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Mittwoch den 7. Juni 1922 Nr. ILO, Seite 2 Internationaler katholischer Arbeitskongretz Die vorbereitenden Arbeiten für den internationalen katbolischen Slrbcitrkonarcß, der mit^eütiaer Erlaubnis des Bischofs in Luxemburg vom 39. Jnli bis 3. August 1922 stattfindet. nebmen einen sehr gnlen Verlauf. Der Kongreß unterscheidet sich von andern ähnlichen Ver anstaltungen besonders dadurch, daß er nicht nur allgemein die Frage der in'crnatwnalen Zusammenarbeit der Katbolisen behandelt, sondern vielm.hr konkrete Ausgaben praktisch zu lösen versucht. So findet n. a. eine besondere Konferenz statt, die die Frage der katholischen Prisse und die Möglichkeit der internationalen Zusammenarbeit auf diesem Gebiete studiert. Ein» andere Käuferin; beschäftigt sich mit der aünellen Frage der latholischrn Auswanderer, um eine internationale Zusammenarbeit ans dtck m Gebiete vorznbcreiten. Besondere« In teresse findet die Mission«konftrein. die de aklu-lle Frage der Wieder- gewinnnng der modern?n Kulturvölker lür das Christentum behandelt, so die Wiedernewiiinnng des N-oletrriaiS. die Wiedergewinnung der Gebildete», die religiöse Missionierung Rußlands. Vmkimp'er dcS nationalen und inlernaiionalen Leben« der verschiedenen Länder haben ihre Zusage bereilS gegeben. Der Osservgtore Romano selbst bat in eine,,, Leitartikel aus den Kongreß hiugewiesen n»d der bekannte Kar dinal Mciffi von Piia hat jüngst ein kehr herzliches BearüßungS» schreiben znvehcn lasse». Nähere AuSkünste erteilt: Jka, Graz, Kar- mel teipiah k. Nachrichten aus Sachsen Der Arbeitsplan des Landtages Dia Tagesordnung für die 11l. Sitzung des Landtages am Donuerslag den 15. Juni 11 Uhr enthält die wichtigen Etatkapitel, betreffend die staatliche Polizei sowie 8 3 des Finanzgesetzes 1022. die Wohlfahrtspflege und Fürsorgeerziehung und allgemeine Aus gaben im Geschäftsbereiche des Unterrichtsministeriums, außerdem eine Anfrage Cbert (Komm.) und Genossen über die Behandlung Von Fürsrigczcglingen. Zur sächsischen Gemelndereform Unter dem Titel „Zur sächsischen Gemeinderefonn. Kritik und Ausbau* erscheint im Verlage C. Heinrich-Dresden eine Schrift des OberregieningsrateS Arno Hoppe im Ministerium des Innern. Die Schrift ist zur sachlichen Verständigung über die noch weit auseinandergehenden Meinungen geschrieben. Sie geht von dem Gedanken der Selbstverwaltung und der politischen Freiheit au« und erörtert das Für und Wider der Neuordnung der Verwaltung und ihrer Einzelheiten aus dem Gesichtspunkte, die LsistnngS ähig- keit der Verwaltung zu erhalten und zu steigern. Die Verhältnisse des Auslandes sind zum Vergleich herangezogen. Die Art der Darstellung ist geeignet, über die Tagcssragen hinaus einen tieferen Einblick in den Aukbau - und die Bedeutung deutscher VerwaltnngS- ordnung zu gewähren. — AuS dem In> alte envähnen wir be sonders die Abschnitte über die Einkaminerversassung, über die Verwaltung im NeäitSstaate, über Amtshauptmnnnscha ten, Beziils- veibändcn und Landgemeinden. Besondere Ansmerstamkeit widmet der Verfasser auch den Fragen des Berrsts^eamtentumS in der Verwaltung. Die Behandlung des Gegenstandes ist sachlich und getragen von wissenschaftlichem Ernste, die Darstellung klar, ein leuchtend, einfach. Die Schrift wird der politischen Au kliuung über eine der wichtigsten Fragen, die jetzt das öffentliche Leben bejchäfligen. wertvolle Dienste leisten. — Riesa. Das ehemalige Feldartillerie-Regiment Nr. 68 beabsichtigt gemeinsam mit Nr. 32 zur Ehre ihrer Gefallenen im Herbst dieses Jahres in Riesa ein Ehrenmal zu errichten. Große Geldmittel sind erforderlich. Alle alten 68er, ihre Freunde und Gönner, sowie die Angehörigen der Gefallenen werden uni Spenden gebeten unter: Ehrenmal Feldarlillcrie-Neg. 68 aus Postscheckkonto Nr. 18 062 Major Kob, Dresden. Jeder Spender erhält eine Aufforderung zur Tenkmalsweihe. Dar Katholische Seminar zu Bande» vollzog am Donners tag den 1. d. MlS., vormittags lO Uhr. dieWeihedeS Ehre n- mals für seine im Weltkriege gefallenen Söhne. Dieses konnte erstellt werden aus den ansehnlichen Beträgen, die die Lehrer und Schüler der Anstalt gclp'crt, dem dankenswerte Unte»,,'lchiingeii von der noch.'".;'eigen Kollatur, aus den Kreisen der -chemnl'.:, n Schüler und von den Hinterbliebenen der Gefallenen. Der Feier wohnten bei die als Ehrengäste erschienenen Herren Domdekan Skala, der Vertreter der Kollatur, Geh. Reg.-Nat Dr. Körner als Vertreter des KreiShauptmanns, Bürgermeister Tr. Zahn als Vertreter der Stadt, vier Offiziere der Reichswehr, Vertreter der höheren Schulen, Bezirksschulräte Prof. Krahl, der Schularzt Dr. med. Krahl, Vertreter des Landbauamtes, der Domgeistlichkeit, der Domschule, der wendischen und der südlausitzer katholischen Lehrer, Vereinigungen, die Frauen der Scminarlehrer, andere sehr will Kronprinzen - Erinnerungen (Fortsetzung.) « Menschen sind um mich her, die Kameraden: Müller :e en- ernst und Mildner sachlich und wie immer soldatisch klar gesagt, lilnd Fremde. Ein junger sehr korrekter holländischer Offizier, der sich vor Ucberraschiliig zunächst gar nicht fassen chann und nichts mit nnS anzufangcn weiß. Nur daß wir hier nicht bleiben können, sicht er ein. So werden wir, vorbei an einer präseniierenden Wache, zunächst in ein kleines Lokal gebracht, wo freundliche Wirtsleutc, ohne viel, zu reden, ein (mar Töpfe mit heißem Kaffee vor uns hinstellen. Inzwischen wird nach Maastricht tele, foniert, der junge Offizier kommt wieder, er muß um unsere Waffen bitten, ein Augenblick voll abgrundtiefer Bitterkeit, der nur durch den vollkommenen Takt des anderen erträglich bleibt. AmS Maastricht kommen Baron von Hüneseld und Baron Grote, bald darauf Gendarmericoberst Schröder. Energisch greift er zu, Telefone raffeln und Depeschen fliegen aus. Berichte, Anfragen, Verhaltungsmaßregelnl So kommt jetzt Linie in unser Schicksal. Wiederum fahren wir. Kriegerisch auch alles hier. Die Straßen gesprochen: Die Boches sind da. De KronprinS. Gegen 1 Uhr ist es, da wir die Präfektur in Maastricht betreten. Auf dem Platze unten eine tobende, johlende VolkSmasse, hauptsächlich Belgier. Mit allem menschlich-vornehmen Verständnis für unser" Lage nimmt Baron Hoevel tot Westervlier uns auf und gibt sich die größte Mühe, die traurige Lage uns zu erleichtern. Im großen Saale des Gouvernementsgebäudes, das uns mit kalter Pracht empfängt» läßt er uns dann allein. Auf seltsam feierlichen Stühlen sitzen wir untätig um den langen Tisch, rennen im Raume ohne Rast umher und starren durch die hohen Fenster. Wie festgehalten sind die Zeiger der Kaminuhr. Der gute Zobel- titz hat dazu einen Anfall von Magenkrämpfen, liegt stöhnend und verkrümmt auf einer mit rotem Plüsch überzogenen Bank. Armer Kerl! Manchmal redet einer, mehr vor sich hin, als zu den anderen. Zeitweilig klopft eS, geht die Türe. Jetzt bat sich Zobeltitz von seiner Bank erhoben, schleicht gebückt im Raume umher, manchmal trifft mich der Blick der guten dunklen Augen. Als ob er mir in all seiner Quälerei mit dem kaputen Magen, der längst schon auf den Operationstisch gehört hätte, noch etwas Liebe» tun wollte. Steht dann in einer Ecke still vor der weißen Büste des Dritten Wilhelm von Oranien, der satt und würdig don dem Sänlensockel niedersieht und nickt ihm mild und philo sophisch zu: «Ja, ja, mein guter Van Hauten, das hättest du dir auch nicht träumen lastenl Beinah leichter wird uns die Marter dieses Warten». Endlich: wir sollen bis ans weiteres im Schloß des Grafen Metternich Unterkunft habe». Wir sitzen wieder in dem oftenen Wagen, L Stunden so, bei Roerrmand liegt das Schloß, vor dem wir endlich halten. In einer großen Halle, die schwach vom Kerzenlicht beleuchtet ist, legen wir ab. Da er scheint plötzM die Treppe niedersteigend die Hausfrau. Jung, blond, ganzM Schwarz gekleidet, eine Perlenkette um den schlau, ken Hals. Keine Fremdheit bleibt vor dem warmen mitempfin- öenden Ausdruck dieser »uacn bestehen. Mit feinstem Herzentakt sprechen wird. Dr. bn—. kommene Gäste, vor allem aber eine zum Teile aus weiter Ferne zu dieser Stunde herbeigeeilte ansehnliche Schar von lieben An gehörigen unserer Gefallenen. Die Feier begann im Schnlsaal mit dem Trauermarsch von Franz Schubert, op. 55, einem selten gehörten Werke echt Schubertschen Geblüts nach Inhalt und Form, von dem wohlgeschulten, von Studienrat Carl Engter geleiteten Schülerorchester, das außer anderen Instrumenten einen vollen Streicherchor aufweist, ergreifend wie ein klastisches Re quiem zum Vortrag gebracht. Hierauf gab Oberstudiendircktor Löbmann in weihevoller Rede zunächst der Klage um die Ge fallenen Ausdruck, schilderte die Schönheit des Kriegertodek. wog Verlust und Gewinn für unser Vaterland bei solchem Sterben ab, sprach von dem ruhmreichen Fortleben dieser Helden und von dem gewissen glücklichen Wiedersehen nach leidvolleni Erdcnwandel. Diese Rede war in allen Teilen trostvoll und wohltuend; inan hätte gern länger bei manchem schönen Gedanken wegen seiner Rauheit oder seiner neuen, schönen Form verweilt. Darauf er klang ein Männerchor von Dantonello „Den Gefallenen" unter der Leitung des Musikdirektors Studienrat Pi sche l in tadel loser Ausführung. Nun erfolgte durch Oberstudicndirektor Löb- mann die Verlesung der 54 Hcldennamen, die die große Scminar- familie als ihre Kriegsopfer aufzuweiscn hat — wohl der weihe vollste Vorgang der ganzen Feier, zu dem sich die Versammlung von den Plätzen erhoben hatte. Tann eine Deklamation aus Schülermnind von Rudolf Herzog, betitelt „Auferstehung", wie ge- schaffen für diese vom prangenden Frühling verklärte Stunde. Ein kurzer Männerchor »Sei getreu bis in den Tod" von Gehrke, mit der gleichen Weichheit und Sicherheit von den Schülern vor getragen, beschloß die Feier im Saal. Besonders sei es gesagt: man hört« aus allen Vorträgen der Schüler die mitschwingenden Saiten der jugendlichen Herzen wohltuend heraus. So wöstlig- ernst gestimmt begab sich die Festgemeinde darauf in die kapell- artige, stille Vorhalle des Hauses, der Stätte, wo das von der Meisterhand unseres heimischen Künstlers Johannes Petschke ausgcftistrte Ehrenmal seine Aufstellung gefunden hat. Unter Harmoniumklängen wurde die leinerne Hülle von Schüler- Händen entfernt. Es ist ein an der linken Scitenwand der Halle > aufsleigcndcn hermenartigcr Candsteinblock, überdacht von einem dreieckigen Giebel, der auf 2 Steinkugcln ruht. In die Vordcr- fläche ded Blockes ist eine Bronzetafcl eingelassen, die die Namen der Gefallenen trägt; aus dem Giebeldreirck tritt eine Pieta kräftig hervor. Unterhalb der Namenplatte rag ein Kragstein hervor, der zur Aufnahme eines Kranzes oder Blumenstockes ge eignet ist. Die Höhe des Denkmals beträgt 2 Meter. ES er folgten Kranzniederlegungen vom Direktor der Anstalt im Namen des Lehrerkollegiums unter nochmaligen Dankeswortcn an die Ge fallenen, vom Primus der Schule unter Vorirag eines poetischen Spruches für die Schülerschaft, von einem Vertreter der Reichs wehr und von einzelnen Angehörigen der Gefallenen, alles präch tige, wertvolle Spenden. Noch ein kurzer, wohlabgetönter Manner chor „Befielst dem Herrn deine Wege" von Gehrke; dann löste sich die festliche Versammlung in Stille auf. und die Bantzner Stadt hat ein würdiges Denknial mehr, das wie ein Andreas Hofer-Bild erzählend und mahnend zu den ein- und ausgehenden Generationen Nus Dresden —* 2ste Angestelltenschaft von Dresden n»d Nm- gebnng wird darauf anftncrksam gemocht, daß der O>isaiis>chuß der Vertrauensmänner der ReichSversicherung für Angestellte neu ziisammengeftlzt morden ist. 1. Vorsitzender: Fleistirerovermeister V. Richter, Bismnrckplaß 8: 1. Schriftführer: Kcstsierer Max Schmclzer, Ostra Allee 2 b, 1., Geschäftsstelle des D. H. V. Irr ollen Fragen, Heilverfahren n'm, betr, Aushändigung von Vordruck n hierzu, ist der Schriftführer täglich von 10—2 Uhr, außer Sonnabends, zu sprechen. —* Arbeiter-Zängerfeft. Das Pfingstfest in Dresden gestaltete sich durch das 1. Gausänger'est des Gaues Ostsachsen des Deutschen Arbeitersängervundes besonders festlich, hatte doch der 1400g Mitglieder zählende Gau schon am Pfingstsoniiabend seine C ivre ausgeschickt, die von ihren Quartieren aus singend in die acht großen Lokale zogen, wo Kommerse mit musikalischen Dar bietungen stattfanden, ebenso in Freikcil und Gitterlee. Am Sonn tag morgen fanden sich beim Psingstsingen auf viele» Stadtplätzen trotz des ungünstigen Wetters viele Zuhörer rin. Um 1.30 Uhr vereinigten sich die 160 Vereine aus dem Wiener Platz zu einem Fcftzug mit vielen Bannern und Sängeremblcmcn, der durch die Stadt zur Ausstellung zog, wo die neue Ausstellung znm ersten Male einem Massenbesuch Standhaften mußte. Die Massenchöre nach einleitendem Konzert, vor eincm humorvollen Plakat mit Fabrikjchloten gekrönt mit einem hohen „C" autgestelft, leitete der Bundesdirigent Kurt Schöne rythmijch grit diszipliniert. Einste und heilere Gesänge der verschiedenen Bezirke wechselten sich ab, Den Schluß biloeren zwei Massenchöre, von denen besonders de> von Uthmann großen Beifall erntete. Am 2. Feiertng-inorgen wurde wieder an vielen Plätzen gesungen, während am Nachmittag und Abend die Sänger sich zu Kommers und Ball in der AuS. stellung zusammcmauden. Die Ltvdirrcnbe» der Hochschule für bildende Künste ver anstalten am Sonnabend den 17. Juni, von nachmittags 6 Uhr ab, im Auostellungspalast, Eingang Leunasiraße, ein Wohltätig- keitcstest unter dem Motto: E i n e S o Nt m e r II a ch t i m Polar licht, zu Ehren der Nordischen Gaste, wobei Nordisches Kostüm erwünscht. In Rücksicht auf die allgemeine Notlage dieser Ver anstalter, wäre zahlreicher Besuch des Festes dringend erwünscht, mit dem Hinweis, daß die Teilnehmer elenso auf ihre Kosten ge- laugen werden, wie beim Wintervecgnügon des Gauklcrfestes. —* Seelöwen bei Sarrasanl. N?bm Schneiders Lö ocn» grupve, die im März ein aroßes Aukichen in Dresden erregte, ist die nunmehr aultretend: Seelöwcllgri'pve de« K'pftän Nansen dft inter essanteste Sehenswürdigkeit, die uns Han« S'osch-Sana'cmi in den letzten Monaten vermittelt bat. Es ist die einzige gezähmte See- löwengriippe, die e« überhaupt noch aus der Welt gibt, eine zoolo gische Seltenheit allerersten Range«. Tie Tiere, die von kommen und nach Skandinavien geben, bleiben nur kurze Zeit in DrcSden- Gemeinde- und VerelnsnachrtchLe« 8 LreSden-Johannstadt. (Herz-Jesu-Konserenz de» VinzentinSvereinS.) Mittwoch d-n 7. Juni abends 8 Uhr im Vin- zenttushift Wittenbergcr Straße 88 (Spciselaal) S'tznng. Marienbcrg. Sonntag den 2l. Mai fand in Bauers Gast wirtschaft AbschiedSfeier für den nach Döbeln versetzten Herrn Pfarrer Salm statt. Vorträge ernster und heiterer Art umrahm, ten die Feier. In einem Geschenk kam auch die Liebe und An- hnglichkäeit zum scheidenden Seelsorger zum Ausdruck. Der Vor sitzende des katholischen Volksvereins dankte im Namen der Ge meinde für die an der Gemeinde und jeden einzelnen bewiesene Hirtenlicbe. Der so schnelle Wechsel des Seelsorgers wird im Interesse der Gemeinde sehr bedauert. Parieinachrichten Sächsische Zentrnmsparte!» Kreis Südwestsachsen (Chemnitz, Zwickau, Plauen). Am »onntag dm 18 Juni findet mittags 1 Nbr in Zwickau tm Restaurant „Saronia" lNico'alstraßel eine Konferenz der Zentli>m?poitei der Bezirke Cliemn tz, Zwickau und Planen statt, und zwar für die OttSgruvvcn von Anna- berg, Aue i. Erzg, Chemnitz. Marienberg, Oelsnitzi. Eng., Plauen i. V, Reichenbach i. V., Werdau und Zwickau. Wir erwarten, daß d'k OitSqrnpven bei der W'chtic ftit der Verhand lungen zablieich vertretcn find. Außerdem werden die Parteifreunde in anderenOrten, in denen noch keine Lrtsarnvven sich befinden, berzlichst gebeten, ebenfalls an der ston'ermz tcilzunehmen. Referenten sino der Laiidckvo!sitzende der Pa tei Herr Studicnrat Weis und der Generasielrctär Herr Abgeordneter Heß lein. Sekretariat der Sächsischen ZentiumSvartei. Dresden. F>au Reichstag-abacordnets Dr. Marie Elisabeth Luders svricht am Freitag den 9. Juni avcnüs 8 Ubr im Saale des FrauenklubS, Johann-G orgen-Allee 13, in einer Versamm lung der Deutschen Demokratischen Partei über das Thema: Franen- ciiisftiß in der Gcsctzeebnng. Dcm Vortrag schießt sich ein: freie Aussvrach- an. Emir rt ftei für jedermann. Verantwortlich für den redaktionellen Teil: Rudolf Linzen; für den Inseratenteil: Jofef Fohmann. — Druck und Ver lag der „Sarouia-Bitchdruckerei M, m, b, H. in Dresden. Devisenkurse im Freiverlehr mittags 12 Uhr, mitgetcilt von der Commerz- und Privat-Bai k, Filiale Dresden Berlin 2. Geld Juni ^ c'irici Neulwrk . 1 Dollar 286.— 287.— Pons . . 100 Fr. 2600.— 2606.— Zürich . . IM Fr. 5470 - 64-!0 — Stockholm. 100 Kr. 7375- 7386.— Prag . . 100 Kr. 560 — 560.— London. . .... 1 Psd, Stcrl. 1200 - 13« 0 — Holland . 100 Fl. 11200 — 11300.— Kopenhngen lOOKr, 6045,- 6060 — sorgt die gütige Frau von dieser Stunde ab durch die schweren 10 Tage, die wir dort verbringen, für uns und wird m.r eine gütige Freundin, mit der ich übermanches mich aussprechen kann, was mich zerquält. Eine gläubige Katholikin ist die Grann und leidet schwer unter dem Unglück, das unser Vaterland betroffen hat. Endlich erbalten wir dann auch einen Anhalt "ür meine Zu- ki.nft. Der Oberst Schröder bringt Ke Nachricht, der holländische Negierung habe mir als Wohnort die Insel Mcring.'n angewiesen. Die Insel Wieringen? Niemand im Hanse weiß, wo diese Insel liegen mag. Zum ersten Male im Leben höre ich oen Namen und kann mir dabei nichts dorstellen und denke». Und lebe jetzt, da ich die Zeilen der Erinnerung schreibe, drei Jahre bald auf diesem Flecken fester Erde in der See. — Auch dieser letzte Teil der Reise ins Exil ist voll von ftrinen Hindernissen, Widrigkeiten, Tücken. Frühmorgens nehmen wir von unserer guten Gräfin Abschied. Um 7 Ubr verläßt der Zug den kleinen Bahnhof von Roermond. Ein holländ.scher Haupr- nianu ist uns als Begleiter beigegeben. In Amsterdam sehr viele Ntugicrige auf dem Bahnhöfe, Militär zur Absperrung, und uw. 8 Uhr konnnen wir in Euhuizen, einem kleinen Neste am Sirand der Zuidersee, an, hier soll uns eine Dampftzacht erwarten und nach der Insel Wieringen hinüber bringen. Aber die Macht hat sich im Nebel auf eine Sandbank aufgesetzt und läßt schön grüßen. Während meines hierdurch verursachten Verweilend produzierte sich die Bevölkerung von Enhuizen in Schreien, Johlen, Pfeifen und Schimpfen. Eine nicht mißzuvcrstchendc Geste nach dem Halse und höher, die mir hierbei mit bemerkenswertem mimischen Aufwand immer wieder aus der Menge gezeigt wird, macht mir klar, wie tief das Zerrbild, das die Ententepropaganda von mir entworfen und verbreitet hat, auch im neutralen Ausland Wurzel faßte. An Bord eines kleinen Schleppdampfer? gehen wir, uni unsere Macht zu suchen. Auf der Zuidersee liegt der Nebel so dick, daß man kaum 20 Meter weit festen kann und dazu fegt ein eisigkalter Wind vom oftenen Meer herein. Endlich finden wir die Macht, ihre Schraube Ist gebrochen. Zunächst muß sie akgeschleppt werden, dann wird sie längsseits des Schleppers ver läuft Und jetzt steuert man nach Mieringen. Der Seegang ist so heftig, daß die beiden Schiffe immer wieder gegeneinander schlagen, schon sind eine Anzabl von Nieten dabei gesprungen und wenn es so weiter gebt, haben wir alle miteinander die beste Aussicht, zu ertrinken. Also wieder herauf mit dem Anker Aber am nächsten Tage gelingt das Werk und wir erreichen gegen Mittag bei rüstig klarem Wintcrwcttcr die Insel. Unvergeßlich die Eindrücke der Stunde, in der ich den F»s; auf den kleinen Flecken Erde setzte. DaheimI Die Kehle würgt es mir beinahe ab bei dem Ge danken. Jetzt ziehe» klare Hochsommertage über die Insel, ans der ich uiiii seit rund dreiviertel Jahren lebe. Dreiviertel Jahre, in denen mir der eng umgrenzte Raum und seine Mcnsck>en lieb geworden sind, in denen mir die große Stille und der Himmel und die Sec, die Abgeschiedenheit man ches gegeben haben, was ich vorher nicht besessen habe. Wand- liingon und Reifen im eigenen Wesen, im Scheu und Erkennen der Dinge, die hinter mir liegen.. Kein tailoscS Träumen, denn mein Tag ist ausgcsüllt vom frühen Morgen bis zum Abend und gehört, wie auch jetzt und heute meinen Briefe», meinen Aus zeichnungen, der Lektüre, der Musik, dem Zeichne», dem Sport. Ich bin auch nicht unglücklich in meiner Einsamkeit und glaube beinahe, das liegt an alldem unerstickien Scimfseuwollen, das noch uncrlöst in mir ist und trotz allem auf die Zukunft hofft. Auf eine Zukunft, die mir irgendwie die Möglichkeit wieder er schließen soll, als Deutscher für das deutsche Vaterland zu wirken. -Sehnsüchtig bi» ich — nach der Heimat — nach meiner Frau, nach meinen Kindern. Oft plötzlist fällt das über mich her, kommt durch irgend ein zufällig gefallenes Wort, durch eine Er innerung, ein Bild. Letzthin einmal, wie ich des Abends noch die Geige vorstolte und ein wenig spielen wollte, ging? einfach nicht, so jäb kani das über mich. Und dann nachts. Die Fenstcr sind weit offen, und man stört das ferne Rauschen der See und manchmal das dumpfe Rühren und Brüllen der Tiere auf den Wcidckoppeln. Bei Hein rich Heine steht cs irgendwo: „Denk icb an Deutschland in der Nacht, bin ich um meinen Schlaf gebracht." In diesen stingegangcnen letzten Jnnitagen kam die Nachricht, daß das Versailler Diktat unterzeichnet ist. Der Friedensvertrag — das Wort will mir kaum ans der Feder, angesichts dieser Zuchtrute, die blinde Rachsucht uns da gebunden hat, angesichts dieses dicht verfilzten Netzwerke? au?- Ketten, in das jetzt unser armes Vaterland geschlagen ist. Maßlose Forderungen, die mich für den besten Willen unerfüllbar sind, brutale Drohungen, die hinter jedes Versagen der Kräfte den Würgegriff stellen. Zn all dem eine Dummheit ohne Beispiel — ein Dokument, das Krieg und Haß und Bitterkeit verewigt, wo nur Befreiung von dem Drucke der versunkenen Jastre und noucr Glaube aneinander die Völker zu einer neuen friedlichen Gemeinschaft führen können. So llcibt nur der Glaube an die tausendfach bewährte Tat kraft und Tüchtigkeit des deutschen Menschen, der, wenn tstn auch ein grausames Geschick durch Dunkel und durch Tiefen führte, den Weg nach oben und zum Lichte immer wieder fand — und bleib! die große Wahrheit alles Weltgeschehen?, daß Aberwitz am Ende couS sicht selbst heraus zerplittert. Arm geht das deutsche Vaterland und geht das deutsche Volk in sein« nächste Zukunft. Mit Kolonien, Landesteilen und Schissen hat ihm der wüste Raubvertrag, der auf der Kriegsschuld frage als auf einer ungeheuren Lüge ruht, die Weltgeltung ent rissen. Werkstätten hat er ihm zerschlagen, geistige Errungen- chaften entreißt er ihm, ans dem Mitbcwerb auf weiten Schaf- ensgcbietcn schaltet er eS gewaltsam aus. Bitterste Erniedrigun gen bereitet er ihm, will eS in unversöhntem Haß, in unerloschcncr Angst erdrücken und vertilgen. Trotz alledem: unser Vaterland wird bestehen, und es wird blühen, wenn man von diesem aufgezwungenen Pakt dereinst nichi anders als von einem verächtlichen Schandmale vergangener Zeiten reden wird. Rübe möchte ich der Heimat gönnen, den inneren Frieden, in dem das Land sich wieder finden, in dcm dieses durch unerhörte Opfer, Hingaben und Schicksalsschläge verbrauchte, krank gewordene Erdreich wieder gesunden und erstarken kann. Mitschaften möchte ich an seiner neuen ZeitI Und kann als einzigen Dienst an meiner Heimat nur absei.k stehen und diese Verbannung weiter auf mich nehmen.