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Nr ISS LS. Jahrg. Freitag den 31. August 1917 v«,og»preISi Andgab« X mit tllustr. Betlage dtertelsihrltch ».-1« ^k. In Dresden und ganz Deutsch land frei Haus 2.82 in Oesterreich S.»8 X- Au»«>be v d Dresden und „ . 2.S2 i» Oesterreich ktnzel-Nummcr IV Die Sächsische VollSzcitung erscheint an allen Wochentagen nachmittags. tertelsährlich 2.10^ In ganz Deutschland srei HauS Oesterreich 4.00 X. Ä- Nolkszeitung GeschLXüfteür n«L Medaktis«» .tzre»t»e«»A. 16, Holbeinslrahe 4M Fernsprecher 21366 «ostschecttonto Leipzig Nr. 147S7 Au»«t«rn i lONHr. dorm. iklnnatime von GeschästSanzciaen k>i« von Familienanzeigen bis I I Uhr Preis ftil die Petit Spaltzeile 20 4 - im liekla. mele» »O es. Für undeullich geschriebene, sowie durch Fern, spreche! ansgegebene Anzeigen sännen wir die Verantwortlichkeit sin die iiiichngsclt de« Leite« nicht nbeliuhinen. Sprechstunde der Redaklion: I t—>2 Uhr vorm.- Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Jentrumspartei. Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe ö nur mit der Wochenbeilage. Die Schlacht im Karst Von unserem Kriegsberichterstatter. Vom k. ii. k. Kriegspressequarticr genehmigt. 27. August 1017. stk. Tie Italiener spielen mit aufgedeckten Karten. Sie wollen Trie st. Sie wollen es um jeden Preis. Sie werden nicht eher Nachlassen, als bis sie es haben. Und diesmal m u s; es gelingen. Wird es ihnen gelingen? Fragt die Soldaten, die. mit ihren Leibern die Stadt decken, sragt die Kanonen, deren Feuermanl dem Italiener ein dröhnendes „Nein" entgegenbrüllen. Der feste Wille, Triest zu halten, verdoppelt, verzehn facht die Kräfte unserer Jsonzosoldaten. Esgrenztans S a g e n h a s t e, w a s s i e l e i st e n. Noch weist der Bürger immer nicht, was es eigentlich bedeutet: „I s o n z o s ch l a ch t." Wie dieses Plort schwer ist von Blut und Schrecken und Tod. I s o n z o s ch 1 acht, das hcistt: Hunderttailsende Men schen, in Steinspalten geduckt, über die Granaten und Ku geln hinstreichen; heisst: Hnnderttansende Menschen in engen, niederen Felslöchern, die sie mühsam selbst in den Fels gebohrt, aneinanöergedrängt, ans den Hammcrschlag der Artillerieschlacht drautzen borchend, jederzeit gewärtig, daß ein Volltreffer den Eingang verschüttet, ans dessen schmalen Spalt sie alle Lust und Licht trinken: heisst, dast sie dort warten, den Stahlhelm ans dem Kopf, die unför mige Gasmaske vor Nase und Mund, bis das Feuer schweigt und der Augenblick gekommen ist, da der Gegner gegen sie Sturm laust nn'd sie mit Stahl und Fenerbränden sich ihres Lebens und ihres Grabens wehren müssen; heisst, das; Hu» derttauseüde hier stehen in Sonnenbrand und Regenschauer, verschwitzt und durchnässt, ungewaschen seit Tagen, schlaflos Tag und Nacht, nnaufhörlich in Todesgefahr, einen ruhigen Augenblick benützend, nm rasch die kalte Konserve hinunter- znschlucken und mit ein paar Tropfen schalen Wassers die brennende .stehle zu netze», denn die stürben- oder Wasser wagen können nicht vor, die Wasserleitungen sind gestört, die Zisternen ansgetrocknet. Ucberall lauert der Tod, in den Schützengräben und in den Kavernen, vor und hinter der Stellung. Er kriecht als giftiger Schwaden über den Boden hin, fährt singend oder heulend durch die Luft, fällt in der Fliegerbombe ans dein soniiendnrchlenchteten Himmel. Verwesende Leichen liegen zuhauf und verpesten in der Sonnenbitze die Lust. Verwun dete stöhnen Und sterben schmerzlich und hilflos. Voll Greuel und Schrecken ist die Jsonzoschlacht, ein Herensabbatb, eine Hölle. Kein Mitel, das der Menschengeist 'zur Vernichtung er sonnen, bleibt hier unversucht. Ans schmälstem Raum ist hier alle zerstörende Kraft zusammengedrängt. Von den 05 Divisionen der italienischen Armee stehen mindestens zwei Drittel hier, 0000 bis 0000 Kanonen schie- sten hier allein ans Feindesseite, tgnsendc Minenwerfer schlendern ihre Fenerbrändc aus den italienischen Gräben. Es ist eine Durchbruchsschlacht größten Stiles, die der Gegner hier versucht. Brigaden und Di visionen wirft er ins Feuer, nm in unsere Verteidigung eine Bresche zu schlagen. Sechs Brigaden gingen hier und dort gegen den Abschnitt e i >z e s unserer Regimenter vor, mehr als zehn Brigaden stürmten bei Selo ans dem südlichen Plateau gegen einen kaum 1,5 Kilometer breiten Abschnitt. Aber nirgends ist dein Gegner der Durchbruch gelungen. Am Ende der ersten Woche der elften Schlacht war die Karst bastion von Triest rinerschüttort. Das Schwergewicht der Kämpfe hatte sich in den letzten Tagen nach Norden verschoben. Hier ans den Hochplateaus zwischen dem Cepovanertal und dem mittleren Jsonzo sucht der Lateiner Raum gegen Ost zu gewinnen, mn »ns so von Norden her ans den Stellungen östlich Görz und auf dem Karstplatcan herauszilopcriercn. In raschem Entschluß hat jedoch die Führung unserer Jsonzoarmecn hier unsere Front, die ans den Gängen der Höhen dem Flnßbogen zwischen Tolmcin und Salrano folgt, in eine günstigere und zugleich kürzere Linie ziirückgenommen, ungeachtet der damit ver bundenen Opferung des Monte Santo, der im Zuge dieser Bewegung kampflos geräumt wurde. Mit aller Kraft sucht nun der Gegner die neue Lage zu seineni Vorteil zu wenden. Die zweite Phase der Schlacht bat begonnen. Mit Einsatz seiner großen Uebermckcht stünnt der Feind gegen unsere neuen Stellungen ans dem Plateau von Bainsizza, verbeißt sich in die Hänge des Monte San Olabriele, der nach der Aufgabe des Monte Santo der. Angel punkt der Front geworden ist. Aber die neue Linie steht fest. Hnt ab vor den deutschen Helden an der Maas und in der Champagne, an der Somme und in Flandern, aber man ->»»»- ---... - n H Das Neueste vom Tage! ' »US» M MlliA SkMk TWMW Mmttich. W. T.-B.) Groß es H a uP t gutir tier, den 81. August 1017. Westlicher KriegsschrrupLatz HeereSgruPpe Kronprinz Rupprecht: ' In Flandern steigerte sich die Kampstäligkeit der Artillerie an der Küste und zwischen Äser und Lbs erst gegen Abend. Nachts kam es mehrfach zu Zusammenstößen im Vor feld unserer Stellungen; eine Anzahl Engländer wurde gefangen. Im Artois entwickelten sich nördlich von Lens örtliche Kämpfe, die bis zur Dunkelheit andanerlen. Südwestlich von Le Eatclct entrissen Jägerkompanicn den Engländern einen Teil ihres neulichcn Gewinnes; zahl reiche Gefangene sind eingebracht morden. St. Quentin lag wieder unter französischem Feuer. Heeresgruppe deutscher Kronprinz: In der östlichen Hälfte des Ehemin de Damcü-RnckcnS war die Feucrtätigkeit lebhckst. Vor Verdun ging das Störungsfeucr auf beiden Maasufern abends wieder in starken Artillerickampf über, ohne das; es bisher zu neuen Angriffen kam. Oestlicher Kriegsschauplatz Hceresfront des Gcneralfeld marschalls Prinzen Leopold von Bayern: Nordwestlich von Dünabnrg stießen russische Streif- abteilungen unter Feuerschutz beiJlluxt vor; unsere Graben- besahung schlug den Feind zurück. Ebenso vergeblich blieben russische Unternehmungen nm Narocz-Sec. Bei Skala setzten einige unserer Kompanien über den Zbrncz, brachen in die russischen Linien ein und kehrten nach Zerstörung der Grabenanlagen mit Gefangenen und Beute über den Fluß zurück. « Zwischen Dnjestr und Donau ist die Lage unverändert. Mazedonische Front: Bei großer Hitze hielt die gesteigerte Gefechtstötigleit an. Am Dobropolje wurden serbische Abteilungen, südwest lich des Doiren-Sees englische Bataillone unter schweren Verlusten abgewiescn. Der erste Generalqm»rtiermeister: Ludendorff. 24 000 Tonnen versenkt Berlin, 00. August. Amtlich. Im Sperrgebiete nm England wurden durch nnsere Nntcrsccboutc wiederum 24 000 Bruttvrcgistcrtonncn vernichtet. Unter den versenk ten Schiffen befanden sich die englischen Dampfer „Wiöbeck", ticfbcladen, anscheinend mit Kohlen, «nd „Edina" mit Stück- gut »ach Irland. Ter Chef des Admiralstals der Marine. Die neue Regierung in Oesterreich-Ungarn ist ans Beamten und Fachleuten gebildet. Da die politschen Parteien selbst die Schaf fung eines parlamentarischen Kabinetts als nicht zeitgemäß betrachteten, wurde ein Definitum in anderer Richtung ge funden. Der allgemeine Kurs erfährt keine Aenderung. Auf die bisherigen Stützen des parlamentarischen Betriebes wird auch künftig gerechnet. Doch soll die Zusammensetzung des Kabinetts den bisher diefendierenden politischen und nationalen Elementen erleichtern, sich niit diesem Kurs zu befreunden und an positiver Arbeit teilznnehmen. vergleiche, was dort dem anstürmenden Gegner an Terrain überlassen werden mußte, mit dem schrittweisen Raum gewinn, den der Feind hier am Jsonzo in zwei Jahren und- zehn Schlachten zu erzielen vermochte, und man wird die .Kraft unserer Verteidiger einigermaßen ermessen können. Diesmal aber wollen die Italiener unseren Widerstand brechen. „Der Gegner wehrt sich und kämpft wie ein Riese, aber im letzten Gange wird ihm doch der Atem ausgehen." So hofft Barziui, der große Verkünder neuilalienischen Heldentums. Hofft und wünscht. „Morgen ist die Besetzung des Plateaus von Do- berdo, in der weiteren Vorrückung ist Triest zu erreichen," hieß es in den siegessicheren Befehlen, die inan in der ersten Jsonzoschlacht in den Taschen der gefallenen italienischen Osfizere fand. Das war im In l i 101 5 s Zwei Jahre sind seither ins Land gegangen, zwei Jahre und zehn Schlachten. Die elfte ist im Gange. H a n -5 K e r s ch b a » m. Dem Grusen Dwllierq-Wernisiernde widmet die „K. V." (Nr. 070. 27. August, Abendblatt) unter dem Titel „Papst Benedikt XV. als Friedensstifter" eine ganz gehörige Epistel wegen seiner „deutschen Antwort" an den Papst. Wir wollen die wahlberechtigten kräftigen Aus führungen des rheinischen Zentrnmsorgans hier nicht wört lich znin Abdruck bringen, ober die Ansicht doch unterstrei chen, daß inan bei solchen Anschauungen, wie sie der Diplo mat Graf Stolverg äußert, es manchmal wohl verstehen kann, wenn manche unserer Diplomateil im Auslände nicht immer gut ungeschrieben waren. Die „K. V. beleuchtet die Stolbergscheu Anssüluiingen ebenfalls nicht kritisch, son dern sie sogt: Wir wollen seiner allgemeinen Grnndanschaniing nur die Worte entgegenstellen, mit denen R. v. Scheller- S t e i n w a r tz im Tag (Nr. >07 vom 2l. Anglist 1017) die Fnedensbemnhnngen des Papstes bespricht. Der protestan tische Bersasser schreibt u. a.: „Mit Ehrerbietung und Berständnis für das- hohe Wollen kann das ganze Deutsche Reich den Entschluß des Papstes begrüßen, seine achtunggebietende Person, s eine t i e f e W e i s h e i t und seine senseitS ollen politischen Streites siebende U n parteili ch seit in den Dienst der Friedensidee zu stellen. Zn keinem Lande wie zu Dentschlond darf der Papst bei leinen Friedensbestreblingen das Vertrauen haben, das; die Neigung, mitznwirken, wahrhast vorhanden ist. Deutschland war die erste und einzige Macht, die den Heilige» Stuhl als Schiedsrichter anerkannt bat, als es ihm die Entscheidung deS StrKtes mit Spanien über trug, der über die Karotineninseln entbrannt war. Niemals hat eine der anderen Mächte, die theoretisch sich so warm für das System der Schiedsgerichte begeistern, wie znm Bei spiel die Bereinigten Staaten, einen so großartig praktischen Beweis ihres Friedenswillens gegeben, wie damals Deutsch land. Gerade die Vereinigten Staaten haben in einem fast gleichen Falle, dem Streit nm Kuba, robe Gewalt und bil ligen Kriegsrnhm einer schiedsrichterliche» Entscheidung vorgezogen." Die Ausführungen von Erzcllenz von Scheller-Stein- wartz interessieren nnS auch insofern, als Erzellenz in Blase witz bei Dresden seil langer Zeit seinen Wohnsitz lwt. Im Gegensatz zum Grafen Stolberg schreibt auch die Wie ner „Neue Freie Presse" vom 23. August 1017 über die Per sönlichkeit und die Politik Benedikt XV:, „Wenn von der Amtszeit des Papstes nichts z» Berich ten wäre als diese Erweiterung der Menschlichkeit im Kriege, müßte sie denkwürdig bleiben.» Verkrüppelten Sol daten ,die sich im Heimweh verzehren. Kranken, die in lieb loser Umgebung, schlecht gepflegt und vielleicht grausam behandelt, in Sehnsucht nach ihrer Familie und nach ihrem Dorfe hinsiechen, hat der vom Papste angeregte Vertrag zwischen den feindlichen Mächten einen Schimmer der Freude wiedergegeben. Wenigstens für diese Unglücklichen ist dev Friede geschlossen, wenigstens sie wurden dem schlimmsten Jammer entrissen. Das nxir praktische Friedensstiftnng.... Er (der Papst) bat die Jugend und den größten Teil des Mannesalters in diplomatischer Verwendung zuge- bracht, meistens an der Seite des späteren Staatssekretärs Rampolla, mit dem er nach Madrid ging und von dem er als Kabinettsiekretär nach Rom bernfen wurde. Der Papst war Diplomat und Politiker, und erst mit 53 Jahren znm Erzbischof von Bologna ernannt, verließ er diese Laufbahn. Er bat die Weitläufigkeit eines Mannes, der mitten im Leben gewesen ist. kennt die Achsen und Triebstandcn der