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Rr. S8 Jahr« DieNstag, den M März adends Pe,a,«VrriS, «» 8P« hn Hau mH Muslr. BeUaae dlerleltShrli» In Dresden und ganz Deutsch land srrt Hau» ».8« m Oellerreich a.4« x. «>«,ab, v vterreliahrltch 8.88 In Dresden und ganz Deutschland tret Haus 8» tn Oenerreich 8.8« X. »«» «tnzel - Kummer »v Iche Lottszettung erscheint an allen "ochentagen nachmittags. GeschSflsstelle «nl, r^edllttto«, Dresden»A. 1«, Holbeinftrnhe 4^ Fernsprecher LI 38« Postscheckkonti Leipzig Nr. 1478? Y « Unzeigeni Annahme »an Geschastsanzctaen btr 1«Nhr, von Fainiltenanzcigen bis l l Uhr von». PretS für die Petit-Spallzcile88 im Rekla- mctctl 80 Famlven-Aiizeigcn 80 z. Für undentiich geschriebene, sowie durch Fern sprecher ausgeaebcne Anzeigen künncn wir die Beramwortllchkei! sür die Rlchktglcit deS Textes nicht übernehmen. Sprechstunde der Redaktion: 11—18 Uhr vorin b kr Einzige katholische Tageszeitung « GnMeic Organ der Zentrumspanet * Ausgabe ä mtt illustrierter MreryaltungsbeUage mW reltg WochenbeUagA KmemsbeMr Ausgabe V nur mit der Wocheuberlagk Die Politik der zwei Seelen. Di Es ist von einigem Interesse, zu verfolgen, wie bei uns in Sachsen heute Politik gemacht wird. Wenn man dir Gesct)ehnisse der letzten Wochen verfolgt, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, als ob in der Brust so manches Ministers des Freistaates Sachsens zweiSeelen wohnen würden, nämlich die des Ministers und die des Par teipolitikers. Und wenn man näher zusieht, so wird man finden, daß dies in ganz besonderem Maße bei Herrn Buck, der immer noch die Kultusangelegenheiten leitet, der Fall zu sein scheint. Eine Million Unterschriften haben sich gegen die Er lasse des Herrn Buck ausgesprochen, die Proteste haben sich zu zimmerhohen Akten getürmt — Herr Buck rührt keine Hand. Aber es droht noch ein anderes Gespenst: Die Loslösung eines ganzen Volks stamm es, der Wenden. Das hatte zur Folge, daß Herr Buck wenig- stens in das Stadium der Erwägungen einzutreten geruhte. Darüber hinaus ist man noch nicht gekommen. Es muß immer und immer wieder gesagt werden, daß die Wende»- frage nie und nimmer diesen Umfang hätte annehmen kön nen, wenn man nicht vom Kultnsmimsterium aus mit rauher Hand die heiligsten Gefühle der christlichen Bevölke rung angegriffen hätte, wenn nicht die Glaubensfreiheit des christlichen Volkes aufs schlimmste bedroht lväre. Gewiß werden auch in dieser Frage heute andere Momente in den Vordergrund geschoben. Aber längst, ehe diese Tinge aus der Tagesordnung standen, ist gerade bei der tiefgläubigen wendischen Bevölkerung eine Welle der Beunruhigung zu spüren gewesen, die einzig und allein ans die Eingriffe in kultureller Hinsicht zurückzuführen war- Heute sind wir nun w weit, daß es hier auch für die Regierung heißen müßte: Handeln. Es ist nun aber bezeichnend, daß sie gerade hier eine Unentschlossenheit zeigt, oder besser gesagt, eine Unnach giebigkeit, die ihr sonst gar nicht eigen ist. In anderen Fragen weicht sie Schritt um Schritt zu rück. Ta fällt es der Regierung anscheinend gar nicht so schwer, die Seele des Ministers, das heißt Diener des ganzen Volkes, etwas abznstreifen und die Seele des Politikers allein sprechen zu lassen. Wenn es gilt, den Unabhängigen Konzessionen zu machen, da ist die Regierung auf dein Plan. Wir haben in letzter Zeit des öfteren Gelegenheit gehabt, nachzmveisen, wie schnell der Umfall vollzogen wurde. Und ist es nicht geradezu unerhört, daß wir heute noch aus die Bildung des Ministeriums zu warten haben. Die vorläu fige Verfassung ist längst von der Volkskammer angenom men worden. Aber ein Mehrheitsministerium ist bis heute noch nicht zustande gekommen, weil man immer nach ans die Unabl-ängigen wartete, die nun heute glücklich abwinkten. Die stärkste Partei nach den Mehrheitssozialisteil ist die Demokratische Partei. Sie kommt also in erster Linie für eine Kabinettsbildung in Betracht. Man wollte jedoch nach Möglichkeit die bürgerlichen Parteien ausschalten und hoffte immer noch ans die Huld der Unabhängigen, hoffte immer noch, sie würden sich bewegen lassen, in das Ministerium cin- zutreten. Auch hier also diese Politik der zwei Seele» und die Politik der Unentschlossenheit. Nur wenn es sich darum handelt, die Glaubens- freiheit anzntasten, ist man entschlossen. Da bleibt man fest, selbst auf die Gefahr hin, daß ein ganzer Volkstcil sich loslöst. Da zeigt man nicht das geringste Entgegenkommen, soweit überhaupt von einem solchen gesprochen werden kann. Denn das. was das gläubige Volk verlangt, ist gar kein Entgegenkommen, das ist sein gutesRecht. Es darf dabei vielleicht an das erinnert werden, Nxis in einem an deren Freistaate Deutschlands, in Württemberg, sich abspielte. Ta gibt es auch einen Kultusminister, der zwei Seelen hat. Deshalb sprach er in einer Versammlung als Minister das Wort: „Niemand von uns denkt daran, irgend welche wohlerworbenen Rechte der Kirche zu beeinflussen, und auch der konfessionelle Religionsunterricht kann ein ordcnt- liches Unterrichtsfach im Lehrplan der öffentlichen Schulen bleiben unter Wahrung der Gewissensfreiheit der Eltern und Lehrer." Kurz darauf nahm er dann als Politiker das Wort und sagte: „Ter konfessionelle Religionsunterricht muß an-Z der Schule verschwinden. Die Voraussetzung für das Ge lingen der Schulreform, namentlich auch aus dem Ostbiet dos religionslosen Moralnnterrichts, ist eine völlige Neugestal- tung des Lehrerbildiingswesens." Und er bezeichnest das als „eine der ersten Aufgaben der neuen Regierung". Nied lich ist diese Episode. Aber erstens kommt's oft anders zweitens als man denkt. Als das christliche Volk Württein- bcrgs dann dem Politiker des Kultus die gebührende Ant wort gab, da sah sich die württembergische Regierung ver anlaßt, d e n Minister d e S K uItuS fallen zu lassen und ihr Präsident gab in der Kammer folgende Erkl ä r n n g ab: „Wir in der provisorischen Regierung gehen daher auch davon aus, daß darüber hinaus grundlegende N c u e r ii n g e n ans dem Gebiet der Staatsverwaltung, insbesondere auch ans dem Gebiet deS Kirchen- und Schulwesens, nicht in An- griff genommen werden können. Ueberdies wird ja erst dis Verfassung sür alle die geplanten Reform arbeiten den Eirund und Bode» zu sclzasfen haben." Und bei uns in Sachsen! Da regiert ans der ganzen Linie die Seele des Politikers. Es wäre ja auch wohl zn viel zugeinutet, wenn inan Herrn Buck nahelegcn würde, entwcier einige Pflöcke zurückziistecken oder — zu gehen. Es wäre ja ein unersetzlicher Verlust sür -Sachsen, wenn wir keinen Buck mehr hätten. Und das christliche Volk ist auch nickt eine Partei wie die Unabhängigen, das man mit Samt handschuhe» anzufassen brauchte. Die Konsequenzen scheint man nicht zu bedenken. Wir haben in der Wendensrage unseren Standpunkt deutlich zum Ausdruck gekrackt. Aber wir erklären nochmals, daß wir die Forderungen der Wen den ans Erhaltung des bisherigen Verhältnisses von Kirche und Staat wie Kirche unl Schule zu den nnsrigen machen. Und wir erklären weiter, daß, wenn hier die Negierung plötzlich den starken Mann spielt, sie auch die Vera nt- wortnng sür die Folgen zu tragen hat. Dabei möchten wir einmal die Frage anfwerfen, wer denn eigentlich bei uns regiert: Jede r Minister in sei n e »i Nes- s o r t n n a d h ä n gig füriichallein oder das G c > > a in t in i n i st c r i ii »i. ES ist das eine Frage, die wir auch der Volkskammer sehr eindringlich zur Behandlung empfehlen möchten. Wir brauchen keine Politik der zwei Seelen, sondern eine Negierung fürs ganze Volk. Heute nötiger, denn je. lwl. Putschpolilik. Leb ren und Wirkungen des Berliner Gene r a l st reit s. Von unserem Berliner Vertreter. Wieder einmal werden in Beilin blutige Straßea- ichlachten ausgesochten. Wieder einmal haben die furcht- barsten jemals ersonnene» Mordwaffen ihr fürchterliches Weit gegen eigene Volksgenossen vollbringen müssen. Tie Pntschpolitik der K o in in n n i st e n und Unab hängigen hat cS nicht anders gewollt. Die Vorgeschichte und der Verlauf deS Berliner Gene ralstreiks sind kennzeichnend für das Gebaren einer brutal aiiftrctenden Minderheit, welche mit Revolvern, Hand granaten und Maschinengewehren der anderen Richtung ihre Meinung anszuzwingen stickt. Die Mchrlieitssozialisten wurden in die Minderheit gedrängt, aber nur dadurch, daß sie sich vor den bliilrünstigen Droluingen der Gegen seite wenig tapfer zu rückzogen. Ein maßloser Terror griff Platz. Wie der Streikbeschluß, so wurde auch die Durchführung des Streiks mit den gewalttätigsten Mit teln dnrchgesetzt. Streikposten hinderten mit Waffengewalt die Arbeitswilligen. Das schamloseste aber, was sich die Spartakisten im lieblichen Bunde mit den Unabhängi gen leisteten, war aber doch der gegen die Mehrhcitssozia- . listen gefaßte unerhörte Beschluß, den Streik auch ans die Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke der Riesenstadt aiiszudehnen. Die Mehrheitssozialiften haben nach Annahme dieses Beschlusses ihren Austritt aus drr Streikleitung erklärt. Es verdient, sür alle Zeiten festge halten zu werden, das; dieser niederträchtige Beschluß, der ärmsten Arbeiterfrau Las Gas abzuschneiden und ihr das Warinkochc» der Milch für ihre Kinder zu verwehren, daß dieser Beschluß dem nach Wasser lechzenden Kranken, die unter Umständen letzte Labung zu verwehren, von den Un abhängigen in ihrer etwa 300 Mann starken Fraktion in i t allen gegen nur fünf Stimmen gefaßt hat. Die Unabhängigen, welche in der Nationalversammlung so tun, als ob sie kein Wässerchen zu trüben vermögen, haben sich damit als die S ch r i t t in a ch e r der Spartakisten und Kommunisten erwiesen. Tie Mehrheitssozialiften haben, nackdem dieser Beschluß gefaßt war, beschlossen, den Streit abzubrechen und für sich tic Arbeit wieder aiifziinehiiien. T: Beteiligung an dem Streik durch die Mehrhcitsso.zialdenw kratie war veranlaßt durch eine unselige gewerkschaftlich' Hauspolitik, die bei den freien sozialdemokratischen Gewerk schäften schon immer Gang und Gebe war, und die sich nun- mehr bitter gerecht hat. Die Mehrheitssozialdemokraten sehen das auch ein. .tieidcr aber ist es sür vstles sckM.'- zu spät. Millionen von Menschen haben unlei dieser Poiink leiden müssen. Die MelulicitssozialdemokraÜe ist auch nicht von der Schuld daran seeizliiprecken. das; die Kommunisten nun z» einer Putschpoiitil nberaeben lrnnen. Wa-, sich -aus diesem Gene:alslecik in Berlin wirtschaftlich und pe-ln:-ch noch entwickelt, ist im Augenblick noch gai nicht abzuseueu. Bei der ganzen Geistesverfassung der Unabhängigen und Kommunisten ist nicht darauf zu hoffen, das; sie von il.rer Taktik der Gewalt abgehen werden. Sie werden sich neue Objekte und neue Vorwände aiisiuchen, an denen sie -uielK '- iiin politische Geschäfte zu machen vcrstichcu, auch wenn seist die Berliner Beweguna, die von vornherein einen einsei: g pulschistischen Charakter trug, nicdergeworfen ist. Wir stehen vor Dingen, von denen nur noch nickt wisst:,, ob sie all der Prüfungen Krönung darstellen oder ob mir neues, bis jetzt noch nicht geahntes Leid in aberma!>. er Steigerung erfahren müssen. Unser ganzer Staatsb. u wankt. Wir stehen täglich, ja stündlich unter der unge heuerlichen Ungewischeit, von deii stürzenden Trümmern er schlagen und begraben zu werden. Eine feste, zielbewusste, politische Führung der Geschäfte ist unmöglich, weil niemand fest und sicher weis; und weil niemand ein Ziel kennt. Was jetzt gesckmfscn wird, kann in der nächsten Stunde schon wie der zertreten und aufgelöst sein. Und was ist der Grinst) und die Ursache alles Uebels? Nichts anderes a!3 der Mangel an Autorität. Daran gehen wir zugrunde. Eine Staatsgewalt, welche sich nicht ans Autorität anfbaut. und hinter welcher nicht die entsprechenden Machtmittel sieben, um sich Geltung und Respekt zu verschiffen, ist iealicher Gewalt entkleidet. Sie wird znm Spielball aller opposi tionellen Elemente. Tie Zerschlagung unseres kraftvollen Hceresvrganisinus rächt sich jetzt bitter just an denen, welche an diesen! Vernickstiingswerke selbst am meisten mitgewirkt haben. Tie bange Frage: Was soll werden? schwebt uns allen ans den Lippen. Das politische Konzilium, das in Weimar tagt, und daS doch berufen ist, auf Grund eines durch das freiheitlichste Wahlrecht bekundeten Volkswillens, wird ge lähmt und gestön in seiner aiifbaiicndcn Arbeit, wen» Glie der desielben Volkes draußen alles tun, um neben den staatlichen diesilben politischen Autoritäten zu zerschlagen, die sie sich selbst berufen und gesetzt haben. Keine Regicninb. kein Parlament, kann sich bei solchen Verhältnissen aiisrcHt halten. Kein Volk aber auch und' kein Land können solch«! Zustände, ohne ernstlichste Gefahr an ihrem Leben und Bestände zu nel>""n ei tragen. Umwälziingcn Wickler Art können — und die Geichichte aller Zeiten und VöUer be weisen uns das zur Genüge — vielleicht auf Wochen, auch am Monate aber mcmals dauernd wirksam bleib.-n. Es kam immer die Reaktion. Allzu scharf macht schrick''i. Dieses Wort hat auch für die Politik im Staats- und Wiistn'asts- leben der Völker seine Berechtigung. Wenn es uns -rar nicht eriparr bleiben soll, daß wir alle Bitternisse, die enu'm Volk nach einem veiü»einen Kriege zngedacht »lerden können, durchkosten müssen, so dingen wir andererseits doch wieder die Gewißheit haben, daß jede Schuld ibrer Rache mrsiillt Daß dag Unglück, das über uns hereingebrochw ist, stch nickst noch vergrößere, an dieser Arbeit mitznwirten, ist unser aller Aufgabe. Die Ernähruugsfrage in der National versammlung. Präsident Fehrenbach eröffnet die Sitzung 2 Uhr 2<» Min. Auf der Tagesordnung steht die Interpellation: der Abgg. M üller - Breslau (Soz.), Gröber (Zentrum) und v. Paher (Demotr.): „Tie in Deutschland greifbaren Erntevorräte reichen nicht ans, das deutsche Volk bis zur (Anbringung der diesjährigen Ernte zu ernähren. Was ge denkt die Regierung zu tun die Ernährung des deutschen Volkes s i ch e r z u st e I l e n?" Abg. D.r Pe tersen (Demotr.) führt zur Begründung der Interpellation aus: Tie Negierung »ms; mit absoluter Wahrheit und Klarheit dem deutschen Volke sagen, wie die Lage ist. Andererseits müssen wir das moralische Gefühl unseres Volkes anfriisen. um die Lag: zu verstehen. Arbeit ist notwendig, »m die neue Ernte vorznbereiten und um in der Industrie Waren zu produzieren, die als Zahlnngs- mittel für die Importe vom Ausland dienen. Vor lauter Sazialisiernngswut hungert unser Volk. (Sehr richtig! b. d. Demotr.) Weiter fordern wir den Abbau der KnegSorgcun- saticnen. Hier gilt es hart zn sein und durchzugreifen. (Beifall.) Znm zweiten haben wir unsere Interpellation