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Sächsische Volkszeitung : 23.07.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192407230
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240723
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240723
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-07
- Tag 1924-07-23
-
Monat
1924-07
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 23.07.1924
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Mittwoch, den 83. Juli 1024 MMO «O Sit WIWII MMe» Es ist unverkennbar unter den englischen Katholiken und ihrer Presse ein Zug der Genugtuung und innerer Zufrie denheit zu konstatieren über die Regierung Macdonald. Zunächst darf nicht aus dem Auge verloren werden, daß gerade Macdonald seine ungeheuren politischen Erfolge zum guten Teil den Katholiken Englands. Irlands und Schottlands verdankt, di« ja c:n Hauptkontingent der Arbeiter partei ausmachen, und besonders in den Industriestädten Glasgow, Liverpool und Manchester eine ausschlaggebende Bedeu tung haben. Ter Führer der englischen Labour Party (Arbeiterpartei), Mr. Macdonald, hat es inzwischen auch nicht fehlen lassen, den Katholiken Beweise seines Wohlwollens zu geben. So hat es der katholische Erzbischof von St. Petersburg, Msg. Cieplak, selber ausgesprochen, daß er dem britischen Premierminister seine Befreiung aus der schweren Kerkerhast in Rußland verdankt. Und seht bei den gegenwärtigen Unterhandlungen der britischen Regie rung mit der Sowjetdelegation ist es die katholische Presse Eng lands, die wiederum Namsah Macdonald daran erinnert, daß noch viele Priester und OrdcnSfrauen in den Gefängnissen Ruß lands schmachten, deren einziges Verbrechen es ist, die Armen unterstützt und de» Kindern religiöse Erziehung erteilt zu haben. Gerade die freundschaftliche Beziehung der englischen Regierungs parteien zu Rußland gibt den englischen katholischen Arbeitern umso mehr Berechtigung auf Erfüllung ihrer Wünsche, als sie von dein guten Willen Macdonalds vollkommen überzeugt sind. Aber auch ein besonderes Vertrauen schenken sie Mac donald in der endgültigen Regelung ihrer Schulforderun gen. Immer noch müssen die Katholiken Englands eine doppelte Last tragen, Steuern entrichten für die staatlich öffentliche und die freie katholische Schule. Diese Doppelfteuer, deren eine sie gezwungener Weise, deren andere sie freiwillig leisten, wird umso drückender empfunden, als sie der ärmere Teil der Bevölkerung sind und so ungleich mehr Opfer zu bringen haben als die wohl habenden Nichlkatholiken, dir von der Staatsschnle Gebrauch machen. Sie hegen daher zu dem mehrhast demokratischen Regime Macdonalds das unbedingte Vertrauen, daß nach dem Muster Belgien? und Hollands auch das englische Schulgesetz den Katholiken gerechter werde. Gerade jetzt, wo die Gegner der freien christlichen Schule in England aus Einführung eines Ein- beitssystemS und auf Aufgabe de? Schuldualismus dringen, ist die Hoffnung der Katholiken auf Macdonald gerichtet, der mit der großen Arbeiterpartei nicht den engherzigen Standpunkt des deut schen Sozialismus einnimmt, sondern gerade in der wohlwol lenden Behandlung religiöser kultureller Probleme sich wobltuend auszeichnet. Darum wird auch von einem Führer der englischen Arbeiter. Mr. Sidneh Webb, die feste Zuversicht ausgesprochen, daß die vollständige Erhaltung der katho lischen Schule« gelingen werde. Der Pri»zrege«t von Aechivpien beim Papste Am 21. d. M. ist Ra"? Tafari vom Papsle unter dem für nicht- katholische Prinzen üblichen Zeremoniell empfangen worden. Bei 'seinem Erscheinen vor dem Papste küßte er den Saum des Kleides des Hl. Vaters. Sodann wurden Geschenke ansgetauscht. Der Prinz überreichte dem Papst zwei Kreuze aus Gold, ein großes Altarkreuz und für den Handgebrauch ein kleineres, das nach äthiopischer Sitte bei der Segenspendung verwendet wird. Beide Kreuze sind kostbare Werke abcssnnscher Edelschmiedekunst, die in ihrer Ausführung an den maurische» Stil erinnern. Außerdem übergab Ras Tafari dem Heiligen Vater als Zeichen seiner Verehrung einen wertvollen Koder und einen prächtigen Teppich. Der Heilige Vater schenkte seinem Gast ein großes Mosaik der vatikanischen Manufaktur, eine Ansicht von Rom darstellend, und zwei in Silber gefaßte Miniaturen mit goldenem Monogramm. Ferner ein Album mit Photographien der St. Peterskirche als Geschenk für die Gemahlin des Regenten. Anschließend fand die Vorstellung de? Gefolges statt. Ras Tafari äußerte sich nach dem Empfang voll Bewunderung über die väterliche Erscheinung de? Papstes. Die höchsten Slädle -er Wett Die höchstgelegenen Städte der Welt finden sich im tro pischen Amerika, auf den Hochplateaus der Anden und in Mexiko. Den Höhenrekord hält dort die Stadt Huanchaca in Bolivia mit einer Höhenlage von 4102 Metern, nicht viel niedriger liegen die bolivischen Städte Botosi, das früher 156 000 und heute wegen des Niederganges der Minenindustrie 12000 Einwohner zählt, mit 4606 Metern, und Oruvo, dessen Bevölkerung aus dem gleichen Grunde von 76 066 auf 7006 zu rückgegangen ist, mit 3743 Metern. Zn Peru liegen die dicht bevölkerten Ortschaften in Höhen zwischen 1506 bis 3560 Metern. Eine Ausnahme bildet hier aber das 14 606 Einwohner zäh lende Cerrode Paseo, das mit einer Höhe von 4302 Metern den Gipfel der Jungfrau noch um 135 Meter übersteigt. Aber nicht nur in Bolivia und Peru, sondern in allen zwischen Chile und den Vereinigten Staaten gelegenen Ländern haken sich die Menschen im Hochgebirge angesiedelt, um einmal der drückenden Hitze der Küstenzone zu entfliehen, und zum anderen, um die reichen Mincralschntze der Berge auszubeuten. So erhebt sich Quito, die 86000 Einwohner zählende Hauptstadt von Ecuador. 8866 Meter über dem Meeresspiegel, Santa Fe di Bogota, die 166000 Einwohner zählende Hauptstadt von Columbia, 2645 Meter, und endlich Mexiko, das mit seinen 406 666 Einwohnern zu den größten Städten Amerikas gehört. 2306 Meter. In Asien ist Lhassam, die Hauptstadt von Tibet und das Zentrum des Buddhismus, zu nennen, das 2566 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Auch die Städte Abessiniens lie gen in Höhen, die 2600 Meter überragen. In Europa dürfte das Graubündever Pfarrdorf I u f mit 8113 Meter Höhe wohl die höchstbemohute Ortschaft sein. Vermischtes — Entdeckung eines neuen vorgeschichtlichen Volkes in Aegypten. Der berühmte Aenyptologe Sir Flinders Petri hat bei seinen letzten Grabungen in Aegypten eine wichtige Ent. deckung gemacht. Er fand Ueberreste einer neuen vor. geschichtlichen Rasse, die lange Vor den späteren vor geschichtlichen Acghptern im Nilland lebten. „Dies Volk," erklärte Petri, «stellt die frühesten Bewohner des Landes dar, die auf einer gewissen Kulturhöhc standen. Sie sind wohl derselben Nasse angehörig, die die Wüsten von Aegypten und Palästina in einer weniger trockenen Erdperiode bewohnten. Der Fund einer Elfen, beinfigur zeigt, daß sie schon künstlerisch tätig waren, und auch ihre Tongefaße zeugen von hohem Geschmack. Aus anderen Funden, die wir in geschichtlichen Zeiten gemacht haben, geht hervor, daß die Abessinier einen Einfall nach Aegypten machten, die ägyptische Kunst und Kultur annahmen und die 12. Dynastie begründeten". — Wo bleiben in diesem Jahre die Wespen? Während in den anderen Jahren die Wespenplage beim Beginn der Kirschenzeit einsetzte, ist in diesem Jahre von diesen lästigen Insekten so gut wie gar nichts zu verspüren. Die letzten Nach fröste des vergangenen Winters, die nach kaltnassen Regentagen starken Außenfrost brachten, scheinen die Brut in den ^pier- blätterigen Wespennestern stark in Mitleidenschaft gezogen zu haben. Deshalb sind auch die großen Hornissen, die sonst im Juli an sommerheißen Tagen die Flur und das Feld un sicher machten, in diesem Jahr fast unsichtbar. Bienen, Wespen und Hornissen: nützliche und schädliche Hautflügler, hat dle harte Hand des Winters allesamt getroffen. — Ein Brmitpaar mV »7 Kindern. Eine seltsame Hochzeit fand in der Tiroler Gemeinde Reutte statt. Der Nr. 166, Seite S Kirschsel-e ein modernes Industriezentrum Von Fritz Günther, Wir alle haben sicherlich schon viel von Hirschfelde gehört, und doch bleibt vielen diese gewaltige Industrieanlage ein Ge heimnis. Manche sehen in dem Werke einen Bazillenhcrd, der durch seine Dunst- und Ruhwolken die schöne Landschaft des Neißetals vergiftet, und so den Fremdenstrom nicht unerheblich eindämmt. Bewohner dieses Gebietes beobachten, wie die poli tische und kulturelle Tradition ihrer Heimat durch den Zuzug so vieler Andersdenkender gefährdet ist. Heimatfreunde er blicken mit Schaudern und Entsetzen, wie ein Stück des Bodens nach dem andern bei der Jagd nach Kohle abgebaut wird. Andere dagegen staunen das Werk Hirschfelde an als ein Meisterwerk der Industrie, als einen Sammelpunkt latenter Energien, die dort dem Menschen freigemacht werden. Denn der Menschen l-alber ist diese Anlage gebaut. Sozialpolitisch Denkende end lich preisen Hirschfelde, weil es so vielen von uns eine Arbeits und Verdienstmöglichkeit gibt. Der kaufmännisch und geschäft lich Eingestellte lobt Hirschfelde, das so billig notwendige Güter erzeugt, jedoch warnen wieder andere vor diesem Vorteil, der sich bei Streiks und bei Ausbruch unberechenbarer Natur- gcwalten sehr stark ins Gegenteil kehren würde. Man sieht schon: ein lebhaftes Für »nd Wider. Wir befassen uns nicht weiter mit diesen Gedanken, sondern versuchen, uns selbst Ein blick e zu verschaffen und Urteile zu bilden. Die staubige, zerfahrene Straße von Zittau nach Hirschfelde (7 Kilometer) bietet wenig Reize, so daß wir die Bahnfahrt vorziehen. Bei der Einfahrt in den Bahnhof überblicken wir das Unternehmen in seiner ganzen Ausdehnung. Wie eherne Wahrzeichen streben sieben gewaltige Schornsteine nach oben. Wie klein kommt man sich dagegen vor! Frohe Kinderstimmen aus dem für jedermann geöffneten idyllisch gelegenen Neitze bade dringen an unser Ohr. Bom Südtore her betreten wir die Werkanlagen. Der Pförtner übt strenge Kontrolle und ge stattet nur Besitzern von Ausweisen den Zutritt. In der Hin terstube des Pförtnerhauses befindet sich ein sein eingerichtetes Arztzimmer, das mancher Mediziner sich nicht leisten kann. Zur Linken des Tores ist das Wachhaus der Werksamariter und Werkseuerwehr. Unser liebenswürdiger Führer erklärt uns eingehend alle wichtigen Einzelheiten und beantwortet gern unsere Fragen. Großartig sind die Einrichtungen, um Verun glückte und Kranke am Leben zu erhalten. Hier erhält man einen tiefen Einblick in die Arbeit der Forscher und Gelehrten, die auf dem modernen Schlachtfelde der Industrie dem Tode seine Opfer zu entreißen sich bemühen. In vielen Fällen ist's geglückt. Da ist zunächst ein einfacher, aber sinnreich kon struierter Apparat zur künstlichen Atmung. Der Verunglückte wird auf ein Brett gelegt, quer über den Unterleib wird ein Gurt gespannt, die Arme werden an einem Gestell festgeschnallt. Bewegt man dieses, so werden die Arme gegen die Brust gedrückt, gleichzeitig drückt der Gurt auf den Leib. So ist es möglich — oft nach 12 Stunden— die Lunge und das Herz wieder in Tätigkeit zu versetzen. Gerade die Nieder spannung fordert von Zeit zu Zeit ihre Opfer, mehr als die Hochspannung. Kommt jemand der Leitung zu nahe, dann sind die Samariter verpflichtet, zu versuchen, ihn sofort der Leitung zu entreißen, damit keine Herzaffoktionen eiutreten. Für Gas- vergiflete liegt der Pulmotor bereit. Dieser Apparat pumpt die Giftgase aus der Lunge und führt Sauerstoff ein. Mund und Nase werden dabei von einem Gummikopf, verschlossen. Weil die Lungen außer Tätigkeit sind, arbeitet der Motor in der Geschwindigkeit der Atemzüge. Oft ist cs nötig, weil Gas kranke mit dem letzten Rest ihrer Lebenskraft sich dem Tade wehren, sich an die Armen heranzuschleichen und sie durch meh rere Helfer fcstzuhalten. Dieser Apparat hat sich als unbedingt notwendig und überaus praktisch erwiesen. Müssen die Ret tungsleute in einen giftverseuchten Raum eindringen, so be dienen sie sich der Sauerstoffapparate, die aus dem letz ten Kriege hinreichend bekannt sind. Eine Kalibatterie saugt dabei die Giftgase auf, während ein an der Seite befindlicher Luftsack die ausgeatmete Luft immer wieder gebrauchsfertig macht. Verhängnisvoll märe es. würden die Rcttungsleute auch nur wenige Minuten länger am Herde bleiben, als die Sauer stofsbatterie noch arbeitsfähig ist. Der Tod wäre ihnen sicher. Leutersdorf (Obcrlausitz). Bei Bränden mit starker Rauchentwickelung bedienen sich die Rettungsmannschaften des Rettungsanzuges, nicht unähnlich dem Taucherhelm, bei dem die frische Lust zugepumpt wird. Das Werk besitzt auch Desinfektionsöfen zum Reinigen der Wohnräume, in denen sich Tuberkulose oder Typhuskranke auf hielten. Ein wertvolles Stück ist die Höhensonne, ein elektrischer Leuchtapparat, der ultraviolette Strahlen erzeugt und manchem Lungenkranken schon Linderung gebracht hat. Für Kriegsverletzte steht ein Badezimmer zur Verfügung. Im Wachhause der Werkfeuerwehr erregen der Motorwagen und das Sanitätsauto unsere Aufmerk samkeit. Sie rücken überall hin, wohin sie gerufen werden. Das Sanitätsauto ist musterhaft eingerichtet, besitzt elektrische Be leuchtung. Wasserleitung und federt außerordentlich leicht. Ein vorgeführter Alarm zeigte, daß die beiden Wagen in Ifti bis 2 Minuten ausrücken. Es ist eine Freude, die Leute so eilfertig ihre bestimmten Dienste dabei tun zu sehen. Wir besichtigen nun das Elektrizitätswerk. Dicke Aluminiumdrähte leiten den Strom in einer Spannung von 108 000 Volt durch ganz Sachsen, nach Nordböhmen und streben über Herlasarün eine Verbindung mit dem Walchen see w e r k Ay, so daß also beide Werke sich aushelfen können. Im Rheinlande erzeugt die A. E. G. Strom in einer Spannung von 256 600 Volt, und in der Freiberger Versuchsstation stellt man sogar Strom in der Spannung von 1066 060 Volt her. Von diesen Energien kann man sich keine Vorstellung machen. Unser Führer erklärt uns, daß diese hochgespannten Ströme weniger Verlust bei Fernleitungen erleiden, als niedrig ge spannte. Mittels großer Oelschalter, die 20 000 Liter Oel fas sen, werden die Schaltungen vorgenommen, da gewöhnliche" Schalter so starke Flammenbögen Hervorrufen, daß man an Um schaltungen nicht denken könne. Hirschfelde erzeugt etwa 95 000 Kilowatt und besitzt dazu sieben Dampfturbinen, darunter drei mit je 20 000 Kilowatt-Leistung. Diese Turbinen drehen sich 1500mal in der Minute. In den Kesselhäusern liegen 46 Kessel, jeder erzeugt eine Dampskraft von 2000 Kilowatt, so daß für die großen Turbinen 10 solcher Kessel nötig sind. Eigene Eisenbahnwagen mit einem Laderaum von 17 Tonnen bringen die Kohlen herbei. Allein 56 Motoren sind tätig, um die Asche wegzuräumen. Diese wiüd durch Wasserleitungen weg geschlemmt und in Wagen geleitet. Für nervöse Leute ist die Maschinenhalle kein geeigneter Aufenthaltsraum. Ta „brennt der Boden unter den Füßen", alles vibriert und bebt mit. Das Summen der Rüder und das Zischen der Dampfleitungen sind so stark, daß man sich anschreien mutz, um sich zu verständigen. Was müssen die Leute für Nerven haben, die hier sich das Brot verdienen? Aber man bekommt auch ein Gefühl und eine blasse Ahnung von den Männern, die dort arbeiten, ständig den Tod vor ihren Augen. Das ist hier eine gute Vorschule, um sich in die Werke der Arbeiterdichter Lersch, Wieprecht, Bröger u. a. einzuleben. Jetzt erst gewinnen Wieprechts Verse Leben und Gestalt, wenn er singt in dem Gedicht „Feuerarbeiter": „Mittag ist's. Weltverloren stürzt die Schar aus der Fabrik', Sehnsucht quillt aus schwarzen Toren, Sehnsucht nach dem stillen Glück! Aber du bekämpf dein Sehnen, Mann des Ofens, wund- gebrannt, abends rufen die Sirenen heim dich in dein Friedcns- land. Jeden Tag in gleicher Weise, schauend kaum ein lieb Gesicht, nimmst du deine karge Speise, Flammen rufen dich zur Pflicht!" Ja, hier wird das „Hohelied der Arbeit" gesungen, ein jeder der 2000 Arbeiter und Angestellten hat seinen Teil daran. Wie Helden auf dem Schlachtseldc tut jeder seine Pflicht. Nar be» und Schwielen sind ihre Auszeichnungen. Im Schweiße der Arbeit sind hier die Männer tätig, die den Gedanken der Volksgemeinschaft Fleisch werden lassen, ein seder an seinem Platze. So übt das Hirschselder Werk auch einen großen er zieherischen Einfluß aus auf alle. bekannte Daniel Falger, genannt Tandl. aus Lechaschau, 62 Jahre alt, heiratete die Witwe Hedwig Pöschl aus Telß. die sechs Jahre älter ist als er. Er bringt 21, sie „nur" 16 Kinder mit in die Ehe. Auf der Hochzeit ging es recht lustig zu. es be teiligten sich daran 70 fremde Personen und über 100 Familien angehörige. — Kamps mit einem Bären. In der Nähe von Serasewo zeigte sich an einem Waldesrand plötzlich ein ausgewachsener Bür. Er griff einen dort arbeitenden jungen Burschen an. Dieser rief um Hilfe, und es eilten mehrere in der Nähe holz fällende Bauern herbei. Ein erbitterter Kampf entspann sich zwischen den Bauern und dem Büren. Schließlich gelang es den Bauern, das Tier mit Hilfe von Heugabeln und Knüppeln zu töten. Beim Kampf aber wurden drei Bauern so schwer verwundet, daß sie in das Krankenhaus in Serasewo ge bracht werden mußten. Die Verletzungen sind so schwer, daß an einem Aufkommen von zweie» der Verwundeten gezweiselt wird. — In einem Aischerboet rund um die Welt. Aus R i g a wird telegraphiert: Drei hiesige junge Burschen haben in einem kleinen Fischerboot, das mit einem Motor und mit Segeln versehen ist, eine Reise um die Welt angetreteu. Die beabsichtigte Route ist Nordsee—Grönland—Nördliches Eismeer—Behringstraße—Großer Ozean—Australien—Indien—Suezkanal—Mittelmeer und entlang der westeuropäischen Küste zurück »ach Riga. — Grundsteinlegung des chrmiscken und chemisch-technol»- gischci« Instituts für das Friedrichs-Polytechnikum Cölbe». Kürzlich wurde in unmittelbarer Nähe des jetzigen Studie». gebäudeS des Friedrickzs-PolyteebniknmS in feierlicher Weise der Grundstein für einen Erweiternngslxiu gelegt, der das chemische und chemisch-technologische Institut bebevbergen soll. Der Erwei terungsbau wurde durch die Entwicklung, die daS FriedrichS- Polytecknnknm in jüngster Zeit geiwmmcn hat, bedingt. Der Bau wird 15 000 Kubikmeter umbauten Raum umfassen und mit den modernsten Einrichtungen versehen werden. ES ist erfreulich, daß trotz der Schwere der Zeit die Kulturaufgabcn in Deutsch land nicht vernachlässigt werden. - Warnung vor ciucr i-ochstoplerin. Die 1899 geborene Stütze Emma Joa Ella Müller, die als H och st a p I e r i n bekannt ist. hat vor einiger Zeit in einem Hotel zu Amsterdam einem Kaufmann 2! Ol»! bell ,»a e Mulde» gestohlen. Die Müller hat mit der großen Beule alsbald wieder die Fahrt nach Deutschland angetreteu: sie war vor kurzem in Jena und dürste sich in Sommerfrischen oder Badeorten aufholten, um die Rolle irgendeiner hockstehender Dame zu spiele» Hinter der Müller wurde ein Steckbrief erlassen und deren Festnahme angeordnct. Für Wiedererlangung des Geldes sind 10 v. H. Be lohnung an?>w!el't. Die kanadische Landwir s hast In den letzten Jahren hat sich Kanada immer mehr zu einem führenden Ueberschußland in landwirischasilichen Produkten entwickelt. Gewaltig sind die Mengen an Getreide und Dich, die dort produziert werden. Ganz besonders gilt dies vom Weizenbau. Kein anderer Staat verwendet auf die Weizcnkultur soviel Land, Arbeit und Kapital wie Kanada. Von den beiden guten Weizenerntc» 1915 und 1922 entfielen auf den Kopf der dortigen- Bevölkerung 45 Bushels 1 BusheI Weizen — 60 lbs. — 27,2 Kilogramm), während die größte se erzielte Ernte in Australien 34, in Argentinien 21, in den Ver einigten Staaten 10, in Rußland 8 und in Indien ein Bushel auf den Kopf der Bevölkerung betrug. In Kanada bleibt bei einer Ernte von mehr als 400 Mil lionen Bushels nach Deckung des Inlandsbedarfs ein riesiger Ueberschuß sür den Export übrig. Man schützt den Iahres- überschuß beim Weizen auf 280000 bis 300000 Bushels. Den Weizenanbau hat man in Kanada selbst bis in die nörd lichsten Gebiete vorgetrieben, wo man vor zehn Jahren den An bau noch für unmöglich hielt. Eine iveitere erhebliche Ver mehrung der Weizenproduktion hält man sowohl nach An baufläche wie nach Ertragssteigerung für durchaus möglich, Man ist der Meinung, daß in Kanada für die vier- und fünf fache Vermehrung der Weizcnprodukliou, wcnigsteus nach der technischen Seite, kein ernstliches Hindernis besteht. Demgegenüber bestehen jedoch auf der anderen Sefie ver schiedene wirtschaftliche Schwierigkeiten. Zunächst liegen die Hauptgetreidegebiete Kanadas weitab von der Küste, und ihr Erzeugnis ist mit hohen Transportkosten belastet. Auch die Lebenshaltungskosten des Farmers, besonders für Kleidung, Feuerung und Baumaterial, sind in Kanada fehl hoch. Die Produktionskosten sind erheblich und auch die sonstigen Produk tionsbedingungen haben sich im Laufe der Zeit schwieriger ge staltet. Der fortwährende Wcizcnanbau erschöpft, wie dies die fruchtbaren Landstrecken des südlichen Manitoba zeigen, selbst die besten Böden. Der Sonderausschuß, den das Parlament vor einiger Zeit zur Untersuchung der landwirtschaftlichen Schwierig keiten an der Manitoba-Universität eingesetzt hat. erklärte, daß infolge der holzen Produktionskosten und der niedrigen Pro- duktenpreise der Getreidebau heute ein unrentables Geschält sei. Die kanadischen Farmer haben schivere Zwcisel, ob es bei dem gegenwärtigen Preisstand noch möglich und vorteilhast sein wird, eine so schwere Ware wie Weizen 1000 Meilen vom Meere ent fernt anznbauen. Hinzu kommt die Bevölkerungsentmickelnng. Alle Provinzen zeigen eine starke Verminderung der Landbevölkerung. Kanada, nicht viel kleiner als ganz Europa, hatte 1891 4,8, 1921 dagegen 8,8 Millionen Einwohner, verdoppelte also seine Bevölkerung in einem Menschcnafter. Dabei wächst die städtische Bevölkerung rascher als die länd liche. Noch 1891 war die Bevölkerung der Landbezirke dopz>elt so groß als die der Städte (3,8 Millionen gegen 1.5 Millionen); auf dem Lande lebten 68,2, in der Stadt 31,8 Prozent der Ge- samtheit. Im Jahre 1911 wohnten schon 45,4 Prozent der Gr- samtbcvölkerung in der Stadt. Bei der letzten Volkszählung im Sommer 1921 hatte die städtische Bevölkerung die ländliche fast erreicht. Es gab 4 435 710 Land- und 4 352 773 Stadt» bewohner. Alle diese Umstände müssen aus di« künftigen Ex portmöglichkeiten Kanadas erschwerend einwirken. Verantwortlich sür den redaktionellen Teil: Dr. Josef Albert! Dresden. — Für den Inseratenteil: Josef Fohmann, Dresden.
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