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Im stillen Winkel Nach einer Idee von Richard Walther von Irene von Hellmuth. (14. Fortsetzung.) Ein trotziger Ausdruck lag aus dem Gesicht des Man nes. Ahlsen trat ganz nahe an ihn heran und flüsterte: „Aber, lieber Berghos, — nehmen Sie das zurück." — Er schüttelte heftig den Kopf, während Ahlsen einen scheuen, mitleidigen Blick aus die junge Frau warf, die er- bleichend bis zur Tür zurückgewichen war, und jetzt mit zuckenden Lippen sich bemühte, die Tränen zurückzudrängen. Ter alte Herr sah seinen jungen Kompagnon verblüfft an. Diese Rücksichtslosigkeit seiner Frau gegenüber hätte er ihm nicht zugetraut — oder glaubte Berghos etwa, weil er ihm seine Geschichte erzählt hatte, nun jede Rücksicht fallen lassen zu dürfen? Aber die junge Frau konnte doch nicht wissen, daß ihr Gatte sich ihm anvertraut hatte und mußte diese Behandlung um so bitterer empfinden. Ahlsen nahm sich vor, noch ein ernstes Wort mit seinem Sozius zu reden. Die kleine Frau liebte ihren Mann, das konnte man klar sehen, nur wegen ein paar unbedachter Worte glaubte der Hitzkopf in seinem übertriebenen Ehrgefühl sie verachten zu dürfen. Diese anmaßende Werthaltung seines Selbst war einfach lächerlich. „Ich muß um Entschuldigung bitten, Herr MIsen," klang es bebend von der Tür her. wo die junge, blasse Frau mühsam nach Fassung rang, „ich hatte keine Ahnung von der Abmachung meines Mannes — vielleicht schenken Sie uns ein anderes Mal das Vergnügen." „Mer bitte, laßt euch doch nicht stören, speist ohne mich!" rief ihr Walter in spöttischem Tone zu. Fra» Heddy stürzte ohne ein weiteres Wort zur Tür hinaus, flog über den Korridor in ihr Zimmer und schob den Riegel vor. Das laute Auflachen ihres Gatten hörte sie nickt mehr. Als die junge Frau hinaus war, trat Mlsen dicht vor Walter Berghof hin und sah ihn mit blitzenden Augen an. „Wenn ich nicht Ihre trefflichen Eigenschaften kennen würde, so wäre ich irre geworden an Ihnen und müßte Sie für einen Ausbund von Herzlosigkeit halten. Wie können Sie gegen die arme Frau, die Ihnen ihr Herz so offensicht Ichr die überaus Zahlreichen Revvoiss der lüetie und Teilnahme durch Karten, Llumen- schinucß »ml liebevolles OrabAeleit beim Ilin- sclieiden unserer geliebten Oattin und Natter kranWlis 8enäe A6b Winkler sa^en bierclureb unsvrn LUNIKSt«!! VLLIAK. Ilaulssn, cken 30. ^.u^nst 1017 .Voll. Vr»i»1 Hinrli nebst liinckern im Kamen der übrigen Hinterbliebenen. lich cntgegenträgt, so beleidigend kalt und rücksichtslos sein? Es ist einfach böswillige Selbsttäuschung, wenn Sie an der Liebe Ihrer Frau zweifeln. Nehmen Sie das liebe, junge Geschöpf doch in Ihre Arme, es liegt nur an Ihnen; sie kommt Ihnen doch entgegen!" Der alte Herr erreichte mit seiner Rede gerade das Ge genteil von dem, was er bezweckte. Walter lachte grell auf. „Das ist eben ihre heillose Heuchelei, daß sie auf den ersten Blick für sich einzunehmen versteht, — damit hat sie auch mich getäuscht! Sie spielt jetzt die gekränkte Unschuld. Hätten Sie sie nur gesehen in ihrer ganzen Wildheit, — o. Sie brauchen l ieses Lamm nicht in Schuh nehmen ich habe sie kennen gell int. — Aber etwas anderes möchte ich mit Ihnen besprechen, da Sie doch einmal in die traurige Geschickte unserer Ehe eingeweiht sind. Von dem Vermögen, welches meine Frau mit in die Ehe brachte, will ich nicht den geringsten Voiteit haben Meine Frau soll cs zurück erhalten zu ihrer eigenen Verfügung. So möchte ich auf- hören, als Ihr Kompagnon zu fungieren, es soll niemand !a.;en können, daß ich mir diese Position mit dem Gelds mei ner Frau erkauft habe.' „Tie treiben die Sc che aber schon etwas zu weit," riet Ahlien ärgerlich. .Wissen Sie, ins Maßloze geschraubtes Ehrgefühl ist genau derselbe Fehler, wie gar keins z:: be sitzen. Ich habe es wirklich gut mit Ihnen gemeint, und nicht erwartet, daß Sie alle meine Vorstellungen in' den Wind schlagen' Ich bin ein erfahrener Mann und rate Ihnen, versuchen Sie doch erst, eine Aussöhnung herbei- zuführen!" — „Nein, — das kann und werde ich nicht tun! Ich bin zu schwer beleidigt wenden!" rief Walter, heftig mit dein Fuße stampfend, in hartem, unerbittlichem Ton. „Nun, nun," begütigte Ahlsen ruhig, „Sie müssen ja schließlich selbst wissen, was Sie zu tun haben, ich will Ihnen gewiß nicht lästig fallen, und kann Sie natürlich nicht hindern, auS meinem Geschäft als Teilhaber au^zutrc- ten. Doch würde es vor der Welt Aufsehen erregen und das wollten Sie doch vermeiden. Aber dagegen ließe sich ja der Ocffeutlichkeit gegenüber die Ausflucht gebrauchen, daß Sie zu stark von Ihren schriftstellerischen Arbeiten in Anspruch genommen sind, was ja auch ziemlich der Wahrheit entspricht. Doch nehme ich an, daß Sie auch in Zukunft sa^en rvir hierdurch allen von nali und kern, die durch IVort oclor Lolrrikt anläßlich dos Heldentodes unseres Aelisdten Lohnes und Lrudvrs L«eIitLei ihrer I-iodo und Verehrung nu ilrin ^.usdruch AvAebsn und uns in so reichem Nallo Teil nahme und Trost Asspsndvt haben. HlumborA, den 29. ^.uAust 1017 «einlelln rnii! lülsrls llMmi't ktleAseltern. wenigslens mein Mitarbeiter bleiben werden. So rasch wird sich indessen unser Vertrag nicht lösen lassen. Sie ken nen ja den langsamen Gang der gesetzlichen Formalitäten. Was nun das von Ihnen eingelegte Kapital betrifft, was. wie ich vermute, die Mitgift Ihrer Frau ist, so möchte ich, um jede Mißdeutung zu vermeiden, dasselbe nicht mehr in meinem Gesclzäfte belassen, wenn Sie selbst sich des Ver fügungsrechtes daran begeben wollen. Bis die gesetzliche Lösung unserer Gesellschaft ausgesprochen ist, dürste es mir gelingen, mir die Summe anderweitig zu beschaffen. Das von Ihnen eingelegte Geld wurde ja mit Ihrer Bewilligung zur Vergröberung des Geschäftes verwandt. Ich gebe Ihnen aber als Freund den Rat, überlegen Sie sich die Sache ge nau. Denn Ihr Schwiegervater wird da auch noch ein Wörtchen mitzureden haben." „Ich habe alles überlegt," entgegnete Walter entschlos sen. „Ich lasse mir nicht drein reden, auch nicht von dem Vater meiner Frau. Es ist gut, wenn wir uns gegenseitig klar werden über das Leben, welches wir künftig in unserer Ehe führen werden. Denn offiziell wünsche ich, dah wir als gut harmonierendes Ehepaar erscheinen. Einen Skandal will ich unbedingt vermeiden, — so muß ich die Bürde eben weiter tragen, die ich mir aufgeladen. Unser Brautstand dauerte zu kurze Zeit, wir kannten uns zu wenig. Wenn Sie es ohne zu große Opfer ermöglichen können, mir das ins Geschäft eingelegte Vermögen meiner Frau wieder her auszugeben, so- würde mir das ganz angenehm sein. Ich mag von dem Mammon, der mich um mein Glück gebracht hat, nichts mehr wissen. Wegen der Zukunft ist mir nicht bange. Noch bleibt mir ja mein klarer Kopf und meine Feder. Ich muß. mich nur erst selbst wieder finden! Dann soll mein neuer Nomaii entstehen, der fix und fertig in mei nem Kopfe steht. Für unseren Haushalt werde ich schon mit meinem Verdienst in standesgemäßer Weise sorgen. Und meine Angehörigen brauchen meine Hilfe nicht mehr allzu lange. Mein Bruder findet wohl bald eine Anstellung, die Ausbildung meiner Schwester ist vollendet, und die alte Mutter, na, die braucht ja nicht viel. Es ist doch gut, daß sie es ablehnte, zu mir zu ziehen, so wird ihr doch ein schwe rer Kummer erspart. Sie soll wenigstens ruhig leben, denn sie hat schon genug Schweres durchgemacht." (Fortsetzung folgt.) 8^ Täglich im grösst« L«»l >e» Akksimrr Kouierthaiistt, 8eitbl>h«straßr 37. am Haoplbhs. liagaug aach jjragcr Ltraßc52 88 Fernsprecher 22 861. Tanagra-Spiele Direktion Fürst Neu! Die Wanderbühne! Kein Kino! — Keine Marionetten! Mast MMa Wer löst das Rätsel? Tanagra-Spiele wurden Sr. Majestät dem Kaiser und der Kaiserlichen FamUie vorgesührt. Täglich graste Spezialitäten-Vorstcllungeu 4, 5, 6, 8 Uhr. Preise der Plätze: 39, 80,120, ISO F. Militär u-Kinder Ermäßigung- 1. Prolog, gedichtet von Fräulein Auzinger für die Tanagra-Spiele' 2. Der Rose Erwachen. 3. Pierrots Traum. 4. Tanzendes Meißner Porzellan, ö. Anne-Marie, altdeutsche Liedersängerin. 6. Bauerntanz. 7. Salome. 8. Rose und Libelle. 9. Elfenreigcn. 10. Tanzduett. 11. Minwsa, Ballspielen». 12. Ben Ali, orientalischer Zauberer 13. Auf der Alm. 14. Fist, die kleine Kabarettsängerin. 15. Maruszka , Nationaltänzerin. Aufruf! Unter Allerhöchster Schirmherrschaft Seiner Majestät des Königs und unter Ehrenvorsitz Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Johann Georg erfolgt Montag den 3. September und Dienstag den 4. September eme Haussammlung. Männer und Frauen Dresdens! Unsere Söhne und Brüder an der Front kämpfen für die Existenz unseres geliebten Vaterlandes.« Laßt uns daheim ihrer würdig sein im Durchhalten und Opfern! Fördert das Liebeswerk zum Besten unserer Krieger! Lindert die Kriegsnot der Frauen und Kinder unserer Stadt! Helft alle mit und gebe jeder sein Scherflein! Ariegsorganisation Dresdner Vereine. Oberbürgermeister Blüher.