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— Der Reichskanzler zeigte am Freitag, daß auch in seiner Seele Temperament herrscht. Wir hielten ihn bis- her für den stoischen Philosophen — nun sehen wir, daß er eS nicht ist. Allerdings ging er wieder zu wett in seinen impulsiven Worten. Die diplomatische kluge Mäßigung verlieb ihn. Denn wenn auch der konservative Führer v. Heydebrand in der Form zu weit gegangen sein mag, so durste der Kanzler nicht vergessen, daß Heydebrand in der Sache die Ansicht sehr vieler Deutscher aussprach. Auch tue Angriffe gegen England finden die Billigung. Bismarck hat gegen die englischen Intrigen in Sachen der deutschen .Kolonialbestrebungen viel schärfere Worte gebraucht, ohne datz eine diplomatische Berwicklung daraus entstanden wäre. Wenn auch Herr v. Heydebrand in seinen Angriffen zu weit ging, was wir nicht billigen können, so durste der Reichskanzler in seiner Antwort nicht noch weiter gehen. Wie kann er behaupten, datz die Rede des Führers der Konservativen eine „Wahlrede" war. datz seine Rede dem Parteiinteresse diene. daS Vaterland schädige und „Schmähungen der eigenen Regierung" enthalte? DaS war sehr unklug gegenüber einer groben Partei, auf die sich der Reichskanzler stützen mub. will er nicht den liberalen Block um Unterstützung — angehen. Aber auch nach links hat er eS durch die allerdings berechtigten An griffe aus Bassermann gründlich verschüttet. Datz er sich mit Angriffen nach beiden Seiten daS gedeihliche Arbeiten erschwert, hat der Reichskanzler nicht in Erwägung gezogen. „Die Abrechnung", meint der „Vorwärts", „bezog sich vornehmlich aus die Stellen, denen der Kronprinz gestern seinen Beifall geschenkt hatte. AIS ordinärste Wahldemagogie wurde entlarvt, was den Kronprinzen so sehr enthusiasmiert hatte. An dieser indirekten Zurückweisung der kronprinz- lichen Politik lag eS Herrn v. Bethmann Hollweg am meisten." Vielleicht wollte der Reichskanzler auch zeigen, dah seine Stellung beim Kaiser nicht erschüttert ist. Dafür hat er seine Stellung bei den nationalen Parteien er schüttert. Die „Deutsche Tageszeitung" meint: „Wie konnte der Herr Reichskanzler die politischen Werte übersehen, die in der Erklärung des konservativen Führers lagen, um deS Vaterlandes willen ein finanzielles Opfer zu bringen, das die Möglichkeit zeigte, über den schweren, unser ganzes Volk zerreibenden Parteihader hin weg das gesamte deutsche Bürgertum um ein grobe« natio nales Ziel zu vereinigen?! Wie denkt sich der Herr Reichskanzler überhaupt die weitere Entwicklung unserer politischen Lage, die nach Gesundung schreit, wenn er die verheißungsvollen Ansätze positiver nationaler Politik, die der erste Tag der Marokkodebatte brachte, derartig be- bandelt?" Nach der sanften RückzugSnntwort von Heydebrand sind die gestellten Fragen schon beantwortet. — Dak Weißbuch über Marokko, dessen Eingang der Reichstagspräsident am Sonnabend mitteiltc, ist ein „Buch" von zweieinhalb Seiten und enthält im ganzen zwei Nummern. ES werden darin zwei Notenwechsel zwischen Kiderleu und Eanibon, in denen noch einige Punkte frei gelegt worden sind, mitgeteilt. — lieber die Gründe, weshalb Katholiken vielfach von der Kirche abfnllrn, gibt folgende kurze Zeitungsnotiz be merkenswerten Aufschluß: 2 ch ö nwald, Obersrnnke», 7. November. Am Nefor- mationsfeste wurden dahier wieder unter grober Beteiligung der Gemeinde sechs von der katholischen Kirche übergetretene Personen in feierlicher Weise in die evangelische Kirchenge meinschaft ausgenommen. Ter Verlust für die hiesige UM) Seelen zählende katholische Gemeinde beläuft sich im Lause dieses Jahres nunmehr mit den Kindern auf 10 Seelen (25 Erwachsene). Es handelt sich übrigens meist nin Personen, die bereits in gemischter Ehe lebten oder eine solche zu schlie- s en beabsichtige». Ko nmentar übe: flüssig! en» 1 s^ — Tic Priigclri iin österreichischen Abgkvrdiictciihansk. Ter Abgeordnete Hummer zog de» Verzicht ans sein Mandat zurück n»d schickte dem Abgeordneten Iro seine Zeugen, weil dieser als Urheber der Mitteilungen bezeichnet wurde, die den Zusammenbruch zwischen Hummer und Malik veranlasst haben. N»m. — Ja der Ansprache, oie der Papst im Konsistorium H ilten wird, findet sich, wie uns »vu nertrauenswüidiger Seite niltget-iit wird, e,n Passus, der sich mit dem Kongicß der lnternationaleu Fieimaurerei in Rom b-stusst und energischen P'oteit dagegen eUiebt. Es hatte geheiben, der Papst werde eine eigene Kundgebung gegen dnse im September sluttgeliabte Versammlung der Logendelegierleu am Sitze de« Heiligen Stuhles erlasse», e« wurde daun aber die Fonu des Protestes in der Ansprache des Konsistorium« gewählt. Schweiz. — Nach dem Ausfälle der Stichwahlen wird sich d>r n-ue Nitivnalrat zusammeus.tzen an« litt Freisinnigen, 0 7 Katb olisch - Ko nsei vative», 16 Sozialdemokraten, 12 Mitglieder« d-S konservativ-protestantischen Zentrums und 7 Mitglieder» oer sozialpolitischen Gruppe. Spanien Ein Interview mit einem Hohr» Tiplomaten über Marokko veröffentlicht die „Eorrespondencin d'Espana" Ter Tiplomat ist der Meinung, der Schutz der Fremde» fülle derjenigen Macht zu, der die Polizeiinslrukteure nugehörteu. » Tetuau und Larrasch gebühre der Schutz Spanien, in Easablnuca Spanien und Frankreich gemeinsam. UcberdicS l ade Spanien vom ersten Augeuhlicke an vorgesehen, daß eS in Lairgsch zu intervenieren Hube, und Hube Fremkreich hier- !on Mitteilung gemacht, die keinen Zweifel zulasse Im Juni protestierte der srgnzvsische Gesondte gegen die Ent sendung spgnischer Schiffe nach Leirrnsch, und ngch der trotz dem erfolgten Lgndiing von neuem am l). »nd 10. Juni. Spanien erklärte, sich in den Grenzen seiner Rechte gehalten u habe». Ter Tiplomat bemerkte, nmn habe ein Gemetzel in Elksar befürchten können. Spanien hätte dann ohne eine )mterve»tio» die Verantwortung vor Europa getragen. Er zweifle nicht, das; Frankreich und Spanien zu einer Lösung kommen würden, die den Rechten und Interessen beider entspräche. — Nach dem Ergebnisse der Wahlen wird der neue Munizipalrat aus 29 Monarchisten und 22 Republikanern bestehen gegen 25 Monarchisten und 26 Republikanern im alten Rate. Die Monarchisten haben in Valencia gesiegt. >vatka»ftaaten — Der serbische König Peter ist am Sonntagabend mit grobem Gefolge, darunter auch der Minister des Aeutzeren, Dr. Mtlooanovttsch. nach Paris abgereist. «hin». — Die Revolution. Das Reutersche Bureau meldet aus Nanking von gestern: Die Kaiserlichen haben gegenwärtig in Nanking die Oberhand gewonnen und sind wieder einmal im Besitze der Stellen, die sie verloren hatten. Der Erfolg der Kaiserlichen ist teils der Entmutigung der Aufständisch)«!» wegen des Mangels an Munition, teils der Furcht, die das von den Mandfchus unter den Einwohner» angerichtcte Ge metzel allgemein-eingeflösst hat, zuzuschreibcn. Juanfchikai hat nach einem abermaligen Telegrammwechfcl mit der Ne gierung eingewilligt, zur Besprechung der Lage hierher zu kommen, lehnte aber den Vorsitz im Ministerrate nach wie vor ab. An- den deutsche» Knlonlen. — Künstliche Unruhen in Deutsch - Ostafrika. Man schreibt uns: „Daressalam, Ende Oktober 1911. Ste werden ja aus den hiesigen Zeitungen ersehen haben, daß vor einiger Zeit aus dem seit langem berüchtigten Sultanat Urundi, an der Norüspitze des Tangany.kaseeS sich hin- ziehend, der Ausbruch von lokalen Unruhen gemeldet worden ist. Seitens des Gouvernements wurde die ln Usambura stationierte Residentur Urundi ermächtigt, die nötigen Maßnahmen zu treffen. Auf diese Nachrichten wirft der Bericht des durchziehenden Schriftstellers Emil Zimmer mann, veröffentlicht in der S -O.-A. Rundschau vom 6. Sept. 1911, ein eigentümliches Schlaglicht; denn er behauptete, was durch Zuschriften verschiedener Missionare bestätigt worden ist. datz in jenen Gegenden gar keine Umuhen zu befürchten seien, datz vielmehr von gewisser Sette solche gewünscht würden, um nach so langer (!) FrtedenSzett wieder einmal Gelegenheit zu haben, sich kriegerisch zu betätigen. So hatte ein Askart, der nachher als schlatkrank bezeichnet wurde, einige Wochen ans eigene Faust Krieg geführt und die Eingeborenen stark gereizt. Die Folge war ein Ueberfall auf eine Karawane. Dies ist die Vor- geschichte. Jetzt kommt auf einmal, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, die Nachricht, datz die Operationen gegen die Ausständigen (l) beendet sind und datz die- selben große Opfer an Menschenleben erforderten. Da- mit aber nicht genug. Gleichzeitig trifft aus der- selben Gegend die Nachricht ein, datz die Hüttensteuer trotz des ausdrücklichen Verbotes seitens des Gouverneurs in jenen Bezirken erhöht worden ist und infolgedessen wie- derum Unruhen ausgebrochen sind. Infolge eines tele- graphischen Befehls des Gouverneurs mutzten natürlich alle Maßnahmen der Residentur rückgängig gemacht werden, was denn auch geschehen ist. So wett ist es also hier in Deutsch Ostasrtka gekommen, datz die Militärpartei sich offen gegen den Gouverneur auslehiit, man kann wohl keinen andern Ausdruck dafür finden. Und das alle« nur, weil ja ganz einfach der Besitzer des LeibblatteS des Kommandeurs der Schlitztruppe eine empfindliche Geldstrafe erlitt und ausgewt.se» wurde. Daß et» solcher nicht länger an der Spitze einer sonst vollkommen zuverlässigen und sehr braven Truppe, deren übrige Führer absolut von solchem Tun nichts wissen wollen, bleiben kann, liegt wohl auf der Hand. Die meisten dem Gouve'neur Frhr. v. Rechenberg gemachten Schwierigkeiten dürften, das pfeifen hier die Spatzen von den Dächern, auf jene Cligue zurückzusühren sein, als deren Haupt der frühere Pastor und dessen treibendes Moment, der Kommandeur bezeichnet werden. Hier sind alle ver ständigen Leute einig, daß ein besserer Gouverneur nicht kommen kann. Frhr. v. Rechenberg, dessen Gesundheit unter solchen Zuständen natürlich schweren Schaden ge nommen Hai. ist einer der besten Kenner der Eingeborenen und kennt das Land von oben bis unten ausgezeichnet. Jur Wahlbewegung. Der Zrntlumswahlverein für da» Königreich Sachsen hielt am Sonntagabend 7 Uhr im Kulmbacher Hof (Schloß- straße), unter dem Vorsitze de» Herrn E. Hanisch, eine voll zählig besuchte Sitzung des Vorstandes und der Vertrauens männer ab. Es wurde über die Organisation im Lande Bericht erstattet und die Bildung von neuen Orts gruppen warm begrüßt. Verschiedene Anfragen wegen der Stellung der ZentrumSwähler in einzelnen Wahlkreisen zu bestimmten rechtsstehenden Kandidaten fanden eine gründ- liehe Beiatung und Formulierung der Richtlinien, welche den Gesinnungsgenossen tu den Wahlkreisen zur Darnach- achtung empfohlen wurden. Mit großer Freude wurde die Mitteilung begrüßt, daß in der am Dienstag, den21.Nov.. im Krtstallpalast (schäserstraße 46). stattfindenden öffent- lichcn Versammlung des ZentrumSwahlveretuS Herr Reichs- tagüabgeordneter M. Erzberger einen Vortrag halten wird. Außerdem wird an diesem Abende der Sekretär deS Zentrums-RetchSverbandeS, Herr Dr. Abel-Berlin, sprechen. Es wurde Wetter der Beschluß gefaßt, vorläufig regelmäßig alle 14 Tage eine Sitzung de» Vorstandes und der Vertrauensmänner abzuhalten. Erst gegen Mitternacht wurde die arbeilsreiche Sitzung geschlossen. Aus Stadl und Land. Dresden, den IS. November 1811. —' Seine Majestät der König besuchte gestern vormittag de» Gottesdienst in der katholischen Hofkirche, erteilte von '/«12 Uhr an eine größere Anzahl Audienzen im Residenz- schloß und nahm "/«I Uhr an der Familientafel bei Ihrer Königlichen Hoheit Prinzessin Mathilde teil. Der Monarch begibt sich am 14. November früh zur Jagd nach Thallwitz und tritt von dort am Abende die Reise zum Jagdaus».nt- balte nach Tarvis an, von wo er am 1. Dezember nach Dresden zurück,»kehren gedenkt —* Konferenz im Kultnsministcrium über die Volks- schnlreform. Anläßlich der Beratung der Volkssclsulreform- anträge war die Staatsregierung seinerzeit von der Zweiten Kammer ersucht worden, „bei der Vorbereitung deS Gesetz. cutwurfes .... sich des Beirates solcl-er Personen zu be dienen. welche vermöge ihrer Erfahrungen und Berufstätig keit besondere Sachkenntnis besitzen". Das Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichtes hat nun an zwei Tagen der vergangenen Woche zugleich in Erfüllung dieses Wun- sches die Neuordnung des sächsisck)en Volksschulwesens zum Gegenstände der Beratung in einer Konferenz gemacht. Eingeladen waren mehrere Amtshauptlcute, mehrere Ober bürgermeister großer, mittlerer und kleiner Städte, Ge- meindcvorstäiide. mehrere Bezirksschulinspektoren, je ein Vertreter der Geistlichen, Seminardirektoren, Vezirksärzte und Schulärzte, eine größere Anzahl von Schuldirektoren und Lehrern, sowie eine Lehrerin, zumeist Vorsitzende der hauptsächlich in Frage kommenden Fachgruppen, ferner Vor sitzende und Mitglieder von Schulausschüssen und Schulvor- ständen, endlich eine Anzahl von Vertretern des Eltern hauses, die sämtlich von Amtshauptinannschaften und Stadt räten dem Ministerium benannt waren. Im ganzen hatten sich 4i Teilnehmer eiiigefunden, denen der vorläufige Ge setzentwurf vorher mitgeteilt worden war. Die Beratung wurde durch eine Ansprache des Herrn Staatsministers DDr. Beck eingeleitet, in der er unter Hinweis auf die wichtigen Aufgaben der Versammlung der Hoffnung Ansdruck gab, daß der freie Austausch der Ansichten zwischen den Vertretern der an der Volksschule beteiligten verschiedenen Gruppen der Bevölkerung aus allen Teilen des Landes zu tunlichster Klärung der Ansichten und zur Förderung des Zustande kommens dieses für unser Land so überaus bedeutungsvollen GesetzgebnngÜwerkeS dienen möge. An der Aussprack-e am 10. und 11. November beteiligten sich fast alle Teilnehmer. Nach Beendigung der Beratungen nahm der Herr Staats- ininister Veranlassung, der Genugtuung darüber Ausdruck zu geben, das; nahezu sämtliche wichtigen Bestimmungen des Entwurfes von grundsätzlicher Bedeutung fast durcl>- gäugig die große Mehrheit der Versammlung gefunden hät ten und das; die Beratung überdies wertvolle Anregungen gefördert habe, deren erneute Erwägung erfolgen werde. Am Schlüsse der Sitzung wurde noch von Herrn Oberbürger meister Geheimen Rat Tr. Beutler dem Herrn Minister für die Eiiibenlfiing der Konferenz der Dank der Versamm- lung und nochmals die Hoffnung ausgesprochen, das; der Meinungsaustausch die wünschenswerte Verständigung über die Volksschiilreform gefördert »nd das Zustgiidekommen des Gesetzes erfolgreich vorbereitet haben möge. — * Das Subinissivnsamt im Königreiche Sachsen hat eine Verfügung der Königlichen Generaldirektion der Säch sischen Staatseisenbahnen erreicht, wonach den sämtlichen sächsischen Eisenbahnbehörden aufgegeben wird, künftig bei öffentlichen Ausschreibungen die von den Bewerbern für die Ausschreibungsunterlagen zu hinterlegenden Geldbeträge, sofern die Einreichung eines vollständigen Angebotes recht zeitig erfolgt ist. unter Abzug des Portos an die Bewerber zurückznzahlen X Schächtvrrlwt und Landtag. Nicht weniger als sieben sächsische tierärztliche Vereine, ferner der Tierärztliche Lan desverband im Königreiche Sachsen und 21 sächsisch Tier- schiitzvereine haben sich an die beiden Kammern des sächsischen Landtages gewendet und gebeten, die Ständekaminer wolle die Siaalsregieriing ersuche», die am 20. Dezember 1910 erlassene Veroduung über das Schlachten in ihrem 8 6, in welchem das Schlachte» nach jüdischem Ritus (Schächten) geregelt wird, wieder anfheben zu wollen. Begründend wird folgendes gnsgeführt: In einer Eingabe an den Reichstag im November ION) haben sich die Schlachthofstierärzte der Rheinprovinz gegen die mit dem Schächten verbundene Tier- auälerei gewendet, »nd der Verein Sächsischer Gemeindetier ärzte hat im Anschluß hieran dem Reichstag und Bundcsrat eine Erklärung übermittelt, wonach er sich am 6. Oktober UNO ausdrücklich und einstimmig dieser Eingabe nnge- schlosse» hat. Er erklärte hierbei, daß „in der Praris dos Schächten eine rohe und verrohende, durch das moderne Bc- täiibuugsverfahreii länast überholte Schlachtmethode sei: die Humanität gebiete jedem gesitteten Menschen, der in der Frage sachverständig sei, mit aller Energie für die Beseiti gung der Methode des Schächtens einzutreteii. Den Kampf gegen das Schächten anfgeben z» »vollen, hieße einen Kultur sortschritt ersten Ranges preisgebeii: man könne den dent- 'chen Tierärzte», die i» de» Schlachthäusern ihr Leben lstu- briiigen müssen, nicht zumute», tagein, tagaus vermeid bare Tierquälereien zu sehen." Auch der Verein preiißiscl>er Schlnchthcfstierärzte hat sich auf den gleichen Standpunkt gestellt und ferner haben von sächsischen tierärztlichen Ver eine», niißer dem Verein Sächsisck)cr Gemeindetierärzte gegen das Schächte» Widerspruch erhoben: die tierärztlichen Vereine in de» Kreishauptmauuschafteii Leipzig, Bautzen und Dresden, der Verein sächsischer Bezirkstierärzte, der Verein der praktischen Tierärzte im .Königreich Sachsen und der tierärztliche Landesverband im Königreichs Sachsen. Außerdem 70 einzelne Schlachthofdirektoren »nd Schlacht- hoftieiärzte des Königreicl)eS Sachsen. Auch die Laien, die sich das Schächten angesehen haben, sind ohne Unterschied der Parteistellnng darüber einig, das; das Schächten eine außerordentliche Grausamkeit gegen die Tiere darstelle. Dies knni ganz besonders in der Sitzung der Dresdner Stadtverordneten vom 10. Juli 1911 zum Ausdrucke. Ein stimmig nahm das Kollegium einen eine Einschränkung des Schächtens nach Leipziger Muster erstrebenden Antrag an; von de» Redner» sämtlicher Parteien wurde übereinstimmend zilm Ausdrucke gebracht, daß man ain liebsten ein volles Verbot des Schächtens sehen würde, weil diese Schlackst- Methode dem christlich-sittliclsen Empfinden der Bevölkerung widerspreche. In gleicher Weise haben sich anläßlich einer das Schächten einschränkenden Schlachthofüordnnngsvorlage des Rates zu Leipzig die dortigen Stadtverordneten ausge sprochen. Daß die Bevölkerung des ganzen Landes ebenso denkt, wie die Stadtverordnetenkollegie» der beiden größten Städte, darüber kann kein Zweifel obwalten. —* Förderung drr Pferdeschlachtungru 1« Sachsen. Einer Anregung von seiten der preußischen und bayrischen Staatvbahnvermoltungen zufolge werden riegenwärlsg von der sächsischen Regteiung E>örteru„gen darüber angestellt, ob e» zweckdienlich sei. durch Eilelchterung der Einfuhr von Schlackst Pferden, durch Ein äßigung der Frachtsätze den Pferde» flelschkonsmn zi hcben. Die Nachtrags nach Pferdefleisch soll, wie uns von sachverständiger Leite mitgeteilt wir