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(tzeneralversammlutts, des Königl. Tächs. ÄItilitärvereittsbundes. Im Konzerthause des Zoologischen Wartens fand gestern unter großer Anteilnahme der militärischen Kreise die diesjährige Bnndesgeneralversammlung des Königlich Sächsischen Militärvereinsbundes statt. Tie Versamm lung wurde durch die Gegenwart Sr. Majestät der Königs und Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Johann Georg ausgezeichnet. Außerdem waren noch anwesend Ihre Er zellenzen die Herren Staatsminister General der Infante rie Freiherr von Hansen, Tr. Graf von Hohentbal und Ber gen und Tr. Beck, der kommandierende General General der Kavallerie von Broizem, der Generaladjntant General leutnant von Müller, Generalleutnant von Schweiniß, .Kö niglicher Kämmerer Generalleutnant z. T. von Eriegern, ferner Kreishauptmann Tr. Nnmpelt, Vertreter der städti schen Kollegien und zahlreiche Offiziere aller Waffengattun gen und Grade Als Vertreter der Königlich Preußischen Gesandtschaft bemerkte man Herrn Legationsrat Freiherrn Heyl von Herrnsheim, als Vertreter des Landesvereins vom Noten Kreuz Herrn I>. Grafen Otto Vitzthum von Eckstädt, als Vertreter der Generaldirekrion der Sächsischen Staats- eisenbabnen Herrn Geheimen Finanzrat Tonath, ebenso waren der Sächsische Militär-Feuerversicherungsverein, der Sächsische Militär-Lebensversichernngsverein und die Mili tär-Hagelversicherung durch Abgeordnete vertreten. Im Aufträge des Kliffhänserbnndes der Tentschen Landeskrie gerverbände und zugleich im Aufträge des Bavrischen Vete ranen- und Kriegerbnndes war Se. Erzellenz Herr General leutnant z. D. Winneberger anwesend, im Aufträge des Preußischen Landeskriegerverbandes Herr Geheimer Negie- rnngSrat Professor Tr. Westphal, Major d. L. a. D., im Aufträge des Tentschen Kriegerbnndes Herr Professor Schleicher, Hanptmann der Garde-Landwebrinfanterie. im Aufträge des Württembergischen Kriegerbnndes dessen Prä sident Herr Generalleutnant z. D. von Greifs, Exzellenz, im Aufträge des Badischen Militärvereinsverbandes dessen Präsident Herr Generalleutnant z. T. Fritsch, Erzellenz, und im Anstrage des Landesverbandes der militärischen Vereine im Großherzogtum Hessen dessen Präsident Herr Generalleutnant z. T. Hof, Erzellenz. Tie Verhandlungen wurden von dem Bnndespräsiden- ten Herrn Jnstizrat Windii'ch mit einer begrüßenden An sprache eröffnet, indem er Sr. Majestät dem Könige und Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Johann Georg für ihr Erscheinen dankte. Mit innigem Tanke werde es von den Mitgliedern des Bundes empfunden, daß Se. Majestät der König keine Gelegenheit vorübergehcn lasse, ohne die Be strebungen des Bundes zu unterstützen und zu fördern. Ein Beweis hierfür seien die vielen Auszeichnungen, die Sc. Majestät erst kürzlich wieder an zahlreiche Mitglieder des Bundes verliehen habe, und auch der heutige Besuch Sr. Majestät sei ein weiteres Glied in der Kette von Huld- beweisen. Ter Bund werde sich dieser hohen Auszeichnung auch stets würdig erweisen und allezeit treu zu König und Vaterland stehen. Seine Mitglieder geloben, ihre Söhne zu treuen Untertanen und zu guten Staatsbürgern zu er ziehen. Heute habe der Bund besondere Veranlassung, da für dankbar zu sein, daß Se. Königliche Hoheit der Prinz Johann Georg das Amt eines Ehrenpräsidenten im Bun- despräsidinm mit Genehmigung Sr. Majestät des Königs übernommen habe. Tiese Tatsache werde ebenfalls die Bnndesinteressen in weitgehender Weise fördern, da die Militärvereine auch jetzt noch immer darüber zu klagen haben, daß die Kameraden der höheren und gebildeten Stände sich vielfach von den Bestrebungen des Bundes fern- halten. Es sei zu hoffen, daß durch die Uebernahme des > Ehrenpräsidiums durch Se. Königliche Hoheit viele .Kame- j raden ans ihrer Lauheit aufgerüttelt werden. Ter Redner j gedachte nunmehr mit herzlichen Dankesworten der dahin- > geschiedenen Königin-Witwe Earola und kam dann auf j das V e r h ä I t n i s d e s B u n d e s z n r S o z i o l d e in o- - kratie zu sprechen. Der Militärvereinsbnnd stehe im i fortwährenden Kampfe mit der Sozialdemokratie, weil sie : versuche, die Mitglieder des Bundes an sich zu ziehen. Die ! Rede klang ans in das abermalige Gelöbnis der Treue « für König und Vaterland, sowie in ein brausend aufgenom- j menes Hoch ans Se. Majestät den König und ein ebenso I begeistertes „Hurra" auf Se. Majestät den Kaiser. Im Namen des Kyffhänserbnndes und der übrigen auswärtigen Kriegerverbändc richtete nunmehr Se. Er zellenz Herr Generalleutnant z. T. Winneberger eine ! von patriotischem Geiste durchwehte Ansprache an die Teil nehmer. in der er besonders Sr. Majestät dem Könige und Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Johann Georg für das dem Bunde und überhaupt den Bestrebungen der Krie- gervereine entgegengebrachte hohe Interesse herzlich dankte. Hieraus genehmigte die Versammlung einstimmig nach stehenden Antrag des Präsidiums: „Tie Bundes-General- versammlnng wolle die Errichtung der Stiftung „ K ö n i g - A l b e r t - T a n k", vereinigte Stiftungen des Köm stich Sächsischen Militärvereinsbundes, gewidmet dem l bleibenden Andenken an Se. Majestät den König Albert, den ersten Scbntzberrn des Bundes, genehmigen und dem Entwürfe der Salzungen die Genehmigung erteilen." Hier aus verließen Se. Majestät der König und Se. Königliche Hoheit der Prinz Johann Georg die Versammlung, nach dem sie sich von den Mitgliedern des Bnndespräsidinms in huldvoller Weise verabschiedet und den weiteren Verhand lungen einen guten Verlauf gewünscht hatten. Ter I a h r e s- n n d Kasse n beri cb t, sowie der Bericht über die Erholungsheime wurden genehmigt und die Entlastung des Gesamtvorstandes ausgesprochen. Auch von dem Berichte über den Ktzffhänserbund nahm die Ver sammlung Kenntnis und genehmigte nach längerer Tebattc einen Antrag des Präsidiums, der dahin ging, zu den er richteten und noch zu errichtenden Soldatenheimen einen jährlichen Beitrag in zu bestimmender Höbe zu gewähren. Ter Beitrag wurde für Dresden und Leipzig auf je 150 Mark und für Ehemnitz auf 75 Mark festgesetzt. Ein wei terer Antrag des Präsidiums: „Sämtliche Kasernenstnben und Lazarette alljährlich mit dem Militärvereinskalender in angemessener Anzahl zu versehen und die Versorgung dem Präsidium zu übertragen. Tie Mittel dazu werden durch freiwillige Spenden von Vereinsmitgliedern, Ver einen und Bezirken aufgebracht" wurde ebenfalls einstim mig angenomn n. Ebenso erklärte sich die Versammlung mit nachstehend m Anträge des Bezirkes Ehemnitz sgegen zwei Stimmen» einverstanden: „Tie Bundesgeneralver- samnstnng wolle den jetzigen Inhalt des zweiten Absatzes von st der Bundessatznng in Wegfall stellen und durch folgende Bestimmungen ersetzen: In geeigneten Fällen kann von den vorstebendS erwähnten Erfordernissen abgesehen werden. Tie Entschließung hierüber steht dem Präsidium zu, das zuvor jedoch den zuständigen Bezirksvorsteher zu hören hat." Als Jahresbeitrag für die Ausbildung von Krankenpflegern wurden bis zu 5st«> Mark zur Verfügung gestellt. Zn Bnndesehrenmitgliedern ernannte die Ver sammlung die Herren kommandierender General v. Kirch- bach, Erz., und Amtshanptmann Geheimen Negiernngsrat Hänichen-Grimma. Tie ansscheidenden Präsidialmitglie der Präsident Jnstizrat Windiscb. zweiter Schatzmeister Ka merad Schreiber, sowie die Herren Tennert, Tr. Hopf, Hnltzsch und Hübener wurden wiedergewälstt, während die Herren Oberarzt Tr. Brenime und Pastor Toelster neu in i den Vorstand eintraten. Tie nächste Bnndesgeneralver- j samnstnng findet nach einem bereits früher gefaßten Be schlüsse in Ehemnitz statt. — An die Verhandlungen schloß ! sich noch ein gemeinschaftliches Mittagessen und am - Montag isi noch ein Anssing per Tampfschisf nach Meißen i geplant. Aus der c!)r»srlul;t.u Mrcye. I< Petersburg. Am Sonntag den 28. Juni fand in der ! Petersburger Vorstadt Wiborg von der katholischen Fried- - Hosskirche die übliche Fronleichnamsprozejsion nach dem Friedhofe statt, an welcher sich eine ungeheure Anzahl von Pilgern, die auf 18ststl> bis ststOOO Personen geschätzt wird, beteiligte. Tas feierliche Hochamt hielt der neu nominierte Bischof Tenisewicz. Viele Pilger waren anS reckst entsern- j ten Teilen des Reiches herbeigeeilt. Um die gewaltige Teil- i nähme und das Interesse der katholischen Welt in Rußland j an dieser Feier zu versieben, muß man wissen, das; bis zum Toleranzerlaß von Ist«>5 die Wiborger Vorstadt der Residenz j die einzige Stätte im russischen Reiche war, wo wenigstens § zu Fronleichnam eine katholische Prozession sich außerhalb ! der .Kirche zeigen durfte, abgesehen natürlich vom Zartnm ^ Polen, welches seine Sonderbestimmnngen hat. Vor dem Oktobermaniseste von 1stl)5 durfte znm Beispiel in Peters burg kein katholischer Priester im Ornate einem Leichen- znge folgen, es sei denn, daß eine besondere Erlaubnis des Zaren oder de? heiligen Shnods vorlag. Tiese Erlaubnis wurde aber namentlich unter dem Pobedonoszewschen Re gime so selten erteilt, daß die katholische Geistlichkeit nicht einmal in allen Fällen, wo eS sich um die Bestattung ihres Metropoliten handelte, dein Sarge folgen konnte. Bei dem Begräbnis eines katholischen Admirals kam es einmal vor. — 152 — die nun in ein heißes Schluchzen ansbrach und den Kopf in die Hände legte, um die brennenden Tränen zu verbergen, die über ihre weißen Wangen Herabflossen. Es war nur eine Avantgarde der Zaporogischen Kosaken, die plündernd und verheerend auf ihren flinken Nossen die Steppe durchzogen, was Temen voll seinem Wachtposten ans gesehen und einen wandernden Wald genannt hatte. Das Gros des ganzen Stammes hatte Halt gemacht, um die Rosse und die Truppen ansznrnhen; zwischen Büschen, unter Hecken und in Wäl dern hatten sie unter freiem Himmel am Eingänge eines Tales kampiert. Das Kosakenlager bot ein malerisch wildes, seltsames und packendes Bild. In dieser dunklen und nebeligen Nacht haiteil die Banditen eilig große Feuer entzündet, deren rote Flammen im Winde hin und her schwankten und die Umrisse der Bäume, der Schluchteil und Felsen der Umgebung mit unge wissem, geheimnisvollem Lichte beleuchteten. Da und dort, auf dem Gipfel einer Erhebung, oder hinter einem Graben, erhob sich die Gestalt eines Ko saken, der hier einsam Wache hielt, die riesige Lanze geschultert, die lange Pfeife zwischen den Lippen, schweigend rauchend und träumend in Erwartung des Allgriffes und Gemetzels, das ihm vielleicht schon der nächste Tag ver hieß. Nachdenklich folgten seine Angeil den Rauchwolken, die im rötlichen Scheine der Wachtfeuer seltsame Gestalten annahmen. Ganz nahe dabei weideten die sattelledigen Pferde im Dunkeln ans der Wiese. Tas Knackeil der unzähligen Kiefer, die gierig das fette, grüne Gras zerkauten, erhob sich inmitten der Finsternis wie das Rauschen eines Flusses, das unaufhörlich durch das Klappern einer Mühle unterbrochen wird. Voll Zeit zu Zeit hörte man auch ein fröhliches Wiehern oder eineil kurzeil Galopp- sprung. Tann kam Air einen Augenblick eine heftige Bewegung in alle diese tausende von Pferdekörpern, deren ungewisse Umrisse in der Ferne mit dein Horizonte znsammenflosseil oder in dem dichten Nebel dieser Sommernacht verschwanden. Auch die Gesichter der Reiter, die hier Rast hielten, mußten jedem nil vergeßlich bleiben. Tie meisten von ihnen waren nin die Feuer in großen Gruppen vereinigt, in welchen man alle nur denkwürdigeil Tppen, alle Mie nen und Stellungen gewahrte. Diese hängten die Fleischtöpfe über das Feuer, jene brieten an den Spitzen ihrer Lanzen prächtiges Geflügel oder Wild, das sic im Walde oder in den nahen Dörfern gestohlen hatten. Viele tranken und spielten, indem sie die Würfel klappernd aus dem Becher warfen oder nlit sichtbarem Vergnügen nach dem Kruge oder der Flasche griffeil. Eine große Anzahl lag auf dem Bauche im Grase, schnarchend oder im Schlafe seltsame, zusammenhanglose, wilde Worte ansstoßend, wieder andere hockten in Gedanken versunken am Feuer. — aus dem wilden Leuchten, das aus ihren halbgeschlossenen Lidern brach, konnte man ersehen, daß cs blutige grausige Bilder von Mord. Raub und Gemetzel waren, die an ihrer Seele vorübcr- zogen und sic mit wilder Freude erfüllten. Auf den Zügen aller aber, der Wachenden lind Schlafenden, war ein Ausdruck zu lesen, den sie alle gemeinsam hatten: Kampfesgier, Liebe znm Gold und Durst nach Blut, diese Eigenschaften, welche die Ursache sind, daß der Bandit mit Freude stiehlt, mit Wonne tötet und mit fieberhafter Wollust tausend Martern ersinnt, um die Qualen seiner Opfer zu vergrößern. — 1-lst — „Diese Revolte der Leibeigenen und Bauern, welche gestern begonnen hat, ist nicht bloß eine Empörung, eine Erhebung: sie ist zu einer wahren Schlächterei, zu einem entsetzlichen Gemetzel geworden. In Lysianka, in Smila, in Prncki, in Medwedowa, mit einem Worte, überall sind die Auf rührerischen die Herren der Situation. Tie tragen Feuer lind Schwert, Tod und Verderbeil in die Schlösser und Twors. Und wenn es noch ein rascher und ruhmreicher Tod wäre, — der kaum znm Bewußtsein kommende Todes- schmerz einer Kugel in den Kopf, eines Säbelstiches in das Herz! . . . Tiese Verfluchten aber ersinnen die gransamsten Onalen, die raffiniertesten Mar- rern! . . . Tort haben sie einem Adeligen den Bauch aufgeschlitzt und eine Ladung Pulver bineingestrent, um es anzuzünden. — Ta habeil sie einem anderen, ehe sie ihn anfhingen, die Glieder abgesclmitten, einen dritten am Gitter seines TworS zerschmettert, den einen verbrennen sie lebend, oder werfen ihn geknebelt in einen Fluß. Und nichts hält sie in ihrer blutdürsti gen Wut zurück, weder Alter noch Geschlecht. Kinder werde» ans der Wiege gerissen und in den Armen ihrer Mutter getötet, Frauen auf den noch zucken den Körpern ihrer Gatten erdolcht, erwürgt . . . Ach, mein Gott, warum seid ihr nicht auch geflohen, — alle, ohne einen Augenblick zu versäumen? Was habt ihr für einen Grund, so hartnäckig hier zu verharren, sagt, Hic- ronvmus?" „Tas Schloß ist stark befestigt und wohl bewaffnet. Ich fürchte diese Bauern nicht und werde mich zu verteidigen wissen," entgegnete der Starost. „Gott gebe, daß Eure Entschlossenheit Eure Diener ansninntere und er mutige, und daß Eure Verteidigiingsmittel hinreichen. — Aber wäre es nicht doch besser, rasch das nahe Gehölz zu erreichen und von dort zu entfliehen?" „Es ist zu spät, Vater! Wir können uns nur noch ans unsere eigene Kraft verlassen!" „Und auf Gottes Schlitz!" fügte der Priester ernst hinzu. „Gewiß, — das ist eine Hilfe, die nickst zu verachten ist! . . . Doch kann ich Euch immerhin einen Vorschlag machen, der wenigstens Eure Flucht er möglichte. ehrwürdiger Vater! Ich will Euch einen vertrauenswürdigen Mann mitgcben, so könnt Ihr, — als Bauer verkleidet, noch rechtzeitig ent kommen. wenn Ihr keine Minute verliert und Kruto-Horbp, einige Meilen voii hier, erreichen, wo mein Schwiegervater vollkommen sicher zu sein be hauptet." — „Und warum habt Ihr Euch dann nicht mit Eurem Weib und Eurem Kind dorthin begeben? — Was mich betrifft, so danke ich Euch für Euren guten Rat, — ich werde nicht fliehen, ich fürchte den Tod nicht. Ich werde hier bei Euch bleiben und das Schicksal teilen, welches Gott Euch bestimmt bat. — Verliert jedoch keinen Augenblick, Hieronhinus, und vernachlässigt kein Mittel zur Verteidigung Eures Twors! Ich werde mittlerweile mit dieser sanften jungen Frau für Euch, für und alle beten! Für die Verteidi gung Eures Hauses und den Schutz Eurer Wiege!" „O. wie danke ich Euch, da Ihr so gut seid!" unterbrach ilin Marpnia, indem sie die Hand des alten Priesters ergriff und auf sein elirfiirckstgebieten- des Apostelgesicht ihre von Tränen glänzenden Angen richtete. „Sagt, ehr würdiger Vater, glaubt Ihr, daß Aufruhr und Kamps uns schon so nabe bedrohen?" „Dymitr, der Kosak." 38