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Nummer 194 — 23. Jahrgang kmal wöchtl. Bezugspreis: s. August 2 R.-M. ausschl. Bestellgeld. Berechnung der Anzeige» nach Rent.-Mark. Preise: Die e«»gcjpaltene Petitzeile 80 f. Fanrilien« u. VereinSanz., Gesuche 20 H. Die Petit-Reklamezcile 6g mm breit, 1 Offertengebühr für Selbstabholer 20 H, bei Uebersendung d. d. Dost außerdem Porto» zuschlag. Preis f. d. Einzelnummer 10 Renten-Psennig. Geschäftlicher Teil: Joses Fohmann. Dresden. SöckMe Freitag, 22. August 1024 Im Falle höherer Geivalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung v. Anz.-Aufträgen u Leistung v. Schadenersatz. Für undeutlich u. d. Fernspr. übermittelte Anzeigen übernehmen w>r keine Ver antwortung. Unverlüngl eingesandte u. mit Rückport- -nicht versehene Manuslripte werden nicht ausbewahrt. Sprechstunde der Redaktion 5 bis 6 Uhr nachmittags. Hanptschristletterr Dr. JosesAlbert. Dresden. vlesitläftSftelle der Sächsischen «volksteituu» und Drurk und «Verlag, Saronia-Duchdrnckerci GmbH„ ^ Dresden-A. is. Holveinslratze 46, sternrns 82722. Post. schecklonIoDresden 14797 WWMW mH VW ' Ae Veil -er Fllill' Ins Nie Leben' '.«evaktio» der Sächsischen Voliszeiiung Dresden. Vi, IS. Hoibcinslrahclll gernrin 827-2 und WK3« Deulschnationale Amkehr? As g»lee tee MlnimW Wer die deutschnationale Presse verfolgt, wird immer mehr zu der Erkenntnis kommen, datz man auf der „rechten" Seite doch nicht gewillt ist, letzten Endes die Verantwortung für die Zukunft durch Opposition gegen die Londoner Beschlüsse auf sich zu nehmen. Man scheint bereits den Rückzug anzutreten, und man zweifelt kaum noch daran, daß bei der Abstimmung am 29. August im Reichstag die verfassungsmäßige Mehrheit für die im Sinne des Gutachtens zu erledigenden Gesetze zustande kommen werde. Das ist ein Fortschritt, und wir begrüßen diese Einsicht in deutschnationalen Kreisen. Wir hatten ja von Anfang an be tont, daß sich schwerlich die großen deutschen Parteien dazu bereit finden würden, im gegebenen Moment nach genauer Kenntnisnahme der Londoner Beschlüsse noch weiter fruchtlose Opposition zu betreiben. So scheinen sich die Dinge in etiva zu klären. Ganz ohne Kamps wird es natur gemäß — das sind wir schon zur Genüge gewohnt, — in Deutschland nicht abgehen. Und es wird auch widerliche Kämpfe geben, jene widerlichen Szenen, die unser Ansehen im Ausland im letzten Jahrzehnt so überaus geschmälert haben, und die so tief in das „innerste Herz" manches deutschen „Volksvertreters" schauen liehen. Allerdings wer heute noch hartnäckige Opposition gegen die Londoner Regelung in Deutschland treiben wollte, der trüge dazu bei, daß Herriots Stellung in Frankreich gefährdet würde. Wenn man in Frankreich sähe, daß in Deutschland immer noch der alte „Revanche"-Geist herrsche, so würde die Gruppe Poin- carös, die nur auf die Gesühlsausbrüche dieser Revanchepartei wartet, von neuem gestärkt an die Oberfläche tauchen. Wir wollen heute nicht noch einmal an die Vorteile der Londoner Beschlüsse erinnern. Es ist aber notivendig, wieder holt daran zu denken, daß es eine überaus große Taktik un- serer Vertreter war, zu erreichen, datz ab 10. Januar 1928 Deutschland seine Handelsfreiheit wiedererlangt und dann nach freiem Ermessen Handelsverträge mit anderen Staaten abschlie ßen kann. Dieses wirtschaftliche Moment muß, wie wir schon früher betonten, stets im Vordergründe unserer Erwägungen stehen, vor allem deshalb, weil wir gerade durch die Handels- politische Freiheit ein künftiges Druckmittel Frankreich gegen über in die Hand bekommen. Nach dem 10. Januar wird Deutschland in der Lage sein, auch seinerseits Forderungen zu stellen. Wir müssen nämlich bedenken, daß, abgesehen von der Besetzungszone, für die die einjährige Räumungsfrist gültig ist, es noch anderes Gebiet gibt, das noch eine zehnjährige Beset- zung laut Friedensvertrag zu tragen hat. Diese zehn Jahre aber müssen abgekürzt werden. Und wir haben nun in Zu kunft tatsächlich durch den Abschluß von Handelsverträgen ein Druckmittel für diese Kürzung in der Hand. Ja, das ganze Ausland ivetteifert sozusagen um diese Abschlüsse mit uns. Hät ten wir in London schon jetzt einen Handelsvertrag mit Frank reich abgeschlossen oder sonstige wirtschaftliche Bindungen ein- gegangen mit dem einzigen Vorteil, daß vielleicht die Räumungs frist noch um einige Monate gekürzt worden wäre, dann wären wir für eine Reihe von Jahren wirtschaftlich gebunden gewesen. Durch die jetzige Regelung aber sind wir sowohl in einem Jahre di« Besatzung des Ruhrgebietes los, als auch in einigen Mo naten wirtschaftlich freier. Es ist in den letzten Tagen das Wort gefallen, daß sich Deutschland nunmehr als wiedererstandene Grotzmacht benehmen müsse. Das Wort ist sehr wahr und bemerkenswert. Der An fang zum Aufstieg ist gemacht. Es bleibt aber jetzt noch die Hauptarbeit zu leisten. Die Hauptarbeit wird vornehmlich da rin bestehen, daß wir sin innerlich geschlossenes Volk werden, datz wir innerhalb unserer deutschen Gaue einmal wie- der verstehen lernen, was wir wollen, wozu wir berufen sind, und welche Mittel uns zur Erfüllung unseres deutschen Be- rufes gegeben sind. Wir wissen jedoch, wie vergebens es in der Vergangenheit gewesen ist, immer wieder das Wort Einig keit in Dreiflammenschrift über unsere Tore zu schreiben. Es blieb ein leeres Wort. Nur wenige verstanden es, nur wenige lebten in seinem Geist, nur wenige opferten Leben und Tatkraft im Dienste dieses Wortes. Können wir darum heute überhaupt noch die Zuversicht haben, daß es mit dieser Einigkeit besser werde? Vielen deutschen Männern hat von jeher die E h r l i ch k e i t ihrer Handlungsweise gefehlt. Sie haben das Volk verführt, sie haben sich auf dem Rücken des Volkes ein« Plattform geschaffen, um Ehre und Kränze des Lebens in erhabener Stellung für sich einzuheimsen. Das arme Volk aber keuchte unterdeß unter der Last der Zeit. Es hoffte von Tag zu Tag und rangt« den ver antwortungslosen Führern nach, die nichts anderes als Irrlichter in ihren Händen trugen. In schwerer Kampfesstellung arbei teten .mittlerweile die deutschen Mittelparteien für einen Neu aufstieg des Vaterlandes. Sie kümmerten sich nicht um Lüge und Verleumdung, die von rechts und links gegen sie geschleu dert wurden. Sie gingen ihren eigenen Weg in der Erkennt nis, dag es nur einen Weg, den goldenen Weg der Mitte, gebe, der zur Rettung führe. In diesem Sinne sind die Der- treter dieser Parteien auch nach London gegangen. Wir haben sie nicht beneidet, denn wir waren uns bewutzt, daß jedes ihrer Worte auf die Wagschale geworfen würde, daß jede Sekunde Zeit, di« ihnen in London zur Verfügung stand, eine Tat von ihnen fordert«, und datz dereinst die Weltgeschichte Rechenschaft verlangen würde über diese Zeit und über diese Taten. Wir er kennen heute, datz die deutschen Männer in London die Zeit Ar -er WWW -es MsiWS Auswärtiger Ausschuß und Aeltestenrat — Die Haliuug der Deutschnationalen — Eine Stimme ans dem besetzte» Gebiete Bc-'l«, Lt August Die Reichstagssitzung, in der die Re.n.-rungselilänlng ab gegeben werden soll, st »uiimehr endgün q auf morgen Freitag vachuuttag 3 Uhr einberufe» worden. Im weiteren Verlauf der Sitzung des Auswärtigen Aus schusses richteten die Abg. Hötzsch. not., Dr. Brcdt, Wütschafis- partei, Graf Bernstorsf, Dem., Graf Lerchcnfelo, Bahr. Vp., Graf Newentlow, Nationalst, Dr. Kaas, Zentr., und v. Graefc, Na tionalst Anfragen an die Reichsregierung, die vom Außenminister sowie vom Ncichsfinanzniiiiister Dr. Luther und Staatssekretär Fischer von der Kriegslnstenkoininission beantwortet wurden. Ein Beschluß wurde voin Ausschuß nicht gefaßt. Der Beschluß des Aellesteurntes des Reichstages, den Aus wärtigen Ausschuß gegebenenfalls vier Tage hintereinander tagen zu lassen, hat vor allem den Zweck, eine weitere AuSschußbecalung nach der ersten Lesung der vorliegenden Gesetzentwürfe zur Durch führung des Sachverständigcnplaues i„> Plenum überflüssig zu machen. In den Beratungen des Aeltestenausschusses wurde die .Stellung der einzelnen Parteien zu den Londoner Beschlüsse» flüchtig gestreift. Der dcutschnntionalc Abgeordnete Bruhn »ahm die Gelegenheit wahr, um zu erkläre», seine Fraktion würde gegen den Dawesbcricht stimmen. Auch aus verschiedenen andere» An zeichen glauben die Blatter schließen zu können, daß die ent schiedenen Gegner des DawcsbcrichtcS innerhalb der dcutschnatio- nalen Bolkspartci daS Ucbergewicht habe,: dürsten. Sollte cS tat sächlich zu einer Ablehnung der Dawcögesehe durch die Deutsch- nationalen kommen und damit die für das Eisenbahiigesch erfor derliche Zweidrittelmehrheit nicht erreicht werden, so würde die Auflösung deS Reichstages, die bereits von der deutsche» Delega tion in London angekündigt wurde, durchgcfiihrt werden. Parallel damit geht die Absicht verschiedener Parteien, einen Volksentscheid herbcizusühren. In der „Breslauer Volks macht" seht sich der Neichstugsabgeorduete Lobe für den Volksent scheid ein, der jedoch erst am 21. September stattfinde» könnte. Dies würde eine Verzögerung bedeuten, die schwere Folgen mit sich brächte. Welche endgültige Stellung die deutschnationale Fraktion im Reichstag cinnehmen wird, kann freilich erst in der am Donners tag stattfindenden Fraktionssitzung sestgclegt werde». Inzwischen wird aber berichtet, daß hinter den Kilissen bereits Verhandlungen gepflogen werden, die auf folgendes Ziel hiuauSlaufcn: Bei der Ab stimmung über das zu erwartende Vertrauensvotum für die Neichsrcgierung werden sie sich der Stimmen enthalten mit der Motivierung, daß ihnen die politische Gesamtlnge Zu wenig ge klärt sei, um zu der Außenpolitik der Negierung Stellung nehmen zu köime». Das Gcseo über die Goldnotenbnnk werden sie ab lehnen, und zwar nicht aus sachlichen Gründen, sonder» nuS Opposition gegen den Neichsbankvrüsidcntcn und zukünftige» Lei ter der Goldnotenbank Dr. Schacht. Ebenso wolle» sic den Gesetz entwurf über die Jndustrieobligatione» ablchucn weil sie in die sem Gesetzentwurf einen starken Schritt in der Richtung der Kolo nisierung Dentschlands durch die Ententebankiers erblicken. Dem vcrsassuugsändcrnden Gesetzentwurf über die Bildung der RciihS- bahn-A.-G. wollen sie dagegen znstimmen mit der Motivierung, daß ein Verbleib der viel umstrittene» ausländischen Eisenbahner in Deutschland vermieden worden sei, daß also auf diesen« Gebiet ein Erfolg der deutschen Abordnung vorliege, ferner mit den« Hin weis darauf, daß cS als Fortschritt zu begrüßen sei, daß die Rcgiebahncn wieder in den Gesamtbetrieb des Rcichsbah»- nctzes übergehen. Dieses Abstimmungsschema, bei dessen Durch führung die Annahme der Gesetzentwürfe gesichert wäre, wird gegenwärtig innerhalb der Fraktion der Deutschnationalei« außer ordentlich stark erörtert. Köln, 21. August. Der Ortsausschuß K ö l u des Vorstandes des deutschen GewerkschaftsbundcS hat, wie die Rheinisch-west fälische Zeitung meldet, in einer Vorstandssitzung folgende Er klärung beschlossen: Die freien Gewerkschaften des Wirtschaftsgebietes Köln und Umgebung nahmen Kenntnis von den Ergebnissen der Londoner Konferenz. Sie stellen ausdrücklich fest, daß eine ganze Reihe von wichtigen deutschen Wünschen » i ch t erfüllt worden ist. Sie sind jedoch nach reiflickier Ueberlegnng der Ansicht daß das Er gebnis dennoch die endliche Befreiung von einem bis zur Uner träglichkeit gesteigerten Druck im rheinisch-westfälischen Wirt schaftsgebiet erhoffen läßt. Wir fordern daher von der deutschen RcichSrcgierung und vom deutschen Reichstag, vor allem dahin zu wirken, daß die zur Durchführung des Sachverständigengutachtens erforderlichen Gesetze ohne Zeitverlust angenommen und die aus der Annahme erwachsenden Lasten in gerechter Weise nach der Tragfähigkeit der verschiedenen Kreise der Bevölkerung verteilt werden. nicht versäumten und mit Erfolgen zurückkehrten, die nur sie überhaupt erreichen konnten. Wenn wir dieses in den Vorder- grund stellen, so wollen wir naturgemäß nicht damit sagen, daß uns London durchaus befriedigt hätte, oder daß wir nun jubi lieren wollten über das Entgegenkommen der Alliierten. Dazu haben wir gar keine Veranlassung. Den Alliierten haben wir überhaupt nichts zu.verdanken. Was sie zugestanden haben, war nur das Recht, und ein großes Schuldkonto lastet noch auf ihnen, deshalb, weil sie auch jetzt noch deutsches Gebiet As Mvieili -er WIleleniiWll Hcrriot will Eisenbahnmaterial in Dcnlschland bestellen sDrahtbericht unserer Berliner Vertretung) Paris, 2l. August Der „Ouotidien" schreibt: Die französische Negierung soll die Absicht haben auf Sachlieferungskonto Mengen von Eiseubahnmnterial in Deutschland zu bestelle», vor alle,» Loko motive» und Güterwagen. Sofort macht sich der „Ouotidien zum Verteidiger gewisser Beschwerden der französischen Industrie und erhebt Protest gegen die Einführung von deulscheu Fcrrigfabri- katen. Der „Ouotidien" hat sich nunmebr über die Absichten der französischen Regierung informiert und von anit sicher Stelle die Auskunft erhalten: Das Londoner Protokoll sieht nur die Lie ferung von Kohle, .Koks, Farbslosse», schweselsanrem Ammoniak vor, nirgends aber ist von Fertigfabrikntcn die Rede. Doch steht es der Regierung frei, durch freien Lieferungs-Vertrag Fertig fabrikate i» Deutschland zu bestellen. Ter Ministerpräsident hat dem Minister für öffentliche Arbeiten, Petra l, beauftragt, zu prüfen, ob eS nützlich oder notwendig sei, Eiscubahnmaterial m Deutschland zu bestellen. Dies- ist ein Gedanke, dein schon Le Troqucr, der Arbeits-Minister Poineares erwogen bat. Petral hat eine solche Bestellung jetzt noch nicht für zweckmäßig gehalten, doch wird er, sobald er Vorteile darin zu sehen glaubt, nicht zögern, cd zu tu». Der hohe Beamte, der dem Vertreter des „Quotidien" Auskunft gab, erklärte wörtlich: „Die Beschwerden der Industrie werden sorgfältig gcprüst werde», doch wird die Regierung ihren gute,, Willen nicht miß brauchen lasse». Die Negierung hat nicht die Interessen einiger Aktionäre, sondern die Allgcmcininteressen wahr z» nehmen." Stkki-iS?M!1W«!W Verschleppung der Entscheidung — oder sicheres Vertraucnsvot.»»? lDrahtbericht unserer Berliner Vertretung) Paris, 2l. August. Herriots NegierniigSerkläruiig ist gestern fertig gestellt wer den und liegt heute dem Mlnisterrat zur Prüfung vor. Wie verlautet, soll diese Regicrungserilärnng ziemlich lang sein. Tie Ectläruug gibt zunächst einen genauen Ucberblick über die Ergeb nisse oer Londoner Konferenz und über die neue Situation, die durch die Inkraftsetzung des Tawesplaucs geschafseu worden ist. Die Ausführung dieses Plaues sei ermöglicht worden, ohne den Rechten Frankreich Abbruch zu tun. In beiden Häusern wird die Regierungserklärung eine aus gezeichnete Aufnahme finden. Alleroiugs ist auch die Minderheit nicht «nussig geblieben. Die Fragen, die Klotz in die Debatte geworfen hat, werden lebhaft erörtert. Nach Ansicht des Abg. Klotz kann die Kammer sich nur über einen Text ans-sprechen, der ihr offiziell von der Negierung vorgelegd wird. Die Regie rung müßte also der Kammer einen Gesetzentwurf unterbreiicn, der die Zustimmung zum Londoner Protokoll verlangt. Dieser Gesetzentwurf wäre von der Kammer an die Kommissionen zu ver weisen und erst auf deren Bericht hin könnte in die Debatte cingctrcten werden. Das einzige, was wir »ach der Regie rungserklärung tun könne», sagte Klotz, ist, daß wir diese Er klärung zur Kenntnis nehmen, »iid die Regierung ausforoern, das Londoner Protokoll niiter ihrer eigenen Verantwortung zu zeichnen. Da aber dieses Protokoll den Versailler Vertrag in wesentlichen Punkten cibünocrt, so muß es erst durch oie Kammer ratifiziert werden krast eines besonderen Geseire-, Diese Sach lage hat den Vorteil, daß oie Verhandlungen nicht überstürzt werden und daß wir inzwischen erfahre», wie der Reichstag sich zu de» Beschlüssen stell«, und wie unsere Alliierten, die Frage der interalliierten Schulden z» ordnen gedenken. Diesen Gedanken wird von seiten der Linken außerordentlich lebhaft entgcgcngetrctcn. Die Linke ivird unter keinen Umstünde» eine Debatte über Vcrsassungssrage» zulassen. Auch im Senat sind die Meinungen geteilt. Ein Teil der Senatoren ist der Ansicht, daß der Senat erst nach den parlamentarischen Ferien sich mit den Londoner Beschlüßen be fassen soll. Sin anderer Teil wünscht eine sofortige Abstimmung und ein Vertrauensvotum sür Herriot. Ein dritter Teil spricht sich dafür aus, daß der Senat sich »ach der Regierungserklärung vertagt, bis sich die Kammer ihrerseits zu der Regierungs erklärung geäußert hat. .Herriot empfing gestern zu einein Diner zehn Parla mentarier, mit denen er sich über die politische Lage unterhielt, und denen er die Grundlinien seiner Regierungserklärung dar legte. Es war anwesend: Painleve, Loucheur, Franklin Boullion, Klotz, Lautier, Paul Boncourt, Henri Bc- rnnger,' Monte?, Peretti delia Nocca, Israel. Auch Briand war geladen, doch folgte er der Einladung nicht, da er noch nicht in Paris anwesend ist. — Selbst in den Kreise» dcr Opposition gibt man zu, daß Herriot in beiden Häusern n»f eine mehr als ausreichende Mehrheit rechnen kan». In der Kammer gilt rinc Mehrheit von mindestens 320 Stimme» als gesichert. Im Senat dürfte sich die Opposition auf dir dem nationalen Block nahestehende äußerste Flügelgruppe beschränken. rechtswidrig in Knechtschaft halten. Was wir wollen, ist nur di« Feststellung, daß London ein Fortschritt gcivesen ist. Und darum haben wir es am Anfang dieser Zeilen begrüßt, daß auch die Rechtskreise der Anerkennung dieses Fortschrittes sich nicht mehr verschließen können. Nun kommt aber etivas anderes hinzu. Man stellt von deutschnationaler Seite ihre neueste Haltung gegenüber den Londoner Beschlüssen als „ein Opfer der Zustimmung" hin. Man stellt die Sache so hin, als ob man plötzlich das größte