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Sächsische Volkszeitung : 23.08.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192408235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240823
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240823
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-08
- Tag 1924-08-23
-
Monat
1924-08
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 23.08.1924
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Sonnabend, den 23. Augnst 1924 Nr. 196. Seite « M!>Me VelehW AMMW IM-IM Von Prof. Dr. A. Meister. (Nachdruck verboten.) kine WW -es MWiissekeiiis Am 4. Oktober 1819, als der jnnge „Katholische Verein für Deutschland" seine 3. Genernlverjammlung in Rcgensburg abhiclt, beschlossen weitschauenoe Führer des damaligen öffent lichen Lebens oie Gründung eines deutschen Missionsvereins unter dem Namen Bonifatiusverein. Die Namen jener be gnadeten Männer sind: Wilhelm Emmanuel Freiherr v. Ketteler, Gams, Nilland, Graf Joseph zu Stollberg. Von dem überaus segensreichen Wirken des Bonifatiusvereins in den 7 5 Jahren seines Bestehens erzählt die Festschrift, die vor einigen Tagen er. schienen ist. Ihr hat im Namen des Generalvorstanoes Graf Hermann zu Stolberg, der seit 20 Jahren das Amt des Vor sitzenden bekleidet, ein eindrucksvolles Geleitwort gegeben. Generalsekretär Th. Legge verbreitet sich in einem Auf sätze über die Geschichte des Bonifatiusvereins seit seiner Gründung am 4. Oktober 1849. Im Laufe dieser 75 Jahre hat er mehr als 100 Millionen Goldmark für die Diaspora ausivenden können. Bis zum 1. Januar 1921 wurden nicht weniger als 4176 Orte vom Bonifaziusverein unterstützt. An allen diesen Orten waren Kirchen gebaut. Schulen gegründet oder Priester und Lehrer angestellt worden. Ein unermeßlicher Segens strom ist aus der katholischen Heimat durch den Bonifatiusverein in die Diaspora geleitet worden. Un» vor allem die katholische Jugend in den zahllosen Gefahren einer glaubensfeindlichen Umgebung dem wahren Glauben zu erhalten, hat der Voni- faziuSverein auf die religiöse Versorgung der Jugend den größten Wert gelegt. Priester und Laien haben in unermüdlicher Sorge sich die Hand gereicht, um im Generalvorstande wie in den 2v Tiözesankomitees und in den Pfarreien oft geradezu vor. bildliche Arbeit zu leisten für die Kirche Gottes in der Diaspora. Auch der „Akademische Bonifatiusverein" ,st bereits mehr als fünf Jahrzehnte für die Diaspora tätig; zu gleich bemüht er sich aber auch um die Pflege einer echt katho lischen Gesinnung unter der Studentenschaft. Bis zum Winter semester 1922-23 hatte er die ansehnliche Summe von 5 Millionen Mart aufgebracht. Das herrlichste Denkmal aber hat sich ver Akademische Bonifaziusverein gesetzt durch den Bau der Akade mischen Gedächtniskirche zu Leipzig-Gohlis, die am 25. November 1923 durch den hochw. Herrn Bischof Dr. Christian Schreiber von Meißen eingeweiht werden konnte. Ter „Bonifaziusverein der Höheren Schule n" spendet seine Sammelgelder einem Erziehungshause in Berlin- Pappclallee für 120 arme, verlassene Kinder. Sie wurden weiter verwandt zur Gründung der Missionsstation Teterow, zum Erwerb eines neuen großen Kinderheims in Neustrelitz, zur Errichtung einer Kommunikantenanstalt St. Ursula im Ostsecbao Müritz. Im neuen Schuljahr will dieser Verein dem hochw. Herr» Bischof von Meißen seine Hilfe anbieten zum Ausbau des Bischöflichen Gym- nasial-Jnternats, um den priesterlichen Nachwuchs sichern zu helfen. An den Volksschulen blüht der Schutzengelverein, der auf Beschluß der Fuldaer Bischofskonferenz von 1921 neu organisiert worden ist. Noch in oen letzten Tagen hat die Fuldaer Diözesansynode den katholischen Lehrern und Lehrerin nen den herzlichsten Dank für ihre eifrige Bemühung um diesen Verein ausgesprochen und daran die Bitte geknüpft, sie möchten auch in Zukunft dieses apostolischen Amtes in Treue walten. Die Beiträge des Schutzengelvereins ermöglichen es dem General vorstande des Bonifatiusvereins, wenigstens einen Teil oer Ge hälter für die Lehrpersonen an den Privatschulen der Diaspora aufzubringen. Solche Privatschulen gibt es heute 96 mit 216 Lehrkräften, von denen 104 ganz vom Bonifaziusverein unter halten werden. P. Desiderius Breitenstein O. F. M. hebt in seinem iuhaltreichen Aufsatze „Schule und Diaspora" hervor: „Nach wie vor sind wir noch ganz auf die Wohltätigkeitsgcloec angewiesen. Es sind gewaltige Summen monatlich durch oen Bonifatiusverein zu beschaffen. Die Lehrkräfte in der Dia spora sind in der Vergangenheit nie glänzend besoldet worden. Oeffentlich verdient es hervorgehoben zu werden, daß es nicht m letzter Linie dem Idealismus unserer katholischen Lehrer und Lehrerinnen zu verdanken ist, wenn unsere Diasporaschulen in oen dunkelsten Jahren der jüngsten deutschen Geschichte erhalten ge blieben sind. Seit dem 1. April 1923 empfangen die Diaspora- lehrpcrsonen 75 Prozent der staatlichen Sätze. Es war für oen Bonifaziusverein keine geringe Mühe, während der sprunghaften Geldentwertung die Gehaltszahlungen garantieren zu können Heute, wo die trübsten Zeiten vorüber sind, ist die Freude über das Gelingen doppelt groß." In Dankbarkeit muß auch des Bonifatiussammel- Vereins gedacht werden, dessen Gründung 1885 in den Kreisen der Katholischen Kaufmännischen Vereine zuerst angeregt worden war. Seine Sorge gilt vor allein der Unterhaltung der Kom- munikantenaustalten, worin die verlassensten Diasporakinder aus die heilige Kommunion vorbereitet und in katholischer Umwelt in das katholische Leben eingeführt werden. Bei der goldenen Jubelfeier oes Bonifatiusvereins im Jahre 1899 konnte Prälat Nacke berichten, daß die Gesamteinnahme bis zu diesem Tage über eine Million Mark betrug. Auf seiner Tagung in Münster 1923 hat ver K. K. V. die Neuorganisation und tatkräftige Förderung des Sanimelvcreins den einzelnen. Vereinen empfohlen. Wie lebendig der Bonifatiusgedanke in den Reihen des K. K. B. ist, beweist die vor zwei Wochen auf dem Verbaudstage in Kassel gefaßte hochherzige und ganz großartige Entschließung, dem hochw. Herrn Bischof von Meißen für Leipzig innerhalb von dre: Jahren eine Kirche zu stiften. Die Festschrift ist in allen ihren Teilen eine glänzende Bilanz für die bisherige Arbeit des Bonifatiusvereins und für das Fort- leben des echten Bonifatiusgeistes, dem wir in der Diaspora so vieles zu danken haben. Und noch größer fast sind die Hoff nungen, die die Diaspora auch in Zukunft auf den Bonifatinsver- ein setzt. Mögen sich alle diese Hoffnungen in höchstem Maße er füllen. Möge dem Bonifatiusverein eine stete Aufwärtsentwicklung uno allscitige Förderung beschieden sei»! ES gibt kaum größere Gegensätze als die dentsche Besetzung einiger französischer Departements nach oem siegreichen Feldzug 1870/71 uno die Besetzung, die wir heute nach dem System, das Frankreich diktiert hat, zu erleiden haben. Der Geist und das Ziel kennzeichnen den himmelweiten Unterschied der beiden Be setzungen. Im Grunde steht deutsche Methode gegen fran zösische. Besetzungen von Gebietsteilen des unterlegenen Gegners für eine bestimmte Zeit sind an sich nichts Außergewöhnliches. Sie sino aber auch nicht immer erfolgt. Und wenn sie einge richtet wurden, bann war es bisher immer so, daß der Besetzende vorher schon als Sieger in dem Lande stand und vertragsmäßig einen Teil seines Kriegsgewinns noch eine zeitlang in der Hand behielt, während er das Uebrig; heranSgab. So war es I87l. Dieser Besetzung Nordsrankreichs lag kein anderer Zweck zugrunde, als die Zahlung der 5 Milliarden Kriegsentschädigung sicherzustellen. Kein Hintergedanke, kein politisches Neben- ziel war damit verbunden. Danach richteten sich« auch oie Ver haltungsmaßregeln, die den Besatznngsbehörden gegeben wurden, darnach auch die Einzelmassnahmen der BesatzungSmacht und nicht in letzter Linie das ganze Verhalten der Besahnngstruppe selbst. Es war im Frankfurter Frieden bestimmt worden, daß mit dem Fortschreitcn der französischen Zahlungen das besetzte Ge- biet abschnittsweise geräumt werden sollte. In der Tat sino entsprechend den Abzahlungen geräumt worden: 1871 Ende Juli 3 Departements, Mitte September 4 Departements, Ende Oktober 6 Departements; 1872 Anfang November 2 Departements, 1873 Anfang August 4 Departement? und Belfort, 13. bis 16. September die Festung Verdun und die Etappenstraße Metz - Verdun. Die Stärke der Besatzungstruppen war nur bis zur Zahlung oer ersten zwei Milliarden in bas Belieben der deutschen Regierung gestellt. Aber nur bis zu 500 OM Mann brauchte Frankreich Verpflegungsgelder zu zahlen. Damit wir eine tatsächliche Beschränkung gegeben. Nach oer Zahlung der zweiten Milliarde war die Höhe oer Besatzung auf höchstens 50000 Mann und 18 OM Pferde festgesetzt. Frankreich hatte nur V er p fl e g n n g 8 k o st e n zu bezahlen, und zwar 1,75 Front für oen Mann und 2,50 für das Pferd. Alle übrigen Unterhaltungskosten, vor allem die Besoldung der Truppen, die Kosten für Bekleidung, Ausrüstung, Bewaffnung, Beförderung auf Bahnen und Straßen, fielen der deutschen Regierung zur Last. Man achte auf diese für Frankreich so vorteilhafte Begrenzung der Vcsatzungslnsteu- Die französische Regierung hatte nicht für die Unterbringung der Familien der Offiziere und Zivilbeamten aufzukvmmcu. Sie hatte keine Grundstücke für die Unterhaltung der Truppen, für Spiel und Sport, für Theater und Kinos hergugeben. Die heutige Rheinlanokommission dagegen beansprucht nicht nur dies, sie läßt sich auch den Sold der Truppen, die Gehälter und Löhne der Beaniten und Angestellten, die Bekleidung, Ausrüstung, Ge schirr und Sattelzeug, Bewaffnung, rollendes Material, das benötigte Flugwesen, Veterinär, und Remontewesen, ihre Ver waltung?- und technischen Dienstzweigc von Deutschland bezahlen. Bei abgchaltenen Manövern hatten in Frankreich 1871/73 oie deutsche Regierung etwaige Flurschäden selbst zu vergüten gehabt. Die Flurschäden jedoch, die von den französischen Truppen im Rheinland angerichtet werden, hat nicht Frankreich, sondern natür lich Deutschland zu tragen. Was mehr als alles andere Anlaß zu Konflikten und Stoff zur Verbitterung abgeben kann, das ist das Recht auf Requisitionen. Im Kriege sind sie nicht zu umgehen, aber im Frieden sollte man sie unterlassen. Deshalb war auch den deutschen Truppen tn Frankreich jede Requisition untersagt. Die heutigen Besatzungsarmeen im Rheinland dagegen machen in weitgehendem Maße von Requisitionen Gebrauch. Außerdem waren die Rechte, die dem deutschen Be satz u n g s ko m m a n d o in Frankreich zustanden, weit ge ringer, als die Befugnisse, die oer Rheinlandkommission zu gestanden werden mußten. Ter deutsche Oberbefehlshaber in Frankreich ließ die französischen Behörden in ungestörter Wirk samkeit, obgleich sie sich oft recht wioerwillig erwiesen. Ein französischer Kommissar im deutschen Hauptquartier, Graf St. Ballier, hatte die Aufgabe, die Beziehungen zu den französischen Dienststellen zu regeln. Da gab es von oer deutschen Seite kein Eingreifen in den regelmäßigen Gang der fran zösischen Verwaltung, kein Lahmlegen der französische» Gesetzgebung und kein Einmischen und Einspruch in die französische Rechtsprechung. Bismarck hatte in Manteuffel einen Mann an die Spitze der deutschen Besetzung gestellt, der seiner schwierigen Auf gabe mir großem Taktgefühl uno ernstem Verantwortungsbewußt- sein gerecht wurde. „Er hatte eine hohe Ausfassung von oen Pflichten einer Besatzungsarmee in einem feindlichen Lande". Deshalb sah er vor allem auf strenge Ausrechterhaltung der Diszi plin. Seine eigene hochherzige Gesinnung bürgte dafür, daß die Besatzung so gehanohabt wurde, daß die Gefühle der Bevölkerung oes besetzten Gebietes nicht verletzt würden. In der Tat hat die deutsche Besetzung Frankreichs vor dem strengen Urteil der Geschichte mit Ehren bestanden. Manteuffel hat das uneingeschränkte Lob der Franzosen ge erntet Ter französische Ministerpräsident Thiers hat ihm wiederholt für seine „unvergleichliche Vornehmheit und Groß- mut" gedankt. Mit dem Gedanken an die Abfassung seiner Me moiren beschäftigt, hat derselbe Thiers den Ausspruch getan, daraus würden „die Wißbegierigen des nächsten Jahrhunderts erfahren, daß ein feindlicher General, ebenso erhaben au Gemüt uno Geist, Frankreichs edelster Gegner war". Ganz im Geiste Manteuffels haben aber auch die übrigen Truppenbefehlshaber ihr Kommando geführt. Die gute Er ziehung und guten Formen der deutschen Offiziere haben auch oie Franzosen anerkennen müssen. Ritterliches Betragen gegenüber den Bewohnern des besetzten Olebictes war ihnen selbstverständliche Forderung der Ktandesehre. Herausfordern des Benehmen wurde, als eines Offiziers unwürdig, nicht ge duldet; Reitpeitschen durften nicht getragen wer den, außer im Dienst beim Reiten. Dieses gute Beispiel wirkte auch auf dis Unteroffiziere und Mannschaften. Einzelne Ausschreitungen waren selbstver ständlich nicht ganz zu vermeiden; aber sie wurden stets auf das Empfindlichste bestraft. Meist sind es Wirtshausstreitigkc<ten gewesen, wobei vielfach die Franzosen die Angreifer waren. Zu dem strengen und uunachsichtlichen Walten der deutschen Militär- strafgerichtsbarkeit steht in frivolem Gegensatz die französische Gerichtspflege, die in zwei Fällen Franzosen, die auf deutsche Soldaten Mordanschläge ausgeführt haben, freigesprochen haben. Im ganzen sind durch die Akten 25 Fälle sestgestcllt, wo der fana tische Deutschenhaß die Einwohner zu Morden oder Mordversuchen an deutschen Soldaten der Besetzungsarmee hat hinreihen lassen. Aus der anderen Seite sind, von Notwehrsällen abgesehen, nur vier schuldhafte Tötungen durch deutsche Soldaten erwiesen. Man vergleiche damit 65 vorsätzliche Tötungen und Mißhandlungen mit Todeserfolg seitens der französischen Besatzung von De zember 1918 bis Oktober 1922. In Frankreich damals nur ein Notzuchtsversuch, in Rheinland in der genannten Zeit: 170 Sitt lichkeitsverbrechen! Dabei sind die Vorkommnisse im Jahre 1923, vor allem im Ruhrgebiet, nicht berücksichtigt. Diese Zahlen zeigen auf oer einen Seite Disziplin und Selbstzucht in höchstem Maße, auf der anderen immer Rückfall in die Barbarei längst über wunden geglaubter rauherer Zeiten. Der Berichterstatter der „Times" schrieb aus Verdun nach dem Abzug der letzten deutschen Besatzungstrnppen: „N>e'"ist eine bcwasfncte Macht besser in Ver Hand gehalten und fester von aller Tyrannei über ein besiegtes Volk znrückgehalten worden, als die deutschen Besatzungstrnppen." Und der französische Ge schichtsschreiber A. Corel, gewiß ein unverdächtiger Zeuge, be- kennt, man konnte erstaunt sein über oie Leichtigkeit, mit der der Schein des Friedens zwischen den beiden Völkern sich wieder aufrichtete; „oie schöne und strenge Manneszucht der deutschen, Armee trug in sehr breitem Maße dazu bei". Allzu lange hat oie deutsche Geschichtsforschung die Geschichte dieser deutschen Besetzung Nordfrankreichs vernachlässigt. Erst die grausame Besetzung, der heute weite Strecken des deutschen Bodens ausgesetzt sind, haben uns diese Lücke ins Bewußtsein gerufen. Es drängte uns, zu wissen, wie die deutschen Truppe» sich in Frankreich benahmen. Es zweifelte ja keiner daran, daß oas deutsche Verhalten in Frankreich ein ganz anderes war als das der heutigen Besatzungsmächte. Und in der Tat, das Studium der Akten des Oberkommandeurs und der Armeeintendantur nn Reichsarchiv uno der Akten der großen Publikation des Aus wärtigen Amtes haben ergeben, daß die deutsche Besetzung mit blankem Ehreuschilo vor dem Forum der Geschichte dastcht. Wer sich eingehender darüber unterrichten will, den verweisen wir auf die aktenmähige Untersuchung von Karl Lick'nebach, „Deutschland als Sieger im besetzten Frankreich". Vermischtes — Die deutsche Sprache kn Amerika. Vor dem Kriege widmeten sich durchschnittlich 25 000 amerikanische Studenten dem Studium der deutschen Sprache. 1916/17 sank diese Ziffer aus 23 MO, 1917/18 sogar auf 12 900. Die deutsche Sprache mar in dieser Zeit in Acht und Bann getan, und im Jahre 1920 lernten nur noch 532 Studenten di« Sprache Schillers und Goethes. Seit 1921 ist der Verruf des Deutschtums in Amerika wieder der Vernunft gewichen, und die deutsche Sprache be ginnt allmählich wieder ein begehrteres Unterrichtsfach zu wer den. Im Oktober 1921 waren es 1586, 1922 : 2836, 1923 : 5147 und im Frühjahr 1924: 5285 amerikanische Studenten, die an den Hochschulen Deutsch lernten. — Die Entwicklung der Großstädte. Vor dem Kriege und während des Krieges war die Reihenfolge der vier größten Städte der Welt: London, Neuyork, Poris und Berlin. Nun mehr hat Neuyork London überholt und muß als die größte Stadt der Welt angesehen werden. Berlin dagegen hat Paris fast eingeholt und ist im Begriff, an die dritte Stelle in der Reihe der Weltgroßstädte zu rücken. Es gibt auf der ganzen Welt nur zivanzig Städte, die mehr als eine Million Einwohner haben. In Deutschland hat außer Berlin nur Hamburg mehr als eine Million Einwohner. Tokio (Japan) ist mit dreieinhalb Millionen Einwohnern die größte Stadt Asiens; an meisten sind von den Großstädten in der letzten Zeit in ihrer Entwicklung zurückgeblieben: Wien, «onstantinopel. Warschau und Moskau. — Etwas für Dumm«. Trotz Pleite und Gcschästsaufsicht lassen es sich ganz mutige Leute nicht nehmen, es gelegentlich mit einer neuen Gründung zu versuchen. Meistenteils handelt es sich dabei allerdings um zweifelhafte Unternehmen, deren einziges Ziel das Geld derer ist. die nicht alle werden. Den Vogel in dieser Beziehung schoß jetzt ein Gründer ab, der stolz eine ..Konder Aktien-Gesellschaf t« aufmachte und mit großen Lettern einem verehrten Publikum Erstaunliches kundgab. Da stand z. B. zu lesen, daß man gegen Einsendung einer Rentenmark portofrei folgende Dinge geliefert bekäme: 1. eine Handmaschine zum Nähen, 2. einen Hosenhalter und 3. eine alte Litographie. Der gläubige Einsender war aber meist sehr enttäuscht, wenn dann statt der ersehnten Warenpakete nur ein Kuvert einlief, das folgende Gegenstände enthielt: ad 1. eine Nähnadel, ad 2. einen Hosenknopf und ad 3. eine gebrauchte Briefmarke. Der geniale Gründer der ertragreichen Firma wurde nun in Gestalt eines Kunstmalers festgestellt. Er wollte sich damit herausreden, daß es sich bei der ganzen Angelegen heit um einen Ulk gehandelt habe, aber glücklicherweise haben unsere Gerichtsbehörden für dererlei Humor wenig Verständnis. — Das älteste Fahrzeug der Neumark. Ein Einbaum, ein hochbordiger Kahn, der trogartig aus einem einzigen Eichen stamme ausgehöhlt ist, wurde nördlich vom Gute Raakow, Kreis Arnswalde, entdeckt. Nach der Ansicht von Fachleuten hat die ses Fahrzeug wohl lausend Jahre oder mehr im Moor versunken gelegen. Der Nochen hat eine Länge von 4,25 Metern und ist oben von Bordivand zu Bordwand 63 Zentimeter breit. Der Boden ist flach ohne Kiel. Im Netze bruch leben noch Greise, die in ihrer Jugend aus Einböumen di« toten Arme -er Netze befuhren. Kumor i TaS Gutachten. A. : Tu, pumpe mir doch 'n Paar Hosenträger! B. : Jeru, aber jib mir erst deine Hosen zum Pfand. („Kladderadatsch." Erklärlich. Wechselte die Angeklagte die Farbe, als Sie unvermutet ins Zimmer traten? Jawohl, sie war im Vegriss, sich zu schminken! („Jugend.") Eheliche Plänkelei. Zornige Gattin: „Denkst du denn, dein Urteil ist so gut wie meins?" Zynischer Gatte: „Keineswegs, Schah. Die Wahl unserer Lebensgefährten beweist, daß mein Urteil sich mit deinem gar nicht vergleichen läßt." („Daily News.") Ein frommer Wunsch: Zum ersten Male in seinem jungen Leben verbrachte er seine Ferien auf oem Lande. Am Morgen nach der Ankunft erhielt er zum Frühstück ein Glas Milch, frisch von ver Kuh, und nach einem langen Zuge fragte er: „Wo kommt denn das her?" — „Von ver Kuh, natürlich," war die Antwort. Wieder ein langer Zug, und dann kam es aus dem Kindermunde: „Ich möchte, unser Milchmann hätte eine Kuh." („Morning Post.") Die Heiden daheim. Am Schlüsse seiner Sonntagspredigt verkündete der Geist liche eines Kirchspiels in Warwickshire seiner Gemeinde, ec werde iicy demnächst der Hcidenbckehrung widmen. Nach dem Schlüsse des Gottesdienstes drängten sich seine Psarrkinder um ihn und machten ihm Vorwürfe, daß er sie verlassen wolle. Was sollte» sie ohne ihn anfangen? „Ohne Sorge," erwiderte er. „Ihr werdet mich ebenso oft sehen wie bisher. Tenn ich brauche sü« meme Ausgabe die Grenzen des Kirchspiels nicht zu überschreiten." („Morning Post.") Der gelehrige Mann. Sie: „Ich habe ooch deutlich genug gesagt, daß ich 1(X) Franken dringend nötig habe, und nun gibst du mir bloß 50, Warum das?" Er: „Erst gestern hast du mir selbst gesagt, ich solle imms* nur die Hälfte von dem glauben, was man mir jagt." („Matin.") «ine schwere Frage. >,Bitte können Sie mir sagen, ob dies die zweite Ouerstraß^ link» ist?" („Morning Post".),
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