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Sächsische Volkszeitung : 09.09.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192409096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240909
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240909
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-09
- Tag 1924-09-09
-
Monat
1924-09
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 09.09.1924
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'Dienstag, den v. September 1924. roll Die Marneschlachk Zur zehnjährigen Wiederkehr -er entscheidenden Kampftage vom 6. bis S. September 1914 ii. Die Entscheidung Am gleichen 4. September wie die Oberste Heeresleitung erlies! eine Stunde früher um 6 Uhr abends der Gegenspieler, General Iossre, seine entscheidende Anweisung: „1. Es ist zweckmäßig, aus der gewagten Lage der 1. deut schen Armee Nutzen zu ziehen und gegen sie alle Erliste der verbündeten Armeen auf dem linken Flügel zu vereinigen. Sämtliche Mastnahmen sind am 5. September zu tresfen, um am 6. Septeniber zum Angriff überzugehen. 2. Znin 6. September ist folgende Aufstellung zu nehmen: Alle verfügbaren zßräfte der 6. Armee, General Maunonry die am 29. August blitzlichtartig bei AinienS ausgetaucht und dann verschwunden, nach Paris abgezogen war) i,„ Norvosten vin Paris, bereit, den Oureg zwischen Lieh und May in allgemeiner Richtung aus Chateau Thicrry" (im Rücken der deutschen 1. und 2. Armee) „zu überschreiten ..." An den K r i e g s m i n i st c r richtete er folgendes Tele gramm: „Tie l. deutsche Armee hat die Richtung auf Paris verlassen und ist nach Südosten abgebogen .... Tie strategische Lage ist daher ansgezeichnet, wir können auf keine besseren Ver hältnisse für unsere Offensive rechnen. Aus diesem Grunve habe ich mich znin Angriffe entschlossen .... Ich bin entschlossen, un sere Truppen rücksichtslos, bis zum letzten Mann cinzusetzen, um den Sieg zu erringen". An die Truppen erliest er nach »apolcouischcm Vorbild folgenden Tagesbefehl: „Im Augenblick, wo die Schlacht um die Rettung oeS Vaterlandes beginnt, darf keiner rückwärts schauen. Alle Kräfte gehören ocm Angriff, der Zurückwcrfuug des Fein des Die Truppe, die nicht mehr vorwärts kommt, must, koste es was eS wolle, oen erstrittenen Vooen sesthaltcn und eher ster be», als zurückweichen. Angesichts der Kriegslage ist keine Schwäche zu dnloen". Obwohl dieser Aufruf rechtzeitig in die Hände der Oberste» Heeresleitung fkelangte und sie erkennen liest, dast die Stunde der Entscheidung gekommen war, eilte sie nicht in oie Nähe ihrer Heere, etwa nach Vouziers oder Rethcl oder Laon, son dern blieb wie gebannt, wie gelähmt in Luxemburg stehen und setzte sich so selbst auster Gefecht. „Vom- S. bis 9. September schwieg die Oberste Heeresleitung", bemerkt der Generalstabs chef der 1. Armee, v. Kühl. In beme-rkenswcrtem Gegensatz hierzu steht die großzügige Beweglichkeit des Generals Jossre, der am Vorabend der Schlacht, die am 6. September morgens losbrechen sollte, sein Hauptquartier von Bar sur Aube nach Chatillon s. S. hinter die Mitte seiner Truppen verlegte uuo deni der Umbau der Fcrnsprechleituugen keine Sorge bereitete. Wenn man berücksichtigt, aast sämtliche französische wie die eng lische Armee bereits wiederholt geschlagen und tief erschüttert waren — Smith Torrien, der Kommandierende des 2. eng lischen Korps riet am 28. August zur Wiedereiuschiffung nach England und Truppen der 5. französischen Armee waren nach Angabe des Generals Valabregue" in einem Grade herunter gekommen und demoralisiert, daß man bei einem ernstlichen Kampfe befürchten mußte, sie würden sich anflösen und die Verwirrung und Unordnung auf die «benachbarten Korps ver treiben" — so must die eiserne Ruhe und die kühne Entschlosse„s>eit des Generals Joffre, der im Rückzug zwei neue Armeen, die 6. unter Maunoury und die 9. unter Fach, formiert und mit seinen geschlagenen Truppen einen Sack biloet, um die Deutschen hinein- laufen zu lassen, rnhmcno festgestellt werden. Während Schlieffen die große Schlacht an der Marne mit 33 Korps schlagen wollte, brachte Moltke nur 20 an den Feind und ahnte nicht, daß ihm dieser 30 entgegensetzen würde. Wenn auch die soldatische Ucbcrlegeuheit der deutschen Truppen geeignet war, dieses Mißverhältnis der Kräste nuszugleicheu — untern Opfern — so kam hinzu, daß die Gruppierung der deutscben Kräfte ein günstiges Ergebnis in Frage stellte. Am 5. Septeniber standen die 1., 2 und 3. Armee nach Sndwesten gestaffelt zwischen Marne und Seine, und weit rechts rückwärts hinausgeschoben, westlich vom Onreq, keine 50 Kilo nieter von Paris entfernt, hielt einsam das 4. Nescrvekorps Wache. Am frühen Morgen wurde es von der ans Paris vorbrcchenoeu 6. Armee angegriffen. Sein ausgezeichneter Füh rer, General der Artillerie von Gronau, gab mittags den Be seht zum Gegenangriff. Ter Gegner wurde zurückgeworfen, seine Umfassungsabsicht erkannt und General v. Kluck unterrichtet. General v. Kluck befahl noch in später Nachstunde ans Grund dieser Mitteilung und im Hinblick auf den bereits iu früher Morgenstunde eingegangenen Befehl der Obersten Heeres leitung „gegenüber der Ostfront von Paris" zu verbleiben und einem aus Paris vergehenden Gegner „offensiv eutgcgenzntreten" den Rückmarsch seiner weit vorgcdrungenen Korps zurück an das Nordufer der Marne und ihr Einrücken in die Ourcq-Front. Tas bedeutete für oas nächststehende 2. Korps einen Marsch von 50 Kilometer und für das am weitesten entfernte 9. Korps einen suchen von über 100 Kilometer, quer über vier Fluß läufe, quer über Berg und Tal, in einem Tag und Nacht fortgesetzten unerhörte» Gewaltmarsch. Tenn das nur 18 Batail lone starke 4. Rcrservekorps wurde am 6. morgens erneut von Maunoury mit sech T-ivisionen angegriffen, erwehrte sich nur mühsam des Feindes und bedurfte dringend der Hilfe. Der Abmarschbefehl erreichte die Korps am Morgen den 6. Sep tember. Aber gleichzeitig meldete sich der Feind: denn am gleichen Morgen begann der Generalangriff der französisch-eng lischen Truppen auf Front, Flanke und Rücken des deutschen Gtoßflügels, die den Abmarsch der angegriffenen Korps zu einer Unmöglichkeit machte. Und da zeigte sich, daß der deutsche Soldat von 1914 das Unmögliche möglich machte. Es gelang den Korps — dem 9. allerdings unter Verlust eines Teiles seiner Artillerie — sich im Lause des Tages nach mehr oder minder schweren Kämpfen voin Feinde zu lösen und abzumarschieren. Tas 2. traf noch am 8. links und rechts vom 4. RejervekorpH ein. Tas 4. war am Morgen des Z7. zur Stelle. Tas 3. und 9. focht beis zum Abend in ungleichem Kampfe mit vier Korps der französischen 5. Armee mit ocm Ergebnis, daß dcrjen Führer abends seinen Truppen befahl, „sich einzugraben, um, koste es, was es «volle, jedem Angriffe zu widerstehen"- So wenig hatte er die Lage er könnt. Am 7. zog das siegreiche 3. und 9. Korps nach oem Ourcq ab, um am 8. morgens in den Kampf einzugreifen. Da mit war das Loch im Westen verstopft. Aber dort, wo die vier Korps weggezogen waren, im Süden, war ein neues Loch aufgerisscn. Wenn der Feind in diese 20 Kilometer klaffende Lücke zwischen der 1. und 2. Armee einbrach — sie wurde nur notdürftig durch Reiterei und einzelne Truppenkörper verschleiert — so wurden oie beiden Armeen getrennt, umfaßt und einer Katastrophe zugeführt. Tann war Joffre gelungen, was oer Obersten Heeresleitung zwischen Saar und Mosel, bei Longwy, an der Sambre, au der Maas, an der Oise nicht gelungen war. In dieser beunruhigenden Lage hing alles davon ab, daß sich die beiden Heerführer, von Bülow und von Kluck, ver ständigten und Hand iu Hand arbeiteten, da die Oberste Heeresleitung so gut wie nicht existierte. Was d ie Truppe anbetraf, so konnte man sich darauf verlassen, oaß sie das Menschenmögliche, ja U e b e r in e n s ch l ich es leisten würde. Tas ist denn auch geschehen. Wie ain 6. griff die Armee Maunoury auch am 7. von 4 Uhr morgens ab die Deutschen im Rücken von Westen her, an. Mu geringem Erfolge. In der folgenden Nacht mußten 1300 Pariser Kraftwagen ununterbrochen Verstärkungen heranfahren, um sie angrisfsfähig zu erhalten. Anschließend an die Armee Maunoury ging die eugliiche Armee von Südwest gegen die deutsche Flanke vor. Ihr Vor gehen war lahm und gab zu Besorgnissen keinen Anlaß. Sie gelangte knapp über den Grand Morin. Tie anschließend von Süden her angreifeude 5. sranzö- fische Armee die tags vorher voin 3. und 9. Korps zurück gewiesen worden war, machte am 7. September nur unbe- deutende Fortschritte, und ihre Nachbararmee, die 9. unter Foch gar keine. Beide wurden von der Armee Bülow auf gehalten, wiewohl kritische Augenblicke wiederholt eintraten, und zu dem unglücklichen Entschlüsse Bülows führten, seine einzige Reserve, das 7. Korps, von ihrer richtigen Stelle, seinem be drohten rechten Flügel, nach oem linken Flügel zu ziehen. Am 8. September stand die Schlacht. Die 1. Armee be hauptete sich gegen alte Angriffe und Umsassungsversuche von Norden her mit dem Erfolge, daß Maunoury eine rückwärtige Stellung hcrrsthteu ließ, iu der Nacht wieder Truppen in Kraft wagen heraus.ihr und an Jossre meldete, „daß seine stark gelichteten erschöpften Trupven schwerlich imstande sein würden, den Kampf sortzusetzen". Ter französische Heeresbericht lautete demgemäß: „Am Abend des 8. September wurde es klar, daß unsere Bewegungen nach Osten mißlungen waren. Anstatt den rechten deutsche» Flügel zu umgehen, mußte Maunoury darauf bedacht sein, nicht selber eingelreist zu werden". Inzwischen erschien langsam die englische Armee an der Marne, ohne sie zu überschreiten, nno bedrohte die linke Flanke Klncks. Dieser Gefahr wurde ourch ein leichtes Zurückbiegen des linken Flügels begegnet. Am Abend wäre das AOK. 1 von der 5. französischen Kavallerie-Division, welche einen „Raid" in den Rücken der Deutschen nnternommen und Kolonnen und Trains in nicht geringe Verwirrung gesetzt hatte, „um ein Haar" aufgehoben worden. Auch die 2. Armee hielt sich den Tag über in ihren Stel lungen und ihr linker Flügel errang einen großen Erfolg über die Armee Foch. Der französische General Canonge bemerkt: „Man kann mit Fug und Recht beyaupten, daß sich selten eine Armee in einer so kritischen Lage befunden hat (wie dis Armee Foch.) Was hätte sich ereignet, wenn oie Deutschen entschlossen in Richtung auf St. Lonp durchgestoßen hätten". Aber mittags wurde das 1. Heereskavallerie-Korps im Raume zwischen der 1. und 2. Armee geworfen. Die Garde- kavalleric-Division wich nordostwärts und die 5. Kavallerie-Divi sion nordwcstwürts über die Marne. Am Abend ereignete sich ein geringer Einbruch des Feindes am rechten Flügel der 2. Armee. General v. Bülow sah sich veranlaßt, seinen rechten Flügel in der Nacht um etwa 15 Kilometer nach Osten zurück- zunehmen. Dadurch wurde die zwischen 1. und 2. Armee klaf fende Lücke wesentlich erweitert. Tas Verhängnis bereitete sich vor. Eine dauernde Verständigung zwischen den Armecsührern, v. Bülow und v. Kluck, deren telephonische und Funkenver bindung »ich zureichend war, fand nicht statt. Am 9. September entschied sich das Schicksal der Schlacht. General v. Bülow berichtet: „Obwohl der Kampf am 8. September vor Mitte nno und linkem Flügel weitere Fortschritte machte, wurde eur- scheidendcr Erfolg bei der 2. Armee nicht erzielt. Ter nicht angelehnte rechte Flügel — 13. Infanterie Division und 10. Reservekorps — mußten dagegen, um nicht umsaßt zu werden, am Abend bis in die Linie Margny—Le Thoult zurück- gcuvmmen werden. In Erwartung, daß es der 1. Armee im Laufe des 9. September gelingen ivüroc. sich loszulösen, und au die 2. Armee herauzuziehen, wurde auch für den 9. Septeniber die Wcitcrführnng des Angriffs vom linken Flügel aus be sohlen . . . Als am 9. Sevtember früh der Feind in zahl reichen Kolonnen die Marne zwischen La Ferte und Chateau Thierry überschritt, bestand hier kein Zweifel, daß der Rück zug der l. Armee nach der taktischen und operativen Lage unvermeidlich war und daß auch die 2. Armee zurückgehen müßte, um nicht in ihrer rechten Flanke völlig umgangen zu werden; iu Uebcreiustinunuug mit oem Vertreter der Obersten Heeresleitung (Oberstleutnant Hentsch) war ich der Uebeczeugung, daß es nunmehr die wichtigste Ausgabe der 2. Armee sei, die 1 Armee nördlich der Marne zu stützen . . . Durch diesen Entschluß, welcher für die überall siegreich gewesene 2. Armes nicht leicht war, wurde der augenscheinliche Plan der franzö sischen Heeresleitung: »eberslügeluiig des deutschen rechten Heeresflügels unter Abdrängung und Vernichtung der 1. Armee, noch rechtzeitig vereitelt. . . . Obwohl der Entschluß zur Zu rücknahme der 2. Armee am 9. September vormittags feststand, wurde zunächst noch die im erfolgreichen Vorschreiten befindliche Offensive von Mitte und linken Flügel der 2. Armee mit aller Kraft fortgesetzt, nno als oer Feind überall geworfen war, trat die 2. Armee in den Nnctzmittagsstunden des 9. Sep tember vom linken Flügel aus die rückgängige Bewegung an". Die Erwartung des General v. Bülow, der 1. Armee würde es im Lause des 9. September gelingen, sich vom Feind« „loszulösen", war durch nichts begründet. Die 1. Armee hatte im Gegenteil alle Vorbereitungen getroffen, um am 9. Sep tember morgens ihrerseits die Offensive zu ergreifen, mit ocm herangekommenen 9. Korps unter Führung des Generals von Quast den linken Flügel des Gegners zu umfassen und die Armee Maunoury endgültig unschäolich zu machen. Aber bereits morgens und ip, Laufe des Vormittags kamen beunruhigende Nachrichten. Die 2. Armee hatte ihren recht«» Flügel erheblich »ach Osten zurückgcnvmmen. Tie beiven in der Lüae'besinvlichcn Kavallerie-Divisionen waren geworfen und nord- vstwärts und nordwestwärts gewichen. Die drei englischen Korps überschritten zwischen La Ferte und Chateau Thierry im Rücken der 1. Armee ohne Widerstand die Marne. ES mußte etwas ge schehen. Um 11.30 Uhr befahl v. Kluck dem General von Linsingen, den linken Flügel über Ourcq zurückzunehmen und eine Infanterie-Division zum Angriff auf die Engländer in Marsch zu setzen. Zwischen 2—3 Uhr nachmittags war diese Bewegung ohne Störung durch den Feind durchgeführt. General v. Linsingen vermerkte um 2 Uhr ins Kricgstagclbuch, „oaß durch d as Zurückbiegen des linken Armceflügels der Bedrohung durch die Engländer vollauf Rechnung getragen sei und daß die gut fortschreitende Offensive des rechten Flügels zu einem Siege der Armee führen müsse". Dies war die Lage, als gegen Mittag, vom Armee-Ober kommando 2 kommend, der Beauftragte der Obersten Heeres leitung, Oberstleutnant Hentsch, beim Armee-Oberkommando 1 erschien, den Rückzug der Armee anordnete und damit über den Feldzug entschied. Die Besprechung fand nur zwischen dem Oberst- leutnant Hentsch und dem Generalstabschef der 1. Armee von Kühl, und deren Obcrqnartiermeister statt, der Heerführer General v. Kluck, hat an ihr nicht teilgenommen, wie er in seinen Erinnerungen vermerkt, „ein bedauerlicher Umstand, der durch persönliche Meldung des Oberstleutnants beim Armerführtr zu vermeiden war". Ueber den Verlauf der Besprechung machen die Beteiligten widersprechende Angaben. T«r Gegenstand hat, entsprechend seiner gar nicht abzumessenden Bedeutung eine reiche Literatur hervor- gerufcn und auch die Legende hat sich des Stoffes bemächtigt. Oberstleutnant Hentsch, der im Verlaufe des Krieges gestorben ist, hat im Jahre 1917 einen Bericht über seine damalige Tätigkeit an den Gcneral-Feldmarschall v. Hindcnburg erstattet. Darin heißt es unter Hinweis aus den Wortlaus seines Auftrages, wel chen sein Auftraggeber, Generalleutnant Tappen in feinem Be richt wie folgt angibt: „Sollten auf dem rechten Flügel be reits rückwärtige Bewegungen eingcleitet sein, so versuchen Kie, diese so zu dirigieren, daß v L > ke zwischen 1. und 2 Arme« wieder geschloffen wird, 1. Annes möglichst Richtung Soissous", folgendermaßen: „Ich habe der 1. Armee gegenüber ausdrücklich auf dis mir erteilte Vollmacht hingewiesen »uo.oen Rückzug im Namen der Obersten Heeresleitung angcoronct". „Hierzu war ich berech tigt, weil 1. Rückgängige Bewegungen bei der 2. Armee bereits eingetreten waren und auch der linke Flügel der 1. Arme« schon vor meinem Eintreffen oen Beseht zum Zurückgeheu bis in die Linie Crouy—Coulombs erhalten hatte. 2. Weil ich aus meiner Fahrt von der 2. z„r 1. Armee persönlich den Eindruck von der schwierigen Lage des linken Flügels der 1. Armee und damit die Bedrohung des rechten der 2. Armee hatte. 3. Weil ich beim Armee-Oberkommando 1 nicht das Gefühl hatte, daß man dort znr Zeit meiner Anwesenheit unbedingt von einem ausschlaggebenoen Erfolg des rechten Armce- slügels überzeugt war". In dem Berichte heißt es weiter: „Ter Eindruck, den ich bei meiner Fahrt über Reims—Fismes—Fere en Tardenois nach Mareuil zum Armee Oberiommando 1 hatte, war kein günstiger, Ueberall tras ich anf in wilder Hast zurückgchsude Trains und Bagage der Kavallerie-Divisionen: sie nahmen sämtlich G.- Rich tung aus Fere en Tardenois. Vcrwundelcnlcupps ürömlen in gleicher Richtung ab: sie fürchteten, bereits abg.ichnitlen zu sein. I» Neuilly war alles durch Kolonnen occsiopit: ein Fliegerangriff hatte eine völlige Panik hervorgerufcn. Wieoec- ho.. mußte ich aussteigeu nno mir mit Gewalt die Weiterfahrh erzwingen. . . . Vor Brumctz mußte ich umieh.cn, da englische Kavallerie bereits in Nähe war. Erst mittags gelang cs mir, oer Chezy Mareuil zu erreichen. Was inzwischen für ein Msl- dungs- und AbsichtenauStau'ch zwischen 1. und 2. Armee siakt- gefunden hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Jedenfalls empfing mich General v. Kühl aus der Dorsstraße mit den Worten: „Ja, wenn die 2. Armee zurückgeht, können wir hier auch acht bleiben!" Demgegenüber schreibt General v. Kühl: „Tie Lage der 1. Armee erforderte keineswegs deren Rückzug; das Obertoui- mando widersetzt sich diesem Ansiunen auf das heftigste, bevor es sich der Anweisung des nach seiner Angabe von der Obersten Heeresleitung mit Vollmacht versehenen Oberstkicntnant Hentsch fügen mußte." Es ist müßig, Betrachtungen darüber anznstellen, wie es gekommen wäre, wenn die 1. Armee wenigstens das 9. Korps zur Deckung der Flanke die 2. Armee im Süden belassen und auf eine Offensive verzichtet hätte; wenn sie bereits am «st Sep tember hinter den Ourcq zurückgegangen wäre und bessere» Anschluß an die 2. Armee gesucht hätte; wenn die 2. Armes ihren rechten Flügel nicht zurückgenommen und ihren Erfolg links weiter ausgebaut hätte; wenn Hentsch nicht gekommen wäre oder Widerstand gefunden hätte, lieber all dies läßt sich 10 Jahre später und weit vom Schuß und nach Kenntnisnahme! von den Umständen, welche in der kritische» Stunde nicht bekannt waren, leicht reden. Aber mitten im Wirbel des gewaltigen Geschehens, mitten in der wilden Flut der zahlreichen richtigen und zahllosen unrichtigen Meldungen, mitten im Drange des über Tod und Leben, Sieg oder Niederlage entscheidendest Augenblicks vermag nur der Genius zu bestehen, oem der göttliche Funke in die Seele gelegt ist. Die deutsche Armee aber hat vom 8. bis 9. September 1914 einen Heldenkampf gefachten, von dem noch Enkel und Urenkel erschauernd vernehmen werden, einen Heldentamps, würdch in einem Nibelungenliede verherrlicht zu werden. (Schluß., Vermischtes — Die bewegliche Nordseeküste. Von Heiwaist: scher» in Schleswig-Holstein wird auf die Eriche «ruua ninanvicsen, daß neucvdineis das Meer hcrgebe, was es Jahrhunderte o ndnrch als sein Geheimnis und Eigen bewahrt habe so gras e Hoizbrocleu, die teils von untergegaugeuen Wälder», teils vor »utergegaugeneu Schiffen herrühren mögen, sowie die Ställe, au oer der von Lilien- ccou besungene plötzlich in den Nordsecfiuteu versunkene alt- friesische Handels- und Hafenort Rnngholt eeslanden bol. Es müsse, so heißt es, ein Grund voriiegen, daß längst Vergangenes emporsteige, mit anderen Worten, es scheine ein« Tatsache vorzu liegen in dem Streite, ob die Küste sich bebe oder senke. Dabei brauche mau nicht an eine allgemeine Hebung des gesamte» Bo. den«? zu denken, solcher» es gen ist,.« einstweilen, die geviogiich auf gestellte sogenannte Stauchungstlstorie, di« besag«, daß die Küste des Meeres unter Zurücktreten allmählich steil ausgestauchl werde, sa daß das Meer daneben an Tiefe gewinne. — Mit der Frage der Beweglichkeit der Nordseeküste ist ein« geophbsisch« Angele,reuleit von großer Bedeutung aufgeworfen. — Wann bekommen wir einen neue» Polarstern? Der Polarstern gilt im allgemeinen als etwas für die Dauer Fest, stehendes, woran wir in alle Einigkeit festznstellen vermögen, wo Norden ist. DaS trifft aber nickst zu In Wirklichkeit fleht er jetzt schon 1 Grad 18 Minuten vom Nordpol entfernt und die Zeit ist bekannt, wo er als Nordstern abgebaut werden wird. Au feine Stelle tritt dann der Stern Wega in der Leier. Allerdings geht der Abbau nicht so schnell, wie auf unserem Planeten, son dern der jetzige Polarstern wird erst nach etwg, 12 000 Jahren seines Amtes enthoben werden. — Die Eisenbahnschiene als Glockeuersatz. AuS Bebra wird geschrieben: Ein eigenartiges Erinnerungsstück ans der Zeit des Krieges ist dieser Tage der Kirche zu Bebra zur Auibewe.hruiig übergeben worden. Es handelt sich uni eine rosiüberzogeue schwere Eisenbahnschiene, die seit der Kriegszeit der Gemeinde als Kir chenglockenersatz gedient hat. Zwei große Glocken mußten im Krieg« eingesckmwlzen werde» und statt ihrer bin,, man jene Eii««n- bahiischiene ln den Turm, die als Läutewerk benutzt, einen durch dringenden und wohltöneude» Klang von sich gab und die Bebraer bis vor lvenigcn Tagen zum Gottesdienst gerufen hat. Die Ge. meiude hat nun aber zwei neue Glocke» a» einem der letzten D« >. tag« eingcwciht, wobei gleichzeitig die Eisenbabnscknene ans Ins. tiger Hohe hcrabgeholt wurde. Sic wird nun im Halbduuie! d-«S Gotteshauses noch in späteren Tagen komincndeu Gesctzlecbiern ein beredter Zeuge sein der schweren drückenden Not »ustrcr Zeit. — Moskau, die teuerste Stadt der Welt. I. F. Mareosion, ein amerikanischer Journalist und Mitarbeiter der „Saiurday Eveuiilg Post", der sich zwei Monate lang in Rußland auigedal. ten hat, äußert« französischen Korrespondenten gegenüber in Paris: Die teuerst« Stadt in der Welt ist Moskau. Ein Zimmer mit Bad im Hotel Savoh kostete mich täglich l-t Dollar. Eine Portion Schinken mit Salat zum Frühstück kostete 2.5 Dollar. Täglich stet, gen die Kosten der Lelwnshaitung. — Infolge verkchrler Maß nahmen sei Rußland nahe daran, eine zweite Hungersnot kcrauf- zubeschwörou. — Weintrauben als Bichfutter . In Südafrika herrscht ei» solcher Neberfluß an Weintraube» und Rosine», daß mall sich laut „D. H. D." entschlossen hat, diese Früchte in getrocknetem Zustands als Futter für das Rindvieh au verwende». AuS fünf Pfund frischer Trauben wird ein Pftlkliv getrockneter hergeftellt. Hundert Pfund dieses getrockneten Weines kosten nicht mehr als 5 Schilling, Die südafrikanischen Farmer können also kein billigeres Viehfutte« anfbrinyen. Verantwortlich für den redaktionellen Teil: i. V. Max Domschke^ Dresden. — Für den Inseratenteil: Josef Foh mann, Dresdens
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