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Sonnabend de« LS. Mai 1VN7. v. Jahrgang Nr. 118. 1 Msm 1 Unnkiiänai«-« Uaaklilatt fiirWadrdeit Reült n Freilieit l BALLr.r«^«^^ I Auuv>>u»!I>vrv ^U»rv,utt j,n UNiyrMi, MUP i!.Lruyru! «-»-'LL^L'LV' xWW'L?.L"-"- G Zun, Geburtstage Kr. Maj. des Tiönigs Friedrich August Voll Blüten schimmert das Geäst In diesen Maientagen, Da an des Königs Wiegenfest Die Herzen höher schlagen. Da licht von Hoffnungen geschwellt Die kühnsten Träume wachsen, Da hat Dein Volk sich eingestellt Am Königsthron von Sachsen. Wenn je ein Volk sich schlicht und wahr Treu hielt in Sturm und Nöten, So ist's Dein Sachsenvolk fürwahr, Das heut vor Dich will treten Und Dir bekennen will aufs neu, Daß es im Zeitgebranse In alter Lieb und alter Treu Fest hält zum Königshanse'. 1865 — 25. Mai — 1907 Und mag die Welt im Wirbeltanz Sich drehen wild im Kreise, Wir flechten Dir den Lorbeerkranz In alter, schlichter Weise! Heut klingt es au der Elbe Strand Und auf den Vergeshöhen: Herr, segne unser Sachsenland, Das; es ihm wohl mag gehen! Wo Fürst und Volk sich einig sind Im Wirken und im Handeln, Mus; Mann u. Weib, mns; Greis; u. Kind Den Pfad des Lebens wandeln! Da schweigen Neid und List und Has;, Der Tugend Saaten spries;en, Und Freude singt ohu' Unterlas; Den Zanbersaug, den sähen! Die Freude singt am heul'geu Tag, Hold wie sie nie gesungen, Und tausend Knospen sind im Hag Vu Blüten aufgesprungen. Die ganze Welt hat sich geschmückt, Weis; schimmern alle Äste, Wohin das Auge suchend blickt An Deinem Wiegenfeste. Glück ans! Noch viele, lange Jahr Sei'n Dir voll Glanz beschieden! Und Gottes Segen wunderbar Schirm Deines Lebens Frieden! Wir aber rufen frohgemut, Hell, jubelnd, tansendtönig: Wir bleiben Iren mit Gut und Blut Dir, nnserm Sachsen!onig! r. Die Crglinznnttswahlen in Qesterreich. Nach den am 23. Mai erfolgten Stichwahlen ist das Abgeordnetenhaus nunmehr ergänzt, und es läßt sich daS (Gesamtbild der Parteigrnppiernngen überblicken. Tie Sozialdemokraten errangen noch 25 Sitze; sie zählen also nunmehr 82 Abgeordnete und bilden die stärkste Partei. Nach ihnen kommt die christlich-sozial? Partei. Zn den 59 Mandaten eroberte sie noch sieben hinzu, so das; sie nunmehr 99 Abgeordnete zählt. DaS katholische Zentrum siegte noch in drei Wahlkrei sen, zählt also 3t Abgeordnete. Tie Deutsch-Frei sinnigen bermochten durch die gemeinsame Unterstützung aller deutschen Parteien zehn Mandate zu ihren 14 hinzu- ziifügen. Ebenso wetzte die Deutsche Volkspartei ihre Sck^arte teilweise aus, indem, sie nenn Sitze behauptete und nun 25 Abgeordnete hat. Tie deutschen Agrarier zählen mit den sieben dazu gewonnenen Sitzen insgesamt 18. Die drei Freialldentschen bekamen noch drei Mann als ZlNvachs. ivährend es den Alldeutschen Schönere,-Eonlenr gelang. Pier Mandate z» erringen. Die nichtdentschen Wahlkreise setzen sich zusammen ans 22 Iungtschechen, 5 Alttscheche», 33 böh mischen Agrarier». 11 katbolischen Tschechen, 19 radikalen Tschechen, 9 liberalen Slovenen, 15 katholischen Slopenen, 14 Italienern, 5 Rumänen, 5 Rnthenen, 8 Kroaten, zwei Serben, einem Tentschraditälen, einem Polen, einem Frei- sozialisten, zwei tschechischen Wilden. Was die Gesamtresiiltate in den einzelnen Kronländern anlangt, so sind non den in B ö b in e n genxihlten 139 Ab geordneten 33 Sozialdemokraten, und zwar 17 tschechische und 19 deutsche, 15 Iinigtscheckx'li, 2 Alttsck-echen, 23 tschechische Agrarier, 7 tschechische Ehristlichsoziale. 19 radi kale Tschechen verschiedener Schattierung, ein selbständiger Tscheclx', Graf Sternberg, 9 deutsche Fortschrittspartei, drei deutsche Volkspartei, 3 Alldeutsche, 1l Freialldeutsche, 14 deutsche Agrarier, ein Ebristlichsozialer und ein deutscher freier Sozialist. — In M ä h r e n sind bon den 49 ge nxihlten Abgeordneten 19 katholische Tschechen, 3 Alt- tschi'chen, 4 tschechische Agrarier, 7 Iungtschechen, ein wilder Tscheche, 19 Deutsch-Fortschrittlick>e. 4 deutsche Volkspartei ler. ein Freialldentsckn'r. ein Ebristlichsozialer und 8 So zialdemokraten. — Von den 39 Wablen in Steie r mark sind 29 Wahlergebnisse bekannt. Von den Gewählten ge hören 9 zum katholischen Zentrum, 9 sind Sozialdemokra ten, 3 deutsche Volksparteiler. 3 Ehristlichsoziale, ein All deutsche, ein Deutschradikaler. 3 katholische Slopenen und 3 liberale Slopenen. Das Ergebnis einer StiMahl zwi- schen einein katholischen und einem liberalen Slovenen steht noch aus. — Von den 11 Abgeordneten Dalmatiens wurden getvählt 8 Kroaten und 2 Serben. Das Stickfwahl- ergebnis zwischen einem Kroaten und einem Demokraten fehlt noch.— Von den 14 in der Bnko w i n a genählten Ab- geordneten sind 5 Ruthenen, 5 Rumänen. 3 Deutsch-Frei sinnige und ein Sozialdemokrat. — Von den 17 Abgeord neten für Triest, Gradiska und Istrien sind vier Sozialdemokraten, 3 italienisch Liberale, ein italienischer Katholik, 2 italienisch Ehristlichsoziale, 2 slovcnisch Katho liken und 5 slovenisch Liberale. — Von den 25 Abgeord neten in Tirol sind 13 Ehristlichsoziale, 9 italienisch Ka tholiken, 2 italienisch Liberale, 2 deutsch Pol ko Partei und 2 Sozialdemokraten. In Wien siegten bei den Stichtvahlen die Ehristlich- sozialen, die Freisinnigen und die Sozialdemokraten in je zwei Bezirke». Aussehen erregt die Niederlage des Anti semiten Mechanikers Ernst Schneider, gegen dessen Kandi- datur selbst ei» Teil der Ehristlichsoziale» war. Weitere charakteristische Wahle» sind: Handelominister Forscht wnrde in zwei Wahlkreisen getvählt, desgleichen der Inng- tschechnführer Dr. Kramarz und die Jnngtschechn Dr. Fiedler und Dr. Herold. Unterlegen sind der Tschchischnationale Klofae, der ehemalige verfassnngs- getreue Großgrundbesitzer Tr. Baernreither und der All deutsche Schlk. In Trantenai: siegte K. H. Wolf über Tr. Eppingei/ Getvählt wurden» noch der Deutschsreisinnige Tr. Urban lSaaz), Nitsche, Demel, Tr. Funke (Leitmeritz), Bachman». von der deutsch» Volkopartei Ebieü und Tr. Cteinwender, Tr. Erb, der Freialldentsche Rafael Pacher. Wenn wir das Wahlresultat insgesamt ins Auge fassen, so sehen wir, das; die Privilegienvertreter verschwun den sind; dafür erscheinen, ungefähr in derselben Anzahl, die Verfechter des sozialdemokratischen Programms. Tie radikalnationalen Parteien sind bei den Tentschn n»d Tschechen dezimiert worden. Besonders IxA es die tschchiscbe Nation vorgezoge», sich nicht mehr vorwiegend durch Hnssiten vertreten zu lassen. Bei den Italienern und Slo- veiien wnrde wie bei den Deutschen der Liberalismus fast zerschmettert, während die Polen, die ans ihre Geschlossen heit und ihre darauf süßende machtvolle parlamentarische Position so stolz waren, wie kaum eine andere Nation zer klüftet wurden, und besonders eine stattliche Scl>ar der von ihnen unterdrückten Ruthenen getvählt sehen müssen. Fest geblieben in der Erscheinungen Flucht ist in der Mitte des .Hauses das konservative Zentrum; aber nur scheinbar: die Zahl seiner Mitglieder ist nngrsähr dieselbe geblieben, aber die Mitglieder selbst sind vielfach andere getvorden, wie der ganze Ausbau der Partei. Die Fraktion Tirol ist aus dem Zentrum verschwunden, die Fraktionen Oberösterreich, Salzburg und Steiermark sind aber ent sprechend stärker ins neue Hans znrückgekehrt. Die Frak- tion Tirol finden wir in den zur größten deutschen Partei gewordenen Ehristlichsoziale» ansgegangen. Noch eine weitere Verschmelzung deS katholischen Zen- trnnis mit den Cl,ristlick>-Sozialen kündet die heutige Nummer der „Neichspost" als bevorstehend an. Der Ob mann der oberösterreichischen Gruppe -deS Zentrums Lan deshauptmann Dr. Ebenhoch will sich mit den 19 Abge ordneten seiner Partei an die Christlichsozialen anschließen. Sollte sich diese erfreuliche Nachricht betvahrheiten, dann würde es dem Reste der Partei kaum möglich sein, diesem, guten Beispiele länger zu widerstehen; auch die katholischen Abgeordneten aus Salzburg, Steiermark und Kärnten dürf ten sich in kurzer Zeit den Ehristlichsoziale» anschließen, die dann die stärkste politische Partei sein würde. Aber auch jetzt schon sind die Ehristlichsoziale» zur größten deutschen Partei geworden. Die Tatsache, daß die christlichsoziale Partei die stärkste unter de» deutschen Parteien geworden ist und das; auf sie die Mehrheit der deutschen Stimmmen entfallen ist, kann die liberale Presse nicht weglengnen, es tväre denn, das; sie die 999 999 christlichsozialen Wähler aus der dentsclien Nation ansschließen und nur die Wühler der jüdischen Herren Ofner und Knranda als echte deutsche Volksgenossen gelten lassen wollte. Tiefer Wandel der Dinge ist eine der wertvollsten Früchte der Wahlresorm, die auf diesem Gebiete rücksichts los alle Phantastischen Wahngebilde und Nebelschleier zer rissen und der nackten Wirtlichkeit Recht verschafft und der Falschmünzerei jener Kreise, die ans der nationalen Ge sinnung eine Hausse- und Baisse-Spekulation machen, ein Ende bereitet hat. Es ist nicht nötig, die Ausgaben, die der christlichsozialen Partei aus der so glücklich geänderten Situation ernxichse», erst zu betonen. Sie weiß, welchen Idee», welchem Programme, welckie» Leistungen und wel cher -Haltung sie das Vertrauen verdankt, das ihr die Mehr heit des deutsche» Volkes in Oesterreich ausgesprochen hat. In dem Zeichen, in dem sie bisher gesiegt hat, wird sie wei ter kämpfen. Politische Rundschau. DreZvcn, den 2^. Mai 18N7. Msgr. Capiito, der pästlickie Nuntius in München wird nach Ablauf seines Urlaubs wieder nach München zurnckkehren. Von seiner Abberufung, die in deutschen Blättern als bevorstehend e,klärt wurde, ist im Vatikan nichts bekannt. — Informationsreise nach Kick. Pom 3. bis 8. Inn, findet eine Informationsreise von Reichstagsabgeordneten »ach Kiel statt. 29 Abgeordnete lind insgesamt geladen, darunter vom Zentrum die Abgeordneten Erzberger. Spahn und Freiherr von Thnnesetd. Ter Zweck der Reise ist. die Anlagen und Werften in Kiel zu besichtigen; es werden auch Torpedoboote und Unterseeboote vorgesübrt und am Schlüsse findet ei» Manöver der Hocbseeboote statt. Tie Abgeordneten sind (Niste der Marineverwaltnng. Tie Be sichtigung dürste sehr interessant verlausen. — Im preußischen Abgeordnetenbanse tilgte am 23. d. Mt«, in Berlin in Anwesenheit der Kaiserin und der Prinzessin Eitel Friedrich die 41. Delegiertenveisaminlmig des Laterliindischen Frauen Vereins unter Leitung - des Staatsministers Dr. Schönstedt. — Generalmajor v. Deimling hat au den Kommissar der Freiwilligen Krankenpflege Fürsten zu SolmS-Baruth ein Schreiben gerichtet, worin er namens der Schntztruppo für Südwestafrika Dank sagt „für die Wohltaten, mit denen