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Sächsische Volkszeitung : 30.08.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192408302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240830
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240830
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-08
- Tag 1924-08-30
-
Monat
1924-08
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 30.08.1924
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r. ÜkkMsW ttt s. 3. A. in FrMll Etwa 1000 Teilnehmer aus allen Teilen des Reiches hatten sich in Frankfurt am Main zum zweiten Verbandstag der Deutschen Jugend Kraft zusammengefunden. Am Frei tag bereits trat der Neichsverband zur Beratung für den Ver- bnndstag zusammen, während der Sonnabend den Borkämpsen für die Spiele und leichtathletischen Wettkämpfe gehörte. Ein besonderes Ereignis brachte das Schwimmsest, das einen muster gültigen Verlaus nahm. In der größten Turnhalle Frankfurts wurden die turnerischen Wettkämpfe ausgetragcn. Recht gute Durchschnittsleistungen wurden allenthalben erzielt, und auch die Bestleistungen zeigten recht gute Ergebnisse und zeugten für die bisher vom Verbände geleistete Arbeit. Im herlichen Frankfurter Dom las Verbandspräses Prälat Mosterts am Sonntag die hl. Messe. Am Nachmittag wurden die N e i ch s m e i st e r s ch a f t e n der D. I. K. ausgetragen. Mit einem schlichten und würdigen Festabend wurde der kampf reiche Tag beschlossen. Der zweite Vorsitzende Reichstagsabgeordncter H. Hof mann-Ludwigshasen hielt eine kernige, von jugendlicher Be geisterung durchdrungene Festrede. Die Tagung der D. I. K. hat bei ihm verschiedene Erinnerungen wachgerufen. Deutsch land ist zurzeit in großer Not,' (ebenso wie vor 100 Jahren). — Im Neichsparlament finden eben auch Wettkämpfe und zwar körperliche s!) und geistige statt. Es sei eine Reorganisation im sportlichen Leben notwendig. Keine sportliche Betätigung um der winkenden Preise wegen, sondern um der Seele willen. Das ist der Grundgedanke der D. I. K. Pflege des Leibes als Träger der Seele. Die D. I. K. ist deshalb keine Absonderung auf sportlichem Gebiet. Sie entspricht unserem ka tholischen Wesen und ist mit Rücksicht auf die Ziele anderer sportlicher Organisationen vollauf berechtigt, ja unbedingt not wendig. Mit Recht betont die D. I. K. immer wieder, daß an erster Stelle die G e i st e s(Seelen)p f l e g e steht und somit Veredelung des Charakters bewirkt wird. Unser Blick muh stets nach oben gerichtet sein, dann hat man seine Freude an dieser urwüchsigen Bewegung unserer Jugend. Diese muh man unterstützen. Deshalb wird, sobald es die Verhältnisse gestat» Ic», im Reichstag mehr für unsere körperliche Ertüchtigung im Sinne der D. I. K. getan werden müssen. Am Montag kam die geistige Arbeit, der V e r b a n d s t a g. Verbandsleiter und Reichswarte gaben die Bericht«. Aus allen sprach die sichere Fortentwicklung des Verbandes. Die Reichs- Veranstaltungen finden anläßlich des 3. Verbandstages 1926 wieder statt. Der Ort wird vom Verbandsausschuß bei der näch sten Tagung Ostern 1925 in Leipzig festgelegt. Münster und Würz bürg bewerben sich. Der Paßausmeis wird allgemein beibehalten. Der Verbandsausschuh soll eine Durchsicht der Satzungen vornehmen und sie dem nächsten Verbandstag vor- logen. In der öffentlichen Versammlung sprach dann der Vor kämpfer der D. I. K., Pfarrer K a l t h o f f-Dortmund, über Jugendkraft. Geist und Arbeit. Seine Ausführungen fanden reichen Beifall. Fünf Jahre kaum arbeiten wir und sind voran- gckommon. Der Schlußakt klang in der Weihe des Verbandes an Kaiser Heinrich den Heiligen aus. Er als ganzer deutscher Mann, als ganzer katholischer Mann, soll unser Vorbild sein. Sein Sterbetag, der 15. Juli, soll für uns als kirchlicher Feier tag gelten. Dem Reichskanzler wurde folgendes Telegramm über mittelt: Dem deutschen Reichskanzler, dem großen Förderer der katholischen Sache, entbietet der 2. Neichsverbandstag der Deutschen Iugendkraft. Frankfurt a. M., in schwerer Schicksals- stunde des deutschen Volk»; die herzlichsten Grüße mit dem Gelöbnis allzeit treuer Mitarbeit am wahren Wiederaufbau des deutschen Vaterlandes. Herzlich Iugendkraft Hei» Don -en Meisterschaftsspielen Die Meisterschaft im Wasserballspiel errang sich Rhc- nania-Köln-Deutz, die mit 8 : 2 überlegen über Neptun Berlin siegte. Fußballmeister wurde Katernberg (Rhein-Weser) mit 4 : 2 über Offenbach a. M.-Bürgel (-Nassau). Meister im Echlagball Bonifatius-Köln, der mit 32 : 68 Frankenthal (Pfalz) aus dem Felde schlug. — Meister im Faustball Halt M.-Glad- bach im Endspiel gegen Limburger Hof (126 : 145). — Endlich Meister im Handball Herne gegen Sachsenhouson (3 : 1). Die katholische Kirche in Kollan- Nach neuesten Statistiken hat die katholische Kirche ln Holland 2 250 000 Seelen, ungefähr ein Drittel der Bevölke rung. Pfarreien gibt es 1181 mit 2736 Priester. Im Jahre 1910 zählte man nur 1014 Pfarreien mit 2310 Geistlichen. Es bestehen 41 Seminarien mit 4793 Zöglingen und 42 Konvikte Mit 1708 Kandidaten. Kleinkinderschulen bestehen 703 mit Wissenschaft uni» Bildung Bin den Hochschulen. In Hilperts«» im badischen Murgtal starb der emerit. oroentl. Professor des öffentlichen Rechts der der Leipziger Universität Geheimer Rat Dr. für. teol. l). c. Otto Mäher lm 79. Lebensjahr. — Der Prjvatdozeut für semitische Philologie an der Universität Breslau, Dr. HanS Heinrich Schacher (ein geborener Göttinger), ist zum nichibe- nmteten außerordentlichen Professor ebenda ernannt worden; zu gleich hat er einen Lehrauftrag für iranische Philologie erhallen. Auf den durch den Weggang des ordentlichen Professors Tr. Föttinger an die Technische Hochschule in Charlottenburg freiwec- denden Lehrstuhl für Dampf- und Schifssturbincn, Propcllor Uno Strömungsphysik an der Technischen Hochschule in Danzig ist DiPI.-Ing. Dr.-Jng. Gustav Flügel von der A. E. G. Turbinen- fabrik berufen worden. — In, Heidelberg verschied der emer. ord. Professor der Chirurgie an der dortige» Universität Geh. Hofrat Tr. Albert Narath lm Alter von 60 Jahren. Sein Hanptarbeitsgebiet war Chirurgie der Bauchhöhle, Orthopädie nuo Anatomie oer Lunge. — Der Privatdozent für Geburtshilfe und Gynäkologie au der Gießeuer Universität, Oberarzt an der Frauenklinik Dr. Adolf Seih (aus Elberfeld) ist zum außerplan mäßigen außerordentlichen Professor ernannt worden. — Der Marburger Historiker, ord. Honorarprofessor Dr. Phil. Kal Ro bert Wenck, einer der namhaftesten Vertreter der mittelalter lichen Geschichtsforschung, ist aus Anlaß seines 70. Gebnrtstagesi von der dortigen theologische» Fakultät zum Ehrendoktor er nannt worden. Wenek, ein geborener Leipziger, dozierte früher ln Halle. — Zum Honorarprofessor in der philosophischen und Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Münster i. W. Ist der Oberschulrat bei dem Provinzlalschulkollegium ebenda Dr. Karl Vorländer, beauftragter Dozent für Moral-Staats» uno Gejellschaftsphilosophie in der genannten Fakultät, ernannt wor den. — Ernannt wurde« der o. Professor Dr. med. et phil, Her mann Fühner in Leipzig znm ordentlichen Professor der Phar makologie an oer Universität Bonn als Nachfolger des Geh. Med.-Rats H. Leo. — Infolge eines Schlaganfalles verschied plötzlich Professor Dr. Karl Brick, Wissensch. Mitglied des In stituts für angewandte Botanik in Hamburg, Vorstand der Ab teilung für Pftanzenwuchs, im Alter von 61 Jahren. Prof. Brick war mit der Abhaltung von Vorlesungen an der Ham- bnrgischen Universität beauftragt. ' Doppelte Doktorpromatlon eines Blinden. An der Uni versität Heidelberg ist der aus Heilbronn stammende Blinde, Krämer, innerhalb vier Wochen von der philosophischen und juristischen Fakultät zum Doktor promoviert worden, und zwar beide Male „magna cum lauoe." 7188« Schülern, ferner 1597 Primarschulen mit 293509 Zög lingen. 83 Sekundarschulen mit 8121 Schülern. Außerdem gibt es noch einig!- technische und Handelsschulen. Die junge katho lische Universität Nymwegen steht In guter Entwicklung. Schon in den nächsten Jahren Ist eine Verdoppelung und Verdreifachung der Schülerzahl zu erwarten. Auch das katholische Organisationswesen Hollands hat sich in den letzten Jahren gut entwickelt. Von den zahlreichen Or- ganisationen des katholischen Holland seien hier nur einige auf geführt. Der katholische Bauernbund zählte Ende des abge laufenen Jahres 1102 Sektionen mit zirka 100 000 Mitgliedern, die Vereinigung katholischer Bäuerinnen 464 Sektionen mit über 45 000 Mitgliedern. Die landwirtschaftliche katholische Presse hat vier Organe mit einer Gesamtexemplarzahl von 103 500. Der Bund christlicher Arbeiter hat 200 000 Mitglieder. Er hat die Aufgabe, die Arbeiterschaft wieder zu verchristlichen und den Sozialismus durch Gründung von Syndikaten, Ge nossenschaften und Hilfsvereine zu bekämpfen. Es bestehen zwei Wochenschriften, die sich bestreben, die sozialen Lehren der Enzyklika „Reruin novorum" zu verbreiten. Zum Schlüsse sei noch die große Organisation der niederländischen Katholiken, der Römisch-Katholische Karitasverband erwähnt. Im Jahre 1923 wurden für die verschiedenen Hilfsaktionen von den nie derländischen Katholiken über 530 000 Gulden aufgebracht. Diese Mittel wurden verwendet für die Notleidenden Deutsch lands, Oesterreichs, Ungarns, ferner für Kinderheime, für not- leidende Klöster und bedürftige Priester und Theologie- studiercnde. Die Organisation verpflegte im abgelaufenen Jahre 6679 Kinder aus notleidenden Ländern in Holland, darunter aus Deutschland 3194. Außerdem wurden 353 Waggons mit Lebensmitteln und Kleidern versandt. Davon gingen 328 allein nach Deutschland. Für das notleidende Ausland l>aben die hol ländischen Katholiken 2 250 652 Gulden im Jahre 1923 auf gebracht. Die Hilfsaktion der niederländischen Katholiken hat seit ihrem Bestehen bis Ende des Jahres 1923 über 18733 000 Gulden aufgebracht. Auf Deutschland entfallen hiervon nahezu 7 Millionen Gulden. Aus diesen Zahlen ist zu ersehen, daß der Katholische Karitasvcrband Hollands eine segensreiche Tätigkeit entfaltet hat und find wir den holländischen Glaubensbrüdern für ihre tatkräftige Unterstützung Dank schuldig. 700-Iahrfeier -er Skadl Siegen in Westfalen Anfang September wird man in dem verträumten Städt chen Siegen, dessen Einwohner so gar nicht verträumt sind, das 700jährige Bestehen festlich begehen. Die alle, steile Bergstadt an der Sieg wurde Im Jahre 1224 von einem Fürsten von Oranien gegründet. Napoleon I. hob das kleine Fürstentum dann im Jahre 1806 auf und verleibte es dem ehemaligen Herzogtum Berg ein. Von 1813—1815 wurde es dann noch einmal für zwei Jahre selbständig, bis es in dem letztgenannten Jahr« auf dem Wiener Kongreß zu Preußen kam. Efeuumrankt recken sich die grauen Mauern der beiden Schloßburgcn ins Blaue. Sie hoben viele kriegerische Stürme, die über das Land der roten Erde dahingebraust sind, gesehen. Die Nochkommen der alten Sachsen, für die die Siegener sich halten, wissen darüber mancherlei zu sagen. Augenblicklich zählt Siegen zirka 30 000 Einwohner. Es gilt als die Wiege des Kunstwiesenbaucs. Produziert werden dort Leder, Papier, Tuch, Leim und Maschinen. Doch macht sich die Wirtschastskrisis hem mend b-nnerkbar. In Siegen hat der berühmte Maler Rubens das Licht der Welt erblickt. Auch seiner wird bei der kommenden Feier wohl gedacht werden. — Die größten Bibliotheken der Welt. Eine Zusammen sb klung der ..BibliotheK-ni von 50 000 uno mehr Bänden und :h e geographische Verteilung aui der Erde" bat der argentinische Gelchrle Tr. Enrique Sjarn veröfsentlicht und damit einen überaus interessanten Neberblick über die Zentren des wiisen- schaftlichen Lebens geboten. Wie im „Börsenblatt für den oeut- schen Buchhandel" Hervorgehoben wird stehr Deutschland in die ser Zusammenstellung unter den Völkern der Welt an zweiter Stelle. Die meisten Bibliotheken über 50 000 Bände besitzt Nordamerika. Aber Deutschland weist ein Viertel aller großen Bibliotheken Europas und ein Viertel der gesamten Bücherschütze dieses Erdteils auf. Es besitzt mit 10,Z Millionen Bänden in seinen Universitätsbibliotheken säst ebensoviel Bände wie die Universitätsbibliotheken von England. Frankreich und Italien mit ihren 12 Millionen Bänden zusammen. Dabei fällt noch der Verlust der früher deutschen Bibliothek Straßburgs, die mit ihren 1,2 Millionen Bänden die größte Universitätsbibiliothek der Welt ist, zugunsten Frankreichs in die Wagschale. Im ganzen besitzen die 160 größten deutschen Bibliotheken 29,5 Milionen Bände. Verantwortlich für den redaktiou n Teil: i. V. Max Domschke, Dresden. — Für den Inseraten!«»: Josef Fohm a nn, Dresden. Bücherttsch Rundschreiben Unseres Heiligsten Vaters Pius XI., durch gött liche Vorsehung Papst, zum 300. Todestag des heiligen Mär tyrers Josaphat, des Erzbischofs von Polozk ritus oricntalis. (12. November 1923: „Ecclesiam Dei"). Skutori- sierie Ausgabe. Lateinischer und deutscher Text. gr. 8« (26 S.) Freiburg i. Br. 1924, Herder. G.-M. 0.80. Vor 300 Jahren starb der heilige Josaphat, der Erzbischof von Polozk, den Märtyrertod für die Einheit der Kirche. Der Erinnerung an dieses Martyrium des Apostels der Slawen ist die neue Enzyklika Pius XI. gewidmet. Ein geschichtlicher Ueberblick über die Trennung der Orientalen eröffnet die Kund gebung, ein ergreifendes Bild vom Leben und Sterben des Hei ligen wird mit wenigen Strichen gezeichnet, die fruchtbringende Wirkung des Martyriums wird im Hinblick auf die Gegenwart erwogen, ein machtvoller Appell an die Christenheit und eine Anrufung der Jungfrau Maria und aller Heiligen zum Schutze des Unionswerkes beschließen das einzigartige Zeitdokument. P. Philipp Jeningen S. I.. ein BolkSmissionär und Mystiker des 17. Jahrhunderts. Nach den Quellen bearbeitet von Anton Höß S. I. Mit einem Geleitwort von Dr. Paul Wilhelm v. Keppler, Bischof von Rottenburg. (Jesuiten. Lebens- biloer großer Gottesstreitcr. Hernusgegebcn von Konstantin Kempf S. I.) Mit 9 Text- uno 7 Tafelbildern, Oktav (XXIV u. 364 S.) Freiburg i. Br. 1924, Heroer. Goldmark 5.50; geb^ in Halbleinwnud Goldmark 6.80. Ein Großer kehrt in oiesem Buche in der tunde der Not zu seinem Volke zurück. P. Philipp Jeningen war ein unermüd- Kämpfer und Streiter mitten in einem der traurigsten Jahr hunderte deutscher Geschichte. In seiner Seel« hatte sich daS Herrlichste im Christentum, großmütige, unverzagte Kreuzesliebe ausgewirkt uno zur restlosen Selbsthingabe in heldenmütigem Apostolat entfaltet. P. Jeningen verdient es, dsß er unserer Zei>, die der seinen an politischen und sozialen Wirren so ähnlich geworden ist, als leuchtendes Vorbild in dunkler Nacht wieder geschenkt wirol Licht und Segen kann sein Leben auch noch in anoerer Hinsicht spende». Man spricht und schreibt heute so viel von einem neuen Erwachen christlicher Mystik. Dev Apostel von Ellwangen war ein Mystiker, oessen eigenartige Begnadigung lebhaft an die Hochblüte mittelalterlicher Mystik in unserem deutschen Vaterland erinnert und wie diese sich am Kreuzesbaum des Leidens und der Liebe entfaltet«. So möge P. Jeningen auferstehen aus der Vergessenheit eines schicksal schweren Jahrhunoerts, und was er seiner Zeit gewesen, auch uns von neuem werden: eiri wahrer Führer zu einer desseren „Zukunft veutscher Geschichte!/ Kumor Sin wahres Gefchichtchen Beim Gutsbesitzer H. im Dorfe I. will oie Tochter Hochzeit machen, wozu viele und vornehme Gäste erwartet werden. All« Vorbereitungen sind getroffen, nur eines hätte man bald ver gessen. Am Vorabend der Feier ruft schnell die Frau des Hauses Vas Milchmädchen, die Trine, und trägt ihr auf: „Morgen, wenn du die Milch zur Stadt bringst, fährst du auch bei der Konditorei „Furcht" vor und bringst den Fürsten Pückler mit. Es ist schon alles ausgemacht." — „Ich soll'n holen, gnädige Frau", sagte erstaunt Trine, „warum oenn der Karl oder Johann nicht?" — „Die haben schon genügend zu tun", erwiderte die gnädige Frau. — „Soll ich denn da mit dem alten Milchwagen fahren?" — „Natürlich Trine, wie immer." Verwundert macht sich nun das Mädchen an ihre Arbeit. Sie putzt den altem Wagen, legt etwas Stroh hinein, reinigt die Milchkannen so, daß sie glänzen, und polstert den Sitz mit einer schönen, rotgelben Decke von ihrer Kommode. Früh am andern Morgen steht nun Trine auf, melkt die Kühe, zieht dann ihr schönstes Kleid an, schmückt den Wagen noch mit grünen Zweigen und fährt mit stolzer Miene zur Staat. Schneller als sonst setzt sie dort ihre Milch ab und fährt oann bei der Konditorei „Furcht" vor. Sie mustert noch einmal ihren schönen Wagen und geht dann hinein. — „Ich soll den« Fürsten Pückler abholen." — Man bringt ihr eine große schwere Schachtel. — „Das ist wohl das Gepäck des Fürsten, oder gar das Hochzeitsgeschenk?" — Erstaunt sieht man sie an und begreift! daun erst ihr Mißverständnis. Man erklärt ihr darauf, daß die Nachspeise, die in der Schachtel ist und von ihr abgeholt weroen soll, „Fürst Pückler" heißt. — „Na, da hätte, ich mir nicht so anstrenge brauche und alles so recne zu mache für die Schachtel, wenn's nich e richtiger Fürst ist!" — Uno wütend fährt die Trine nach Haus. » Die Macht der Gewohnheit In meinem Hause wohnt ein alter Herr Er ist schon an den Achtzig vorbei, hält sich aber immer noch aufrecht und geht nie anders aus als im Zylinder. Ich stand mit einem Hausgenossen vor der Tür. Da kam der Alt« gerade vorbei. „Was tut der Greis eigentlich tagaus, tagein?" fragte ich. „Das wissen Sie nicht?" erwiderte der Herr vom ersten Stock. „Er geht zu Beerdigungen. Zu allen Beerdigungen, deren er habhaft wird. Tagtäglich durchwandert er die Fried höfe. besichtigt die Toten, die auf den blumenumkränzten Bahren hinter den Schaufenstern liegen, und folgt dem Zug der Trau ernden. Wenn dann die Schollen über die Särge kollern, da mag er denken: Wieder einer, den ich überlebt habe . . . Greise haben nämlich ihre eigene Psychologie, müssen Sie wissen. Ihre eigenen Freunde und ihren eigenen Humor . . ." „Merkwürdig", sagte ich. „Nun fällt mir auch ein, daß ich an dem alten Herrn stets einen ironischen Zug bemerkt habe- Immerhin — ein sonderbares Vergnügen: Totengräber zu seins Was war der alte Herr denn früher?" „Thealerkritiker. . ." Im Konzert „Finden Sie nicht, daß meine Frau gut singt?" „Wie. bitte?" „Ich sagte: Finden Sie nicht, daß meine Frau heute be sonders gut singt?" „Entschuldigen Sie, ich verstehe kein Wort, dos Weib da grölt so schrecklich!" Rothschilds Trick. Ein Monn beklagte sich einmal bei Rothschilo, daß er von einem Sckutdner 1WO Mark nick: wieaer- bekommen könne. Als oieser ihm riet, er solle den Mann doch verklage», gestand er, er habe keine schriftliche Anencnntnls der Schuld. „Schreiben Sie ihm", sagte der große Finnnpnnnn, „er solle Ihnen sofort die 1500 Mark zurückgebc«." „Aber cs waren doch nur 1000 Mark", wandte der andere ein. „Gewiß", sagte Rothschild, „er wird Ihnen sofort entworten und «--klären, daß cs nur 100Ö Mark waren, und dann haben Sie die An erkenntnis uno können gegen, ihn Vorgehen." Aus meinem Examen. In unserem Lehrerinnenseminar war meine Freundin die letzte, die in der Literaturgeschichte ge prüft wurde. Sie sollte den Inhalt von „König Karls Mecr- fahrt" angeben und eine Strophe daraus zitieren. Als sie das erstere getan hatte, streifte mich ein kleiner Seitenblick, »no da wußte ich. jetzt kommt eine kleine Frechheit. Sie setzte sich also in Positur und deklamierte: „Da sprach der schlimme Gn- neton, — (Er sprach es nur verstohlen) — Blick aus die Prü fungskommission — Wär' ich mit guter Art davon. — Mög' euch der Teufel holen!" Zuerst lautlose Stille, dann schallendes Ge- lächter der Herren und dann der Vorsitzende der Kommission schmunzelnd: „Wir wollen aushören." Die Marianischen Kongregationen in ihrem Wesen und ihrer Geschichte. Von Philipp Löffler S. I. Vierte und fünfte, verbesserte Auflage, besorgt von Georg .Harrasser S. I. Mit einem Titelbild. 12» (X und 196 S.) Freiburg l. Br. 1924, Herder. Geb. in Leinwand G.-M. 3.80. P. Löfflers Schrift über die Marianischen Kongregationen gehört zum Schönsten und Tiefsten, was je über diesen Gegen- stand in deutscher Sprache geschrieben wurde. Erstmals er schien sie als Aufsatzreihc in den „Stimmen aus Maria-Laach", später in wiederholten Auflagen als Buch. Die vorliegende Neuauflage bewahrte einerseits den schwungvoll»« Charak ter der alten Festschrift, erweiterte diese aber durch zahlreiche Zusätze und schied Veraltetes aus. Der Anhang bietet neben einer kurzen Entstehungsgeschichte der Marianischen Kongre gation die zwei bedeutungsvollsten päpstlichen Urkunden (in deutscher Uebersetzung), in denen das Urbild der Marianischen Sodalitäten klar ausgeprägt ist und ihr hohes Lob aus berufen, stem Munde verkündet wird. Knechte der Klugheit. Roman von Franz Michel Willam 8» (IV und 284 S.) Freiburg i. Br. 1924, Herder. Geb. in Leinwand G.-M. 4.20. Durch die Erfahrungen der letzten Zeiten Hütte man fast zur Ansicht gelangen können, es sei nicht möglich, in klarer, einfacher Sprache zu erzählen, ohne zugleich aus Eindringlichkeit und seelische Vertiefung zu verzichten. Mit diesem Buche wird ein Gegenbeweis erbracht. Der Verfasser hat damit die Hoffnung, die nach dem Erscheinen der kleinen Erzählungen von allen Kundigen auf ihn gesetzt wurden, wider Erwarten rasch erfüllt. In einem scharfen Spiegelbild steht unsere eigene Zeit aus, darin alte Sitten und neue Anschauungen sich mischen, alte Der- mögen in nichts zusammensinkcn und mühelos Reichgcmordcne sich brüsten, die Jugend und das Alter sich oft nicht verstehen und die Leut« aus dem früheren Jahrhundert nicht mehr recht mitkommen. Der Gebildete wie der einfache Mann wird das Buch mit gleicher Spannung lesen. Das Land unter dem Regenbogen. Roman von Alfons Schrei eck. 8» (IV und 294 S.) Frciburg i. Br. 1924, Her der. Geb. in Halbleinwand G.-M. 4.80. Das Buch hat den brausenden Atem eines Bekenntnisses. Daher sein innere» Tempo. Darunter leidet die Epik der Hand« lung keineswegs. Die hochgemut« und oft herrische Idee de» Romans verschmäht es nicht, in einer lyrischen Laube oder ländlichen Idylle ein Stündlein zu verträumen oder schnalzend! den Humor wie «in Hündlein zu locken, bis es tanzend an ihr hochspringt. Die Sprache poetisch, stark, muskulös ohne die un, schönen Verzerrungen expressionistischer Athleten. Dem Tites angepaht, hat der Verlag dazu einen originellen Einband ge« .schaffen, so daß das Buch sich als reizendes Geschenk eignet.
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