wenn der Händler hundert Pfund für den Rock ver langt hätte, Splvester hätte sie ihm bezahlt. „Ah," sagte der Händler mit einem fetten Lächeln auf seinen dicken Lippen, als Sylvester aus den Rock deutete. „Es ist ein wunderschöner Rock, Herr, gemacht vom Leib schneider des Prinzen of Wales, der wird Ihnen besser Passen, als wenn er für Sie zugeschnitten worden wäre" — und mit diesen Worten nahm er den Nock aus den» Schaukasten. „Wie viel?" fragte Sylvester kurz und mit einer solchen Erregung in der Stimme, daß der Händler sofort fünfzig Prozent auf den Preis aufschlng, den er für den Rock zu verlangen sich vorgenommen hatte. „Der Rock ist ein Pfund wert," — antwortete er mit einer Miene, als bedauere er fast, ihn zu verkaufen. „Alles Seide," und er drehte das Futter nach allsten. „Ja, ja, mindestens ein Pfund wert." „Und wieviel verlangen Sie dafür?" — wiederholte Sylvester. „Ich will achtzehneinhalb Schilling nehmen, aber auch keinen Penny weniger" — war die Antwort, worauf Sylvester einen Sovereign ans den Tisch legte. Er hatte solche Eile, den Rock mit sich zu nehmen, daß er garuicht erst abwarlete, bis der Händler ihn eiugepackt hatte, sondern ihn so über den Arm warf und damit fortging, den Händler in solche»! Erstaunen zurücklasseud, daß dieser offenbar darüber vergast, die achtzehn Pennys herans- zugeben. Seinen Fund an sich Pressend, als wenn er ihm sonst hätte entfliehen können, eilte Sylvester in seine Wohnung, ganz auf seine Verabredung vergessend, und breitete, kaum zll Hanse angelangt, den Rock über den Tisch. Ja, da war kein Zweifel, der Fetze», den er besaß. Paßte genau ans die Stelle des Rockes, an der ein Stück fehlte. Die Farbe und der Stoff waren genau die gleichen Fragmente, es war ohne Zweifel ein und dasselbe Tuch. (Forts, folgt.) bestehen kann; unqualifizierbar ist es aber, Herrn Dasbach eine solche zu unterschieben, um darauf folgende Verleum dung aufbauen zu können: Mit dieser Auffassung von der maßlosen Hetze Dasbachs finden auch eine Reihe von Nebenumständen ihre Erklärung. Um den konfessionellen Gegensatz zu verschärfen, griff Dasbach, wenn wir recht unterrichtet sind, zu recht bedenklichen Mitteln. Nach einer Meldung des „Berliner Tageblattes" stammen die scharfen Artikel der „Frankfurter Zeitung" gegen das Doppel spiel Koniins aus dem Dasbachschen Lager. Als Verfasser soll der Privatsekretär Dasbachs in Berlin, ein »tust. jur. Eßler, ent deckt sein. Vermutlich hat doch der junge Mann, der übrigens nach jesuitischen Grundsätzen erzogen worden zu sein scheint, nicht auf eigene Fällst Politik gemacht. Wenn sich die Nachricht in diesem Umfange bestätigt, so steht man vor der Tatsache, daß die Dasbachsche Kampfesiveise der gegnerischen Presse wertvolle Mittel lieh, einzig, lim den Brand zll schüren, um den konfessio nellen Frieden zu stören, um aus dem Streit Vorteil zu schlagen. In diesem Tenor geht nun die edle Verleumdung fort. Herr «kuck. jur. Eßler hat sofort erklärt, daß das Gerücht, er sei der Verfasser des Artikels der „Frankfurter Zeitung" vollständig unwahr ist. Damit ist der Verdächtigung der Person des Abgeordneten Dasbach die Grundlage entzogen. — Ein Satz verdient hier aus der „Nat.-lib. Korr." noch hervorgehoben zu werden, die sie anläßlich der oben gebrachten Verdächtigung Dasbachs leistet. Tas offizielle Parteiorgan schreibt, „daß mit der Aufhebung des 8 2 des Jesnitengesetzes wieder ein neuer Schritt auf dem Wege des Ausgleichs zwischen Staat und Kirche gegeben werde". Hiermit ist der böse Wille der Nationalliberalen offen anerkannt. Sie geben zu, daß die Aufhebung des 8 2 einen weiteren Schritt zum konfessio nellen Frieden im Staate bilde; die Partei und der Evangelische Bund bekämpfen aber diese Aufhebung mit den schärfsten Mitteln, weil sie eben diesen Ausgleich zwischen Staat und Kirche verhindern »vollen. So bekennen sie sich zu der Taktik, die in ihrem Hasse gegen Nom kein Mittel zu schlecht findet, um den Frieden zu stören. Der Evan gelische Bund hat es mit seiner zelotischen Hetze gegen die Nomfahrt der Kaiserin klar bewiesen. — Tie Wahlbewegnng trägt als Zeichen den Kampf aller gegen alle. Die Bemühungen, besonders der liberal freisinnig demokratischen Gruppen, zu einer Einigung zu gelangen und n. a. auch einen gemeinsamen Wahlaufruf zustandezubringen, sind vollständig gescheitert. Ja, wie der Parteitag der badischen Demokraten bewies, werden demnächst die freisinnige und süddeutsche Volkspartei, die bisher im Reichstag in einem Fraktionsverband vereinigt waren, anseinandersallen. Noch weniger tut es natürlich gut, wo Liberale und Konservative Zusammengehen sollen, wie in Sachsen, »vo der Kartellkrach immer merk würdigere Dinge hervorzaubert, wie z. B. die Enthüllung von dem doppelten Spiel, das der nationalliberale Landes vorstand getrieben hat, indem er einerseits mit den Kon servativeil den Kartellvertrag abschlost, der n. a. den Frei berger Kreis wie bisher den Konservativen überläßt, andererseits aber die Freiberger Nationalliberaleil ermutigte, dein konservativen Dr. Oertel einen Gegenkandidaten in der Person des Ministerialrats Lusensky entgegenznstellen. Noch toller vielleicht ist die Gehorsamsverweigerung der nationalliberaleil und konservativen Wähler im Reichenbacher Kreise, die entgegen der offiziellen Kandidatur Martin an dein Exjesniten Hoensbroech festhalten! Daß bei dieser Zerfahrenheit und Unklarheit unter den Liberalen und Kon servativen die Sozialdemokraten immer kecker und ge schwollener aiiftreten, ist kein Wunder. Besonders zeigte sich dies bei Gelegenheit des sozialdemokratischen Delegierten tages für Preußen, »vo die Sozialdemokratische Presse sich anstellte, als wenn Preußen dein Untergang geweiht wäre, »venu cs nicht von den Sozialdemokraten „gerettet" würde! Diese „Rettung" soll dadurch erfolgen, daß die „Genossen" sich an den Landtagswahlen beteiligen und versuchen, einige sozialdemokratische Abgeordnete in den Landtag zu bringen. Die Liberalen sollen ihnen dazu ver helfen, indem sie den Sozialdemokralen dort, »vo mehrere Abgeordnete zu wählen sind, den ersten derselben abtreten; als Gegenleistung dafür sollen denn auch die Liberalen mit sozialistischer Unterstützung einige Mandate neu erobern dürfen. Also sie sollen den Sperling in der Hand den roten Brüdern überlassen, nin der Taube ans dem Dache nachznjagen! Die Liberalen müssen schon sehr tief ge sunken sein, wenn die Sozialdemokraten ihnen so etwas bieten dürfen. — „EvangelischerZelotismns" betitelt die „Köln. Ztg." den Artikel des Organes des Evangelischen Bundes, der „Deutsch-evangelischen Korrespondenz", den wir in unserer gestrigen Nummer tiefer hängten. In derselben wird die Tatsache, daß die Kaiserin an der Nomreise nicht teilniinmt, mit großer Taktlosigkeit- im konfessionellen Sinne gedeutet. Die „Köln. Ztg." erörtert zuerst den Gesund heitszustand der Kaiserin, »voraus sich über allem Zweifel der Schluß ziehen läßt, daß die behandelnden Aerzte mit Rücksicht auf diesen Zustand die Teilnahme der Kaiserin an der Nomreise nicht erlaubten. Der Artikel besagt als- dann: „Politische oder gar kirchenpolitischc Gründe haben dabei nicht die geringste Rolle gespielt. Das könnten sich jene Hetzer wohl von selber sagen, daß, wo der deutsche Kaiser einen Besuch ab- stattet, auch seine erlauchte Gcniahlin eS nicht unter ihrer Würde und als eine Verletzung ihres evangelischen Bekenntnisses finden wird, daß sie den Kaiser begleitet. Die Fabeleien über die an geblichen „Einpfindnngen, die ein evangelischer Charakter beim Anblick des Papstes durchleben" müßte, können in ernsthaften Kreisen doch nur mit einem Achselzucken beantwortet werden. Zahlreiche hochgestellte evangelische Frauen haben gerade in den letzten Wochen und Monaten sich bceifert, dein Papst einen Besuch abzustatten und ihm den Zoll persönlicher Hochachtung darzubringen. Nur Zeloten sch li nun st er Art können in einer solchen liebens würdigen Ailfmcrksamkcit für das greise und würdige Oberhaupt der katholischen Kirche eine Verletzung des evangelischen Bekennt nisses erblicken. Daß evangelische Männer solcher Ausstreuungen sich schuldig machen können, ist in hohem Grade beschämend und bezeichnend für die Richtung, welche heutzutage die konfessionelle Verhetzung genommen hat." Das liberale Blatt ist aufrichtig und benennt die Tätigkeit des Evangelischen Bundes mit dem richtigen Namen. Wenn »vir das schreiben würden, so möchte man es sofort als Ausfluß „römischer" Gehässigkeit betrachten. Die „Köln. Ztg." ist über diesen Vorwurf erhaben; sie stimmt eben darin mit den: Urteil aller ruhkg Denkenden überein. Der Evangelische Bund benützt alles, um die beiden Konfessionen nicht in den ruhigen Genuß des vollen Friedens kommen zu lassen. Es wäre hier die Frage wohl am Platze, ob man den Jesuiten auch nur dm tausendsten Teil von jener verhetzenden Tätigkeit nachweism kann, welche die „Zeloten schlimmster Art" im Evangelischen Bund offen betreiben. Wenn also für die Verbannung eines Ordens die Stiftung des konfessionellen Unfriedens durch die Mitglieder desselben maßgebend ist, so müßte dieser Grund auch für den Evangelischen Bund Geltung haben. Und trotzdem wird das Geschrei weiter ertönen, wie am Karfreitag: Gib uns den Barrabbas frei. Jesus aber kreuzige! — Das kath. Stadtdekanat ordnete in sämtlichen Kirchen Mannheims einen Sühnegottesdienst anläßlich der Frei sprechung des protestantischen Pfarrers Schwarz an. Um die Gotteslästerungen zu sühnen, zeigte sich das Gesetz zu mangelhaft. — Alkoholfrage und Sozialdemokratie. Inder sozialdemokratischen Presse finden sich noch immer Arlikel, die sich mit dem Bremer Antialkohol-Kongreß » .fassen. Fn diesen Artikeln kommt einzig und allein die Meinung zum Ausdruck: Es sind ausschließlich die total zerrütteten wirt schaftlichen Verhältnisse der „kapitalistischen Gesellschatts- ordnung", aus denen die Alkoholpest zu erklären ist. Fu dern die Sozialdemokratie gegen die bestehende Wirtschaft, ordnung kämpft, führt sie ganz von selbst auch schon den Krieg gegen den Alkoholismns und erfüllt so in hohem Maße ihre „sittliche Pflicht". Es bedarf keiner weiteren Worte, um die Einseitigkeit und Verkehrtheit einer solchen Stellungnahme darznttm. Die sozialdemokratischen Agita- toren indes seien auf die Ausführungen hingelviesen, die der „Genosse" Marckwald-Halberstadt auf dem Lübecker Parteitag gemacht hat. Er sagte dort: „Die Sozialdemokratie hat die Pflicht, das Volk zu erheben, sie darf nicht davor zurückschrecken, den Arbeitern die Wahrheit zu sagen. Das Gesundheitsbüchlein, das das Reichsgesiiiidhcii-aml zum Preise von einer Mark herausgegeben hat, ist auch von mnerem Standpunkt außerordentlich wertvoll. Der Trinkzwang, der i„ Studenten- und Offizierskreisen besteht, besteht ganz genau m i„ Arbeiterkreiscn und beschämender Weise auch in vereinzelst» Pariei- kreisen. (Unruhe.) Wir haben manche häßliche Gewvhnhril ickio» beseitigt, weshalb soll die Partei nicht auch diese abschassen stuncii. Man hält uns entgegen, der Alkoholismus sei verursacht durch die elende Lage der Proletarier, die schlechten Löhne. Uingckehrl aber sind auch vielfach die Löhne so schlecht, die Lage der Arbciur >o traurig wegen des Alkoholismus. In Halberstadt gibt es Mium, die 60 Pfennige täglich für schlechten Schnaps ausgeben ... De Polizei muß Genossen, welche den Weltfeiertag der Art'cnstr be sudeln, festnehmen, und die Partei darf das ruhig mit aiisebend tGroße Unruhe. Frohine ruft: „Wenn man den Mann da bin!, sollte man glauben, die Partei bestehe aus lauter Säufer» st. Vorsichtiger und zurückhaltender als der „Gei'.oiie" Marckwald kann man auf einem sozialdemokratischen Parlci- tag doch kaum die Frage behandeln. Und doch tzört jeder, der auch nur leicht daran rührt, sofort auf. „Geuosie" zu sein, und wird von den Parteihänptlingen verächtlich als „der Man.^L>a" beschimpft. — Ein scharfes Urteil. An» Sonntag bat, wie »vir meldeten, die preußische sozialdemokratische Kon ferenz stattgefimden, die sich mit der Frage der Ve- teilignng an den Landtagswahlen befasst hak. Wir waren einigermaßen ii'engierig, wie die freisinnige Volts partei, die doch bei den Beschlüssen in erster Linie lnbetraclit kommt, sich dazu verhalten werde. Die „Freu. Zlg.' begnügt sich damit, kurz und erbaulich zu schreiben, sie habe keine Veranlassung, jetzt auf die Verhandlungen der Delegiertenkonferenz znrückznkoininen, da diese Konieceuz in der Tat nur ein Gegacker über ungelegte Lier gewesen sei. Der Abgeordnete Richter urteilt manchmal scharf, aber hin und wieder zutreffend. Oesterreich - Ungarn. — Die Jnngtschechen haben das Schicli.il de) Parlaments in der Hand. Ihr radikaler Flügel verlami.'c. daß die jnngtschechische Ncichsratsfraktion durch O bilruttw» den Ausgleich vereiteln soll. Die besonneneren Eleinette sahen aber sehr gnt ein, daß Ministerpräsident v. Kinder dann den Ausgleich ohne das Parlament «durch den Aoi- standsparagraph l-D einführen werde, und daß also die Obstruktion nur dazu führen würde, wieder das abiolme Regiment ohne Volksvertretung in Tätigkeit zu setzen, stw Sonntag kam es nun ans einen jungtschechischen Parst ilg zu einem Kompromiß, wonach die Obstruktion zwar ob) Pressionsmittel nicht verworfen, aber doch der Fraktion weie Hand gegeben wird, nach Lage der Sache ihre Eniicbri düngen zu treffen. Die Gefahr der Obstruktion wird 'ich also wohl noch einmal vermeiden lassen. — Zur „Dovtn«^-Affäre. Während in einzelne» Blättern Erttärnngen der Gemaßregelten und anderer Priester erscheinen, während Gemeindevertretungen Proleße gegen das Vergehen Dr. Kohns beschließen und sogar die Abhaltung einer Versammlung geplant wird, in welcher die ganze Angelegenheit erörtert werden soll, icknoeige» noch immer diejenigen, die sprechen sollten, und lasse» io weiteren Vermutungen freien Spielraum, die sich am»».;) gegen die Person richteten, von liberaler und sozialdewo kratischer Seite aber gegen die Sache selbst ansgebenstl werden. In einem im „Pozor" erschienenen Arlikel be tont ein Priester, daß nach den Bestimmungen des Triden- tiner Konzils Dr. Ko hu nicht berechtigt war, straiweiie und sogar mit Gefängnisstrafen gegen die schnldlragende» Geistlichen vorzugehen. Die von Dr. Kohn verhängst» Strafen sind nur für vier Fälle zulässig, und zwar für den Bruch des Kenschheitsgelübdes, Ehebruch. Voll- trnnkenheit und Vergeudung des Kirchenguts. In, Abge ordnete nh an so haben die dem römisch-katholischen Klerus angehörenden Abgeordneten beschlossen, in der Debane über den Dringlichkeitsantrag Dr. Stransky betreffend die Affäre Dr. Kohn—„Uootnu^ bei abfälligen Angriffe» auf die katholische Kirche solidarisch Vorzüge Heu. F» der Sache selbst wurde betont, man müsse vorerst, m» ein Urteil zu gewinnen, authentisches Tatsachenmaterial sich verschaffen. Frankreich. — Oberst Coubertin, der Kommandant des vierie» Dragoner-Regiments, welcher beauftragt worden war. zwei Eskadronen nach der Grande Chartrcuse zu entsende», richtete an den .Kriegsminister telegraphisch die Bitte »in Versetzung in den Ruhestand. Der Vorfall erregt großes Aufsehen. Der Prokurator der Republik ist nach der Grande Chartreuse abgereist. Während der Nacht wurde» starke
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