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Sächsische Volkszeitung : 24.08.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192408249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240824
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240824
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-08
- Tag 1924-08-24
-
Monat
1924-08
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 24.08.1924
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Sonntag, den 24. August 1624 Nr. IS«, Seite 2 Gegen die Ruhrbesetzung kiiie M -es MWen MIM Al«si Paris, 23. August Im Verlaufe der gestrigen Vor- und Nachniittagssitzung der Kammer sind von den Interpellanten »nr sünf zu Worte gekommen. Die Kammer beschlost 8,LU Uhr die Sitzung abzubrechen uns, um mit den Interpellationen so rasch wie möglich fertig zu werden, um 10Z0 Uhr in rin« > Nachtsitzung einzutreten. Als Ergebnis des TageS gilt die zweistündige Rede des SozialistensührcrS Blum, die dieser gegen die Politik Poincarcs gestalten hat. Blum beschäftigte sich zunächst mit dem Ergebnis der Ruhrbcsetinng, die höchst unheilvoll gewesen sei. Zwei Jahre habe sie ein furchtbares Unwetter zusammengezvgen, über den» Haupte Herriots hätten sich die Wolke» entladen. Tic Herrschaft PoincareS stabe zu lange gedauert. Denn er habe diese Atmosphäre deS Mißtrauens ge schaffen. Tie Londoner Konferenz sei die Bankerottcrklüruug des Poincarismus. Blum machte Herriot Vorwürfe, weil er den Dawesplan angenommen habe, ohne irgendwelche Vorbehalte bezüglich der interalliierten Schilden. Er verglich dos Dawesgutachten mit dem Plane Bonar Laws, das leider nicht zur Anwendung gelangte, obwohl es bei weitem größere Vorteile bot. Poincare wollte um jeden Preis ins Nuhrgebiet einrücken. Wenn mau be haupte, daß der Dawesplan eine Abänderung des Versailler Ver trages darstelle, so weise er darauf hin, daß man wohl wisse, wie die ganze Welt über den Versailler Vertrag denke. Die Unterhänd ler dieses Vertrages hätten vor den Staatsgerichtshof gehört. Zur Rede Blums schreibt daS »Echo de Paris': Der wahre Führer der Mehrheit hat die Regierungserklärung ergänzt. Blums Worte und Allüren waren so gewählt, als wäre er in Wahrheit der Führer und Herriot in London nur das gelehrige Werkzeug. Die Frist für die Räumung erscheint ihm viel zu lang. Nach seiner Ansicht hat Frankreich noch nicht teuer genug die deutschen Zugeständnisse erkauft. Sie WWW -er SMM Briand und Herriot — Französische Einfuhrabgabe für deutsche Waren (Drahtbericht unserer Berliner Vertretung) Paris, 23. August Die gestrige Sitzung der Kammer, di« um 10 Uhr abends be gann, wurde durch eine Rede des Abgeordneten Fabry einge. leitet. Fabry befaßt« sich in der Hauptsache mit der Frage der Sicherheiten. Er fragte den Ministerpräsidenten, ob er in dieser Beziehung irgendeine Verpflichtung übernommen habe, die mit den Bestimmungen des Versailler Vertrages nicht zu verein baren sei und ob er in Genf eine Verpflichtung übernehmen würde, ohne vorher die Kammer befragt zu haben. In diesem Augenblick erhob sich Briand. Er führte aus, daß die interalliierte Kontrollkommission die Entwasfnung Deutschlands gesichert habe. Die Isolierung sei eine Gefahr für Frankreich, sie bedeute die Rückkehr der Gewalt. „WaS ich", fuhr Briand fort, „für daS Beste bei den Verciiistaiuugeu in London halte, ist, daß sie vielleicht ein paar Tausend jungen Leuten daS Leben rettete. (Unterbrechung auf der rechten Seile s Erschrecken Sie nicht vor der Rückkehr e i n cs neuen Krieges. <Anf der Rechten entsteht ei„ ungeheurer Tumult.) Ich beglückwünsche mich, daß wir ans dieser besorgniserregenden Situation sterauSgekommc,, find. Ich behaupte, daß die Beschlüsse von London die Garantie für einen Frieden gebracht haben und beglückwünsche den Ministerpräsidenten, daß er dieses Resultat erreicht hat." tAuf der Linken erhebt sich großer Beifall.) Fabry seht darauf seine Rede fort. Die Räumung des NuhrgebieteS bringe die Sicherheiten Frankreichs in Gefahr. Geueral Rollet unterbricht. Tie Militürkontrolle gehöre nicht zu der Räumung des Ruhrgebietes: die Lage sei heute dieselbe, wie sie früher war. — Fabrv schließt alsdann seine Rede, indem ex dem Ministerpräsidenten für die Erfolge, die er in London er. reicht hat. dankt. Der Abgeordnete Payttinger erklärt daß dafür Sorge getragen werden müsse, daß die Entwaffnung Deutschlands sicher gestellt werde. Darauf erklärt Ministerpräsident Herriot: „Ich glaube nicht, daß sich irgendein Ministerpräsident findet, der mehr als ich um die Sicherheiten Frankreichs besorgt sein könnte. Aber mit viewalt sann ma„ ein Volk nicht unterdrücken. Wir werden Deutschland überwachen aber wir werden versuchen, am Entstehen eines neuen Deutschlands mitzuarbeiten." Diese Aeußcrung rief lebhaften Beifall hervor. In einer persönlichen Bemerkung erklärt« der Abgeordnete Vrunet seine Zustimmung zur Politik Herriots. Er drückt sein Vertrauen zum Völkerbund aus, der die Entwaffnung Deutschlands sicherstelle, Schiedsrichter bei Konflikten sein werde, und dir europäische Demokratie vor der Diktatur der Sowjet und dem Jmperiali'smus DeutschlandSsl!) schützen werde. Um 12 Uhr 80 Minuten lief ein Vertagungsantrag ein, der mit 80S gegen 266 Stimmen abgelehnt wurde. Daraufhin wurde die Debatte fortgesetzt. Der Abgeordnete des Rechtsblockes Guy de Mont jau begründete eine Interpellation, auf die Herriot erklärte, daß er einen Gesetzentwurf vorbereiten lasse, nach dem die deutsche Einfuhr mit einem Zoll, der ganz der englischen 28prozentigcn Rcparationsabgabe entspräche, belegt werde» solle. Darauf vertagte sich das Hans auf Sonnabend. Nim stellt der Präsident fest,, daß seiner Anssorderung nicht Folge geleistet wurde und er unterbricht die Sitzung aus fünf Minuten. Tie allgemeine Entrüstung des ganzen Hauses, auch der Tribünenbestichcr, wenoet sich gegen die Kommunisten. Nach b Minuten erscheint der Präsident im Saal, aber auch der Abgeordnete Schwarz ist noch zugegen. Daraufhin stellt der Präsident fest, das, durch seine erste Weigerung, den Saal zu verlassen, der Abgeordnete Schwarz sich den Ausschluß von 8 SitzungStagen zugezogen hätte. Nachocm er auch jetzt noch im Saal ist, erklärt ihm der Präsident auf Grund der Geschäfts ordnung als auf 20 Sitzungstage ausgeschlossen. Ter parlamentarische Witz bemächtigte sich sofort dieser Angelegenheit. Man sagte: „Wenn ans diese Weise sämtlich« 62 Kommunisten rausgeworfen wiiroen, wäre ja die Frage der Mehrheit zu den Londoner Abmachungen sofort geklärt." Volle zwei Stunden maßte man warten, bis die neue Sitzung beginnen konnte. Tie Ungeoulo im Hause hatte einen Höhe punkt erreicht. Tie Erregung in oen hestig debattierenden Grup pen nahm immer mehr zu. Als die Klingeln wieder onrch das Haus rasselten, ging ein allgemeiner Ruf der Befreiung durch die Reihen, Im Nu füllte sich das Hans, in dem plötzlich die Lampen ausflamniten. Die Vertreter der auswärtigen Mis sionen, die bereits den Saal verlassen hatten, werden rasch wieder herbeigeholt. Wieder erscheint der Kanzler an der Spitz« des Ministeriums. Sehr lebhafte Gruppen bilden sich bei den Kom munisten, die aufgeregt die Lage besprechen. Und mit einem gewaltigen Knalleffekt schließt diese Sitzung. Ter Abgeordnete Schwarz ist immer noch im Saal«. Nun erklärt der Präsident, daß er die Geschäfte nicht mehr weiter führe, solange ver Abgeordnete Schwarz im Saale sei. Ter Soziaocmokrat Schöpf lein ruft erregt: „Dann kapitu lieren Sie vor einem Narren! So sehen Sie aus!" Nun beraumt der Präsident die Sitzung auf Sonnabend an. Mit großer Unruhe löst sich die Sitzung auf. Ein großer Tel» der Abgeordneten wirft empört die Alten auf den Tisch, scharfe Worte fliegen herüber und hinüber. Auch die Haltung des Präsidenten erfährt eine teilweise schroff« Kritik, da man tatsächlich darin eine Kapitulation vor den Kommunisten sieht Man muß allerdings zugeben, daß die Geschäftsordnung des Reichstages in ihrer heutigen Gestalt noch nicht daS Recht zu Zwangsmaßnahmen gibt. Z> Auch diese Sitzung hat wieder einmal gezeigt, wie un säglich würdelos gewisse „Volksvertreter" sich aufführen, und dag dieser Reichstag, kaum aktiv geworden, den Keim deS Todes in sich trägt. » Tie Vorstände der Regierungsparteien hielten am Abend eine Sitzung ab, um Maßnahmen gegen dir fortgesetzte Ob struktion der Kommuiiistien zu erwägen. Nach Schluß der Bq- ratiingen werden die ffraktionsfahrrr ihren Fraktionen von den beabsichtigten Maßnahmen Kenntnis geben. — Die tom ni uni st ische Reichstagsfraktion nahm noch im Lause deS Abends zu dem Ausschluß ihres Mitgliedes Dr. Schwarz Stellung. Sie beschloß den schärfsten Protest gegen das Vorgehen de« Präsidenten einzulegen. Ar SW -er Mlerre-e Berlin, 28. August. In letzter Stunde geht uns der Schluß der Kanzlerrede zu; Nach nachdrücklichem Hinweis ans den zur Geltung gekom menen Schiedsgerichtsgedcinken empsahl der Reichskanzler dem Reichstage die Gesamtvorlage zur Annahme. Man stehe vor einer ernsten Alternative. Welche Folgen seien zu erwarten, wenn die Londoner Regelung nicht verwirklicht werde, sondern der gegenwärtige Zustand auf unbestimmte Tauer fortbestehe? Es könne keinem Zweifel unterliegen, daß die Londoner Konferenz eine Ehance bot, die so leicht nicht w lederte h re» Werve. Er betonte die große Bedeutung der über alles Er warten weitgehenden Umstellung der amerikanischen Politik und erklärte, löse man die in London geknüpften Fäden wieder, so seien die Folgen insbesondere hinsichtlich Ame rikas nicht abzuschen. Die Ablehnung des Londoner Vertrages bedeute zunächst sedensalls die Zerstörung zahlreicher Hoffnungen im deutschen Volke, insbesondere im besetzten Gebiete. Die Industrie und Landwirtschaft würden noch mehr unter Kreditnot leiden. Der Fortbestand der deutsck-en Währung werde in Frage gestellt, Zu. nähme der Arbeitslosigkeit aber wäre die sichere Folge. Auf den besetzten Gebieten, deren Hoffnungen nicht betrogen werden dürften, würde der furchtbare militärische Druck unvermindert weiter lasten. Das traurige Schicksal der Gefangenen und Aus« gewiesenen fände noch kein Ende. Eine furchtbare Verantwor tung laste jetzt auf dem Reichstage. Seine Entscheidung werde Uir Deutschland Segen oder Fluch bedeuten. Nach dem Kanzler ergriff der Reichssinanzminister Dr. Lu ther das Wort. SWI s-tt -!e neuen WnnzMe Erklärungen im Auswärtigen Ausschuß. Berlin, 23. August. Im Auswärtigen Ausschuß des Reichs tages nahm heute der Reichsbankpräsident Dr. Schacht zu den aus den Londoner Beschlüssen sich ergebenden Finanz- ge setzen das Wort. Er führte u. a. aus: Auch nach der neuen Regelung bestehe die Möglichkeit, aus die alte Deckung von 33)4 Prozent herabzugehen. Es sei dies lediglich mit einer Notensperre verbunden. Offen bleib« die Frag«, was mit den bisher gesammelten Mitteln der Rentenbank und der Grundbesitzbesteuerung aus Grund des Rentenbankgesetzes werde. Dem Reichstag bleibe es unbenommen, hier eine Regelung zu treffen. Im Rentenbankliquidalionsgesetz sei für di« Gewäh rung landwirtschaftlicher Kredit, die nötige Organi sation geschaffen worden. Im weiteren Verlaufe wandte sich der Reichsbankpräsident auf eine Anfrage des deutschnationaien Abgeordneten Quaatz entschieden dagegen, daß die Reichsbank in ausländische Hände übergeführt werde und erklärte auf eine Anfrage des volks parteilichen Abgeordneten Schneider, wenn die Londoner Abmachungen nicht zustande kommen sollten, würde er sich zwar bemühen, die Währung als solche unter allen Umständen zu halten, doch würde es dann in der Kreditfrag« Übel aus- sehen. Auch di« Rentenbank würde die ihr zugedachte Aufgabe der Kreditgewährung an die Landwirtschaft selbstverständlich nicht aufnehmen können. . //?/- F/§/i//77 ^e/LLe/7 6>/t<7//t/z?§ t//)o <7«7 /n/Ho/kcHe/l S//ou/r§'Lo.'?L/'c7//e/l /§/ ^eu/e me-hz- <7/5 /e, e//re -^e<!>e/i5- no/>»/en<7',§/'ck// /öT c^e/l 5<7<7/h5/5c^e/l ^<7/Ho//5/5Mt/5. ^t/5 50//e/l 2><7^t/m ewc/l/- e5 /ec/ef 0/5 5e/>ie Sh/e E/rcZ t/em F/'/o't/nLTpefe/'/r M §<75 F,5/r.'/n E/rpe^- ^/7/7?e/ö///7§-/7 <7/7 ^0/7 L/-s§a'e/7-^<., /Xe/§/?cH/Ho/7§i>a§§e 6 e/^e/e/7. M -Se AmtzM Eine Entschließung deS Reichsvcrbandcs der deutschen Industrie — Stimmen aus dem besetzten Gebiet — Herbe Kritik a„ den Dentschnaiionalen Berlin, 23. August Die Vorstände deS Deutschen Industrie- und Handclstagcs, des NcichsvcrbaiidcS des Deutschen Industrie, und des WirtschaftS- ousschusses für die besetzten Gebiete (einschließlich Landwirtschaft) haben zu der durch das Londoner Abkommen geschaffenen Lage in ihrer heutigen gemeinsamen Tagung folgende Entschlie ßung angenommen: Die Voraussetzungen, unter denen die von uns vertretenen Wirtschaftskrcise sich mit der Annahme des Dawesgutachtens ab- gefundcn hatten, sind in. Londoner Abkommen im wesentlichen unerfüllt geblieben. Schärfsten Widerspruch erheben wir gegen eine Aufnahme handelspolitischer Verhandlungen unter dem Druck der Besetzung. Wir sind wirtschaftlich so geschwächt, daß Zuge ständnisse auf handelspolitischem Gebiet mit den von uns nach dem Dawesgutachten übernommenen Verpflichtungen nicht ver einbar sind. Trotzalledem glauben wir, unter dem schwere» Truck der gegen wärtigen wirtschaftlichen und politischen Lage, vor allem bei der Nnhaltbarkeit der Zustände i»t besetzten Gebiet, die Verantwortung für eine Ablehnung des Londoner Abkommens und die sich aus ihr ergebenden wirtschaftlichen und politischen Folge,, nicht über nehmen zu können, und müssen »ns daher zur Empfehlung der Annahme entschließen. Die Entschließung wurde bei Teilnahme von etwa 100 Ver tretern gegen drei Stimmen angenommen; die Vertreter der be setzte» Gebiete billigten die Entschließung einstimmig. Dortmund, 28. August. Der Vorstand des Wirtschafts- ausschusse's für die besetzte» Gebiete hat an alle Fraktionen des Reichstages Telegramme gesandt, worin er erklärt, daß er sich trotz schwerer Bedenken angesichts der unhaltbaren Verhält nisse in den besetzten Gebieten einstimmig ohne Unterschied der Parteizugehörigkeit für die Annahme der Londoner Bedingungen ausgesprochen habe. Die Dortmunder Blätter ergeben sich in Kombinationen über die Haltung der Deutsch»ationalc» zur Annahme des Dawes. berichts. Die Dortmunder Zeitung schreibt: es habe den Anschein, als ob von deutschnationaler Seite noch Zeit ge wonnen werden soll. Was die deutsche Abordnung jetzt in Lon don durchgcsetzt habe, unterscheide sich vorteilhaft vo„ dem A n g e- bot der Negierung Enno. Das Zentrumsblatt Tremonia sagt: Das Deutschtum an Rhein »nd Ruhr sieht mit Spannung daraus, wie eS eine Partei, die sich deutsch »nd national nennt, anstellen wird, bei der Abstimmung im Reickstag die Interessen der besetzten Gebiete, auf die sich die Deutschnationale Fraktion ausschließlich beruft, zu hüten. Im besetzten Gebiet hat man kein Verständnis dafür, daß sich eine Partei in so ernsten und entscheidenden Stunden hinter parteilichen Kriskrams versteckt und ein so leichtfertiges Spiel mit den LebenSinteresten der Bevölkerung treibt. Im Generalanzeiger heißt es: Die Dentschnaiiona- len wollen bei dieser Opposition etwas erhandeln» und daS ist staatliche Gewährung ihrer Wünsche in Bezug auf Kredit »nd Zölle, vor allem aber die Nnmöglichmachung der Großen Koalition. Nlan wird sich um ein Ja oder Nein hernmdrückrn» ohne dadurch daS ganze Abkommen zu gefährden. Esten, 23. August. Die Nolgemeinschaft der deutschen Re gie b ed i e n st e t en hat ein Telegramm an die deutschnationale Neichstagsfraktion gerichtet, wonach die deutschen Regiebeamten unbedingte Annahme des Eisenbahngesetzes erwarten. Das neue Rekchslagswahlgefetz Berlin. 23. August. Nach der Wahlreformnovelle zerfällt das Reichs- gebiet in 166 Wahlkreise. Ostpreilßen bildet 6 Wablkreif«, sie Stadt Berlin 10, die Provinz Brandenburg 7, Pommern 6. Schlesien 8, Oberschlesien 8, die Provinz Sachsen 8, Schleswig- Holstein 4, Hannover 9, Westfalen 12, Hessen-Nassau 6, Rhein- lano 18, Bayern wird in 18 Wahlkreise, Sachsen in 12, Württemberg in 7, Baben in 6, Thüringen in 4, Hessen in 4. Hamburg in S, Mecklenburg-Schwerin inst Lübeck und Meckien- burg-Strelitz zusammen in 2 Wahlkreise geteilt, Die Länder Oldenburg und Braunschweig, Anhalt und Bremen bilden je eliieii Wahlkreis. Tie 156 Wahlkreise werden zu 16 Wahl- -icelsverbäilden zusammengefaßt, die mit den bisherige,, Wahlkreisverbänden übereinstimmen. Jeder KreiSwahlvorschlag bars nicht mehr als zwei Bewerber benennen und muß ein Kennwort tragen. Inner halb eines Verbandes gelten die Wahlvorschläge mit dem gleichen Kennwort als untereinander verbunden. Verbundene Wahlvir- schläge gelten den unverbundenen gegenüber als ein Wahlvorschlag, Bel Verbänden, die sich über mehrere Länder erstrecken, ist eine llnterverbindung für selbständige Länoergruppen vorgesehen. E < n Bewerber kann innerhalb eines Verbandes in mehreren Wahlkreisen kandidieren. Tie innerhalb einer Verbindung für eine Partei aufgebrachten Stimmen werden zusammeirae- rechiiet. Jcoer Wahlvorschlag und jede Gruppe verbundener Wahl- Vorschläge erhält auf je 75000 Stimmen ein Mandat. Reststimmen werden dem Reichswahlvorschlag zngerechnet. Die auf ein« Grupp« verbnildener Wahlvorschlägc entsallenden Sitze werden auf di« Bewerber der einzelnen Wahlvorschläge nach dem Höchstzahlen- system verteilt. Für die Zuteilung eines Sitzes ist also nicht mehr der Platz auf der Liste, sondern die Zahl der erhaltenen Stimmenj also der Wahlersolg der Kanoidaten maßgebend. Soweit infolge außergewöhnlich nieoriger Wahlbeteiligung die Zahl von 399 Abgeordneten nicht erreicht werden sollte, wiro eine entsprechende Korrektur vorgenommen, und zwar nach der Gcsamtstimmcnzahl der in den einzelnen Reichswahlvorschlägen vereinigten Kreiswahlvorschläge. Noch fehlende Sitze werden oe» Kreiswahlvorschlägen mit den größten Reststimmenzahlen zuge- tcilt Wirb die Zahl von 399 Abgeoroneten überschritten, so werden die Sitze bei den Reichswahlvorschlägen entsprechend ge- lürzt. 8« Me Ms Mz Berlin, 23. August. Der Reichspräsident und die Reichs regierung haben zum 60. Gedenktage der Genfer Konvention und damit des Roten Kreuzes dem Deutschen Roten Kreuz Glückwunschtelegramme übersandt. Ausführlich gedachte in einem Schreiben der Reichskanzler der Tätigkeit des Roten Kreuzes u. a. mit den folgenden Wor ten: „Rückblickend auf die Tätigkeit des Deutschen Roten Kreu zes gedenke ich in höchster Anerkennung insbesondere des letz ten schicksalsschweren Jahrzehnts, in dem das Note Kreuz drau ßen und daheim in unermüdlicher, vielgestaltiger und umfassen der Liebesarbeit unendlich viel Leid gelindert, Not gemindert und Trost gespendet hat. Millionen Tonischer ohne Unterschied sind dem Deutschen Roten Kreuz Dank schuldig. Nach der un vergänglichen Tätigkeit im Kriege ist das Deutsche Rote Kreuz jetzt die große Wohlsahrtsgesellschoft des Friedens, seinem Holsen heiligen Symbole getreu. Namens der Reichsregierung sage ich dem Deutschen Roten Kreuz und allen seinen Angehörigen, der aufopfernden Schwesternschaft, den Frauenvereinen und dem hilfsbereiten Mitgliedern der Freiwilligen Sonitatskolonnen zu, seinem Gedenktage wärmsten Dank. Sie sind die Träger einer Neutralität und Humanität, von denen ich gerade heute sehnlich wünsche, daß sie als schönste Frucht des Rotkreuz-Gedankens die, Menschheit immer tiefer ergreife zur Erkenntnis der Weltver»; antwortung, die sie gegeneinander hat." Me WM» Verstorbener LandtagSabgeorbneter. Der sozialdemokratische Abgeordnete Hugo Sachse ist im 50. Lebensjahre gestorbert. Er gehörte dem Landtage seit 1920 als Vertreter des dritten Wahlkreises Chemnitz an. j Der Präsident von Mexiko beim Reichspräsidenten. Gestern nachmittag besuchte der neue Präsident der Vereinigten Staaten von Mexiko Calles den Reichspräsidenten. Am Abend fand beim Reichspräsidenten zu Ehren des Präsidenten Calles ein Esten statt. Schwerer llnglücksfaU In Stettin fuhr gestern ein mit Baumstämmen bela dener Wagen, dessen Kutscher die Gewalt über die Bremse ver loren hatte, in rasendem Tempo die stark abschüssige Grün« Schanze hinunter und in die Schaufensterscheibe der Geschästs»- steli« der „Stettiner Abendpost". Zwei Passanten, der Schisser Ludwig und der Schlosser Husermann, wurden vom Wagen er faßt und getötet. Der Kutscher blieb unverletzt. Dagegen wurde das Pferd getötet und der Wagen vollständig zertrümmert. ' . sie. Wetterbericht der Dresdner Wetterwarte Witterungsaussichten für den 23. August abend» bis 24. August abends: Nachlassen der Niederschläge, jedoch noch weiter stark bewölkt, Temperatur wenig geändert, schwache. Winde veränderlicher Richtung.
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