Volltext Seite (XML)
06 Gesicht desselben und machte einem maßlosen Staunen Platz, jedoch erschien düs finstere. Hast,lodernde nicht wieder in seinen Annen. Auch der Meister war wiederum einen Moment sprachlos. „wollene ?!?" sagte er dann gedehnt. „Iaivohl, schlagen Sie ein," sagte tlllrich, „auch ich bin Mechaniker lind war vor meinem Tiensreintritt bei Bänike und Wagencr in Eschenheim". Schnell ergriff nnn Klingenbiel die dargeboteire Hand und sal, den Ge- sreiten an. seit, durchdringend. dluchbobrend; wie wenn man sagt: ich nehme dich, nelnne dich ganz las; dich's nicht gereuen denn hier gibt es kein Entrinnen! Ullrich erwiderte diesen Blick sest, ohne mit der Wimper zn zucken, Seine 'Angen blitzten in diesem Augenblick sest und hart wie Türkisen. ..Bünicke und Wagner", ries der Meister „ja, das ist 'ne Firma — oh ja — wer da ist! werden Sie wieder hingehe», „wenn Sie die Löwenhaut ansziehen?" „Ja, das hängt davon ab", sagte Ullrich ausweichend, „ob eine Vakanz da ist. In so prosten Geschäften Tie wissen- der Andrang. Vorläufig war noch keine Anssicht da, als ich zuleizt fragte." „Na. ieben Sie nial, ich weist ja nicht", sagte der Meister; „mein Ge schält geht ja leidlich und ich babe sonst auch mit zwei Geistlichen gearbeitet — aber seitdem der gewünschte streik nns alle lahm gelegt, babe ich eine» ent lassen müssen. Wenn aber der Anssland vorbei ist, so innst ich doch wieder einen baben „S. und Sie iverden schon einen sinden", sagte Ullrich, Er erstaunte geradezu darüber, ivie alles seinen geheimen Wiinschen entgegenkoininen, seine Pläne fördern zn ivollen schien. Nnn war das 'Abendbrot beendet und Ullrich wollte sich in die ibm zn- gewieiene Kannner znrückzieben. ?lber der Nft-isiei- bat il,n l>erzlich, noch ein ivenig zn verbarren, denn da sein Zug doch zn denen geliörte, die die Stadl besetzt bielten, so würde der Tienst sür ibn »'obl nicht so anstrengend sein, als wenn er mit bftiansmarschiere» müstie zn den BergZverken. Außer dem sei ja auch noch eine volle Stunde Zeit bis znni Zapfenstreich. Ullrich zveigerte sich nickst und setzte sieb wieder; der Meister reichte Zigarre» und bielt neckend dein tstebilsen ebensalls dieKiiste unter die Nase. Ter aber webrte lächelnd ab. „Aber Sie wissen doch, Herr Baldewein " „Ja, ich weis;", lachte jener; „Sie müssen nämlich wissen, er ist auch Temperenzler und pastt sich nur bie und da nnsern Gewohnheiten an. Wenn er 'mal Bier trinit, so geschieht das nur, wenn es, wie heute abend, etwas Tnrstmnchendes zn essen gibt. In seinem Verein trinkt er nie Bier, sie wissen das dort schon ebenso ist er 'Nichtraucher. Tamit wollen Sie sich vorbe reiten, damit Sie stark und nüchtern sind, wenn's los geht". Er lachte berz- lich, als er das sagte. Ullrich aber dachte: Ein ganz Strenger, ein Doktrinär! Laut aber sagte er, den Gebilsen wiederum bedeutsam ansehend.' „Las tun aber auch andere Reifte und tver's durchsetzen kann, sür den ist's die gesundeste Lebensiveise inan braucht ja nicht so weit zn pelzen, Vegetarier zn werden, obschon sicki die Gelebrten darüber noch nicht einip sind, ab es nicht das Beste wäre. Ich bab' die Lebensweise auch 'mal anpefanpen . - aber bei nns, beim Kommis; würde man weit kommen! Wo blieben wir — 07 — auf dem Marsche ohne unser Pfeifchen, und nach einem anpestrenpten Gewalt- marsch, wenn wir schweitzpebadet im Quartier ankommen, ohne einen kleinen Korn — von Bier in den heißen Sominertapen gar nicht zu reden?" Nnn begann der Meister, der gern sprach, aus seinem Leben zu erzählen, von seinen Lehrjahren, seinen Wanderungen, seiner Militärzeit. Er hatte einen grosten Teil Deutschlands und Oesterreichs durchwandert und wußte interessant und mit köstlichem Humor zu erzählen. So verfloß denn die Stunde rasch und sehr angenehm und Punkt nenn Uhr erhob sich Ullrich, ver abschiedete sich dankend von seinem Wirte und zog sich in sein Kämmerlein zurück, das im ersten Stock lag. Kaum hatte er dort sein Licht anpezündet, als er wiederum auf der Treppe Schritte hörte. Gleich darauf wurde an die Kanmiertür geklopft. Ullrich ries „Herein" und war nicht im mindesten verwundert, als der Ge hilfe ins Zimmer trat. „Verzeihen Sie, Herr Eisold, das; ich noch einmal —" „Aber, bitte," ries Ullrich erfreut, „es ist mir sehr angenehm! Bitte, setzen Sie sich doch dahcr". Und er schob den einzigen Stuhl zurecht, der sich in dein Raum besand. Klingenbiel nabm ohne Zögern Platz, während Ullrich sich ans den Nai'.d des Bettes niederlies;. „Nun also obne Umstände", begann der Gehülfe, „ich habe Sie vorhin erkannt, denn Sie habe» mehr gesagt, als Sie sagen wollten, jedenfalls aber Ihrer Vermummung halber sagen durften. Wenn auch nicht mit dem Munde, so doch mit Augen und Mienen". „O nein, lieber Herr Klingenbiel — ich wollte so viel sagen — ich be wirkte ihr Unbehagen, mit einem Schergen dev Gewalt an onem Tuche spre chen zn müssen, und ich wollte ihnen dieses Unbehagen nehmen, Sie sollten wissen, mit wem Sie es zu tun haben. „Nnn, und den Zweck haben Sie erreicht. Es fällt mir nicht im Traume ein, hinter ihnen etwa einen Spiegel zn vermuten — o nein — so täuscht man sich nicht — aber", unterbrach er sich Plötzlich, „wollen Sie nicht ans einen Augenblick mit ans mein Zimmer kommen? Da ist es doch etwas wohnlicher als hier, ich habe mich da so ein bischen eingemnschelt". „Aber mit Vergnügen — ein Stündchen unterhalt' ich mich noch sehr gern mit ihnen. Tann aber must ich in die Klappe — ich bin nämlich die ganze Nacht nicht einen Moment znm Schlafen gekommen". Tamit band er sich die Halsbinde ab, vertauschte den Waffenrock mit der Trilljacke, die Segeltnchschnhe mit einem Paar Pantoffeln. „Entschuldigen Sie", sagte er dann zn dem andern, „das ist der Vor sicht halber. Sagen Sie, man hört doch, wenn die Hanstüre geöffnet wird?" „Na, haben Sie's denn honte nicht gemerkt?" fragte der andere, „die Schelle — wie eine Niesenkuhglocke!" „Tas ist gut", sagte Ullrich, „ich bin ja nicht weiter ängstlich — aber wenn der Unteroffizier vom Dienst revidiert, dann sollen wir in der „Klappe" liegen; ich kann dann wohl gleich wieder herüberschlüpfen. Ihr Zimmer ist doch nicht weit über dem Flur?" „Weit?" sagte der andere, „Wand an Wand. Die Türe da trennt uns!" Und er zeigte ans eine Tür, die sich in der Wand befand, an welcher das Bett