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Mittwoch, 27. AllMst Nr. r rZS L8. Jahrg. Geschäftsstelle und Nsdaktionr Trcsdcn-A. 16, Holbcinftrahe 4b Fernsprecher 21 3SS P»ftscheckkynto Leiptin 1471»? «rcu-.»V»etS: AuSgabe X mil Muslr. Beilage kierteljtihrltch ».88 In Dresden und ganz Deutschland frei HauS 6.1«' V. — Ausgabe N vierteljährlich ».S8 In Dresden und «an, Deutschland ftei Haus » NO — Die Sächsische Boltszeuimg erscheint an allen Wochentagen nachmittags. — Sprechstunde der Redaktion: 11 bis 1!r Uhr vormittags. Anzeigen, Umrahme von GeschäftSan,eigen bis IN Uhr, von Familienanzeigen bis II Uhr vorm. — PrrfS fkr dt« Petit-Epaltzetle 4« 4, im RcNameteil 1 Familien-Sin,eigen !« — Für undeutlich geschriebene, svtvie durch Fern- sprecher ansgcgebene Anzeigen künnen wir die Verantwortlichkeit sür die Richtigkeit der Textes nicht übernehmen. Gründe des wirtschaftlichen Niederganges Tie menschliche Gesellschaft in ollen Ländern und bei -illm Völkern wiederhallt von Klagen über den wirtschaft lichen Niedergang. Dabei bilden auch die siegreichen Staaten und Nationen leine Ausnahme. Das ist ein Beweis dafür, daß auch der Sieg nickst notwendigerweise -wirtschaftliches Meitien bringt. Er vermag- nur die Folgen des Welt- kriegcs iir wirtschiftlichr Beziehung zu lindern, insofern ec- gelingt, die dadurch entstandenen Lasten teilweise auf die Besiegten oder die neutralen Völker aibzuwülzen. Tie fruizösich Presse t>at während der Friedensverhandlung uiiiiier betont, daß ohne deutsch Kriegsentchdigung Frank-- »ich auch als Sieger bankerott werden müßte. Und trotz dieser dcntschn Kriegsentschädigung, deren Zahlung bald nach'Inkrafttreten des Friedensvertrag-es eintrcten soll, wird nch da? französische Jahresdefizit in den nächsten Jahren nicht >ms einige Milliarden, sondern ans mehr als 10 Milli- aide» jäbrlich belaufen, ein Fehlbetrag, der natürlich nur durch Vermögensabgabe im erhöhtesten Maße gedeckt zu iimdei! vermag. Es ist bezeichnend, daß die Staaten der tüitente im Fned entwert rage init Deutschland ausdrücklich die Klausel aufgenomnien haben, daß die Bevölkerung des deutschen Reiches zum Zwecke der Zahlung der der Entente Hz»-,ebenden Entschädigungssumme nicht geringer besteuert mei den dürfe, als die Deutschland gegen überstehende Jtanteichvölkernng. Damit wird znm Ansdriicke gebracht, das; die außerordentlich großen Lasten, die der wirtschft- liche Notstand infolge des Weltkrieges lind der Welt- rwolution hervorgcrnsen bat nur durch außerordentliche Äeiier» und Vermögensabgaben, die eine ganze Reihe von Ichren dauern werden, ans der Welt geschffen werden kenn. Der große Mißstand, der in allen Staaten und bei allen Völkern hervoistritt — natürlich'im wirtschaftlich und politisch zertrümmerten Mitteleuropa am meisten — ist der. Saß die eigentlichen dem Verbrauche und dem Nutzen der menschlichen (Gesellschaft bienenden Vorrichtungen an Zahl ind an inneren Werte ad-genommen haben, während sich tue Zahlungsmittel lind Wertpapiere aller Art während der gleichen Zeit in ungeheuerlicher Weise vermehrt haben. Je größer dieses Mißverhältnis zwischen eigentlichen Lebens fern und den papiernen Zahlungsmitteln für diese ist, desto kTrötzer ist die Teuerung. Am stärksten tritt diese im gesärlagenen nnb zertrümmerten Mitteleuropa hervor und uoturgeinäß daselbst wieder dort am meisten, wo riesige Mengen von Zahlungsmitteln angelläuft sind, dabei aber eine verhältnismäßig geringe Anzahl von Verbranchsgütern, Sie der betreffenden Bevölkerung nickst zu -genügen ver mögen. Die Weltrevolution cht ganz ähnlich wie der U-Boot krieg, militärisch und Politisch nicht entschidend, nur zer störend zu wirken vermocht. Genüße deutschnationale Po litische Kreise haben sich von dem einen wie dem anderen dieser Schreckmittel -große Wirkungen auf die Feinde ver sprochen-, in Wirklichkeit haben aber beide Mittel -die Wirt- -äaafllich Lage des Feindes, lvohl schwer geschädigt, in noch hötierci» Maße ist aber diese Bescl-ädigung auf die Be- iMerung Mitteleuropas zurückgefallen. Die bolschwistischn Treibereien in England haben dort eine Kohlenkrise hervor- gerufen, deren Wirkung sich bald auf Frankreich und Italien erstreckt hat, die nun umso stärker die in den -Hände» der Ententetruppen befindlich!! Saarkohlenlager in Anspruch nehmen. Aehnliche Wirklingen, hat auch der bol schewistische Kohlenarbeiterstreik in Oberschlesien hervorge- nise». Bereits im Jahre 191tj ft die russische Revolution den Kaiserreich» Mitteleuropas keinen dauernden Nutzen i„ bringen vermocht, weil das wirtschaftliche Leben und die landwirtschftlich Exportfühigkeit dadurch zugrunde ge- richtet worden stub. Das revolutionierte Rußland wurde sonach nicht nur politisch, sondern auch wirtschstlich zu einer Last für die .Kaiserreich Mitteleuropas, obgleich deren Truppen in FUew, Riga und Odessa standen. Die ans der cussischn Revolutionsbewegung fiel) fortentwickelnde Welt- rwolution verniag überall nur zerstörend zu wirken: die Lohnforderungen der Arbeiter steigen überall und zwar innsvmebr, je stärker die Streiks hervortreten, die seitens der einzelnen Regierungen und der Unternehmer durch LohnertMungen und Verkürzung der Arbeitszeit beschvich- tich werden. Die Folge davon ist aber, daß in den reichen überseeischen Ländern und in Frankreich die Arbeitsinst imniei mehr zurückgoht, daß sich das Volk dort gewöhnt, nah^u mühelos Einkommen zu beziehen, diese Einkommen werden aber naturgemäß dazu gebrauchst, um die Lebens haltung -er dortigen Arbeiterbevölkerung bedeutend zu ver bessern. Die Folge davon ist, daß die Staaten Westeuropas und Amerika nach Mitteleuropa viel weniger und vier schlechtere Lebensmittel gelangen lassen, als dies der Fall iväre, wenn die Weltrevolution in Europa und Amerika nicht bis zu einem gewißcn Maße Erfolge anlsziiweisei. Patte. In Mitteleuropa selbst bat es die steigende Teuerung verbunden mit der fast willigen Ausschließung aus dem .Handelsverkehr mit Westeuropa und den überseeischen Staaten zustande gebracht, .daß auch die große Erhöhung der Arbeiteilöhne und Gelstilter, bie infolge des Weltkrieges und der Revolution eingetreten ist, den Aisteitern und Angestellten unserer Länder bei weitem nicht jene Lebens- genüsse zu verschaffen vermag, deren, sich französisch und englische und amerikanisch Arbeiter zu erfreuen vermöge». In Ungarn und in russischen Kommiinistenlänbern liegen die Verhältnisse noch schlechter. Tie Sprengung der alten Wirtschaftsgebiete, die durch drei Reiche, Deutschland, Oester reich-Ungarn und Rußland gegeben waren und die mit einander ein wirtschstlich fast -gleichartiges Entwicklungs- gebiet bedeuteten wie Nostdamerika, infolge des von Wilson verkündeten Selbstbestimmungsreckst der Völker, hat die nun begründeten Nationalstaaten zu fast ohnmächtigen Wirt schaftsgebieten geinacht. Die Trennung der Tselieckivslovake: von Deutschböhmen und Ungarn hat in diesen die scliwere Kohlenkrise hervorgerufen, deren wirtschstlich und soziale Folgen geradezu unübersehbar sind. Aehnlich liegen die Verkstiltnisse für Großrnßland, daß der Kohlenznfuhr ans dem Donaiigebiet und der Petroleiimgiiellen ans dem Kaukasus entledigt wurde, seitdem Lenin und Genossen auf die Zugehörigkeit dieser von dem einstigen Zaren erworbenen Länder verzichtet Fst. Ter wirtschaftliche Niedergang ist eine Folge mannigfacher Ursachen, die nickst allein in den mili tärischen Zertrümmerungen des Weltkrieges zu such» sind, sondern -ganz im besonderen in den politisch» und gesell» schftlichen Auswirkungen der von Toren fv hochgepriesenen angeblich völkerbesreien-den Weltrevolution. Katholische Geselle«, tretet dem katholische« Gesellenverei« bei! An die katholischen -Handtverksgescllen und gelernten Arbeiter ergeht heute der Ruf und die Einladung znm Ein tritt in den >k a t h o l i s ch e n Geselle n v erei n. Ter katholische G e se l I e n v e r e i n ist die älteste katholische Standesorganisation. Er wurde ii» Jahre 1840 vom Gesellenvater Adolf Kolping, der zuerst Schuh- machergeselle, später Priester war, im enchten Anschluß und auf dem festen Fundamente der katholischen Kirch ge gründet. In den sieben Jahrzehnten seines Bestehens Hai er überaus großen Segen gebracht für seine Mitglieder, für das deutsche .Handwerk und für unser gesamtes kath. Volks leben. Ter katholische Gesellenverein ist der Bahnbrecher und das Vorbild für di-e verschiedensten katholischen Or ganisationen geworden. Durch den katflischen Gesellen verein sind tausende und abertausende katflischer Männer hindurchgegangen und verdanken ihm ihre zeitlich Wohl fahrt und ihr ewiges Glück. Auch heute noch ist der katholisckie Gesellenverein eine der notwendigsten Organisationen, dessen Tätigkeit durch keine andere ersetzt, dessen Ausgabe von keiner anderen Organisation übernommen werden kann. Ter katholische Gesellenverein ist die Standesorgani- sation der katholischen .Handwerker und jungen Männer im Alter von 17 bis 26 Jahren: er steht also zwischn dem Jngendverein und dem Arbeiterverein. Er setzt sich zum Ziel: die religiös-sittliche Erziehung seiner Mitglieder, deren fachliche Ausbildung, ihre Po litische und soziale An fk llä r n n g. Er will seine Mitglieder vorbereitcn ans den Meist er st and und für das künftig« Familienleben. Er ivill sie zu brauchbaren, tüchtigen, vollwertigen Staatsbürgern erziehen. Religion und Tugend, Arbeitsamkeit und Fleiß, Eintracht und Liebe, Frohsinn und Scherz, sind vier Wahlsprüch, gleichzeitig aber auch die vier wich tigsten Programmpunkte des Vereins. Religiöse Belehrung ist heute notwendiger als je. Die Werkstätten lind Fabriken sind die Kampfplätze ge- ivorüen, auf denen die religiösen und politischen Streit fragen unserer Zeit ausgesuchten »verden. Religiöse Fragen und Wahrheiten werden von sozialdemokratischen Schreien, und .Hetzern niit einigen eingepauckten Schlagwörtern ab getan, und systematisch wird daran gearbeitet, nur vor allen Dingen den noch güubigen jungen Werkstnttgcnossen für den Unglauben reif zu machen. Gegenüber diesen Bestre bungen betrachtet es der katholische Gesellenverein als seine Hauptaufgabe, seinen Mitgliedern durch tiefgehende, reli giöse Aufklärung und Belehrung eine feste Glanbensüber- zeugling zu ich,sc». Arbeitsamkeit und Fleiß sind Griliidpseile, unseres Ltaats- und Wirtschaftslebens. Das I-aden wir in den letzten Wochen immer und immer wieder rwn allen ei», sichtigen Männern gehört. Nur fleißige Arbeit u !> uner müdlicher Fleiß können uns eine Milderung der Folgen des Kriegseiendes dringen. Beruflich Fortbildung und fachliche Schilling sind als die Vorbedingung der rechten ArbeitSsreudlgkeit im Gesellcnverein stets gepflegt worden. Eintracht und Liebe verbindet die Mitglieder miteinander nicht bloß im einzelnen Lokalverein, sondern auch weit über diesen hinaus in allen l 900 Geselleiwereinen in Deutschland, Oesterreich, .Holland und der Schveiz. Wer als Mitglied in einem Lotälverein ausgenommen ist, ist zugleich auch Mitglied des großen Verbandes kattwlischr Geseilenvereine, der in 1900 Vereinen über 85 WO Mit glieder zählt. Wo der Geselle auf seiner Wanderschaft sinnen Wanderstab auch hinsetzt, in fast jedem Städtckvn findet er den katholisch» Gesellenvercin vor, in den er nickst als Fremder, sondern als Glied einer großen Familie eintrist. Vierhundert Vereine besitzen eigene -Häuser, von denen viele als Ledigerchime sür ortOsiemde Mitglieder eingerichtet sind. Frohsinn ii n d S cb e r z, heitece, edle (hcielligkei! haben neben den ernsten Bestrebungen des Vereins aber auch eine recht? Heimstätte in ihm. Gesang, Musik im- Theater kommen ebenfalls zur Geltung. Der Gestllenverein will seine Mitglieder erzielen und begeistern für alles Gute, Schne und Edle, er will seine Mitglieder hinführen zn den reinen, lichten Höhen wahrer Religiosität und treuen GlaiibenscifrrS zur Erreickuing der höchsten Vollendung, in ihrem Berufe zur Erfüllung opfer bereiter Kameradschstlichkeit und zu lwber, reiner, frechr und edler (h-eselluzkeit. Wohlan denn, katholischer Geselle, katho lischer junger Mann, der Du nickst gewillt bist, den sozialdenwkratisckM- Lockrufen, die Dir äuf Schritt .sind Tritt entgegentönen, nachzngel>en, folge dem Rufe des G e s e l I e n v e r e i n s, tritt ein. in seine N e i -h e n! AlsFr e und und B rnde > h e i ß en w i r dich herzlich willkommen! Meutereien deutscher Truppen im Baltikum Mitau, 26. August, lieber eine Gehorsamsvorloerge- rung deutsch», im Baltikum stehender Truppenteile wird folgendes gemeldete Tic lettländisch Regierung lwtte I>e- kanntlich den im Baltikum im .Kampfe gegen den BolsckrSwis- mus stehenden Truppen Bürgerrecht zur Anlied- l u n g v ersproche n. Dieses Dersprechn wurde g: - brochen. Die deutsch Regierung hat gegenüber dicier Stellungnahme der lcttländischn Nejüöru..g die Zurück ziehung der Truppen angeordnet. Der Kom mission-, die die Truppen im Interesse ihrer Forderung aus Siedlung zur Negierung gesandt tmtte, wurde wobln>ollcndo Erwägung zugesagt. Die Truppen, die ans dcmi Bericht der Kommission und der Tatsache der fortlaufenden Abbeförde rung von Truppen erkannten, daß ihr Streben nach Auf- reckstertialtiing ihrer Reclste und Bekämpfung des LBolsche wismus onßcrhal? der Grenzen Teutschlainds nicht Unter stützung findet, wollen sich nicht auslösen lassen und habe» durch ihre Vertreter am Sonntag den Bcsihlus» gefaßt, unter allen Umständen ihre mit ihrem Blute wohl- eniorbenen, durch Vertrag verbrieften Neckst? auf Bürger recht und Anüedlnng in Lettland aiifrechtznerh.ilt n. In Ausführung dieses Beschlusses wurde mit der B> c? um Un terstützung ein Telegramm an den Oberpräsidenlon Din- n i g alhgesandt, weitere an den Reichspräsident-'» Eberl, den Reichkanzler Bauer, an die Nationalver- s a m m l ii n g und an den RcickMvehrmrnfster N oske. -Hierzu wird uns von zuständiger Seite gemeldet'. Die NeichS-regieriing bat noch twr kurzem die lettisch Regie rung auf die Gefahren aufmerksam gemacht, die entstellen könnten, wenn die im BaOikum stehmden Truppen dem Befehl der Regierung entgegen jene (hegenden nicht verlassen wollten, in denen sie sich auzusiedeln hofften, nxnl ihnen durch Vertrag vom 29. Dezember 1918 das letti- sch Einbürgerungsreckst versprach» wir. Damit hat die deutsch Regierung das Versprechen erfüllt, das sie den Trnppendepiitationen gegcsten hatte, welch in Weimar vor stellig geivorden waren und die Stimmung der Truppen geschildert hatten. Im übrigen ist die Reichsregicriing ver- pflichtet, den F r i e d e n s v c r t r a g zu erfüllen, und sie nach deshalb mit allein Nachnick daraus bestehen bleiben, daß die Räumung des Baltikums schleunigst erfolgt. Der Schutz Ostpreußens gegen etwaige Ein«