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Sächsische Volkszeitung : 23.08.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192408235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240823
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240823
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-08
- Tag 1924-08-23
-
Monat
1924-08
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 23.08.1924
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Tagesrreuigketter» Schweres Erdbeben in Lurkestan ^ London, rs. August. Aus Allahabad wird gemeldet, daß km Bezirk von Ferghana in Turkestan durch ein Erdbeben drei Dörfer zerstört wurden. Es seien 41 Personen getötet worden und nahezu 9909 Menschen obdachlos. RaubübersaU im Waide Aus Kassel kommt folgende Meldung: Tinen geradezu Unglaublichen Banditenstreich verübten zwei unbekannte Männer, die auf der Chaussee zwischen Löhlbach und Dainroda mitten im Walde einen Baumstamm über die Straße legten, und dadurch einen Fabrikanten aus Solingen, der im Kraftwagen seine Mutter nach Bad Wildungen zur Kur bringen wollte, zwang, vor diesem Verkehrshindernis Halt zu machen. Als der Fabrikant den Baum, tamm beiseite gebracht hatte und seinen Kraftwagen wieder be, teigen wollte, sprangen aus dem Walde zwei Männer mit bor- gehaltenem Revolver hervor und zwangen den Fabrikanten, sein« Barschaft und eWrtsachen abzugeben. Dann zwangen die Ban diten auch die Mutter des Fabrikanten zum Aussteigen. Auch der alten Dame nahmen sie alle Habseligkeiten ab. Während der eine der Wegelagerer die beiden Ueberfallenen mit seinem Revolver im Schach hielt, sprang der andere in den Kraftwagen, kurbelte an und machte ihnc fahrbereit. ES handelt sich um dieselben Räu ber, die mit dem auf diese Weise geraubten Auto später, wie ge meldet, die Stationskasse in Brilon-Wald ausplünderten. .»Bären fliegen!" Berlin, 22. August. Für den Berliner Zoologischen Charten iraf von Rußland aus ein Dern-Flugzeua ein, welches eine Bärin als Passagier an Bord hatte . Diese Reife ist dem Tiere auf der 1200 Kilometer langen Strecke von Moskau nach Königsberg a»s- aezcichnet bekommen. Das Tier wird in den nächsten Tagen das ihm zur Verfügung gestellte Heim im Zoologischen Clarten be ziehen. — Wer wird bei dieser Meldung nicht unwillkürlich an da? harmlose Kinderspiel erinnert: „Alles was Flügel hat, fliegt hoch in die Höh!" — Bären fliegen! wird also in Zukunft nicht mehr mit einem Pfand zu bestrafen sein. Die Zeiten ändern sich! Auf -er Flucht lm Auto verhaftet Bei der Stationskasse Barmen-Rittershausen waren kürz lich. wie berichtet, Unterschlagungen in Höhe von rund 109 000 Mark aufgedeckt worden. Zwei Beamte hatten die Summe der Kasse entnommen und verliehen. Einen großen Teil davon hatte der Tabakgroßhändler Kesseler erhalten. Als gegen ihn ein Verfahren eingeleitet wurde, flüchtete er. Die Staatsanwaltschaft hinterließ gegen ihn einen Steckbrief und am Dienstag konnte Kesseler mit feiner Frau an der holländischen Grenze in einem Auto verhaftet werden. Ein Schornftein bei einer Explosion eingeftiirzt In einer Firnißkocherei in Spandau explodiert« am Mitt woch nachmittag ein Teerkessel. Durch die kolossale Wucht der Explosion wurde der 25 Meter hohe Schornstein der Fabrik um- gerissen und stürzte über dem Gebäude zusammen. Das Ge bäude geriet in Brand und konnte erst nach mehrstündiger Ar- beit der Feuerwehr gelöscht werden. Ein Arbeiter wurde schwer verletzt. Der Sachschaden ist bedeutend. ft Vombenexplosion auf einem argentinischen Dampfer. Beim Einlauf in den Hafen von Punta Arenas explodierten, wie aus Valparaiso telegraphiert wird, auf dem argentinischen Per sonendampfer „Asturiano", der 329 Passagiere und eine zahl reiche Besatzung mit sich führte, zwei verborgen legende Bom ben. Der Explosion folgte der Ausbruch eines schweren Bran des, doch konnten Passagiere und Besatzung unbeschädigt ge- landet werden. Eine Untersuchung über den Vorfall ist von den chilenischen Behörden eingeleitet worden. ft Verurteilter Spion. Ans Stuttgart wird gemeldet: Der Strafsenat des Oberlandesgerichts Stuttgart hat den Friseur Albert Faber aus Karlsruhe wegen Spionage zu drei Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust verurteilt. ft Diebstahl im D-Zug Eger—Berlin. Am Dienstag nach mittag 4 Uhr wurde einem Chemnitzer Herrn, als er in der Rei chenbacher Bahnhosswirtschaft Kaffee trank, aus einem Abteil zweiter Klasse des D-Zuges Eger—Berlin ein gelblederner Hand koffer weggenommen. Der Handkoffer war unverschlossen. Er war mit A. E. gezeichnet. Außer einer Aktenmappe mit wert losen Korrespondenzen war der Gesamtinhalt nicht besonders wertvoll. ft Eine 7Sjährige ertrunken. Am Dienstag nachmittag wurde innerhalb des Stadtbezirks Klingenthal die Leiche der 79 Jahre alten Karoline Emilie Thotz geb. Pöhland aus der Brunn döbra gezogen. Die bedauernswerte alte Frau, die in Brunn Schloss Lismoyle Erlebnisse in Irland von B. M. Croker. Autorisierte Uebersetzung auS dem Englischen von Alwine Bischer. (Nachdruck verboten.) (89. Fortsetzung.) Bald darauf saßen sie beide beim Kaminfeuer im Rauchzim mer über ein Blatt Papier gebeugt und bemühten sich, mit tvenigen Worten recht viel zu fage». Endlich war eS fertig und iivurde Bryda zur Begutachtung unterbreitet die ihre künftige Schwägerin der leichtfertigsten Verschwendung zieh. „Nach dem Lunch bringen wir es nach Kilbeggan, und du begleitest uns." „Das werde ich hübsch bleiben lasten," entgegnete Bryda, l„aber benehmt euch so, wie wenn ich dabei wäre. Doch auf eines möchte ich euch aufmerksam machen, wenn Tom Bingham euch allein herumkutschieren sieht, nur mit Pekoe als Gardedame, dann hat sich die Neuigkeit noch vor abend in der ganzen Gegend verbreitet." „Tom Bingham ist nach Dublin gefahren," entgegnete Niel. „So sagte er wenigstens, als ich ihn vor einigen Tagen sprach. Irgend eine geschäftliche Angelegenheit hält ihn dort fest." „Geschäftliche Angelegenheit — mit andren Worten Lyddh Donovau —" entgegnet« seine Schwester. „Er ist jedenfalls nur hingefahren, um ein wachsames Auge auf sie zu haben." DaS neuverlobte Paar bildete mit Black-Monday vor dem Jagdwagen ein auffallend hübsches vergnügtes Trio. Letzterer war außer sich vor Ucbermut, denn seit Tagen war er nicht aus dem Stall gekommen, und so wurden die sieben Meilen bis Kilbeg gan in ungewöhnlich kurzer Zeit zurückgeleat. Nachdem dann das Kabeltelegramm besorgt war. fuhren die beiden, nicht ohne ver. schieden« Abenteuer zu erleben, zurück, denn Black-Monday hätte sie durch seine tollen Sprünge und seine ungerechtfertigte Angst vor Schweinen und Ziegen fast umgeworfen. Schließlich kamen sie 'aber doch glücklich und noch pünktlich zum Tee an. Beim-Abend. essen gab eS Sekt, und MrS. Sinclair brachte sehr gerührt daS Hoch auf daS Brautpaar aus. Auch Martin wurde vom Anrichte tisch herbeigerufen und mußte an der kleinen Zeremonie teil- nehinen. Für Rhoda war eS der herrlichste Abestd ihres ganzen Leben?. Sie fühlte sich im tiefsten Herzensgründe glückselig und nicht mehr al« ein nutzloses Wesen ohne nahe Angehörige. Nun würde sie Niel angehören und er ihr. Ihr Kopf war so voll von wunder- seligen Hoffnungen, Plänen und Wünschen, daß sie Stunden lang weder einschlafen konnte noch wollte. Am nächsten Morgen öffnete sich plötzlich die Türe ihres Schlafzimmers, und als Rhoda sich umwandte — sie machte eben döbra wohnhaft war lind infolge ihre» Alter« schlecht sah und hörte, ist das Opfer eines Unglücksfall, geworden. Sie hatte sich scheinbar am Montag (seit diesem Tage war sie vermißt), an dem noch beträchtliche Wassermassen führenden Fluh zu schaffen gemacht, und war in einem unbemerkten Augenblick hinein» gestürzt. ft Kampf mit Wilderern. Bei Noitzsch (Kreis Bitterfeld) trafen Jagdpächter auf zwei Wilderer, die auf Anruf mit ihren Gewehren in Deckung sprangen. Ein Jagdgast, der sich bedroht sah, feuerte zwei Schüsse ab und verletzte beide Wilderer, die verhaftet werden konnten. ES handelt sich um Vater und Sohn. ft Im Streit erschossen. Der Maurer Wilhelm Freiberg aus Landsberg (Bezirk Halle) geriet mit dem Flurhüter Kossack aus Reußen auf der Straße in Streit, in dessen Verlauf Kossack einen Revolver zog >und mehrere Schüsse auf Frciberg abgab. Die Ver letzungen waren so schwer, daß Fr. bald verstarb ft Familientragödie in Steglitz. Eine in ihren Motiven noch nicht aufgeklärte Tragödie spielte sich am Mittwochabend in Steg litz ab. Die in der Sedanstraße 20 wohnende 45 Jahre alte Frau Elise Cohn, sowie deren 21jähriger Sohn wurden in der mit Gas erfüllten Wohnung im Badezimmer iot aufgefunden. Die Frau Cohn war schwer nerenlerdend. Ihr Sohn hing mit inniger und rührender Liebe an ihr und nur so ist eS zu versteh::«, daß der lebenslustige Sohn sich schließlich bereit fand, mit der Mutter in den Tod zu gehen. Die Tat «nutz bereits am Montagabend passiert sein, denn schon am Dienstag bemerkten Hausbewohner Gasgeruch, konnten aber nicht feststellen, woher er stammte. Erst als am Mittwoch der Geruch sich verstärkte, drang man in die Wohnung ein und fand die beiden Leichen, ft Löwenplaqe in Transvaal. Herden von Löwen in einer Stärke, wie sie seit den ersten Togen der Besiedlung durch die Buren nicht bemerkt worden sind, machen den südlichen Teil der Transvaalkolonie unsicher. Die Raubtiere treten mit der größ ten Kühnheit auf und schlagen das Vieh sowohl auf der Weide als auch selbst in den durch Dornhecken gesicherten Stallungen. Zu verschiedenen Malen ist es vorgekommen, daß zehn bis zivölf Löwen in die Kraale eingedrungen sind und dort zahlreiche Rin der töteten. Man schätzt die Zahl der Löiven, die das Weide gebiet unsicher machen, auf mehr als tausend. In den Sied lungen haben sich die Männer zu Iagdexpeditionen zusammen- getan, und die Negierung hat Schußprämien von fünf Pfund für jedes erlegte Raubtier ausgesetzt. ft Der Tod unter dem Straßenbahnwagen. Am Mittwoch abend gegen 9 Uhr geriet in Berlin eine Frau beim Ueberschrei- tcn des Fahrdammes in der Potsdamer Straße unter einen Straßenbahnwagen. Der Bedauernswerten wurden beide Beine abgefahren, sowie eine Hand vom Arm getrennt. Die sofort her beigerufene Feuerivehr konnte die Verunglückte erst nach fast einhalbstündiger Arbeit aus ihrer entsetzlichen Lage befreien. Da die Verunglückte keine Personalien bei sich hatte, konnte ihre Identität nicht festgestellt werden. Sie wurde mit einem Krankenauto nach dem Elisabethkrankenhaus gebracht, wo sie kurz nach ihrer Einliefernng. ohne noch einmal das Bewußtsein erlangt zu haben, verschieden ist. ft Die Bergtour eines Blinden. Der Kriegsblinde Bach aus Nürnberg unternahm, wie aus München gedrahtet wird, zusam- men mit einem Lazarettinsassen eine Bergtour auf den Staufen bei Bad Reichenhall. Beiin Steigen durch Scharten und steiles Gelände zeigte sich der Blinde als der bessere Bergsteiger von beiden. Als schließlich ein Weiterkommen doch nicht mehr mög lich war, arbeiteten sich beide auf exponiertem und sehr schwieri gem Wege wieder ins Tal. ivo sie zerschunden und mit zerfetzten Kleidern ankamen. Der Hund des Blinden, den dieser beim Einstieg in die Wand zurückgelassen hatte, blieb zwei Tage an der Stelle sitzen und heulte fürchterlich, bis er von seinem Herrn wieder abgeholt wurde. ft Anhaltende Hitzwclle in Spanien. Seit 94 Tagen ist in Maorid und in einem großen Telle Kastiliens und Ara- gouieus kein Tropfen Regen mehr gefallen. Die. Gluthitze per- wandelt die Landschaft zur Wüste. A,> < viele». Dörfern finden massenhafte Auswandernngen statt, anderen konnte durch Wasier- ziisuhr geholfen werden. Zahlreiche Ernten sind durch diese un natürliche Hitze zerstört. ft Tie Epidemie der Mörder. Der Mörder des Studienrats Merz auS Berlin, der 17 Jahre alte Gymnasiast Keßler, der später auch Frau Beier ourch Dolchstiche tödlich verwundet uno beraubt hatte, wurde zur Beobachtung seines Geisteszu standes in die psychiatrische Klinik nach München gebracht. — Drohende Hungersnot in Tunis. Tunis ist von einer Hungerkatastroplw bedroht, wie sie Algier im Jahre 1921 heim- gesucht hatte. Die fruchtbarsten Gegenden, wie zum Beispiel das Tal von Medjerda, haben eine Ernte geliefert, die in er schreckendem Maß hinter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre zurückbleibt. Im Süden ist die Lage noch trostloser: dort hat es seit zwanzig Monaten nicht mehr geregnet, und jede Aussaat ihr Haar — gewahrte sie Bryda mit tränenüberströmten Gesicht und einem Brief in der Hand. „Was gibts? Doch keine schlechten Nachrichten aus Indien?" fragte sie auffahrend und auf Brhda zustürzend. „Nein, das nicht, aber schlimm genug. Es ist ein Brief von Niels Anwalt, der schreibt, daß jener Mann, der die Hypotheken auf Lismoyle besitzt, sie zum nächsten Termin gekündigt hat. Wir aber werde» das Geld bis dahin niemals anftreiben können. WaS in aller Welt sollen wir tun?" Und Bryda, die sich bemüht hatte, ihr Schluchzen zu unterdrücken, brach plötzlich voll ständig zusammen. „Ach, eS wird sich schon noch irgend eine Hilf« zeigen," sagte Rhoda beruhigend. „So weit wird eS nicht kommen. Wo ist Niel?" „So eben fort nach Dublin. Er hat rasch ein paar Sachen zu- sammcngepackt. den Jagdwagen bestellt und ist vor fünf Minuten abgefahren; er hofft, den Frühzug noch zu erreichen. Er trug mir auf, den den Brief zu zeigen, dich tausendmal von ihm zu grüßen «und dir zu sagen, er werde dir jeden Tag schreiben. Vielleicht komme er schon morgen, vielleicht aber auch erst in acht Tagen zurück." Die böse Knude erreichte auch bald das Ohr von MrS. Sin clair, die tief beunruhigend war und weinte. Sobald sie sich vom ersten Schreck erholt hatte, bestand sie darauf, daß Rhoda früh stückte, denn, wie sie weise bemerkte, es hat keinen Wert, die Sache noch zu verschlimmern und Dich krank zu machen." Als sie dann am Tisch saßen und sich zum Essen zwangen, fuhr sie fort: „Ich habe Immer eine Ahnung gehabt, daß sich einmal so etwas ereignen würde. Diese Zinsenlast, das große Wittum und alte Schulden — mich wundert, daß Niel sich so lange halten konnte. Er hat tapfer gekämpft, der arme Junge," „Das hat er," stimmte Bryda bei, „aber der Tod des „Gal- tee-Moore"-Fohlen, und eine übersehene Schuld von sechshundert Pfund hat ihn in diesem Jahr fürchterlich zurückgebracht." „Und wahrscheinlich hat das Geschäftshaus oder der Mann, der die Hypotheken besitzt, gefürchtet die Zinsen würden ausblciben. Er hat Wohl von Niels Verlusten aehört, -und schließlich ist eben doch jeder sich selbst der Nächste. Wenn ich doch wniastenS helfe» könnte, aber ich habe ja fast nichts außer meiner Pension." „Und ich. . ." begann Rhoda. „Ja, ja, ineine Liebe, natürlich, Ich weiß," unterbrach sie Brhda, „w>r nehmen den gute» Willen für die Tat." „Na, auch die dunkelste Wolke bat einen silbernen Saum," fuhr ihre Tante fort. „Du kommst eben wieder zu niir, bis Jack so weit ist, daß ihr heiraten könnt." „Ja, aber WaS soll auS Niel und Rhoda werden? Die Aus sichten der beiden sind in der Tat sehr schlecht. UebrigcnS sind sehr wertvolle Gegenstände im Hanse. Die müssen jetzt eben zu Geld gemacht werden, und vielleicht bringen sie mehr ein, als man ahnt' Sn A. MW M Der Mars ist da! — Das heißt der bedeutsame Tag seiner höchsten Erdnähe. 55 Millionen Kilometer! Für den Astro nomen eine Kleinigkeit, für den gewöhnlichen Europäer eine Entfernung, die ihn kaum aus der Ruhe bringt und dazu ver anlaßt, einmal bedächtiger zum Nachthimmel aufzublicken und dem rötlich blinzelnden Gesellen einen ehrerbietigen Gruß zu entbieten. Freilich — mit dem Gegengrutz der mutmaßlichen vernunftbegabten Marsbewohner ist es eine unsichere Sache. Ihrer zweifellos interessanten Bekanntschaft wird man sich dies mal wohl noch nicht erfreuen können. Bielleicht erreicht in 80 Jahren die menschliche Anmaßung auch die höchsten Sterne. Denn am 2 9. A u g u st 2 0 0 3 — bis dahin hat es gute Weile — wird sich der Weltensegler wieder einmal herablassen, in nähere Beziehungen zum Erdball zu treten, und zwar soll diese nächste Erdnähe die heutige noch übertreffen. Mars spielte bekanntlich als Kriegsgott der Römer jahrhundertelang eine große Rolle. Daher das geflügelte Wort: „Mars beherrscht die Stunde." Diesmal ist zumindest der krie gerische Beigeschmack der höchsten Erdnähe des Planeten ein wenig vorausgeeilt. Bei den Dimensionen der Sterne spielten allerdings solche Kleinigkeiten keine Rolle! Vielleicht sind die Menschen auf dem besten Wege, bei seiner größten Erdnähe dem kriegerischen Sternwandler den Abschied zu geben und endlich vernünftig zu werden! Bielleicht ist London doch ein gutes Vorzeichen? Es wäre schließlich an der Zeit, dem Mars allmählich die Freundschaft zu kündigen und ihn dahin zu ent lassen, woher er gekommen ist. Dann könnten wir glücklich sein, den Tag der höchsten Erdnähe des Mars endlich überwunden zu haben und die Hoffnung würde allmählich siegen: Die Luft ivürde allmählich wieder „marsrein" und Schiller würde die Genug tuung erfahren, daß er doch nicht so ganz Unrecht gehabt hat im Wallenstein: „Die Sterne lügen nicht." Wer würde ihn darob beneiden? Wenn der 23. August 1924 vorüber ist, legt der Mars all mählich an seiner Erdentfernung wieder zu. Noch lange iverden ihm die stieläugigen Fernrohre der Sternwarten in den Welten raum hinaus verfolgen, wie auch jene Politiker, denen seine nahen idealen Beziehungen Lebensnotwendigkeiten waren. Big zu seinem nächsten Besuch hat es jedenfalls noch geraume Zeit. Es iverden andere Hirne sein, die dann die Marsprobleme wälzen! war unmöglich. Di« vom Hungertod bedrohten Nomadenstämm« des Südens fluten schon jetzt nach dem Norden zurück. In der Umgebung der Städte, deren Bevölkerung sich in keiner bes seren Lage befindet, ist es infolgedessen schon zu lebhaften Un ruhen gekommen. Die Lage wird noch verschärft durch die un günstige Witterung: in Tunis mißt man 38 Grad Celsius im Schatten und hat viel über Schirokko und Sandstürme zu Klagen. — Eine Höchstleistung im Bergsport. In vielstündiger mühsamer Kletterei haben vie beiden Touristen Ludwig Klabnek niio Erich Wagner aus Freiburg i. B. die bisher für unüber windbar gehaltene Feldseewand zum ersten Male er stiegen. Diese Klettertour, durch zum Teil Überhänge,ive F:ls- wände, ist zu den schönsten Partien des Schwarzwaldes zu rechnen und den schwersten Nlpentouren ebenbürtig anzusehen. — Der dickste Mann Deutschlands gestorben. Wie aus dem Ostscebad Kellenhusen gemeldet wird, ist dort der dickste Mann Deutschlands. 61 Jahre alt, gestorben. Es handelt sich um den Tischlermeister Hermann Feig, der ein Körpergewicht von Uber 500 Psund hatte und deswegen weithin bekannt war. — Tie Gasanstalt im Aut». Seit mehreren Monaten wird von der Berliner Omnibusgesellschaft probeweise ein Auto- omnibus gefahren, in oem eine kleine Gasanstalt eingebaut ist. Und zwar wird das erzeugte Gas nicht etwa zur Beleuchtung, sondern zum Bewegen des Wagen-Z benutzt. Die Gaserzeugungs- anlage ist hier oirekt neben dem Sitz des Führers eingebaut und die Bedienung ist selbsttätig. Der Motor des Wagens taugt nämlich durch eine stark glühende hohe Kohleiischicht Lust und Wasserdamps an, wodurch sich ein brennbares Gas, das Wasser gas, bildet. Dieses passiert dann eine Reinigungsanlage, in der es besonders von Asche und Staubteilchen so gut besr'it wiro, daß Zylinder, Kolben und Zündkerzen ebenso sauber bleiben, als wenn oie Maschine mit gutem Motorbenzot betrieben wird. Die Kosten für den Betrieb mit diesem selbsterzeugten Kraftgas sollen sich nach einer Mitteilung im „Gewcrbesleiß" erheblich billiger stellen als bei Benutzung von Benzin oder Benzol. Dies ist ja auch leicht erklärlich, weil das Motorenbau,;!» und »benzol erst durch umständliche Methoden aus dem. Erdet bczw. aus o«er Kohle gewonnen werden müssen. ES bleibt abzu warten, ob diese neue Methode sich auch zum Betriebe von kleineren Automobilen eignen wird. «Es bedarf sehr vieler Wertobjekte, bis man neuntausend Pfund beisammen hat," sagte Mrs. Sinclair. „Allerdings: aber Bekannte, die sich in unserem Salon uni- gesehen haben, behaupteten, es seien alte Lackwaren und altcS Porzellan vorhanden von unschätzbarem Wert." „Ach, meine Lieb«, da? kennt man. So reden die gute» Freunde, wenn sie einem etwas Angenehmes sagen wollen. Ein fremder Sachverständiger wird ganz aiiders urteilen." „Na, wenn es aut »'ich aiikäme," entgegnete Bryda, „ich würde alles verkaufen, daS ganze HauS ausrünm:», sogar die Kaminsimse und di« Mahagonitüren — alles, um Geld z«sa ninen- zukratzen und Lismoyle zu behalten." Ihre künftige Schwägerin, die in peinlichem Schweigen zuge- hört halte, waift nun ein: „Ilm des Himmels willen, Bryda, laß uns bei dieser Kälte wenigstens die Türe»! Was mich anbstangt, ich habe eine Ahnung, daß noch alles gut wird — also greise noch nicht zum Aeiißersten," und den beiden zunickend. verließ sie daS Zimmer und flog die Treppe hinauf, um ihren ersten Liebesbrief zu schreiben. AchtnndzwanzigsteS Kapitel. Der erste Mensch, dem Niel ans der Station Doonbeg begegnete, war Toi» Bingbam in prachtvollem Pelzmantel, Pelz- handschuhen und Pelzmütze. Als Antwort auf den lachenden Zuruf seine? Freunde? schlug er die haarigen Tatzen zusammen und erklärte, er müsse schon gut für sich selbst sorgen, da er niemand habe, der es für ihn tue und fügte hinzu: „Tie hätten übrigens wohl ein bißchen mehr anziehen können an solch einem mörderisch kalten Tage, mein Junge." „O. ich friere nicht. Ich habe zwar einen Bärenpelz zu Sause, aber den mochte ich nicht anziehen, da ich fürchtete, die Leute könnten mich für maskiert halten." Der Dubliner Zug hatte Verspätung, und so liefen die beiden lebhaft auf de,,, Bahnsteig hin und her, »m sich warm zu machen, wobei Tom Bingham es sich deutlich annicrken ließ, daß er für sein Leben gern gewußt hätte, was Conroy veranlaßt«, zu so früher Stunde nach Dublin zu fahren. Er forschte auch so unverhohlen nach den Beweggründen, und seine Fragen waren so schlau, daß Niel ihm wohl oder übel die Wahrheit sagen mußte. „Großer Gott. daS ist doch nicht möglich!" rief er, plötzlich stehen bleibend. „Unbegreiflich, Sie bezahlen doch Ihre Zinsen aus die Stunde — fünf Prozent — mehr kann in diesen Zeiten kein Mensch kriegen. Verstehe, daß Sie nach dem Rechten sehen wollen. Da steckt irgend etwas Unsauberes dahinter, so wahr ich Thomas Bingham heiße. Ich habe gerade jetzt auch mit dem Gericht zu tun. Eine alte Tante von mir ist kürzlich gestorben, und ich bin Testamentsvollstrecker. WaS haben Sie für einek Anwalt?' (Fortsetzung folgt-
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